Beschimpfungen - am Beispiel des Französischen und Spanischen


Seminararbeit, 2006

15 Seiten, Note: 2.0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung
1.1. Beschimpfungen in der Wissenschaft
1.2. Probleme der Abgrenzung
1.3. Definition von Beschimpfungen

II Hauptteil
2.1. Merkmale von Beschimpfungen
2.2. Kontexte von Beschimpfungen
2.3. Stereotypen: Ethnotypen/ Soziotypen/ Onotypen
2.4. Beschimpfungen: situativ oder essentiell?
2.5. Möglichkeiten des Beschimpften
2.6. Rolle von Dritten
2.7. Beschimpfungen in der Sprechakttheorie
2.8. Beschimpfungen im Nähe-Distanzsprachekontinuum
2.9. Merkmale von Beschimpfungen im Französischen
2.10. Merkmale von Beschimpfungen im Spanischen

III. Zusammenfassung

I. Einleitung:

Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit Beschimpfungen unter pragmatischen , sozial-kulturellen und ethnolinguistischen Gesichtspunkten. Die Beispiele beziehen sich vornehmlich auf das Französische und Spanische. Im ersten Teil der Arbeit wird der weitläufige Begriff der Beschimpfungen eingegrenzt und Probleme der Abgrenzung des Begriffes in den romanischen Sprachen kurz skizziert. Im zweiten Teil der Arbeit möchte ich auf allgemeine Merkmale, Kontexte und Stereotypen von Beschimpfungen eingehen. Zudem möchte ich anhand einiger Beispiele die Besonderheiten (syntaktischer und semantischer Art) von Beschimpfungen in den Beispielsprachen herausstellen.

1.1. Beschimpfungen in der Wissenschaft

Beschimpfungen werden erst seit dreißig 30 Jahren von Psychologen, Soziologen, Sprachwissenschaftlern, Ethnologen und anderen untersucht.1 In der Psychologie nennt man Beschimpfungen Verbalaggressionen, in der Soziologie konzentriert man sich auf Beschimpfungen in und zwischen Gruppen (Ausländern, religiöse Gruppen), in der Rechtssprechung untersucht man die Grenzen zwischen öffentlichen Beleidigungen und Meinungsfreiheit. Ein Beispiel hierfür wären Prominente, die Boulevardzeitungen verklagen.

Nach Laforest / Vincent kann man sich in der Linguistik dem Thema der Beschimpfungen auf 4 Weisen annähern (vgl. Laforest / Vincent 2004: 60)

1 .lexikalisch-semantisch oder syntaktisch: das heißt man untersucht bestimmte Formen der Konstruktion oder einen bestimmten Wortschatz.
2 .soziolinguistisch: es werden Gangsprachen oder Jugendsprachen untersucht.
3. pragmatisch: man konzentriert sich auf die performative Dimension einer Äußerung.
4. ethnolinguistisch: wie wird in den jeweiligen Sprachen beschimpft?

Im Folgenden möchte ich versuchen, auf alle 4 Aspekte einzugehen.

1.2. Probleme der Abgrenzung

Im Französischen und Spanischen gibt es Probleme bei der Bezeichnung von Beschimpfungen , es gibt eine Vielzahl von Begriffen (vgl. Fischer 2004: 49).Hier eine kleine Auswahl aus dem Französischen : insulte, invective, apostrophe, vanne , juron, blasphème, gros mot, outrage; und Spanischen : insulto, injuria, insultada, ultraje, afrenta, agravio, dicharacho. Bezeichnen diese Begriffe alle dieselbe Handlung oder denselben sprachlichen Akt? Meiner Meinung nach sind die Grenzen weitgehend fließend, trotzdem sind die Begriffe sehr kontextabhängig und nicht beliebig austauschbar. Blasphème beispielsweise bezieht sich auf religiöse Kontexte, während juron eine Anrede in barschem Ton ist.

1.3. Definitionen

Um Unklarheiten zu vermeiden und nicht zu sehr vom Thema abzuweichen , werde ich mich deshalb auf zwei Definitionen stützen, die für den Kontext der weiteren Punkte meiner Arbeit relevant sind: Kerbrat-Orecchioni definiert Beschimpfungen folgendermaßen:2

’’ Eine Beschimpfung ist jede Art der abschätzigen Äußerung über ein Individuum, das anwesend oder abwesend ist.’’

