Konzeption eines barrierefreien Webportals für Senioren


Bachelorarbeit, 2006

75 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

1. EINLEITUNG

2. INTERNETPORTALE
2.1. Historische Bedeutung des Begriffs „Portal“
2.2. Portale in der Architektur
2.3. Portale in der Informatik
2.2.1. Horizontale und vertikale Portale
2.2.2. Offene und spezialisierte Portale

3. SPEZIELLE ANFORDERUNGEN AN EIN INTERNETPORTAL FÜR SENIOREN
3.1. Definition des Begriffs „Senior“
3.1.1. Kalendarisches oder chronologisches Alter
3.1.2. Biologisches Alter
3.1.3. Psychologisches Alter
3.1.4. Soziales Alter
3.2. Psychologische Anforderungen
3.2.1. Motivation
3.2.2. Kommunikation
3.2.2.1. Was ist Kommunikation?
3.2.2.2. Inhalt und Beziehung
3.2.2.3. Wortwahl, Textaufbau und Schriften
3.2.3. Geistige Leistungsfähigkeit im Alter
3.2.3.1. Veränderung der Sinnesfunktionen
3.2.3.2. Kognitive Leistungen
3.2.3.2.1. Dreispeichermodell des Gedächtnisses
3.2.3.2.2. Intelligenz
3.2.4. Gestaltgesetze
3.2.4.1. Das Gesetz der Nähe
3.2.4.2. Gesetz der Ähnlichkeit
3.2.4.3. Das Gesetz der Geschlossenheit
3.2.4.4. Das Gesetz der guten Fortsetzung
3.2.4.5. Das Gesetz der Einfachheit
3.3. Altersbedingte motorische Störungen
3.3.1. Arthrose
3.3.2. Gicht
3.3.3. Rheuma
3.4. Farbsehstörungen im Alter
3.4.1. Grauer Star
3.4.2. Grüner Star
3.5. Grundlagen der Barrierefreiheit im Internet
3.5.1. Was ist Barrierefreiheit?
3.5.2. Gesetzliche Grundlagen
3.5.2.1. Behindertengleichstellungsgesetz
3.5.2.2. Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung
3.5.2.3. Landesgleichstellungsgesetze und Verordnungen
3.5.2.4. Bildschirmarbeitsverordnung
3.5.2.5. Benutzerfreundlichkeit
3.5.2.6. Web Content Accessibility Guidelines

4.GRUNDSÄTZE EINES BARRIEREFREIEN WEBPORTALS FÜR SENIOREN
4.1. Layout
4.1.1. Linearisierbarkeit
4.1.2. Tabellen
4.1.3. Cascading Style Sheets
4.1.4. Frames
4.1.5. PopUp-Fenster
4.2. Navigation
4.2.1. Funktionen der Navigation
4.2.2. Gestaltung der Navigation
4.2.3. Bedienbarkeit und Verständlichkeit
4.3. Farben und Kontraste
4.3.1. Mehrfachauszeichnung
4.3.2. Kritische Farbkombinationen
4.3.3. Empfohlene Farbkombinationen
4.4. Texte und Grafiken
4.4.1. Schriftbild
4.4.2. Textdarstellung
4.4.3. Formatierung von Links
4.4.4. Alternativtexte für Grafiken
4.4.4.1. Informationsgrafiken
4.4.4.2. Darstellungsbilder
4.4.4.3. Layout-Grafiken
4.4.5. Formulare
4.4.5.1. Komfortable und verständliche Gestaltung von Formularen
4.4.5.2. Bedienung von Formularen per Tastatur
4.4.5.3. Vorbelegung von Formularfeldern
4.4.5.4. Skalierbarkeit von Formularelementen
4.5.Aktive Inhalte
4.5.1. JavaScript
4.5.2. Java Applets
4.5.3. Macromedia Flash
4.5.4. Gefahren und Barrieren durch aktive Inhalte

5.GESTALTUNG EINES BARRIEREFREIEN WEBPORTALS FÜR SENIOREN
5.1. Gestaltung des Layouts
5.1.1. Einhaltung der Gestaltgesetze
5.1.2. Verzicht auf PopUp-Fenster
5.2. Gestaltung der Navigation
5.3. Farbauswahl
5.4.Darstellung von Texten und Links
5.4.1. Darstellung von Fließtext
5.4.2. Darstellung von Links
5.4.3. Wortwahl
5.5. Einsatz von Grafiken
5.6. Verzicht auf aktive Inhalte

6. FAZIT

LITERATURVERZEICHNIS

Onlinequellen

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 - Kommunikationsmodell

Abbildung 2 - Gesetz der Nähe

Abbildung 3 - Gesetz der Nähe wird eingehalten

Abbildung 4 - Gesetz der Nähe wird verletzt

Abbildung 5 - Gesetz der Ähnlichkeit

Abbildung 6 - Gesetz der Ähnlichkeit bei amazon.com

Abbildung 7 - Gesetz der Geschlossenheit

Abbildung 8 - Subjektive Konturen

Abbildung 9 - Gruppierung ohne Rahmen

Abbildung 10 - Gruppierung mit Rahmen

Abbildung 11 - Gesetz der guten Fortsetzung

Abbildung 12 - Anordnung von Links ohne Einhaltung d. Gesetzes d. guten Fortsetzung

Abbildung 13 - Anordnung von Links mit Einhaltung d. Gesetzes d. guten Fortsetzung .

Abbildung 14 - Necker-Würfel

Abbildung 15 - Grundgerüst einer Tabelle

Abbildung 16 - Einbinden von CSS in eine HTML-Datei

Abbildung 17 - Einbinden einer CSS-Datei in HTML

Abbildung 18 - Verweise gestalten mit CSS

Abbildung 19 - Verwendung des tabindex-Attibuts

Abbildung 20 - Einhaltung der Gestaltgesetze

Abbildung 21 - Navigationsleiste

Abbildung 22 - Fließtext mit Flatterrand

Abbildung 23 - Einsatz von Grafik zur besseren Verständlichkeit

Abbildung 24 - Alternativtext für nicht angezeigte Grafik

1. Einleitung

Das Internet hat sich innerhalb weniger Jahre von einem wissenschaftlichen Austauschmedium zu einem Massenmedium entwickelt. Dabei ist die Struktur der Internetnutzer in Deutschland im Begriff, sich an die Altersstruktur der deutschen Bevölkerung anzupassen. Dies bedeutet, dass die Zahl älterer Menschen, welche das Internet nutzen, beständig ansteigt. Indessen ist der Großteil der Internetseiten noch immer nicht an diese Benutzergruppe angepasst: Schlecht nachvollziehbare Strukturen, missverständliche Navigationselemente oder eine für diese meist unerfahrenen Benutzer unverständliche Wortwahl, führen häufig zu Frusterlebnissen oder enthalten den Senioren Teile der gewünschten Information vor.

Ziel dieser Arbeit ist es, softwareergonomische Richtlinien zur Konzeption eines barrierefreien Internetportals für Senioren zu erarbeiten, welches den Anforderungen an diese Zielgruppe gerecht wird. Das Portals soll den Senioren erste Erfahrungen in der Nutzung des Internet ermöglichen und ihnen auf verständliche Weise grundlegende Informationen über dieses für sie meist unbekannte Medium zu vermitteln. Um dieses Ziel zu erreichen, werden in dieser Arbeit zunächst die Begriffe Portal und Senioren definiert, sowie die psychologischen Anforderungen und motorischen Störungen, welche bei der Konzeption eines Internetportals für Senioren beachtet werden müssen, erörtert. Im Anschluss werden Grundsätze für die Konzeption eines derartigen Portals aufgestellt und schließlich wird an Hand eines praktischen Beispiels die Gestaltung des Portals begründet. Dazu habe ich außer auf Fachliteratur auch auf meine Erfahrungen als Dozent für PC- und Internetkurse für Senioren im Kulturzentrum Tönebön am Klüt in Hameln zurückgegriffen.

Aus Gründen der Lesbarkeit wird im Folgenden bei Personen- und Berufsbezeichnungen ausnahmslos die maskuline Form gewählt. Selbstredend gelten all diese Angaben auch für Frauen. Frauen, die Wert auf die Benutzung der femininen Form legen, bitte ich um Verständnis.

2. Internetportale

Der Begriff „Internetportal“ ist nicht fest definiert. Aus diesem Grund soll zu Beginn dieser Arbeit der Begriff erläutert werden.

2.1. Historische Bedeutung des Begriffs „ Portal “

Der Begriff „Portal“ stammt von dem lateinischen Wort „porta“ ab, was auf deutsch Tür, Tor oder Pforte bedeutet. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich der Begriff jedoch nachdrücklich differenziert: Mit einem Portal verbindet man eher einen Palast, während man mit einem Tor eine Stadtmauer oder eine Burg, und mit einer Pforte ein Kloster assoziiert. Überdies besitzen diese Wörter zusätzlich eine emotionale Bedeutung: Portale sind offen, weit und einladend, wogegen ein Tor bei Gefahr auch geschlossen werden kann oder sogar verteidigt werden muss. Pforten wiederum sind im Regelfall geschlossen, öffnen sich nur für eine kurze Zeit und sind in der Regel nur einem besonderen Personenkreis zugänglich. Sie werden häufig mit Begriffen wie Enge verknüpft, regen aber gleichzeitig die Neugierde nach dem, was dahinter liegt, an (cf. RISAK 2001).

Eine Gemeinsamkeit aller Portale liegt in ihrer Funktion als Grenze und Übergang: Sie trennen ein Innen von einem Außen und sind daher ein zumeist durchlässiger Teil einer Grenze. Dabei können sie, wie beispielsweise ein Stadttor, entweder in beiden Richtungen gleich durchlässig sein, oder aber auch eine Richtung bevorzugen, wie zum Beispiel das Portal eines Einkaufszentrums, bei welchem der Zugang für die Zulieferer meist eher versteckt liegt. Manche Portale sind jedoch auch nur in eine einzige Richtung durchlässig. Ihr Durchschreiten hat dann etwas Endgültiges an sich. Derartige Portale findet man in diversen Religionen, entweder als Tor zur Hölle, welches breit und einladend wirkt, oder aber als Pforte zum Himmel, die nur nach ausführlicher Prüfung durchschritten werden kann. Pforten sind somit auch Symbole des Überganges vom Leben durch den Tod zu neuem Leben, in eine neue, geschlossene Gesellschaft (zum Beispiel bei der Vereidigung von Beamten) oder in eine neue Lebensform (wie zum Beispiel bei der Taufe, der Konfirmation oder dem Eintritt ins Erwachsenenalter). Portale hingegen stehen zu jeder Zeit jedermann offen (cf. RISAK 2001).

2.2. Portale in der Architektur

Architektonische Portale findet man an Palästen, Schlössern, Kathedralen oder Kaufhäusern. Sie sollen jedermann zum Eintritt einladen.

Seit der Antike bezeichnet man in der Architektur einen großen, durch architektonische Gliederung oder plastischen Schmuck repräsentativ gestalteten Eingang als ein Portal. Dabei kann es sich beispielsweise um die Eingangtür zu einem Tempel, einer Kirche oder einem Palast handeln, aber auch um die aus dem antikem Rom bekannten Triumphbögen, welche zu Ehren von Kaisern oder Feldherren erbaut wurden. Bekannte Beispiele für solch historische Portale sind unter anderem die zahlreichen antiken Triumphbögen in Rom (beispielsweise der Titusbogen), der Arc de Triomphe in Paris oder das Brandenburger Tor in Berlin (cf. WIKIPEDIA 2005). Die reich verzierten Romanischen Trichterportale sind nach außen viel größer als die eigentliche Öffnung und drücken die Heiligkeit des Ortes, sowie den Übergang vom Weltlichen ins Sakrale aus. Barocke Schlossportale dagegen sollten die Macht des weltlichen Herrschers zeigen. Ihr Zweck ist nicht der Durchgang ins Innere, sondern ihre Freitreppen, Balustraden und Säulen dienen einer theatralischen Darstellung des herrschaftlichen Prunks. Portale von Parlamenten oder Justizpalästen sind ebenfalls Symbole der Macht, jedoch repräsentieren sie abstrakte Ideen der Demokratie oder der Rechtssprechung an Stelle eines einzelnen Herrscher. Dem entsprechend ersetzen hier Statuen von Gottheiten wie Pallas Athene oder Justitia die Person des Herrschers (cf. RISAK 2001).

Im Gegensatz zu den Portalen sind Tore zumeist wenig verzierte Zweckobjekte, die als Verkehrsfunktion dem Durchgang von Menschen und Waren dienen, aber zusätzlich als Stadt-, Burg- oder Hoftor eine Schutzfunktion haben. In unsicheren Zeiten bleiben sie verschlossen und verwehren somit unberechtigten Personen den Zugang. Für den Fall eines Angriffs sind sie zudem häufig mit Türmen und Bollwerken versehen, um Eindringlinge abzuwehren.

Pforten dagegen sind zumeist schmucklos und eng, und besitzen eine reine Verkehrsfunktion, welche überdies streng überwacht wird. Sie befinden sich vorwiegend an unauffälligen oder sogar geheimen Stellen und sind nicht für die Öffentlichkeit bestimmt (cf. RISAK 2001).

2.3. Portale in der Informatik

Neben der historischen und architektonischen Bedeutung des Wortes bezeichnet man in der Informatik einen zentralen Zugang, über den man auf individuell zugeschnittene, unternehmensinterne und externe Informationen und Dienste zugreifen kann, als ein Portal. Hiervon bildet das Internetportal einen vereinfachten Spezialfall: Es handelt sich dabei um eine Internetseite, welche zumeist als Startseite zu einem bestimmten Thema gestaltet ist. Jedoch unterscheidet man verschiedene Typen von Portalen. Als Unterscheidungsmerkmale dienen hierbei die Größe, der Inhalt und die Zielgruppe des Portals. In den folgenden zwei Unterabschnitten werden vier Sichtweisen vorgestellt, nach denen sich Portale typisieren lassen (cf. WIKIPEDIA 2005).

2.2.1. Horizontale und vertikale Portale

Man unterscheidet im Allgemeinen zwischen horizontalen und vertikalen Portalen. Aus beiden Typen können jedoch noch Unterordnungen abgeleitet werden. Besonders in der Anfangszeit des Internets waren horizontale Portale, welche eine breite Benutzergruppe ansprachen und das gesamte Inhaltsspektrum des Internets vereinten, bei den Nutzern sehr beliebt. Hierzu gehörten zum Beispiel Yahoo und Lycos, die sich später zu Suchmaschinen weiterentwickelten, oder die Internetseiten von Providern wie T-Online oder AOL.

Heutzutage bevorzugen Internetbenutzer jedoch vorwiegend vertikale Portale, die zwar weniger hohe Besucherzahlen als die horizontalen Portale aufweisen können, dafür jedoch spezifischere und detailliertere Informationen zu einem bestimmten Thema bieten und dadurch hinsichtlich des Themas und der Zielgruppe hochspezialisiert sind (cf. IICM 2001).

2.2.2. Offene und spezialisierte Portale

Ferner unterscheidet man zwischen offenen und spezialisierten Portalen: Offene Portale sind jedem Internetnutzer zugänglich. Der Zugang zu ihnen ist nicht durch ein Formular, in welches der Benutzer seine persönlichen Daten eintragen muss, beschränkt. Spezialisierte Portale sind dagegen an Benutzer gerichtet, die gezielt nach Informationen zu einem bestimmten Thema suchen und meist genau wissen, was sie wollen. Hier wird häufig ein Benutzerpasswort zum Zugang auf die Seite vom Betreiber vergeben (cf. RISAK 2001).

3. Spezielle Anforderungen an ein Internetportal für Senioren

Internetportale für Senioren unterliegen besonderen Anforderungen. Doch zunächst einmal soll deutlich gemacht werden, was Senioren vom Rest der Bevölkerung unterscheidet.

3.1. Definition des Begriffs „ Senior “

Mit dem Begriff „Senior“ bezeichnet man gewöhnlich alte Menschen. Allerdings ist es in der heutigen Zeit gar nicht mehr so einfach zu entscheiden, wer alt ist und wer nicht. Der dritte Bericht zur Lage der Älteren Generation, welcher vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2001 herausgegeben wurde, bezeichnet diejenigen Mitbürger, die Rentenbezüge oder Altersruhegeld beziehen, als Senioren (cf. BUNDESMINISTERIUM FÜR FAMILIE, SENIOREN, FRAUEN UND JUGEND 2001: 64). Somit würde die Lebensphase des Alters also schätzungsweise zwischen dem sechzigsten und dem fünfundsechzigstem Lebensjahr beginnen. Doch viele Menschen treten heutzutage bereits vor dem sechzigsten Lebensjahr freiwillig in den Ruhestand, indem sie die Möglichkeit der Altersteilzeit nutzen oder sind aus gesundheitlichen Gründen arbeitsunfähig, bevor sie überhaupt das Rentenalter erreichen (cf. KÄUFER 2004: 45). Der Autor Günter Born richtet sein Buch „Internet - leichter Einstieg für Senioren“ an die Zielgruppe der Leser ab 50 Jahren (cf. BORN 2001: 10), aber ein bekanntes Sprichwort lautet dagegen: „Man ist so alt, wie man sich fühlt.“ Demnach wäre die Frage nach dem Alter eine Sache des individuellen Standpunktes. In der Wissenschaft sollte die Frage nach dem Alter jedoch für alle Menschen gelten und sich von anderen Faktoren wie Krankheiten, Umwelteinflüssen oder genetischen Defekten abgrenzen lassen, da diese häufig heilbar oder zumindest behandelbar sind. Altersbedingte Folgen sind dagegen weder heil- noch umkehrbar (cf. SCHEIDT/EIKELBECK 1995: 21f.).

Die folgenden Unterabschnitte sollen aufzeigen, nach welchen Kriterien sich der Begriff „Alter“ abgrenzen lässt.

3.1.1. Kalendarisches oder chronologisches Alter

Hierbei handelt es sich zunächst um die offensichtlichste Bestimmung des Alters eines Menschen: Je länger ein Mensch gelebt hat, desto älter ist er. Allerdings wird diese Definition sehr schnell unzureichend, wenn man die veränderte Lebenserwartung der Menschen mit berücksichtigt: Innerhalb von 80 Jahren ist die Lebenserwartung der Bevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland von etwa 45 Jahren auf über 70 Jahre, also um etwa 30 Jahre, gestiegen. Dadurch hat sich natürlich das kalendarische Maß für das Alter gewaltig verändert: Während man vor 80 Jahren mit 45 Jahren bereits alt war, befindet man sich mit diesem Alter heute gerade mal in der Mitte seines Lebens. Darüber hinaus sind die Unterschiede in der Lebensweise und den Lebensmöglichkeiten - trotz einiger Gemeinsamkeiten, wie unter anderem der Lebenserwartung oder der gesetzlichen Altersgrenze - älterer Menschen in unserer heutigen Gesellschaft außergewöhnlich groß. Deswegen ist es unsinnig, zur Definition des Alters pauschal eine kalendarische Altersgrenze zu verwenden (cf. SCHEIDT/EIKELBECK 1995: 22f.). Hierzu sind also weitere Kriterien notwendig.

