Beurteilung des Lehrwerkes 'Passwort Deutsch'


Hausarbeit, 2005

26 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1. Gesamtüberblick über das Lehrwerk Passwort Deutsch

2. Untersuchung des Inhaltsverzeichnisses

3. Globaler Eindruck von Lektion

4. Beurteilung der Lektion 6 unter verschiedenen Gesichtspunkten
4.1. Die vier Fertigkeiten nach Kriterien von Bernd Kast
4.2. Grammatik nach Kriterien von Götze
4.3. Landeskundliche Inhalte nach Kriterien von Krumm
4.4. Wortschatzarbeit nach Kriterien von Funk
4.5. Visualisierung nach Kriterien von Sturm
4.6. Lernerautonomie und Lehrwerkgestaltung nach Kriterien von Nodari

5. Formulierung von Lernzielen zu den einzelnen Lektionsabschnitten der Lektion

6. Zusammenfassung

7. Quellenverzeichnis

Vorwort

Passwort Deutsch – ein interessanter und moderner Name für ein Lehrwerk. Das habe ich mir gedacht, als ich auf der Suche nach einem Lernmaterial war, das ich zu Übungszwecken für mein Studium benötigte. Ein Lehrwerk, das von sich selbst behauptet, dass es das Passwort oder der Schlüssel zur deutschen Sprache sei, muss schließlich die richtige Kombination aus den vier Fertigkeiten, Landeskunde, Grammatik, Wortschatz, aus Anwendung, Information und Gestaltung beinhalten, damit sich der Lerner auch wirklich in die deutsche Sprache „einloggen“ kann. Auf den folgenden Seiten werde ich nun anhand verschiedener Kriterienkataloge, die ich im Seminar Lehrwerkanalyse und Lehrwerkkritik erhalten habe, versuchen herauszufinden, ob dieses Lehrwerk seinen Namen zurecht trägt, also ob sich die Lerner mit dessen Hilfe wirklich das Tor zur deutschen Sprache aufschließen können. Diese Elemente fachdidaktischer und methodischer Konzeptionen können am Inhaltsverzeichnis und am Lektionsschema erkannt werden, die ich ausführlich beleuchten werde. Allerdings kann die Bewertung nicht umfassend sein, da ich nur die Lektion 6 analysieren und nicht auf alle Kriterien eingehen werde. Auch kann das Online-Angebot zu Passwort Deutsch, das zu den umfangreichsten unter den DaF-Lehrwerken überhaupt gehört, hier aus Platzgründen keine Beachtung finden.

1. Gesamtüberblick über das Lehrwerk Passwort Deutsch

Ich möchte zunächst das Lehrwerk Passwort Deutsch in seiner Gesamtheit vorstellen. Passwort Deutsch 1 ist der erste von fünf Bänden, zu denen jeweils ein kombiniertes Kurs- und Übungsbuch erschienen ist. Die Bände 1 bis 4 vermitteln den gesamten sprachlichen Stoff der Grundstufe. Band 5 bereitet auf die international anerkannte Prüfung Zertifikat Deutsch vor und schlägt die Brücke zur Mittelstufe. Jeder Band enthält Materialien für mindestens 60 bis 80 Unterrichtseinheiten. Die Autoren von Band 1 sind Ulrike Albrecht, Dorothea Dane, Dr. Christian Fandrych, Gaby Grüßhaber; Uta Henningsen, Angela Kilimann und Tina Schäfer. Ihnen zufolge ist Passwort Deutsch ein Lehrwerk im Medienverbund (Print- Audio- Internet), mit kombiniertem Kurs- und Übungsbuch, Hörmaterialien, Lehrerhandbuch, Wörterheft und Online-Komponente. Außerdem ist es ein Lehrwerk für Jugendliche und Erwachsene in allen Institutionen im In- und Ausland.

