Das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig


Hausarbeit, 2004

19 Seiten, Note: 2,2


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Einleitung
1. Denkmäler im 19. Jahrhundert
1.1. Denkmalpläne aus dem Jahr 1814
1.2. Gebaute und geplante Nationaldenkmäler bis 1880

2. Das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig
2.1. Der deutsche Patriotenbund (DPB)
2.1.1. Die Vorkonkurrenz
2.1.2. Die Hauptkonkurrenz
2.2. Die Entwürfe von Schmitz 1897 und 1898.

3. Architektur des Völkerschlachtdenkmals
3.1. Die Skulpturen im Völkerschlachtdenkmal
3.1.1. Die Barbarossaköpfe
3.1.2. Das Relief
3.2. Die Krypta
3.3. Die Ruhmeshalle

Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Einleitung

Das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig (Abb.1+2) ist das größte Denkmal, das vor dem Ersten Weltkrieg in Europa errichtet wurde. Es wurde zum 100. Jahrestag des Sieges über Napoleon in der Völkerschlacht zum Gedenken an die Gefallenen 16.000 Preußen, 22.000 Russen, 12.000 Österreicher und 300 Schweden eingeweiht. Es steht im Süden von Leipzig am Rand einer langgestreckten, parkähnlichen Anlage und wurde zwischen 1898 und 1913 von dem Architekten Bruno Schmitz (Abb.3 ) im Auftrag eines privaten Denkmalvereins, dem deutschen Patriotenbund (DPB) erbaut. Der 91 m hohe Turm steht auf einem Hügel und man muss von der Krypta aus 364 Stufen überwinden, um auf eine Plattform zu gelangen. Der 300.000 Tonnen wiegende Koloss ruht auf 61 Pfeilern und weist ein umfangreiches Skulpturenprogramm auf.[1] Die massive Gestalt des Denkmals wird in einem Wasserbecken noch einmal gespiegelt. Das Völkerschlachtdenkmal war zu Beginn und am Ende des 19. Jahrhunderts Brennpunkt der Bestrebungen, auch in der Kunst „deutsche Sonderwege“ zu gehen und dem imaginären „Sondercharakter“ der deutschen Nation auch künstlerisch Gestalt zu geben. Anhand der Geschichte des Völkerschlachtdenkmals lässt sich nicht nur der Wandel des deutschen Nationalismus von einer defensiv ausgerichteten Emanzipations- zu einer aggressiven Expansionsideologie[2] exemplarisch demonstrieren, sondern auch, welch weitreichenden Konsequenzen dieser auf die Entwicklung der Architektur und Bildenden Künste hatte. Denkmäler haben sich im Bereich der Geschichtskultur in den letzten Jahren als bevorzugte Forschungsgegenstände herausgestellt.[3] Das gilt - seit einem frühen und bahnbrechenden Aufsatz des Münchner Historikers Thomas Nipperdey[4] - vor allem für die sogenannten Nationaldenkmäler des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts, deren letztes das Leipziger Völkerschlachtdenkmal darstellt.[5]

In meiner Hausarbeit zum Thema das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig behandele ich unter anderem die Denkmalpläne des 19. Jahrhunderts und die realisierten Denkmäler nach der bedeutenden Völkerschlacht bei Leipzig und gehe vor allem auf die langjährige und langwidrige Bauplanung und Baugeschichte des Völkerschlachtdenkmals ein. Dieses möchte ich nahe bringen durch die Abbildungen im Abbildungsverzeichnis, die die Architektur von diesem großartigen Denkmal darstellen, sodass man sich auch ein genaues Bild von dem Völkerschlachtdenkmal und noch von einigen anderen bedeutenden Denkmälern machen kann.