3.1.2. Biologisches Alter

Im Laufe eines jeden Lebens verändert sich die Vitalität des Organismus: Aufgrund zellulärer Veränderungen wird das Knochensystem brüchiger, die Leistung der Sinnesorgane schwächt ab und das Herz-Kreislaufsystem wird beeinträchtigt. All dies führt zu Anpassungsproblemen des Gesamtorganismus bei Veränderungen der Umwelt und führt zu einem erhöhten Krankheitsrisiko. Erkennbar wird der biologische Alterungsprozess auch am äußeren Erscheinungsbild eines Menschen: Haare fallen aus oder werden grau, die Haut wird dünn und faltig, die Haltung gebückter und der Gang vorsichtiger. Die Wissenschaft spricht aufgrund dieser Veränderungen zirka ab dem siebzigstem Lebensjahr von alten Menschen. Diese Definition ist also an die Abnahme der Organleistung geknüpft. Gleichzeitig ist sie jedoch auch ungenügend, da beispielsweise die Abnahme der Muskelkraft, die Trübung der Augenlinse oder die Einschränkung der Hörfähigkeit nicht nur individuell verschieden sind, sondern häufig bereits ab dem dritten Lebensjahrzehnt beginnen und durch technische Hilfsmittel kompensiert werden können (cf. SCHEIDT/EIKELBECK 1995: 22-26).

3.1.3. Psychologisches Alter

Das psychologische Alter eines Menschen wird anhand eines veränderten Gedächtnisses, Denken oder Fühlen, einer abnehmenden psychischen Belastbarkeit oder Veränderungen in der Identität oder Lebenszufriedenheit einer Person gemessen. Untersuchungen haben ergeben, dass die Intelligenz alter Menschen in gewissen Bereichen abnimmt, die Gedächtnisleistung beim Lernen nachlässt und die psychomotorische Leistungsfähigkeit schwindet. Doch genau wie bei den biologischen Altersbestimmungen müssen auch hier individuelle Leistungsunterschiede zwischen gleichaltrigen Personen berücksichtigt werden, und Defizite können, zum Beispiel durch Gedächtnistraining, ausgeglichen werden. Zudem müssen kulturelle, geschichtliche und soziale Einflüsse, welche eine ganze Generation beeinflussen können, einkalkuliert werden (cf. SCHEIDT/EIKELBECK 1995: 26f.).

3.1.4. Soziales Alter

Das Leben eines Menschen ist von sozial entstandenen Festschreibungen geprägt, die uns vorgeben, was in welchem Alter möglich oder unmöglich ist. Hierzu gehören unter anderem das Einschulungsalter, das Führerscheinalter und die Volljährigkeit. Möglichkeiten, auf diese Weise zu bestimmen, wer „alt“ ist, wären beispielshalber der Übergang ins Rentenalter, das Ausziehen der Kinder aus dem elterlichen Haus, eine Berufsunfähigkeit oder die Menopause. Allerdings steht unsere Gesellschaft vor dem Problem, dass diese sozialen Altersgrenzen vielfach als natürliche Altersgrenzen missverstanden werden. Das Führerscheinalter von 18 Jahren bedeutet nicht, dass ein siebzehnjähriger nicht in der Lage wäre, ein Kraftfahrzeug zu steuern, und ein Rentner zu sein sagt nicht aus, dass man körperlich oder geistig arbeitsunfähig ist.

Besonders das letzte Beispiel offenbart ein weiteres Problem sozialer Altersdefinitionen: In unserer Zeit mit Millionen von Arbeitslosen oder Frühpensionären kann man den Begriff „Senioren“ nicht mehr mit dem Attribut „arbeitet nicht mehr“ belegen und das Pensionsalter als Alterskriterium verwenden (cf. SCHEIDT/EIKELBECK 1995: 27f.). Es zeigt sich also, dass sogar mittels wissenschaftlicher Erkenntnisse Begriffe wie „Alter“ oder „Senioren“ nicht eindeutig zu definieren sind. Wenn in dieser Arbeit von Senioren gesprochen wird, so sind Menschen gemeint, die einige, aber zwangsläufig nicht alle der oben genannten Merkmale in sich vereinen.

3.2. Psychologische Anforderungen

Im vorherigen Abschnitt wurde erläutert, welche Personen zur Gruppe der Senioren hinzugezählt werden können. Im Folgenden soll nun beschrieben werden, was diesen Personenkreis dazu bewegt, das Internet zu nutzen, und was Webentwickler beachten müssen, um diese Zielgruppe zu erreichen und anzusprechen.

3.2.1. Motivation

Seitdem das Internet im Jahre 1993 als öffentliches Angebot in Erscheinung trat, hat die Bedeutung der Informationstechnik für alle Menschen sehr stark zugenommen. In Deutschland nutzen mittlerweile mehr als 50% der Bevölkerung das Internet und in Zukunft wird dieser Prozentsatz noch viel weiter wachsen. Mit dem Siegeszug des Internet vollzieht sich gleichzeitig ein Abbau der traditionellen Informationsangebote: Universitäten verlegen Vorlesungen vom Hörsaal in das Netz oder Städte und Kommunen bieten ihre Dienstleistungen schon in weiten Teilen über das Internet an, während parallel dazu die Öffnungszeiten von Behörden verkürzt werden. Desgleichen werden durch das Fortschreiten der Technik die altbekannten Medien wie Fernsehen oder Radio mit dem Web verschmolzen, und immer mehr Gebrauchsgeräte - vom Telefon bis zum Kühlschrank - mit dem Web verknüpft (cf. HELLBUSCH 2005: 24).

Von dieser Entwicklung sind nicht nur die jungen Menschen, sondern (besonders in einem Land wie Deutschland, in welchem der Anteil der älteren Menschen konstant ansteigt) auch die älteren Generationen betroffen. Dabei können große Teile der älteren Bevölkerung von den neuen Technologien profitieren: Gehbehinderte können ihre Bankgeschäfte über das Internet abwickeln, Behördenformulare online ausfüllen oder Einkäufe von zuhause aus erledigen, und sogar Schwerbehinderte können mit Hilfe spezieller Eingabegeräte einen Computer bedienen. Sprachbehinderte Menschen können per E-Mail oder Chat mit Verwandten, Freunden oder ihrem Arzt kommunizieren und Blinde können sich durch einen Screenreader1 zum Beispiel Nachrichtenseiten oder E- Mails vorlesen lassen und sind nicht mehr auf die Hilfe anderer Personen angewiesen, die ihnen vorlesen (cf. HELLBUSCH 2005: 24-28).

Doch auch immer mehr nichtbehinderte ältere Menschen möchten - genau wie die junge Generation, die mit den neuen Technologien aufgewachsen ist - die Vorzüge des Internets nutzen: Ein Großteil der Teilnehmer, die ich in speziellen Internetkursen für Senioren mit dem Internet vertraut gemacht habe, begründen ihre Teilnahme an diesen Schulungen häufig damit, dass sie per E-Mail Kontakt zu ihren weit entfernt lebenden Kindern halten möchten, Einkäufe von zu Hause aus erledigen oder Reisen über das Netz buchen möchten

3.2.2. Kommunikation

Das Internet ist ein Kommunikationsmedium, da über E-Mails und Internetseiten Informationen ausgetauscht werden. Die Qualität der Verständigung variiert dabei in verschiedenen Dimensionen, zum Beispiel einfach oder umständlich, direkt oder indirekt, einseitig oder interaktiv (cf. WIRTH 2002). Bei der Gestaltung eines Internetportals für Senioren kommt der Kommunikation eine besondere Bedeutung zu, da das Wissen der alten Menschen über das Internet meist sehr gering ist. Doch was versteht man eigentlich unter Kommunikation?

3.2.2.1. Was ist Kommunikation?

Für einen Kommunikationsvorgang benötigt man einen Sender, der etwas übermitteln möchte, eine Botschaft, einen Empfänger, ein Medium, in welchem die Information dargestellt wird, sowie einen Übertragungskanal, der die Botschaft transportiert (cf. WIRTH 2005). Dabei ist es gleichgültig, ob die Kommunikation synchron, also zur gleichen Zeit, oder asynchron (zu verschiedenen Zeiten) erfolgt (cf. KUHLEN/SEEGER/STRAUCH 2004: 71). Die oben genannten Elemente der Kommunikation werden in der folgenden Grafik noch einmal dargestellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Kommunikationsmodell Quelle: WIRTH 2002

Alle Elemente dieser Grafik müssen auch in Kommunikationsprozessen auf Internetseiten vorhanden sein, wenn die Kommunikation dort erfolgreich ablaufen soll. Als Sender fungiert hierbei die Person oder die Firma, welche die Internetseite ins Netz gestellt hat, die Rolle des Empfänger nimmt der Benutzer ein, der die Seite in seinem Browser aufgerufen hat. Als Medium dient dabei eine komplexe Konstruktion, die auf der technischen Seite aus dem Modem, dem Computer, dem Monitor und dem Browser, sowie auf inhaltlicher Seite aus den auf der Internetseite dargestellten Texten und Grafiken besteht. Die Botschaft bilden hierbei die übertragenen Informationen aus Text und Bild. Der Übertragungskanal schließlich besteht beispielsweise aus einer Telefon- oder DSL- Leitung mit einem Server auf der einen Seite, und der Hardware des Empfängers auf der anderen (cf. WIRTH 2002).

3.2.2.2. Inhalt und Beziehung

Ein wichtiger Punkt bei der Erläuterung von Kommunikationsprozessen ist die Unterscheidung zwischen Inhalts- und Beziehungsaspekten einer Botschaft. Der Inhaltsaspekt beinhaltet dabei die sachlichen, objektiven Informationen einer Botschaft. Der Beziehungsaspekt besteht dagegen aus den Bedeutungen, die etwas über die Meinung des Senders über den Empfänger und die Meinung des Senders über sich selbst aussagen, und beinhaltet obendrein die Qualität der Beziehung zwischen Sender und Empfänger. Diese Bedeutungen werden in der Regel jedoch nicht offen ausgesprochen, sondern unbewusst gesendet, und verraten dadurch häufig interessante Informationen über die Gefühle und Motivation des Senders. Da solche Beziehungsbotschaften im Internet genau wie im richtigen Leben meist kontext- und adressatenabhängig sind, sind sie auch nur sehr schwer zu kontrollieren: Was etwa dem einen Empfänger scherzhaft erscheint, mag einen anderen Empfänger empören. Somit gibt es keine präzisen und sicheren Standards bei der Gestaltung von Beziehungsbotschaften, weswegen sie meist vage und vieldeutig gehalten werden. Der Beziehungsaspekt wird über bestimmte Kanäle übertragen: In einer Gesprächssituation wären dies zum Beispiel die Mimik, Gestik oder die Wortbetonung, doch stehen uns auf einer Internetseite diese Kanäle selbstverständlich nicht zur Verfügung. An ihre Stelle treten auf einer Website der Jargon, die Farben, die Typographie, die Grafiken, die Anordnung und die Hervorhebung der Information, sowie die visuelle Ausgestaltung der Seite (cf. WIRTH 2002). In Kapitel 4 dieser Arbeit werden hierzu Grundsätze aufgestellt, die bei der Gestaltung von Webauftritten für Senioren eingehalten werden sollten.

3.2.2.3. Wortwahl, Textaufbau und Schriften

Jede Internetseite erhält erst durch das Verstehen des Inhalts Bedeutung, weswegen stets auf eine für die Zielgruppe verständliche Sprache geachtet werden sollte. So ist bei der Gestaltung einer Internetseite für Senioren zu berücksichtigen, dass viele Wörter den Besuchern der Seite nicht bekannt sein können. Hierzu gehören unter anderem Anglizismen und Fachtermini (zum Beispiel „Homepage“ oder „Link“), sowie Abkürzungen (zum Beispiel „URL“ oder „HTML“). Viele dieser Fremdwörter können leicht durch deutsche Wörter ersetzt werden. Wenn sich der Einsatz von Fremdwörtern jedoch nicht vermeiden lässt, sollten diese farblich markiert oder unterstrichen werden, und mit einem in die Website integrierten Glossar verlinkt werden. Falls Abkürzungen verwendet werden, sollten diese bei ihrem ersten Auftreten erläutert und ebenfalls im Glossar aufgeführt werden. Zudem sollte innerhalb eines Webauftritts für Senioren für eine Sache stets das gleiche Wort verwendet werden (beispielsweise immer das Wort „Internetseite“ an Stelle der Ausdrücke „Website“ oder „Webpage“ benutzen), um Missverständnisse zu vermeiden.

Die Texte sollten aus kurzen Sätzen mit einer Satzlänge von höchstens zehn Wörtern bestehen, wobei jeder Satz jeweils nur eine Information enthalten sollte. Um den Leser zu motivieren, sollte er im Text persönlich mit einer direkten Anrede angesprochen werden. Hierbei ist darauf zu achten, dass für die Anrede die Sie-Form verwendet wird. Texte im Internet werden in der Regel vor dem Lesen überflogen. Deswegen sollten sie klar strukturiert, logisch gegliedert und auf das Wesentliche reduziert sein. Mit Hilfe von interessanten und optisch hervorgehobenen Überschriften kann man den Leser jedoch zum Lesen bestimmter Textabschnitte anregen. Um ein Unterbrechen des Leseflusses zu vermeiden, sollte auf Worttrennungen und Querverweise im Text verzichtet und Sätze nicht auf einer Folgeseite weitergeführt werden. Eine Unterteilung des Textes in mehrere Absätze erleichtert das Lesen, jedoch sollte ein Absatz nicht aus mehr als 640 Zeichen bestehen. Zudem sollte pro Absatz jeweils nur ein abgeschlossener Gedankengang formuliert werden.

Um den Senioren die Orientierung zu erleichtern, können verschiedene Möglichkeiten zur Visualisierung des Textes eingesetzt werden. Sinnvoll ist hierzu unter anderem das Umrahmen des Textes mit einem Kasten, eine farbige Unterlegung des Textes, der Einsatz von Fettschrift, Nummerierungen oder die Verwendung von Piktogrammen. Zur besseren Verständlichkeit können diese Möglichkeiten auch miteinander kombiniert werden. Um der häufig abgeschwächten Sehstärke der älteren Benutzer entgegenzukommen, sollte die Schrift am Bildschirm skalierbar sein und eine Größe von mindestens 14 Punkt in gedruckten Dokumenten entsprechen. Dabei ist darauf zu achten, dass die Schriftfarbe gut mit der Hintergrundfarbe kontrastiert. Viele ältere Benutzer bevorzugen es zudem, längere Text in Papierform zu lesen. Deswegen ist es bei längeren Texten sinnvoll, eine Druckversion anzubieten (cf. HELLBUSCH 2005: 111-117).

3.2.3. Geistige Leistungsfähigkeit im Alter

Wie in jedem Kommunikationsprozess ist auch im Webdesign eine der wichtigsten Aufgaben, die Aufmerksamkeit der Benutzer für sich zu gewinnen. Allerdings wird die Benutzerfreundlichkeit häufig durch zu große Informationsmengen, einen ständig ansteigenden Informationsinput, eine hohe Komplexität und Vernetztheit der Informationen, eine große Anzahl vergleichsweise ähnlicher Angebote, eine häufig geringe Informationsqualität, einem hohen Anteil von irrelevanten und ablenkenden Inhalten, sowie häufig falschen Designstrategien bei der Hervorhebung von Informationen erschwert. Um die immer komplexer werdenden Hintergründe im Internet zu durchschauen, irrelevante Informationen von relevanten und seriöse von unseriösen Anbietern zu unterscheiden, ist der Benutzer gleichzeitig dazu gezwungen, mehr auszufiltern, mehr zu vergessen, flüchtiger wahrzunehmen und weniger zu reflektieren (cf. WIRTH 2002). In diesem Abschnitt soll untersucht werden, inwieweit die geistige Leistungsfähigkeit im Alter nachlässt und wie ältere Benutzer unter diesem Gesichtspunkt mit den oben genannten Problemen umgehen.

3.2.3.1. Veränderung der Sinnesfunktionen

Im Allgemeinen wird angenommen, dass es im Alter zu einer Verminderung und Verlangsamung der Sinnesfunktionen und der mit ihnen zusammenhängenden Motorik kommt. Dies bedeutet, dass weniger Reize über die Sinnesorgane aufgenommen werden und ihre Verarbeitung und Beantwortung langsamer erfolgt. Wissenschaftliche Untersuchungen haben jedoch erwiesen, dass diese Prozesse nicht erst im Seniorenalter, sondern bereits im dritten und vierten Lebensjahrzehnt einsetzen. Zudem können äußere Einflüsse dazu beitragen, die Funktionen der Sinnesorgane frühzeitig zu schädigen. So hat beispielsweise der Konsum von Nikotin schädliche Auswirkungen auf die Geruchs- und Geschmacksempfindlichkeit von Menschen (cf. SCHEIDT/EICKELBECK 1995: 41).

Ein typisches Beispiel für eine Verminderung der Sinnesfunktion ist die verminderte Akkomodationsfähigkeit des Auges: Durch muskuläre Veränderungen und den Elastizitätsverlust der Augenlinse nimmt die Licht- und Farbempfindlichkeit der für die Sehleistung zuständigen Stäbchen und Zäpfchen ab und die Reaktionsfähigkeit der Pupillen verringert sich. Ähnliche Veränderungen finden im Ohr statt: Eine verringerte Sensibilität der Hörzellen, die Verknöcherung der Gehörknöchel oder die Erschlaffung der Bandapparate führen zu einer Verringerung des Spektrums wahrnehmbarer Frequenzen. Durch eine Verringerung der Hautsensibilität kommt es obendrein zu nachlassender Tast- und Vibrationsempfindlichkeit. Parallel dazu erfolgt auf motorischer Ebene eine Bewegungsverlangsamung, eine Abnahme der Reaktionsgeschwindigkeit, die zunehmende Steifheit der Muskulatur, eine Koordinationsminderung bei komplizierten Bewegungsabläufen und abgeschwächten Reflexen (cf. SCHEIDT/EICKELBECK 1995: 41f.).

All diese Altersverläufe wirken sich natürlich auch auf die Arbeit am Bildschirm aus: So kommt es während meiner Arbeit mit Senioren häufig vor, dass ältere Besucher einer Internetseite zum Beispiel Texte aufgrund zu kleiner Schrift oder eines zu geringen Kontrastes nicht deutlich lesen können oder infolge nachlassender Motorik nicht fehlerfrei mit der Maus navigieren können, da Links zu klein gestaltet sind.

3.2.3.2. Kognitive Leistungen

Das Problem der Informationsüberflutung wurde obenstehend bereits geschildert: Im Internet gibt es zu jedem beliebigen Thema unzählige Seiten mit Hunderten von Links zu ähnlichen Beiträgen und Menüs mit unzähligen Auswahlmöglichkeiten. Man spricht hier auch vom Information Overload. All diese Informationen übersteigen jedoch die Kapazität des menschlichen Kurzzeitgedächtnisses. Ein Leser, der sich durch Dutzende von Hypertext-Seiten klickt, wird all das wieder vergessen, was er nicht besonders intensiv gelesen hat, denn kaum ein Benutzer wird die Zeit dazu haben und sich intensiv anstrengen, all diese Informationen auswendig zu lernen. Und selbst wenn er es täte, wäre dies keine Leistung des Kurzzeitgedächtnisses mehr, da gelernte Informationen im Langzeitgedächtnis gespeichert werden (cf. WIRTH 2002).

3.2.3.2.1. Dreispeichermodell des Gedächtnisses

Nach der Reizaufnahme gelangen die registrierten Empfindungen zunächst in den sensorischen Speicher unseres Gedächtnisses, welcher als Teil des Wahrnehmungsapparates verstanden werden kann. Das sensorische Gedächtnis verfügt über eine sehr hohe Speicherkapazität und speichert alle über die Sinnesorgane aufgenommenen Reize, allerdings nur für eine sehr kurze Dauer (cf. BEIER/GEZICKY 2001: 33). Es ist überdies in einen ikonischen und einen echoischen Speicher untereilt: Im ikonischen Speicher werden visuelle Informationen für ungefähr 0,5 Sekunden bei sehr schnellen Zugriffszeiten zwischengespeichert. Im echoischen Speicher werden akustische Informationen gespeichert, welche allerdings bis zu 5 Sekunden in diesem Gedächtnis verbleiben können. Die Zugriffszeit hier ist ebenfalls sehr kurz (cf. WIRTH 2002). Bei der Gestaltung barrierefreier Inhalte sollte sich also beispielsweise die Zeilenlänge eines Textes an der Speicherdauer des sensorischen Gedächtnisses orientieren, um eine optimale Lesbarkeit des Textes im Netz zu gewährleisten. Bei zu langen Zeilen verliert der Leser ansonsten auf dem Weg zurück zum linken Textrand den Zeilenanfang (cf. BEIER/GEZICKY 2001: 38).

