Organisationsberatung als Berufsfeld für Soziologen


Hausarbeit, 2004

25 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Soziologische Beratung
2.1 Probleme soziologischer Beratung

3. Definition soziologischer Organisationsberatung

4. Berufsfelder von Soziologen in der Beratung
4.1 Einteilung in Beratungsfelder
4.2 Beratungsfelder in der Verbleibstudie
4.3 Beratungspraxis im BDS
4.4 Vergleich beider Studien

5. Entsoziologisierung der Soziologie-Absolventen

6. Universität als Ausbilder der Profession

7. Studentische Organisationsberatung

8. Beratung als Zukunftsmarkt

9. Tabellenverzeichnis

10. Literaturnachweis

1. Einleitung

„Wer nichts verändern will, wird auch verlieren was er bewahren möchte.“ Diese Aussage von Gustav W. Heinemann, ehemaliger Bundespräsident der BRD von 1969 bis 1974, machen sich viele Berater, vorwiegend aus der Wirtschaftswelt zu Nutze. Die Beratung wird im Allgemeinen dort eingesetzt, wo durch Veränderungen Probleme und Missstände entstehen und diese durch wissenschaftlich und methodisch gut ausgebildete Fachkräfte behoben werden können.

Seit einigen Jahren haben auch Soziologen den Beratungsmarkt als Beschäftigungsmöglichkeit für sich entdeckt und wenden ihr soziologisches Beratungswissen erfolgreich in der Praxis, beispielsweise in Organisationen und Unternehmen, an.

Der folgende Aufsatz erläutert den Begriff der soziologischen Beratung. Im dritten Gliederungspunkt wird versucht eine mögliche Definition soziologischer Organisationsberatung zu treffen. Des Weiteren wird das Tätigkeitsfeld der Organisationsberatung anhand zweier Studien vorgestellt. Anschließend wird ebenfalls kritisch auf das Problem der Entsoziologisierung der Soziologie-Absolventen eingegangen. Daraus ergeben sich Professionalisierungstendenzen in universitären Ausbildungsstätten und Berufsverbänden. Einen Ausblick zur zukünftigen soziologischen Organisationsberatung geben studentische Beratungsbüros, welche durch die Nähe zur Wissenschaft auf neuste empirische Ergebnisse zurückgreifen können und hochmotivierten, engagierten Studierenden Möglich­keiten bieten ihre Fähigkeiten für sich und andere einzusetzen.

2. Soziologische Beratung

Eine Beratung wird als soziologische Beratung bezeichnet, wenn sie von Soziologinnen und Soziologen ausgeübt wird. „Grundlage soziologischer Beratung ist ein sozialwissenschaftliches Studium und Zusatzqualifikationen, die der Berater sich selbst angeeignet hat (Beywl et al. 1996).“[1]

Soziologische Beratung wird in der Literatur oft mit soziologischer Organisationsberatung gleichgesetzt. Dies kann darauf basieren, dass die meisten beratenden Soziologen häufig in Organisationen anzutreffen sind.

Die soziologische Beratung stützt sich auf soziologische Tatbestände, ihre Analysen und Veränderungen. Die Nachfrage ergibt sich aus Prozessen sozialen Wandels, wie beispielsweise bei Umstrukturierungen von Unternehmen.[2] Als Bestandteil eines interdisziplinären Beratungsgeflechts hat sie immer auch eine aufklärende Funktion:

„Einerseits klärt der Berater andere über soziologische und gesellschaftliche Gegebenheiten auf, d.h. er gibt gesichertes soziologisches Fachwissen weiter (Alemann 1996), andererseits kann soziologische Beratung Handelnde über die Strukturen in konkreten Handlungssituationen aufklären, was nach Dewe (1996,1996a) besonders im Bereich beruflicher Praxis als Rekonstruktion ihrer alltäglichen Situation nützlich ist.“[3]

