Punk! Einführung in die Jugendkultur Punk

Gezeichnet von Protest und Provokation


Hausarbeit, 2016

21 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

II Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung - Punk. Warum eigentlich?

2. Jugend als Jugendkultur, Subkultur oder Szene

3. Punk! - Provokation und Protest
3.1 Entstehung und Entwicklung des Punk
3.2 Antrieb und Leben
3.3 Hardcore - ein neuer Weg
3.4 Antifa und Punk

4. Fazit

II Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung - Punk. Warum eigentlich?

Punk erfordert eine Reaktion und damit hatte er gewonnen.

Der Begriff Punk wird von vielen mit Arbeitslosigkeit, Schmutz und no future assoziiert. Doch was steckt dahinter? Ist Punk einzig dieses reine Vorurteil, zeigt er nicht Selbstverwirklichung und die pure Freiheit?

Wenn für einen selbst Fragen zu einem bestimmten Thema aufkommen, sollten diese eigens erfragt und recherchiert werden. Denn es wird kein anderer, diese Fragen so gut beantworten können wie der Forschende selbst.

Punk steht jedenfalls in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung für eine rebelli- sche und provokante Jugendkultur (vgl. Baacke 2007, S. 75), was ihn einerseits inte- ressant aber auch abschreckend macht. Es geht viel um Zerstörung und wenig um gesellschaftliche Verbesserungsvorschläge, hat der Punk wirklich keine reale Lösung anzubieten? In dieser Arbeit geht es um die Erörterung des Phänomens Punk und den Hintergrund der Protestbewegung. Ziel ist es durch die Auseinandersetzung mit dem Punk, sein Verhältnis zur Gesellschaft zu verstehen und die Entwicklungen einzuord- nen.

Aus Sicht der Jugendkultur- und Szeneforschung ist Punk kein sonderlich neues Phä- nomen. Seit dem Auftreten des Punk wird dieser versucht zu verstehen. Eine der Ers- ten und auch heute noch bedeutsamen Auseinandersetzungen mit dem Punk als Kul- turform ist die Studie, ÄSubculture, The Meaning Of Style“ von Hebdige (1979). Diese konnte aufgrund des eingeschränkten Zugriffs durch die Bibliotheken des Saarlandes nicht in diese Arbeit einfließen.

In der vorliegenden Arbeit wird versucht mit der am besten geeigneten Literatur zum Thema ‚Punk!‘ zu arbeiten. Die Aktualität wird durch das Buch ÄLeben in Szenen“, ver- öffentlicht 2010, und dem in 2013 veröffentlichten ÄPunk in Deutschland“ garantiert. Beide Bücher nehmen Bezug auf ältere Literatur, wie Brake ÄSoziologie der jugendli- chen Subkulturen“ (1992) und Baacke ÄJugend und Jugendkulturen“ (2007). Aufgrund der häufigen Zitierung und inhaltlichen Schwerpunkte wird auch in dieser Arbeit Bezug auf die Bücher genommen. Zum Thema Punk als Kulturphänomen in Deutschland wird ÄDie heiligen Narren, Punk 1976-1986“ von Lau (1992) verwendet. Lau geht darin sehr umfangreich auf die internationale wie auch nationale Punk-Szene ein und beschreibt die Entstehungsgeschichte des Punk wie auch des Punk-Rock und dessen Weiterent- wicklung. Ebenso geht er auf die Vorläufer der Punkbewegungen ein. Im Folgenden wird der gesellschaftliche, geschichtliche und allgemein theoretische Bezugsrahmen skizziert. In diesem Zusammenhang werden wesentliche Begriffe einleitend erläutert.

2. Jugend als Jugendkultur, Subkultur oder Szene

Um den Begriff Punk verstehen zu können, ist es notwendig, vorab einige unmittelbar mit dem Thema verbundene Begrifflichkeiten zu erläutern.

