Der Hessentag


Seminararbeit, 1998

30 Seiten, Note: 1,0

Anonym


Leseprobe


Inhalt

1 Einleitung

2 Geschichte des Hessentages
2.1 Zielsetzungen bei der Gründung des Festes
2.2 Verlagerung in der Zielsetzung nach 1969
2.3 Programminhalte, -elemente und Charakter des Hessentages in den frühen Veranstaltungsjahren
2.4 Neue Aspekte und Komponenten der Hessentage seit den späten 60er Jahren

3 Entwicklung des Hessentages seit den 80er Jahren bis heute
3.1 Wandel in den Zielsetzungen
3.2 Die heutige Ausprägung des Hessentages und dem vorausgehende Elemente
3.3 Der Festzug

4 Pro und contra Hessentag
4.1 Kritik
4.2 Zustimmung

5 Schlußfolgerung

6 Literatur – und Quellenverzeichnis

1 Einleitung

Die vorliegende Hausarbeit widmet sich dem Hessentag, der 1961 von dem damaligen hessischen Ministerpräsidenten Georg August Zinn gegründet wurde und mittlerweile zum größten hessischen Fest erwachsen ist.[1] Sie soll den Versuch unternehmen, ein Problem zu klären, welches den aktuellen Bezug im Gegensatz zur Geschichte des Festes herstellen soll - und zwar der Frage, ob der Hessentag gegenwärtig ein zeitgemäßes Fest darstellt oder nicht.

Grundlage der Dokumentation soll diesbezüglich einerseits die Darlegung der theoretischen Basis des Festes, das heißt der Intentionen der Veranstalter, sein, die andererseits mit der Vorstellung der praktischen Ausformung, das heißt der Programmelemente, verknüpft werden soll. Es werden deshalb an verschiedenen Stellen unterstützende Zitate aus Reden und Grußworten der Festausrichter und beispielgebende Einzelveranstaltungen in die Arbeit einfließen, um den tatsächlichen Charakter des Hessentages während der zu behandelnden Zeitabschnitte augenscheinlich zu machen. Aufgrund dessen soll ein zweiter, untergeordneter Aspekt der Arbeit sein, die zitierten Passagen - besonders der derzeitigen Ausrichter – auf ihre Gegenwartsnähe zu überprüfen. Die Darstellung des Festes wird hierbei nach chronologischen Gesichtspunkten verlaufen und sich demnach von den Anfängen des Festes bis zu seiner heutigen Gestaltung erstrecken.

Zentral bei der Ausarbeitung dieses Themas wird aufgrund der auf diesem Gebiet recht dürftigen Publikationslage besonders ein Werk sein, eine von dem Volkskundler Andreas C. Bimmer 1972 zum Hessentag in Marburg herausgegebene Untersuchung. Weiterhin werden aber einige von der Hessischen Staatskanzlei veröffentlichte Schriften sowie ein Aufsatz des Pressesprechers der Staatskanzlei, Herrn Jörg Müller, dessen Diplomarbeit sich ebenfalls mit dem Hessentag beschäftigte, der Auswertung dienlich sein. Die abschließende Schilderung der Kritikpunkte und positiven Stimmen, die zum Hessentag seitens der Öffentlichkeit entstehen, wird mit Hilfe von Presseartikeln aus den letzten Jahren erfolgen, um den aktuellen Hintergrund herzustellen. Auch im Hinblick auf die Beschreibung des Festes in seinen unterschiedlichen Entwicklungsstufen wird der Schwerpunkt auf der Gegenwart liegen, da zum einen für diesen Zeitraum die meisten Quellen, wie etwa Veranstaltungsprogramme, zur Verfügung stehen und da zum anderen die obengenannte Fragestellung danach verlangt.

2 Geschichte des Hessentages

2.1 Zielsetzungen bei der Gründung des Festes

Zunächst einmal soll hier auf die ursprünglichen Zielsetzungen eingegangen werden, die man zu Beginn des Hessentages für das Fest beanspruchte. Die einzelnen Punkte lassen sich am besten durch Zitate aus einer Rede G. A. Zinns bei der Abschlußkundgebung des ersten Hessentages in Alsfeld bekräftigen, die in den Verlauf dieses Abschnittes einfließen werden.