Im Allgemeinen ist soziologische Beratung auch eine Vertretung professioneller Standards der Soziologie in der Beratungspraxis. - „Soziologische Beratung ist also Beratung mit einer ‚soziologischen Perspektive’.“[4]

2.1 Probleme soziologischer Beratung

In verschiedenen Arbeitsebenen können Probleme in der Beratungstätigkeit auftauchen. Schon bei Einstellungen von soziologischen Beratern oder Auftragsgewinnungen ist die hohe fachliche Kompetenz prinzipiell nicht ausschlaggebend, wie das bei anderen Disziplinen der Fall ist, sondern die Beschäftigungsverhältnisse kommen häufig über persönliche Kontakte zustande.[5]

Dem soziologischen Berater fehlt die nötige Außenlegitimation. In den meisten Fällen muss er sein sozialwissenschaftliches Wissen und seine Methodenkenntnisse immer wieder neu unter Beweis stellen.

Ein weiterer Grundsatz von Soziologen kann als problematisch eingestuft werden, weil der Berater sich nicht vom Auftraggeber instrumentalisieren lassen darf. Er soll wertfrei und unabhängig handeln. „Spezifisch soziologisch ist jedoch das Problem der Umsetzung eines Beratungsfalls in ein soziologisches Forschungsdesign.“[6] So werden betriebliche Probleme in soziologische Fragestellungen verwandelt - Auftraggeber zielen jedoch auf rasche Problemlösungen hin, in denen zeitaufwendige Analysen nicht gefragt sind. „Bei der Entwicklung einer soziologischen Datensammlung stehen Soziologen zudem vor dem Problem…“[7] theoretische Aussagen in praxistaugliche Sprache umzuwandeln. Am Ende einer Beratung werden weit reichende Empfehlungen vom Auftraggeber nicht gewünscht oder nicht beachtet. Des Weiteren hat der Berater keine Kontrolle wie seine Ergebnisse tatsächlich vom Auftraggeber verwendet werden. Folglich können angewendete Ergebnisse nicht im Sinne des Beraters betrachtet werden, sondern nur in Teilen. In Einzelfällen können Ergebnisse verfremdet und so gegen den Ethikkodex des Beraters missbräuchlich verwendet werden.[8]

3. Definition soziologischer Organisationsberatung

Um eine mögliche Definition soziologischer Organisationsberatung zu finden, wurden 6 Interviewpartner aus soziologischer Wissenschaft und Praxis befragt und deren Aussagen mit Literaturangaben verglichen und gekoppelt.

Nach Lehmann zeichnet sich soziologische Organisationsberatung dadurch aus, dass unterschiedliche Voraussetzungen hergestellt werden, die eine Zusammenarbeit in Organisationen bilden und sicherstellen. Des Weiteren dürfen keine Einheitslösungen angeboten werden, sondern die Organisationsmitglieder sollen angehalten werden eigene Lösungsansätze zu entwickeln und ihre Probleme so durch Selbstmanagement zu lösen. Ein weiteres Merkmal von soziologischer Organisationsberatung ist die Verknüpfung von Praxiserfahrungen mit soziologischem Grundlagenwissen und transdisziplinäres Zusatzwissen in der Beratungspraxis. Im weiteren Verlauf der Beratung müssen Schwachstellen gesucht und identifiziert werden. Um diese zu beheben müssen Ursachen gefunden und zusammen Lösungsansätze entwickelt werden. Schließlich müssen Organisationen nicht nur auf individuelle Probleme untersucht, sondern ganzheitlich betrachtet werden.[9] „’Psychologen gehen vom Individuum aus. Die Soziologen gehen eben von der Gesellschaft aus. Sie betrachten erst mal Organisation als eine Einheit eigener Art, mit eigener Struktur. ... [...] Also Soziologen neigen ja immer dazu, Individuen, individuelles Handeln im Grunde genommen, als abhängige Variablen anzusehen, als Produkt der Strukturen, in die sie eingebunden sind.’“[10]

4. Berufsfelder von Soziologen in der Beratung

In welchem Ausmaß kann man soziologische Beratung feststellen? In wie weit kann man Beratungstätigkeiten von Soziologen empirisch nachweisen? Um diese Fragen zu beantworten werden bei Alemann Beratungsfelder von Soziologen empirisch auf der Basis von zwei Materialsammlungen ermittelt und miteinander verglichen.