Largorgette geht in seiner Definition noch einen Schritt weiter:

’’ Eine Beschimpfung ist jeder aggressive Ausspruch, der Tabus bricht, auf eine gewisse Weise im sozial-kulturellen Kontext herabwürdigend oder beleidigend ist oder vom Hörer als solcher aufgefasst wird (vgl. Lagorgette 2004: 6).’’

Er fügt hinzu, daß eine Beleidigung im Sinne der Pragmatik nicht nur als propositionaler Akt stattfindet, sondern Faktoren wie die Sprechsituation, die Beziehung zwischen Hörer und Sprecher, der soziale Status, der formelle oder informelle Kontext, kulturelle Eigenheiten und sprachliche und gesellschaftliche Konventionen hinzukommen.3

II. Hauptteil

2.1. Merkmale von Beschimpfungen

Beschimpfungen richten sich fast immer an eine 2.Person Singular oder Plural (sp: hijo de puta). Ein seltenerer Fall ist die Beschimpfung von Dritten (fr: il est un cochon) oder die Selbstbeschimpfung (dt: Mann , bin ich ein Dummkopf heute!). Beschimpfungen weisen zudem immer ein bestimmtes syntaktisches Muster auf. Häufig werden Beschimpfungen als (laute) Ausrufe, im Aussagesatz oder auch als Fragen formuliert .

Beispiel 1 : fr: crétin

Ausruf: Crétin!

Aussagesatz : T’es vraiment crétin.

Frage: T’es pas un peu crétin?

Beschimpfungen können direkt, wie im Ausruf Menteur! oder indirekt erfolgen. Indirekte Beschimpfungen werden mittels Vergleichen, Metaphern, Metonymien und Hyperbeln konstruiert. Tiere, Sexualität, die Beziehung zwischen den Menschen, Geschlecht, Herkunft und physische Eigenschaften werden dabei am häufigsten verwendet (vgl. Fischer 2004: 54).

Beispiel 2:

Tierwelt fr: Sale cochon! sp: ¡Marrano!

Geschlecht fr. (Québec): Tu fais boutique sp: Eres más puta que las ton cul . gallinas.

Das Beispiel aus der Tierwelt wird in den beiden Sprachen ähnlich konstruiert. Geschlechterspezifisch gibt es für dieselbe Bedeutung verschiedene Arten der Konstruktion.4 Während im französischen Beispiel eine Metapher verwendet wird, wird im Spanischen ein Vergleich aus der Tierwelt herangezogen. Die Tendenz des Spanischen zu Beschimpfungen, die aus der Tierwelt motiviert sind, wird später noch genauer beleuchtet.

[...]


1 Lagorgette, D. / Larrivée, P. (2004): ’’ Interprétation des insultes et relations de solidarité ’’ in: La Langue Française 144: Les insultes: approches sémantiques et pragmatiques. Paris: Larousse. S. 3-12.

2 Kerbrat-Orecchioni (2001): Les actes de langage dans le discours. Paris: Nathan.

3 Interessante Unterschiede in kulturellen Beschimpfungen finden sich in der Arbeit von Derive/ J. und Derive, M. (2004): ’’ Processus de création et valeur d’emploi des insultes en français populaire de Côte d’Ivoire ’’ in: La Langue Française 144: Les insultes: approches sémantiques et pragmatiques. Paris: Larousse. Es werden Beschimpfungen und Neologismen im Französisch der Elfenbeinküste im Vergleich zum Französisch Frankreichs untersucht. Bsp:

Vos mollets, on dirait vous avez avalé bouteilles d’Orangina à l’envers.

4 Interessanterweise gibt es für Beschimpfungen des weiblichen Geschlechtes im Französischen ca. 1500 Bezeichnungen, während das männliche Geschlecht nicht mehr als 100 zählt. (vgl. Guiraud 1975: 87).

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Beschimpfungen - am Beispiel des Französischen und Spanischen
Hochschule
Eberhard-Karls-Universität Tübingen
Veranstaltung
Proseminar 2
Note
2.0
Autor
Jahr
2006
Seiten
15
Katalognummer
V63924
ISBN (eBook)
9783638568555
ISBN (Buch)
9783638797252
Dateigröße
496 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Beschimpfungen, Beispiel, Französischen, Spanischen, Proseminar
Arbeit zitieren
Sebastian Braun (Autor:in), 2006, Beschimpfungen - am Beispiel des Französischen und Spanischen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63924

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Beschimpfungen - am Beispiel des Französischen und Spanischen



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden