Medienpädagogik - Ein eigener Berufszweig?


Hausarbeit (Hauptseminar), 2003

19 Seiten, Note: 1 (sehr gut)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Wodurch zeichnet sich Soziale Arbeit aus?

3. Medienpädagogik als Bestandteil von GWA, sozialer Gruppenarbeit und Einzelfallhilfe
3.1 Medienpädagogik in der Gemeinwesenarbeit (GWA)
3.2 Medienpädagogik in derJugend-Kulturarbeit
3.3. Medienpädagogik in der sozialen Gruppenarbeit
3.4 Medienpädagogik in der Einzelfallhilfe

4. Medienpädagogische Soziale Arbeit
4.1 Drei wesentliche Zielbereiche medienpädagogischer Sozialer Arbeit
4.1.1. Partizipationsfördernder Aspekt
4.1.2. Bildender Aspekt
4.1.3 Förderung von kommunikativer Kompetenz und authentischer Erfahrung

5. Medienpädagogik - Ein eigener Berufszweig?

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Wir leben heute in einem Zeitalter, das vom Gebrauch der Medien geprägt ist. Medien – wie Fernseher, Radio, CD und Internet – halten Einzug in alle Bereich des Lebens, sie verändern die Denk- und Arbeitsstrukturen. Medien beanspruchen und beeinflussen unser Leben, Denken, Handeln und Erleben.

Doch worin besteht jetzt die Herausforderung für die Soziale Arbeit? Inwieweit ist Medienpädagogik Bestandteil von Sozialer Arbeit, wo ist sie anzusiedeln oder gehört sie eher zur Pädagogik? Oder ist sie gar als eigenständiger Berufszweig zu betrachten? Dieser Frage werde ich im folgenden Kapitel nachgehen.

2. Wodurch zeichnet sich Soziale Arbeit aus?

Das Berufsbild des Sozialpädagogen unterliegt dauernden Veränderungen, folgend den jeweils aktuellen gesellschaftlichen Problembereichen und Entwicklungstendenzen, auf welche die Soziale Arbeit reagieren muss.

Die Fachhochschule Ostfriesland definiert die Ziele der Sozialpädagogik folgendermaßen:

„Sozialpädagogik ist eine Form beruflichen, sozialen und pädagogischen Handelns mit gesellschaftlich-politischem Bezug, insbesondere

- Mitgestalten von gesellschaftlichen Bedingungen
- Aufdecken von sozialen Problemen
- Verhindern, beheben und mindern von persönlichen und gesellschaftlichen Konflikten
- Befähigung zur Kommunikation, Eigenständigkeit und Toleranz
- Erschließen und Vermitteln von Hilfequellen
- Erschließen und Aufzeigen von Bildungsmöglichkeiten
- Strukturieren von Lernprozessen

(Informationsschriften der Fachhochschule Ostfriesland, Der Rektor der Fachhochschule Ostfriesland (Hrsg.) 1994).

Sylvia Staub-Bernasconi (1994) definiert Soziale Arbeit folgendermaßen:

Soziale Arbeit umfasst ressourcenerschließende, beratende, erziehende, bildende, kritisch deutende, kulturell übersetzende, partizipationsfördernde, sozial vernetzende, interessenausgleichende oder –durchsetzende, ermächtigende wie machtbegrenzende und schließlich planend-organisierende, zuteilende, leitende, verhandelnde wie verwaltende Aktivitäten “ (Staub-Bernasconi. 1994, S.442).

Nach dieser Definition kann Medienpädagogik Teil sozialer Arbeit sein, da sie den Menschen neue Kommunikationsformen und damit Ressourcen erschließt, da sie im Sinne von Medienerziehung erzieherisch und bildend wirkt und da sie die Macht, Mittel und Wirkungsmechanismen der Medien kritisch deutet und durchleuchtet. Sie kann die Möglichkeit zur Gegenöffentlichkeit geben sowie interessensausgleichend und –durchsetzend wirken. Die letzteren Merkmale Sozialer Arbeit in dieser Definition beziehen sich auf sozialplanerische Tätigkeiten. Diese Tätigkeiten sehe ich in der Koordination und Leitung von medienpädagogischen Projekten gegeben, wie sie z.B. auch im Offenen Kanal stattfindet.

Ein wichtiger Aspekt von medienpädagogischer Sozialer Arbeit, speziell, wenn sie wie im Offenen Kanal zu einer Öffentlichkeit führt, ist meiner Meinung nach der partizipationsfördernde Aspekt. Partizipation von Minderheiten in den Medien zu fördern ist in der heutigen medialen Gesellschaft ein immens wichtige Aufgabe Sozialer Arbeit.

Zu einem genuinen sozialarbeiterischen Arbeitsansatz gehört in Anlehnung an KERN (1997) und GEIßLER/ HEGE (1988) die Einbindung im Rahmen eines selbstreflexiven Arbeitskonzeptes. Ein solches Konzept beinhaltet Prinzipien, Methoden und einzelne Schritte und Maßnahmen. Es ist ziel- und problemorientiert und beinhaltet

- ein Menschenbild
- Kenntnis über die Lebenslage des Menschen
- Kenntnis über Rahmenbedingungen (gesellschaftliche Träger)
- Ziele (Grob- und Feinziele)
- Methoden
- Handlungsschritte/Maßnahmen
- Evolution der Arbeit

(vgl. Kern 1997 und Geißler/ Hege 1988, passim)

Demnach ist jede medienpädagogische Arbeit von Sozialpädagogen/ Sozialarbeitern immer an den Zielen und Prinzipien Sozialer Arbeit zu messen. Da Medienpädagogik auch von Nicht-Sozialpädagogen/ Sozialarbeitern betrieben wird, ist es möglich, dass allein das Drehen eines Videofilms mit Kindern schon als Medienpädagogik bezeichnet wird. Doch ohne Einbindung in ein sozialarbeiterisches Arbeitskonzept und ohne Ausrichtung an den Zielen der Sozialen Arbeit ist es m.E. nach keine Medienpädagogik im Sinne der Sozialen Arbeit. Diese Form der Medienpädagogik werde ich im Folgenden als medienpädagogische Soziale Arbeit bezeichnen.

Zunächst werde ich nun darstellen, inwieweit Medienpädagogik Teil der drei „klassischen Säulen“ der Sozialen Arbeit ist: Gemeinwesenarbeit, soziale Gruppenarbeit und Einzelfallhilfe.

3 Medienpädagogik als Bestandteil von GWA, sozialer Gruppenarbeit und Einzelfallhilfe

Die Soziale Arbeit ist heute in den Fachhochschulen in drei „Säulen“ aufgeteilt: Die Einzelfallhilfe, die soziale Gruppenarbeit und die Gemeinwesenarbeit (GWA). Diese drei ‘klassischen’ Methoden der Sozialen Arbeit haben sich im Laufe der Geschichte herausgebildet.

Neben der „sozialen Einzelfallhilfe“ oder „case write“ etablierte sich Ende der 60er Jahre die „soziale Gruppenarbeit“ oder „social group work“ als eigenständige Methode in der beruflichen Ausbildung (vgl. Schmidt-Grunert 1997, S. 29).

Zu Beginn der 70er Jahre kam die dritte Methode „Gemeinwesenarbeit“ hinzu. Medienpädagogik wird heute an den Fachhochschulen als eigenständige Methode, als Teil von Gemeinwesenarbeit, als Methode oder als Bereich der Erwachsenenbildung (das wiederum zur sozialen Gruppenarbeit gehört) gelehrt. Aber Medienpädagogik wird nicht nur als Teil Sozialer Arbeit gesehen: im Fachbereich „Pädagogik“ von Universitäten wird Medienpädagogik zum Teil als eigenständige Disziplin angesehen, es gibt sogar Diskussionen über ein mögliches eigenständiges Berufsbild des „Medienpädagogen“.