Als Jugend oder Jugendliche wird ein Personenkreis zwischen Kindheit und Erwach- senenalter beschrieben (vgl. Schubert & Klein 2016, Onlinequelle). Es handelt sich um eine prekäre Lebensphase die einerseits das Verlassen des Schonraums Kindheit und andererseits das Fehlen von Privilegien aus der Erwachsenenwelt beinhaltet. An Ju- gendliche werden gesellschaftliche Hoffnungen gebunden und zugleich steht ihnen die Erwachsenenwelt mit Skepsis und Ängsten gegenüber. Dies bedeutet einen stetigen Kampf um Anerkennung im Umfeld der Jugendlichen, sie bewegen sich in Ihrem So- zialisationsprozess zwischen Innovationsanspruch und Reproduktionsverpflichtung. Jugendkulturen bilden so die Kampfplätze und Diskursarenen in der Gesellschaft (vgl. Hagedorn 2008, S. 9f.).

Mit Blick auf das Thema: Punk! wird sich in dieser Arbeit auf die Entwicklungen von Jugendlichen nach dem Zweiten Weltkrieg bezogen. In dieser Zeit bewegen gesell- schaftliche Rahmenbedingungen Jugendliche dazu, aus kirchlichen sowie politischen Organisationen auszutreten, lose Cliquen zu bilden sowie eigene Kulturen zu schaffen, die zunächst den Erwachsenen verschlossen bleiben (vgl. Meinert & Seeliger 2013, S. 12f.).

Der Begriff Subkultur wird in den 1960er und 70er Jahren vermehrt verwendet. In dieser Zeit wachsen Jugendliche kaum noch in altersheterogenen Gruppen auf, wodurch vermehrt jugendkulturelle Gruppen entstehen, die nicht von Erwachsenen kontrolliert werden (vgl. Baacke 2007, S. 125-128).

Rolf Schwendter bemüht sich um einen systematisch orientierten Zugang zum Thema Jugendsubkulturen. In seinem Buch ÄTheorie der Subkulturen“ (1971) beschreibt er Subkultur als einen abweichenden Teil der herrschenden Werte und Institutionen der Gesamtgesellschaft (vgl. Schwendter 1971, S. 27). Nach Schwendter ist die Jugend- kultur oder auch Subkultur eine Übergangserscheinung zum Erwachsen sein und wird früher oder später in die Gesellschaft integriert (vgl. Schwendter 1971, S. 29).

Er bezieht sich auf die Schichtendiskussion nach Kingsley Davis, jedoch mit neuer In- terpretation und beschränkt auf politisch engagiert und bewusst gesellschaftskritische Subkulturen (vgl. Schwedter 1971, S. 33-36). Schwedter unterscheidet in seinem Buch auch unter progressiven und regressiven Subkulturen. Progressive Subkulturen sind jene die den gegenwärtigen Zustand der Gesellschaft verändern wollen und einen grundsätzlich neuen Zustand erarbeiten. Unter regressiver Subkultur werden jene verstanden, die versuchen vergangene Werte und Normen wiederherzustellen (vgl. Schwendter 1971, S. 37).

Dieter Baacke plädiert hingegen dafür den Begriff ‚Subkultur‘ abzuschaffen. Er ist der Auffassung, dieser Ausdruck suggeriert, dass es sich um kulturelle Spähern handelt die unterhalb der akzeptierten elitären Kultur liegen, so genannte Teilkulturen. Dies trifft jedoch nicht immer zu. Ebenso legt der Begriff nahe, dass es sich um genau ausdiffe- renzierte Teilsegmente einer Gesellschaft handelt. Dies ist jedoch auch nicht immer der Fall, da Jugendliche in der Gesamtgesellschaft meist integriert sind und nur in ihrer Freizeit ausbrechen (vgl. Baacke 2007, S. 133f.). Laut Baacke geht die Subkultur- theorie weiterhin davon aus, dass Subkulturen in bestimmten sozialen Schichten oder einer politischen Grundhaltung lokalisierbar sind. Abstrakt gesagt handelt es sich bei einer Subkultur um raumzeitlich nicht geschlossene kulturelle Teilsysteme des Ge- samtsystems der Gesellschaft (vgl. Baacke 2007, S. 125-128).

