Literaturwissenschaftliche Analyse des "Erlkönigs" von Johann Wolfgang Goethe


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

46 Seiten


Leseprobe


INHALT

1. Einleitung
1.1 Vorgehensweise

2. Literaturwissenschaftliche Analyse
2.1 Mind-Map
2.2 Literaturwissenschaftliche Analyse der Ballade „Archibald Douglas“ von Theodor Fontane

3. Literaturwissenschaftliche Analysen des „Erlkönigs“ von Johann Wolfgang von Goethe
3.1 für Schülerinnen, Schüler, Lehrerinnen und Lehrer
3.2 nach Rupert Hirschenauer
3.2.1 Entstehung des „Erlkönigs“
3.2.2 Literaturwissenschaftliche Analyse der Strophen
3.3 nach Gert Ueding
3.3.1 Zur Person
3.3.2 Aufbau der literaturwissenschaftlichen Analyse

4.Vergleich des „Erlkönigs“ von Johann Wolfgang von Goethe
4.1 mit „Erlkönigs Tochter“ von Johann Gottfried von Herder
4.1.1 Aufbau der literaturwissenschaftlichen Analyse
4.1.2 Inhalt
4.1.3 Gemeinsamkeiten und Unterschiede
4.2 mit „Der Knabe im Moor“ von Annette von Droste-Hülshoff
4.2.1 Aufbau der literaturwissenschaftlichen Analyse
4.2.2 Inhalt
4.2.3 Gemeinsamkeiten und Unterschiede

5. Fazit

6. Anhang
6.1 Texte
6.1.1 Theodor Fontane: Archibald Douglas
6.1.2 Annette von Droste-Hülshoff: Der Knabe im Moor
6.2 Literatur
6.3 WWW-Quellen

1. Einleitung

1.1 Vorgehensweise

Johann Wolfgang von Goethe schrieb im Jahr 1782 die Ballade vom „Erlkönig“ nieder, die sich im Laufe der vielen Jahre zu einem Klassiker entwickelte. Jeder von uns hat sich damals in der Schule in irgendeiner Form mit dem „Erlkönig“ auseinandergesetzt, sei es, dass man die Ballade vorlesen, auswendig lernen oder interpretieren sollte. Manche haben sie vielleicht auch im Musikunterricht durch die Vertonung des „Erlkönigs“ von Schubert oder Loewe kennen gelernt. Wurde man dennoch nicht in seiner Schulzeit mit dem Klassiker konfrontiert, so kann man davon ausgehen, dass man zumindest durch andere Gegebenheiten vom „Erlkönig“ gehört hat.

Wir halten es für sinnvoll und interessant literaturwissenschaftliche Analysen anderer Autoren, als die uns bisher aus der Schulzeit bekannten, kennen zu lernen, um so unser Wissen hinsichtlich der Lyrik zu erweitern. Aufgrund dessen liegt der Schwerpunkt unserer Ausarbeitung auf der literaturwissenschaftlichen Analyse des „Erlkönigs“ nach Rupert Hirschenauer und Gert Ueding. Als Vergleich zu den beiden nehmen wir vorerst eine Interpretation, die hauptsächlich für Schüler[1] und Lehrer verfasst ist, in unsere Ausarbeitung mit auf. Des Weiteren haben wir eine Mind-Map erstellt, die bei der literaturwissenschaftlichen Analyse von Gedichten helfen soll. In diesem Zusammenhang analysieren wir die Ballade „Archibald Douglas“ von Theodor Fontane, um an diesem Beispiel zu zeigen, wie man bei einer Interpretation vorgehen kann. Da sich der größte Teil der Hausarbeit auf naturmagische Balladen konzentriert und diese so schon recht ausgeschöpft werden, haben wir uns hier für eine historische Ballade entschieden. Abschließend vergleichen wir Goethes „Erlkönig“ mit den Ballladen „Erlkönigs Tochter“ von Johann Gottfried Herder und „Der Knabe im Moor“ von Annette von Droste-Hülshoff. Im Fazit fassen wir unter anderem Besonderheiten noch einmal zusammen.

