Fehler und Fehlerkorrektur im Fach Deutsch als Fremdsprache


Seminararbeit, 2004

15 Seiten, Note: 2.0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Fehlerbeschreibung
2.1 Identifizierung und Klassifizierung
2.2 Typisierung

3. Fehleranalyse
3.1 mögliche Fehlerursachen

4. Fehlertherapie

5.1 mündliche Fehlerkorrektur
5.2 schriftliche Fehlerkorrektur
5.3 andere therapeutischen Maßnahmen
5. Fehlerbewertung und -benotung

6. Resümee

7. Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Fehler zu machen ist die natürlichste Sache der Welt, sie ist untrennbar mit dem Wesen und Dasein des Menschen verbunden oder behauptete nicht schon ein Sprichwort : “Irren ist menschlich”? Demgegenüber strebt der Mensch seit jeher danach, Fehler zu vermeiden, weil sie als störend, schädlich, negativ empfunden und eingeschätzt werden. Und schon sind wir bei den negativen Aspekten von Fehlern, die meistens als Assoziationen zum Begriff hervorgerufen werden. Beim Fremdsprachenlernen und -gebrauch springen unmittelbar folgende Aspekte ins Auge. Fehler können die Verständigung stören oder unmöglich machen, sie können das Selbstwertgefühl mindern oder sogar zerstören und sie können, sobald sie bemerkt werden, das Sozialprestige beeinträchtigen und sogar zur Verformung der Persönlichkeit führen. Alle diese Folgen von Fehler “können” eintreten, d.h. sie müssen es nicht unbedingt. Vielmehr können Fehler im Fremdsprachenlernen auch eine positive Seite haben, sie können beispielsweise Ausdruck und Folge von Mut und Kreativität sein. Außerdem können Fehler den Lernprozess voranbringen oder sogar verbessern, zum Beispiel, wenn sie daraufhin untersucht werden, ob sie aufgrund von sprachlichen Defiziten des Lernenden entstanden sind und um welche Defizite es sich handelt.1 Daraus folgt, dass zu aller erst die Frage geklärt werden muss, was überhaupt ein Fehler ist ? Das scheint zunächst trivial, so ist ein Fehler doch immer als eine Abweichung von etwas oder als ein Verstoß gegen etwas zu begreifen. Wie mannigfaltig dieses “etwas” im Bereich des Fremdsprachenunterrichts jedoch definiert werden kann, erläutert das erste Kapitel zur Fehlerbeschreibung. Welche Ursachen für das Entstehen von Fehler verantwortlich sein können wird im folgenden Kapitel, der Fehlererkl ä rung, thematisiert. Im Kapitel zur Fehlertherapie werden Maßnahmen zur Fehlerkorrektur im schriftlichen und mündlichen Bereich vorgestellt. Wie die Fehlergewichtung und Fehlerquantifizierung erfolgt, wird dann anschließend unter dem Thema Fehlerbewertung und -benotung analysiert. Einem folgenden Res ü mee, welches nochmals die wichtigsten Erkenntnisse wiedergibt, schließt sich das Quellenverzeichnis an.

2. Fehlerbeschreibung

Bis in die sechziger Jahre hinein wurde der Fehler als “Sünde” des Fremdsprachenlerners angesehen, d.h. als eine Abweichung von der zielsprachlichen Norm und damit als unerwünschte Erscheinung, mit der man zwar immer rechnen müsse, die aber unbedingt zu korrigieren war.2 Mit der programmatischen Aussage “Alle Lerner machen Fehler“ fasste Corder 1973 die zentrale Einsicht der damals noch jungen Fremdsprachenerwerbs-Forschung zusammen und wies gleichzeitig darauf hin, dass Fehler konstitutive Bestandteile des Lernprozesses sind.3 Auch in den neuen lernpsychologischen Forschungen, beispielsweise in den Arbeiten von Svartvik (1973) und Valdman (1975), wird vermehrt die These vertreten, dass eine Abweichung von der zielsprachlichen Norm nicht unbedingt als Fehler identifiziert werden muss, sondern viel eher als ein Hinweis dafür, dass der Lerner seine Interimskompetenz und deren Leistungsfähigkeit erreicht hat.4 Somit wird dem Fehler die Rolle zugeschrieben, Informationen darüber zu liefern, was der Lerner noch nicht kann oder nicht genügend gelernt hat. Im Allgemeinen könnte man sogar soweit gehen und sagen, dass ein Fehler Informationen darüber gibt, wie Lerner eine Sprache erwerben.5

2.1 Identifizierung und Klassifizierung

Um nun die Frage zu klären, was als Fehler zu gelten habe, entwickelten einige Fremdsprachen/Zweitsprachenlerner, -lehrer, Linguisten, Sprachlehrforscher und Fremdsprachendidaktiker ein System mit Kriterien, aufgrund derer begründete Entscheidungen gefällt werden können. Die Auswahl der Kriterien orientierte sich an dem jeweiligen Beschreibungsinteresse und dem Stellenwert, den der Fehler im Erwerbsprozess einnimmt. Nach Kleppin6 handelt es sich um fünf Kriterien, die zur Identifizierung von Fehlern dienen . Das erste Kriterium, die sprachliche Korrektheit, spricht von einem Fehler, wenn eine Abweichung vom Sprachsystem, d.h. ein Verstoß gegen das Regelsystem sowie gegen eine sprachliche Form, vorliegt.

Das Kriterium der Verständlichkeit analysiert Fehler hinsichtlich der Kommunikationsfähigkeit, spezifischer ob er diese behindert oder nicht. Im Extremfall hieße das sogar, dass alles, was von einem Kommunikationspartner verstanden wird, nicht als Fehler zu gelten haben, selbst wenn eine Abweichung von einer grammatischen Regel vorliegt. Im Kriterium der Situationsangemessenheit wird der verbale und nonverbale Verstoß gegen eine soziokulturelle Norm thematisiert, d.h. Verstöße gegen Verhaltenserwartungen in einer bestimmten Situation, beispielsweise gegen Regeln der Höflichkeit. Für den Fremdsprachenunterricht gelten nun die sogenannten unterrichtsabhängigen Kriterien. Hier runter wird die präskriptive Norm gefasst, wie sie beispielsweise dem Lehrwerk zu Grunde liegt oder wie der Lehrer sie vorschreibt. Des weiteren wurden noch flexible lernerbezogene Kriterien erfasst. Laut diesen müsse man je nach Situation entscheiden, ob, bei wem und unter welchen Umständen ein Fehler zu ignorieren, zu tolerieren oder zu korrigieren, wie er zu gewichten und zu bewerten sei. Hier rückt nun der Lerner und seine möglichen Lernschwierigkeiten in den Mittelpunkt und die Frage nach der objektiven Feststellung von Fehlern in den Hintergrund. Eine andere Möglichkeit der Fehlerbeschreibung ist die Fehlerklassifizierung. Hierbei werden die Fehler bestimmten sprachlichen Ebenen zugeordnet, etwa der phonetisch/phonologischen, der morpho/syntaktischen oder der lexiko/semantischen nach Kleepin7 oder laut Schmidt8 bestimmten Bereichen, etwa dem phonetischen, dem orthographischen, dem grammatischen, dem lexikalischen, dem pragmatisch-funktionalem oder einer Kombination aus allen genannten. In der Unterrichtspraxis dienen Fehlerklassifikationen zur Korrektur und Bewertung von schriftlichen Arbeiten, wobei dem Lehrer mehrere Raster und Richtlinien in die Hand gegeben werden. In den meisten Institutionen, in denen eine Fremdsprache unterricht wird, ist eine Fehlerklassifikation vorgeschrieben bzw. das Lehrerkollegium hat sich zwecks der besseren Vergleichbarkeit auf eine geeinigt.

Die Praxis zeigt jedoch, dass es ein anerkanntes Raster zur Fehlerklassifikation nicht gibt und nach Kleppin9 auch nicht geben kann, “wenn man den jeweiligen Adressaten gerecht werden will, denn Fehlerklassifikationen sind in der Regel nicht nur für die Hand des Lehrers gedacht“10, sondern “vielmehr sollten Lerner sie verstehen und nachvollziehen können.”11

2.2 Typisierung

Ein weiterer Aspekt der Fehlerbeschreibung ist die Fehlertypisierung. Die meisten Beiträge zu diesem Thema gehen auf das Modell von Pit Corder (1967) zurück, der zwischen Performanz- und Kompetenzfehlern unterscheidet. Als errors, also Kompetenzfehler, werden dabei Verstöße bezeichnet, die außerhalb der Beurteilungskompetenz eines Lerners liegen, zum Beispiel, wenn er die betreffende Struktur noch nicht gelernt hat, sie falsch verstanden hat, oder ähnliches. Unter Performanzfehler, auch als mistakes bezeichnet, werden hingegen die reinen Flüchtigkeitsfehler (slips of the tongue oder lapses) gefasst, die durch noch unvollkommene Automatisierungen beispielsweise von Regeln und Strukturen entstehen. Diese können vom Lerner selbst erkannt und eventuell sogar selbst korrigiert werden. Kritisiert wird an diesem Modell, dass sich Fehler grundsätzlich auf der Performanzebene zeigen und eine Interpretation sowie eine klare Abgrenzung deshalb nicht möglich ist. Eine Abwandlung aufgrund dieser Kritikpunkte lässt sich dann zum Beispiel bei Edge (1989) finden, der Fehler nach ihrem Ort im Lern- und Unterrichtsprozess unterteilt. Er unterscheidet zwischen Ausrutschern (slips), d.h. Fehlern, die der Lerner selbst korrigieren kann, wenn er darauf aufmerksam gemacht wird, Irrtümer (errors), d.h. Fehler, die der Lernen nicht selbst korrigieren kann, auch wenn er darauf aufmerksam gemacht wird und drittens Versuche (attempts), d.h. Fehler in Bereichen, die der Lerner noch nicht kennt und deshalb auch nicht korrekt ausdrücken kann.

[...]


1 vgl. Schmidt, 1996, S. 331-332

2 vgl. Kleppin, 2001, S. 986

3 vgl. Storch, 1999, S.315

4 vgl. Heyd, 1991, S. 229

5 vgl. Cauneau, 1992, S. 61

6 vgl. Kleppin, 2001, S. 987-988

7 vgl. Kleppin, 2001, S. 987-988

8 vgl. Schmidt, 1996, S. 332

9 vgl. Kleppin, 2001, S. 988-989

10 Kleppin, 2001, S. 989

11 ebd.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Fehler und Fehlerkorrektur im Fach Deutsch als Fremdsprache
Hochschule
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald  (Germanistik)
Veranstaltung
Sprachliche Tätigkeit im DaF-Unterricht
Note
2.0
Autor
Jahr
2004
Seiten
15
Katalognummer
V50910
ISBN (eBook)
9783638470247
Dateigröße
370 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Fehler, Fehlerkorrektur, Fach, Deutsch, Fremdsprache, Sprachliche, Tätigkeit, DaF-Unterricht
Arbeit zitieren
Korinna Brinkmann (Autor:in), 2004, Fehler und Fehlerkorrektur im Fach Deutsch als Fremdsprache, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50910

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