Militärreformen des 18. Jahrhunderts


Seminararbeit, 2002

13 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhalt

Quellenkritik

Inhaltsangabe

Quelleninterpretation

Zusammenfassung

Literaturangaben

Quellenkritik

Diese Quelleninterpretation bezieht sich auf das Thema: „Militärreformen des 18. Jahrhunderts, Eine aufgeklärte Elite: die Artillerie – Offiziere“. Sie beschränkt sich im wesentlichen auf die Untersuchung der Einflüsse, die die Aufklärung im Verlauf des 18. Jahrhunderts auf das Militärwesen – insbesondere das Militärwesen Frankreichs – genommen hat, wobei das Betätigungsfeld der „aufgeklärten Offiziere“ innerhalb der zivilen Gesellschaft des Ancien Régime nur kurz umrissen wird. Als Quelle dienen dabei die „Notes sur un project de règlement pour l’ecole d’artillerie et du génie“ vom 27. Juni 1801, deren Verfasser Napoleon Bonaparte ist.[1] Es wird vor allem die Fragestellung im Mittelpunkt stehen, ob man in diesen „Notizen“ Napoleons, aufklärerische Ideen oder Einflüsse erkennen kann und wenn ja, wie sich diese auf seine Anweisungen für die Artillerie‑ und Ingenieurschule auswirken?

Der Verfasser dieser Quelle, Napoleon Bonaparte, war der Sohn einer korsischen Adelsfamilie und wurde am 15.08.1769 in Ajaccio geboren. Er erhielt in Frankreich in den Militärschulen von Paris[2] und La Fere eine militärische Ausbildung zum Artillerieoffizier. 1799 machte er sich durch den Sturz des Direktoriums zum Ersten Konsul Frankreichs und wurde ab 1804 Kaiser der Franzosen.[3] Seine „Notizen“ verfasste er also während seiner Herrschaft als Erster Konsul in einem Alter von 32 Jahren. Sie fallen damit in die Zeit des zweiten Koalitionskrieges, indem sich Russland, die Türkei, Neapel, Portugal, England und Österreich auf Seiten der Koalition und Frankreich gegenüberstanden. Frankreich ging aus diesem Krieg mit den Friedensschlüssen von Luneville (1801) und Amiens (1802) als Sieger hervor. Nach den Befreiungskriegen gegen ihn im Jahre 1814 nach Elba verbannt, kehrte er 1815 nach Frankreich zurück und wurde nach seiner „Herrschaft der 100 Tage“ und seiner letzten Niederlage in der Schlacht von Waterloo erneut verbannt, diesmal jedoch auf die Insel St. Helena, wo er 1821 verstarb.

Der Adressat der Quelle wird nicht eindeutig genannt, da es sich nur um Notizen handelt. Dadurch ist es auch unklar, ob diese Notizen überhaupt zur Veröffentlichung bestimmt waren. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass als Adressaten dieser Notizen die staatlichen Stellen (Minister, Beamte), welche für die Umsetzung zuständig waren, sowie die betroffenen Schulen selbst mit ihren Direktoren und Lehrern angesehen werden können. Zwar gibt es keine Anhaltspunkte dafür, dass die Notizen geheimgehalten werden sollten, jedoch liegt dies im Rahmen des Wahrscheinlichen, da es nicht im Interesse Napoleons gelegen haben kann, seinen militärischen Gegnern, die sicherlich in deren Besitz gelangt wären, die Grundlagen der Schulung seiner Soldaten zu offenbaren.

Die Artillerie- und Ingenieurschulen, von denen diese Notizen handeln, waren neben den Schulen anderer Waffengattungen im 18. Jahrhundert die Ausbildungsstätten für die Offiziere des Ancien Régime, jedoch war ihr Ausbildungsplan, im Gegensatz zu denen der anderen Schulen, Objekt schwerer Auseinandersetzungen im vorrevolutionären Frankreich. Auf diesen Streit wird später noch ausführlicher eingegangen werden.[4]

An dieser Stelle muss noch der Begriff des „Ingenieurs“ geklärt werden. Im 17. Jahrhundert definierte die Académie Francaise den Ingenieur als „jemanden, der erfindet, zeichnet und die Arbeiten und Instrumente zum Angriff und zur Verteidigung von Festungen leitet“[5]. Hier besitzt der Ingenieur also eine klar definierte militärische Aufgabe. 1755 verweist Diderots Encyclopédie auf die militärischen Ingenieure, betont nun aber auch die vielen mathematischen und technischen Probleme, die diese meistern müssen. Im Allgemeinen kann man den Aufgabenbereich der militärischen Ingenieure, des corps du génie, mit dem Aufgabenbereich der Pioniere in modernen Armeen vergleichen, mit dem Unterschied, dass die Ingenieure des Ancien Régime auch die Aufsicht über zivile Produktionsprozesse, vor allem die Produktion von Waffen hatten.