2. Literaturwissenschaftliche Analyse

2.1 Mind-Map

Bevor man einen Text literaturwissenschaftlich analysiert, sollte man sich im Klaren darüber sein, welche Aspekte bei solch einer Analyse beachtet werden sollten. Deshalb haben wir zunächst eine Mind-Map erstellt, die uns nicht nur bei unserer Ausarbeitung „Literaturwissenschaftliche Analysen des „Erlkönigs“ von Johann Wolfgang von Goethe helfen soll, sondern auch im zukünftigen eigenen Unterricht als Grundlage für die Schüler dienen kann.

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten dafür, was in eine literaturwissenschaftliche Analyse gehört. Wir haben mit Hilfe von Ernst Bury[2] ein eigenes Konzept zur Orientierung bei einer Interpretation entworfen.

Die Mind-Map gibt an, was allgemein in eine literaturwissenschaftliche Analyse gehört. Man kann sicherlich nicht immer zu allen aufgelisteten Punkten etwas in einem Gedicht finden. Zur Interpretation gehört zunächst einmal, sich mit der Form des lyrisches Textes auseinanderzusetzen. Hierbei sollte man zum Beispiel das Metrum und den Text auf Enjambements untersuchen. Beide genannten Beispiele fasst man unter dem Schlagwort „Vers“ zusammen. Weiterhin sollte man feststellen, um welche Strophenform es sich handelt. Liegt also zum Beispiel ein Distichon, eine Ode oder eine Kanzonenstrophe vor. Notwendig zur literaturwissenschaftlichen Analyse ist auch, vorausgesetzt es handelt sich um eine Gedicht, dass man erwähnt, ob eine Ballade, ein Sonett, eine Elegie oder ein Epigramm vorliegt. Um die Formanalyse eines lyrischen Werkes abzuschließen, sollte man sich noch zu den Reimarten (ein-, zwei-, dreisilbiger Reim u.a.) und der Reimstellung (Paar-, Kreuz-, umarmender Reim u.a.) äußern.

Außerdem ist es bei einer Interpretation wichtig, auf den Aufbau, den Inhalt und die Sprache des Textes einzugehen. Hinsichtlich des Aufbaues sollte man prüfen, ob das Gedicht sich inhaltlich gliedern lässt, ein lyrisches Ich auftaucht, die Überschrift eine bedeutende Rolle spielt und natürlich wie der Text allgemein aufgebaut ist (Anzahl der Strophen u.a.).

Daneben sollte man das Thema/den Stoff/die Motive, die Sprachfunktion und den außersprachlichen Kontext des lyrischen Textes und wenn möglich, etwas zur Intention, dem Humor oder dem Trivialen in der Lyrik erwähnen. All diese genannten Punkte werden unter dem Oberbegriff „Inhalt“ zusammengefasst.

Ein Gedicht, eine Ballade oder auch ein anderes Genre aus der Lyrik im Hinblick auf die Sprache zu analysieren bedeutet, sich mit den Satzarten, dem Wortschatz, eventuell auftretenden Schlüsselwörtern und vor allem mit den Stilmitteln (Anapher, Metapher, Alliteration, Ellipse u.a.) auseinander zusetzen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.2 Literaturwissenschaftliche Analyse der Ballade „Archibald Douglas“ von Theodor Fontane

Bei der Interpretation der Ballade „Archibald Douglas“ soll zunächst der Inhalt knapp dargestellt werden. In diesem Zusammenhang werden schon der Aufbau der Ballade sowie die Verhaltensweisen der Charaktere berücksichtigt, weil sich die Handlungsabläufe in „Archibald Douglas“ strophenweise aufteilen lassen. Im Anschluss wird die Form und Sprache analysiert und schließlich fließen sekundäre Informationen wie relevante Daten über den Autor Theodor Fontane in die Interpretation ein.

