Mediation im interkulturellen Kontext und die spezifischen Herausforderungen an den Mediator


Hausarbeit, 2011

23 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Gliederung

Einleitung

Mediation

Der Mediator – Anforderungen im allgemeinen Kontext
Allparteilichkeit/ Neutralität
Interessenforschung
Prozessverantwortung
Kreativität
Balance

Interkulturelle Mediation
Kulturdefinition nach deterministischem Ansatz
Kulturdefinition nach konstruktivistischem Ansatz
Resümee

Kulturbedingte Einflussfaktoren auf Konflikt und Mediation
Kulturelle Orientierung
Machtungleichgewichte
Sprache und Übersetzung
Gruppenbildung und Konfliktstile
Vorurteile und Stereotype
Kultur als Strategie
Emotionen und Körpersemantiken

Der Mediator und der Erwerb interkultureller Kompetenzen für den Mediationsprozess
Der Erwerb interkultureller Kompetenz
Die Entwicklung einer interkulturellen Persönlichkeit

Methoden des Erwerbs interkultureller Kompetenz
Fallstudien
Verfremdungsübungen
Kulturelle Selbst- und Fremderfahrung

Zusammenfassung

Bibliographie

Einleitung

Interkulturelle Mediation stellt ein Konfliktlösungsverfahren dar, welches in vielen Bereichen angewendet werden kann um interkulturelle Konflikt beizulegen. Auf Grund des hohen Anteils von Menschen mit einem fremden kulturellen Hintergrund in der Bundesrepublik Deutschland sowie des verstärkten Kontaktes mit fremdkulturell geprägten Personen, Gruppe, Unternehmen, Staaten etc. im Zuge der Globalisierung ist das Thema sehr aktuell. Die Liste der Anwendungsbereiche interkultureller Mediation ist lang. Sie kann, um nur eine kleine Auswahl zu nennen, u.a. bei Konflikten Anwendung finden, welche z.B. bei der Auslandsentsendung von Mitarbeitern oder Experten, in bikulturellen Ehen, in sozialen Einrichtung oder in internationalen Teams auftauchen können.

Auf Grund der Aktualität und der Vielschichtigkeit der Anwendungsbereiche habe ich die interkulturelle Mediation zum Thema dieser Arbeit gewählt. Ich werde mich sowohl auf das Verfahren allgemein als auch auf die Aufgaben und Kompetenzen des Mediator konzentrieren. Dabei werde ich so vorgehen, dass ich beide Teile in den Ausführungen verknüpfen werde und somit im großen Teil parallel abhandeln werde. Dies erscheint mir sinnvoll, da das Verfahren in seinen Teilen und Spezifika nicht von den Aufgaben und Kompetenzen des Mediators zu trennen ist.

Im ersten Abschnitt möchte ich Mediation als ein Konfliktlösungsverfahren allgemein, d.h. ohne die später folgende interkulturelle Komponente, definieren, um einen ersten Einstieg in das Thema zu ermöglich. Anschließend soll es um die Rolle des Mediators gehen. Dargestellt werden sollen die Herausforderungen und Aufgaben, welchen sich ein Mediator in einem allgemeinen, monokulturellen Kontext gegenüberstehen sieht. Dies ist stark Verknüpft mit den Spezifika, welche die Mediation in der Reihe der Konfliktlösungsverfahren besitzt. Im Anschluss daran soll es dann konkret um die interkulturelle Mediation gehen. Es soll mit Hilfe zweier theoretischer Ansätze zum Kulturverständnis versucht werden den Begriff interkulturelle Mediation greifbarer zu machen und zu einer Definition zu kommen, welche für den Rahmen dieser Arbeit von Nutzen ist. Auf Basis dieser begrifflichen Klärung soll es dann um die Spezifischen Problematiken gehen, welche ein interkultureller Kontakt für eine Mediation bedeutet. Ich werde in diesem Zusammenhang die kulturellen Einflussfaktoren auf Konflikt und Mediation darstellen und erläutern um einen Überblick über die Herausforderungen zu schaffen, welchen sich die Mediationsparteien inklusive dem Mediator in einer solchen Konstellation gegenüber sehen. Dies soll des weiteren die Unterschiede verdeutlichen welche sich zwischen Mediationsverfahren im monokulturellen und jenen im interkulturellen Kontext befinden, um die Besonderheit der Mediation im interkulturellen Kontext zu verdeutlichen und zu betonen. Im anschließenden und letzten Abschnitt soll es konkret um den Mediator und die Kompetenzen, welche für eine interkulturelle Mediation unabdingbar sind gehen. Ich werde eine Unterscheidung zwischen dem Erwerb interkultureller Kompetenz auf der einen Seite und der Entwicklung einer interkulturellen Persönlichkeit auf der anderen Seite vornehmen um diese Punkt besser zu strukturieren. Im Anschluss soll eine kleine Auswahl an Methoden skizziert werden, welche in der Praxis zum Erwerb interkultureller Kompetenzen und der Entwicklung einer interkulturellen Persönlichkeit eingesetzt werden.