In Passwort Deutsch 1 besteht jede Lektion des Kursbuches (KB) aus 12 Seiten, zu welcher jeweils noch 16 Seiten Übungen im Übungsbuch (ÜB) zu zählen sind. Alle Übungen im ÜB sind mit dem Lösungsschlüssel, der sich im Anhang des KB und ÜB befindet, überprüfbar und somit gut für Hausaufgaben oder besonders motivierte Lerner, die noch zusätzlich trainieren wollen, geeignet. Die Hörmaterialien (auf Kassette oder CD) enthalten Hörtexte zum Kursbuch sowie Hör-, Sprech- und Ausspracheübungen. Das Lehrerhandbuch macht zu jeder Kursbuchaufgabe einen Vorschlag für deren Durchführung, gibt Tipps für alternative Vorgehensweisen, bietet zusätzliche Aufgaben und Spiele an und nennt die passenden Übungen im ÜB. Im Anhang des Lehrerhandbuchs werden zu jeder Lektion Kopiervorlagen für Lerneraktivitäten und Tests zur Lernerfolgskontrolle geliefert. Das Wörterheft enthält das Vokabular der Lektionen mit passenden Kontexten und einer Leerzeile zum Eintragen der muttersprachlichen Entsprechung. Das Online-Angebot befindet sich auf der Internetseite www.passwort-deutsch.de. Dort findet Lerner als auch Lehrende ein didaktisiertes Zusatzangebot zum Kurs- und Übungsbuch, weiterführende Informationen sowie Anregungen für interaktive Projektarbeiten und kursübergreifende Kommunikation. Für Lehrende bietet die Online-Komponente zusätzlich ein Forum, in dem sie ihre Erfahrungen mit dem Lehrwerk austauschen oder Kontakte zu anderen Deutschkursen oder deren Kursleitern knüpfen können.[1]

2. Untersuchung des Inhaltsverzeichnisses

Den ersten Eindruck von einem Lehrwerk bekommt man schon allein durch die Aufmachung seines Inhaltsverzeichnisses. Schon dort kann man schnell feststellen, ob die vorgestellten Themen für die eigenen Lerner relevant sind oder ob die Progression der grammatischen Strukturen für die Lerner sinnvoll ist.

Alle Informationen im Inhaltsverzeichnis von Passwort Deutsch sind gleichwertig, d.h. es wird auf die einzelnen Lektionen mit Seitenzahlen, deren einzelne Teile, die Inhalte der Lektionsteile und die Grammatik gleichermaßen verwiesen. Es finden sich nur keine Angaben zu den Fertigkeiten, also wann welche Fertigkeit geübt werden soll, was dafür aber in den Lektionen ganz deutlich herausgestellt wird. Die Titel der Lektionsthemen sind nicht sehr durchschaubar, d.h. wenn man sich die Überschrift von Lektion 6 Ortstermin Leipzig anschaut, kann man noch nicht überblicken, welche Themen in der Lektion bearbeitet werden sollen, aber vielleicht ist das auch nicht notwendig und die Lerner werden durch die etwas uneinsichtigen Titel in Spannung versetzt. Die zu bearbeitenden Themen erscheinen dann aber explizit in der Spalte Inhalte, aber den Lektionsteilen sind ihre Themen nicht zugeordnet, denn die Themen wurden nicht untereinander geordnet, sondern fortlaufend geschrieben, sodass man immer erst eine ganze Lektion durchstöbern muss, um ein bestimmtes Teilthema zu finden. Diese Suche wird noch dadurch erschwert, dass nur die erste Seitenzahl einer Lektion verzeichnet wurde. Zum Übungsbuch, das über die Hälfte des Buches ausmacht, sind nur ganz sporadische Angaben, nämlich die Seitenzahlen zu den einzelnen Lektionen notiert. Man muss also stets über die Lektionen gehen, um zu einer bestimmten Übung zu finden. Das Verzeichnis zum Anhang ist aber wiederum übersichtlich gestaltet, d.h. es wurden nur die nötigsten Angaben gemacht. Dort befinden sich die Lösungen zum Arbeitsbuch, eine systematische Grammatik, die auf S. 193 ihr eigenes Inhaltsverzeichnis bereithält, dann eine Liste der Verben und eine alphabetische Wortliste. Im Inhaltsverzeichnis ist in den ersten vier Lektionen jeweils die Wortgruppe Im Deutschkurs farbig hervorgehoben. Dieser spezielle Hinweis deutet auf Übungen, die die Kurskommunikation fördern sollen. Die Lektionen sind gleichmäßig à 12 Seiten aufgebaut, am Ende jeder Lektion befindet sich eine kurze Grammatikübersicht. In der Regel ist ein Lernabschnitt auf eine Doppelseite zugeschnitten, sodass der Lerner während des Lösens einer Aufgabe nicht zurückblättern muss. Erstaunt war ich darüber, dass in der Spalte Inhalte zusätzlich Vermerke zur Aussprache angeführt sind. Passwort Deutsch hat sich nämlich zum Ziel gesetzt, von Anfang an relevante Aspekte von Aussprache und Intonation bei den Lernern zu schulen, denn gerade in den ersten sechs Monaten des Deutschlernens bilden sich phonetische Gewohnheiten heraus, werden fest und lassen sich später nur sehr schwer verändern. Das Lehrerhandbuch spricht von einer gleichmäßigen, kleinschrittigen und zyklisch aufgebauten Progression, die sich dem individuellen Lernrhythmus jeder Lernergruppe anpasst.[2] Vor allem die Gleichmäßigkeit und Kleinschrittigkeit der Progression wird am Inhaltsverzeichnis deutlich, das schon hier jeder Lektion gleich viel Platz lässt, um sich vorzustellen oder an dem man erkennen kann, dass sich die Grammatik mit vielen kleinen Phänomenen beschäftigen wird und nicht nach Themen geordnet vorgeht (erst das Verb, dann das Nomen, ...). Für den Lerner bedeutet das einen hohen Grad an Selbständigkeit und ein optimales Maß an neuem Lernstoff.