Die im sensorischen Gedächtnis gespeicherten Informationen werden zu Informationsbündeln verarbeitet und gelangen anschließend in das Kurzzeitgedächtnis, welches für die Problemlösungsprozesse zuständig ist. In diesem Teil des Gedächtnisses spielt sich der größte Teil der bewussten Denkarbeit ab. So werden hier zum Beispiel die einzelnen Wörter eines Textes solange gespeichert, bis sie zusammen einen Sinn ergeben (cf. BEIER/GEZICKY 2001: 39). MILLER 1956 formulierte, dass ein Mensch nur sieben zusammenhängende Informationseinheiten, sogenannte Chunks, über einen Zeitraum von 15-30 Sekunden in seinem Kurzzeitgedächtnis speichern kann. Derartige Chunks können aus Zahlen, Buchstaben, Wörtern oder gar Sätzen bestehen und sind personenspezifische Größen. Allerdings ist das Kurzzeitgedächtnis besonders anfällig gegenüber Störungen: Schon eine kurze Ablenkung von 0,1-0,5 Sekunden kann zu einer Löschung von Informationen aus dem Kurzzeitgedächtnis führen. Jedoch lassen sich durch Gruppierung von Informationen auch künstliche Chunks erzeugen, wodurch die Ausnutzung des Kurzzeitgedächtnisses optimiert werden kann (cf. HERCZEG 2005: 52f.). Auf diese Weise kam Miller zu seinem Ergebnis der sieben Chunks: Er arbeitete unter Laborbedingungen mit hochmotivierten Versuchspersonen, welche genügend Zeit hatten, die jeweiligen Informationen auswendig zu lernen. In Alltagssituationen kann die Anzahl der Informationen, die sich ein Internetbenutzer im Kurzzeitgedächtnis merken kann, dagegen noch weitaus geringer sein. Die Ursachen dafür sind vielfältig: Sowohl gute Laune als auch schlechte Laune können das Gedächtnis negativ beeinflussen, gleiches gilt für Stress, Lärm, Alkoholkonsum, mäßige Intelligenz oder eben das Alter (cf. WIRTH 2002). Bei der Gestaltung von Websites sollten deswegen die dargebotenen Informationen stets nach der Merkfähigkeit des Kurzzeitgedächtnisses gegliedert und der Leser nicht von seitenlangen Textblöcken erschöpft werden. Diese Regel gilt für den gesamten Web-Auftritt (cf. BEIER/GEZICKY 2001: 39).

Die dauerhafte Speicherung von Wissen findet im Langzeitgedächtnis statt, dessen Kapazität nach dem heutigen Forschungsstand unbegrenzt zu sein scheint. Schwächen, sich Neues zu merken, hängen demnach nicht mit Kapazitätsproblemen zusammen, sondern beruhen auf einem Unvermögen, neue Informationen auf eine geeignete Weise in das Langzeitgedächtnis einzufügen (cf. HERCZEG 2005: 53). Ob der Inhalt des Kurzzeitgedächtnisses überhaupt in das Langzeitgedächtnis übertragen werden kann, hängt davon ob, ob diese an bereits im Langzeitgedächtnis vorhandene Informationen angeknüpft werden können. Dies kann bei einem Web-Auftritt zum Beispiel dadurch erreicht werden, dass man bekannte Elemente aus dem Alltag in die Website integriert (cf. BEIER/GEZICKY 2001: 40). Allerdings ist das Langzeitgedächtnis im Vergleich zu dem sensorischen Gedächtnis und dem Kurzzeitgedächtnis äußerst langsam: Das Eintragen von Informationen in das Langzeitgedächtnis dauert im kürzesten Fall etwa acht Sekunden pro Chunk. So viel Zeit wird allerdings kaum ein Internetbenutzer aufbringen, um sich Informationen auf einer Seite zu merken. Es muss jedoch erwähnt werden, das Chunks in diesem Fall von einer anderen Art und Größenordnung sein können, als bei den anderen beiden Gedächtnisarten: Durch Assoziationen wie Generalisierung, Spezialisierung, Ähnlichkeiten, Ausnahmen, Teilbeziehungen aber auch semantisch kaum erkennbare Zusammenhänge, können höchst komplexe Konstrukte gebildet werden, wodurch die Größe und Wirksamkeit von Chunks wesentlich gesteigert werden kann. Allerdings wird das Langzeitgedächtnis auch von bisher ungeklärten Vergessensphänomenen heimgesucht: Wissen geht scheinbar verloren, später kommt es jedoch unter Umständen leicht verändert wieder zum Vorschein. Das Problem liegt hier laut Herczeg bei unzureichenden oder verschütteten Pfaden zum Wissen (cf. HERCZEG 2005: 53f.).

3.2.3.2.2. Intelligenz

In der Gerontologie wird der Einfluss des Alters auf die Intelligenz und das Gedächtnis zurückhaltend betrachtet. Viele wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass die Erziehung, der soziale Status, der Gesundheitszustand sowie Umweltfaktoren einen großen Einfluss auf die Intelligenz haben. Stattdessen wird vermutet, dass sich die grundlegende Struktur der menschlichen Intelligenz im Alter ändert. Gerontologen beschreiben eine Entwicklung vom abstrakten zum pragmatischen Denken., womit ein kompetenterer Umgang mit lebenspraktischen Fragen, Problemen und Anforderungen gemeint ist. Ähnliches gilt für das Gedächtnis: Zwar wurden in Untersuchungen Defizite in den Gedächtnisleistungen - zum Beispiel beim Lernen neuer Inhalte oder bei der Wiedergabe von Gedächtnisinhalten - alter Menschen festgestellt, jedoch sind auch hier die Gerontologen skeptisch, ob es sich dabei tatsächlich um Alterserscheinungen handelt (cf. SCHEIDT/EICKELBECK 1995: 45-49). Zudem kam KRUSE 1992 zu der Annahme, dass das Altern viele verschiedene Dimensionen und Merkmale einer Person betrifft. Hierzu gehören beispielsweise neben der körperlichen Leistungsfähigkeit auch das Gedächtnis, die Konzentrationsfähigkeit, soziale Kontakte, die Persönlichkeit und die Identität einer Person. Diese Merkmale können sogar noch weiter differenziert werden. So kann sich ein alter Mensch vielleicht an erlebte Ereignisse erinnern, wogegen er aber Probleme beim Erinnern von Namen und Telefonnummern hat. KRUSE bezeichnet dies als intraindividuelle Variabilität. Gleichzeitig gibt es jedoch auch große interindividuelle Unterschiede: Während man bei manchen alten Menschen Abbauerscheinungen in bestimmten Leistungsbereichen beobachten kann, kann man bei anderen gleichaltrigen Menschen häufig konstante Merkmale oder sogar den Aufbau neuer Bereiche und das Wachstum vorhandener Merkmale beobachten. Im Allgemeinen besteht die Dynamik des Alterungsprozesses darin, dass die Leistung bestimmter Merkmale zwar nachlässt, wogegen andere Merkmale sich jedoch durch Differenzierung, Weiterentwicklung oder Neuerwerb durchaus noch durch einen positiven Entwicklungsverlauf auszeichnen können. So können bestimmte Entwicklungspotentiale tatsächlich erst im Alter voll ausgeschöpft werden, zum Beispiel die Zunahme an Lebenserfahrung, die Fähigkeit zur Einschätzung der eigenen Möglichkeiten und Grenzen oder die Integration der Grenzen in die Zukunftsperspektive.

THOMAE 1983 weist zudem in seiner „kognitiven Alternstheorie“ auf die Bedeutung der subjektiven Bedeutung der Umwelt hin: Zwar prägen individuelle und biographische Erfahrungen die Kompetenz- und Verhaltensstruktur eines Menschen. Doch kommt es nicht unbedingt darauf an, ob ein Mensch während seines Alternsprozess Ereignisse wie Krankheit, Frühverrentung oder den Tod des Lebenspartners erlebt, sondern wie er damit umgeht. Es ist die subjektiv empfundene Gesundheit und Lebenszufriedenheit, welche die Aktivitäten und Pläne des Menschen bestimmen (cf. WIRTH 2002).

Diese Vielzahl von individuellen Altersprozessen und Gedächtnisleistungen stellt ein Problem bei der Suche nach einem Optimum für die Präsentation von Informationen auf einer Internetseite dar. Ein bewährtes Mittel dazu sind die sogenannten Gestaltgesetze.

3.2.4. Gestaltgesetze

Die Gestaltpsychologie beschäftigt sich damit, wie der Mensch komplexe Szenarien und Reize wahrnimmt. Unsere visuelle Wahrnehmung wird nämlich nicht nur von der physischen Beschaffenheit unserer Augen bestimmt, sondern viel stärker noch durch die Verarbeitung in unserem Gehirn, wobei unsere Gewohnheiten und andere psychische Gegebenheiten ausschlaggebend sind. Dies wirkt sich hauptsächlich bei der Strukturierung relativ gleichförmiger visueller Informationen aus und lässt sich üblicherweise in bestimmte Regeln einteilen, die als Gestaltgesetze bezeichnet werden. Diese Gesetze beschreiben, wie durch Anordnung oder Formgebung bei einer Reihe von Objekten Bedeutungszusammenhänge hergestellt, aber auch vermieden werden können. Diese Gesetze können sich Webdesigner insbesondere bei der Erstellung eines barrierefreien Bildschirmlayouts zu Nutze machen, denn häufig haben ältere Benutzer Schwierigkeiten, Zusammenhänge zwischen Informationen zu erkennen oder gar den Hintergrund vom Vordergrund zu unterscheiden (cf. HEINECKE 2004: 65). Diese Gesetzmäßigkeiten, mit denen man die besonders für das barrierefreie Webdesign wichtigen Fragen beantworten kann, werden in den folgenden Unterabschnitten jeweils einzeln erläutert.

3.2.4.1. Das Gesetz der Nähe

Das Gesetz der Nähe ist eines der wichtigsten Gesetze für die Verständlichkeit einer Internetseite. Es besagt, dass räumlich nahe beieinanderliegende Elemente von unserer Wahrnehmung gruppiert und als zusammengehörig verstanden werden. Dagegen werden weit auseinanderliegende Elemente als getrennt und unabhängig wahrgenommen. Dieser Effekt wird in der folgenden Abbildung veranschaulicht:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Gesetz der Nähe Quelle: WIRTH 2002

Normalerweise erkannt man in der Abbildung fünf schmale Säulen. Dieses Resultat erfolgt aus den geringen Abständen zwischen den Linien, welche gemeinsam eine Säule bilden. Durch den geringen Abstand werden die Linien von unserer Wahrnehmung zu einer Säule zusammengefasst. Damit dieser Effekt zustande kommt, müssen die Abstände zwischen den Säulen deutlich größer sein, als die innerhalb der Säulen.

Dieses Gesetz macht deutlich, dass Leere von unserer Wahrnehmung als Information erfasst wird. Leere kann also im Webdesign als Gestaltungsmittel eingesetzt werden, um Informationen sinnvoll zu ordnen und verständlich zu machen, anstatt möglichst viele Informationen auf kleinstem Raum unterzubringen. Dies kann besonders bei der Gestaltung von leicht verständlichen Menus eine kluge Gestaltungsmaßnahme sein, wie das folgende Beispiel anhand eines Ausschnitts des Lycos-Webkatalogs veranschaulicht: In Abbildung 3 sind die Links nach dem Gesetz der Nähe gruppiert, indem die Abstände zwischen den einzelnen Kategorien (zum Beispiel Finanzen und Auto & Motor) größer sind als die Abstände innerhalb der jeweiligen Kategorie (zum Beispiel Finanzen, Versicherung, Wirtschaft, Karriere).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Gesetz der Nähe wird eingehalten Quelle: WIRTH 2002

Die nächste Abbildung zeigt die selbe Website wie oben, allerdings wird hier das Gesetz der Nähe verletzt, indem die vertikalen Abstände der Kategorien verengt wurden. Hierdurch wird die Orientierung auf der Seite deutlich verschlechtert. Mit Hilfe des „Gesetzes der Nähe“ lassen sich Informationen also auch ohne Einsatz von Linien oder Hintergrundfarben übersichtlich anordnen (cf. DAHM 2005: 59ff).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Gesetz der Nähe wird verletzt

Quelle: WIRTH 2002

3.2.4.2. Gesetz der Ähnlichkeit

Das „Gesetz der Ähnlichkeit“ besagt, dass ähnliche Objekte von unserer Wahrnehmung gruppiert wahrgenommen werden. Im Gegenzug werden Objekte, welche sich voneinander unterscheiden, als voneinander getrennt und unabhängig wahrgenommen. Die Ähnlichkeit zwischen den Objekten ist nicht genau definiert, sie kann auf Farben, Textur, Größe, Helligkeit oder auch der Bewegungsrichtung oder der Geschwindigkeit beruhen. Allerdings wächst die Gruppierungstendenz in unserer Wahrnehmung, je mehr Gemeinsamkeiten die Objekte haben. Abbildung 5 veranschaulicht das „Gesetz der Ähnlichkeit“:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Gesetz der Ähnlichkeit Aus: WIRTH 2002

Im Gegensatz zu den Abbildungen 3 und 4 ist die Distanz zwischen den einzelnen Linien hier gleich groß. Aufgrund der unterschiedlichen Farbgebung werden die Linien trotzdem gruppiert wahrgenommen: Wir zählen drei rote Paare und zwei schwarze Paare, welche jeweils als Einheiten gesehen werden.

Das „Gesetz der Ähnlichkeit“ funktioniert auch bei großen Abständen zwischen den Objekten. Auf diese Weise kann durch eine einheitliche Gestaltung auch in verschiedenen Teilanwendungen und -fenstern die Konsistenz einer Benutzeroberfläche erzielt werden (cf. DAHM 2005: 59ff). Als Beispiel soll hier der Online-Shop Amazon angeführt werden, auf dessen Website alle Buttons die gleiche prägnante Form und orange Farbe besitzen, wodurch sie von allen anderen Elementen auf der Seite deutlich abgesetzt werden. Selbst wenn ein Benutzer zum ersten Mal diese Seite aufruft, wird er diese Buttons automatisch zu einer funktionellen Gruppe zusammenfassen, wodurch die Navigation bereits um ein Vielfaches erleichtert wird. Abbildung 6 zeigt die Anwendung des „Gesetzes der Ähnlichkeit“ bei www.amazon.com

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6: Gesetz der Ähnlichkeit bei amazon.com Quelle: WIRTH 2002

3.2.4.3. Das Gesetz der Geschlossenheit

Dieses Gesetz besagt, dass Dinge mit geschlossenem Umriss oder Elemente, die von einer Linie eingeschlossen sind, von unserer Wahrnehmung als zusammengehörig aufgefasst werden (cf. DAHM 2005: 59ff). Somit ist das „Gesetz der Geschlossenheit“ ein sehr mächtiges Werkzeug, wenn es darum geht, auf einer Website Informationen anzuordnen, Zusammenhänge verständlich zu machen und die Orientierung zu vereinfachen. Abbildung 7 veranschaulicht das Gesetz wieder an einem einfachen Beispiel:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 7: Gesetz der Geschlossenheit

Quelle: WIRTH 2002

Die Abbildung zeigt zehn Linien, die dieses Mal jedoch paarweise verbunden sind. So entstehen fünf Rechtecke, die wir als geschlossene Einheiten vor dem weißen Hintergrund wahrnehmen, auch wenn sie nicht farblich ausgefüllt sind.

Nach dem Gesetz der Geschlossenheit werden auf einer Website jeder Kasten, jede Tabellenzelle und jeder Button von unserer Wahrnehmung als Einheit begriffen. Umgekehrt gilt jedoch: Wenn zusammengehörige Elemente in unterschiedlichen Kästen platziert oder durch Trennlinien voneinander abgetrennt sind, wird es den Anwendern beinahe unmöglich sein, sie als Einheit zu betrachten. Dies gilt selbst dann, wenn die Distanz zwischen den Elementen gering oder die Ähnlichkeit groß ist. Bemerkenswert ist jedoch, dass keine vollständige Geschlossenheit notwendig ist, um dieses Gesetz erfolgreich umzusetzen, wie Abbildung 8 zeigt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 8: Subjektive Konturen

Quelle: WIRTH 2002

Die Abbildung oben zeigt das Phänomen der „subjektiven Konturen“: Objektiv betrachtet zeigt die Abbildung weder ein geschlossenes Dreieck noch ein Quadrat. Und selbst, wenn der Betrachter genau weiß, dass es sich bei dem Bild um eine Täuschung handelt, ändert dies nichts an seiner Wahrnehmung. Demnach ist es für unsere Wahrnehmung also bereits ausreichend, wenn eine geschlossene Figur lediglich angedeutet wird, da das menschliche Auge nämlich sehr schnell bereit ist, unvollständige Formen zu ergänzen (cf. DAHM 2005: 59ff).

Das Gesetz der Geschlossenheit ist somit ein hervorragendes Mittel, um Informationen zu präsentieren, welche sich auf mehrere Oberbegriffe oder Überschriften verteilen. Durch das Ziehen von Rahmenlinien kann dem Benutzer auf diese Weise die Struktur oder Logik der Information auf einer Internetseite angezeigt werden. Die folgenden Screenshots von www.t-online.de machen dies deutlich:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 9: Gruppierung ohne Rahmen Quelle: WIRTH 2002

Bei dieser Anordnung lassen sich die Temperaturen nicht sofort problemlos dem dazugehörigen Wochentag zuordnen, da die Distanzen zwischen den einzelnen Gruppierungen zu groß sind. Der Betrachter kann deshalb nicht auf Anhieb erkennen, wo das eine Element aufhört und das andere beginnt. Eine empfehlenswertere Darstellung der gleichen Inhalte zeigt Abbildung 10:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 10: Gruppierung mit Rahmen Quelle: WIRTH 2002

Durch das Ziehen von Rahmenlinien bilden sich hier deutlich drei Zusammengehörigkeiten heraus, wodurch der Betrachter die logischen Begrenzungen sofort erkennen (cf. DAHM 2005: 59ff).

3.2.4.4. Das Gesetz der guten Fortsetzung

Laut dem Gesetz der guten Fortsetzung werden Objekte, welche auf einer Linie oder Kurve angeordnet sind, als zusammengehörig aufgefasst (cf. DAHM 2005: 59ff). Dieser Effekt wird in Abbildung 11 veranschaulicht:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 11: Gesetz der guten Fortsetzung Quelle: WIRTH 2002

In der Abbildung sind 59 schwarze Punkte zu sehen. Allerdings werden diese Punkte von einem Betrachter gewöhnlich nicht einzeln wahrgenommen, sondern in Form von zwei gebogenen Linien mit zwei Schnittpunkten. Ähnlich wie bei dem Gesetz der Geschlossenheit ist hier keine durchgezogene Linie notwendig, um eine Linie wahrnehmen zu können. Es genügt, wenn Elemente lediglich auf einer gedachten Linie liegen. Im Webdesign ist dieses Gesetz besonders wichtig für eine übersichtliche Anordnung von Links. Dies soll an den folgenden zwei Beispielen verdeutlicht werden:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 12: Anordnung von Links ohne Einhaltung des Gesetzes der guten Fortsetzung

Quelle: WIRTH 2002

Die obere Abbildung stammt von der Internetseite www.shopping24.de. Hier sind die Links wie ein Fließtext angeordnet. Es gibt keine Linie, die einen optischen Zusammenhang erzeugt, wodurch ihre Anordnung ohne Systematik erscheint, was dem Besucher das Lesen erschwert und die Orientierung erheblich belastet. Viel übersichtlicher wurde das selbe Problem dagegen bei autoscout24.de gelöst:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 13: Anordnung von Links mit Einhaltung des Gesetzes der guten Fortsetzung

Quelle: WIRTH 2002

Hier sind die Links entlang einer gedachten senkrechten Fluchtlinie arrangiert. Dies ermöglicht dem Besucher ein schnelleres Lesen sowie eine bessere Orientierung auf der Seite, was besonders für ungeübte Benutzer ein großer Vorteil ist (cf. DAHM 2005: 59ff).