1. Denkmäler im 19. Jahrhundert

1.1. Denkmalpläne aus dem Jahre 1814

Die Hoffnungen, die nach dem erfolgreichen Ausgang der Völkerschlacht und dem sich anschließenden Frankreichfeldzug hinsichtlich eines deutschen Nationalstaates aufkeimten, konkretisierten sich in einer Vielzahl von Denkmalprojekten. Alle stilistischen Tendenzen der Zeit waren vertreten, und nirgendwo sonst tritt ihre weltanschauliche Gebundenheit so deutlich zu Tage. Freiherr Adolf von Seckendorff schritt als einer der ersten mit Denkmalplänen an die Öffentlichkeit. Er erklärte sich dazu bereit, auf eigene Kosten ein Denkmal für die Leipziger Schlacht zu errichten und überreichte zu diesem Zweck im April 1814 dem sächsischen Generalgouvernement seinen Plan. Auf einem aus Feldsteinen bestehenden Fundament plante Seckendorff einen Kubus auf quadratischem Grundriss, auf dem ein mit einem viergiebelig eisernen Dach bedeckter Würfel platziert werden sollte. Als Bekrönung des Denkmals war eine eiserne Kugel, von einem goldenen Reifen umringt, vorgesehen.[6]

Die große Zahl der im Jahre 1814 zu Papier gebrachten Ideen zeigt eine sehr große Vielfalt auf. Nach stilistischen Kriterien können die Entwürfe aus dem Jahre 1814 in drei Gruppen unterteilt werden: Gotische Entwürfe, klassizistische Entwürfe und Entwürfe mit Bezug zur germanischen Vorzeit. Allerdings wurde keiner dieser Denkmalpläne in der Folgezeit bei Leipzig realisiert. Das lag nicht nur an der Unmöglichkeit, nach 20 Kriegs- und Besatzungsjahren die nötigen finanziellen Mittel aufzubringen, sondern vielmehr an der politischen Ordnung, die auf dem Wiener Kongress ausgehandelt worden war. Zur Enttäuschung der deutschen Patrioten wurde kein demokratisch strukturierter deutscher Nationalstaat, sondern der Deutsche Bund, eine Vereinigung von Fürstenstaaten, gegründet. Ein gesamtdeutsches Nationaldenkmal hatte deshalb keine Realisierungschancen mehr. Die Errichtung von Denkmälern zur Erinnerung an die Leipziger Völkerschlacht wurde zur Angelegenheit der einzelnen Bundesstaaten und von diesen ganz unterschiedlich behandelt.[7]

1.2. Gebaute und geplante Nationaldenkmäler bis 1880

Ein sehr berühmtes Nationaldenkmal ist die von 1830-1842 erbaute Walhalla

(Abb.4) auf dem Bräuberg bei Donaustauf. In der Walhalla spiegelt sich die Griechenlandbegeisterung des bayrischen Königs Ludwig I. und dem Architekten Leo von Klenze wieder und beweist, wie sehr sich ein Teil der gebildeten Welt Deutschlands nach 1815 wieder mit der griechisch- humanistischen Kultur identifiziert hatte.[8] Die Walhalla bezieht sich auch in mehrfacher Hinsicht auf die Völkerschlacht. Während im Giebelfeld des nördlichen Portikus die Hermannsschlacht[9] thematisiert wird, findet sich im Südgiebel eine Allegorie des von Napoleons Herrschaft befreiten Germanien. Zudem wurde sowohl die Grundsteinlegung im Jahr 1830 wie die Einweihung 1842 am 18. Oktober zelebriert.[10] Bereits einen Tag nach der Einweihung der Walhalla wurde auf dem Michelsberg bei Kelheim der Grundstein für eine “Befreiungshalle” (Abb.5) gelegt, mit der Ludwig I. an die Befreiungskriege erinnern wollte. Der Architekt Leo von Klenze[11], der die Pläne von Friedrich von Gärtner[12] nach dessen Tod vollendete, konzipierte einen massiven, zylinderförmigen Baukörper (Abb.5 ), der außen nur wenige historisierend Architekturformen aufweist und von einem flachen Kegeldach bedeckt wird. Wie die beiden von Ludwig I. initiierten Nationaldenkmäler will auch das Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald bei Detmold (Abb.6) an die Befreiungskriege erinnern. Die Hermannsstatue, ein germanischer Krieger mit gallische Flügelhelm und erhobenem Schwert, sich mit seiner linken Hand auf einen hohen Schild lehnend, zeigt, dass sich im Bereich der Skulptur zu diesem Zeitpunkt das Germanische nur förmlich, nicht aber stilistisch zum Ausdruck bringen ließ.

