Die zukünftige Rolle des Renminbi in Asien


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

25 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Traditionelle Theorie optimaler Währungsräume
2.1 Mundell I (1961): Das Kriterium der Faktormobilität
2.2 McKinnon (1963): Das Kriterium des Offenheitsgrades
2.3 Vaubel (1976): Das Kriterium stabiler realer Wechselkurse
2.4 Mundell II (1973): Das Kriterium der Risikodiversifikation

3. Empirische Untersuchungen der OCA-Theorie in Asien
3.1 Korrelation von Schocks
3.2 Faktormobilität
3.3 Handelsstrukturen
3.4 Kapitalströme
3.5 Realer Wechselkurs

4. Status Quo und Perspektiven des Renminbi in der Region

5. Ausblick

6. Anhang
6.1 Mundell I graphisch
6.2 McKinnon (1963) anschaulich
6.3 Tabellen

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Seit den durch Dèng Xiapopíng[1] eingeführten Reformen konnte China durch sein exportgeleitetes Entwicklungsmodell ab Ende der 70er Jahre durchschnittliche Wachstums-raten von 9% aufweisen. „Werkbank der Welt“ ist ein mittlerweile weit verbreitetes Synonym für das Reich der Mitte. Es ist offensichtlich, dass China auf dem Weg ist, die dominierende ökonomische Volkswirtschaft der südostasiatischen Region zu werden. Vor allem für Exporte aus der Region wird das Land zu einer immer wichtigeren Destination.

Diese Entwicklung weist der chinesischen „Währung des Volkes“ (Renminbi oder Yuan) eine spezielle zukünftige Rolle zu; sowohl der nationalen Währung an sich, als auch deren Wechselkurs mit anderen asiatischen Ländern. In dieser Hausarbeit soll daher die Möglichkeit einer monetären Integration in Südostasien durch die Theorie optimaler Währungsräume untersucht und anhand der Resultate die potentielle zukünftige Rolle des Renminbi (RMB) innerhalb der Region beleuchtet werden.

2. Traditionelle Theorie optimaler Währungsräume

Die Theorie optimaler Währungsräume (OCA) wird häufig fälschlicherweise, als Bewertungsmaßstab, zur Beurteilung der Entscheidung eine Währungsunion zu bilden, interpretiert.[2] Dabei ging es in der ursprünglichen OCA-Theorie nicht darum, nationale Währungen, durch eine einheitliche supranationale Währung, über die nur eine gemeinschaftliche Zentralbank waltet, zu ersetzen, sondern nach Mundell „by defining a currency area as a domain within which exchange rates are fixed and asking: What ist the appropriate domain of a currency area?“[3] Herausgearbeitet wurden dabei regionale Abgrenzungskriterien optimaler Währungsräume, wobei einseitig die makroökonomischen Kosten eines solchen Arrangements beleuchtet wurden. Kosten in diesem Sinne sind vor allem darin zu sehen, dass innerhalb einer währungspolitischen Kooperation zwischen Ländern, der nominale Wechselkurs als „Schockabsorber“[4], respektive als Instrument des Anpassungsmechanismus bei negativen „Schocks“, verloren geht. Im Falle des Vorliegens von Rigiditäten (Löhne, Preise), beeinflusst der nominale Wechselkurs den realen und damit die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes, sprich er nimmt Einfluss auf die Leistungsbilanz. Bei fixierten Wechselkursen und bei Fehlen anderer Anpassungsmechanismen, die es im Folgenden zu beschreiben gilt, kommt es zu Persistenz der negativen Auswirkungen des Schocks. Mikroökonomische Gewinne (Senkung der Informationskosten, Senkung des Wechselkursrisikos etc.) wurden in den ursprünglichen Erörterungen nicht explizit herausgearbeitet. Die traditionellen Ansätze der Theorie lassen sich im Wesentlichen auf Mundell (I: 1961; II: 1973), McKinnon (1963), Kenen (1969) und Vaubel (1976) zurück-führen, wobei Mundell als der eigentliche Pionier zu betrachten ist.

