Gruppenzwang und Konformitätsdruck. Der Asch-Effekt und seine Konsequenzen für pädagogisches Handeln

Zur Methodik und den Ergebnissen des Asch-Experiments


Referat (Ausarbeitung), 2014

12 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Der Asch - Effekt
2.1 Konformität
2.2 Formen von Konformität
2.3 Einfluss durch Minderheiten
2.4 Solomon Asch
2.5 Das Asch - Experiment
2.5.1 Das Ergebnis des Asch - Experiments
2.5.2 Pädagogische Konsequenzen des Asch- Experiments

Schluss

Quellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Bedürfnispyramide nach Abraham Maslow (Herrmann/ Fritz 2011, S. 114)

Abb . 2: (A) = Standardlinie; (1,2,3)= Vergleichslinien (Zimbardo/ Gerrig 2008, S. 675)

Abb. 3: Grafische Darstellung der Ergebnisse der Asch - Studie (Zimbardo/ Gerrig 2008, S. 675)

1. Einleitung

„ Laut Aktion Jugendschutz verbirgt sich hinter dem Begriff Mobbing das systematisch wiederholte Schikanieren von Einzelnen und diesüber einen längeren Zeitraum hinweg. Mobbing tritt laut ajs vor allem in Zwangsgemeinschaften wie der Schule oder dem Kindergarten auf. [...]Die Gruppe spiele dabei eine zentrale Rolle. Täter fänden Unterstützung in einem Teil der Gesamtgruppe. Aus Angst, selbst in die Gewaltspirale hineingezogen zu werden, schweige der Rest und billige damit das Geschehen. “ (Focus online 2006)

Die vorliegende Ausarbeitung beschäftigt sich mit dem Thema "Asch - Effekt".

Besonders in der heutigen Zeit erlangt das Thema Asch - Effekt oder auch Gruppenzwang an enormer Wichtigkeit. Wie eingangs mit dem Zeitungsartikel dargestellt, ist das Wissen um diesen Effekt verstärkt für pädagogische Bereiche von Bedeutung. Ziel dieser Ausarbeitung ist es, den Asch-Effekt zu verdeutlichen und insbesondere die daraus resultierenden Folgen aufzuzeigen.

2. Der Asch - Effekt

Bevor der Asch - Effekt detailliert dargestellt werden kann, ist es von Nöten den Begriff der Konformität darzulegen und zu erläutern. Im Anschluss daran wird kurz und prägnant Solomon Asch charakterisiert und seine Studie vorgestellt. Zuletzt wird dann auf das Ergebnis der Asch - Studie und die daraus resultierenden pädagogischen Konsequenzen eingegangen.

2.1 Konformität

Mit dem Begriff der Konformität ist das Übernehmen von sozialen Normen einer Gruppe gemeint. „ Konformität ist die Tendenz von Menschen, das Verhalten und die Meinungen anderer Gruppenmitglieder zuübernehmen. “ (Zimbardo/Gerrig 2008, S. 674) Konformität umgibt uns in verschiedenen Situationen im Alltag. So tragen viele Menschen bestimmte Kleidung, weil sie 'angesagt' ist, rauchen, weil alle in der Gruppe rauchen oder entwickeln einen Musikgeschmack, den auch die Freunde teilen (vgl. Zimbardo/Gerrig 2008, S. 676).

2.2 Formen von Konformität

Es gibt zwei Formen der Konformität. Zum einen den Prozess des Informationseinflusses und zum anderen den Prozess des Normeneinflusses.

Der Prozess des Informationseinflusses ist das Bestreben nach angemessenem Verhalten und das Verstehen hiervon in bestimmten Situationen.

