Spartanerinnen im klassischen Zeitalter


Hausarbeit, 2004

16 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Spartanerinnen im klassischen Zeitalter - Ihre Rolle und Stellung in der antiken griechischen Gesellschaft

3. Schluss

4. Quellenverzeichnis

5. Literaturverzeichnis.

1. Einleitung

Ein erheblicher Teil der Quellen und Literatur, die sich mit der antiken griechischen Geschichte befassen, bezieht sich auf das Leben und Wirken von Männern. Abhandlungen über die Rolle und Stellung griechischer Frauen der Antike gibt es zwar auch, doch lassen sie einen relativ großen Spe­kulationsraum. Da das „Frauenleben“ in all seinen Facetten aus anti­ker Sicht wohl unpopulärer als das „Männerleben“ war, wurde anschei­nend we­niger darüber aufgezeichnet und tradiert. Dies gilt für alle zeitli­chen Ab­schnitte der alten Geschichte.

In dieser Hausarbeit soll untersucht werden, wie sich das Leben spartani­scher Frauen in der klassischen Epoche gestaltete. Während des Prose­minars „Kreta in griechischer Zeit“ wurde bereits erarbeitet, welche Lebensumstände sich kreti­schen Frauen boten – einerseits durch das He­ranziehen der Texte des Großen Gesetzes von Gortyn, andererseits durch Literatur, die sich mit diesem Thema auseinandersetzt. Es soll nun, wenn auch in eher be­grenztem Umfang, in dieser Arbeit den Fragen nachgegangen werden, welche Rechte und Verpflichtungen spartanische Frauen hatten und wel­chen Stellenwert sie – die Frauen - innerhalb der spartanischen Gesell­schaft einnahmen. Da sich im Hinblick auf die Ein­bindung der Arbeits­ergeb­nisse des Proseminars in die Hausarbeit ein Vergleich Kretas mit Sparta anbietet, sollen abschließend Unterschiede und eventuelle Ge­meinsam­keiten beider Gesellschaftsformen herausge­arbeitet werden. Ziel der Ar­beit wird sein, nachzuweisen, dass das antike griechische Frauenle­ben ei­nem strikten Traditions- und Gesetzeskodex unterlag, der sich je­doch nicht allgemeingültig von einer Polis auf die nächste übertragen ließ, sondern dass es durchaus verschiedenartige Rechtsauffassungen gab, die den Frauen einen mehr oder weniger großen Bewegungsfreiraum ließen.

Die Erörterung der oben formulierten Fragestellungen bezieht sich aus­schließlich auf das alltägliche Leben in Sparta und Kreta, soweit sich die­ses anhand von Quellen und Literatur nachvollziehen lässt. Die Dar­stel­lung von Frauengestalten in der antiken Literatur, sei es Drama oder Prosa, wird hierbei nicht berücksichtigt.

Methodisch soll das Ergebnis dieser Hausarbeit durch die Auseinan­der­setzung mit Quellentexten und Literatur erreicht werden, wobei Xe­nophons „Verfassung der Spartaner“ die maßgebliche Textgrundlage bil­det. Darüber hinaus wird auch auf die Gesetzestexte des Großen Geset­zes von Gortyn zurückgegriffen, um einen Vergleich der rechtlichen Vor­aussetzungen in Sparta und Kreta zu ermöglichen.

Abhandlungen von Sarah B. Pomeroy und James Donaldson erwiesen sich bei der Ausführung der Arbeit ebenfalls als hilfreich.