In dem Gedicht „Archibald Douglas“, verfasst von Theodor Fontane im Jahre 1854, geht es um die Beziehung zwischen dem Grafen Archibald Douglas und dem König Jakob, die durch einen familiären Streit vor sieben Jahren zerstört wurde. Douglas versucht eindringlich, den König um Verzeihung zu bitten.

Die Ballade ist aus 23 Strophen aufgebaut und kann inhaltlich in vier Abschnitte eingeteilt werden. Der erste Abschnitt umfasst die ersten sieben Strophen, in denen Graf Douglas sich Gedanken über das bevorstehende Zusammentreffen mit dem König macht. Hierbei zeigt sich der Graf entschlossen über seine Entscheidung, den König um einen Gefallen zu bitten. Seine Entschlossenheit kommt dadurch zum Vorschein, dass die ersten drei Strophen in wörtlicher Rede dargestellt werden. Es scheint, als würde der Graf mit sich selber reden. Sein starker Wille kommt vor allem im letzten Satz der dritten Strophe zum Ausdruck: „Komme, was da kommen soll, komme, was da mag.“.

Der zweite Teil der Ballade umfasst die Strophen sieben bis zwölf. Der Graf versucht, den König von seiner Unschuld zu überzeugen. Vor sieben Jahren kam es zu einem Streit zwischen dem König und dem Grafen, wofür der Graf seine Brüder beschuldigt und sich in diesem Zusammenhang von seiner Familie distanziert: „Ich hab’ es gebüßt sieben Jahr, dass ich ein Douglas bin.“ (Strophe 12, Zeilen 3 und 4). Der Grund für den Streit bleibt offen, allerdings spielte Neid eine Rolle, was in Strophe 9, Zeile 1 ersichtlich wird: „Denk nicht an den alten Douglas-Neid...“. Archibald Douglas versucht den König von einer Versöhnung zu überzeugen, indem er ihn an das enge und freundliche Verhältnis zwischen den beiden vor dem Streit, vor allem in der Kindheit des Königs, erinnert: „Denk lieber zurück an Stirling-Schloss, wo ich Spielzeug dir geschnitzt...“ (Strophe 10, Zeilen 1 und 2).

Die dreizehnte bis siebzehnte Strophe kann als weiterer Abschnitt gesehen werden. Der König bleibt stur und schenkt dem Grafen und seiner Bitte keine weitere Beachtung: „Ich seh dich nicht, ich höre dich nicht...“ (Strophe 15, Zeile 1). Schließlich reitet der König davon, doch der Graf bleibt hartnäckig und folgt ihm. Er bittet den König eindringlich, ihn für sich arbeiten zu lassen und wirkt verzweifelt: „König Jakob, ich war dein Seneschall, ich will es nicht fürder sein, ich will nur warten Dein Roß im Stall...“ (Strophe 18, Zeilen 1 bis 3). Douglas war vor dem Streit ein hoher Königsbeamter und gibt sich jetzt auch mit weniger angesehenen Tätigkeiten zufrieden, wenn der König ihm verzeiht. Der Graf zeigt sich dem König ergeben und treu und fordert den König schließlich auf, ihn mit seinem Schwert zu töten, falls er ihm nicht vergibt und ihn wieder aufnimmt. Im letzten Teil, der die letzten drei Strophen umfasst, übergibt der König Douglas sein Schwert und der Streit wird beigelegt. Jakob verzeiht ihm und scheint beeindruckt von der Entschlossenheit und Treue des Grafen: „...Der ist in tiefster Seele treu, wer die Heimat liebt wie Du.“ (Strophe 22, Zeilen 3 und 4).

Die 23 Strophen sind aus vier Zeilen aufgebaut. Der Höhepunkt liegt zwischen der 21. und der 22. Strophe: die Spannung ist am größten, nachdem der König von seinem Pferd abspringt und das Schwert zieht. Im zweiten und dritten Abschnitt werden vielfach Anaphern genutzt, womit der starke Wille und die Verzweiflung des Archibald Douglas betont werden. So beginnt in Strophe 20 jeder Vers mit „und“. In den Strophen 13 und 14 wird der Wind im Wald personifiziert und die Ablehnung des Grafen durch den König verstärkt. Die Inversion in Strophe 21 unterstreicht die Spannung und Lebendigkeit: „König Jakob sprang herab vom Pferd, hell leuchtete sein Gesicht...“. Die Ballade ist im Kreuzreim geschrieben, womit auch das Reimschema die lebendige Wirkung zeigt. Der gehäufte Einsatz von wörtlicher Rede verleiht der Ballade dramatische Züge.

