Die Triestiner Literatur im 20. Jahrhundert mit besonderer Betrachtung von Giani Stuparichs "Trieste nei miei ricordi"


Seminararbeit, 2003

16 Seiten, Note: Sehr gut


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

1. Geschichte der Stadt Triest

2. Triest als Literaturstadt

3. Giani Stuparich – Leben und Werk
3.1 Überblick über das Werk von Giani Stuparich

4. Trieste nei miei ricordi

Schlussbemerkung

Bibliografie

Einleitung

Triest – mit 200.000 Einwohnern die östlichste Großstadt Italien und zugleich Hauptstadt der Region Friaul-Julisch Venetien.

Nur 10 Kilometer bis Slowenien, 50 bis Kroatien und Österreich, auch Deutschland und Ungarn sind nicht allzu weit. In unseren heutigen großen Europa liegt Triest also wirklich günstig.

Triest ist aber auch eine Stadt mit bewegter Geschichte, beeinflusst von den verschiedensten Kulturen. Keine anderen Bewohner einer Stadt mussten ihren Pass so oft wechseln, wie dies in Triest der Fall war. So mancher Triestiner hatte in seinem Leben 6 verschiedene Pässe, ohne seinen Wohnort auch nur ein einziges Mal zu ändern: bis 1919 den österreichischen, dann den italienischen, gefolgt von dem so genannten „Nazi-Lappen“, dann für ein paar Wochen einen kroatischen, anschließend einen für das „Freie Territorium Triest“ und zu guter Letzt wieder den italienischen.[1] Dass sich diese abwechslungsreiche Geschichte auch in der Literatur niedergeschlagen hat, ist daher nur logisch. Selbstverständlich trug auch die Grenzlage ihren Teil dazu bei, dass sich ein ganz eigener Stil entwickeln konnte.

Durch die jahrhundertlange Herrschaft der Habsburger hat sich Triest zu einer italienischen Stadt mit österreichischem Flair entwickelt. Es gibt das italienische Triest mit dem römischen Theater und dem von Kaiser Augustus erbauten Stadttor. Aber auf der anderen Seite ist da das habsburgische Triest mit Sissi-Denkmal und historischen Kaffehäusern, wie man sie auch in Wien findet. Überall in der Stadt trifft man auf Zeugen und Denkmäler der wechselvollen Geschichte der Stadt. Die Menschen reden hier zwar italienisch, und doch hat diese Stadt nichts von einer mediterranen, südlichen Metropole. Dieser widersprüchliche und zugleich faszinierende Charakter wurde auch von zahlreichen Schriftstellern beschrieben.

Im Folgenden möchte ich einen Überblick über die Geschichte der Stadt geben, über ihr literarisches Leben und am Beispiel von Gianni Stuparichs „Trieste nei miei ricordi“ zeigen, wie die Einwohner zu ihrer Stadt stehen und wie sie ihre bewegte Geschichte empfunden haben.

1. Geschichte der Stadt Triest

Bevor ich auf die literarische Situation von Triest zu sprechen komme, möchte ich einen kurzen, allgemeinen Überblick über die Geschichte der Stadt geben, da diese die Autoren in ihrem Schaffen stark beeinflusst hat.[2]

Triest, die östlichste Großstadt Italiens, ist eine Stadt zwischen drei Welten. Dies lässt sich auch an ihrer bewegten Geschichte erkennen. Seit ihrer Gründung stellt sie ein florierendes Handelszentrum für Menschen aus aller Welt dar. Dank ihrer Lage als Grenzstadt, mit dem 2000 Jahre alten Hafen ist Triest von verschiedenen Kulturen geprägt worden. Jahrhunderte lang war Triest unter habsburgischer Herrschaft, was sich natürlich stark auf die Entwicklung der Stadt ausgewirkt hat. Genauer gesagt gehörte die Stadt seit 1381 zum Habsburgerreich. Hier lag die k.u.k- Marine vor Anker, die dem österreichisch-ungarischen Imperium den Weg zur See öffnete. Hier ließ sich Erzherzog Maximilian von Habsburg im 15. Jahrhundert das Schloss Miramare auf dem Hügel San Giusto erbauen. Dadurch wurde die Präsenz der Österreicher noch klarer. Als Kaiser Karl VI Triest im Jahr 1719 zum zollfreien Hafen ernannte, begann die Blütezeit der Handelsstadt, womit sie zu einem noch größeren Konkurrenten Venedigs wurde. Mit dem Patent zur Gründung einer „Orientalischen Handelskompanie“ begann der große wirtschaftliche Aufschwung. Kauf –und Seeleute aus dem ganzen Mittelmeerraum benutzen den Hafen als Drehscheibe für ihre Geschäfte. Die strategisch günstige Lage brachte allerdings auch Nachteile mit sich: so besetzten die Franzosen die Stadt und damit auch den Hafen insgesamt drei mal. Nämlich im Jahr 1797, dann von 1805 bis 1806 und schließlich von 1809 bis 1813. Danach wurde Triest wieder habsburgisch und blieb es auch bis zur Annexion an Italien im Jahr 1918. Die Folgen des 1. Weltkriegs zwangen Österreich die Stadt Triest an Italien abzugeben. Damit endete Österreichs Ära als Seefahrer-Nation, und auch die Bedeutung des Hafens ging allmählich verloren. Während des 2. Weltkrieges wurde die Stadt, trotz großen Widerstandes der Partisanen, von den Deutschen besetzt. Nach Kriegsende erhob Tito Ansprüche auf Triest, die jedoch von den Alliierten nicht akzeptiert wurden und die jugoslawischen Truppen abziehen mussten. Schließlich wurde Triest an Italien angegliedert und gehört bis heute zur Republik Italien.

