Echelon: Welche Hinweise gibt es auf die tatsächliche Existenz des vorwiegend amerikanisch-britischen Echelon-Systems und wie funktioniert das System?


Seminararbeit, 2005

20 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Voraussetzungen für den Betrieb eines globalen Abhörsystems
2.1 Abhörbarkeit von Kommunikation
2.2 Errichtung von Abhörstationen
2.3 Weitere Voraussetzungen

3. Indizien für das Bestehen des Echelon-Systems
3.1 Der Geheimdienstverbund UKUSA
3.2 Nutzung von Abhörstationen
3.2.1 Bekannte Abhörstationen
3.2.2 Mögliche Abhörstationen
3.3 Aufgaben und Nutzung des Echelon-Systems
3.4 Funktionsweise und Grenzen von Echelon

4. Zusammenfassung

Literatur- und Quellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Ausleuchtzonen des INTELSAT-Satelliten 901, 342° E

Abb. 2: Übersicht Abhörstationen und Spionagesatelliten von Echelon

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Diese Seminararbeit befasst sich mit der Frage nach der Existenz des sogenannten Echelon-Abhörsystems und dessen Funktionsweise. Die Auseinandersetzung mit diesem Thema basiert hauptsächlich auf Internetrecherchen und dem Bericht des EU-Untersuchungsausschusses zu Echelon von 2001. Auslöser für die Einsetzung letztgenannten Ausschusses und einer öffentlichen Diskussion in Europa waren die STOA[1] -Berichte 1997 und 1999. Der Verfasser der ersten Studie behauptete, die NSA[2] würde routinemäßig sämtliche Kommunikation über E-Mail, Telefon und Fax innerhalb Europas abhören.[3] In den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rückte die Aussage des britischen Journalisten Duncan Campbell im zweiten STOA-Bericht, Echelon werde heutzutage für Wirtschaftsspionage verwendet.[4] Dass Nachrichtendienste Kommunikation jeglicher Art abhören, um die Staatssicherheit zu gewährleisten, ist öffentlich bekannt.[5] Das Besondere des Echelon-Systems jedoch sind die ihm laut Bericht des EU-Ausschusses zugeschriebenen Eigenschaften. Da wäre zum einen die Fähigkeit zur totalen Überwachung von Kommunikation, vor allem durch Satellitenempfangsstationen und Spionagesatelliten. Zum anderen wird angeführt, dass das System durch anteiliges Zusammenwirken mehrerer Staaten weltweit betrieben werden könne. Durch die Zusammenarbeit der Geheimdienste der sogenannten UKUSA-Staaten[6] (v.a. Großbritannien und den USA) ist es letzteren möglich, sich gegenseitig die Erlaubnis für die Errichtung von Satellitenempfangsstationen auf ihrem Territorium zu erteilen, was für eine weltweite Überwachung der Satellitenkommunikation zwingend notwendig ist.[7] Die Brisanz eines solchen globalen Abhörsystems liegt nicht in der extremen Überwachung, sondern besonders darin, dass es im rechtsfreien Raum agiert. Die Überwachung internationaler Kommunikation zielt logischerweise meist nicht auf die Bewohner des eigenen Landes, so dass das überwachte Individuum ohne innerstaatlichen Rechtsschutz einem solchen System komplett ausgeliefert wäre. Auch Wirtschaftsspionage käme theoretisch in Frage.[8]

Voraussetzungen zum Betrieb eines solchen globalen Abhörsystems, Hinweise und Indizien für dessen Existenz sowie seine Funktionsweise sollen hier aufgezeigt, beschrieben und diskutiert werden.

2. Voraussetzungen für den Betrieb eines globalen Abhörsystems

Um eine weltweite Überwachung zu realisieren, sind umfangreiche Ressourcen nötig. Neben technischen und geographischen Voraussetzungen sind auch politisch-ökonomische Motive erforderlich.[9] Im Folgenden sollen die Grundbedingungen für die Errichtung und den Betrieb eines globalen Abhörsystems erörtert werden.

2.1 Abhörbarkeit von Kommunikation

Wenn man das Echelon-System als ein globales Abhörsystem definiert, so kann man schlussfolgern, dass es in der Lage sein muss, weltweit jegliche Kommunikation abzuhören. Bei Kommunikation kann man unterscheiden zwischen Sprache, Fax und Daten. Für die Übertragung dieser Kommunikation gibt es zum einen den kabelgebundenen, zum anderen den funkgebundenen Weg.

