Das Bild der schweren und vielseitigen Krise im 'Steppenwolf' von Hermann Hesse


Seminararbeit, 2005

13 Seiten, Note: gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

0. Einführung

1. Die Enstehungsgeschichte des „Steppenwolfs“
1.1. Die Epoche des „Steppenwolfs“ im Leben und Werk Hesses
1.2. Die Arbeit am Roman
1.3. Parallelen zwischen dem Leben des Steppenwolfs und Hesses

2. Darstellung der dreifachen Krise im Werk
2.1. Harry Haller und seine zwiespaltige Natur
2.2. Zum Begriff der Bürgerlichkeit im Roman
2.3. Harry Haller als Prototyp des Künstlers

3. Schilderung der Zeitkrankheit im „Steppenwolf“

4. Schluβbemerkungen

5. Literaturverzeichnis

0. Einfuhrung

Im zwanzigsten Jahrhundert treten neue Probleme in Erscheinung, mit denen sich das Individuum auseinandersetzen muss. Die Massenkultur und der technische Fortschritt sind eine Bedrohung für die Freiheit des Einzelmenschen. Der Mensch wird zum Objekt der Manipulation des politischen, sozialen oder ökonomischen Systems und sucht nach dem eigenen Platz in der Welt. Viele Intellektuelle sind auf der Suche nach der neuen Form des Humanismus, sprechen von der Krise des europäischen Bewuβtseins. Die Schriftsteller übernehmen die Rolle der Kritiker der Gesellschaft und versuchen, humanistische Werte zu verteidigen. In der Epoche des Kriegs beobachten, dokumentieren und erleben sie die geistiege und kulturelle Krise Europas. Zu diesen Persönlichkeiten gehören in Deuschland vor allem Thomass Mann, Allfred Döblin, Hermann Hesse, deren gröβte Romane in zwanziger Jahren entstanden worden sind. Thomas Mann im „Zauberberg“ Hermann Hesse im „Steppenwolf“ versuchen, angesichts des unvermeindlichen Kulturuntergangs in ihrer Schöpfung die wichtigsten kulturellen Werte zu wiedergeben. Auf verschiedene Art und Weise präsentieren sie die Gegensätze im menschlichen Denken und Handeln, die dem Leben den Sinn geben und gleichzeitig die höchste Gefahr bilden.

Der tragische Bruch zwischen Geist und Leben äuβert sich im Werk Hesses in mannigfacher Gestalt und die Einsamkeit des auf sich verwiesenen Individuums ist sein Leitton. In vielen seiner Dichtungen handelt sich um die Auseinandersetzung des Einzelnen und Umwelt und die mögliche Einfügung des Künstlers in die bürgerliche Wirklichkeit und ihre Ordnungen. Eines seiner bekanntesten Werke- „Der Steppenwolf“ ist einerseits das Studium der Entfremdung und eine Kritik der bürgerlichen Kultur andererseits. In dieser Arbeit möchte man sich mit dem Thema der vielfachen Krise beschäftigen, in der sich nicht nur der Hauptheld des Romans, sondern auch die Kultur und Wirklichkeit, sowie auch der Verfasser selbst befand, als er das Werk schuff. Deshalb wird im ersten Kapitel das Leben des Autors näher besprochen. Im nächsten Teil der Arbeit ist Harry Haller schon ein Ausgangspunkt für die Charakterisierung der mannigfacher „Krankheit“, die auf verschiedenen Ebenen des menschlichen Daseins vorkommt. Im dritten Kapitel wird schon das Thema der Zeitkrankheit behandelt, die am Beispiel des Steppenwolfs, des Künstlers und Bürgers dargestellt wird, was vielleicht dazu beitragen konnte, das das Werk als der dritte neben „Zaubergberg“ und „Berlin Alexanderplatz“ hervorragende Roman der Weimarer Republik bezeichnet wird.

„Der Steppenwolf“ Hesses wurde von Literaturkritikern und Lesern so schwugvoll unterschiedlich wie keines seiner Werke aufgenommen. Die fünfzigjährige Geschichte der Rezeption des Romans kennzeichnet erstaunliche Spontanität. Verschiedene Interpretationen der Literaturkritiker haben eigentlich keinen groβen und bedeutsamen Einfluβ auf das breite, „auβerliteralische“ Interesse am Werk Hesses ausgeübt.

Man könnte verschiedene Gründe für den Sachverchalt nennen, aber eine Tatsache wird in den meisten Meinungen wiederholt: der Roman „Steppenwolf“ ist –wie kein anderes episches Werk dieser Zeit - die Geschichte einer Krise, die auf drei Ebenen der menschlichen Existenz entsteht und sich auf das Leben eines Menschen, eines Künstlers und eines Bürgers bezieht. Das Psychogramm, das (Selbst)Bildniss des Künstlers und die Darstellung des Weltzustands, der Besorgnis erregt, werden hier zu einer Einheit zusammengestellt.