Mediation

Mediation ist ein Verfahren zu Lösung von Konflikten. Der Begriff mediation stammt aus dem Lateinischen und bedeutet wörtlich übersetzt Vermittlung. Gemeint ist eine Vermittlung in einem Streitfall durch einen unparteiischen Dritten, welcher von allen Streitparteien akzeptiert wird. Die Aufgabe des vermittelnden Dritten ist es die Streitenden in der Findung einer einvernehmlichen Lösung in einem Streitfall zu unterstützen. Abgrenzend dazu ist es wichtig zu erwähnen, dass es nicht die Aufgabe des Mediators ist einen Schiedsspruch oder eine Urteil zu sprechen. Vielmehr geht es darum, dass die Konfliktparteien selbst eine ihren eigenen Interessen adäquate Problemlösung erarbeiten. Ziel soll eine win-win Situation sein, in der alle Streitparteien durch die Lösungsfindung gewinnen. Diese konstruktive Lösungsfindung soll durch das Mediationsverfahren ermöglicht werden. Dies kann selbst dann gelingen, wenn die Streitparteien keine Lösung des Konfliktes mehr sehen oder sogar die Kommunikation zwischen ihnen zum Abbruch gekommen ist. Aufgabe der Mediatoren ist es sich die Anliegen und Gefühle der Streitparteien anzuhören um dann bei der Klärung der eigentlichen Interessen unterstützend zu helfen. Des weiteren stellen Mediatoren während des Mediationsprozesses die direkte Verbindung zwischen den Streitparteien wieder her. Durch diese Vorgehensweise erfahren die Streitparteien welches die eigentlichen Probleme, Gefühle und Interessen der jeweils anderen Seite sind. Im geschützten Raum eines derartigen Gesprächs wird es ermöglicht, dass die Streitparteien Verständnis füreinander und neues Vertrauen zueinander entwickeln und letztendlich gemeinsam eine Lösung für das vorliegende Problem erarbeiten. Ziel der Mediation ist eine Vereinbarung, welche alle Streitparteien unterzeichnen und dann umsetzen.[1]

Zusammengefasst kann man Mediation somit mit den Worten von Moore[2] als „eine Intervention in eine Verhandlung oder einen Konflikt durch eine akzeptable dritte Partei, die keine oder nur begrenzte Entscheidungsgewalt hat, aber die Parteien in ihren freiwilligen Bestrebungen darum, einen gegenseitig akzeptablen Vergleich zu erreichen, unterstützt.“[3]

definieren.

Der Mediator – Anforderungen im allgemeinen Kontext

Basierend auf der oben skizzierten Definition von Mediation ergeben sich an den Mediator eine Reihe von Anforderungen und Aufgaben. Diese sollen im folgenden dargestellt werden.

Allparteilichkeit/ Neutralität

Der Mediator ist auf Grund mangelnder hoheitlicher Autorität auf den Respekt und die Anerkennung als neutraler Dritter durch die Mediationsparteien angewiesen. „Die Neutralität des Mediators ist [...] das Herz der Mediation.“[4] Neutralität bedingt Unabhängigkeit. Dies bedeutet, dass der Mediator keiner der Parteien besonders verbunden sein darf, auch eine Abhängigkeit von einer Partei sollte ausgeschlossen werden. Dies beinhaltet gleichzeitig, dass der Mediator auch unabhängig gegenüber dem Konfliktgegenstand sein muss. Er darf weder ein eigenes Interesse an der Sache haben noch sonst in irgendeiner Weise involviert sein.[5]