3.1 Medienpädagogik in der Gemeinwesenarbeit (GWA)

Ein Argument dafür, handlungsorientierte Medienpädagogik von Sozialpädagogen an den Bereich der Gemeinwesenarbeit als sozialpädagogische Interventionsform zu binden ist, die beiden gemeinsame Orientierung an einem infrastrukturell zusammengehörenden sozialen Feld (z.B. einem Stadtteil). In diesem Verständnis von Medienpädagogik als sozialpädagogische Interventionsform, die auf ein lokal begrenztes Feld ausgerichtet ist, geht es darum, Soziale Arbeit aus den Ämtern heraus in die sozialen Brennpunkte zu verlagern, also an die Stellen zu gehen, die Konflikte erzeugen, und dort mit der Arbeit anzusetzen.

„Das Ziel der Arbeit besteht darin, den Betroffenen zur Selbstorganisation zu verhelfen und ihn von professionell-pädagogischer Bevormundung zu emanzipieren

Handlungsorientierte Medienarbeit stellt sich im Rahmen von Gemeinwesenarbeit als kommunikativ orientierte, politisch-pädagogische Handlungsstrategie dar, orientiert an den Zielen der Selbstbestimmung, Emanzipation und der Erlangung kommunikativer Kompetenz (vgl. Baacke 1994, S: 307ff).

Gemeinwesenarbeit zeichnet sich nach Oelschlägel (1994) u.a. dadurch aus, dass sie “Beiträge zur ... Überwindung von Entfremdung leistet, also die Selbstbestimmung handelnder Subjekte ermöglicht ... zu verändernden Handeln unter Berücksichtigung der politisch-historischen Möglichkeiten motiviert und Einsicht in die strukturellen Bedingungen von Konflikten vermittelt“ (Oelschlägel 1994, S. 202).

Des weiteren fordert GWA „ die Herstellung von Handlungszusammenhängen, innerhalb derer Menschen ... politisch handeln lernen, besonders wenn sie aufgrund ihrer Lebensbedingungen und Lebensgeschichte nur schwer dazu in der Lage sind“. GWA soll „Anleitung zur Aneignung sein, indem eben diese Menschen es lernen, die Entfremdung zu sich selbst ... aufzuarbeiten, durch schöpferische Tätigkeiten abzubauen und zu neuem Selbstbewusstsein zu gelangen“ (Oelschlägel 1994, S. 202).

Diese allgemein formulierten Grundsätze werden durch eine handlungsorientierte Form der Medienpädagogik, wie der aktiven Medienarbeit, verwirklicht. Die in der Medienarbeit erlangte authentische Erfahrung, die geforderte kommunikative Kompetenz dient dazu, Entfremdung abzubauen. Eine emanzipative Medienpädagogik ist ein Weg hin zur Selbstbestimmung und dem Abbau von Fremdbestimmung.

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Medienpädagogik - Ein eigener Berufszweig?
Hochschule
Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg  (Sozialpädagogik)
Veranstaltung
Medienpädagogik in freizeit und Kulturarbeit
Note
1 (sehr gut)
Autor
Jahr
2003
Seiten
19
Katalognummer
V35631
ISBN (eBook)
9783638354868
ISBN (Buch)
9783638775113
Dateigröße
466 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Betrachtungen der aktuellen Situation und Entwicklung eines eigenständigen Profils medienpädagogischer Sozialer Arbeit
Schlagworte
Medienpädagogik, Berufszweig, Medienpädagogik, Kulturarbeit
Arbeit zitieren
Dipl. Paed. Kathrin Nina Wiedl (Autor:in), 2003, Medienpädagogik - Ein eigener Berufszweig?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35631

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