3. Globaler Eindruck von Lektion

Mein erster Eindruck von Lektion 6 (L6) war ein sehr positiver, denn sie ist recht bunt, aber trotzdem einheitlich in einem Farbton (hier: orange) gestaltet, es gibt ansprechende Fotos und Texte, die zu genauerem Lesen anregen. Die erste Doppelseite der Lektion wirkt etwas unübersichtlich durch das große Hintergrundfoto und die zusätzlichen Fotos im Vordergrund, dafür erzielen die übrigen Seiten der Lektion eine um so bessere Wirkung. Der positive Eindruck ist meines Erachtens in ganz starkem Maße der Übersichtlichkeit von Passwort Deutsch zu verdanken, das sich durch den Anspruch „So viel wie nötig, aber so wenig wie möglich“ auszeichnet, denn die Übungen sind klar voneinander abgegrenzt, es gibt ausreichend weiße Flächen und die Aufgabenstellungen sind sehr kurz gehalten, aber prägnant. Für einen globalen Eindruck versuche ich als nächstes, die einzelnen Teile der Lektion mit kurz zu charakterisieren. Die Doppelseite Ortstermin Leipzig bildet den Einstieg in Schauplatz und Situation der Lektion. Zum Thema Das Klassentreffen und Treffpunkt Augustusplatz gibt es einen Lese-, Grammatik- und Situationsteil. Stadtspaziergang durch Leipzig ist eine Seite zum Wortschatz, die Doppelseite zu Jahrgang „19 hundert 72“ beschäftigt sich mit Wortschatz und einer Situation und auf der Seite Kommen und gehen geht es auch um neuen Wortschatz, der durch passende Übungen ergänzt wird. Die letzte Seite der Lektion, Grammatik, systematisiert noch einmal die grammatischen Phänomene aus der Lektion. Die einzelnen Teile des Kapitels sind erst einmal dadurch verbunden, dass sie einen gleichen Schauplatz, nämlich Leipzig, haben und es immer wieder um die Situation Klassentreffen geht. Den größten Umfang nimmt der Lernabschnitt Treffpunkt Augustusplatz ein, denn hier soll das umfangreiche Lernziel, über vergangene Aktivitäten sprechen zu können, erreicht werden. Jedoch sind alle Teile gleichmäßig übersichtlich gestaltet. Folgende Aufgaben haben die einzelnen Lektionsteile: Die erste Seite gibt den Einstieg in die Lektion, der Mittelteil, der aus vier Doppelseiten besteht, vertieft das in der Einführung geschilderte Thema durch Fotos, Illustrationen, Dialoge, Hör- und Lesetexte und daraus sinnvoll abgeleiteten Aufgabensequenzen.[3] Auf der vorletzten Seite, die in den ersten vier Lektionen der Kommunikation im Kurs (Im Deutschkurs) gewidmet ist, befindet sich in L6 ein weiterer Lernabschnitt. Die letzte Seite der Lektion dient der Systematisierung der Grammatik. Die ganze L6 hindurch wird die Situation Klassentreffen behandelt. Das wird daran ersichtlich, dass sich alle Lernabschnitte immer wieder auf dieses Thema beziehen. So werden die Lerner mit einer Einladung zum Klassentreffen konfrontiert, Bilder geben Aufschluss über die Programmpunkte des Treffens, ein Brief schildert die Ursachen für die Feier, einige Personen können nicht kommen, da sie anderweitig beschäftigt sind, der Schauplatz Leipzig wird für das Klassentreffen unter die Lupe genommen und da das Klassentreffen aus Anlass des zehnjährigen Bestehens des Abiturs begangen werden soll, wird gleich noch der Lebenslauf verarbeitet, in dem eine Station der Abschluss der Schule ist. Schließlich wird auch noch die inoffizielle Uhrzeit eingeführt, damit auch niemand zu spät zur Feier kommt.