2. Spartanerinnen im klassischen Zeitalter - Ihre Rolle und Stellung in der antiken griechischen Gesellschaft

Schon im Hinblick auf spätere Schwanger- und Mutterschaft gab es in Xenophons „ΛΑΚΕΔΑΙΜΟΝΙΩΝ ΠΟΛΙΤΕΙΑ“ (Lakedaimonion poli­teia) Anmerkungen zur fürsorglichen Behandlung der spartanischen Mäd­chen[1]. Es wird hierbei deutlich, dass in Sparta bereits in einem frühen Sta­dium dafür Sorge getragen wurde, dass die weibliche Bevölkerung kräf­tige Nachkommen austrug. Das Gebären zahlreicher gesunder Kin­der war für die Spartanerinnen erste Bürgerinnenpflicht und die ehren­vollste Aufgabe, der sich die Frauen stellen konnten. James Donaldson macht diesen Sachverhalt folgendermaßen deutlich:

„All the legislation that relates to women has one sole object – to procure a first-rate breed of men. The one function which woman had to discharge was that of motherhood. [...] The Spartans wanted strong men: the mothers therefore must be strong. The Spartans wanted brave men: the mothers therefore must be brave. The Spartans wanted resolute men – men with decision of character: the mothers must be resolute. They believed, with intense faith, that as are the mothers, so will be the children.”[2]

Anhand dieser Aussage verwundert es nicht, dass Mädchen in Sparta an­ders aufgezogen wurden als in anderen Teilen Griechenlands, um sie auf ihre zukünftige Bestim­mung adäquat vorzubereiten. Diese Vorbereitung sah unter anderem vor, dass die Spartanerinnen ausreichend mit Nahrung

versorgt wurden, damit ihre Körper nicht schwächlich gediehen. Xe­nophon machte keine genauen Angaben darüber, wie viele und welche Lebensmittel die Frauen bekamen. Möglicher­weise wurde bei der Le­bensmittelbemessung für Männer und Frauen in Sparta gar kein Unter­schied gemacht, schließlich waren die Frauen Spartas den Männern in hohem Maße gleichberechtigt. Da er anführte, dass „andere Gesetzgeber denjenigen Mädchen, die künftig Kinder bekommen […] sollen, eine möglichst schlichte Ernäh­rung und möglichst wenig Zukost geben“[3], ist da­von auszugehen, dass die Spartanerinnen eine wesentlich bessere Nah­rungs­mittelversorgung genossen als andere Frauen. Diese Annahme lässt sich auch darauf zurückführen, dass Lykurg, auf den sich Xenophon be­kann­termaßen bezog, Gesetze für Sparta erließ, die „den Bestimmungen der meisten entgegengesetzt“[4] waren. Zwar stammen die Gesetze Ly­kurgs aus der archaischen Zeit, doch behielt sein Gesetzeskodex für Sparta über alle Epochen der Antike Griechenlands hinweg Gültigkeit. So muss auch Xenophons Verfassung, da er Bezug auf Lykurg nahm, das Gegenteil der Verfassungen anderer Poleis sein.

Aufgrund dieser Gegensätzlichkeit ist es fast selbstverständlich anzu­nehmen, dass Spartanerinnen sich nicht allein damit beschäftigten, im Haus zu bleiben und Wolle zu spinnen, Kleidung herzustellen und einen Haushalt zu führen, so wie man es von Athenerinnen und Frauen aus Gortyn kennt. Die spartanischen Vollbürgerinnen - denn Xenophons Ver­fassung bezog sich auf die Angehörigen der Oberschicht, den Spartia­ten, nicht aber unbedingt auf untere Bevölkerungsklassen wie Perioiken oder gar Heloten - trainierten ihre Körper ebenso, wie die Männer es ta­ten. Es gab sogar Wettkämpfe, bei denen die Frauen sich untereinander messen konnten. Für die Spartanerinnen und Spartaner war es selbstver­ständlich, dass das Training gemeinsam absolviert wurde, schon allein deshalb, weil die körperliche Ertüchtigung der Männer und Frauen sich nicht voneinander unterschied. Es war auch durchaus üblich, dass nur in sehr leichter Bekleidung oder eher noch völlig nackt trainiert wurde. Der Grund hierfür lag wohl darin, dass die Bewegungsfreiheit nicht ein­ge­schränkt war. Andererseits liegt die Vermutung nahe, dass bei leichter oder gänz­lich fehlender Bekleidung einfach zu erkennen war, ob jemand mit einem körperlichen Gebrechen oder einer Krankheit gestraft war, was für spar­tanische Verhältnisse einem gesellschaftlichen Exitus gleich­kam. Schwächliche oder kranke Menschen passten nicht nach Sparta, das unter anderem für seine starken Krieger bekannt war; die Zähigkeit seiner Bürger war sprichwörtlich.

Niemand in Sparta nahm daran Anstoß, dass Männer und Frauen sich derart entblößt zeigten. Im Gegenteil, das gemeinsame Trai­ning und die damit verbundene Nacktheit förderten vermutlich zwi­schenmenschliche Beziehungen unter den beiden Geschlechtern. Die Wahrscheinlichkeit, dass bei der körperlichen Ausbildung auch persönli­che Bindungen zwi­schen Männern und Frauen zustande kamen, wobei es sich hier nicht einmal um sexuelle Beziehungen handeln musste, ist meines Erachtens relativ hoch. Dies wiederum konnte für das Gemein­wohl nur von Vorteil sein, was gerade in einer Gesellschaft, in der das Staatswohl über dem Wohl des einzelnen Bürgers stand, beson­ders wich­tig war. In Gortyn hätte diese Form des gesellschaftlichen Zu­sammenseins wohl eher exo­tisch angemutet, in Athen wäre sie ganz und gar undenkbar gewesen.

Doch hatte die gemeinsame sportliche Ertüchtigung nicht nur den Zweck, ein intimes, vertrauensvolles gesellschaftliches Netz zwischen den Bürgern Spartas zu knüpfen. Das körperliche Training der Frauen diente auch dazu, sie ausdauernd, kräftig und belastbar zu machen, da eine Schwangerschaft bzw. die Geburt eines Kindes immer eine große körper­liche Anstrengung darstellte. Man war vermutlich der Ansicht, dass ein kräftiger, muskulöser Körper ein Kind einfacher auf die Welt bringen konnte als ein verweichlichter und dass ein trainierter Leib bei mehreren aufeinander folgenden Schwangerschaften nicht so schnell „verschliss“ wie ein untrainierter. Diese körperliche Erziehung der Frauen kennt man jedoch nur aus Sparta; keine andere Polis hat ihren Frauen eine ähnliche Ausbildung angedeihen lassen, zumindest deutet nichts in den mir vorlie­genden Quellen darauf hin[5]. Vielmehr wird im Gesetz von Gortyn, insbe­sondere in den Kolumnen, in denen es um Ehegüterrecht geht, sehr deutlich, dass die Frauen Kretas mit denen für sie typischen Tätigkeiten wie Spinnen und Weben Einkommen erzielten[6]. Es ist also davon auszu­ge­hen, dass sie sich dieser Arbeit regelmäßig und in hohem Maße wid­meten.

[...]


[1] Xen. Lakedaimonion politeia, 1, 3-10.

[2] Donaldson, James: Woman. Her position and influence in ancient Greece and Rome, and among the early christians, St. Andrews 1907 (ND Frankfurt/Main 1984).

[3] Xen. Lak. pol. 1,3.

[4] Xen. Lak. pol. 1,2,

[5] Auch Sarah B. Pomeroy ist der Überzeugung, dass die spartanische Ausbildung der Frauen einzigartig in der griechi­schen Welt war: „Spar­tans were the only Greek girls for whom the state prescribed a public education.” (s. Fantham, Elaine, Peet Foley, Helene, Boymel Kampen, Natalie, Pomeroy, Sarah. B., Shapiro, H.A., Women in the Classical World, New York 1994).

[6] Vgl. z. B. ICret IV 72 III,24 oder auch ICret 72 II,45.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Spartanerinnen im klassischen Zeitalter
Hochschule
Universität Paderborn
Note
2,3
Autor
Jahr
2004
Seiten
16
Katalognummer
V47108
ISBN (eBook)
9783638441315
Dateigröße
466 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Spartanerinnen, Zeitalter
Arbeit zitieren
Katharina Krause (Autor:in), 2004, Spartanerinnen im klassischen Zeitalter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47108

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