3.2.4.5. Das Gesetz der Einfachheit

Die in den vorhergehenden Abschnitten beschriebenen Gestaltungsgesetze werden trotz ihrer Einfachheit bei der Gestaltung von Internetseiten häufig verletzt. Dadurch wird unerfahrenen Internetnutzern die Orientierung im Netz unnütz erschwert. Bei der Gestaltung einer Internetseite muss deshalb stets darauf geachtet werden, dass immer alle Gesetze gleichzeitig wirken. Es genügt also nicht, jedes Gesetz für sich allein zu betrachten, denn der Wahrnehmungseindruck des Benutzers ist stets die Summe der Eigenschaften der unterschiedlichen Gestaltungsgesetze. Zudem betrachtet unsere Wahrnehmung die Dinge stets so, dass sie einfach erscheinen und leicht zu beschreiben sind. Zwar lassen sich viele Gegenstände, die wir auf Websites, aber auch im realen Leben sehen, auf unterschiedliche Weise interpretieren, allerdings ist das menschliche Bewusstsein nicht in der Lage, sich auf mehrere Wahrnehmungsalternativen gleichzeitig einzustellen. Wir können stets nur eine einzelne Bedeutung aus einer Gruppe mehrerer Bedeutungen sehen. Ein anschauliches Beispiel hierfür bietet Abbildung 14:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 14: Necker-Würfel

Quelle: WIRTH 2002

Die obere Abbildung zeigt den sogenannten „Necker-Würfel“. Den Würfel A kann man aus zwei verschiedenen Sichtweisen betrachten: Entweder aus einem niederen Blickwinkel (Würfel B) oder von oben (Würfel C). Es ist jedoch unmöglich, beide Sichtweisen gleichzeitig wahrzunehmen. Stattdessen kommt es bei längerer Betrachtung des Würfels zu dem Effekt, dass die Wahrnehmung zwischen den beiden räumlichen Alternativen hin und her wechselt (cf. WIRTH 2005).

Um also bei der Konzipierung von Websites Unklarheiten, Missverständnisse und Fehlinterpretationen auf Seiten der Senioren zu verhindern, muss die Gestaltung der Seiten so einfach und eindeutig wie möglich gehalten werden. Dadurch soll dem Nutzer eine rasche, sichere Orientierung in den Inhalten zu ermöglicht werden. Dies bedeutet, dass seine Blickbewegungen gezielt gesteuert werden müssen, um Wichtiges zu erkennen und Grenzen und Gruppierungen einwandfrei zu verstehen.

3.3. Altersbedingte motorische Störungen

Neben den speziellen psychologischen Anforderungen, die man an ein Webportal für Senioren stellen muss, gibt es auch eine Reihe von altersbedingten motorischen Störungen, die man bei der Gestaltung berücksichtigen muss. Derartige Störungen können die folgenden Krankheiten als Ursache haben.

3.3.1. Arthrose

Bei der Arthrose handelt es sich um eine nicht-entzündliche Gelenkerkrankung, bei welcher die Gelenke durch Abnutzung geschädigt oder gar zerstört werden. Im Laufe ihres Lebens sind fast alle Menschen mehr oder weniger stark von dieser Krankheit betroffen, von den über fünfzigjährigen jedoch rund 80 Prozent. Arthrose kann an allen Gelenken auftreten, am häufigsten sind allerdings Wirbelsäule, Hüft- oder Knie-, sowie Hand- oder Fußgelenke betroffen. Erste Anzeichen für diese Krankheit sind ein Spannungsgefühl und Steifigkeit in den betroffenen Gelenken. Später treten vor allem bei stoßartigen Belastungen Schmerzen auf, die im Laufe der Zeit stärker werden. Auch bei feuchtem und kaltem Wetter können sich die Beschwerden verstärken. In besonders schweren Fällen kann es auch zu einem Dauerschmerz kommen (cf. SCHÄFER 2005). Da wie oben erwähnt häufig die Handgelenke von Arthrose betroffen sind, wirkt sich die Krankheit auch auf die Bedienung von Internetseiten aus. So haben Betroffene häufig starke Probleme bei der Bedienung von Maus und Tastatur. Es fällt ihnen zum Beispiel sehr schwer, die Maus an einer bestimmten Stelle, wie beispielsweise einem zu kleinen Link, zu positionieren. Dieses Problem kann beispielsweise durch eine ausreichend große Schriftgröße gelöst werden.

3.3.2. Gicht

Unter Gicht versteht man im medizinischen Sinne einen Sammelbegriff für eine Stoffwechselstörung sowie deren Folgekrankheiten. Der erste Gichtanfall, dessen Ursache ein erhöhter Harnsäurespiegel ist, tritt meist im Alter zwischen 40 und 60 Jahren auf und kann beliebige Gelenke betreffen. Dabei kommt es zu heftigen Schmerzen, einer Rötung, einer Schwellung und einer Überwärmung des Gelenks (cf. LARISCH 2005). Auch diese Krankheit kann sich, besondern wenn die Hände oder Arme betroffen sind, wie im vorherigen Abschnitt negativ auf die Bedienung von Internetseiten auswirken.

3.3.3. Rheuma

Auch wenn häufig ältere Menschen unter Rheuma leiden, handelt es sich hierbei um eine Krankheit, die alle Altersgruppen betreffen kann. Charakteristisch für diese Krankheit sind starke, anhaltende Schmerzen, welche durch Entzündungen der Gelenke entstehen, die wiederum durch eine Fehlsteuerung des Immunsystems ausgelöst werden. Da bei Rheuma vor allem die körperfernen Gelenke an Fingern oder Zehen betroffen sind, gelten für die Betroffenen die selben Schwierigkeiten beim Surfen im Internet, wie in Abschnitt 3.3.1. beschrieben (cf. ZIMMERMANN 2005).

3.4. Farbsehstörungen im Alter

Zwar sind auch häufig junge Menschen von angeborenen Farbsehstörungen betroffen, doch ist der Anteil der Betroffenen mit erworbenen Farbsehstörungen unter den Senioren besonders hoch. Die Ursache hierfür liegt in typischen Alterserscheinungen wie dem sogenannten „Grauen Star“ oder dem „Grünen Star“.

3.4.1. Grauer Star

Der Graue Star wird durch im Alter häufig vorkommende Faktoren wie zum Beispiel bestimmte Medikamente, Entzündungen im Auge oder Diabetes verursacht. Dabei handelt es sich um eine Trübung der Linse im Auge, wodurch das Licht farbverfälscht ins Auge einfällt. Beim Grauen Star verfärbt sich die Linse gelb, wodurch der Betroffene seine Umwelt gelbstichig wahrnimmt (cf. AUGE ONLINE 2003).

3.4.2. Grüner Star

Bereits ab dem vierzigsten Lebensjahr steigt das Risiko eines Glaukom, im Volksmund auch „Grüner Star“ genannt. Hierbei handelt es sich um einen Überdruck im Auge, welcher durch stets neu produziertes Augenkammerwasser, das jedoch kann nicht abfließen kann, weil die dazu genutzten Kanälchen im Alter zu eng werden, produziert wird. Der Sehnerv wird dadurch zerstört. Unter den über achtzigjährigen Menschen sind schätzungsweise drei Viertel von einem Glaukom betroffen. Da laut jüngsten medizinischen Untersuchungen Bildschirmarbeit das Risiko der Entstehung eines Glaukoms noch erhöht, ist in Zukunft mit einer steigenden Anzahl von Betroffenen auch in jüngeren Altersklassen zu rechnen (cf. HANDICAP NETWORK 2005). Dies ist ein Grund, warum die barrierefreie Gestaltung von Internetseiten eine immer größere Bedeutung erhält. Doch was versteht man eigentlich unter Barrierefreiheit?

3.5. Grundlagen der Barrierefreiheit im Internet

Das Internet hat sich in den vergangenen Jahre in einem rasanten Tempo von einem Experten- zu einem Massenmedium entwickelt, das alle Bereiche des alltäglichen Lebens durchdrungen hat und in vielen Lebensbereichen eine enorme Erleichterung darstellt. So kann man heutzutage bequem per Homebanking Bankgeschäfte erledigen oder Einkäufe über das Internet von zuhause aus tätigen. Von dieser technischen Entwicklung sind alle Altersgruppen betroffen, doch während Kinder und Jugendliche in der heutigen Zeit mit diesen technischen Möglichkeiten aufwachsen und sich ein Leben ohne sie gar nicht vorstellen können, bedeutet die immer stärker fortschreitende Technisierung des Alltags für die ältere Generation eine enorme Umstellung ihrer Gewohnheiten. So besteht bei Senioren häufig ein Misstrauen gegenüber neuen Technologien, und häufig zeichnet sich ihr Haltung gegenüber Computern durch Ängste und Bedenken aus, etwas falsch oder gar kaputt zu machen (cf. KÄUFER 2004: 64f.).

Aufgrund der steigenden Ausbreitung und Wichtigkeit der Informations- und Kommunikationstechnologien, begleitet von einer immer älter werdenden Bevölkerung, gewinnt die Barrierefreiheit am Computer eine immer größere Bedeutung. Im Folgenden soll dieser Begriff genauer untersucht werden.

3.5.1. Was ist Barrierefreiheit?

Analog zu der Unzugänglichkeit von Gebäuden oder öffentlichen Räumen können gewisse gesellschaftliche Gruppen von der Nutzung des Internets ausgeschlossen werden. Nur langsam setzt sich die Überzeugung durch, dass die gleichberechtigte und gleichwertige Teilnahme von alten Menschen oder Menschen mit einer Behinderung an der Gesellschaft für die Gesamtheit der Gesellschaft, und nicht nur für das Individuum von Bedeutung ist. Nachdem sich das Konzept der Barrierefreiheit in der Architektur bereits durchgesetzt hat, gewinnt es nun auch bei der Gestaltung von Informations- und Kommunikationstechnologien zunehmend an Bedeutung. Das Ziel ist eine grundsätzlich uneingeschränkte Nutzung von Internetangeboten und grafische Programmoberflächen auch für Benutzer mit Behinderungen. Jedoch sollte Barrierefreiheit nicht nur als eine Gewährleistung der Nutzbarkeit einer Technologie für Menschen mit Behinderungen verstanden werden, sondern die Zugänglichkeit für alle Benutzer verbessern. Zudem ist Barrierefreiheit im Internet auch für die Wirtschaft von großer Bedeutung: Da barrierefrei gestaltete Internetauftritte von einer größeren Zielgruppe als bisher genutzt werden können, wächst somit prinzipiell auch der Absatzmarkt (cf. WEBER et al. 2004: 9f.).

3.5.2. Gesetzliche Grundlagen

Gemäß der oben angesprochenen Hintergründe, sind im Laufe der letzten Jahre Anforderungen entstanden, welche die allgemeine Zugänglichkeit von Hard- und Software verbindlich regeln sollen. Allerdings besteht bis heute noch kein einheitliches Regelwerk: Während die Grundsätze der Softwareergonomie ihre rechtliche Wirkung über die Bildschirmarbeitsverordnung an den Arbeitsplätzen entfaltet, stammt der Begriff der Barrierefreiheit aus dem Bereich der mobilitätsbeeinträchtigten Menschen und wirkt über das Behindertengleichstellungsgesetz auf den Bereich der neuen Medien (cf. HELLBUSCH 2005: 29).

3.5.2.1. Behindertengleichstellungsgesetz

Im Behindertengleichstellungsgesetz (BGG), welches im April 2002 auf Bundesebene erlassen wurde, wird Barrierefreiheit nicht nur auf bauliche Anlagen, Verkehrsmittel und technische Gebrauchsgegenstände bezogen, sondern auch auf Informations- und Kommunikationssysteme. Laut §4 BGG gilt Information und Kommunikation als barrierefrei, „wenn sie für behinderte Menschen in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernisse und grundsätzlich ohne fremde Hilfe zugänglich und nutzbar sind“ (KOHTE 2003: 27). In der Begründung zum BGG wird der Begriff der Barrierefreiheit als eine „allgemein und zugänglich gestaltete und ohne fremde Hilfe nutzbare Lebensumwelt“ (KOHTE 2003: 27) definiert. Diese Definition stellt eine neue Dimension im bisherigen Sprachgebrauch und Denken dar, da sie sich von Begriffen wie „behindertengerecht“ oder „behindertenfreundlich“, welche eine Sonderlösung für behinderte Menschen darstellen, entfernt und stattdessen eine universale Gestaltung des Lebensumfeldes aller Menschen begrüßt, die niemanden ausschließt und von allen Bürgern in derselben Weise genutzt werden kann. Von Barrierefreiheit sollen also nicht nur behinderte Menschen profitieren, sondern sie bietet allen Benutzern immense Vorteile (cf. KOHTE 2003: 27f.).

Als nicht barrierefrei gelten dagegen Sonderlösungen wie beispielsweise Zugänge zu Gebäuden über Hintereingänge, Rampen oder Zugänge, die einen längeren Umweg erfordern, da diese nicht der „geforderten Nutzung in der allgemein üblichen Weise“ (cf. HELLBUSCH 2005: 39) entsprechen. Barrierefreie Lösungen sind darüber hinaus nicht nur die qualitativ besseren Lösungen, sondern zumeist auch kostengünstiger zu realisieren. Das BGG regelt jedoch nicht nur solch physische Barrieren, sondern versucht auch, kommunikative Schranken abzubauen. So wird unter anderem in dem Gesetz die Deutsche Gebärdensprache als eigenständige Sprache anerkannt, die Gestaltung von Bescheiden und Vordrucken für blinde und sehbehinderte Menschen geregelt und eine barrierefreie Informationstechnik zur Kommunikation mit den Behörden gefordert. Private Unternehmen werden zwar nicht direkt zur Barrierefreiheit verpflichtet, doch hat die Bundesregierung nach § 5 BGG darauf hinzuwirken, „dass gewerbsmäßige Anbieter im Wege von Zielvereinbarungen ihre öffentlich zugängliche Informationstechnik barrierefrei gestalten“ (cf. HELLBUSCH 2005: 39f.).

3.5.2.2. Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung

Eine am 24.7.2002 in Kraft getretene Verordnung zur Schaffung barrierefreier Informationstechnik (BITV) definiert Standards für Internetangebote, Intranet- und Programmoberflächen, sowie CD-ROMs und DVDs, die von Behörden der Bundesverwaltung angeboten werden. Zu diesen Standards gehören unter anderem die wichtigen Standards der Wahrnehmbarkeit, der Bedienbarkeit sowie der Verständlichkeit der jeweiligen Informationen. Diese sollen gewährleisten, dass hör- oder sehbehinderte Menschen, aber auch Benutzer, denen die Arbeit mit einer Computermaus schwer fällt, die jeweiligen Informationen fehlerfrei abrufen können. Von dieser Regelung ausgenommen sind lediglich nur intern genutzte Intranetangebote. Alle anderen Angebote müssen bis zum 31. Dezember 2005 barrierefrei gestaltet sein. Die BITV basiert auf den internationalen Web Content Accessibility Guidelines, welche in Abschnitt 3.5.2.6. vorgestellt werden (cf. HELLBUSCH 2005: 40f.).

3.5.2.3. Landesgleichstellungsgesetze und Verordnungen

Die barrierefreie Informationstechnik für Länder und Kommunen wird in Landesgleichstellungsgesetzen geregelt, da sie außerhalb der Verantwortungsbereich des Bundes liegen. Dennoch haben noch nicht alle Länder ein Landesgleichstellungsgesetz (LGG) verabschiedet, einige werden es jedoch in Zukunft tun. Zudem ist es in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich geregelt, ob die Gesetze auch für Kommunen und Gebietskörperschaften gelten.

3.5.2.4. Bildschirmarbeitsverordnung

Die Bildschirmarbeitsverordnung (BildschArbV) regelt seit 1996 die Bestimmungen des Arbeitsschutzgesetzes bezüglich der Arbeit am Bildschirm und dient dem Arbeits- und Gesundheitsschutz. Sie besagt, dass alle Komponenten des Bildschirmarbeitsplatzes geprüft und auf das Zusammenwirken von Mensch, Hardware und Software sowie die jeweiligen Arbeitsaufgaben ausgerichtet sein müssen. So existieren Richtlinien für die Darstellung von Informationen am Bildschirm und in der Software. Dies bedeutet eine gesetzlich verbindliche ergonomische Gestaltung von Programmoberflächen am Bildschirmarbeitsplatz. Arbeitgeber müssen somit bei der Entwicklung und Änderung von Software unter anderem auch auf die Benutzerfreundlichkeit achten (cf. HELLBUSCH 2005: 30).

3.5.2.5. Benutzerfreundlichkeit

Die Kriterien der Benutzerfreundlichkeit werden in den Teilen 10 bis 17 der DIN EN ISO 9241 definiert. Dazu gehören beispielsweise die Gestaltungskriterien von ergonomischen Benutzeroberflächen wie Schriftgröße, Farben, Eingabemasken und besonders die Dialoggestaltung. Diese muss speziellen Anforderungen wie Aufgabenangemessenheit, Selbstbeschreibungsfähigkeit, Erwartungskonformität, Steuerbarkeit, Fehlertoleranz, Individualisierbarkeit und Lernförderlichkeit entsprechen. Auch Internetauftritte sollten diesen ergonomischen Anforderungen entgegenkommen (cf. HELLBUSCH 2005: 30).

3.5.2.6. Web Content Accessibility Guidelines

Das World Wide Web Consortium (W3C), dem viele namhafte Vertreter der Software- Industrie und der Telekommunikation angehören, hat eine Reihe von Spezifikationen und Empfehlungen für webbasierte Anwendungen veröffentlicht. Eines der wichtigsten Ziele des W3C ist demnach die universelle Zugänglichkeit des Internets. Vorraussetzung hierfür ist eine von verwendeter Hard- und Software, Netzinfrastruktur und Technik unabhängige Internet-Nutzung. Ebenso darf es zu keiner durch Sprache, Kultur, geographische Lage, sowie körperlichen oder geistigen Fähigkeiten verursachte Diskriminierung kommen.

Ein Teil des W3C, die Web Accessibility Initiative (WAI), ist für die Berücksichtigung dieser Zugänglichkeitsaspekte zuständig. Um die Barrierefreiheit im Internet zu etablieren, hat die WIA eine Reihe von Empfehlungen veröffentlicht. Als wichtigsten Dokument gelten hierbei die sogenannten Web Content Accessibility Guidelines (WCAG). Hierbei handelt es sich um eher technisch gehaltene Richtlinien für die zugängliche Gestaltung von Websites und richten sich in erster Linie an die Entwickler von Internetseiten. Obwohl die WCAG bereits aus dem Jahr 1999 stammen, entsprechen sie in weiten Teilen noch immer dem gegenwärtigen Stand der zur Zeit gebräuchlichen Webtechniken HTML 4.01 und XHTML 1.0/1.1.