4. Beurteilung der Lektion 6 unter verschiedenen Gesichtspunkten

4.1. Die vier Fertigkeiten nach Kriterien von Bernd Kast

- Rezeptive Fertigkeit Lesen

Meiner Meinung nach enthält L6 nicht gerade viele Lesetexte, denn hier trifft man nur auf zwei längere und einige kürzere Texte, obwohl die Lerner in dem Stadium der L6 schon in der Lage sein müssten, längere Texte zu lesen. Angst vor längeren Texten kann den Lernern nur genommen werden, in dem sie sich immer wieder im Lesen dieser versuchen, aber keineswegs mit dem Anspruch, alles zu verstehen. Literarische Texte treten in L6 nur zweimal auf, nämlich auf S.69 unter Bild A und im ÜB, S.177/6. Dafür werden unterschiedliche Textsorten bedient, wie Einladung, Brief, Postkarte, Bildunterschrift, Lebenslauf und im ÜB Dialog, Beschreibung einer Schenke und Fernsehprogramm. Eine Übung zum Unterscheiden von Wichtigem und Nebensächlichem bietet S.75/1. Dort müssen Texte nur zu den passenden Bildern zugeordnet werden. Es ist also unnötig, den ganzen Text zu verstehen; bestimmte Schlüsselwörter oder gar Namen reichen schon aus, um die richtige Zuordnung zu treffen. Strategien im Umgang mit unbekannter Lexik und Strukturen werden oft geübt, z.B. bei der zunächst verdeckten Einführung des Perfekts. Auf S.72/2b wird die Unterscheidung des Perfekts mit sein und haben in einem Lückentext als Übung angeboten. Auf S.77/3 wird dieser Übungstyp komplexer, denn nun muss der Lerner auch das Partizip II zu einem Verb kennen, um den cloze-Text zu vervollständigen. Dazu wird aber das Verb im Infinitiv in Klammern angegeben. Es könnte zwar aus dem Kontext heraus erschlossen werden, aber die Lerner sollen sich hier voll auf die neuen Strukturen konzentrieren. Im ÜB auf S.163/5 werden ganze Sätze in einem Dialog weggelassen. Hier werden die Lerner zu verstehendem Lesen aufgefordert, indem wichtige Phrasen ausgespart wurden. Variationsreiche cloze-Texte gibt es somit in Hülle und Fülle. Von Westhoff[4] vorgeschlagene Übungen, die mit Strategien vertraut machen, die es ermöglichen, mit Hilfe weniger Informationen aus einem Text Vorhersagen zu treffen, sind auch vorhanden. Im ÜB auf S.165/1a wurde der Brief zum Klassentreffen zerschnitten und die Lerner sollen die Reihenfolge rekonstruieren. Als „Belohnung“ erhalten sie nach richtiger Lösung ein Lösungswort. In meinen Augen wird die Übung dadurch zu so sehr vereinfacht, dass man das sechsbuchstabige Lösungswort auch ohne die Reihenfolge des Briefes zu kennen, herausbekommen kann und somit die Übung ihr eigentliches Ziel nicht erreicht. Das Üben der Lesestrategien für den Alltagsgebrauch könnte gerade im KB noch häufiger angeboten werden, denn man wird schließlich nicht alle Übungen des ÜB durcharbeiten.