Der Mediator ist zur Unparteilichkeit verpflichtet. Die bedeutet, dass er dafür sorgen muss, dass beiden Parteien eine gleiche Behandlung zu Teil wird. Dies kann sich z.B. darin widerspiegeln, dass er dafür Sorge trägt, dass beide an der Mediation beteiligten Seiten in gleichem Maße zu Wort kommen oder dass ihnen die gleichen Informationen zu Teil werden.[6] Allparteilichkeit „meint einen unterstützenden Kontakt zu allen Konfliktparteien.“[7] Des weiteren bezieht sich der Begriff der Allparteilichkeit darauf, dass der Mediator seine Mandanten in ihrer Unterschiedlichkeit akzeptiert und darüber hinaus würdigt.[8] Neutralität bedeutet auch, dass der Mediator seine eigenen Bewertungen in den Hintergrund stellen muss. Ziel ist es die Interessen und Bedürfnisse beider anwesenden Parteien zu verstehen.[9] Der Mediator wendet sich den Parteien in verständnisvoller, emphatischer Weise zu und versucht sich in die Mandanten hineinzuversetzen. Dies gehört zu den wichtigsten persönlichen Voraussetzung zur Durchführung einer Mediation.[10] Zurückhaltung und Gleichbehandlung sind somit unabdingbar, sie sind Voraussetzung für eine faire Verhandlungsführung. Der Mediator muss sich bewusst sein, dass er nicht die Rolle des Konfliktlösenden inne hat, sondern die Parteien anleitet den Konflikt selbst beizulegen.[11] Wird die Neutralität des Mediators angezweifelt, kann das zum Scheitern der Mediation führen. Entscheidend ist neben der objektiven Neutralität die subjektive Sichtweise der Parteien, jeder Anschein von Parteilichkeit muss vermieden werden, da der Mediatior seine Aufgaben nicht ausführen kann, wenn die Neutralität von einer oder beiden Parteien dauerhaft in Frage gestellt wird.[12] Zusammengefasst kann man sagen, dass der Mediator die Aufgabe hat die Konfliktparteien darin zu unterstützen, „ihre eigenen Interessen zu erkunden, zu artikulieren, die Sichtweisen der anderen Parteien zu verstehen und schließlich eine gemeinsame Lösung zu erarbeiten.“[13]

Interessenforschung

Der Mediator hat die Aufgabe die Mediationsparteien in ihren Verhandlungen so zu unterstützen, dass für beide Seiten eine Lösung gefunden wird, welche die jeweiligen Interessen weitmöglichst befriedigt. Dies erfolgt dadurch, dass der Mediator unterstützend bei der Suche nach gemeinsamen und unterschiedlichen Interessen, welche Lösungsrelevant sind, sucht. Interessenforschung ist Voraussetzung für eine befriedigende Konfliktbeilegung.[14]

Prozessverantwortung

Der Mediator trägt die Verantwortung für den Prozessverlauf. Er hat die Aufgabe inne die Kommunikation und das gegenseitige Verständnis der Parteien zu unterstützen. Er wirkt des weiteren unterstützend in der Interessenerforschung (siehe oben). Die Moderation der Verhandlungen ermöglicht Erfolg selbst wenn die Parteien nicht mehr oder nur eingeschränkt miteinander kommunizieren. Der Mediator ist somit verantwortlich für den Prozess der Verhandlungen und nicht in aller erster Linie für das Verhandlungsergebnis.[15]

Kreativität

Der Mediator kann helfen eindimensionale Lösungsmöglichkeiten aufzubrechen und andere mögliche Lösungsansätze sichtbar zu machen. Wichtig hierbei ist, dass der Mediator sich davor hütet sich selbst auf Grund eigener Erfahrungen und Einschätzungen auf eine einzige Lösung festzulegen. Er hat die Aufgabe inne die Parteien darin zu unterstützen ihr Blickfeld bei der Suche nach einer Konfliktlösung zu erweitern. Ergo soll er die Kreativität der Parteien anregen.[16]