Ebenfalls seit 1999 wird an den Web Content Accessibility Guidelines 2.0 (WCAG2) gearbeitet. Im Gegensatz zu den WCAG1 wird hier jedoch versucht, sie weniger technisch, aber dafür so verständlich wie möglich zu formulieren, um ein breiteres Publikum, wie zum Beispiel Entscheidungsträger und andere Webverantwortliche, zu erreichen. Die WCAG2 beinhalten nahezu alle Kriterien der WCAG1, welche jeweils einem der vier Gestaltungsprinzipien Wahrnehmbarkeit, Bedienbarkeit, Verständlichkeit und Robustheit der Technik zugeordnet werden. Diese Designprinzipien sind nicht mehr nur auf eine bestimmte Technik (zum Beispiel HTML) beschränkt, sondern technikübergreifend. Dadurch soll eine zugängliche Umsetzung weiterer verwendeter oder noch gar nicht existenten Webtechniken gewährleistet werden. Die Gestaltungsprinzipien der WCAG2 folgen bewusst ergonomischen Grundsätzen, damit die Fähigkeiten und Erwartungen verschiedenartigster Benutzergruppen in mannigfaltigsten Anwendungssituationen und Erwartungen an unterschiedlichen Systemen und Techniken zusammengeführt werden können.

Ein Nachteil der WCAG ist allerdings die Tatsache, dass viele heute im Internet eingesetzte Techniken wie PDF oder Flash nur ungenau oder gar nicht erfasst wurden (cf. HELLBUSCH 2005: 32-38).

4. Grundsätze eines barrierefreien Webportals für Senioren

Das Ziel dieser Arbeit ist die Konzipierung eines barrierefreien Webportals für Senioren. Bei der Gestaltung des Webauftritts sollte also darauf geachtet werden, dass es sich bei den Besuchern des Internetauftritts in erster Linie nicht nur um ältere, sondern vor allem auch ungeübte Benutzer handelt, die häufig mit älteren, gebrauchten Computern arbeiten, welche sie von ihren Kindern oder Enkeln geschenkt bekommen haben. Trotzdem sollen sie sämtliche Informationen des Webportals mühelos abrufen können. Die Grundzüge, die bei der Erschaffung eines solchen Portals einzuhalten sind, werden in diesem Kapitel diskutiert.

4.1. Layout

Um dem Besucher einer Internetseite eine strukturierte visuelle Darstellung der Inhalte präsentieren zu können, sollte die Seite stets in unterschiedliche Bereiche wie Navigationsleiste und Inhalt aufgeteilt werden, welche wiederum in verschiedenen Bereichen des Bildschirms platziert werden können. Durch eine sinnvolle Anordnung dieser Bereiche kann die Verarbeitung der dargebotenen Informationen bereits erheblich verbessert werden: Da die Leserichtung in unserem Kulturkreis gewöhnlich von links oben nach rechts unten verläuft, sollte die Navigationsleiste am Kopf und am linken Rand der Seite platziert werden. Da der obere Bereich einer Internetseite normalerweise zuerst sichtbar ist, ist somit auch die Navigationsleiste relativ früh zu sehen und kann einer ersten Orientierung dienen (cf. BUTZ 2002). Weiterhin muß die Erwartungshaltung der Benutzer berücksichtigt werden, denn bei der Mehrheit von Websites im Internet ist die Navigation links und oben platziert. Dies führt zu einer gewissen Gewohnheit bei den Benutzern, welche die Wahrnehmung zusätzlich beeinflusst (cf. STEINBORN 2002). Zudem haben wissenschaftliche Untersuchungen ergeben, dass unser Gehirn in der rechten Hemisphäre visuell-räumliche Informationen besser verarbeitet als in der linken. Dies bedeutet, dass die Informationsverarbeitung - und dadurch auch die Orientierung - vereinfacht wird, wenn sich die Navigationsleiste am linken Bildschirmrand befindet, da diese Informationen in die rechte Gehirnhälfte gelangen. Die Ursache hierfür liegt in der Überkreuzung der optischen Nerven beider Augen: Informationen aus dem rechten Blickfeld werden in der linken Gehirnhälfte verarbeitet, wogegen Informationen aus dem linken Blickfeld in die rechte Hälfte gesendet werden (cf. WEILAND/GIZYCKI 2001: 33).

4.1.1. Linearisierbarkeit

Indessen lässt sich von dem zweidimensionalen visuellem Bild einer Website nicht auf die Gebrauchstauglichkeit in einem eindimensionalem Medium, wie beispielsweise einem Screenreader oder einer Braille-Zeile2, schließen, da bei ihrer Verwendung alle rein visuellen Strukturierungen einer Website verloren gehen. Beim Einsatz eines Screenreaders liest beispielsweise eine Sprachausgabe den kompletten Inhalt einer Seite vom Anfang bis zum Ende (von links nach rechts und von oben nach unten) vor, wobei der Benutzer mit bestimmten Tastaturkürzeln von Überschrift zu Überschrift oder von Absatz zu Absatz springen kann. Und auch Benutzer, die per Tastatur im Netz navigieren, da sie auf Grund einer motorischen Störung Probleme mit der Mausbedienung haben, stoßen beim praktischen Einsatz häufig auf Probleme, da sich beispielsweise bei der Benutzung der Tabulator-Taste die Reihenfolge von Links oder Eingabefeldern als unlogisch entpuppt. Um also auch diesen Anwendern die Nutzung einer Internetseite zu ermöglichen, sollte stets auf die Linearisierbarkeit der Seite geachtet werden (cf. HELLBUSCH/MAYER 2005: 21). Liniearisierbarkeit lässt sich mit Hilfe von drei verschiedenen Layouttechniken sicherstellen, welche beliebig miteinander kombiniert werden können, die aber auch jeweils spezielle Vor- und Nachteile haben: Tabellen, Cascading Style Sheets (CSS) und Frames.

4.1.2. Tabellen

Bevor alle gebräuchlichen Browser CSS unterstützen, mussten für die Gestaltung des Layouts Tabellen eingesetzt werden. Seitdem jedoch alle Browser CSS-kompatibel sind, ist der einfache Einsatz von Tabellen der einzige Grund, der ihre Verwendung noch rechtfertigt: Tabellen sind leicht nachvollziehbar, erfordern keine speziellen Programmierkenntnisse und werden von allen Autorenwerkzeugen unterstützt. Sie sind also die geeignete Technik für Anbieter, die nicht über die notwendigen CSS-Kenntnisse verfügen. Laut Anforderung 5 der BITV sind Tabellen jedoch nur zur Darstellung tabellarischer Daten zu verwenden. Dies berücksichtigt sowohl die formalen Anforderungen der Trennung von Inhalt und Layout, als auch die übliche Praxis der Gestaltung mit Tabellen. Des weiteren verdinglicht Bedingung 5.3 der BITV, dass die Inhalte von Tabellen auch in linearisierter Form dargestellt werden müssen. Bei der Layoutgestaltung mit Hilfe von Tabellen ist also darauf zu achten, dass beispielsweise ein Screenreader die Tabelle Zeile für Zeile und von links nach rechts bearbeitet. Dies entspricht der Reihenfolge des Quelltextes. Da ein Screenreader sich jedoch stark an Strukturen orientiert und eine Tabelle nichts anderes als ein Strukturelement darstellt, erweist sich die Navigation innerhalb von Layouttabellen häufig als äußerst kompliziert. Dazu soll das folgende Grundgerüst einer Tabelle betrachtet werden:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 15: Grundgerüst einer Tabelle

Quelle: Selbst erstellt

Die Linearisierung einer Tabelle ist recht einfach nachzustellen: Man liest die Inhalte im Quellcode ohne die Tabellenelemente einfach von oben nach unten. In Abbildung 15 wird demnach der Inhalt erst an dritter Stelle gelesen, der Kopfbereich und die Navigationselemente müssen zuvor vom Benutzer übersprungen werden. Dies ist nicht nur äußerst unpraktisch, sondern kann auch recht zeitintensiv sein. An dieser Stelle greift Anforderung 13 der BITV, in welcher eine übersichtliche und schlüssige Gestaltung von Navigationselementen gefordert wird. Dies kann durch die Verteilung von Navigationselementen auf mehrere Seiten oder eine Gruppierung inhaltlich verwandter Navigationsmechanismen umgesetzt werden. Hilfreich wäre zusätzlich der Einsatz einer Sprungmarke. Werkzeuge wie der Webformator3 können die korrekte linearisierte Ausgabe einer Website überprüfen. Die einfachste Lösung wäre, zusammengehörige Inhalte auch in gemeinsamen Tabellenzellen einzubetten, doch trotz allem kommt es beim Einsatz eines Screenreaders immer wieder zu Schwierigkeiten bei der korrekten Aufbereitung des Quelltextes. Deshalb fordert die BITV in Bedingung 10.3 einen Alternativtext, insbesondere bei Seiten, die Texte in parallelen Spalten enthalten (cf. HELLBUSCH 2005: 152-155).

4.1.3. Cascading Style Sheets

Cascading Style Sheets (CSS) stellen eine unmittelbare Ergänzung zu HTML dar. Es handelt sich dabei um eine Sprache zur Definition von Formateigenschaften einzelner HTML-Elemente, die vom W3C normiert wird. So kann man mittels CSS beispielsweise sämtlichen Überschriften eines Textes einen bestimmten Schriftgrad und eine Schriftart zuweisen, Textabsätze, Listen und Tabellenzellen mit einer individuellen Hintergrundfarbe oder einem Rahmen ausstatten oder Elemente gezielt im Anzeigefenster des Browsers positionieren. Dies wäre mit reinem HTML nicht möglich.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 16: Einbinden von CSS in eine HTML-Datei Quelle: Selbst erstellt

Ein zweites wichtiges Merkmal von CSS ist das Konzept der Trennung von Inhalt und Struktur einer Seite: CSS bietet so die Möglichkeit, zentrale Definitionen zum Aussehen eines Elements im Kopf einer HTML-Datei oder in separaten Dateien zu definieren. Auf diese Weise ist es möglich, ein einheitliches Layout für komplexe Webauftritte zu entwerfen. Projektweite Änderungen können dann in einer zentralen Stylesheet-Datei vorgenommen werden. Dies spart nicht nur Arbeit, sondern sorgt auch für kürzere Ladezeiten durch den reduzierten Umfang des HTML-Quelltextes.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 17: Einbinden einer CSS-Datei in HTML Quelle: Selbst erstellt

Aufgrund ihrer weitreichenden Möglichkeiten sollte man Stylesheets ausdrücklich zur Gestaltung barrierefreier Internetseiten nutzen. Dies betrifft besonders Internetseiten, die sich an ältere Benutzer richten, da ein Großteil von ihnen an einer altersbedingten Sehschwäche leidet: Akkurate Farbkontraste, ausreichend große Schriftarten, übliche Schriftweiten und Zeilenhöhen oder die Vermeidung von kritischen Farbkombinationen wie rot/grün zwischen Hintergrund und Vordergrund lassen sich mit Hilfe von CSS bewerkstelligen (cf. MÜNZ 2005). Die BITV bestimmt in Anforderung 3 sogar die Verwendung von Stylesheets, „um die Text- und Bildgestaltung sowie die Präsentation mittels Mark-up-Sprachen geschaffener Dokumente zu beeinflussen“. Allerdings gibt es noch immer eine Reihe von Browsern, die CSS-Layouts nicht zuverlässig darstellen können. Dazu gehören unter anderem der Internet Explorer von Microsoft, alle Mozilla Browser sowie Opera (cf. HELLBUSCH 2005: 156-160).

4.1.4. Frames

Frames bieten die Möglichkeit, eine Website in mehrere Bildschirmfenster aufzuteilen. Ihre Verwendung zur Erstellung barrierefreier Layouts ist heute nicht mehr so problematisch wie in der Vergangenheit, da heutzutage auch Screenreader und TextBrowser4 Frames unterstützen. Jedoch ist die Nutzung von mit Frames gestalteten Seiten hinsichtlich der Linearisierbarkeit ein wenig umständlicher, da etwa in einem TextBrowser die einzelnen Frames als Links dargestellt werden. Der Besucher kann diese Links zwar wie gewohnt auswählen, doch es wird immer nur ein Frame angezeigt. Eine Seite, deren Inhalte in mehreren Frames gleichzeitig angezeigt werden, wird somit rasch gebrauchsuntauglich. Mit einer steigenden Anzahl von Frames nimmt demzufolge die Orientierungsfähigkeit in einem eindimensionalen Medium ab.

Einen großen Nachteil von Frames stellt die Adressierung der einzelnen Seiten im Browser dar. Da es zumeist unmöglich ist, einzelne Zustände eines Framesets5 zu verlinken, ist der Benutzer dazu gezwungen, immerfort über die Startseite und die dortigen Navigationselemente zu einer gewünschten Seite zu gelangen. Als problematisch erweist sich auch das Speichern von Lesezeichen, da nur die Seite mit dem Frameset selbst in der Adressleiste angezeigt wird und entsprechend abgelegt werden kann (cf. HELLBUSCH 2005: 162-164). Weitere Probleme bei der Verwendung von Frames treten bei der Skalierung auf: Sämtliche gebräuchliche Browser sind in der Lage, selbstständig den Inhalt optimal auf dem Bildschirm darzustellen. So wird gegebenenfalls der Zeilenumbruch an die jeweilige Fenstergröße angepasst und sämtliche Seitenelemente werden so angeordnet, dass sie gut auf die Anzeigefläche passen. Die Definition des Framesets jedoch erfordert die Angabe von festen Teil-Fenstergrößen, entweder in Pixeln oder in Prozent. Allerdings berücksichtigt keine der beiden Möglichkeiten den Inhalt der anzuzeigenden Seite. So kann es passieren, dass ein Frame auf dem einen PC leer aussieht, auf einem anderen Computer der Inhalt dagegen nicht in die festgelegten Grenzen passt und der Benutzer scrollen muss, um den kompletten Inhalt lesen zu können, worunter die Orientierung auf der Seite stark leiden kann, da viele Senioren mit der Technik des Scrollings nicht vertraut sind (cf. NAHRATH o.J.). Für Text-Browser ohne Frames-Unterstützung muss zudem ein alternativer Zugang über ein Noframe6 -Element angeboten werden. Da solche Lösungen jedoch mit herkömmlichem HTML nicht umsetzbar sind und gleichzeitig die Relevanz eines Noframe-Bereich sehr gering ist, wird hier ein Link zu einer Übersichtsseite empfohlen, welche auch ohne Einbindung in das Frameset funktioniert (cf. HELLBUSCH 2005: 162ff.).

4.1.5. PopUp-Fenster

Ein weiteres häufig eingesetztes Element zur Darstellung von Inhalten auf Websites sind PopUp-Fenster. Sie werden in der Regel bei der Gestaltung von Links eingesetzt, wenn sich die verlinkte Seite in einem neuen Fenster öffnen soll. Dies ist zwar durchaus sinnvoll, wenn dabei auf externe Seiten verlinkt wird, man den Besucher aber trotzdem auf der eigenen Seite festhalten möchte. Die meisten alten und ungeübten Benutzer bemerken jedoch meist überhaupt nicht, dass sich ein weiteres Browser-Fenster geöffnet hat. Aus meiner Arbeit mit Senioren weiß ich, dass sie erst dann auf die Veränderung aufmerksam werden, wenn sie über den Zurück-Button des Browsers nicht mehr zu der ursprünglichen Seite zurück gelangen können. Doch selbst dann wird ihnen nicht bewusst, dass sie sich in einem anderen Fenster befinden, da sie meistens nicht auf die Symbole in der Task-Leiste am unteren Bildschirmrand achten und vielen Senioren die Funktion dieser Leiste auch gar nicht vertraut ist. Stattdessen reagieren sie verwirrt oder gar ärgerlich. Falls sie überhaupt einen Ausweg aus dieser Situation finden, so ist dies die erneute Eingabe der ursprünglichen Internetadresse in die Adresszeile des Browser. Doch selbst dazu sind meist nur die wenigsten Senioren in der Lage. Auf Grund dieser gravierenden Hindernisse, die bei der Verwendung von PopUp-Fenstern entstehen können, sollte ihre Verwendung bei der Gestaltung eines Internetportals für Senioren vermieden werden.

4.2. Navigation

Die Navigation bildet das Rückgrat eines Webauftritts. So kann sich der gesamte Inhalt eines Webauftritts für bestimmte Benutzer verschließen, falls die Navigation nicht barrierefrei ausgearbeitet wurde. Die Navigation ist also entscheidend für die Benutzbarkeit einer Internetseite.

4.2.1. Funktionen der Navigation

Alte Menschen sind fast ausschließlich den Umgang mit althergebrachten, linear, sequentiell und hierarchisch aufgebauten Medien wie Büchern, Tonbändern oder Filmen gewohnt. Aus diesem Grund erscheint ihnen die Navigation auf einer Internetseite, auf der man über Links direkt und beliebig auf einzelne Inhaltssegmente zugreifen kann und Inhalte durch den Einbau von Links beliebig vernetzt werden, häufig befremdlich. So wird mir bei meiner Arbeit mit Senioren wiederholt die Frage nach dem Anfang und dem Ende einer Website gestellt. Die Freiheit der Strukturierung und des Zugriffs stellt für ältere, unerfahrene Benutzer also häufig ein Hindernis dar, da sie vielfach Inhalte nicht eindeutig zuordnen können oder gar die Orientierung auf einer Internetseite verlieren.

Oberstes Ziel eines barrierefreien Webauftritts sollte demzufolge eine zielgerichtete Navigation sein. Zu den wichtigsten Funktionen der Navigation gehört deshalb eine Übersicht über das vollständige Angebot inklusive aller Teilangebote einer Website. Zudem sollte sie eine Orientierung innerhalb des Webauftritts, sowie Bedienfunktionen zum Aufrufen einzelner Informationen und Funktionen beinhalten. Dagegen sollte darauf verzichtet werden, Links als Querverweise zu weiteren Informationen oder gar externen Seiten in den Text einzubetten, da diese „embedded Links“ jegliche Strukturierung außer Acht lassen und die Orientierung der Benutzer unnötig erschweren (cf. HELLBUSCH 2005: 100f.).

4.2.2. Gestaltung der Navigation

Ein besonders wichtiger Aspekt bei der Gestaltung der Navigation ist ihre Wahrnehmbarkeit. Da Links das wichtigste Navigationselement einer Website darstellen, sollte ihre uneingeschränkte Zugänglichkeit sichergestellt sein. Die Links werden in Navigationsleisten bereitgestellt und sollten auf allen Seiten des Auftritts sichtbar sein. Zudem sollten sie sich durch mindestens zwei Merkmale vom restlichen Text unterscheiden. Dabei kann es sich neben der Farbe entweder um eine andere Schriftformatierung (zum Beispiel Fettschrift oder Unterstreichung) oder ein dem Link vorangestelltes Symbol handeln. Dadurch wird gewährleistet, dass Links nicht erst durch einen sich verändernden Mauszeiger als solche erkannt werden. Allerdings sollte die für die Gestaltung der Links verwendete Schriftformatierung nicht zur Formatierung von normalem Text verwendet werden, da dies zu Verwirrung der Besucher führen würde, da sie beispielsweise hinter jedem unterstrichenem Wort einen Link vermuten würden. Von dieser Regel ausgenommen sind jedoch Links in der Navigationsleiste eines Webauftritts, da die meisten Benutzer sie üblicherweise allein durch ihre Position vom Fließtext unterscheiden können und ihre Funktion erkennen. (cf. HELLBUSCH/MAYER 2005: 16). Jedoch sollten diese Links zum Beispiel nicht hinter Bildern oder Imagemaps versteckt werden, da solche Links nicht nur von Screenreadern, sondern häufig auch von den älteren Benutzern selbst nicht erkannt werden. Zudem können Grafiken nicht skaliert werden. Außerdem sollte beachtet werden, dass die sichtbare Wahrnehmung auch auf verschiedenen Bildschirmen mit unterschiedlichen Einstellungen oder bei der Verwendung benutzerspezifischer Farbschemata garantiert sein muss. Damit bei benutzerdefinierten Farben die Hervorhebung der Navigation nicht verloren geht, sollten die Links hier zusätzlich durch Rahmen oder Symbole ausgezeichnet werden (cf. HELLBUSCH 2005: 102f.).