- Rezeptive Fertigkeit Hören

Die direkte face-to-face-Kommunikation wird beispielsweise betrieben, wenn die Aufgabenstellung Sprechen Sie im Kurs (S.71/4 oder S.73/5b) erscheint, denn dort werden die Lerner aufgefordert miteinander zu kommunizieren, also auch aufeinander zu hören. Die interaktionslose, indirekte Kommunikation ist noch häufiger vorhanden, allein in L6 kann man sich 14 verschiedene Hörtexte auf der Audio-CD oder -kassette anhören. Es werden unterschiedliche Hörtexte angeboten, vor allem aber auch Texte, deren Authentizität nachempfunden wurde und auf die man im Alltag treffen kann. Das sind: ein Telefongespräch (S.69/3), ein Dialog mit drei verschiedenen Teilnehmern (S.72/1b), ein Monolog zum Lebenslauf (S.76/2a), Monologe vom Anrufbeantworter (S.78/1) oder ein literarischer Text (S.74/9b). Anhand der Hörtexte von L6 werden beispielsweise folgende landeskundliche Informationen mitgeteilt: Bei dem Telefongespräch (S.69/3) wird dargestellt, dass ein Deutscher einen Terminkalender besitzt, mit dem er alles genau planen kann. Das Telefonat ist kurz und zweckmäßig, d.h. sobald Steffi die nötigen Informationen losgeworden ist, beendet sie auch sofort das Gespräch und plaudert nicht noch mit ihrem Gesprächspartner. Bei der Zuordnungsübung auf S.78/4 bekommt der Lerner passiv mit, dass junge deutsche Erwachsene sich nicht nur mit dem Zug oder Bus quer durch Deutschland bewegen, sondern auch schon mal in den Flieger steigen. Die Hörtexte sind auf jeden Fall relevant für die Lerner, denn es sind altersgerechte Themen, wie z.B. das Klassentreffen und es kommt hauptsächlich Lexik aus dem Leben der Jugendlichen vor (ins Café gehen, sich mit Freunden treffen, verreisen,...). Der Lebenslauf von Kevin (S.76/2a) ist beispielsweise aktuell und repräsentativ, geschichtlich taucht dort die Zeit der Wende auf, die bei vielen Deutschen zur Lebensgeschichte zählt. Ebenfalls aktuell ist die Tatsache, dass viele Deutsche die Schule mit dem Abitur abschließen, so wie auch Kevin im Hörtext. Dieser war eine zeitlang ohne Arbeit, womit das große Problem Arbeitslosigkeit in Deutschland angesprochen wird. Folgende Hörsituationen werden in L6 angeboten: Spontan ist das Telefongespräch, der Dialog mit drei Personen, der Monolog zum Lebenslauf und die Monologe vom Anrufbeantworter. Nicht spontan ist nur der literarische Hörtext, der somit besser geeignet ist, als die anderen Hörtexte, da er vorbereitet worden ist. Es wäre schön, wenn es noch mehr nicht spontane Hörtexte gäbe. Die authentischen und nichtauthentischen Hörtexte halten sich in etwa die Waage. Authentisch ist auf jeden Fall der Monolog zum Lebenslauf, der im sächsischen Dialekt vorgetragen wird, d.h. die Sprache des Vortragenden ist dem realen Kontext der fremden deutschen Kultur entnommen. Ebenso verhalten sich die Sprecher der Monologe vom Anrufbeantworter. Der Dialog, an dem drei Personen teilnehmen, ist halbauthentisch, denn eine weibliche und eine männliche Person stellen Fragen in sächsischem Dialekt und eine Frauenstimme antwortet in hochdeutsch, damit die Lerner die Antworten verstehen. Nur so können sie die Namen zuordnen. Didaktisch aufbereitet, also nichtauthentisch, ist der literarische Hörtext, da er die Lerner auf grammatikalische Strukturen aufmerksam machen will. Das Telefongespräch ist für die Lerner am leichtesten zu verstehen, da es ein spontaner, nichtauthentischer Text