„Archibald Douglas“ entstand Mitte des 19. Jahrhunderts, ein paar Jahre nachdem Theodor Fontane (1819-1898) seinen Beruf als Apotheker aufgab, um seiner Tätigkeit als Schriftsteller und Korrespondent nachgehen zu können. Dabei arbeitete er zunächst als Balladendichter, bekannte Romane wie „Irrungen, Wirrungen“ oder „Effi Briest“ entstanden erst wenige Jahre vor seinem Tod. Fontanes Leben war gekennzeichnet durch seine Tätigkeit als Journalist und die damit verbundenen diversen Reisen im In- und Ausland. Vor allem in England hielt er sich mehrfach auf und lebte von 1855 bis 1859 als Berichterstatter in London. Die englisch-schottische Geschichte beeinflusste seine Werke, wie zum Beispiel in „Archibald Douglas“, aber auch in „Die Brück am Tay“ (Fontane o.J., S. 8-15)

Die Ballade von Archibald Douglas beruht auf wahren Gegebenheiten des 16. Jahrhunderts. Zwischen dem damals regierenden König Jakob V. (1512-1542) und den Douglas’, einem schottischen Adelsgeschlecht kam es zu einer Fehde, woraufhin die Douglas’ aus Schottland verbannt wurden. Archibald Douglas war der Stiefvater von Jakob V., aber sie hatten kein freundschaftliches Verhältnis in dessen Kindheit und Jugend. Douglas versuchte im hohen Alter, den König um Verzeihung zu bitten, aber Jakob V. vergab ihm nicht. Fontane veränderte den Inhalt, da in der Ballade schließlich Frieden geschlossen wird. Es ist also festzustellen, dass Fontane sich auf reale Persönlichkeiten der englisch-schottischen Geschichte beruhte, aber die wahren Gegebenheiten in der Ballade abwandelte (vgl: Wikipedia, freie Enzyklopädie 2004-09-23, <http://de.wikipedia.org/wiki/Jakob_V._%28Schottland%29>).

Einen starken Einfluss auf Fontane hatte auch seine Mitgliedschaft im literarischen Verein „Tunnel über der Spree“. Die Werke von Autoren, die diesem Verein angehörten waren von geschichtlichem Einfluss und von dramatischen Zügen gekennzeichnet. Dies wird auch bei „Archibald Douglas“ deutlich: der gehäufte Einsatz von wörtlicher Rede lässt die Ballade lebendig wirken und baut beim Leser Spannung auf. Aber nicht nur die englisch-schottische Geschichte hatte Einfluss auf Fontanes Balladen, sondern auch die preußische. So schrieb er zum Beispiel in dem lyrischen Werk „Prinz Louis Ferdinand“ über das Leben des gleichnamigen preußischen Prinzen. Auch hier wird von Fontane wörtliche Rede eingesetzt, um der Ballade Spannung und Lebendigkeit zu verleihen.

„Archibald Douglas“ ist eine historische Ballade, da Persönlichkeiten aus der Geschichte die Basis der Ballade darstellen. Allerdings ist es schwierig, „Archibald Douglas einer Balladenart genau zu zuordnen.