4.2.3. Bedienbarkeit und Verständlichkeit

Um einen Webauftritt für jeden Benutzer nutzbar zu machen, sollte die Navigation geräteunabhängig funktionieren. Dabei sollte nicht nur eine Bedienung per Maus, sondern außerdem mittels der Tastatur ermöglicht werden. Zusätzlich sollte auf den Einsatz nutzerseitiger Plugins und Scripte wie Flash oder Java Script grundsätzlich verzichtet werden, um keinen Besucher zum Beispiel wegen eines fehlenden Flash-Plugins von der Nutzung einer Website auszuschließen. Es ist also zu empfehlen, die Navigation einer Internetseite mit Basistechniken wie HTML und CSS funktionsfähig zu gestalten. Ebenso sollte auf die Verwendung von Aufklappmenüs verzichtet werden. Viele Benutzer haben nicht nur Schwierigkeiten mit der exakten Positionierung des Mauszeigers und verrutschen beim Klicken auf Schaltflächen, sondern wissen überdies häufig überhaupt nicht, dass ein Aufklappmenü aufklappt. Infolgedessen ist ihnen die Bedienung eines solchen Menüs logischerweise ebenfalls unbekannt. Es sollte also auf jegliche Dynamik bei der Navigation auf Websites verzichtet werden und stattdessen große Schaltflächen mit ausreichend großem Abstand zwischen einander verwendet werden. Jedes Dialogelement sollte selbstbeschreibend und eindeutig sein, um eine schlüssige und nachvollziehbare Navigation zu ermöglichen. Dies kann durch selbsterklärende Links, die Vermeidung von Fachausdrücken, Fremdwörter und Abkürzungen, sowie die Verwendung aussagekräftiger Symbole erreicht werden. Ein probates Mittel zur besseren Orientierung auf Webseiten stellen Überschriften und nahe an der Hauptnavigation platzierte Pfadangaben dar. Außerdem hilft es dem Besucher, wenn der zur aktuellen Seite gehörende Navigationspunkt hervorgehoben wird. Die hierzu nötige Formatierung kann über Hintergründe, Schriftarten, Schriftgrößen oder Farben umgesetzt werden, jedoch ist sie bei der Verwendung von individuellen Bildschirmeinstellungen, Text-Browsern oder Audioausgabe nicht mehr wahrnehmbar. Um Verwirrung beim Benutzer zu vermeiden, sollte zudem auf eine einheitliche Gestaltung der Navigation geachtet werden. Hierzu gehören nicht nur die Navigationsleisten und eventuelle Unternavigationen, sondern auch Rücksprungmöglichkeiten zur vorherigen Seite oder zur Startseite, Wechsel zur Druckversion, das Aufrufen und Absenden von Formularen oder das Herunterladen von Dateien. Damit der Benutzer weit unten oder rechts stehende Navigationselemente nicht übersieht, sollte die Navigation beim Aufruf einer Seite prinzipiell komplett angezeigt werden (cf. HELLBUSCH 2005: 104-109). Weitere wichtige Aspekte zur Verständlichkeit einer Internetseite, unter anderem Wortwahl und Satzbau, wurden bereits in Abschnitt 3.2.2.3. dieser Arbeit besprochen.

4.3. Farben und Kontraste

Viele Internetbenutzer in einem fortgeschrittenem Alter leiden an Sehbehinderungen, manche auch an Farbfehlsichtungen. Bereits 1996 wurden in der Bildschirmarbeitsverordnung (BildscharbV) Anforderungen an die Darstellung von Informationen am Bildschirm vereinbart. Diese wurden teilweise in die BITV übernommen und besagten, dass am Bildschirm dargestellte Zeichen in ausreichender Größe, Schärfe und Deutlichkeit, sowie mit angemessenem Abstand angezeigt werden müssen und der Bildschirm frei von Flimmern und Blendungen sein muss. Auf Grund der großen Anzahl verschiedener Sehstörungen und Einschränkungen beim Farbensehen erweist sich die Entwicklung eines barrierefreien Layouts in dieser Hinsicht jedoch als besonderes schwierig. Da es aus diesem Grund keine allgemeingültige Farbempfehlung für alle Sehbehinderten geben kann, sollte es jedem Benutzer ermöglicht werden, die Darstellung der Internetseite seinen individuellen Bedürfnissen anzupassen. Dies lässt sich, wie in Abschnitt 4.1.3. beschrieben, durch die Trennung von Layout und Inhalt mit Hilfe von CSS bewerkstelligen (cf. HELLBUSCH 2005: 72-75).

4.3.1. Mehrfachauszeichnung

Farbfehlsichtige Benutzer können bestimmte Farben nicht wahrnehmen. Diese Farben werden in ihrer Farbwahrnehmung durch andere, wahrnehmbare Farben ersetzt, wodurch es zu einer verschobenen Farbwahrnehmung kommt. Infolgedessen kommt es zu Unterscheidungsschwierigkeiten und Verwechslungen. Als besonders problematisch erweist sich für den Betroffenen beim Surfen im Internet häufig die Unterscheidung zwischen Text- und Hintergrundfarbe. Deswegen sollte bereits bei der Gestaltung der Seite darauf geachtet werden, dass dem Benutzer eine individuelle Farbeinstellung ermöglicht wird. Im Falle von gewöhnlichem Fließtext oder Überschriften kann dieses Problem mit Hilfe von CSS, wie bereits oben erwähnt, einfach gelöst werden. Schwieriger wird es jedoch beim Einsatz von Grafiken. Hierbei sollte stets darauf geachtet werden, dass diese sich nicht allein über ihre Farbe definieren, sondern auch in einer Alternative abgebildet werden können. So sollten beispielsweise Zahlen und Pflichtfelder in Formularen nicht nur durch Farben, sondern zusätzlich durch Vorzeichen, bzw. mit einem Sternchen versehen werden. Links sollten neben einer anderen Farbe durch ein weiteres Merkmal, zum Beispiel Fettschrift oder Unterstreichung, gekennzeichnet werden oder Linien einer Infografik nicht nur farblich unterschieden, sondern zusätzlich gestrichelt oder durchgezogen gezeichnet werden (cf. HELLBUSCH 2005: 75-81).

4.3.2. Kritische Farbkombinationen

Wie bereits in Abschnitt 4.2.2. erwähnt, kann es auf Grund der großen Anzahl verschiedener Sehstörungen und Einschränkungen beim Farbensehen keine allgemeingültige Farbempfehlung für alle Sehbehinderten geben, weswegen in diesem Abschnitt nur die kritischen Farbkombinationen genannt werden, von denen die meisten Farbfehlsichtigen betroffen sind.

Das oberste Gebot bei der Auswahl der Farben für eine Website sollte der Verzicht auf komplementäre Farben, wie beispielweise Grün auf Rot oder Rot auf Grün, sein. Derartige Farbkombinationen irritieren nicht nur Farbfehlsichtige, sondern ebenso normal Farbsichtige. Obendrein verursachen komplementäre Farbkombinationen ein Flimmern auf dem Bildschirm. Ebenso sollte auf die Farbkombination Rot auf Schwarz oder Schwarz auf Rot verzichtet werden, da die Farbe Rot für Menschen mit einer Rotschwäche als dunkles Grau oder gar Schwarz erscheint. Dasselbige gilt für Kombination von Beige, Gelb oder Orange mit Rot und Grün, da ein Großteil der Farbfehlsichtigen Rot und Grün durch eben diese Farben ersetzt. Zu weiteren Farbkombinationen, die für unter einer Farbfehlsichtung leidende Benutzer schwer zu unterscheiden sind, zählen Gelb und Weiß, Rot und Blau sowie Blau und Orange. Außerdem sollten große weiße Flächen auf dem Bildschirm vermieden werden, da von ihnen ein zu großer Blendeffekt ausgeht. Weiße Hintergründe sollten aus diesem Grunde etwas abgetönt werden.

Falls aus bestimmten Gründen, zum Beispiel den Anforderungen einer Corporate Identity, auf eine dieser Farbkombinationen nicht verzichtet werden kann, so sollte dafür gesorgt werden, dass keine Verwechslung möglich ist. Dies kann man dadurch erreichen, dass den unterschiedlichen Farbtönen keine unterschiedliche Bedeutung und Information zugewiesen wird. Außerdem sollte ein ausreichend großer Abstand zwischen den kritischen Farbflächen eingehalten werden oder ein beträchtlicher Helligkeitskontrast zwischen den beiden Farben existieren (cf. HELLBUSCH 2005: 82).

4.3.3. Empfohlene Farbkombinationen

Genau wie bei den kritischen Farbkombinationen gibt es auch hier auf Grund der großen Anzahl verschiedener Sehstörungen und Einschränkungen beim Farbensehen keine Patentlösung. Allerdings gibt es eine Reihe von Farbkombinationen, welche der Lesbarkeit und Wahrnehmung förderlich sind. Dazu gehören die Kombinationen Schwarz auf Weiß, Weiß auf Rot, Weiß auf Schwarz, Blau auf Weiß sowie Gelb auf Blau. Zudem sollte laut Bedingung 2.2 der BITV bei der Gestaltung von Grafiken darauf geachtet werden, dass die Kombinationen aus Vordergrund- und Hintergrundfarben ausreichend kontrastieren, damit sie auch auf Schwarz-Weiß-Bildschirmen oder von Benutzern mit einer Farbfehlsichtung einwandfrei wahrgenommen werden können. Dies ist besonders wichtig, da der Benutzer im Gegensatz zur Textdarstellung die Farben von Schaltflächen, Diagrammen, Piktogrammen oder Symbolen nicht individuell anpassen kann. Auf die Abbildung eines Textes in einer Grafikdatei sollte deswegen laut Bedingung 3.1 der BITV gänzlich verzichtet werden. Zudem sollte bei längeren Fließtextpassagen stets eine schwarze Schrift auf hellem Hintergrund oder weiße Schrift auf dunklem Grund verwendet werden, da beispielsweise eine graue Schrift unter Verwendung eines Vergrößerungssystems erheblich undeutlicher erscheint als eine schwarze Schrift. Die Ursache für dieses Phänomen liegt darin, dass die Schriftkanten in der vergrößerten Darstellung nicht gleichermaßen geglättet werden können. Nebenbei sollte auf Farbverläufe und Hintergrundgrafiken gänzlich verzichtet werden.

Abschließend sollte beachtet werden, dass die Zuweisung von Text- und Hintergrundfarben ausnahmslos per CSS erfolgt, um die geforderte Trennung von Inhalt und Layout aufrechtzuerhalten (cf. HELLBUSCH 2005: 82-87).

4.4. Texte und Grafiken

Dieser Abschnitt überschneidet sich zum Teil mit vorherigen Abschnitten, doch sollen die Inhalte der Vollständigkeit halber an dieser Stelle noch einmal angesprochen werden.

4.4.1. Schriftbild

Auch wenn die Typographie kein Bestandteil der BITV ist, sollten einzelne Gesichtspunkte bei der Gestaltung der Schrift eines Webauftritt stets beachtet werden: Um auch visuell beeinträchtigten Nutzern den Gebrauch der Seite zu ermöglichen, sollte die Schrift stets ausreichend groß, scharf und deutlich sein. Ein ausreichend großer Abstand zwischen den Wörtern und Zeilen fördert zudem die Lesbarkeit. Zudem sollte die Schrift skalierbar, wobei eine bestimmte Mindestgröße jedoch nicht überschritten werden sollte. Diese Mindestgröße ergibt sich aus dem jeweiligen Sehabstand. Sie beträgt bei einem Sehabstand von 50 cm und 3 mm, bei einem Abstand von 70cm und 4,5 mm. Um zu verhindern, dass eine Schriftart verwendet wird, die der Besucher nicht auf seinem System installiert hat, sollten generische Schriftfamilien angelegt werden. Hierbei wird die Reihenfolge der verwendbaren Schriften festgelegt, falls ein Benutzer die gewünschte Schrift nicht zur Verfügung hat. Bei der Auswahl der Schriftarten sollte man sich auf Schriften ohne Serifen konzentrieren, da diese am Bildschirm besser lesbar sind. Hierzu gehören unter anderem die Schriftarten Arial, Helvetica, Geneva und Futura (cf. HELLBUSCH 2005: 92f.).

4.4.2. Textdarstellung

Da zu lange Zeilen den Lesefluss und die Orientierung auf einer Website erschweren, sollte die Zeilenlänge nicht mehr als 30-50 Buchstaben betragen. Dies ist abhängig von der jeweiligen Schriftart. Auf die Verwendung von Blocksatz sollte verzichtet werden, da linksbündiger Flattertext auf dem Bildschirm besser lesbar ist. Auch auf den Einsatz kursiver Schrift sollte verzichtet werden, da dieser bei der Verwendung von Vergrößerungssystemen aufgrund mangelhafter oder gar fehlender Kantenglättung schlechter zu lesen ist. Wie bereits im vorherigen Abschnitt bemerkt, sollte der Text in einer serifenlosen Schriftart dargestellt werden. Dabei sollte man sich auf maximal zwei Schriftarten pro Seite, beispielsweise zur Differenzierung von Überschriften, beschränken. Genau wie bei der Definition der Farben sollte auch hier die Formatierung per CSS vorgenommen werden, da FONT-Elemente7 veraltet sind und nach Bedingung 11.2 der BITV nicht mehr verwendet werden dürfen (cf. HELLBUSCH 2005: 93).

4.4.3. Formatierung von Links

Die Formatierung von Links, sowie all ihren Pseudoformaten, erfolgt wie gewohnt per CSS. Unter Pseudoformaten versteht man dabei die Unterscheidung in noch nicht besuchte Links (a:link), bereits besuchte Links (a:visited), soeben von der Maus überfahrene Links (a:hover), soeben ausgewählte Links (a:active) und soeben im Fokus stehende Links (a:focus). Für Benutzer, die Schwierigkeiten mit der Mausbedienung haben, ist vor allem der Befehl a:hover eine praktische Beihilfe, durch welche sie die korrekte Mausposition besser erkennen können. Der Ausdruck a:focus dient dagegen Benutzern, die auf Grund einer motorischen oder visuellen Behinderung per Tastatur durch eine Website navigieren: Durch ihn reagiert ein Link, wenn er beispielsweise im Fokus der Tabulatortaste steht. Die folgende Abbildung zeigt, wie die Gestaltung von Verweisen mit CSS im Quelltext aussehen könnte.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 18: Verweise gestalten mit CSS Quelle: Selbst erstellt

Um eine noch bessere Orientierung zu ermöglichen, könnte ein soeben von der Maus überfahrener oder im Fokus stehender Link sogar noch durch einen Rahmen oder eine kontrastreiche Hintergrundfarbe gekennzeichnet werden. (cf. HELLBUSCH 2005: 89-92). Wie bereits in Abschnitt 4.2.2. verdeutlicht, sollten sich die Links durch mindestens zwei Merkmale vom restlichen Text unterscheiden. Dabei sollte die für die Gestaltung der Links verwendete Schriftformatierung allerdings nicht zur Formatierung von normalem Text verwendet werden, da dies zur Verwirrung der Besucher führen würde.

4.4.4. Alternativtexte für Grafiken

In Bedingung 14.2 der BITV wird der Einsatz von Bildern auf Websites gefordert, wodurch die Verständlichkeit von Informationen unterstützt werden soll. Allerdings sollte bei der Verwendung von Grafiken stets die Barrierefreiheit eingehalten werden, da Benutzer von nichtgrafischen Ausgabemedien keine Möglichkeit haben, die Inhalte von Bildern und Grafiken, aber auch von Filmen und anderen Multimedia-Darstellungen, zu betrachten. Deswegen sollte jedem solcher Elemente stets ein Alternativtext im HTML- Quelltext beigefügt werden. Dabei ist darauf zu achten, dass der Alternativtext die gleiche Information wiedergibt und die selbe Funktion beinhaltet wie das eigentliche Bild. Falls beispielsweise eine Grafik als Link verwendet wird, so ist eine Information über das Ziel des Links im Alternativtext der Grafik unerlässlich (cf. HELLBUSCH 2005: 54-60). Insgesamt kann zwischen drei Sorten von Grafiken unterschieden werden: Informationsgrafiken, Darstellungsbilder und Layoutgrafiken.

4.4.4.1. Informationsgrafiken

Unter Informationsgrafiken versteht man Grafiken mit Text, einem Symbol oder einem Logo, wie zum Beispiel eine Grafik mit einem Druckersymbol, welche zur Druckversion einer Seite führt. Auch solch eine Grafik muss einen Alternativtext (zum Beispiel „Druckversion“) enthalten. Falls der Text zu lang ist, wäre eine passende Zusammenfassung zu empfehlen, die eine Länge von 150 Zeichen nicht überschreiten sollte (cf. HELLBUSCH 2005: 58).

4.4.4.2. Darstellungsbilder

Als Darstellungsbilder bezeichnet man unter anderem Fotos, Zeichnungen und grafische Darstellungen von Zusammenhängen. Im Gegensatz zu den Informationsgrafiken ist hier die Beschreibung wichtiger als die Information. Der essentielle Inhalt sollte mit wenigen Worten im Alternativtext wiedergegeben werden (cf. HELLBUSCH 2005: 58).

4.4.4.3. Layout-Grafiken

Layout-Grafiken sind zur Positionierung eingesetzte, unsichtbare, einfarbige Bilder. Wenn sie zu Layout-Zwecken eingesetzt werden, sollten sie an Stelle eines Alternativtextes mit einem leeren alt-Attribut8 (alt=““) gekennzeichnet werden. Dieser leere Alternativtext ermöglicht es etwa einem Screenreader, die Grafik vollständig zu ignorieren, wodurch dem Benutzer belanglose Information und eventuelle Verwirrung erspart bleiben. Selbiges gilt für Bilder, die aus rein optischen Gründen eingesetzt werden, um beispielsweise für eine bestimmte Stimmung oder Emotionen zu sorgen (cf. HELLBUSCH 2005: 58).

4.4.5. Formulare

Formulare dienen zumeist der Interaktion zwischen dem Benutzer und dem Anbieter einer Website und ihre Bedeutung steigt parallel zur immer stärkeren Verbreitung von E- Commerce und E-Government. Jedoch stellen gerade diese Formulare eine der größten Barrieren für ältere, ungeübte oder gar behinderte Benutzer dar. Im Gegensatz zu den bisher in dieser Arbeit erwähnten Aspekten spielt in diesem Fall nicht nur die Unabhängigkeit vom Ausgabemedium, sondern auch von den Eingabemedien eine wichtige Rolle.

4.4.5.1. Komfortable und verständliche Gestaltung von Formularen

Um unerfahrenen Benutzern eines Formulars die Eingabe zu erleichtern, sollte das Formular mit Hilfe des fieldset-Elements9 in logische, für den Benutzer leicht überschaubare Blöcke eingeteilt und zusätzlich mit erklärenden Texten präsentiert werden. Auf diese Weise sollte die einzelnen Formularfelder von dem Benutzer Schritt für Schritt abgearbeitet werden können. Eine weitere Orientierungshilfe stellen Legenden für die einzelnen Fieldsets dar. können Sie Ihren Besuchern eine weitere Orientierungshilfe geben. Das Tag legend ist ein "Unter-Element" des fieldset-Elements, womit sich per CSS Effekte erzeugen lassen, die zum Beispiel eine Präsentation in Form von Karteireitern ermöglichen. Benutzer mit motorischen Einschränkungen, die Schwierigkeiten mit der exakten Positionierung der Maus haben oder andere Hilfsmittel als Mäuse verwenden, haben zudem häufig Schwierigkeiten bei der Bedienung von Checkboxen und Radiobuttons. Ihnen kann Hilfe geleistet werden, in dem man anstelle der genannten Kontrollelemente zusätzlich den nebenstehenden Text anklicken kann, um zum Beispiel ein Häkchen zu setzen (cf. CASPERS 2003).

