Modelle nachhaltiger Agroforstwirtschaft in den Tropen


Seminararbeit, 1995

18 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Gliederung:

I. Einleitung

II. Nutzen der Agroforstwirtschaft

III. Agroforstwirtschaftliche Modelle
III.1. Agrisilviculturelle Systeme
III.1.1. Taungya
III.1.2. Improved fallow-System
III.1.3. Alley cropping
III.1.4. Multistorey homegardens
III.2. Silvopastorale Systeme
III.2.1. Protein banks
III.3. Agrosilvopastorale Systeme
III.3.1. Homegardens involving animals
III.4. Andere Systeme
III.4.1. Bienenzucht mit Bäumen
III.4.2. Aquaforestry

IV. Verbreitung der verschiedenen Agroforstwirtschaftsysteme

V. Beispiel für homegardens und taungya: Die „Forest Villages“ in Thailand

VI. Ausblick

VII. Literatur

I. Einleitung

Am Beispiel Nigeria soll zu Beginn einmal die Lage der tropischen Länder hinsichtlich ihrer Waldbestände und Forstwirtschaftlichen Nutzung dargelegt werden.

Das Ziel der nigerianischen Regierung war es 1919, 25% der Waldfläche zu erhalten. 1951 waren noch 36 Mio. ha Wald (= 39% der Landesfläche) vorhanden. 1990 waren es nur noch 3,9 Mio. ha, was 3,6% der Landesfläche entspricht. Das Waldbausystem in Nigeria arbeitete extrem exploitativ, so daß selbst Aufforstungen nicht verhindern können, daß bis zum Jahr 2000 nur noch 10 - 15% des Nutzholzbedarfes gedeckt werden können. Nigeria, ein ehemals holzreiches Land, importierte 1993 bereits doppelt so viel Holz, wie es exportierte (nach Bruening, S. 582).

Die Lage in den anderen tropischen Ländern ist ganz ähnlich, so daß dringender Handlungsbedarf besteht. Hier versucht die Agroforstwirtschaft mittels nachhaltiger Bewirtschaftung einzuschreiten und zu helfen.

Nachhaltigkeit bedeutet in der Forstwirtschaft die Vorsorge für kommende Generationen, das Gegenteil wäre eine exploitative Nutzung (nach Bruening, S.577).

Die Agroforstwirtschaft, im Deutschen auch mit Baumfeldwirtschaft oder Waldfeldbau bezeichnet, ist eigentlich ein sehr altes Bewirtschaftungssystem. Es wurde in Varianten in Europa im Mittelalter, in den tropischen Teilen Südamerikas und auch in Asien schon seit langem angewendet. Agroforstwitschaft ist nur ein neuer Name für ein „altes“ System.

Eine wichtige Rolle bei der Wiederaufnahme der Bemühungen um diese Art der Waldbewirtschaftung spielte das International Development Research Centre (IDRC). Das IDRC hat die Agroforstwirtschaft wieder in das Bewußtsein zurückgerufen, gerade im Hinblick auf die exploitative Nutzung der weltweiten Waldbestände.

Aus dem IDRC ging 1977 das International Council for Research in Agroforestry (ICRAF) hervor, und damit war die Agroforstwirtschaft erstmals fest institutionalisiert. Das ICRAF erhob ab September 1982 Daten über sämtliche Agroforstwirtschaftssysteme, die bekannt waren und bewertete diese. So konnten zum ersten Mal Vergleiche zu anderen Systemen, aber auch Ratschläge zu Verbesserung des Anbaus in den unterschiedlichen Regionen der Erde gegeben werden (nach Nair, S. 3ff.).

Definitionen für agroforstwirtschaftliche Systeme gibt es so viele wie Systeme selbst, es sollten jedoch immer zwei Punkte enthalten sein:

1. Es handelt sich um das bewußte Wachstum von perennierenden Holzpflanzen zusammen mit Ackerpflanzen und/oder Tieren auf demselben Anbaugebiet, entweder in Form von räumlicher Mischung oder zeitlicher Abfolge.
2. Es muß eine bedeutende Wechselwirkung zwischen den Holzpflanzen und den Ackerpflanzen, entweder aus ökologischer und/oder ökonomischer Sicht vorhanden sein.

(nach Nair, S. 17).

Sind nun diese zwei Punkte erfüllt, kann man von einem Agroforstwirtschaftssystem sprechen, das mindestens zwei Outputs hat, dessen Zyklus auf mehr als ein Jahr ausgelegt ist und das auch in einfachster Form ökologisch, wie ökonomisch komplexer ist, als jedes Monokultursystem (nach Nair, S. 18).

II. Nutzen der Agroforstwirtschaft

Bevor auf den Nutzen, den man mit der Hilfe der eingepflanzten Bäume erzielen kann, eingegangen wird, soll zuerst einmal ein Vorurteil abgebaut werden. Das Vorurteil bezieht sich darauf, daß allgemein angenommen wird, Holzpflanzen könnten nicht zusammen mit Feldfrüchten auf dem gleichen Landstück angebaut werden. Das stimmt so nicht. Man muß nur, um einen optimalen Nutzen erzielen zu können, die ökologischen Nischen herausfinden, die die Feldfrüchte nicht besetzt halten. Diese kann man dann mit den Holzbestandteilen des Systems auffüllen und somit einen noch größeren Erfolg haben, als dies ohne die Bäume der Fall wäre (nach Raintree, S. 3).

Raintree unterteilt die Vorteile, die mit den hölzernen Bestandteilen erreicht werden können, in die sogenannten „service roles“ und die „production roles“.