Balance

Der Mediator bezieht seinen Platz mittig zwischen den Konfliktparteien. Nähe und Distanz prägen gleichermaßen seine Haltung. Ohne Nähe ist ein Verständnis der Mandanten nicht möglich. Die Wahrung der Distanz ist Voraussetzung für die Beständigkeit der Position in der Mitte der Parteien. Das Ausbalancieren des Abstandes zu den Mandanten ist ein ständiger Prozess. Dies stellt eine Herausforderung dar vor allem, wenn Sympathien oder Antipathien Einfluss auf den Abstand ausüben wollen. Des weiteren hat die emotionale Involviertheit einen Einfluss auf das Nähe-Distanz-Verhältnis. Der Mediator muss damit rechnen, dass er in der Mediation emotional berührt wird oder eine Konfrontation mit eigenen Problematiken erfolgt. Wichtig ist es hierbei seine eigene Haltung einem ständigen Prozess der Reflexion zu unterwerfen, was auch heißt sich eigene Einstellungen und Assoziationen bezogen auf das Konfliktfeld klar zu machen. Hierbei sei noch erwähnt, dass Machtungleichgewichte zwischen den Parteien einen großen Einfluss auf die Balance haben können .[17] Konfliktkonstellationen sind immer „durch Ungleichgewichte in den Fähigkeiten der Beteiligten, ihren Kompetenzen, Ressourcen oder Zuständigkeiten geprägt [...]“[18] Hierzu gehört auch das Alter, das Geschlecht und der soziale Rang. Dies kann z.B. dazu führen, dass der Wunsch einem Schwächeren zu helfen zu unparteilichem Handeln führt.[19] Ziel der Mediatoren sollte es sein unausgewogene Machtverhältnisse auszugleichen.[20]

Interkulturelle Mediation

Im folgenden Abschnitt sollen in Anlehnung an die zuvor skizzierten Merkmale der Mediation im allgemeinen, monokulturellen Kontext die Besonderheiten einer sogenannten Interkulturellen Mediation herausgearbeitet werden. Im Anschluss daran soll eine Übersicht über die kulturellen Faktoren erfolgen, welche Einfluss auf den Konflikt und den Mediationsprozess haben können, um die zusätzlichen Problematiken ersichtlich zu machen, welche in der Mediation durch einen interkulturellen Kontakt auftreten können.

Wenn sich Menschen verschiedener Kulturen begegnen und kommunizieren, können die Prozesse, welche dabei ablaufen als interkulturelle Kommunikation bezeichnet werden. Von dieser kann gesprochen werden, wenn die Kommunikationspartner verschiedener Kulturen angehören und sich wechselseitig als anders oder fremd erleben. Somit können als interkulturell alle Beziehungen verstanden werden, „in denen die Beteiligten nicht ausschließlich auf ihre eigenen Kodes, Konventionen, Einstellungen und Verhaltensformen zurückgreifen, sondern in denen andere Kodes, Konventionen, Einstellungen und Alltagsverhaltensweisen erfahren werden.“[21]

[...]


[1] Vgl. Besemer; 1997

[2] Vgl. Moore, 1996; S. 15

[3] Haft; 2000, S. 249

[4] Weiler/ Schlickum; 2008; S. 9

[5] vgl. Weiler/ Schlickum; 2008; S. 9 f.

[6] vgl. Haft; 2000; S. 249 f.

[7] Weiler/ Schlickum; 2008; S.10

[8] vgl. Weiler/ Schlickum; 2008; S.10

[9] vgl. Haft; 2000; S. 249 f.

[10] vgl. Weiler/ Schlickum; 2008; S. 10

[11] vgl. Haft; 2000; S. 249 f.

[12] vgl.Weiler/ Schlickum; 2008; S. 10

[13] Weiler/ Schlickum; 2008; S. 10

[14] vgl. Haft; 2000; S. 251

[15] vgl. Haft; 2000; S. 251 f.

[16] vgl. Haft; 2000; S. 252 f.

[17] vgl. Weiler/ Schlickum; 2008; S. 10 f.

[18] Haynes/ Mecke/ Bastine/ Fong; 2004; S. 37

[19] vgl. Weiler/ Schlickum; 2008; S. 10 f.

[20] vgl. Haynes/ Mecke/ Bastine/ Fong; 2004; S. 37

[21] Maletzke; 1996; S. 37

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Mediation im interkulturellen Kontext und die spezifischen Herausforderungen an den Mediator
Hochschule
Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)
Note
2,0
Autor
Jahr
2011
Seiten
23
Katalognummer
V350635
ISBN (eBook)
9783668371972
ISBN (Buch)
9783668371989
Dateigröße
769 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
mediation, kontext, herausforderungen, mediator
Arbeit zitieren
Sarah Heine (Autor:in), 2011, Mediation im interkulturellen Kontext und die spezifischen Herausforderungen an den Mediator, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/350635

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