In den folgenden Abschnitten möchte ich nun die jeweiligen theoretischen Hauptaugenmerke der Autoren darstellen. Danach soll eine Evaluation Südostasiens bezüglich OCA Kriterien anhand von empirischen Forschungsergebnissen erfolgen.

2.1 Mundell I (1961): Das Kriterium der Faktormobilität

Mundell I dient der Grad der Mobilität des Faktors Arbeit als Kriterium für die Abgrenzung eines optimalen Währungsraumes.[5] Dazu untersuchte er, unter der Prämisse rigider Löhne und Preise (vgl. keynesianische Makroökonomik), den Anpassungsmechanismus eines negativen asymmetrischen Nachfrageschocks zwischen zwei Regionen, wobei zwischen festen Wechselkursen und flexiblen Wechselkursen unterschieden wird. „ Consider a simple model of two entities (regions or countries), initially in full employment and balance-of-payments equilibrium, and see what happens when this equilibrium is disturbed by a shift of demand from the goods of entity B to the goods of entity A . Assume that money wages and prices cannot be reduced in the short run without causing unemployment, and that monetary authorities act to prevent inflation.”[6] Da der Wechselkurs als Instrument zur Kompensation dieses „expenditure switching“ von B nach A im Falle fester Wechselkurse ausfällt, müssen andere Wege zurück zum Gleichgewicht erörtert werden. Der sich ergebende Angebotsüberhang auf dem Gütermarkt in B geht einher mit einem Überangebot auf dem Arbeitsmarkt. In Land A ist die Situation genau reziprok. Hier kommt es infolge des Nachfrageüberhanges zu zunehmender Nachfrage nach Arbeit. Zudem tritt nachfrage-induzierte Inflation auf. A hat ergo ein Handelsbilanzüberschuss, während B ein Handels-bilanzdefizit fährt.

Bei Vorliegen von rigiden Löhnen sieht sich das Land, welches von dem Schock negativ betroffen ist, mit einer problematischen Situation auf dem Arbeitsmarkt konfrontiert. Gelöst werden kann dieses nach Mundell I dann nur über die Mobilität des Faktor Arbeit zwischen den Ländern bzw. Regionen. Die freigesetzten Arbeitskräfte in B emigrieren nach A, wo sie den Nachfrageüberhang nach Arbeit decken, wodurch die Löhne in B konstant bleiben. Somit wäre die Arbeitslosigkeit in B ceteris paribus beseitigt. Des Weiteren würde das gestiegene Arbeitsangebot in A einer inflationären Lohn-Preis-Spirale entgegenwirken.

Ist der Grad der Mobilität des Faktors Arbeit nicht hoch genug, so ist nach Mundell I die Aufgabe eines flexiblen Wechselkurses mit hohen Kosten verbunden: Arbeitslosigkeit und Inflation im Falle asymmetrischer Schocks. Eine Kompensation fehlender Mobilität läge in der Flexibilität der Löhne und damit der Preise (monetaristische Sicht). Dies verletzt aber die Prämisse der nominalen Rigiditäten.[7] „Put differently, a monetary union between two or more countries is optimal if one of the following conditions is satisfied: (a) there is sufficient wage flexibility, (b) there is sufficient mobility of labour.“[8]

