Die Funktionen der Massenmedien


Hausarbeit, 2002

18 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


0 Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Funktionen der Massenmedien
2.1 Begriffsklärung
2.2 Informationsfunktion
2.3 Politische Funktionen
2.4 Soziale Funktionen
2.5 Ökonomische Funktionen
2.6 Vierte Gewalt mit öffentlicher Aufgabe?

3 Schluss

4 Literaturverzeichnis/Quellenangaben

1 Einleitung

Die voranschreitende Pressekonzentration rief vor allem auf ihrem Höhepunkt in den 1970er Jahren zahlreiche Kritiker aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaft auf den Plan, die in ihr eine Gefährdung der Grundlagen der Demokratie, nämlich des Pluralismus und der politischen Meinungsbildung sahen. Diese Diskussion wird auch heute noch geführt und lenkt die Aufmerksamkeit auf die Funktionen der Presse und allgemein der Massenmedien, die diese für den Einzelnen und die Gesellschaft mit ihren Subsystemen erfüllen. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich nach einem Abschnitt zur Begriffsklärung (2.1) mit der Informationsfunktion (2.2.), den politischen (2.3), sozialen (2.4) und ökonomischen (2.5) Funktionen und beleuchtet abschließend zwei Begriffe, die in der oben genannten Diskussion oft fallen: den der öffentlichen Aufgabe und den der Vierten Gewalt (2.6). Die Ausführungen nehmen dabei Bezug auf ein politisches und ökonomisches System, wie wir es in der Bundesrepublik Deutschland vorfinden, also eine freiheitlich-pluralistisch verfasste, parlamentarisch repräsentative, Gewalten teilende Demokratie mit einer marktwirtschaftlichen Wirtschaftsordnung.

2 Funktionen der Massenmedien

2.1 Begriffsklärung

Funktionen der Massenmedien sollen hier in Bezugnahme auf Robert K. Merton als Leistungen bzw. Aufgaben[1] des Systems Massenkommunikation verstanden werden, die sich aus Bedürfnissen der Gesellschaft bzw. ihrer Subsysteme bis hin zum Individuum ergeben[2]. Der Begriff „Bedürfnis“ deckt hierbei ein breites Bedeutungsspektrum ab, das von individuell-psychologischen Bedürfnissen wie z.B. dem Unterhaltungsbedürfnis bis hin zu gesamtgesellschaftlichen Erfordernissen reicht, indem z.B. ein demokratisches System zu seinem Funktionieren der Mitwirkung informierter und engagierter Bürger „bedarf“.

Versteht man nun mit Maletzke Funktionen als im Hinblick auf diese Bedürfnisse positive Auswirkungen, können Dysfunktionen als negative, der Befriedigung der Bedürfnisse abträgliche, oder sogar entgegengesetzte, Folgen definiert werden, die sich aus dem Wirken der Massenmedien ergeben.[3]

Als weit problematischer erweist sich der Versuch, eine für diesen Zusammenhang zufriedenstellende Definition des Begriffs Massenmedien vorzunehmen, wohl vor allem deshalb, weil „die Medien“ aus unserem Alltag und damit der Alltagskommunikation nicht wegzudenken sind. Dass der eben verwandte Ausdruck „die Medien“ ein höchst diffuser, unwissenschaftlicher ist, ist unbestreitbar. Meines Erachtens wäre er gerade deshalb für den Zweck dieser Arbeit sogar sehr gut geeignet, weil er gewissermaßen einen gesamten Teilbereich der Gesellschaft, ein System mit seinen ökonomischen („Medienkonzerne“), technischen („Neue Medien“), politischen („Medienpolitik“) und sozialen („Gewalt in den Medien“) Aspekten und seiner Verflechtung in der Gesellschaft ins Bewusstsein ruft. All diese Dimensionen sind also stets mitzudenken, auch wenn die nun folgende Definition vor allem den technischen Aspekt betont. Danach sollen mit dem Begriff der Massenmedien alle jene Medien bezeichnet werden, „über die durch Techniken der Verbreitung und Vervielfältigung mittels Schrift, Bild und/oder Ton optisch bzw. akustisch Aussagen an eine unbestimmte Vielzahl von Menschen vermittelt werden“[4]. Diese Begriffsbestimmung lässt viele Erscheinungen, vom Flugblatt über das Buch bis zum TV-Sender, zu. Die folgenden Ausführungen sind zwar grundsätzlich auf alle diese Erscheinungen anwendbar, haben jedoch vor allem die „klassischen“ Medien Presse und Rundfunk im Blick. An erster Stelle soll nun die Informationsfunktion beschrieben werden.