[...]


[1] Hutter, Peter, die feiste Barbarei, das Völkerschlachtdenkmal bei Leipzig. Mainz 1990

[2] Vgl. dazu Heinrich August Winkler (Hrsg.), Nationalismus. Königstein, 1978

[3] Hans -Ernst Mittig/Volker Plagemann (Hrsg.), Denkmäler im 19. Jahrhundert. Deutung und Kritik, München 1972

[4] Thomas Nipperdey, Nationalidee und Nationaldenkmal in Deutschland im 19. Jahrhundert. In: Historische Zeitschrift 206 (1968), 529-585.

[5] Katrin Keller, Hans-Dieter Schmidt, Vom Kult zur Kulisse. Das Völkerschlachtdenkmal als Gegenstand der Geschichtskultur, Leipzig 1995

[6] Hutter, Peter, die feiste Barbarei, das Völkerschlachtdenkmal bei Leipzig. Mainz 1990

[7] Katrin Keller, Hans-Dieter Schmidt, Vom Kult zur Kulisse. Das Völkerschlachtdenkmal als Gegenstand der Geschichtskultur, Leipzig 1995

[8] Hutter, Peter, die feiste Barbarei, das Völkerschlachtdenkmal bei Leipzig. Mainz am Rhein 1990

[9] Hermannsschlacht oder auch Varusschlacht oder Schlacht am Teutoburger Wald genannt fand im Jahre 9 n. Chr. statt. Mit ihr endete der Versuch des Römischen Reiches, Germanien zu einer römischen Provinz zu machen.

[10] Jörg Träger (Hrsg.), Die Walhalla - Idee, Architektur, Landschaft. Regensburg 1979

[11] Leo von Klenze wurde am 29. Februar 1784 in Bockenem bei Hildesheim geboren, studierte in Berlin und Paris und wurde 1808 an den königlichen Hof in Kassel berufen. 1816 holte König Ludwig I. den Baumeister nach München. Mit seinen monumentalen Bauwerken hat er das Bild der bayerischen Hauptstadt entscheidend geprägt (Alte Pinakothek, Glyptothek, Propylen, Ludwigstraße, Königsbau der Residenz, Ruhmeshalle). 1830-1842 entstand nach seinen Plänen die Walhalla bei Regensburg, 1839-1842 die Eremitage in Leningrad. Er schuf auch viele Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen und verfasste Schriften zur Architektur. Der auch als Maler tätige Klenze, von Ludwig I. mit dem Adelsprädikat ausgezeichnet, starb am 27.Januar 1864 in München.

[12] Johann Friedrich von Gärtner: Architekt und Baumeister. Gärtner wurde am
10.12.1791 in Koblenz geboren. Neben Leo von Klenze war er führender Architekt im Kreis um Ludwig I. von Bayern. Er prägte das Münchner Stadtbild entscheidend und erbaute den nördlichen Teil der Ludwigstraße: u.a. Staatsbibliothek, Ludwigskirche, Universität und Siegestor sowie die Feldherrnhalle. Auf zwei Griechenland-Reisen war er für den dortigen König Otto tätig. Er starb am 21.04.1847 in München

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig
Hochschule
Universität Trier
Veranstaltung
Proseminar Neuere Geschichte - 1803, 1806, 1815, Ende eines Imperiums, Neuordnung Europas
Note
2,2
Autor
Jahr
2004
Seiten
19
Katalognummer
V64051
ISBN (eBook)
9783638569521
ISBN (Buch)
9783656783954
Dateigröße
544 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Völkerschlachtdenkmal, Leipzig, Proseminar, Neuere, Geschichte, Ende, Imperiums, Neuordnung, Europas
Arbeit zitieren
Claudia Scheer (Autor:in), 2004, Das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64051

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