Schweden während des Zweiten Weltkrieges


Hausarbeit, 2005

17 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Die Vorbereitungen auf den Krieg

3. Der „Winterkrieg“ zwischen Finnland und der Sowjetunion 1939

4. Die Beziehungen zu Deutschland und England während der Besetzung Norwegens

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Schwedens Anfänge seiner politischen Neutralität kann man nicht so genau datieren wie zum Beispiel die der Schweiz oder Finnlands. Dennoch kann man ungefähr sagen, dass Schweden, seitdem König Karl XIV. Johann zum Krieg zwischen England und Russland 1834 eine Erklärung abgab, die er die „förmliche Erklärung meines Systems strikter und unabhängiger Neutralität“1 nannte, immer das Ziel der Neutralität im Kriegsfall verfolgt hat.

Dies traf jedoch auch innerhalb Schwedens nicht immer auf Zustimmung.

Im Krieg zwischen Russland und England z.B. wollte die liberale Opposition, die „Skandinavisten“, die Zusammenarbeit mit England und Frankreich vorantreiben anstatt sich Russland gegenüber neutral zu erklären. Sie waren sogar bereit, Finnland von Russland zurückzuerobern um einen großen skandinavischen Einheitsstaat zu bilden.

Nach dem Tod von Karl XIV. Johann, bemühte sich auch sein Sohn Oskar I. um dessen erstrebte Neutralität, jedoch sah er sich ebenso den Skandinavisten gegenüber verpflichtet. Im ersten schleswig-holsteinischen Krieg 1848 führte Oskar I. daher eine eher „nicht-kriegführende“2 als neutrale Politik.

In einer erneuten Neutralitätserklärung im Krimkrieg 1853 zwischen Russland und den Westmächten ließ sich Schweden diesmal die Wahl offen, welche und wie viele Kriegsschiffe die schwedischen Häfen und Gewässer anlaufen und durchfahren durften.3

Der Erste Weltkrieg 1914 brachte Schweden in eine schwierige Lage.

England wollte, dass der Handel zwischen Schweden und Deutschland verringert wird. Es forderte, dass keine Waren nach Deutschland weiterexportiert werden. Viele schwedische Unternehmen hatten sich jedoch auf den Handel mit Deutschland spezialisiert und Deutschland war einer der wichtigsten Handelspartner. Schweden widersetzte sich den Forderungen und gab eine völlige Neutralitätserklärung ab.

Als Mitte der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts der Zweite Weltkrieg absehbar war, gab sich Schweden sehr zuversichtlich, seine Neutralität erneut beizubehalten.

Diese Arbeit erklärt die Beziehung Schwedens zu den kriegsführenden Großmächten

zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges und welche Rolle Schweden für diese Großmächte spielte. Sie erklärt die schwierige Lage Schwedens, als Deutschland Norwegen besetzte und die Versuche, an seinen Neutralitätsbekundungen festzuhalten, ohne selbst in den Krieg hineingezogen zu werden.

Die Vorbereitungen auf den Krieg

Aufgrund der großen Gegensätze unter den europäischen Großmächten war Schweden schon Anfang der 30er Jahre darauf vorbereitet, dass es erneut zu einem Krieg kommen würde. Schon vor Kriegsbeginn 1939 hat Schweden gegenüber den Konfliktparteien deutlich gemacht, dass es sich im Kriegsfall neutral verhalten werde.

Deutschlands Forderung an Polen, Danzig an Deutschland abzutreten und Englands Erklärung, Polen im Falle eines deutschen Übergriffs beizustehen, war Anlass genug für Schwedens Staatssekretär im Außenministerium Erik Boheman, einen Entwurf zu einem Rundschreiben an die schwedischen Vertretungen und Botschaften im Ausland zu senden.4 Dieser Entwurf gab die Richtlinien vor, wie Schweden seine Neutralitätspolitik führen wolle, falls es zum Krieg kommt. Man bezog sich hierbei auf die Erfahrungen Schwedens im Ersten Weltkrieg, um die Lage Schwedens zu erklären und eventuelle Fragen des jeweiligen Landes zu beantworten. Um die Neutralität aufrecht zu erhalten, wurde zusammengefasst, „dass es im Interesse beider in den Konflikt verwickelter Lager liegen müsse, Schweden nicht in den Krieg hineinzuziehen, dass Schwedens militärische Anstrengungen von einer respektgebietenden Größenordnung sind, und dass schließlich der Zusammenhalt Schwedens im Inneren derart geschlossen ist, dass sich eine Einmischung von außen verbietet“.5

Doch die Gefahr war groß, dass es, wie schon 1914 im Ersten Weltkrieg, zu einer immer tiefer werdenden Spaltung innerhalb der Regierung Schwedens kommt. Die Rechtspartei sah sich eher dem Deutschen Reich verbunden und die Linkspartei wandte sich den Westmächten zu. Das führte schon im Ersten Weltkrieg dazu, dass die schwedische Neutralitätspolitik keine Einheit mehr darstellte. Nun stellte sich die Frage, ob man in einem Zweiten Weltkrieg die Innenpolitik soweit zusammenhalten konnte, dass es nicht erneut zu einer innenpolitischen Spaltung kommt und somit einen Verlust der Glaubwürdigkeit hinsichtlich der Neutralitätserklärung riskierte. Diesmal jedoch, nachdem man nach dem Ersten Weltkrieg grundlegende Reformen der Verfassung durchgeführt hatte, die den innenpolitischen Zusammenhalt stärkten, waren sich die fünf größten Parteien Schwedens außenpolitisch grundsätzlich einig.

Weitreichende Reformen, die Subvention der Landwirtschaft und auch spätere Maßnahmen, wie z.B. die Gründung der Arbeitslosenversicherung 1934 und die bedarfsabhängige Mutterschaftshilfe, die 1937 eingeführt wurde, gaben Schweden zum Kriegsanfang 1939 eine gesunde Stabilität in Wirtschaft und Arbeitsmarkt.6

Schon nach dem ersten Weltkrieg trat Schweden dem Völkerbund bei. Es war zuversichtlich, dass sich Konflikte mit anderen Staaten im Rahmen des Völkerbundes beilegen ließen. In Schweden selbst gab es einen Streitpunkt mit Finnland zu bereinigen, der den Zuspruch Åland-Inseln betraf, die zwischen den beiden Staaten liegen. Der Völkerbund entschied, dass die Inseln Finnland zugesprochen werden sollten. Schweden nahm diese Entscheidung an und vertraute darauf, dass der Völkerbund und seine Entscheidungen in Zukunft auch bei internationalen Entscheidungsfragen angenommen werden. Schweden war der Ansicht, dass es auch kleinen Staaten durch den Völkerbund möglich war, sich als Gegengewicht zu den Großmächten Gehör zu verschaffen. Aufgrund dieser Ansicht hat die Regierung Schwedens 1925 eine großzügige Abrüstung beschlossen und die schwedischen Verteidigungskräfte minimieren lassen. Doch als der Völkerbund es versäumte, während des Abessinien-Krieges 1935/1936 Sanktionsbestrebungen gegen Italien vorzunehmen, wurde Schweden in seiner Erwartung enttäuscht, dass der Völkerbund auf internationaler Ebene Bestand hat.7

Um sich als „dritter Block zwischen Italien/Deutschland und Frankreich/Großbritannien zu etablieren“8, erstrebte Schweden ein Abkommen mit Belgien, den Niederlanden, Luxemburg, Norwegen und Dänemark, in militärischer Hinsicht zusammenzuarbeiten. Diese Zusammenarbeit scheiterte jedoch, da die Niederlande und Belgien andere wirtschaftliche Interessen vertraten als die skandinavischen Länder. Militärisch hatten die Beneluxländer die Befürchtung, im Kriegsfall zwischen die Großmächte Italien/Deutschland und Frankreich/Großbritannien zu geraten. Die nordischen Länder hingegen befürchteten eine Invasion von sowjetischer Seite.

[...]


1 Wahlbeck, Krister, 1987, S. 8.

2 Wahlbeck, Krister, 1987, S. 14.

3 vgl. Wahlbeck, Krister, Die Wurzeln der schwedischen Neutralität, ORD & FORM AB, Uppsala, 1987, S. 15 f.

4 vgl. Carlgren, Wilhelm, Die Vorraussetzungen für die schwedische Neutralität, in: Schweden, die Schweiz und der Zweite Weltkrieg, Lindgren, Irene und Walder, Renate (Hrsg.), Europäischer Verlag für Wissenschaften, Frankfurt a. M., 2001, S. 33 f.

5 Carlgren, Wilhelm, 2001, S. 34.

6 vgl. Setzen, Henning Florian, Neutralität im Zweiten Weltkrieg. Irland, Schweden und die Schweiz im Vergleich, in: Studien zur Zeitgeschichte, Band 14, Verlag Dr. Kovač, 1997, S. 58 f.

7 vgl. Setzen, Henning Florian, Neutralität im Zweiten Weltkrieg. Irland, Schweden und die Schweiz im Vergleich, in: Studien zur Zeitgeschichte, Band 14, Verlag Dr. Kovač, 1997, S. 59 f.

8 Setzen, Henning Florian, 1997, S. 59

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Schweden während des Zweiten Weltkrieges
Hochschule
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald  (Historisches Institut)
Veranstaltung
Geschichte Schwedens
Note
2,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
17
Katalognummer
V53589
ISBN (eBook)
9783638489980
ISBN (Buch)
9783656483892
Dateigröße
705 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schweden, Zweiten, Weltkrieges, Geschichte, Schwedens
Arbeit zitieren
Franziska Drax (Autor:in), 2005, Schweden während des Zweiten Weltkrieges, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/53589

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