2.2 Informationsfunktion

Sie ist nach Wildenmann und Kaltefleiter die „ursprünglichste Funktion der Massenmedien“[5], diejenige Funktion, auf der alle anderen noch zu beschreibenden Funktionen aufbauen und deshalb an den Beginn dieser Ausführungen gestellt.

Den Medien fällt hierbei die Aufgabe zu, Menschen von Gegenständen der Welt (Ereignissen, Tatbeständen, Personen...) in Kenntnis zu setzen, die außerhalb des Bereichs ihrer Primärerfahrung liegen, die also nicht direkt mit den eigenen Augen oder Ohren wahrgenommen werden können, sondern bei denen der Mensch auf vermittelnde Instanzen als Informationsquellen angewiesen ist. Diese Sekundärerfahrungen machen den größten Teil des Erfahrungsschatzes eines Menschen aus, und die Massenmedien als Inhaber eines Beinahe-Monopols in der Vermittlung der Sekundärerfahrungen bestimmen maßgeblich unsere Vorstellungen von der Wirklichkeit außerhalb unseres Gesichtskreises, womit ihnen eine große Verantwortung zukommt.[6]

Wildenmann und Kaltefleiter nennen drei Kriterien, auf die hin die Vermittlung von Information ausgerichtet sein soll, um genannter Verantwortung gerecht werden zu können: Vollständigkeit, Objektivität und Verständlichkeit. Dem Prinzip der Vollständigkeit , in „Reinform“ also der Forderung, der Gesellschaft ständig den gesamten vorhandenen Informationsbestand zur Verfügung zu stellen, stehen jedoch offensichtliche und nachvollziehbare Kapazitätsprobleme der Einzelmedien entgegen. Nach Wildenmann und Kaltefleiter sollte Vollständigkeit der Information deshalb darin bestehen, jeder (Interessen-)Gruppe angemessen Gelegenheit zu geben, sich zu äußern[7] zumal sich nach Binkowski sowieso Realität für jeden Menschen unterschiedlich, nämlich als jeweils „perspektivische Wahrheit“[8] darstellt, indem er die nackten Fakten auf seine individuelle Lebenssituation bezieht und ihnen dadurch erst ihre Bedeutung verleiht[9]. Es gibt also viele „Wahrheiten“, die möglichst alle zu Wort kommen sollten.

Das Prinzip der Objektivität, soll den Rezipienten gegen falsche Informationen schützen. Aber weniger Manipulation, also bewusste Verfälschung der Information zum Erreichen bestimmter Zwecke, sondern Zeitdruck und das Stützen auf nur eine – beinahe zwangsweise subjektiv eingefärbte – Quelle sind es, die absolute Objektivität zu einem beinahe unmöglichen Unterfangen machen.[10] Saxer versteht daher Objektivität als „die Verpflichtung bzw. den Willen zu einer möglichst unverzerrten und daher allgemein annehmbaren publizistischen Beschreibung der Wirklichkeit“[11], wobei sich ja wiederum Verzerrung nur individuell in Bezug auf die oben zitierte „perspektivische Wahrheit“ ergibt. Objektivität besteht danach also in pluralistischer Berichterstattung, die jede Perspektive zu Wort kommen lässt.[12]

Unter dem Prinzip der Verständlichkeit verstehen Wildenmann und Kaltefleiter die Aufgabe der Massenmedien, komplizierte Sachverhalte und Vorgänge für nicht-fachgebildetes Publikum verständlich zu machen. Der Gefahr der Banalisierung und unzulässigen Vereinfachung, die einem Thema nicht gerecht wird, kann wie schon bei den zuvor genannten Prinzipien durch Vielfalt der berichtenden Medien als Informationsquellen begegnet werden.[13]

Wie anfangs erwähnt, liefern die Massenmedien durch das Wahrnehmen ihrer Informationsfunktion die unabdingbare Voraussetzung für das Funktionieren des politischen Systems, weshalb sich hier die Beschreibung der politischen Funktionen der Massenmedien anschließen soll.

2.3 Politische Funktionen

In der heutigen Gesellschaft sind nur die Massenmedien mit ihrer Reichweite in der Lage, die Kommunikation des politischen Systems und der Gesellschaft untereinander und miteinander zu ermöglichen.

