Karanovo, Asagi Pinar und Toptepe

Lage, Architektur und materielle Kultur der Fundorte


Seminararbeit, 2006

31 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

Karanovo
I. Einleitung
II. Architektur
a. Karanovo I
b. Karanovo II
c. Karanovo II-III bis Karanovo IV
d. Haus- und Siedlungsarchitektur in Karanovo: Zusammenfassung
III. Keramik
a. Karanovo I
b. Karanovo II
c. Karanovo II-III
d. Karanovo III
e. Karanovo III-IV
f. Karanovo IV
g. Sonderform „Kulttischchen“
IV. weitere Artefakte der materiellen Kultur

Aşağı Pınar
I. Einleitung
II. Architektur
a. Periode AP6
b. Periode AP5
c. Periode AP4
d. Periode AP3
e. Periode AP2
f. Allgemeines und Zusammenfassung
III. Keramik

Toptepe

Schlussaussage

Abbildungen

Einleitung

In dieser Hausarbeit werden die Fundorte Karanovo, Aşağı Pınar und Toptepe betrachtet und hinsichtlich ihrer Lage, Architektur und der materiellen Kultur beschrieben.

Diese drei Fundorte liegen in Thrakien in relativer geographischer Nähe zueinander.[1] Daher soll eine Einzelbetrachtung eines jeden dieser Plätze unternommen werden mit der Frage, wie sich diese zum Einen in sich selbst entwickeln, zum Anderen soll aber auch untersucht werden, ob sich diese Fundorte chronologisch zueinander fassen lassen.

Interessant und zu erwähnen sei die Tatsache, dass die Grabungen in Karanovo und insbesondere Aşağı Pınar zur Zeit noch nicht abgeschlossen sind; es kann also nur der gegenwärtige Stand der mir vorliegenden Publikationen betrachtet und verglichen werden.

Karanovo

I. Einleitung

Der Tell Karanovo befindet sich etwa zehn Kilometer westlich der heutigen Bezirksstadt Nova Zagora im Zentrum der thrakischen Tiefebene an den südlichen Ausläufern der Sredna Gora, einem niedrigen Vorgebirge zwischen dem Balkan im Norden und dem Zug der Rhodopen im Süden; seine Ausdehnung beträgt etwa 250 Meter in ostwestlicher und 180 Meter in nordsüdlicher Richtung. Die höchste Erhebung der abgelagerten prähistorischen Straten beläuft sich auf rund 12,4 Meter.

Erste größere und gezielte Grabungen erfolgten zwischen 1947 und 1957 durch V. Mikov und Georgi I. Georgiev. Diese legten mehrere großflächige Sondagen mit einer Gesamtgröße von ca. 1700qm an; als Ergebnis ergaben sich reiche Kulturstraten mit Abfolgen vom frühen Neolithikum bis in die frühe Bronzezeit.

Georgiev unterteilte die verschiedenen Straten in die Stufen Karanovo I-VII. Die Stufen I und II entsprechen dem frühen, die Stufe III dem mittleren und die Stufe IV dem späten Neolithikum; dem Chalkolithikum wurden die Stufen V und VI zugeordnet, der frühen Bronzezeit die Stufe VII. Die Stufen wurden primär über geborgene Keramik definiert.

Die von Georgiev definierten Stufen von Karanovo bilden eine der wichtigsten Sequenzen der komparativen Stratigraphie Südosteuropas und der angrenzenden Kulturregionen; somit wurde und ist Karanovo einer der wichtigsten Typen - Orte Südosteuropas.

Die Ermittlung von absoluten Zeitstellungen erwies sich als recht problematisch, dies galt zum Einen für die Methodik des Vergleichs, zum Anderen für die Methodik der „New Archäology“: lieferten die C14 - Daten unkalibriert wesentlich zu alte Werte, zeigten die kalibrierten Daten bei dendrochronologischen Vergleichen starke Differenzen.