Eine wichtige Voraussetzung hierfür ist eine mehrdeutige Situation. Hiermit sind Situationen gemeint, aus denen kein eindeutiges angemessenes Verhalten hervorgeht. So wissen wir beispielhaft bei unserem ersten Kirchengang nicht, wie wir uns in der Kirche korrekt verhalten müssen und wann man beispielsweise aufsteht. Um dies zu erfahren, beobachten wir in der Regel unsere Mitmenschen und ahmen ihr Verhalten nach. Wir gehen davon aus, dass andere Menschen qualifiziertere und nützlichere Quellen sind, als wir selbst (vgl. Aronson/Wilson/Akert 2008, S. 278). Als ein drastisches Beispiel für fehlgeleiteten informativen Einfluss zählt der Vorfall des My Lai-Massakers, welcher sich zur Zeit des Vietnamkrieges, im Jahr 1968, zutrug. Unerfahrene amerikanische Soldaten sollten in ein Dorf (My Lai) gebracht werden. Unterwegs erhielten sie die Nachricht von einem Piloten, dass das Dorf durch die Feinde besetzt sei. In Schussbereitschaft betraten die Soldaten My Lai. Dort warteten jedoch nicht die Feinde auf sie, sondern die Dorfbewohner. Trotz der nicht bevorstehenden Gefahr gab ein Leutnant jedoch den Befehl, die Dorfmitglieder zu töten. Ein Soldat begann sofort mit der Ermordung. In kurzer Zeit schlossen sich auch die anderen anwesenden Soldaten an. Es wurden alle Dorfbewohner hingerichtet (vgl. Aronson/Wilson/Akert 2008, S. 271).

Der Prozess des Normeneinflusses hingegen ist das Bedürfnis von Mitmenschen akzeptiert und geschätzt zu werden. Festgelegte Normen können auch dann geltend gemacht werden, wenn die Gruppe, die diese Norm festgelegt hat, nicht mehr existiert. Ein Beispiel hierfür sind Normen der Kirche, die vor vielen Jahrtausenden durch Menschen festgelegt wurden, die heute schon lange verstorben sind.

Menschen sind nicht in der Lage sich ohne soziale Kontakte wohlzufühlen. Dies wird unter anderem durch die Maslowsche Bedürfnispyramide dargestellt. Der amerikanische Psychologe Abraham Maslow hat im Jahr 1958 ein Modell definiert, welches die Motivation der Menschen darstellen soll. Die Bedürfnispyramide ist in fünf verschiedene Ebenen eingeteilt (Physiologische Grundbedürfnisse, Sicherheitsbedürfnis, Kontakt- und Zugehörigkeitsbedürfnis, Anerkennungsbedürfnis sowie das Bedürfnis nach Selbstverwicklung). Maslow geht davon aus, dass die Menschen zunächst der Bedürfnisse der untersten Ebene (Physiologische Grundbedürfnisse) Genüge leisten.

Erst im Anschluss wird die höhere Ebene für den Menschen von Bedeutung. Die untersten drei Ebenen werden von Abraham Maslow als Defizitbedürfnisse definiert.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Bedürfnispyramide nach Abraham Maslow (Herrmann/ Fritz 2011, S. 114)

So sind Menschen erst in der Lage sich wohlzufühlen, wenn diese drei Stufen befriedigt wurden. Zu diesen Defizitbedürfnissen gehört, wie auf der Abbildung zu sehen, ebenfalls das Bedürfnis nach sozialen Kontakten (vgl. Herrmann/Fritz 2011, S. 114f.). Dieses Zugehörigkeitsbedürfnis/ Kontaktbedürfnis führt häufig zum öffentlichen Compliance (Zustimmung) ohne private Akzeptanz. Das bedeutet, dass sich Menschen auch dann anschließen, obwohl sie eigentlich eine andere Meinung vertreten. Ein Beispiel hierfür ist das unten beschriebene Asch - Experiment (vgl. Aronson/Wilson/Akert 2008, S. 281). Laut Aronson, Wilson und Akert (2008, S. 291) gibt es variierende Gründe, welche sozialen Einfluss begünstigen. Zum einen die Stärke im Hinblick auf die Wichtigkeit der Gruppe. So wird davon ausgegangen, dass der normative Einfluss einer Gruppe verstärkt wird, wenn Menschen sich zu dieser zugehörig fühlen und Emotionen mit ihr verbinden. In solchen Situationen steigt die Konformität merklich. Zum anderen beeinflusst die Unmittelbarkeit in Abhängigkeit, wie nahe einem die Gruppe räumlich und zeitlich während des Einflussversuches ist. Zuletzt begünstigt die Anzahl der Menschen in der Gruppe sozialen Einfluss (vgl. Latanes 1981 zitiert nach Aronson/Wilson/Akert 2008, S. 291f.).