„Es handelt sich zum einen um eine Absolventenbefragung, die an der Universität Bielefeld durchgeführt wurde, zum anderen um eine eigene Auswertung der Mitgliederdatenbank des BDS.“[11]

4.1 Einteilung in Beratungsfelder

Bevor der Verlauf und der Vergleich der beiden Studien skizziert wird, müssen zuerst die Beratungsfelder in Kategorien eingeteilt werden. „Beratungsfelder lassen sich in klientenzentrierte und organisationszentrierte Felder unterteilen.“[12] Bei der klientenzentrierten Beratung werden individuelle Probleme von Einzelpersonen behandelt, wie beispielsweise Erziehungs- oder Eheprobleme. „Klientenzentrierte Beratungsfelder sind zum Beispiel Berufsberatung, Studienberatung, Karriereberatung, Ehe-, Familie- und Erziehungsberatung und die Selbsthilfegruppenberatung“[13]

Die organisationszentrierte Beratung wird dagegen bei Institutionen eingesetzt, in denen Probleme beim Arbeitsklima oder beim Arbeitsablauf auftauchen. Die Beratung wird zwar von Einzelpersonen nachgefragt, diese handeln aber immer im Auftrag einer Institution oder einer Gemeinschaft. Im Beratungsablauf werden auch Einzelpersonen beraten, aber immer im Hinblick auf die Probleme der Organisation. In der Regel wird mit allen Beschäftigten, die am Beratungsproblem teilhaben, gearbeitet. Wichtiger Bestandteil dieser Beratungsform sind gruppendynamische Veranstaltungen. Die vielfältigen Probleme werden beispielsweise in moderierten Gruppen- oder Teamgesprächen, Seminaren oder Fortbildungen behandelt.[14]

[...]


[1] Alemann, Annette von (2002): Soziologen als Berater. Eine empirische Untersuchung zur Professionalisierung der Soziologie, Opladen: Leske + Budrich, S. 38

[2] nach Alemann, Annette von (2002), S. 38

[3] Alemann, Annette von (2002), S. 39

[4] loc.cit.

[5] nach Alemann, Annette von (2002), S. 49

[6] Alemann, Annette von (2002), S. 50

[7] Alemann, Annette von (2002), S. 51

[8] loc.cit.

[9] Nach Lehmann , Jasmin (2004): Soziologische Organisationsberatung – Ein Beratungsfeld zwischen Anspruch und Wirklichkeit in: Birgit Blättel-Mink & Ingrid Katz (Hrsg.): Soziologie als Beruf. Sozialwissenschaftliche Beratung zwischen Wissenschaft und Praxis, Wiesbaden: VS Verlag, S. 95-104, S. 97

[10] Lehmann, Jasmin (2004), S. 98

[11] Alemann, Annette von (2002), S. 56

[12] Alemann, Annette von (2002), S. 57

[13] loc.cit.

[14] Nach Alemann, Annette von (2002), S. 57

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Organisationsberatung als Berufsfeld für Soziologen
Hochschule
Universität Augsburg  (Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät)
Veranstaltung
Soziologie und Praxis
Note
2,3
Autor
Jahr
2004
Seiten
25
Katalognummer
V66948
ISBN (eBook)
9783638596107
ISBN (Buch)
9783638671729
Dateigröße
481 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Organisationsberatung, Berufsfeld, Soziologen, Soziologie, Praxis
Arbeit zitieren
Melanie Wanninger (Autor:in), 2004, Organisationsberatung als Berufsfeld für Soziologen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66948

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