Das Gleichnis vom verlorenen Schaf


Hausarbeit, 2001

20 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhalt

1 Einleitung

2 Die Botschaft des Gleichnisses in seinem historischen
Lebenszusammenhang
2.1 Vergleich verschiedener Übersetzungen
2.2 Klärung uns fremd gewordener Begriffe

3 Was ist ein Gleichnis
3.1 Vergleich oder Metapher

4 Exegetische Betrachtung des Gleichnisses

5 Die Botschaft des Textes im Zusammenhang der heutigen Lebens- und Verstehensbedingungen

6 Verarbeitung des Gleichnisses im Konfirmandenunterricht
6.1 Der erste Kontakt mit der Geschichte
6.2 Die Vertiefung der Aussage des Gleichnisses

7 Literaturverzeichnis

8 Anhang
8.1 Die drei Geschichten von Hirten und dem verlorenen Schaf

1 Einleitung

Das Gleichnis vom verlorenen Schaf ist mir zum erstem Mal im Kindergottesdienst begegnet, allerdings kann ich mich nur noch an diese Tatsache erinnern, für Einzelheiten oder für die Erinnerung an die Art und Weise der Erzählung und Verarbeitung des Textes liegt das zu lange zurück.

Das nächste Mal, dass mir der Text begegnete, war während meines Konfirmandenunterrichts. Hier erinnere ich mich nur noch daran, dass wir die Geschichte in der Bibel in der Gruppe gelesen haben und sie dann in Einzelarbeit schriftlich nacherzählen mussten. Also, eigentlich kann ich mit dieser Geschichte keine positiven Erinnerungen verbinden, wenngleich mein Konfirmandenunterricht von wenig theologischem Inhalt geprägt war.

In letzter Zeit habe ich mich während meines Konfirmandenpraktikums mit diesem Gleichnis auseinandergesetzt. Ich habe mich bei der Wahl meiner Praktikumsstelle bewusst gegen einen Religionspädagogen entschieden, da ich gehofft habe, dass ich von einer Pastorin noch ein bisschen mehr theologische Einblicke bekomme und somit vielleicht ein bisschen das aufholen kann, was ich während meines eigenen Konfirmandenunterrichts versäumt habe.

Diesem Anspruch wird meine Mentorin gerecht. Durch die intensive Vorbereitung dieses Gleichnisses habe ich noch einmal einen neuen Zugang dazu bekommen.

Besonders ist mir ein scheinbarer Widersinn, der meiner Konfirmandengruppe beim ersten oberflächlichen Betrachten des Gleichnisses aufgefallen ist, im Gedächtnis geblieben. Bei ihnen kam die Frage auf, wie es Gottes Wille sein, dass sich der Hirte auf den Weg macht um ein Schaf zu suchen, während er den Rest der Herde allein und unbeaufsichtigt lässt. Die Konfirmanden hatten die Sorge, dass sich womöglich noch weitere Schafe verlaufen oder sogar von wilden Tieren gefressen werden, wenn sie nicht von dem Hirten beschützt und beaufsichtigt werden.

Mir wäre diese Idee gar nicht in den Sinn gekommen, da für mich völlig klar war, dass sich der Hirte auf den Weg machen soll um das verlorene Schaf zu suchen. Ich wurde auch bei der Behandlung dieses Gleichnisses nie gefragt, wie ich reagieren würde, auch wurden mir damals keine anderen Handlungsalternativen angeboten, sodass für mich der Ausgang der Geschichte überhaupt nicht fraglich war.

Gerade diese Diskussion um das Verhalten des Hirten hat mich so fasziniert, dass ich mich dazu entschlossen habe, meine theologische Hausarbeit zu diesem Gleichnis zu schreiben.

2 Die Botschaft des Gleichnisses in seinem historischen Lebenszusammenhang

2.1 Vergleich verschiedener Übersetzungen

Zunächst vergleiche ich die Übersetzung von Martin Luther, die Elberfelder Bibel und die Züricher Übersetzung miteinander.

Alle drei Texte sind sich sehr ähnlich, sie unterscheiden sich nur in wenigen einzelnen Worten.

Meines Empfindens nach ist trotzdem ein Unterschied zwischen den Texten vorhanden. Meines Empfindens nach ist die Züricher Übersetzung am konkretesten, sie ist extremer formuliert als die anderen beiden Übersetzungen. So lautet der Text der Züricher Bibel: „Es nahten ihm aber fortwährend alle Zöllner und Sünder, um ihm zu hören“[1]. In der Elberfelder Übersetzung heißt es: „ nahten zu ihm alle Zöllner und Sünder“[2] Bei Luther heißt es: „nahten sich ihm allerlei Zöllner und Sünder“[3]. Die Züricher Übersetzung beschreibt eine Steigerung im Gegensatz zu den anderen beiden Übersetzungen, der Text klingt so, als wenn hier wesentlich mehr Zöllner und Sünder zusammenkommen, um Jesus zu hören.