Nun stellt sich die Frage, wie und mit welchem Aufwand diese beiden Kommunikationswege abgehört werden können.

Die kabelgebundene Kommunikation kann nur abgehört werden, wenn ein Zugang zu dem Kabel besteht, z.B. am Endpunkt der Kabelverbindung. Bei innerstaatlicher Kommunikation, die meist auf das inländische Kabelnetz beschränkt ist, hätte ein ausländischer Nachrichtendienst also meist nur die Möglichkeit eines illegalen Zugangs bei hohem Entdeckungsrisiko. Bei interkontinentalen Kabelverbindungen ist der Zugang dort gegeben, wo die Kabel wieder an die Oberfläche kommen. Da das Abhören dieser Kommunikation also mit sehr großem Aufwand verbunden bzw. die Ausbeute vergleichsweise gering einzuschätzen ist, wird im Folgenden nur die funkgebundene, satellitengestützte Kommunikation, die leicht zugänglich ist, detaillierter betrachtet.[10]

Die internationale, satellitengestützte Kommunikation wird über geostationäre Fernmeldesatelliten von INTELSAT, INMARSAT und INTERSPUTNIK abgewickelt, zu denen mit Parabolantennen Signale gesendet werden. Der Satellit verstärkt das Signal und sendet es wieder zur Erde zurück (das Kabel wird quasi durch eine Richtfunkstrecke ersetzt). Der Bereich, in dem dieses Signal auf der Erde zu empfangen ist, wird als Ausleuchtzone oder „Footprint“ bezeichnet. Die globale Abdeckung wird durch drei Ausleuchtzonen im indischen, pazifischen und atlantischen Bereich erreicht. Je stärker das Signal gebündelt wird, desto kleiner ist der Empfangsbereich.[11]

Bei INTELSAT-Satelliten z.B., über die der größte Teil internationaler Kommunikation abgewickelt wird, sind die Ausleuchtzonen in vier verschiedene Beams unterteilt (s. Abb. 1). Mit entsprechenden Empfangsantennen in diesen Ausleuchtzonen ist es also möglich, die übermittelten Signale aufzufangen.[12]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Ausleuchtzonen des INTELSAT- Satelliten 901, 342° E[13]

Während der Global-Beam (G) ca. ein Drittel der Erdoberfläche abdeckt, decken die Hemi-Beams (H) etwa die Hälfte dieser Fläche ab. Die Zone-Beams (Z) sind Spots in bestimmte Zonen der Erde. Darüber hinaus gibt es noch Spot-Beams (präzisere, kleine Footprints).

Je kleiner die Beams, umso stärker ist das Satellitensignal gebündelt und umso kleiner sind die benötigten Empfangsantennen.[14]

2.2 Errichtung von Abhörstationen

Betrachtet man die verschiedenen Beams eines INTELSAT-Satelliten, so wird klar, dass zum globalen Abhören internationaler Kommunikation mehrere Abhörstationen erforderlich sind. Ihr Standort richtet sich nach den verschiedenen Beams, Stationen im Bereich des Atlantik, im Bereich des Indischen Ozeans und im pazifischen Raum sind also Voraussetzung.[15]

Da für jeden Beam eine Parabolantenne und für den Global-Beam eine Parabolantenne mit einem Durchmesser von mindestens 15m benötigt wird, zeichnet sich eine Abhörstation dadurch aus, mit mindestens vier entsprechenden Antennen ausgestattet zu sein, zumindest wenn sie die Signale eines einzigen Satelliten in allen Beams empfangen soll. Die Antennen werden auf den entsprechenden Satelliten ausgerichtet, wodurch man umgekehrt berechnen kann, welcher Satellit empfangen wird. Um dies von außen zu tarnen und um die Antennen zu schützen, werden bei Abhörstationen sogenannte Radome, kugelförmige weiße Hüllen verwendet.[16]

Bei dem heutzutage riesigen Kommunikationsfluss (z.B. von und nach Deutschland ca. 10 Millionen internationale Kommunikationsverbindungen/Tag, Stand 2000)[17] ist der Zugang zu diesem jedoch nur eine Grundbedingung für globales Abhören. Des Weiteren ist ein System erforderlich, mit dem relevante Informationen z.B. durch Verwendung von Schlüsselbegriffen herausgefiltert werden können. Dies ist nur mit einer gewaltigen Rechnerleistung zu realisieren, wohingegen für die Auswertung der gefilterten Informationen genügend Mitarbeiter zur Verfügung stehen müssen. Die Abhörstationen müssen also dementsprechend groß sein und der Betreiber muss entsprechend viel Personal beschäftigen, wobei dieses nicht zwingend notwendig örtlich an die Station gebunden sein muss.[18]