Ein weitaus größeres Problem ist jedoch die Tatsache, dass ein noch größerer Anteil der älteren und unerfahrenen Benutzer gar nicht weiß, wie man überhaupt Formulare und die dazugehörigen Kontrollelemente bedient. Häufig wird ein Formular als solches nicht einmal erkannt. Und selbst wenn ein Benutzer weiß, dass er einen Text in ein Eingabefeld eintippen muss, bewegt er häufig zwar den Mauszeiger auf das entsprechende Feld, vergisst allerdings, zuvor auch noch mit der Maus in das betreffende Feld zu klicken, um etwas hineinschreiben zu können. Gleiches gilt für Checkboxen und Radiobuttons. Aus diesem Grund sollte ein erklärender Text zumindest an den Anfang des Formulars, besser jedoch vor jedes einzelne Fieldset, gestellt werden. Ebenso wichtig ist eine verständliche Beschriftung der Eingabefelder und Schaltflächen mit Hilfe des label-Elements10. Dies bewirkt nebenbei, dass man auch auf die Beschriftung eines Eingabefeldes klicken kann, statt direkt auf das Feld, und damit den Cursor in das Feld bewegt. Besonders wichtig ist zudem die deutliche Unterscheidung und Bezeichnung von Pflichtfeldern und optionalen Eingabefeldern. Ähnliches gilt für anklickbare Schaltflächen: Ein Button sollte nicht mit „Submit“, sondern mit „Absenden“ bezeichnet werden, da dies für ältere Benutzer einfacher zu verstehen ist (cf. HELLBUSCH 2005, 190f.).

4.4.5.2. Bedienung von Formularen per Tastatur

Im vorherigen Abschnitt ging es hauptsächlich um die Bedienung von Formularen mit der Maus. Allerdings gibt es Benutzer, die eine Maus aufgrund einer motorischen Störung nicht bedienen können. Auch diesen Anwendern muss es nichtsdestoweniger möglich sein, Formulare auszufüllen und Kontrollelemente zu bedienen. Die wichtigste Taste bei der Navigation mit der Tastatur ist die Tabulatortaste. Sie ermöglicht es nicht nur, von Link zu Link, sondern auch von einem Formularelement zum nächsten zu springen. Ferner lassen sich etwaige Auswahllisten mit Hilfe der Pfeiltasten öffnen, die Leertaste dient zur Aktivierung von Radiobuttons und Checkboxen und mit der Eingabetaste lassen sich die eingegebenen Daten über entsprechende Schaltflächen bestätigen und absenden. Allerdings sollte bezüglich der Tastatursteuerung stets die Linearisierbarkeit beachtet werden So entspricht die Tabulatorreihenfolge zum Beispiel häufig nicht der optisch-intuitiven Reihenfolge am Bildschirm. Stattdessen werden die einzelnen Elemente einer Seite in der Reihenfolge abgearbeitet, in der sie im Quelltext erscheinen. Dies gilt auch für die einzelnen Elemente innerhalb eines Formulars. Es muss also schon bei der Programmierung auf eine logische Reihenfolge der Kontrollelemente geachtet werden (cf. CASPERS 2003). Die Linearisierbarkeit eines Formulars lässt sich am besten mit Hilfe des tabindex-Attributs bewerkstelligen, womit die Tabulatorreihenfolge der einzelnen Kontrollelemente festgesetzt werden kann. Dies ist in der folgenden Abbildung dargestellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 19: Verwendung des tabindex-Attributs

Quelle: Selbst erstellt

4.4.5.3. Vorbelegung von Formularfeldern

Viele unerfahrene Anwender haben Probleme, Sonderzeichen (zum Beispiel das @- Zeichen) zu tippen, wenn dafür eine bestimmte Tastenkombination nötig ist. Das gleiche gilt natürlich erst recht für Menschen mit motorischen Störungen. Ihnen soll durch eine Vorbelegung von Eingabefeldern mit den entsprechenden Sonderzeichen geholfen werden. Allerdings kann diese Vorbelegung auch zu einer Reihe von Fehlern führen: So passiert es häufig, dass Benutzer ihren Text - zum Beispiel bei der Abfrage eine E-Mail-Adresse - vor oder hinter die Vorbelegung eintippen, ohne diese zu löschen. Die Ursache dafür ist, dass die Benutzer die Vorbelegung entweder überhaupt nicht erkennen oder gar nicht wissen, wie diese zu löschen ist (cf. CASPERS 2003).

4.4.5.4. Skalierbarkeit von Formularelementen

Genau wie beim üblichen Layout sollte auch bei der Gestaltung von Formularen auf die Möglichkeit zur Skalierbarkeit geachtet werden. Die Möglichkeit, Formularelemente zu vergrößern, ist nicht nur für Menschen mit einer Sehbehinderung, sondern auch für Ungeübte oder Mobilitätsbehinderte von Vorteil. Denn je größer die anklickbare Fläche, desto größer wird auch die Treffsicherheit für Anwender, die Probleme mit der Mausbedienung haben. Denn besonders die zu kleinen Radiobutton und Checkboxen bereiten dieser Benutzergruppe große Probleme. Doch genau wie bei der Vorbelegung von Formularfeldern umfasst auch das Prinzip der Skalierbarkeit nicht nur Vorteile: So kann etwa eine zu starke Vergrößerung der Eingabefelder zu einer Verwüstung des Layouts und damit zu unnötiger Störung der Orientierung beim Anwender führen (cf. HELLBUSCH 2005: 188).

4.5. Aktive Inhalte

Das Internet hat sich innerhalb weniger Jahre zu einem Massenmedium mit einer Vielzahl von Möglichkeiten entwickelt und bietet dem Anwender die Möglichkeit, immense Teile des menschlichen Wissens abzurufen. Um den damit einhergehenden wachsenden Bedarf an multimedialer und interaktiver Informationsdarstellung zu erfüllen, wurden die Web- Browser in den vergangenen Jahre dahingehend weiterentwickelt, dass sie eine Fülle unterschiedlicher Medienformate wie Texte, Bilder, Musik oder Videos anzeigen und abspielen können. Dazu wurden die Browser dementsprechend erweitert, dass sie kleinere Programme und Skripte genau wie lokale Anwendungen direkt auf dem PC des Anwenders ausführen können. Derartige Programmcodes werden als „aktive Inhalte“ bezeichnet. Zu dieser Gruppe gehören unter anderem JavaScript, Java Applets oder Flash. Neben den vielen Vorteilen bieten die Aktiven Inhalte jedoch auch eine Reihe nicht unerheblicher Gefahren und Risiken (cf. BUNDESAMT FÜR SICHERHEIT IN DER INFORMATIONSTECHNIK 2005b).

4.5.1. JavaScript

JavaScript wird in der Webgestaltung häufig eingesetzt, da mit seiner Hilfe Internetseiten sehr einfach dynamisiert werden können. Zwar ist JavaScript kein direkter Bestandteil von HTML, doch lassen sich JavaScripts nach Wunsch direkt in einer HTML-Datei oder in separaten Dateien notieren und werden zur Laufzeit vom Web-Browser interpretiert. Doch wer JavaScript nutzen möchte, muss es in seinem Browser aktivieren - und an dieser Stelle beginnen die Probleme: Die meisten Senioren besitzen keine Kenntnis über JavaScript, geschweige denn, wie man es aktiviert. Und obwohl durch JavaScript ausgelöste Sicherheitsprobleme heutzutage weitestgehend ausgemerzt sind, besitzt es bei vielen Internetnutzern noch immer einen schlechten Ruf. Zudem stößt man immer wieder auf Websites, auf denen durch den Einsatz von JavaScript die Funktionen der rechten Maustaste deaktiviert werden oder es dem Besucher unmöglich gemacht wird, die Seite wieder zu verlassen. Dies sind nur einige Gründe, wieso viele Anwender JavaScript bewusst nicht aktivieren, wodurch ihnen bestimmte Inhalte einer Website verwehrt bleiben können (cf. MÜNZ 2005b)

4.5.2. Java Applets

Java Applets sind eigenständige, in Java programmierte, Programme. Im Gegensatz zu gewöhnlichen Java-Programmen, welche einen Stand-Alone-Java-Interpreter zur Ausführung benötigen, können Java Applets aus HTML-Seiten heraus aufgerufen werden und ermöglichen es zum Beispiel, Animationen oder Klänge in Webseiten einzubauen . Dies ist unter dem Gesichtspunkt der Barrierefreiheit durchaus eine sinnvolle Möglichkeit, um etwa blinden Internetnutzern den Seiteninhalt in Form einer Audio-Datei anzubieten. Allerdings benötigt der Browser zur Ausführung von Java Applets eine spezielle Laufzeitumgebung, die Java Virtual Machine. Diese kann bereits im Browser integriert sein - häufig tritt hier allerdings ein ähnliches Problem wie bei JavaScript auf: Java muss im Browser aktiviert sein - und häufig muss es noch nachträglich aktualisiert oder vollständig installiert werden (cf. KRÜGER 2000: 876-885). Oft fehlt den Benutzern jedoch das hierzu nötige Wissen oder sie haben Angst, bei der Installation Schaden zu verursachen. Die Gründe für diese Ängste werden in Abschnitt 4.4.6.4. genauer erläutert.

4.5.3. Macromedia Flash

Flash ist eine Software der amerikanischen Firma Macromedia, mit deren Hilfe sich neben Texten und Bildern auch Animationen, Sprachausgabe, Musik, Geräusche und Videos zu einem multimedialen Webauftritt kombinieren lassen. Im Gegensatz zu HTML und CSS wird Flash meist nicht zur reinen Informationsvermittlung eingesetzt, sondern dient größtenteils ästhetischen oder spielerisch-kommunikativen Zwecken. Doch obwohl multimedial aufbereitete Informationen durchaus anschaulicher und verständlicher sein können als reine HTML-Seiten (so könnten beispielsweise per Flash Informationen für sehbehinderte Nutzer durch einen menschlichen Sprecher anstelle einer Computerstimme vorgetragen werden), werden alte und behinderte Internetnutzer bisher als Zielgruppe kaum berücksichtigt. Stattdessen steht der Benutzer hier häufig vor dem gleichen Problem wie bei JavaScript und Java Applets: Um mit Flash erzeugt Internetseiten aufrufen zu können, ist ein sogenannter Flash-Player erforderlich. Zwar gibt es in vielen mittels Flash erstellter Websites eine Kontrolle um festzustellen, ob ein Flash-Player auf dem PC des Besuchers installiert ist, und üblicherweise wird bei einem fehlendem Flash-Plugin direkt zu einer Macromedia-Downloadseite verlinkt, doch stellt dies bereits häufig, wie in den vorherigen Unterabschnitten beschrieben, bereits eine beträchtliche Barriere dar - und das nicht nur für alte oder behinderte Nutzer. Nach Anforderung 6 der BITV müssen Webauftritte auch dann funktionieren, wenn Flash deaktiviert oder nicht installiert ist. Zusätzlich muss laut Bedingung 11.3 bei der Verwendung nichtbarrierefreier Technologien (und hierzu gehört Flash laut dem Leitfaden für barrierefreies E-Government des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik) ein alternatives, barrierefreies Internetangebot zur Verfügung gestellt werden. Eine solche äquivalente Lösung wäre eine HTML-Seite. Allerdings wird diese Bedingung nur spärlich umgesetzt (cf. HELLBUSCH 2005: 231-234).

4.5.4. Gefahren und Barrieren durch aktive Inhalte

Da die Ausführung von aktiven Inhalten auf dem Rechner für den Benutzer unbemerkt abläuft, bergen diese Inhalte ein erhebliches Sicherheitsrisiko. So kann beispielsweise durch eine fehlerhafte Programmierung die Kontrollfunktion eines Web-Browsers außer Funktion gesetzt werden oder Unbekannte können durch böswilligen Programmcode Zugriff auf fremde Rechner erlangen und beliebige Dateien lesen oder verändern. Doch nicht nur für den Benutzer, sondern auch für den Anbieter einer Website bestehen Nachteile bei der Verwendung von Aktiven Inhalten: Die Ausführung des aktiven Programmcodes ist abhängig von der Browser-Konfiguration des Besuchers. So kann für den Anwender der Zugang zu einer Internetseite durch eine entsprechende Konfiguration eingeschränkt sein oder gar gänzlich verhindert werden. Falls dennoch aktive Inhalte bei der Programmierung einer Seite zum Einsatz kommen, muss zusätzlich für alternative Eingabemöglichkeiten gesorgt werden. (cf. BUNDESAMT FÜR SICHERHEIT IN DER INFORMATIONSTECHNIK 2005c: 79).

Doch nicht nur durch sichere Browser-Einstellungen kann der Zugang zu Webauftritten durch den Einsatz aktiver Inhalte beschränkt werden: Wie bereits in den vorherigen Unterabschnitten erwähnt, benötigt der Benutzer ein entsprechendes Plugin, um etwa JavaScript oder Flash nutzen zu können. Aus meiner Arbeit mit Senioren weiß ich, dass viele betagte Anwender derartige Plugins jedoch nicht auf ihren Computern installiert haben, da sie häufig die von Kindern oder Großkindern abgelegten PCs zum Surfen im Internet verwenden. Aus Unwissenheit sind diese Anwender jedoch nicht in der Lage, die nötigen Plugins eigenhändig nachzuinstallieren. Und selbst wenn sie dazu in der Lage sind, verzichten viele Benutzer auf eine nachträgliche Installation von Plugins, da sie befürchten, Schaden auf dem PC anzurichten. Ursache für diese Ängste sind häufig Nachrichten aus Zeitungen oder Fernsehen, in denen über Viren und Würmer, Sicherheitslücken in Software oder Missbrauch von Daten berichtet wird. Da die Senioren zumeist nicht zwischen seriösen Plugin-Anbietern und illegaler Malware unterscheiden können, verzichten sie erfahrungsgemäß auf eine Aktualisierung ihrer Software. Überdies nutzen viele Senioren eine langsame, analoge Leitung, um sich ins Internet einzuwählen, da sie entweder nicht wissen, wie und wo sie einen Highspeed-Zugang beantragen können oder die vielen unterschiedlichen Zugangsarten gar nicht kennen. Da die Aktualisierung eines Flash-Plugins über eine analoge Leitung sehr zeitaufwändig sein kann, verzichten viele Nutzer darauf, ihre Software auf den neuesten Stand zu bringen. So kann es passieren, dass sie von der Nutzung eines Webauftritts ausgeschlossen werden.

5. Gestaltung eines barrierefreien Webportals für Senioren

Im folgenden Kapitel begründe ich meine Entscheidungen, welche ich bei der Gestaltung und Konzeption eines barrierefreien Internet-Portals für Senioren getroffen habe. Sämtliche Entscheidungen beruhen auf den in den vorherigen Kapiteln gewonnenen Erkenntnissen. Nach Abschnitt 2.2.1. handelt es sich dabei um ein vertikales Portal, da es spezifische Informationen zu einem bestimmten Thema bieten und dadurch hinsichtlich der Zielgruppe hochspezialisiert ist. Zudem handelt es sich laut Abschnitt 2.2.2. auch um ein offenes Portal, da es jedem Internetbenutzer zugänglich ist und niemandem den Zutritt, beispielsweise durch eine Passwortabfrage, verwehrt.

5.1. Gestaltung des Layouts

Wie in Abschnitt 4.1.3. empfohlen, habe ich zur Gestaltung dieses Senioren-Portals CSS eingesetzt, da diese weitreichende Gestaltungsmöglichkeiten zur Erschaffung barrierefreier Inhalte geben als die in den Abschnitten 4.1.2. und 4.1.4. beschriebenen Tabellen oder Frames, da man mit CSS das Aussehen eines Elements durchgehend definieren kann. Dadurch ist es möglich, ein einheitliches Layout für den gesamten Webauftritt zu entwerfen. So habe ich mittels CSS sämtlichen Überschriften und Texten einen bestimmten Schriftgrad und eine Schriftart zugewiesen, Textabsätze, Listen und Tabellenzellen mit einer individuellen Hintergrundfarbe oder einem Rahmen versehen und Elemente wie die Navigationsleiste und den Inhalt gezielt im Anzeigefenster des Browsers positioniert.

Wie in Abschnitt 4.1. beschrieben, erhält man eine sinnvolle visuelle Darstellung der Inhalte einer Internetseite, wenn Fotos, Logos, Abbildungen oder die Navigationsleiste im linken Bildschirmbereich angeordnet werden, Texte dagegen im rechten Bereich. Aus diesem Grund habe ich die Navigationsleiste im linken Bildschirmbereich positioniert, während der Text den rechten Bereich einnimmt. Die dadurch entstandene Beschränkung der Zeilenbreite im rechten Bildschirmbereich wirkt sich zudem positiv auf die Lesbarkeit des dort positionierten Textes aus, da getreu Abschnitt 4.4.2. die Zeilenlänge eines Textes nicht mehr als 30-50 Zeichen betragen sollte, um den Lesefluss und die Orientierung auf einer Website zu erleichtern.

5.1.1. Einhaltung der Gestaltgesetze

Bei der Gestaltung des Layouts werden die in Abschnitt 3.2.4. beschrieben Gestaltgesetze berücksichtigt, bei deren Anwendung durch Anordnung oder Formgebung Bedeutungszusammenhänge zwischen Seitenelementen hergestellt oder vermieden werden können. Bei der Gestaltung der Navigationsleiste kommt vor allem das in Abschnitt 3.2.4.1. verdeutlichte Gesetz der Nähe zur Geltung: Die räumlich nahe beieinanderliegenden Links der Navigationsleiste werden von unserer Wahrnehmung gruppiert und deswegen als zusammengehörig verstanden. Gleichzeitig sorgt das selbe Gesetz auch dafür, dass der Navigationsbereich leicht vom restlichen Inhalt der Seite unterschieden werden kann: Der Abstand zwischen Navigationsleiste und Inhalt wird hier als Gestaltungsmittel genutzt, indem die Leere zwischen den beiden Bereichen von unserer Wahrnehmung als Information erfasst wird. Ferner greifen bei der Gestaltung der Navigationsleiste auch das in Abschnitt 3.2.4.2. besprochene Gesetz der Ähnlichkeit, sowie das in Abschnitt 3.2.4.3. diskutierte Gesetz der Geschlossenheit: Die gemeinsame Farbgebung der Navigationslinks entspricht dem Gesetz der Ähnlichkeit und bewirkt, dass die Links als zusammengehörend wahrgenommen werden. Dieser Effekt wird durch das Gesetz der Geschlossenheit noch verstärkt, indem die Links von einer gestrichelt Linie umrandet werden. Dass diese gestrichelte Linie überhaupt als zusammengehörig aufgefasst wird, liegt wiederum an dem Gesetz der guten Fortsetzung (Abschnitt 3.2.4.4.), welches besagt, dass Objekte, welche auf einer Linie oder Kurve angeordnet sind, als zusammengehörig aufgefasst werden. Dieses Gesetz habe ich ebenso bei der Anordnung der Links genutzt, indem ich sie entlang einer gedachten senkrechten Fluchtlinie arrangiert habe. Dies ermöglicht dem Besucher ein schnelleres Lesen und eine bessere Orientierung auf der Seite. Allerdings genügt es bei der Gestaltung eines Webportals für Senioren nicht, jedes Gesetz für sich allein zu betrachten, da der Wahrnehmungseindruck des Benutzers stets der Summe der Eigenschaften aller Gestaltungsgesetze entspricht. Deswegen gilt bei der Gestaltung dieser Seite an oberster Stelle das in Abschnitt 3.2.4.5. erörterte Gesetz der Einfachheit: Um Unklarheiten, Missverständnisse und Fehlinterpretationen auf Seiten der Senioren zu verhindern, muss die Gestaltung der Seite so einfach und eindeutig wie möglich gehalten werden, um ihnen eine rasche, sichere Orientierung auf der Seite zu ermöglichen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 20: Einhaltung der Gestaltgesetze Quelle: Selbst erstellt

5.1.2. Verzicht auf PopUp-Fenster

Auf Grund der laut Abschnitt 4.1.5. auftretenden Schwierigkeiten bei der Verwendung von PopUp-Fenstern, habe ich bei der Gestaltung des Seniorenportals auf ihre Verwendung verzichtet. Dies betrifft vor allem auch die Gestaltung der Link-Seite: Obwohl der Benutzer möglicherweise nicht registriert, dass er durch einen Mausklick auf einen externen Link die Seite verlässt, so kann er durch die Benutzung des Zurück-Buttons des Browsers problemlos wieder zu dem Seniorenportal zurückkehren. Die Zahl der geöffneten Fenster auf dem Bildschirm wird dadurch so gering wie möglich gehalten und unnötige Verwirrung vermieden.