Die Schilderung der Krise auf der sinnlich-emotionalen, schöpferischen und sozialen Ebene des menschlichen Daseins hat verursacht, daβ der Roman von Hesse den Weltruhm errang. Er weicht vielleicht mit seinem stilistischen Pathos und mit dem Umfang, im Vergleich zu den Werken von Thomas Mann oder Robert Musil, sehr stark von den anderen literalischen Werken zwanziger Jahre ab. Trotzdem weckt er das Interesse von Tausenden von Lesern, wie kein anderes Werk dieser Zeit und wurde in den sechziger Jahren zur „Bibel“ der europäischen und vor allem amerikanischen Jugendbewegung, die im Steppenwolf und seiner Stilisierung des einsamen und verkannten Künstler-Ichs das Identifizierungsmuster für ihren Protest gegen das Establishment fand.

1. Die Entstehungsgeschichte des „Steppenwolfs“

Es besteht eine Frage, welche andere Gründe für den Weltruhm des Romans man finden könnte. Im Zentrum der Interesse am Werk steht nicht nur seine Problematik, sondern auch der Zusammenstoβ des historischen Moments mit der Biographie des Autors, sowie auch die antropologische Situation, in der das Werk über Harry Haller entstanden worden ist. Es ist problematisch, ob man bei einer Analyse und Interpretation eines literalischen Werkes immer das Leben des Verfassers und die Entstehungszeit in Betracht ziehen sollte. Im Falle des „Steppenwolfs“ gibt es keine Zweifel, dass man sich damit bekannt machen soll, um den Roman besser zu verstehen.

Mit Sicherheit kann man feststellen, daβ sowohl die Entstehungszeit als auch das Leben des Verfassers nicht ohne Bedeutung für die Problematik und Problemstellung waren und deshalb werden diese Tatsachen zum Hauptthema des folgenden Kapitels.

1.1. Die Epoche des „Steppenwolfs“ im Leben und Werk Hesses

Man kann sicherlich über die sogenannte „Steppenwolfszeit“ im Leben und Werk des Verfassers sprechen, die 1923 anfing, als Hesse seinen Roman „Siddharda“ beendete. Diese Epoche dauert bei Hesse bis 1928, das heiβt, bis er seine Erzählung „Steppenwolf“ zu Ende geschrieben hat, in der schon einige seine Bemerkungen zu den ersten Reaktionen auf den Roman unter demselben Titel enthalten wurden.

Wenn man das Datum der Entstehung des Werks (1927) und das Alter des Autors in Betracht zieht, dann stellt man sich oft die Frage, woraus in Hesse, in einem damals 50-jährigen Mann, eine solche emotionale Heftigkeit in der Schilderung der Konfliktsituationen ohne Ausweg entstanden worden ist. Hesse litt unter der „Krankheit des Jahrhunderts“, schenkte keinen Glauben an den Sinn des menschlichen Handelns sein ganzes Leben lang, seit dem Besuchen des Lyzeums in Calw , bis zu dem Schaffen des „Glasperlenspiels“. Diese Neigung war aber nie so gefärlich wie in den Entstehungsjahren des „Steppenwolfs“ (1925-1927) und hat mit Sicherheit tiefe Spuren im Werk hinterlassen.

Im Jahre 1923 ändert der Schriftsteller die Strategie seines Lebens, nimmt die schweizerische Staatsbürgerschaft und läβt sich mit seiner Frau Maria Bernoulli scheiden. Die beiden Entscheidungen werden von den früheren wichtigen Ereignissen eingeleitet, wie beispielsweise der Tod seines Vaters und die groβe seeliche Krise nach dem Verlust, das Studium der Psychoanalyse, der Zusammenbruch seiner Frau und endlich das Verlassen der Familie. Diese könnten vielleicht dazu beitragen, daβ er sich selbst hasste und sein Leben als sinnlose Existenz empfand. Die Geschichte von Harry Haller, der sich der bürgerlichen Welt entziehen will, wird von Hesse selbst nicht als Zeitkritik, sondern als „existentialistischer Versuch der Bewältigung einer Lebenskrise“ verstanden. (Brenner P., 1996: 239)

1.2. Die Arbeit am Roman

Im Jahre 1924 begann der von Gicht geplagte Schriftsteller mit dem ersten Teil des „Steppenwolfs“. Während der zweijährigen Arbeit am Roman lebte er in einer gemieteten Mansardenwohnung in Basel und versuchte das Gesellschaftsleben vollig zu genieβen: Balle und verschiedene Spiele, Jazz und schöne Frauen zogen den über fünfzigjährigen Dichter an. Er besuchte den Tanzunterricht, trank viel Alkohol, machte sich Gedanken über die Wirkung der Drogen. Die lebhafte Jazzmusik war für ihn nicht nur ein Zeichen der neuen Epoche, sondern ein Symbol der Lebensauthentizität und der Näherung der Kunst zur Wirklichkeit.

[...]

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Das Bild der schweren und vielseitigen Krise im 'Steppenwolf' von Hermann Hesse
Hochschule
Uniwersitet Gdański  (Germanistik)
Veranstaltung
Studium der Germanistik an der Uniwersitat Danzig
Note
gut
Autor
Jahr
2005
Seiten
13
Katalognummer
V36841
ISBN (eBook)
9783638363617
Dateigröße
494 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bild, Krise, Steppenwolf, Hermann, Hesse, Studium, Germanistik, Uniwersitat, Danzig
Arbeit zitieren
Joanna Cybulska (Autor:in), 2005, Das Bild der schweren und vielseitigen Krise im 'Steppenwolf' von Hermann Hesse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/36841

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