Zentral bei den angestrebten Funktionen des Hessentages war die Thematik des Zusammenwachsens der verschiedenen Landesteile Hessens. Um dies zu verdeutlichen, muß man auf die Geschichte des Bundeslandes Hessen zurückgreifen: Hessen entstand nach dem 2. Weltkrieg auf Anordnung der US-Militärregierung aus einem Zusammenschluß der Region Hessen-Darmstadt und der ehemaligen preußischen Provinzen Kurhessen (Hessen-Kassel) und Hessen-Nassau, vormals hessische Gebietsteile fielen an Rheinland-Pfalz. Das neue Bundesland bestand also vorher in dieser Form nicht; ein Grund, warum die identitätsstiftende Wirkung und die Stärkung des Heimatbewußtseins im Bezug auf die Gründung des Hessentages derart stark forciert wurden. Zinn formulierte dies 1961 in der besagten Abschlußkundgebung wie folgt:

„Unser Hessen ist ein organisch gewachsenes Land, das trotz der territorialen Zerrissenheit in der Vergangenheit seinen kulturellen und wirtschaftlichen Zusammenhang im wesentlichen gewahrt hat. Es ist keine Frage: In unserem Lande, in dem heutigen Hessenland, hat sich ein neue Staatsbewußtsein entwickelt. Es ist ein Staatsbewußtsein, das aus dem Zusammenschluß der Waldecker, der Kurhessen, der Nassauer, der Darmstädter Hessen und der Bürger der Freien Reichsstadt Frankfurt entstand und vom Geiste der Toleranz, der Geistesfreiheit und des Bürgerstolzes getragen wurde, das aus der gemeinsamen Aufgabe, eine neue staatliche Ordnung zu schaffen, entsprungen ist.“[2]

In den Gedanken des durch ein gemeinsames Fest begünstigten Zusammenwachsens der Landesteile Hessens floß ebenfalls ein, daß in Hessen zu dieser Zeit eine starke Nord-Süd-Polarität wirtschaftlicher Natur existierte. Der Norden Hessens war bis in die sechziger Jahre hinein noch weit mehr agrarisch geprägt als der wirtschaftlich prosperierende Süden. Dies hatte zur Folge, daß die Lebensqualität der Bewohner der nördlicheren Kreise nicht derjenigen der Menschen im Süden gleichkam, nicht zuletzt aufgrund der mangelnden Arbeitsplätze; ein Problem, das wiederum durch die hohe Zahl der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge verstärkt wurde, auf das unmittelbar noch einzugehen sein wird. Jedoch auch in technischer und sozialer Hinsicht war das Leben in den ländlichen Regionen nicht mit dem in den Städten zu vergleichen – diese Schwierigkeiten hatte auch Zinn erkannt und versuchte, sie mit dem 1952 von ihm entworfenen Programm „Die soziale Aufrüstung des Dorfes“, welches unter dem Motto „Das Leben auf dem Land muß lebenswert sein“ stand, einzudämmen. Dieses Programm beinhaltete beispielsweise die Errichtung des Dorfgemeinschaftshauses, welches einen gemeinsamen Raum zur Kommunikation der Dorfbewohner untereinander schaffen sollte.[3] In die Reihe dieser „Reformideen“ sind auch die vom Hessentag erhoffte Wirkung und die Bestimmung der Stadt Alsfeld zur ersten Hessentagsstadt einzuordnen. So waren 1961 noch 44,24% der Erwerbstätigen dieses Kreises in der Landwirtschaft tätig, wobei der Landesdurchschnitt nur mehr 13,6% betrug.[4] Auch der Versuch, die Austragungsorte des Hessentages möglichst geographisch gleichmäßig über ganz Hessen zu verteilen, sollte dazu beitragen, das Nord-Süd-Gefälle wenigstens im Rahmen des verbindenden Festes zu verringern.[5] In der Hessentagsrede sprach Zinn die Problematik folgendermaßen an:

„Wir hatten nicht nur die Trümmer des Krieges zu beseitigen, sondern wir wollten einen gleichmäßigen Wohlstand in allen Teilen des Landes schaffen. Ich darf mit einem gewissen Stolz sagen, daß es in Hessen gelungen ist, das soziale Gefälle zwischen dem wohlhabenderen Süden und dem ärmeren Norden auszugleichen und die sozialen Gegensätze zwischen Stadt und Land zu mildern.“[6]

Einen weiteren Punkt der Programmatik der frühen Hessentage stellte die schon angeklungene Frage der einzugliedernden Flüchtlinge und Heimatvertriebenen dar, die auch Hessen wie praktisch jedes Bundesland nach dem 2. Weltkrieg zu bewältigen hatte. Hessen hatte in der Nachkriegszeit mehr als eine Dreiviertelmillion Flüchtlinge aufzunehmen, vor allem Heimatvertriebene aus den ehemaligen „Ostgebieten” Deutschlands, die zumeist in den nördlichen Landesteilen untergebracht wurden.[7][8] Die Integration in das Wirtschaftsleben gestaltete sich schwierig, da es aufgrund der ohnehin schon mangelnden Arbeitsplätze zeitweilig zu einer erheblichen Konkurrenz zwischen Einheimischen und Vertriebenen kam. Der Süden konnte hingegen zwar Arbeitsplätze bieten, jedoch war der Wohnraum durch die kriegsbedingte Zerstörung in den Ballungszentren knapp. So konnte man eine soziale Integration und die erstrebte Verstärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls erst nach einer Verbesserung der wirtschaftlichen Situation seit der Mitte beziehungsweise dem Ende der fünfziger Jahre in Angriff nehmen.

Infolgedessen kam dann verstärkt das Bedürfnis seitens der Landesregierung auf, Foren und Begegnungsstätten zum Austausch der verschiedenen Traditionen und Bräuche einerseits der Einheimischen und andererseits der Neubürger zu schaffen.[9] Eine solche Institution sollte der Hessentag werden, was Zinn 1961 so ausdrückte:

„Toleranz, Geistesfreiheit und Bürgerstolz sollen die Merkmale dieses Landes sein. Sie sind hier immer lebendig gewesen, angefangen von der Aufnahme der wegen ihres Glaubens verfolgten und außer Landes gewiesenen Hugenotten bis zur Eingliederung der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge in unseren Tagen.“[10]

Sehr sinnfällig wird der themenübergreifende Gedanke des Zusammenwachsens auch anhand der Bezeichnung „Fest der Hessen”, ein Prädikat, welches dem Hessentag bei der Gründung verliehen wurde und bis heute beibehalten wurde.

[11] Schließlich implizierte die Gründung des Hessentages zusätzlich die Vorstellung, den Hessen eine Gelegenheit zu einer Wiederaufnahme der Identifikation mit ihrer Heimat oder, wie die damals noch gängige Bezeichnung es ausdrückte, ihrem Vaterland und deren Tradition zu bieten. Die bis heute zentralen Begriffe bei der Gestaltung des Hessentages waren im Sprachgebrauch der Nachkriegszeit problematisch, da sie von der „Brauchtum und Sitte” – beziehungsweise der „Blut und Boden” Ideologie des Nationalsozialismus, der Hochstilisierung des Bauerntums und dem absurden Patriotismus in dieser Zeit negativ vorbelastet waren. Generell herrschte in der Bevölkerung aufgrund der schrecklichen Erfahrungen aus der NS-Zeit eine sehr große Politikverdrossenheit, die einer Konsolidierung der noch recht jungen Demokratie natürlich nicht zuträglich war.