5.2. Gestaltung der Navigation

Laut Abschnitt 4.2. ist die Navigation entscheidend für die Benutzbarkeit einer Internetseite. So kann eine achtlos gestaltete Navigation manchem Benutzer den Zugang zu wichtigen Inhalten versperren. Da gemäß Abschnitt 4.2.1. alte Benutzer überwiegend mit hierarchisch aufgebauten Medien vertraut sind, erscheint ihnen die Navigation auf einer Internetseite, auf der Inhalte durch in den Fließtext eingebettete Links beliebig vernetzt werden, häufig besonders unübersichtlich und unzusammenhängend. Daher habe ich im gesamten Webauftritt auf derartige Links verzichtet. Im selben Abschnitt wird zudem aufgezeigt, dass die Navigation nicht nur eine Übersicht über das vollständige Angebot einer Website gewähren sollte, sondern zudem die Orientierung innerhalb des Webauftritts unterstützen, sowie Bedienfunktionen zum Aufrufen einzelner Informationen und Funktionen beinhalten sollte.

Um den Senioren die Orientierung auf der Seite zu erleichtern und ihnen eine ständige Übersicht über die Inhalte des Webauftritts zu ermöglichen, habe ich mich für eine fixierte vertikale Navigationsleiste entschieden, welche wie in Abschnitt 4.1. empfohlen im linken Bildschirmbereich positioniert und gemäß Abschnitt 4.2.2. auf allen Seiten des Webauftritts sichtbar ist. Solch ein ständig sichtbares Menü erhöht die Benutzerfreundlichkeit auch dadurch, dass der Benutzer bei längeren Texten nicht mehr zurück zum oberen Seitenrand scrollen muss und „Nach oben“-Links unnötig werden. Durch meine Arbeit mit Senioren habe ich die Erfahrung gemacht, dass ältere Benutzer häufig die Orientierung auf einer Seite verlieren, wenn durch das Scrollen die Navigationsleiste nicht mehr sichtbar ist. Dieses Problem wird durch eine fixierte Navigationsleiste gelöst, da ihre in Abschnitt 4.2.2. uneingeschränkte Zugänglichkeit sichergestellt ist. Auch die weiteren Richtlinien aus Abschnitt 4.2.2. zur Gestaltung der Navigation habe ich eingehalten. So unterscheiden sich die Links durch mindestens zwei Merkmale vom restlichen Text: Sie sind in Fettschrift geschrieben, unterstrichen und heben sich zudem noch farblich vom Fließtext ab. So wird gewährleistet, dass die Links nicht erst durch einen sich verändernden Mauszeiger als solche erkannt werden können. Eine besondere Stellung nehmen die Links in der Navigationsleiste ein: Sie unterscheiden sich bereits durch ihre Position vom Fließtext, wodurch ihre Funktion leicht erkannt werden kann. Zusätzlich habe ich sie besonders groß gestaltet, um auch den vielen Senioren, die laut Abschnitt 3.3.1. bis 3.3.3. wegen altersbedingten motorischen Störungen wie Arthrose und Gicht oder Rheuma Schwierigkeiten haben, die Maus exakt zu positionieren, die Navigation zu erleichtern. Doch auch gesunde Senioren profitieren von dieser großen Navigationsleiste, da viele von ihnen schlicht zu wenig Erfahrung mit der Mausbedienung haben und deswegen zu klein gestaltete Links nicht treffen. Um weitere Missverständnisse zu vermeiden, habe ich, wie in Abschnitt 4.2.2. empfohlen, im gesamten Webauftritt darauf verzichtet, Links hinter Grafiken oder Imagemaps zu verstecken, da derartige Links von Senioren normalerweise nicht erkannt werden. Auf die farbliche Gestaltung der Navigationsleiste wird im folgenden Abschnitt eingegangen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 21: Navigationsleiste

Quelle: Selbst erstellt

5.3. Farbauswahl

In den Abschnitten 3.4.1 und 3.4.2 wurde dargelegt, dass ein Großteil der Senioren an altersbedingten Sehstörungen leidet, aber die große Anzahl verschiedener Sehstörungen und Einschränkungen beim Farbensehen es sehr schwierig macht, eine allgemeingültige Farbkombination zu finden, die allen Nutzern von Vorteil ist. Aus diesem Grunde habe ich sämtliche in Abschnitt 4.3.2. genannten kritischen Farbkombinationen, wie beispielsweise Grün auf Rot oder Rot auf Schwarz, vermieden und stattdessen die in Abschnitt 4.3.3. empfohlenen Farbkombinationen (unter anderem Schwarz auf Weiß, Weiß auf Rot oder Gelb auf Blau) eingesetzt. So habe ich mich bei der Gestaltung der Navigationsleiste für die Kombination Gelb auf Blau entschieden und für den Fließtext des Inhalts die Kombination Schwarz auf Weiß gewählt, da diese Kombinationen aus Vor- und Hintergrundfarben ausreichend kontrastieren, und somit auch auf Schwarz-Weiß- Bildschirmen oder von Benutzern mit einer Farbfehlsichtung korrekt wahrgenommen werden können. Zudem erscheint die schwarze Schrift bei Skalierung erheblich deutlicher als beispielsweise eine graue Schrift. Um einen zu starken Blendeffekt durch den weißen Hintergrund zu vermeiden, habe ich diesen - wie in Abschnitt 4.3.3. empfohlen - im Bereich des Inhalts leicht abgetönt. Ebenso soll die dunkelblaue Navigationsleiste dazu dienen, die große helle Bildschirmfläche zu verkleinern.

Empfehlenswert wäre bei der Ausprogrammierung des Portals eine Möglichkeit zwischen verschiedenen Farb- und Schriftgrößeneinstellungen zu wechseln. Eine gelungene Umsetzung einer solchen Option findet man zum Beispiel bei http://www.senioren- online.net.

5.4. Darstellung von Texten und Links

In diesem Abschnitt erläutere ich die unterschiedlichen Darstellungsweisen von Fließtext und Links in dem Senioren-Portal.

5.4.1. Darstellung von Fließtext

Um auch den in Abschnitt 3.4. beschriebenen Senioren mit einer altersbedingten Sehschwäche das Lesen des Textes zu erleichtern, habe ich die Größe des Fließtextes mit dem CSS-Befehl font-size: 1.4em in angemessener Größe definiert. Angesichts der Verwendung von CSS kann der Benutzer die Schriftgröße jedoch auch, wie in Abschnitt 4.3. beschrieben, individuell anpassen. Da laut Abschnitt 4.4.2. Flattertext besser lesbar ist als Blocksatz, habe ich auch dies bei der Gestaltung des Inhalts berücksichtigt. Im selben Abschnitt wird zudem erklärt, dass die Zeilenlänge nur etwa 30-50 Zeichen betragen sollte. Aus diesem Grund habe ich mit den CSS-Ausdrücken margin-left: 22em und margin-right: 30em die Seitenränder des Inhalts definiert, um die Breite des Inhalts zu verringern. Außerdem habe ich, wie in Abschnitt 4.4.1. empfohlen, mittels CSS den Text in serifenloser Schrift dargestellt (font: Helvetica, Arial, sans-serif;), da diese Schriftarten besser lesbar sind als Schriftarten mit Serifen. Desweiteren habe ich mich auf eine Schriftart pro Seite beschränkt, um keine Verwirrungen bei den Benutzern hervorzurufen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 22: Fließtext mit Flatterrand Quelle: Selbst erstellt

5.4.2. Darstellung von Links

Die Darstellung der Links wurde in Abschnitt 5.2. im Rahmen der Navigation bereits angesprochen, soll an dieser Stelle jedoch noch einmal vertieft werden. Dabei soll es aber nicht um die Links in der Navigationsleiste gehen, da deren Gestaltung bereits in den Abschnitten 5.2. und 5.3. detailliert begründet wurde.

Wie bereits in Abschnitt 4.2.2. erklärt, sollen sich die Links durch mindestens zwei Merkmale vom restlichen Text unterscheiden. Da Links im Internet zumeist durch die Farbe Blau gekennzeichnet sind, habe auch ich mich dazu entschlossen, die Links des Webauftritts blau zu färben, da die Senioren sich so nicht umgewöhnen müssen und auf diese Weise überflüssige Verwirrungen seitens der Benutzer vermieden werden sollen. Da eine farbliche Kennzeichnung allerdings, wie Abschnitt 4.2.2. erwähnt, von Senioren mit einer Sehschwäche übersehen werden kann, habe ich die Links zusätzlich unterstrichen und in Fettschrift gestaltet, um sie so vom restlichen Text abzuheben. Bewusst verzichtet habe ich auf eine spezielle Kennzeichnung bereits besuchter Links. Der Grund für diese Entscheidung ist die Erfahrung aus meiner Arbeit mit Senioren, welche sehr häufig äußerst verunsichert reagieren, wenn Links unterschiedliche Farben haben oder ein Link plötzlich seine Farbe geändert hat. Besonders gekennzeichnet habe ich dagegen jene Links, welche gerade mit der Maus überfahren oder angeklickt werden. Dazu habe ich mich entschieden, da viele alte Menschen nicht wahrnehmen, dass sich der Mauspfeil beim Überfahren eines Links in eine Hand verwandelt. Dagegen erregt es in der Regel sofort ihre Aufmerksamkeit, wenn sich in diesem Moment die Hintergrundfarbe des Link ändert. Dabei habe ich mich analog zur Navigationsleiste für die Farbe Weiß als Hintergrundfarbe entschieden, um einen Bedeutungszusammenhang herzustellen und gleichzeitig Missverständnisse zu vermeiden. Um weiterhin einen ausreichenden Kontrast beim Wechsel zur weißen Hintergrundfarbe zu gewährleisten, färbt sich die Linkfarbe beim Überfahren schwarz. Dieses gilt auch für die Links der Navigationsleiste.

5.4.3. Wortwahl

In Abschnitt 3.2.2.3. wurde verdeutlicht, dass bei der barrierefreien Gestaltung eines Webauftritts nicht nur auf die visuelle Aufmachung von Texten, sondern auch auf eine für die Zielgruppe verständliche Wortwahl geachtet werden sollte. Da Senioren erfahrungsgemäß nicht mit Fachbegriffen aus den Bereichen der Informationstechnologie und Informatik vertraut sind, habe ich mich wenn möglich um eine auch für alte Leute verständliche Sprache bemüht. So heißt es beispielsweise in der Navigationsleiste „Interessante Internetseiten“ statt „Links“ und „Startseite“ statt „Home“ oder im Lexikon „Computer-Programme“ statt „Software“. Sogar bei der Vergabe der Dateinamen sollte auf eine für Senioren verständliche Namensgebung geachtet werden, da die betagten Benutzer sonst durch einen Blick in die Adressleiste irritiert werden könnten. So habe ich mich beispielsweise für die Dateinamen interessante_internetseiten.html oder wie_komme_ich_ins_internet.html entschieden. Selbiges gilt selbstverständlich auch für den Titel der Seite.

5.5. Einsatz von Grafiken

Um den Senioren auch ein für sie schwierig erscheinendes Thema begreiflich zu machen, habe ich beispielsweise auf der Seite „Tipps zum Surfen“ Grafiken eingesetzt. Laut Abschnitt 4.4.4. wird dadurch die Verständlichkeit von Informationen unterstützt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 23: Einsatz von Grafik zur besseren Verständlichkeit Quelle: Selbst erstellt

Eine besondere Herausforderung in der obigen Abbildung stellt die blaue Titelleiste des Browsers dar: Hierbei handelt es sich um einen Screenshot eines Browserfensters, um die Funktion und Lage der Adressleiste zu verdeutlichen. Allerdings kann durch diese Titelleiste innerhalb der Grafik bei den Senioren der Eindruck erweckt werden, dass es sich hierbei um ein tatsächliches Programmfenster handelt. Trotzdem habe ich mich dazu entschlossen, die Titelleiste in der Abbildung beizubehalten, um die Verständlichkeit der Abbildung zu erhöhen und dem Betrachter die Orientierung innerhalb der Abbildung zu erleichtern.

Um auch hier die Barrierefreiheit zu gewährleisten, wurden gemäß Abschnitt 4.4.4. sämtliche Grafiken mit einem Alternativtext im HTML-Quelltext versehen. Alle Alternativtexte geben dabei die gleiche Information wieder und beinhalten die selbe Funktion wie das eigentliche Bild. Bei den in dem Seniorenforum vorkommenden Grafikarten handelt es sich im Übrigen ausschließlich um die in Abschnitt 4.4.4.2. beschriebenen Darstellungsbilder. Ich habe darauf verzichtet, Grafiken oder Imagemaps als Links einzusetzen, da derartige Links laut Abschnitt 4.2.2. von Senioren meistens nicht erkannt werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 24: Alternativtext für nicht angezeigte Grafik Quelle: Selbst erstellt

5.6. Verzicht auf aktive Inhalte

Zu den aktiven Inhalten zählt man gemäß Abschnitt 4.5. JavaScript, Java Applets und Macromedia Flash. Da Senioren laut Abschnitt 4.5.3. in der Regel nicht am Design eines Webauftritts, sondern eher an seinen Inhalten interessiert sind, und Flash meist nicht zur reinen Informationsvermittlung eingesetzt wird, kann man die Verwendung von Macromedia Flash aus Gründen des Designs ruhig unterlassen. Zwar können multimedial aufbereitete Informationen durchaus anschaulicher und verständlicher sein als reine HTML-Seiten, doch fehlt den meisten Senioren häufig die passende Software in Form von Plugins oder das nötige Wissen, um die jeweilige Software zu aktualisieren (cf. Abschnitt 4.5.). Zudem verbinden viele Senioren nach Abschnitt 4.5.4. den Einsatz oder die Aktualisierung aktiver Inhalte häufig mit der Angst, etwas am System kaputt zu machen, oder der Furcht vor Sicherheitslücken. Letzteres ist laut dem selben Abschnitt auch nicht unbegründet, da bei der Verwendung von aktiven Inhalten durch eine fehlerhafte Programmierung oder böswilligen Programmcode Unbefugte und Kriminelle Zugriff auf fremde Rechner erlangen und beliebige Dateien lesen oder verändern können. Auf Grund dieser vielen Nachteile habe ich bei der Gestaltung des Seniorenportals vollständig auf den Einsatz aktiver Inhalte verzichtet.

6. Fazit

In meiner Arbeit habe ich die Anwendung verschiedener softwareergonomischer Richtlinien und Gesetze zur barrierefreien Gestaltung eines Internetportals für Senioren demonstriert. Um sicher zu stellen, dass eine möglichst große Anzahl von Benutzern aus dieser Zielgruppe das Portal verwenden kann, empfiehlt sich eine anschließende Usability- Evaluation. Als expertenorientierte Methode empfiehlt sich hierbei die Überprüfung des Portals mit Entwicklungswerkzeugen wie der Web Accessibility Toolbar11 für den Internet Explorer. Eine derartige Untersuchung mit Softwaretools kann jedoch nur der Beginn einer umfassenden Evaluation sein, da sich mit ihnen nur sehr grundlegende Fehler erkennen lassen. Der Schwerpunkt sollte auf einem Test mit Senioren liegen, da nur so ein Großteil der Barrieren erkannt werden kann..

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IICM (2001): Portale - URL: http://www.iicm.edu/wrichter/thesis-final/node9.html Verifizierungsdatum am 24.11.2005

LARISCH, Katharina (2005): Gicht - URL: http://www.netdoktor.de/krankheiten/fakta/gicht.htm Verifizierungsdatum am 15.02.2006

MÜNZ, Stefan (2005a): Stylesheets (CSS) - URL: http://de.selfhtml.org/css/ Verifizierungsdatum am 12.01.2006

MÜNZ, Stefan (2005b): Einführung in JavaScript und DOM - URL: http://de.selfhtml.org/javascript/intro.htm Verifizierungsdatum am 26.01.2006

NAHRATH, Michael (o.J.): Probleme mit Frames - URL: http://www.subotnik.net/html/frames Verifizierungsdatum am 31.01.2006

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ZIMMERMANN, Melanie Iris (2005): Rheuma - URL: http://www.netdoktor.de/krankheiten/fakta/rheuma.htm Verifizierungsdatum 15.02.2006

[...]


1 Software, welche blinden oder sehbehinderten Benutzern den Seiteninhalt vorliest. 13

2 Ausgabegerät, welches den Inhalt in Blindenschrift ausgibt.

3 Werkzeug, welches blinden und sehbehinderten Internetsurfern das Surfen im Internet erleichtert, indem der Inhalt einer Website in einem separaten Textfenster neu gegliedert wird.

4 Ein Text-Browser reduziert den Inhalt einer Internetseite auf den Text.

5 Framesets definieren, wie das Anzeigefenster des Browsers in verschiedene Frame-Fenster aufgeteilt werden soll.

6 Noframe-Bereiche bieten einen alternativen Text an, falls ein Browser keine Frames anzeigen kann 44

7 Element zur Formatierung von Schriften in HTML.

8 stellt eine Textnachricht zur Verfügung, die anstelle des Bildes vom Browser gezeigt wird 53

9 gruppiert zusammengehörige Formular-Elemente mit einer Legende und einer Zusammenfassung.

10 erlaubt die explizite Bezeichnung eines Formularfeldes und stellt somit eine Beziehung zwischen Bezeichnung und Eingabefeld her.

11 In den Browser integrierte Software, welche Informationen (zB. Stylesheets, Tabellen, Frames) über geöffnete Webseiten anzeigt.

Ende der Leseprobe aus 75 Seiten

Details

Titel
Konzeption eines barrierefreien Webportals für Senioren
Hochschule
Universität Hildesheim (Stiftung)  (Institut für angewandte Sprachwissenschaft)
Note
1,5
Autor
Jahr
2006
Seiten
75
Katalognummer
V66108
ISBN (eBook)
9783638584180
ISBN (Buch)
9783640867011
Dateigröße
1777 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Konzeption, Webportals, Senioren, Usability, Benutzerfreundlichkeit, Silversurfer, Barrierefreiheit, Barrierefreies Internet
Arbeit zitieren
Mario Vogelsteller (Autor:in), 2006, Konzeption eines barrierefreien Webportals für Senioren, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66108

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