Im Folgenden habe ich einige Bilder von Triest und Umgebung eingefügt, um auch einen optischen Eindruck der Stadt zu vermitteln.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1: Schloss Miramare bei Triest[3]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Panorama-Ansicht von Triest[4]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Blick vom Karst über den Golf von Triest[5]

2. Triest als Literaturstadt

Im Laufe der Jahre hat sich eine eigene literarische Kultur entwickelt, die aus unterschiedlichen Faktoren resultierte. Da eine genaure Erläuterung der Merkmale den Rahmen der Arbeit sprengen würde, werde ich mich darauf beschränken einen groben Überblick über die Charakteristika der triestiner Literatur zu geben. Es sei jedoch gesagt, dass ich viele dieser Merkmale wirklich nur sehr kurz und vielleicht auch ungenügend berühre, um eben zumindest in groben Zügen zu zeigen, was die triestiner Literatur ausmacht.

Diese unterschiedlichen Nationalitäten, die in Triest aufeinander trafen, besaßen zwar alle ihre eigenen kulturellen Institutionen, doch entwickelte sich keine gemeinsame Kultur. Vor allem fehlte es bis ins 20. Jahrhundert an Literatur, die die existenziellen und sozialen Probleme dieses Vielvölkergemischs auf adäquate Weise zum Ausdruck gebracht hätte.[6] Der frühen triestiner Literatur fehlt noch alles, was später als typisch triestinisch gilt. Im Grunde ist sie nichts weiter als eine verspätete, zweitrangige italienische Literatur. Die eigentliche triestiner Literatur entsteht in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts.

Eines der Merkmale, die schließlich so typisch sind für die Literatur in Triest, ist das Zusammentreffen verschiedener Völker in dieser Stadt. Es genügt, einen Blick auf die Nachnamen der Schriftsteller zu werfen, um sich dieses Schmelztiegels der Kulturen bewusst zu werden: es finden sich so gar nicht italienische Namen wie Schmitz, Oberdank, Maier und Pressburger, die den österreichischen Einfluss belegen. Selbstverständlich sind da noch jene Namen, die eindeutig slawischer Herkunft sind: Stuparich, Slataper oder Kezich, aber auch italianisierte Formen wie Tomizza oder Cecovini.[7]

[...]


[1] Vgl. www.exilclub.de/groups/jugoslawien/mg.htm

[2] die Angaben zur Geschichte stammen von der Homepage: www.exilclub.de/groups/jugoslawien/mg.htm

[3] http://www.hr-online.de/fs/hauptsachekultur/img/triest-mira.jpg

[4] http://www.triestebynet.it/panorama.jpg

[5] http://triestemia.com/gallery/foto/rocce1gal.jpg

[6] Vgl. Angelo Ara. Claudio Magris: Triest. Eine literarische Hauptstadt in Mitteleuropa. München, Wien: Hansa 1987, S. 90.

[7] Vgl. Gilbert Bosetti: Permanenza di una triestinità letteraria, S. 112.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Die Triestiner Literatur im 20. Jahrhundert mit besonderer Betrachtung von Giani Stuparichs "Trieste nei miei ricordi"
Hochschule
Karl-Franzens-Universität Graz  (Romanistik)
Veranstaltung
Proseminar
Note
Sehr gut
Autor
Jahr
2003
Seiten
16
Katalognummer
V39795
ISBN (eBook)
9783638384797
ISBN (Buch)
9783638902182
Dateigröße
763 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Triestiner, Literatur, Jahrhundert, Betrachtung, Giani, Stuparichs, Trieste, Proseminar
Arbeit zitieren
Christine Jeremias (Autor:in), 2003, Die Triestiner Literatur im 20. Jahrhundert mit besonderer Betrachtung von Giani Stuparichs "Trieste nei miei ricordi", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39795

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