Dem versuchte Zinn entgegenzuwirken, indem er sich darum bemühte, den Hessen zu einem neuen Selbstbewußtsein zu verhelfen. Immer wieder sprach er deshalb in seinen Reden die enorme Aufbauleistung an, die die Bürger nach dem Krieg vollbracht hätten. So auch beim ersten Hessentag in Alsfeld:

„Wir haben die Aufgabe, die großen Werte der Vergangenheit zu bewahren, zugleich aber auch den Übergang für eine neue, sinnvolle Lebensform der Zukunft zu finden. Heute können wir voller Stolz mit Ulrich von Hutten sagen: ‚Aus Trümmern hob sich eine neue Welt‘; denn ich brauche Ihnen, meine lieben Landsleute, nicht zu sagen, wie es 1945 aussah, als wir unser Hessenland neu aufbauen mußten. Wir haben nicht wiederaufgebaut, sondern neugebaut. Das alles war nur möglich, weil wir uns als eine große Familie fühlten und ohne Ansehen der Partei und der Konfession über alles Trennende hinweg gemeinsam an die großen Aufgaben herangingen, die uns das Schicksal gestellt hatte.“[12]

Obwohl der von Zinn angesprochene Wiederaufbau 1961 faktisch im Grunde abgeschlossen war, so erinnerte er doch immer wieder daran, um der Bevölkerung die Begegnung mit dem eigenen Land zu erleichtern. Gerade die Jugend, in der ein großes politisches Desinteresse herrschte,

wurde häufig von Zinn angesprochen und auf die Aufbauleistung der Eltern aufmerksam gemacht, um bei ihr Anteilnahme für den Stellenwert des Heimatbegriffes zu wecken und sie erneut in das politische Leben einzubinden.

2.2 Verlagerung in der Zielsetzung nach 1969

[13] In dieser Passage soll lediglich kurz auf Veränderungen eingegangen werden, die der Hessentag hinsichtlich der Programmatik nach 1969 erfuhr. Die neuen Wege, die die bundesdeutsche Koalition während dieser Zeit ging, vor allem was die Ostpolitik betraf, machten sich auch in Akzentverschiebungen bezüglich der Hessentagsabsichten bemerkbar. Die vormals sehr stark betonte Rolle der Heimatvertriebenen rückte mehr in den Hintergrund, und ein mehr zukunftsorientiertes Interesse seitens der Landesregierung wurde öffentlich gemacht. Der Appell an die Jugend wurde verstärkt, und das Augenmerk mehr auf die hessische Landesinnenpolitik und ihren Austausch mit dem Bürger gelenkt. Ein Ausschnitt aus einer Hessentagsrede des Ministerpräsidenten Albert Osswald, Zinns Nachfolger im Amt seit 1970, soll diese Gedanken illustrieren:

„Wir würden den Sinn der Hessentage jedoch verkennen, wenn wir sie nur als ein Fest zur Pflege und Stärkung der Heimatverbundenheit ansehen würden. Die Hessentage sollen vielmehr auch Gelegenheit zur landespolitischen Rückschau und Bilanz sowie zum Ausblick auf die Zukunft geben, um den Bürger intensiver an den öffentlichen Belangen und Aufgaben zu interessieren und ihr Verständnis zu stärken und zu festigen.“[14]

2.3 Programminhalte, -elemente und Charakter des Hessentages in den frühen Veranstaltungsjahren

Im folgenden Abschnitt soll untersucht werden, wie die erläuterten Intentionen in der Programmgestaltung tatsächlich zum Ausdruck kamen, und inwieweit die Programmpunkte diese untermauern.

In Anbetracht dessen können an dieser Stelle die zentralen Begriffe „Heimat” und „Tradition” wieder aufgegriffen werden, da sie das Programm und die Ausrichtung der frühen Hessentage weiterhin sehr intensiv mitbestimmten. Entscheidend ist, festzuhalten, daß die Präsentation der

Hessentagsstadt und ihrer Region unmittelbar im Mittelpunkt standen. So war es beispielsweise bis in die siebziger Jahre hinein üblich, den Hessentag mit spezifisch hessischen Jubiläen oder traditionellen Stadtfesten zu verknüpfen.[15] Zur näheren Erläuterung einige Beispiele:[16] 1961 fand der Hessentag zeitgleich mit dem „Prämienmarkt” statt, einem traditionellen Viehmarkt mit Prämierung, 1964 verbunden mit der 700-Jahr-Feier Hessens in Kassel, 1965 mit dem 20jährigen Jubiläum der Neugründung des Bundeslandes und dem Darmstädter Heinerfest, 1966 parallel zur 750-Jahr-Feier der Stadt Friedberg, 1967 verbunden mit der Eröffnung der Bad Hersfelder Theaterfestspiele in Anwesenheit des Bundespräsidenten, 1972 mit dem 750. Stadtjubiläum Marburgs. Seit 1974, als der Hessentag zusammenfallend mit dem 1250. Jahrestag der Stadtgründung Fritzlars begangen wurde, wurde von solchen Kombinationen abgesehen.