2.2 McKinnon (1963): Das Kriterium des Offenheitsgrades

„Following Mundell I, McKinnon [1963] hypothesized that „openness” with potential currency-area trading partners would militate toward having a fixed exchange rate between them.”[9] Der Offenheitsgrad spiegelt sich in der relativen Bedeutung handelbarer Güter gegenüber nicht-handelbaren Gütern wider, wobei die Preise für handelbare Güter variabel sind.[10] Die Auswirkungen asymmetrischer Schocks sind nach McKinnon davon abhängig, ob es sich um große oder kleine Länder, respektive um relativ geschlossene oder relativ offene Volkswirtschaften handelt. Untersucht werden einerseits Angebots- und andererseits Nachfrageeffekte, welche sich in einem System flexibler Wechselkurse, aufgrund von externen Nachfrageschocks, ergeben.[11] Da annahmegemäß für kleine offene Länder die Preise auf dem Weltmarkt ein Datum darstellen, führen Nachfrageverschiebungen zu Auf-, bzw. Abwertungen der Inlandswährung. Bedingt durch das hohe Gewicht der international handelbaren Güter am BIP dieser Länder kommt es durch die Variation des Wechselkurses zu ausgeprägteren Preisniveauänderungen im Vergleich zu relativ geschlossenen Volks-wirtschaften. Je offener ein Land, desto anfälliger ist es ergo gegenüber Nachfrage-verschiebungen auf dem Weltmarkt. In der Regel gilt daher, dass ein relativ kleines und offenes Land eher von den Vorteilen fester Wechselkurse profitiert (z.B. Planungssicherheit wegen Preisstabilität). „The beneficial effects are likely to increase with the degree of openess of countries“[12] Wie durch das Schaubild deutlich wird, besteht also ein sich gegenseitig kompensierender Zusammenhang zwischen dem asymmetrischen Auftreten von Schocks und dem Offenheitsgrad einer Volkswirtschaft. Eine OCA ist demnach dann vorzufinden, wenn die negative Wirkung eines asym-metrischen Schocks, bei festen Wechselkursen, durch die Handels-intensität, sprich der Offenheit, ausgeglichen wird.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.3 Kenen (1969): Das Kriterium der Produktdiversifikation

Kenen suchte nach Bedingungen, welche die Wahrscheinlichkeit des Auftretens asymmetrischer makroökonomischer Schocks reduzieren könnten. „If output were more diversified, Kenen concluded that the country in question would be a better candidate to have fixed exchange rates with its neighbours because shocks focused on this or that industry would offset each other in the aggregate - the law of large numbers.”[13] Länder- und sektorspezifische Schocks in den in den Außenhandel involvierten Bereichen können ergo um so eher bewältigt werden, je vielseitiger die Brachenstruktur, bzw. je diversifizierter die Produktion, ist. Nachfrage- und Preiseinbrüche führen bei hochdiversifizierten Volkswirtschafen daher zu vergleichsweise geringen sektoralen Effekten, weshalb sie auf den nominalen Wechselkurs als Anpassungsinstrument weniger angewiesen sind. Nach Kenen bilden solche Volkswirtschaften einen optimalen Währungsraum. Ergänzend kann hier gesagt werden, dass somit Länder mit intensivem intra-sektoralem Handel zu symmetrischen Schock tendieren.

2.4 Vaubel (1976): Das Kriterium stabiler realer Wechselkurse

Die bis dato vorgestellten Ansätze sind rein realwirtschaftlich ausgerichtet gewesen. Eine Operationalisierung jener, ist, aufgrund ihrer jeweiligen restriktiven Annahmen, nur schwer vollziehbar. Vaubel versuchte daher, einen optimalen Währungsraum mit Hilfe des Kriteriums der realen Wechselkursvariabilität abzugrenzen. Der reale Wechselkurs[14] umfasst sowohl die in den vorhergehenden Ansätzen zugrunde gelegten realen Effekte, als auch monetäre. Stabile reale Wechselkurse implizieren, dass in der historischen Entwicklung keine längerfristigen Über- oder Unterbewertungen zwischen den betrachteten Währungen vorgelegen haben. Schlussfolgernd kann dann postuliert werden, dass die Entwicklung der nominalen Wechselkurse dem durch das Inflationsgefälle zwischen den Ländern vorgezeichneten Pfad gefolgt ist – der Kaufkraftparität. Da dies auf eine relativ homogene Struktur der ökonomischen Fundamentalfaktoren schließen lässt, erachtet Vaubel bei Vorliegen dieses Beurteilungskriteriums, den Wechselkurs als Ausgleichsmechanismus für überflüssig. Da es sich hierbei allerdings um eine ex ante Einschätzung, also der Beurteilung vor einer Fixierung der Wechselkurse, handelt, ist die zukünftige Entwicklung der Terms of Trade als unsichere Größe zu verstehen.