Inhaltsangabe

Der Text enthält, wie der Titel deutlich macht , Richtlinien für die Ausbildung der Artillerieoffiziere und Ingenieure in den dafür vorgesehenen Militärschulen Frankreichs. Er ist in drei Teile gegliedert, von denen der erste eine Übersicht über den Unterrichtsplan der Schulen gibt, der zweite die Überlegungen für die Einrichtung solcher Schulen noch einmal zusammenfasst und verallgemeinert und der dritte die Ziele der Ausbildung zum Artillerieoffizier und die von ihm geforderten Fähigkeiten darlegt.

Der Unterrichtsplan der Schulen erstreckt sich über zwei Jahre. Diese sind unterteilt in vier Klassen, die jeweils sechs Monate umfassen. In der ersten Klasse lernt der Student die Grundlagen seines Handwerkes, wie zum Beispiel Infanterie - Manöver, Manöver der Feld- und Belagerungsartillerie, die Zusammensetzung von Sprengstoffen, die Prinzipien des Angriffes auf Festungen, kurz: „everything necessary to the gunner and the engineer in the field“[6]. Zur zweiten Klasse dieses Unterrichtsplanes macht der Verfasser keine Angaben, sondern fährt mit dem Plan der dritten Klasse fort, der unter anderem eine Fortführung der Studien in Hydraulik, sowie die Überwachung und Anleitung des Baus einer Festung und Details über Gießereien und Minen enthält. Die Abschlussklasse der Schulen dient der Perfektionierung und Vervollständigung der bisherigen Studienfächer, beispielsweise detaillierte Studien über Arsenale, Minen etc.

Im zweiten Teil seiner „Notizen“ weist Napoleon darauf hin, dass die Kenntnis der Manöver aller Waffengattungen und der Taktiken der Infanterie als grundlegend für die Ausbildung der Artillerieoffiziere und Ingenieure betrachtet werden sollen. Die Bedienung von Waffen und das Manövrieren sollten mindestens dreimal alle zehn Tage geübt werden. In diesem Teil hebt er ebenfalls die Sonderstellung der Artillerie hervor, denn „nothing is more uncertain than the art of firing“[7]. Er zieht die Ergebnisse der Praxis denen der Theorie vor, denn diese sind zweifelhaft, die der Praxis jedoch sicher. Er beendet diesen Teil, indem er sagt, dass Studenten, die einen Mechanikkurs beendet haben, fast alles wissen, was sie verstehen und anwenden müssen.

Im letzten Teil dieser Quelle fordert der Verfasser hohe qualitative Ergebnisse von den Schulen, wenn er von ihnen verlangt, dass jeder Student die Waffenbedienung und die Manöver der Artillerie besser beherrschen soll als ein Veteran. Diese Studenten sollen in der Praxis befähigt sein und eine perfekte Kenntnis von der Arbeit der Artillerie haben. Wenn ein Student nach seinem Abschluss nicht unmittelbar zu einer Batterie oder Belagerung versetzt werden kann, kann er in den Augen Napoleons nicht als guter Student bezeichnet werden, und er sollte ebenfalls eine Rekrutenklasse in den Infanterie-, den Artillerie- und den mechanischen Manövern leiten können. Das Recht auf Beförderung verdient sich der Student durch sein Können im Ausrichten einer Waffe.

[...]


[1] Napoleon Bonaparte, Notes sur un project de règlement pour l’ecole d’artillerie et du génie, in : Correspondance de Napoleon Ier, 32 Bde., Paris 1858-1870, englische Übersetzung in : Jay Luvaas (Hg.), Napoleon on the art of war, New York 1999, S. 59-60.

[2] 1778 – Aufnahme in „adlige Kadetten – Kompagnie zu Paris“; 1785 – Examen vor Laplace.

[3] Vgl. August Fournier, Napoleon I. Eine Biographie, Wien 1913³ und Martin Göhring, Napoleon I. Vom alten zum neuen Europa, Göttingen 1965.

[4] Vgl.: Ken Alder, Engineering the Revolution. Arms and Enlightenment in France, 1763-1815, Princeton 1997, S. 62-80.

[5] Ebd.: S. 56.

[6] Napoleon Bonaparte, Notes, S. 59.

[7] Ebd.: S. 60.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Militärreformen des 18. Jahrhunderts
Hochschule
Technische Universität Berlin  (Geschichte und Kunstgeschichte)
Veranstaltung
Staat und Gesellschaft im Ancien Régime
Note
1
Autor
Jahr
2002
Seiten
13
Katalognummer
V5462
ISBN (eBook)
9783638133272
ISBN (Buch)
9783638746120
Dateigröße
522 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Quelleninterpretation zum Thema: Eine aufgeklärte Elite - die Artillerie-Offiziere
Schlagworte
Militärreformen, Jahrhunderts, Staat, Gesellschaft, Ancien, Régime
Arbeit zitieren
Ronny Gerasch (Autor:in), 2002, Militärreformen des 18. Jahrhunderts, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/5462

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