[17] Im Programm selbst schlug sich die Traditionsbezogenheit nieder, indem Trachten- und Brauchtumsveranstaltungen zweifelsohne die zentralen Komponenten waren. Tragende Elemente waren zum Beispiel Volks- und Trachtentänze; aber auch Sportveranstaltungen nahmen – im Grunde bis heute – einen großen Teil des Programmes ein. So wurden von Anfang auf dem Hessentag verschiedene hessische und deutsche Meisterschaften ausgetragen, aber auch Programmpunkte aus dem Bereich der Kultur und Unterhaltung wie Konzerte, waren von Anfang mit in den Ablauf des Festes integriert. Als ein Höhepunkt des Festes wird seit jeher die „Internationale Sport- und Musikschau” bezeichnet. Und auch die Landesregierung und andere politische Elemente waren natürlich seit den ersten Veranstaltungsjahren auf dem Hessentag vertreten, was sich wiederum mit Zinns Wunsch, das Interesse der Bürger für Politik zu erwecken, in Verbindung setzen läßt. Die Kritik an der Selbstdarstellung der Regierung wird in Kapitel IV.1. noch zu erörtern sein. Zuguterletzt erklärt sich aus Kapitel II.1. beinahe von selbst, daß auch Repräsentanten der Heimatvertriebenen als Programmelemente nicht fehlen durften, und so waren auch die landsmannschaftlichen Verbände zu Beginn der Hessentage noch bei einem großen Teil der Veranstaltungen, vor allem bei den folkloristischen, vertreten.

Bei der Betrachtung des Programms der frühen Hessentage ist es jedoch entscheidend, zu berücksichtigen, daß das Fest sich in den Anfangsjahren, genauer von 1961-71, nur auf eine Dauer von 3 Tagen erstreckte, so daß von einer solchen Programmfülle, wie es heute der Fall ist (vgl. Kapitel III.2.), nicht die Rede sein kann. Im Gegenteil, die Zahl der Veranstaltungen bewegte sich in diesen Jahren zwischen 40 und 60 Einzelveranstaltungen[18], was mit dem heutigen Angebot keineswegs verglichen werden kann.