2.5 Mundell II (1973): Das Kriterium der Risikodiversifikation

Mundell II drehte im Vergleich zu Mundell I den Spieß um. Er verwirft die Prämisse stationärer Erwartung und nimmt dem flexiblen Wechselkurs seine angenommene inhärente stabilisierende Wirkung bei Auftreten von asymmetrischen Schocks. Vielmehr ist er der Auffassung, dass aufgrund ineffizienter[15] Devisenmärkte und der damit einhergehenden Spekulation Schwankungen von Wechselkursen resultieren; d.h. Volatilität ohne fundamentale realwirtschaftliche Basis. „In an uncertain world exchange rate movements are likely to be a source of asymmetric shocks instead of being a mechanism that allows countries to better adjust for asymmetric shocks.“[16] In diesem Kontext haben fixe Wechselkurse eine mildernde Wirkung bei asymmetrischen Schocks, da sie besser geeignet sind Portfolios zu diversifizieren und dadurch Risiken zu „poolen“. Die durch den Schock entstandenen Verluste können bei fixen Wechselkursen[17] besser verteilt werden. Begründet wird dies durch die Annahme, dass die betroffenen Handelspartner jeweils Assets des anderen halten und damit quasi asymmetrisch an asymmetrischen Schocks partizipieren.[18] Dies kann allerdings nur bei temporären Schocks aufrechterhalten werden.

[...]


[1] führte die Volksrepublik China faktisch von 1976-1997

[2] Kenen (2002; S. 147)

[3] Mundell (1961; S.1)

[4] Duwendag et al (1999; S.11 ff)

[5] McKinnon (2004); De Grauwe (2003); Mundell (1961); Clement (2004; S.423 ff)

[6] Mundell (1961; S.2); vgl. im Anhang: 5.1 Mundell I graphisch

[7] McKinnon (2004; S.2, 3) spricht bezeichnenderweise von stationären Erwartungen bzgl. Preisniveau, Zinssatz, Wechselkurs und Regierungspolitik

[8] De Grauwe (2003; S. 8); gilt ebenso für ein System fixer Wechselkurse

[9] McKinnon (2004, S.3)

[10] da dies in der Praxis relativ schwer zu bestimmen ist, wird meist der prozentuale Anteil des Außenhandels (Importe + Exporte) am BIP als Kriterium verwendet

[11] De Grauwe (2003; S.57); beispielhafte Ausführung im Anhang 6.2; ebenso gültig für Angebotsschocks durch Veränderung der Weltmarktpreise

[12] De Grauwe, Schnabl ( ; S.4)

[13] McKinnon (2004; S.4)

[14]

[15] Vgl. Effizienzhypothes von Fama (1969)

[16] De Grauwe (2003; S. 55)

[17] Mundell (1973) spricht eigentlich von einer gemeinsamen Währung

[18] Der negative Schock des einen ist der positive Schock des anderen; die Verluste auf der einen Seite werden mittels diversifizierter Portfolios durch die Gewinne der anderen Seite kompensiert.

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Die zukünftige Rolle des Renminbi in Asien
Hochschule
Eberhard-Karls-Universität Tübingen
Veranstaltung
Internationale Währungsordnung und die Rolle Chinas
Note
1,7
Autor
Jahr
2005
Seiten
25
Katalognummer
V45905
ISBN (eBook)
9783638432276
ISBN (Buch)
9783638658324
Dateigröße
1005 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Rolle, Renminbi, Asien, Internationale, Währungsordnung, Rolle, Chinas
Arbeit zitieren
Marc Berger (Autor:in), 2005, Die zukünftige Rolle des Renminbi in Asien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45905

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