Schwendter und Baacke gehen beide von einem westlichen Element der Definition von ‚Subkultur‘ aus, der Eigenständigkeit kultureller Systeme. Das bedeutet, dass ‚kulturell‘ als spezifischer Habitus verstanden wird, der die Motive der Lebenssicherung und poli- tischer Selbstverortung unterstützt. Meist wird versucht die Begriffe Jugendkultur und Subkultur zu differenzieren ebenso wird überwiegend von einer Jugendkultur gespro- chen.

Hierzu lässt sich der Pädagoge Gustav Wyneken (1875-1964) anführen, der den Be- griff Jugendkultur geprägt hat. Er verstand Jugend als eigenständige Lebensphase und versuchte dadurch eine Abgrenzung zur ‚Altersstruktur‘ zu schaffen (vgl. Baacke 2007, S. 141). Klar ist das der Begriff Jugendkultur auf kulturelle Aspekte verweist die eine Unterscheidung von Erwachsenen und Jugendlichen möglich macht. Der Begriff Jugendkultur wird immer im gesellschaftlichen Gesamtzusammenhang definiert. Bezogen auf die proletarischen Jugendkulturen haben Wissenschaftler des Centre for Contemproray Cultural Studies in Birmingham Jugendkulturen als eine besondere Form von abweichendem Verhalten, eine Widerstandsbewegung, als ein Katalysator gesamtgesellschaftlicher Probleme beschrieben (vgl. Baacke 2007, S. 148).

Durch die Verwendung des Plurals, Jugendkulturen, wird deutlich, dass es nicht nur eine spezifische Kultur, sondern um eine Vielzahl unterschiedlicher Jugendkulturen gibt. Jugendliche kreieren ein breites Spektrum an angeeigneter, generationsspezifi- scher Stile und Verständigungsmuster, die zur eigen personellen unverwechselbaren Entfaltung dienen (vgl. Thiele 1998, S. 51).

Nicht nur Thiele, sondern auch Schwendter versteht Jugendkulturen als relativ ge- schlossenes kulturelles System. Beide sprechen von Jugendkultur als Teilsysteme innerhalb des Gesamtsystems der herrschenden Kultur die eine Welt für sich darstellt. Durch bestimmte Eigenschaften ist es möglich die Mitglieder dieser von der übrigen Gesellschaft zu unterscheiden. Es werden spezifische Inhalte materieller und geistiger Kultur ausgebildet die als Ausdruck von einem eigenen Lebensgefühl und Wertvorstel- lungen und zu Eigenständigkeit führen (vgl. Thiele 1998, S. 49-51; Schwendter 1971, S. 29-31).

In Anlehnung an das zuvor beschriebene lassen sich folgende Merkmale und Funktion einer Jugendkultur herausarbeiten: Jugendkulturen sind informelle Zusammenschlüsse Jugendlicher die einen Ausdruck von Wiederstand und Protest mit sich führen und ei- nen Veränderungswillen beinhalten. Die Jugendlichen teilen gemeinsame Ideen, Über- zeugungen, Lebensentwürfe und Wertvorstellungen. Ausdrucksformen dienen als Codes und zur Abgrenzung der herrschenden Kultur. Jugendkulturen ermöglichen Ju- gendlichen eine Pubertäts- und Lebensbewältigung und tragen zur Identitätsbildung bei.

Wird sich mit Jugend-[Sub]kulturen beschäftigt, so fällt häufiger der Ausdruck ‚Szene‘. Hitzler und Niederbacher beschreiben in ihrem Buch: ÄLeben in Szenen“ (2010) auch Punk als eine Szene. Zum Verständnis wird im Folgenden auf den Begriff ‚Szene‘ ein- gegangen, um diesen in einen erklärenden Zusammenhang mit dem Punk zu setzen.