Um das Ausmaß der Konformität in unserer Gesellschaft noch einmal zu verdeutlichen ist die 1996 entstandene Studie von Robert Baron und seinen Kollegen zu erwähnen. Hierbei sollte der Einfluss der Wichtigkeit auf normativen - sowie informativen Einfluss verdeutlicht werden. Die Forscher stellten sich die Frage, ob Konformität bei zunehmender Wichtigkeit sinkt (Aronson/Wilson/Akert 2008, S. 274). Ihre Studie zeigte in Bezug auf informativen Einfluss, dass bei steigender Wichtigkeit einer Situation die Konformität in mehrdeutigen Situationen steigt (Aronson/Wilson/Akert 2008, S. 275). Robert Baron und seine Kollegen schufen eine Situation, bei der Probanden vorgegebene 'Täter' identifizieren sollten. Den Probanden wurden zu nächst vor jedem Durchgang ein Bild des jeweiligen Täters für eine halbe Sekunde gezeigt. Im Anschluss daran sollten sie aus einer vierer Männergruppe die Person identifizieren, die zuvor als 'Täter' gezeigt wurde. Hierbei ist anzumerken, dass der Täter in der Vierergruppe nicht die gleiche Kleidung trug wie auf dem zuvor gezeigten Bild. Das Identifizieren der gesuchten Person fand öffentlich in der jeweiligen Versuchsgruppe statt. Jede Gruppe bestand aus vier Mitgliedern. Drei von ihnen waren Helfer der Forscher, die zuvor über die Studie informiert wurden, ein Gruppenmitglied war der eigentliche Proband. Die drei eingeweihten der Forscher gaben ihre Einschätzung der Zuordnung des Täters zuerst ab. Um Konformität in wichtigen Situationen zu messen, gab es zwei große Testgruppen in der Studie um Baron. Zum einen die Gruppe mit hoher Wichtigkeit, der zu Beginn des Tests erklärt wurde, dass dieses Verfahren später einmal zur Auswahl von Augenzeugen angewandt werden soll und das Ergebnis dieses Testdurchlaufes dann die Normwerte darstellt. Weiterhin wurden die Teilnehmer durch die Aussicht auf Geld bei besonders genauen Werten motiviert. Zum anderen gab es die Teilnehmergruppe mit geringer Wichtigkeit, der erklärt wurde, dass der Test lediglich als Vorstudie zählt. Wie oben bereits erwähnt, zeigte dieser Versuch, dass sich Menschen vermehrt in erschwerten mehrdeutigen Situationen und steigender Wichtigkeit auf das Urteil anderer verlassen (Aronson/Wilson/Akert 2008, S. 274).

Zusätzlich wollten Baron und seine Kollegen ebenfalls die Bedeutung der Wichtigkeit in Bezug auf normativen Einfluss darstellen. Hierzu nutzten sie erneut die oben beschriebene Aufgabe der Täteridentifizierung. Um jedoch die mehrdeutige Situation auszuschließen, gab es eine veränderte Variable. Statt, wie bei dem Versuch des informativen Einflusses, das Täterbild für eine halbe Sekunde zu zeigen, sahen die Probanden das Bild für mehrere Sekunden und zweimal hintereinander. Wieder gab es, wie oben beschrieben, zwei Testgruppen. In der Gruppe mit geringer Wichtigkeit lag die Konformitätsrate bei 33%. In der Gruppe mit starker Wichtigkeit hingegen lag die Konformitätsrate bei lediglich 16%. Hieraus lässt sich der Schluss ziehen, dass anders als bei dem informativen Einfluss, die Konformität mit steigender Wichtigkeit sinkt (Baron et al. 1996 zitiert nach Aronson/Wilson/Akert 2008, S. 284f.).

[...]

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Gruppenzwang und Konformitätsdruck. Der Asch-Effekt und seine Konsequenzen für pädagogisches Handeln
Untertitel
Zur Methodik und den Ergebnissen des Asch-Experiments
Hochschule
Universität Osnabrück
Veranstaltung
Kontexte und Bedingungen beruflichen Lehrens und Lernens
Autor
Jahr
2014
Seiten
12
Katalognummer
V323243
ISBN (eBook)
9783668223844
ISBN (Buch)
9783668223851
Dateigröße
485 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Asch-Effekt, Gruppenzwang, Konformität, Solomon Asch, Asch-Experiment, Minderheiten
Arbeit zitieren
Nina Schibielsky (Autor:in), 2014, Gruppenzwang und Konformitätsdruck. Der Asch-Effekt und seine Konsequenzen für pädagogisches Handeln, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/323243

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