Seit 1984 erfolgten weitere Untersuchungen unter der Leitung von Georgiev, der zu diesem Zeitpunkt Gastprofessor in Salzburg war. Sein Vorgehen fand breite Befürwortung; so wurde er insbesondere von M. Kancev, dem damaligen Leiter des historischen Museums von Nova Zagora, Balevski, dem Präsidenten der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften, Prof. Vetters von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und von Prof. Velkov vom Archäologischen Institut der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften unterstützt. Die Grabungen waren bis 1988 angesetzt; in diesem Jahr fand auch erstmals eine Präsentation von Funden und ersten Ergebnissen in Salzburg statt. Tragischerweise verstarb Georgi Georgiev am 14.01.1988.

Die Untersuchungen liefen unter der Leitung von Vassil Nikolov und Stefan Hiller weiter. 1992 wurde das Profil der Stützmauer bearbeitet, 1994 fand eine Sondage im Sektor O19 statt. Im Jahr 1991 verstarb M. Kancev, Direktor des historischen Museums von Nova Zagora.

Nikolov legte aufgrund der Ergebnisse der neuen Grabungen und der damit verbundenen Analyse der materiellen Kultur eine Neueinteilung der Karanovo – Stufen vor. Er definierte zwei neue Stufen im Neolithikum Karanovos: die Stufen II-III und III-IV.

In den Kampagnen des Grabungszyklus 1992-1999 wurden insbesondere die spätneolithischen und frühchalkolithischen Stufen Karanovo IV und V in einem Schnitt östlich des 1984/92 untersuchten Areals auf einer Fläche von rund 200qm untersucht.

Der aktuelle Grabungszyklus, der im Jahr 2000 auf der Höhe des Tells eingeleitet wurde, soll als Ergebnis die stratigraphische Sequenz von Karanovo vervollständigen; dazu sollen insbesondere die chalkolithischen und frühbronzezeitlichen Straten der Stufen Karanovo VI und VII betrachtet werden.

Die aktuelle Grabungsleitung obliegt Prof. Dr. Stefan Hiller (Salzburg) und Prof. Dr. Vassil Nikolov (Sofia).[2][3]

II. Architektur

Die Architektur soll unter Berücksichtigung der Kulturschichten Karanovo I-IV betrachtet werden, die Architektur der chalkolithischen und frühbronzezeitlichen Schichten Karanovo V-VII wird unbeachtet bleiben.

Im Südsektor wurden in den Jahren 1984 bis 1992 dreizehn neolithische Bauhorizonte erfasst und beschrieben, wobei nur die unteren sechs Horizonte auf einer größeren Fläche (über 3000qm) untersucht werden konnten. Die oberen Horizonte sind an dieser Stelle fast vollständig zerstört und wurden nur in einem schmalen Streifen vor dem nördlichen Profil des Sektors auf einer Fläche von ca. 40qm untersucht.

Die ältesten Bauhorizonte 1-3, die sich der Kulturschicht Karanovo I zuordnen lassen, sollen etwas ausführlicher betrachtet werden, deshalb wird für diese drei Horizonte eine genauere Beschreibung der Gebäude wiedergegeben.

a. Karanovo I

Zu dieser Kulturschicht lassen sich im Südsektor die Bauhorizonte 1-3 zuordnen. Ein von Georgiev in den Jahren 1956/57 festgestellter Bauhorizont geht dem ersten im Südsektor voraus; somit lassen sich für Karanovo I eigentlich vier aufeinander folgende Bauhorizonte definieren, dieser nicht im Südsektor vorkommende Horizont soll aber nicht betrachtet werden.[4]

Im Bauhorizont 1 lassen sich zwei Gebäude nachweisen.[5]

Gebäude I.1. ist im Grundriss annähernd quadratisch; der Wandverlauf ist im Wesentlichen gesichert. Pfostenlöcher sind wie folgt nachgewiesen: Westwand fünf, Südwand sechs, Ostwand eins und für die Nordwand vier. Die Gesamtfläche des Gebäudes beläuft sich auf etwa 50qm, wobei die Westwand 6,8m, die Ostwand 7,8m und die Nord- und Südwand jeweils etwa 7,2m lang sind. Als Innenausstattung finden sich zwei der Südwand vorgelagerte Podeste sowie ein Backofen. Dieser ist der Nordwand vorgelagert und liegt nicht genau mittig; er ist etwas nach Osten verschoben.

Westlich vom Ofen befinden sich eine größere Anzahl von Steinen, ein Tongefäß sowie die Standspur eines mit Lehm ausgekleideten, mit Asche gefüllten Vorratsbehälters von ca. 50cm Durchmesser. Von besonderem Interesse ist die Außenseite der Südwestecke. Dort befindet sich eine ca. 1,6m nach Süden vorspringende Wand. In dem von der dieser Wand und der Gebäudewand gebildeten Zwickel findet sich eine dichte Lage aus kleinen Steinchen, ein so genannter Kieselestrich. Aufgrund dieser Beobachtungen wird die Mauer als Windfang gedeutet.

Von Gebäude I.2. sind die Nord- und Westwand komplett, die Süd- und Ostwand nur in Ansätzen erhalten. Dieses Bauwerk zeigt eine fast exakte Nord – Süd Ausrichtung. Der südöstliche Teil der Gebäudefläche ist durch rezente Gruben gestört. Für die Westwand lassen sich dreizehn, für die Nordwand siebzehn, für die Ostwand 4 und für die Südwand zwei Pfostenlöcher nachweisen. Drei weitere Pfostenlöcher im Nordosten lassen sich als eine jüngere Reparatur oder als einen älteren Bauzustand deuten. Die Grundfläche dieses Bauwerks beläuft sich auf 63qm; es ist somit eines der größten Gebäude im Betrachtungsraum. Im Inneren befindet sich eine von Nord nach Süd verlaufende Trennwand; in diesem Gebäude ist kein Inventar nachgewiesen. Es lag vermutlich im Außenverband der Siedlung, bedingt durch den relativ großen Abstand zu Gebäude I.1..[6]

Für den Bauhorizont 2 lassen sich ebenfalls zwei Gebäude nachweisen.[7]

Gebäude II.1. wird im westlichen Teil durch das Nordprofil geschnitten, die Ostwand ist mit einer Länge von ca. 7,2m erhalten. Für diese Ostwand lassen sich zwölf Pfostenlöcher nachweisen; von der Südwand sind elf und von der Nordwand sechs Pfostenlöcher sichtbar. Drei leicht abgetiefte Grundflächen für Vorratsbehälter sind erfasst, dabei sind zwei rund und eins eckig.

Gebäude II.2. besitzt einen regelmäßig – rechteckigen Grundriss mit beinahe exakt 5,2m langen Wänden. Im Bereich der Westwand finden sich dreizehn, im Bereich der Südwand fünfzehn, im Bereich der Nordwand sechs und im Bereich der Ostwand sieben Pfostenlöcher. Mittig vor der Nordwand ist ein insgesamt drei Mal erneuerter Backofen nachgewiesen. Dieser hat einen Durchmesser von rund einem Meter; seine Öffnung befindet sich in Richtung Süden. Ein weiterer Backofen befindet südlich der Südostecke. Der Eingang zu diesem Gebäude befand sich vermutlich in der Südwand, dem Ofen gegenüber. An Inventar sind hier Gefäße und Steingeräte nachgewiesen. Südlich der Gebäude befindet sich eine zusammenhängende Steinfläche, die sich aus einer ca. 5cm dicken Schicht aus Steinen, Knochen, Holzresten und Keramikfragmenten zusammensetzt. Die ersten Vermutungen, dass es sich hierbei um eine Art „Straße“ der späteren Bauhorizonte 3 bzw. 4 handeln könnte, waren aus stratigraphischen Gründen eher abwegig. Heute stehen Deutungen in Richtung eines „gepflasterten“ Siedlungsvorplatzes bzw. die Auffüllung einer flachen Mulde mittels Abfällen im Raum.[8]

Für den Bauhorizont 3 lassen sich Gebäude und eine ostwestlich verlaufende Pfostenlochreihe samt begleitender Steinlage nachweisen.[9]

Das Hauptgebäude von Gebäude III.1. besitzt einen annähernd quadratischen Grundriss mit einer Nord – Süd Erstreckung von ca. 6,8m und einer Ost – West Erstreckung von ca. 7,2m. Für die Westwand lassen sich vier, für die Südwand achtzehn, für die Ostwand sieben und für die Nordwand fünf Pfostenlöcher nachweisen. Der Eingang zu diesem Gebäude befindet sich nachweisbar im Ostabschnitt der Südwand. Die Teilung des Innenraumes in annähernd zwei gleich große Einheiten erfolgt durch eine von Norden nach Süden verlaufende Wand, welche einen Durchgang im Süden bereithält. Im Süden befindet im sich Anschluss ein kleiner Annexbau, dessen Nordwand mit einem Teil der Südwand des Hauptgebäudes identisch ist. Im Innern findet sich ein nach Osten orientierter Backofen im Bereich der Westwand, davor lässt sich ein ovaler Abdruck eines Vorratsgefäßes nachweisen.

Gebäude III.2. ist annähernd quadratisch mit einer Seitenlänge von rund 5,8m. Die Ausdehnung nach Norden ist durch die Existenz eines Ofens verbürgt; die Südwand ist zugleich die Nordwand von Gebäude III.3.. Die Lage eines Eingangs lässt sich nicht mehr nachweisen, wird aber für die Westwand vermutet wegen einer dort verlaufenden, aus Kieselsteinen und Kleinabfällen bestehenden „Straße“.

Im Gegensatz zu den beiden erst genannten Gebäuden dieses Horizontes ist die Grundfläche von Haus III.3. trapezoid nach Osten verbreitert. Die Westwand ist ca. 5,2m lang und besitzt zwölf Pfostenlöcher, die Ostwand ist ca. 6m lang und besitzt 13 Pfostenlöcher, für die Nord- und Südwand ergeben sich Längen von je ca. 5,8m, wobei sich für die Nordwand sechzehn und für die Südwand sechs Pfostenlöcher nachweisen lassen. An der Südwand befinden sich im Inneren des Gebäudes zwei kleine Einbauten, wobei es sich vermutlich um ein Erdpodest handelt. An der Ostwand finden sich Spuren eines Vorratsgefäßes, während sich vor der Westwand mittig ein Ofen befindet. Die Bodenplatte dieses Ofens, die einmal erneuert wurde, hat eine Grundfläche von rund einem mal einem Meter. Auch nördlich dieses Ofens findet sich ein Vorratsbehälter, dazwischen ist ein Mahlstein nachgewiesen. Der Gebäudeeingang ist unklar und nicht nachgewiesen.

[...]


[1] Abb. 1

[2] S. Hiller/G.I. Georgiev, Tell Karanovo 1984. Vorläufiger Ausgrabungsbericht. Schriftenreihe des Instituts für Alte Geschichte und Altertumskunde der Universität Salzburg, Reihe 1, Band 1, Salzburg 1984 9f; ebenso: S. Hiller/V. Nikolov (Hg), Karanovo. Die Ausgrabungen im Südsektor 1984-1992, Band 1 (Text), Wien 1997 7ff.

[3] Abb. 2

[4] S. Hiller/V. Nikolov (Hg), Karanovo 1984-1992, Wien 1997 50.

[5] Abb. 3

[6] S. Hiller/V. Nikolov (Hg), Karanovo 1984-1992, Wien 1997 55f.

[7] Abb. 4

[8] S. Hiller/V. Nikolov (Hg), Karanovo 1984-1992, Wien 1997 56f.

[9] Abb. 5

Ende der Leseprobe aus 31 Seiten

Details

Titel
Karanovo, Asagi Pinar und Toptepe
Untertitel
Lage, Architektur und materielle Kultur der Fundorte
Hochschule
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Veranstaltung
Neolithisierung in Vorderasien und Südosteuropa
Note
1,7
Autor
Jahr
2006
Seiten
31
Katalognummer
V70999
ISBN (eBook)
9783638627009
ISBN (Buch)
9783638674843
Dateigröße
7735 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Karanovo, Asagi, Pinar, Toptepe, Neolithisierung, Vorderasien, Südosteuropa
Arbeit zitieren
Marco Chiriaco (Autor:in), 2006, Karanovo, Asagi Pinar und Toptepe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/70999

Kommentare

  • Gast am 19.9.2017

    An der Zitierweise sollte noch gearbeitet werden. Jede Aussage, die nicht die eigenen Gedanken/ Schlussfolgerungen darstellen, muss belegt werden.

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Titel: Karanovo, Asagi Pinar und Toptepe



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