3. Literaturwissenschaftliche Analysen des „Erlkönigs“ von Johann Wolfgang Goethe

3.1 für Schülerinnen, Schüler, Lehrerinnen und Lehrer

Die literaturwissenschaftliche Analyse in dem Lehrbuch für Schüler der Sekundarstufe I ist eingängig strukturiert, in Abschnitte eingeteilt und übersichtlich dargestellt. Begriffe, die den Schülerinnen und Schülern unbekannt vorkommen, werden markiert mit dem Hinweis, diese nachschlagen zu können. Zunächst wird die Ballade aufgeführt und die Strophen und Zeilen werden nummeriert. Zudem wird zu jeder einzelnen Strophe dargestellt, welche Personen miteinander reden. So wird die erste Strophe als „einleitender Erzählteil“ bestimmt, und der zweiten Strophe der Bezeichnung „Wechselgespräch Vater-Sohn“ zugeordnet. In der dritten wendet sich der Erlkönig an den Sohn, in der vierten kommt es wieder zu einem Gespräch zwischen Vater und Sohn und in der folgenden wendet sich der Erlkönig erneut an den Sohn. Der sechsten Strophe wird wieder „Wechselgespräch Vater-Sohn“ zugeordnet, bevor in der nächsten der Erlkönig zunächst mit dem Sohn redet, bevor dieser sich an seinen Vater wendet. Die achte Strophe beendet das lyrische Werk mit einem abschließenden Erzählteil.[3]

Des Weiteren werden Angaben zum Titel der Ballade gemacht. Dabei wird auch der Übersetzungsfehler von Johann Gottfried Herder aufgegriffen und die Veränderung des Begriffs „Elben“ dargestellt. Danach wird eine kurze Inhaltsangabe zum „Erlkönig“ gegeben. In diesem Zusammenhang werden zwei Varianten der Deutung der Ballade mit aufgeführt: Zum einen werden die Erlebnisse des Kindes als Fieberfantasien und zum anderen als „wirkliche“ Begegnung mit dem Erlkönig interpretiert.

Als nächstes wird der Aufbau der Ballade beschrieben. Dabei wird zwischen Erzählteilen und Hauptteil unterschieden. Die Strophen des Hauptteils werden inhaltlich nochmals ausführlich aufgeführt. Die Redesituation im Hauptteil ist ein weiterer Aspekt der Analyse. Zunächst wird erklärt, dass es zwei unterschiedliche Ebenen gibt: Zum einen das Wechselgespräch zwischen Vater und Sohn und zum anderen die Anreden des Erlkönigs an das Kind.

Die Redesituation wird in drei Stufen unterteilt, die eine dramatische Steigerung beinhalten. Der ersten Stufe werden dabei die zweite und dritte Strophe zugeordnet, der zweiten Stufe die vierte und fünfte Strophe und der dritten Stufe die sechste und achte Strophe. Die Elemente der Steigerung werden genauer beschrieben: Der Vater versucht dreimal, seinen Sohn zu beschwichtigen und der Erlkönig redet dreimal auf den Sohn ein beziehungsweise geht zur Tat über. Im weiteren Verlauf der Analyse wird der „Erlkönig“ als „Kunstballade mit vorwiegend dramatischen Darstellungsmitteln“ (Rötzer 1992, S. 69) beschrieben. Dabei wird herausgestellt, dass das dramatische Kernstück in sich zuspitzenden Wechselreden dargestellt wird.

Des Weiteren werden Ansätze zur Deutung gemacht. Dabei wird die von Vernunft bestimmte Welt des Vaters auf der einen und die Sicht des Sohnes auf der anderen Seite aufgefasst. Der Ballade ist nicht zu entnehmen, wie die Begegnung des Sohnes mit dem Erlkönig zu erklären ist, aber der Tod des Kindes ist als Tatsache anzusehen. Der Leser ist hier aufgefordert, die Ballade zu interpretieren.