2.3 Weitere Voraussetzungen

Eine wichtige Voraussetzung und gleichzeitig ein prägnantes Indiz für globale Abhörtätigkeit ist der zeitliche Zusammenhang zwischen Stationierung neuer Satelliten im All und Errichtung neuer Stationen auf der Erde. Deutlich wird dies bei der Betrachtung von INTELSAT-Satelliten, bei denen in fortschreitender Generation neue Beams hinzukamen und somit weitere Stationen in verschiedenen Teilen der Welt erforderten.[19]

Neben diesen technischen und geographischen Voraussetzungen müssen der oder die Betreiber eines globalen Abhörsystems auch ein oder mehrere Motive haben, ein so kostspieliges und aufwendiges System einzurichten. Außer den klassischen Begründungen wie globale militärische Sicherheitsinteressen oder Abwehr von Terrorismus wäre auch das Erlangen globaler wirtschaftlicher Vorteile ein durchaus möglicher Beweggrund.[20]

Im folgenden Kapitel soll zuerst aufgezeigt werden, inwiefern die Staaten des UKUSA-Abkommens die verschiedenen Voraussetzungen zum Betrieb eines globalen Abhörsystems erfüllen und welchen Nutzen sie daraus ziehen. Abschließend werden die Funktionsweise sowie die Möglichkeiten und Grenzen dieses Echelon-Systems genannt und diskutiert.

[...]


[1] STOA (Scientific and Technological Options Assessment), Dienststelle in der Generaldirektion Wissenschaft des Europäischen Parlaments, die Forschungsaufträge auf Antrag von Ausschüssen vergibt.

[2] NSA (National Security Agency), US-amerikanischer Auslandsnachrichtendienst.

[3] Vgl. dazu Wright, S., STOA, 1997.

[4] Vgl. Schmid, G., EU-Bericht Echelon, 2001, S. 25.

[5] Vgl. dazu auch Bundesnachrichtendienst, BND, 2005, http://www.bundesnachrichtendienst.de.

[6] Siehe auch Kapitel 3.1.

[7] Siehe auch Kapitel 2.2.

[8] Siehe auch Schmid, G., EU-Bericht Echelon, 2001, S. 27.

[9] Vgl. Schmid, G., EU-Bericht Echelon, 2001, S. 81.

[10] Vgl. Schmid, G., Abwehrmaßnahmen, 2002, http://www.euroschmid.de.

[11] Vgl. Schmid, G., EU-Bericht Echelon, 2001, S. 41 ff.

[12] Vgl. H. Dodel, Satellitenkommunikation, 1999.

[13] Vgl. Intelsat, INTELSAT, 2005, http://www.intelsat.com.

[14] Vgl. Schmid, G., EU-Bericht Echelon, 2001, S. 47.

[15] Vgl. Schmid, G., EU-Bericht Echelon, 2001, S. 81.

[16] Vgl. Schmid, G., EU-Bericht Echelon, 2001, S. 52.

[17] Vgl. Schmid, G., EU-Bericht Echelon, 2001, S. 38.

[18] Vgl. Ellwart, T., Wenn Freunde spionieren, 2000, http://kai.iks-jena.de.

[19] Vgl. Schmid, G., EU-Bericht Echelon, 2001, S. 54 ff.

[20] Meinung des Autors dieser Arbeit.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Echelon: Welche Hinweise gibt es auf die tatsächliche Existenz des vorwiegend amerikanisch-britischen Echelon-Systems und wie funktioniert das System?
Hochschule
Universität Lüneburg
Veranstaltung
Security Management
Note
2,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
20
Katalognummer
V36699
ISBN (eBook)
9783638362474
ISBN (Buch)
9783638778664
Dateigröße
631 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Echelon, Welche, Hinweise, Existenz, Echelon-Systems, System, Security, Management
Arbeit zitieren
Johannes Orlovski (Autor:in), 2005, Echelon: Welche Hinweise gibt es auf die tatsächliche Existenz des vorwiegend amerikanisch-britischen Echelon-Systems und wie funktioniert das System?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/36699

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