Die erste Gruppe trägt hauptsächlich zu Nachhaltigkeit, aber auch zur vermehrten Produktion bei. Zu ihr gehören etwa die Steigerung der Produktion organischem Materials, die Beibehaltung oder sogar Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit, Erosionsminderung, besonders in Hanglagen, Wasserspeicherung, die Schaffung eines günstigen Mikroklimas für Pflanzen und Tiere und die Bildung von natürlichen Grenzen durch Baumreihen.

Direkt für eine gesteigerte Produktion sind, wie der Name schon sagt, die „production roles“ verantwortlich. Es fallen hierunter die Produktion von zusätzlicher Nahrung für den Menschen, Futter für Tiere, Erzeugung von Brennmaterial, oder von Holz, das als Baustoff in anderen Bereichen des ländlichen Lebens verwendet werden kann. Die letzten beiden Aspekte tragen indirekt ebenfalls zur Nachhaltigkeit bei, da die Bauern durch den eigenen Holzanbau weniger Material aus den natürlichen Wäldern entnehmen müssen, um ihren Bedarf zu decken.

Zusammenfassend kann man sagen, Agroforstwirtschaft trägt zu einer Maximierung und Diversifizierung der landwirtschaftlichen Produktion bei und spielt eine wesentliche Rolle bei der Erhaltung der natürlichen Waldbestände (nach Raintree, S. 3).

III. Agroforstwirtschaftliche Modelle

Es sollen nun einige ausgewählte Modelle der Agroforstwirtschaft hinsichtlich ihres Aufbaus, ihrer Bestandteile, ihres Nutzens und ihres Vorkommens vorgestellt werden.

III.1. Agrisivikulturelle Systeme

Es handelt sich hierbei um landwirtschaftliche Nutzungsformen, in denen Feldfrüchte mit Baumbestandteilen kombiniert werden.

III.1.1. Taungya

Das Wort taungya stammt aus dem Burmesischen (taung = Hügel; ya = Feld) und wurde ursprünglich für den Brandrodungs-Wanderfeldbau verwendet. Erst später benutzte man diesen Begriff für den kombinierten land- und forstwirtschaftlichen Anbau (nach Windhorst S. 86).

Sowohl das Taungyasystem, wie auch das nachfolgende System des „improved fallow“, also der verbesserten Brache, finden sich vornehmlich in Gebieten, in denen vorher shifting cultivation, also Wanderfeldbau auf der Grundlage der Brandrodung, betrieben wurde. Dieses System des shifting cultivation ist nur solange umweltverträglich, wie die Bevölkerung in einer solch geringen Zahl auftritt, daß die Brachen, vor einer erneuten Nutzung desselben Landstückes, lang genug sind, einen erneuten Wald auszubilden. Wächst nun die Bevölkerung an, was in den tropischen Ländern meistens der Fall ist, wird aus der Waldbrache eine Buschbrache, schließlich eine Kurzbrache, auf der sich nur noch Grasgesellschaften entwickeln können, letztendlich geht man zu einem ganzjährigen Anbau über, der überhaupt keine Brache mehr zuläßt (siehe Anlage 1). Die Bewirtschaftung geht also von einem umweltverträglichen in einen stark exploitativen Zustand über.

Um nun bei anwachsender Bevölkerung trotzdem nachhaltig zu wirtschaften, bedient man sich eines solchen Systems wie dem taungya. Hierbei werden einzelne Bäume eines Waldstückes entfernt und auf dem gelichteten Teil nun Feldfrüchte angebaut. Es entsteht quasi ein Mosaik aus Feldfrüchten und Bäumen. Wird der Boden nach ungefähr drei Jahren für den Feldfruchtanbau unbrauchbar, fängt der gleiche Zyklus auf neu gerodeten Flächen von neuem an, wobei die vorher genutzten Stellen wieder aktiv aufgeforstet werden. Der Wald kann sich somit wieder regenerieren. Dadurch, daß nicht große Flächen komplett abgeholzt werden, wird zudem die Bodenfruchtbarkeit verbessert, wie auch der Boden vor Nährstoffauswaschung bewahrt und die Erosionsgefahr vermindert.

Leider sind die Bauern in den betroffenen Regionen erst zu einem Umdenken und einer Umstellung ihres Bewirtschaftungssystemes bereit, wenn die Bevölkerung so stark angewachsen ist, daß kein Land mehr für shifting cultivation, mit dem sie bequemer arbeiten können, zur Verfügung steht.

Das Funktionieren solcher Systeme zeigt beispielsweise die Einführung der sogenannten „Forest Villages“ in Thailand, auf die in Kapitel V noch näher eingegangen wird (nach Nair, S. 56).

III.1.2. Improved fallow

Dieses System einer verbesserten Brache findet ebenfalls in Gebieten, in denen vorher shifting cultivation betrieben wurde, Anwendung. Die Vorgehensweise unterscheidet sich vom shifting cultivation nur dadurch, daß in der Brache wieder aktiv neue Bäume auf die Felder gepflanzt werden, um den Boden zu schützen. Es werden im improved fallow System größere Flächen gerodet, im Gegensatz zum taungya. Man bedient sich bei der Neubepflanzung der Brachfelder schnellwachsender Bäume, die entweder noch zusätzlich Früchte abwerfen und/oder bei einer erneuten Rodung als Baumaterial oder Brennholz genutzt werden können (nach Nair, S.56).

[...]

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Modelle nachhaltiger Agroforstwirtschaft in den Tropen
Hochschule
Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg  (Geographie)
Veranstaltung
Geographie des primären Sektors
Note
2
Autor
Jahr
1995
Seiten
18
Katalognummer
V4841
ISBN (eBook)
9783638129596
Dateigröße
534 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Modelle, Agroforstwirtschaft, Tropen, Geographie, Sektors
Arbeit zitieren
Jörn Meiners (Autor:in), 1995, Modelle nachhaltiger Agroforstwirtschaft in den Tropen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/4841

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