Diese präzisere Ausdrucksweise lässt sich auch noch an anderen Stellen des Textes aufzeigen, so heißt es im zweiten Teil des zweiten Verses in der Züricher Bibel: „Dieser nimmt Sünder an und ißt mit ihnen“. Auch Luther hat sich für diese Formulierung entschieden. In der Elberfelder Übersetzung heißt es: „Dieser nimmt Sünder auf und ißt mit ihnen“. Das Annehmen ist eine viel größere aus Ausdrucksstärkere Geste, als nur jemanden aufzunehmen.

Im sechsten Vers heißt es in der Züricher und in der Lutherbibel: „wenn er nach Hause kommt, ruft er seine Freunde und seine Nachbarn zusammen“.

In der Elberfelder hingegen ruft der Mensch nur „die Nachbarn“ und „die Freunde“ zusammen um sich mit ihnen zu freuen. Die Formulierung seine Freunde und seine Nachbarn zeigt eine viel engere Beziehung zu der Umwelt des Menschen, der sich auf die Suche nach dem verlorenen Schaf macht.

Aufgrund der doch sehr geringfügigen Abweichungen steht fest, dass alle drei Übersetzer die gleiche Quelle für ihre Arbeit verwendet haben.

Zu letzt vergleiche ich die drei Übersetzungen mit der aktuellen Übersetzung der Guten Nachricht. Diese ist meist sehr vom Ursprungstext entfernt, deshalb ist ein Vergleich schwieriger.

Es lässt sich vermuten, dass die Übersetzung der guten Nachricht aus einer ähnlichen, wenn nicht sogar aus der gleichen Quelle stammt, wie die Elberfelder, Luther und Züricher Übersetzung. Der Text ist ziemlich ähnlich, nur einige Begriffe wurde ersetzt, so sind aus „Zöllnern“ „Zolleinnehmer“ geworden, aus „Sündern“ wurden „all die anderen die einen schlechten Ruf hatten“, aus „Schriftgelehrten“ wurden „Gesetzeslehrer“ und aus dem „Sünder der Buße“ tut wurde „ein Sünder der ein neues Leben anfängt“.

Des weiteren wurden einige Formulierungen aktualisiert: in den drei älteren Übersetzungen steht: „dieser nimmt Sünder an und ißt mit ihnen“. In der guten Nachricht steht: „Er lässt Gesindel zu sich! Er ißt sogar mit ihnen!“ Diese Formulierung ändert nicht an dem Hergang der Geschichte, es wird nur die Verärgerung der Pharisäer und Gesetzeslehrer fühlbar. Auch wird der gesellschaftliche Stand der Sünder, die als Gesindel bezeichnet werden, veranschaulicht.

Mir eröffnen sich aus der Übersetzung der Guten Nachricht keine neuen Sichtweisen des Gleichnisses. Aus diesem Grund entscheide ich mich dafür mit der Züricher Übersetzung weiterzuarbeiten, da diese Übersetzung meiner Meinung nach die Akzentuierteste Übersetzung ist.

2.2 Klärung uns fremd gewordener Begriffe

Da sich die Gute Nachricht gegen den Begriff „Sünder“ entschieden hat, empfinde ich es wichtig, diesen Begriff ein bisschen genauer zu definieren.

Als Sünder wurden die Menschen bezeichnet, die sich durch ihr unehrenhaftes Handwerk nicht nur religiös, sondern auch gesellschaftlich disqualifiziert hatten. Man wurde zum Sünder, wenn man gewisse Normen der jüdischen Volks- und Kulturgemeinschaft durchbrach.

[...]


[1] Züricher Bibel, Lukas 15,1

[2] Elberfelder Bibel, Lukas 15,1

[3] Luther Bibel, Lukas 15,1

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Das Gleichnis vom verlorenen Schaf
Hochschule
Hochschule Hannover  (Fachbereich II)
Veranstaltung
Bibel - Neues Testament
Note
1
Autor
Jahr
2001
Seiten
20
Katalognummer
V6116
ISBN (eBook)
9783638137706
Dateigröße
442 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gleichnis, Schaf, Bibel, Neues, Testament
Arbeit zitieren
Arne Marquardt (Autor:in), 2001, Das Gleichnis vom verlorenen Schaf, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6116

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