„Ohne Massenmedien ist die Tätigkeit der Parteien nicht mehr denkbar, noch würden die Wähler erfahren, welche Probleme jeweils als wichtig diskutiert werden. Ohne Parteien und ohne Information ist ein Einfluss auf die Regierung oder deren Kontrolle nicht möglich“[14]

Eine ihrer politischen Funktionen ist nach Ronneberger das Herstellen von Öffentlichkeit. War in den Anfängen der bürgerlichen Demokratiebewegung des 19. Jahrhunderts Öffentlichkeit beinahe Synonym für Gesellschaft und als solche der staatlichen Autorität geradezu Opposition, so ist heute der öffentliche Raum zu verstehen als Mittler zwischen den sich immer stärker ins Private zurückziehenden Bürgern und der politischen Sphäre. Es diskutiert nicht mehr „die Gesellschaft“ als Aggregat von Privatleuten, sondern stellvertretend deren Interessenvertreter in einem durch die Massenmedien durchaus in technischem Sinne hergestellten und somit künstlichen Forum. Als Produzenten der Öffentlichkeit bestimmen die Massenmedien auch über deren Beschaffenheit bzw. „Inhalt“: „Öffentlich wird prinzipiell nur das, was die Raster einer vorwiegend auf Massenunterhaltung und Massenaufklärung von Presse, Rundfunk und Fernsehen ausgerichteten Produktion zu passieren vermag“[15]. Weil aber öffentliche Existenz nur noch in publizistischer Präsenz besteht, ergibt sich für alle gesellschaftlichen Gruppen wie auch für die politischen Akteure der Zwang, sich mit ihren Problemen, Vorschlägen und Absichten zu veröffentlichen, also „an die Öffentlichkeit zu gehen“.[16]

[...]


[1] Wobei „Leistungen“ eher einen empirisch feststellbaren, „Aufgaben“ einen normativen Charakter aufweisen.

[2] vgl. Ronneberger, Sozialisation durch Massenkommunikation, S. 48.

[3] vgl. Maletzke, Integration – eine gesellschaftliche Funktion der Massenmkommunikation, S.138.

[4] Burkart, Kommunikationswissenschaft, S.168.

[5] Wildenmann/Kaltefleiter, Funktionen der Massenmedien, S.15.

[6] vgl. Burkart, Kommunikationswissenschaft. S.393 ff.

[7] vgl. Wildenmann/Kaltefleiter, Funktionen der Massenmedien, S.16 ff.

[8] Binkowski, Die Wahrheit in den Massenmedien. zit. nach: Burkart, Kommunikationswissenschaft, S.397.

[9] vgl. Binkowski, Die Wahrheit in den Massenmedien S.68ff. zit. nach: Burkart, Kommunikationswissenschaft, S.397.

[10] vgl. Wildenmann/Kaltefleiter, Funktionen der Massenmedien, 21ff.

[11] Saxer, Die Objektivität publizistischer Information. S.211. zit. nach: Burkart, Kommunikationswissenschaft, S. 398.

[12] vgl. Burkart, Kommunikationswissenschaft, S. 399.

[13] vgl. Wildenmann/Kaltefleiter, Funktionen der Massenmedien, S.24ff.

[14] Wildenmann/Kaltefleiter, Funktionen der Massenmedien, S. 11f.

[15] Ronneberger, Die politischen Funktionen der Massenkommunikationsmittel, S.295.

[16] vgl. Ronneberger, Die politischen Funktionen der Massenkommunikationsmittel, S.292ff.; Burkart, Kommunikationswissenschaft, S.379ff.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Die Funktionen der Massenmedien
Hochschule
Universität Leipzig  (Insitut f. Kommunikations- und Medienwissenschaften)
Veranstaltung
Einführung in das Mediensystem der BRD
Note
1,3
Autor
Jahr
2002
Seiten
18
Katalognummer
V6343
ISBN (eBook)
9783638139359
ISBN (Buch)
9783638786959
Dateigröße
528 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Nach den erforderlichen Begriffsklärungen werden die Informationsfunktion, die politischen, sozialen, und ökonomischen Funktionen dargestellt und anschließend ein kurzer Überblick über die Diskussion über die Öffentliche Aufgabe der Medien und ihre Charakterisierung als Vierte Gewalt gegeben. 156 KB
Schlagworte
Funktionen, Massenmedien, Einführung, Mediensystem
Arbeit zitieren
Felix Frey (Autor:in), 2002, Die Funktionen der Massenmedien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6343

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