ist. Er steht zu Beginn der Lektion, gefolgt von vielen schwierigeren, weil authentischen, Texten. Eine Progression von leicht zu schwer ist somit erkennbar. Dem Monolog zum Lebenslauf ist eine Übung vorangestellt, in der die Jahreszahlen eingeführt werden (S.76/1). Das Wissen um die Jahreszahlen ist bei dem Monolog von großer Bedeutung, denn der Lerner kann keine Zuordnungen treffen, wenn er sie nicht versteht. Der Hörprozess wird damit gesteuert. Eine Übung, die den Hörprozess kontrolliert, ist z.B. auf S.78/4 zu finden, weil dort nach dem ungesteuerten, globalen Hören jeweils eine kurze Pause gelassen wird, um dem Lerner Zeit zu geben, die richtige Zuordnung zu treffen. Das Telefongespräch könnte als Hörmaterial für die eigene Sprachproduktion vorgesehen sein, denn in der Aufgabenstellung steht auch, dass die Lerner auf die Fragen antworten sollen. Allerdings ist in der Menüleiste nicht vermerkt, ob dies mündlich oder schriftlich zu geschehen habe. Eine Übung zur Semantisierung stellt das Telefongespräch dar, das durch W-Fragen bei den Lernern erreichen will, dass sie die sinnkonstituierenden Elemente heraushören. Zur Textstrukturierung gibt es ebenfalls eine Übung, die als Multiple-Choice-Aufgabe konzipiert ist, denn dort soll die Textsorte erkannt werden (S.78/1). Der literarische Hörtext ist trotz seines grammatischen Schwerpunktes eine Übung zur Situations- und Intentionsbestimmung, weil hier Wörter mit unterschiedlicher Affektivität ausgesprochen werden und sie der Lerner somit versteht, obwohl er sie noch nicht aktiv beherrscht (schwermütig: planen, planen, planen >> Hier wird ausgedrückt, wie schwierig es sein kann, wenn man sich gerade mit dem Vorbereiten einer Reise beschäftigt; freudig erregt: Geplant! >>Hier wird dem Lerner auf alle Fälle deutlich, dass die Planung nun abgeschlossen ist, dass sie endlich fertig ist.). Mit einer Übung zum Sprachwissen, die durch die Monologe vom Anrufbeantworter repräsentiert ist, sind alle Übungen aus der von Adelheid Schumann aufgestellten Liste[5] in L6 vertreten, was bedeutet, dass die Lerner hörtechnisch gut trainieren können und ihnen ein abwechslungsreiches Hörprogramm geboten wird. Die Monologe vom Anrufbeantworter zeichnen sich vor allem durch Ellipsen aus(Bis später!; Danke, tschüß!; ...). So werden die Lerner mit den Strukturmerkmalen der gesprochenen deutschen Sprache vertraut gemacht.

[...]


[1] Ernst Klett International GmbH, Stuttgart (Hrsg.) 2001, Einführung, S.4, Lehrerhandbuch 1, Passwort Deutsch.

[2] Ernst Klett International GmbH, Stuttgart (Hrsg.) 2001, Einführung, S.4, Lehrerhandbuch 1, Passwort Deutsch.

[3] Ernst Klett International GmbH, Stuttgart (Hrsg.) 2001, Einführung S.5, Lehrerhandbuch 1, Passwort Deutsch.

[4] Westhoff, 1987, S.86

[5] Schumann, Adelheid, 1989, S.203

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Beurteilung des Lehrwerkes 'Passwort Deutsch'
Hochschule
Technische Universität Dresden
Note
1,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
26
Katalognummer
V55698
ISBN (eBook)
9783638505840
ISBN (Buch)
9783638664042
Dateigröße
559 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Beurteilung, Lehrwerkes, Passwort, Deutsch
Arbeit zitieren
Katharina Veit (Autor:in), 2005, Beurteilung des Lehrwerkes 'Passwort Deutsch', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55698

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