Auch auf die äußere Gestalt wird eingegangen. Hierbei ist festzuhalten, dass sich der „Erlkönig“ in acht Strophen zu je vier Verszeilen unterteilen lässt. Die Reime sind gepaart und die Versenden sind männlich. Im Folgenden wird der Rhythmus der Ballade untersucht. Dabei ist festzuhalten, dass sich die Analyse aus diesem Buch für Schülerinnen und Schüler als fehlerhaft herausstellte. Dennoch soll die Interpretation aus diesem Schulbuch mit aufgenommen werden. Laut Rötzer ist der Versfuß der Jambus, jeder Vers ist ein jambischer Vierheber. Des Weiteren werden die unterschiedlichen Füllungen der Senkungen anhand zweier Verse beispielhaft aufgeführt. All diese Merkmale werden als typisch für Volksballaden und Volkslieder eingeordnet. Dennoch ist es falsch, den Erlkönig als schlichte Ballade aufzufassen, was mit dem kunstvollen dramatischen Aufbau erklärt wird. Der Rhythmus verleiht dem „Erlkönig“ Spannung und Bewegung. In dem einleitenden Erzählteil und in den Worten des Vaters liegt ein ruhiges und gleichmäßiges Tempo, während die Reden des Sohnes hastig und unruhig sind. Eine anschmiegsame und tänzelnde Art charakterisieren die Verführungsreden des Erlkönigs. Die Reihung von Verben in der fünften Strophe sorgt für eine Melodie im Satz. Als der Erlkönig zur Tat schreitet, wird die Melodie abrupt abgebrochen.

Im Anschluss wird die Ballade „Erlkönigs Tochter“ von Johann Gottfried Herder aufgeführt. Die Schülerinnen und Schüler sollen schließlich die beiden Balladen unter verschiedenen Gesichtspunkten miteinander vergleichen. Hierzu werden in dem Lehrbuch unterschiedliche beispielhafte Fragen eingebracht, die die Lehrkraft im Unterricht einbauen kann: „Welche Personen treten auf?“, „Wo sind die Gemeinsamkeiten zwischen Erlkönigs Tochter und dem Erlkönig?“ oder „Gibt es auch sprachliche Unterschiede (Wortwahl, Satzbau)?“. Als weitere Bearbeitungsmöglichkeit kann die Frage gestellt werden, welche Mittel der Steigerung Goethe im „Erlkönig“ einsetzt.

Im Folgenden soll noch einmal aufgeführt werden, wie in dem Buch für Schüler der Sekundarstufe I die Ballade vom Erlkönig dargestellt wird. Diese übersichtliche Darstellung erleichtert das erste Verständnis der Handlung.

[...]


[1] Für die gesamte Arbeit gilt: Es sind Schülerinnen und Schüler gemeint.

[2] vgl.: Bury, Ernst (2002): Gedichte verstehen und interpretieren. Band 1. Grundbegriffe

und Ratschläge Sekundarstufe I + II. Lichtenau: AOL, S. 5-59.

[3] vgl.: Rötzer, Hans Gerd (1992): Literarische Texte verstehen und interpretieren. Eine Einführung für Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 5 mit 10. Band II: Gedichte, Balladen (Erzählgedichte), ABC poetischer Grundbegriffe. München: Mainz; S. 66 - 72.

Ende der Leseprobe aus 46 Seiten

Details

Titel
Literaturwissenschaftliche Analyse des "Erlkönigs" von Johann Wolfgang Goethe
Hochschule
Universität Vechta; früher Hochschule Vechta  (Germanistik)
Veranstaltung
Balladen im Deutschunterricht
Autoren
Jahr
2004
Seiten
46
Katalognummer
V56448
ISBN (eBook)
9783638511155
ISBN (Buch)
9783656803089
Dateigröße
570 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Referat mit Ausarbeitung im Hauptseminar
Schlagworte
Literaturwissenschaftliche, Analyse, Erlkönigs, Johann, Wolfgang, Goethe, Balladen, Deutschunterricht
Arbeit zitieren
Jessica Frerking (Autor:in)Daniela Piplat (Autor:in), 2004, Literaturwissenschaftliche Analyse des "Erlkönigs" von Johann Wolfgang Goethe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56448

Kommentare

  • Gast am 18.11.2008

    mein kommentar.

    das ist eigentlich ganz gut bis auf das mind map

Blick ins Buch
Titel: Literaturwissenschaftliche Analyse des "Erlkönigs" von Johann Wolfgang Goethe



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