Zur Illustration der soeben dargelegten Grundzüge des Festverlaufes sollen hier jedoch einige konkrete Beispiele und Höhepunkte der Darbietungen angeführt werden[19]: 1961, beim 1. Hessentag in Alsfeld, lagen die Schwerpunkte bei den Feierlichkeiten zum zehnjährigen Bestehen des Bundesgrenzschutzes, der Wettbewerb „Schüler zeichnen ihre hessische Heimat”, dem schon erwähnten traditionellen „Alsfelder Prämienmarkt” und einer Fotoausstellung unter dem Motto „Unser Hessenland”. Den darauffolgenden Hessentag in Michelstadt dominierten unter anderem Ausstellungen mit Themen wie „Staatsbürger oder Untertan“, „Der Wandel in der wirtschaftlichen Struktur Hessens“ oder auch „Die Heimatvertriebenen in Hessen“ und „Hessen heute“. Ein herausragendes Ereignis war auch die erstmals bei einem Hessentag stattfindende Sternfahrt der Bundeswehr aus hessischen Garnisonen. Die Beteiligung der Bundeswehr am Hessentag, die später obligatorisch werden sollte, war 1962 noch keine Selbstverständlichkeit. Intention der Landesregierung war, es deutlich zu machen, daß die Angehörigen der Bundeswehr als „Bürger in Uniform“ ebenso zur hessischen Repräsentation gehörten wie andere Gruppen der Gesellschaft auch. Auch 1963 in Hanau umfaßte das Programm des Hessentages wieder Elemente aus den Bereichen Heimattradition, Politik, Kultur und Sport, wie zum Beispiel die Ausstellung der Landesregierung „Der große Hessenplan – Hessen in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts“, historische Ausstellungen zur traditionellen Kunst der Gold- und Silberschmiede und der Diamantschleifer, die Kunstausstellung „Hessische Landschaften“ mit Gemälden und Grafiken des 19. und 20. Jahrhunderts sowie ein Konzert der hessischen Staatskapelle Wiesbaden in Kostümen der Rokokozeit. 1964 in Kassel bekam der Hessentag erstmals eine größere Dimension. Eine größere Rembrandt-Ausstellung mit Leihgaben aus den Niederlanden und aus Darmstadt und die international namhafte Kunstausstellung „documenta III“ ergänzten den Festakt „750 Jahre Hessen“; ein anderer Schwerpunkt war das Thema „Städtebau“, welches durch Fachtagungen und Podiumsgespräche und durch die Ausstellung „Eine Stadt ist wieder aufgebaut“ ausgefüllt wurde. 1965 wurden die Feierlichkeiten zum Jubiläum der 20 Jahre zuvor in Darmstadt gebildeten ersten „deutschen Regierung des Landes Hessen“ durch zahlreiche Veranstaltungen, wie zum Beispiel ein Podiumsgespräch zum Thema „Heimat und Demokratie“ ausgeschmückt; und auch Ausstellungen, beispielsweise mit „Handwerkskunst in Hessen“, oder „Weltausstellung der Photographie“ betitelt, säumten wieder das Programm, sowie eine sehr erfolgreiche Theateraufführung der Darmstädter Mundartkomödie „Datterich“. Auch 1967 in Bad Hersfeld erwarteten die Hessentagsbesucher erneut informative Dokumentationen mit Titeln

wie „Das Zonengrenzland als Brücke zum anderen Teil Deutschlands“, „Hilfe zur Selbsthilfe – Reha in Hessen“, „Hessen – die neue Heimat“ zur Flüchtlingsintegration oder, zur Verfassungsgeschichte Hessens: „Vom Ancien Régime zur Demokratie“.

[...]


[1] Frankfurter Rundschau vom 16.6.98, S. 10

[2] s. A.C. Bimmer : Hessentag. S. 228/29

[3] s. A.C. Bimmer : Hessentag. S. 45

[4] s. A.C. Bimmer : Hessentag. S. 45

[5] s. J. Müller : Hessentag. S. 426

[6] s. A.C. Bimmer : Hessentag. S. 229

[7] s. J. Müller : Hessentag. S. 425

[8] Der folgende Absatz stützt sich auf : A.C. Bimmer : Hessentag. S. 43

[9] s. J. Müller : Hessentag. S. 425

[10] s. A.C. Bimmer : Hessentag. S. 229

[11] der folgende Absatz stützt sich auf A.C. Bimmer : Hessentag. S. 43,44,45

[12] A.C. Bimmer : Hessentag. S. 228/229

[13] die folgende Passage stützt sich auf A.C. Bimmer : Hessentag. S. 45/46

[14] s. A.C. Bimmer : Hessentag. S. 46

[15] s. A.C. Bimmer : Hessentag. S. 54

[16] die Beispiele sind entnommen aus: Hessentag S.249

[17] der folgende Absatz stützt sich auf A.C. Bimmer : Hessentag. S.54/55

[18] s. A.C. Bimmer : Hessentag. S. 53

[19] der folgende Absatz stütz sich auf : 15 Jahre Hessentag, S. 5-11 und 25 Jahre Hessentag, S. 8-19

Ende der Leseprobe aus 30 Seiten

Details

Titel
Der Hessentag
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz  (Deutsche Volkskunde)
Veranstaltung
Seminar Feste und Feiern im Jahresverlauf
Note
1,0
Jahr
1998
Seiten
30
Katalognummer
V498
ISBN (eBook)
9783638103534
Dateigröße
449 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Inklusive zweiseitigem Thesenblatt. 171 KB
Schlagworte
Hessentag, Seminar, Feste, Feiern, Jahresverlauf
Arbeit zitieren
Anonym, 1998, Der Hessentag, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/498

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