Unter einer ‚Szene‘ wird eine Form eines lockeren Netzwerkes, in das man nicht hineingeboren werden kann verstanden, in dem sich unbestimmt viele Personen und - gruppen vergemeinschaften. Hitzler und Niederbacher beschreiben Szenen als eine Art Wolke oder auch Nebelbank, wobei nicht klar ist ob einzelne Individuen wirklich Teil dessen sind, als Mitläufer am Rande oder doch schon im Zentrum stehen. Durch die verschwimmenden Ränder ist in der Regel ein problemloser Zugang und Austritt möglich (vgl. Hitzler & Niederbacher 2010, S. 15f.).

Gerade Jugendliche suchen Kumpanen mit den gleichen Interessen und Neigungen.

Diese finden sie in sogenannten Single-Issue-Gruppierungen wie Skatern, Gothics, Punks und Skinheads. Jede Szene hat ein zentrales Thema, ein ‚Issue‘ auf das die Aktivitäten der Szenegänger ausgerichtet sind. Im Punk kann von der gemeinsamen Weltanschauung und einem bestimmten Musikstil als Issues gesprochen werden. Die thematische Fokussierung bietet den Rahmen für Gemeinsamkeiten, das Teilen von Interessen und Einstellungen sowie Handlungsweisen.

Man kann von Äthematisch fokussierten sozialen Netzwerken“ (Hitzler & Niederbacher 2010, S. 16, vgl. Hitzler & Niederbacher 2010, S. 16f.) sprechen. Kommunikation und Interaktion sind wichtige Bestandteile der Szene. Sie lässt sich Ä[…] als Netzwerk von Personen verstehen, die bestimmte materiale und/oder mentale Formen der kollektiven (Selbst-)Stilisierung teilen und diese Gemeinsamkeiten kommunikativ stabilisieren, modifizieren oder transformieren.“ (Hitzler & Niederbacher 2010, S. 17). Wichtiges Merkmal ist, dass die Szene erst als solche existiert, wenn sie nicht nur von den Sze- negängern, sondern auch von Außenstehenden als solche identifiziert wird. In jeder Szene gibt es eine eigene Kultur die durch Verhaltensvorschriften, Codes, Signale, Rituale, Attitüden und so weiter manifestiert wird. Aufgrund dieser Labilität existieren Szenetreffpunkte an denen sich die Kultur reproduziert und manifestiert. Strukturell unverzichtbare Elemente der Szene sind vororganisierte Erfahrungsräume und variie- rende szenetypische Unterhaltungsangebote die ästhetischen Kriterien kombinieren, um ein interaktives Spektakel entstehen lassen. Das Wir-Gefühl wird dadurch intensi- viert und aktualisiert (vgl. Hitzler & Niederbacher 2010, S.26).

Wie sich aus der vorangehenden Diskussion schließen lässt ist die Differenzierung der Begriffe schwierig. Jugendkultur und Subkultur stehen beide für eine besondere Form von abweichendem Verhalten, gelten als Katalysator und dienen als gesellschaftsver- ändernde Prozesse (vgl. Baacke 2007, S. 148). Unter Punk wird in dieser Arbeit eine ‚freiwillige‘ Jugend-[Sub]kultur, in Anlehnung an Baacke, Thiele und Schwendter ver- standen. Daher werden im Folgenden die Begriffe Jugendkultur und Subkultur syno- nym verwendet. Ebenso zeigt sich, dass Punk in der heutigen Zeit auch unter den Szene Begriff fällt und dies für die zukünftige Betrachtung nicht außer Acht gelassen werden darf.

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Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Punk! Einführung in die Jugendkultur Punk
Untertitel
Gezeichnet von Protest und Provokation
Hochschule
Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes
Note
1,3
Autor
Jahr
2016
Seiten
21
Katalognummer
V344897
ISBN (eBook)
9783668346123
ISBN (Buch)
9783668346130
Dateigröße
769 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Punk, Jugendkultur, Protest, Provokation, Einführung Jugendkultur, Entstehung und Entwicklung des Punk, Hardcore, Antifa und Punk, Subkultur, Szene
Arbeit zitieren
Carolin Geyer (Autor:in), 2016, Punk! Einführung in die Jugendkultur Punk, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/344897

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