Herausforderungen des demographischen Wandels in Deutschland


Hausarbeit, 2007

26 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Demographische Entwicklung
2.1 Begrifflichkeiten
2.2 Bisherige Entwicklung
2.2.1 Entwicklung der Sterbeziffer
2.2.2 Geburten
2.2.2.1 Entwicklung der Geburtenziffer
2.2.2.2 Ursachen des Geburtenrückganges in der postindustriellen Gesellschaft
2.2.3 Entwicklung der Außenwanderungen
2.3 Demographische Übergänge
2.4 Ausblick

3 Konsequenzen des demographischen Wandels
3.1 Beurteilung der Entwicklungen
3.1.1 Weltpolitik
3.1.2 Erwerbsstruktur
3.1.3 Sozialversicherungssystem
3.1.4 Pflegesystem
3.2 Handlungsmöglichkeiten beim Sozialversicherungssystem am Beispiel der Alterssicherung
3.2.1 Lösungsansätze
3.2.2 Erwerbsstruktur
3.2.3 Geburtenförderung als Ausweg?
3.2.4 Einwanderer bieten keine Lösung
3.3 Umsetzungsprobleme

4 Fazit

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Das Thema dieser Hausarbeit, das auf Grund der Aktualität gewählt wurde, ist der postindustrielle demographische Wandel Deutschlands. Es wird behandelt inwieweit der Wandel die moderne Gesellschaft beeinflusst, welche Herausforderungen er an diese stellt und wie diese Herausforderungen begegnet werden können.

Unter Demographie versteht man die Gesamtheit der Bevölkerungsstruktur und dessen Entwicklung. Inwiefern die Demographie Deutschlands einem Wandel unterzogen wird, soll in Abschnitt 2 behandelt werden. Dazu werden grundlegende Begriffe erläutert und die bisherige Entwicklung der deutschen Bevölkerung skizziert sowie die Bevölkerungsprozesse erklärt, welche diese Entwicklung beeinflussen. Außerdem sollen auf die Ursachen bestehender Entwicklungen eingegangen werden und die deutsche Entwicklung wird hinsichtlich seiner Demographie in die Theorie des ersten und zweiten Demographischen Überganges eingeordnet, um am Ende des Abschnittes einen Ausblick in das Jahr 2050 zu gewähren.

In Abschnitt 3.1 wird die Bevölkerungsentwicklung bezüglich ihrer Auswirkungen auf die Politik, die Wirtschaft und die Gesellschaft beurteilt. Aus dieser Beurteilung heraus werden Probleme deutlich, die einen Handlungsbedarf erfordern.

In Abschnitt 3.2 werden dann mögliche Optionen an dem Beispiel der Alterssicherung dargestellt, um dem aufgeworfenen Handlungsbedarf gerecht zu werden und in Abschnitt 3.3 abschließend zu den Folgerungen auf die Probleme zur Umsetzung aufgezeigter Lösungsmöglichkeiten eingegangen.

In der Schlussbetrachtung wird schließlich zu den Herausforderungen des Demographischen Wandels und der Umsetzbarkeit von Reformvorhaben Stellung bezogen.

2 Demographische Entwicklung

2.1 Begrifflichkeiten

Bevor ein detaillierter Blick auf die demographische Entwicklung Deutschlands geworfen werden kann, bedarf es der Definition von Grundbegriffen, die in den Publikationen über Demographie allgegenwärtig sind.

Diese Grundbegriffe sind Bevölkerung, Bevölkerungsstruktur, Bevölkerungsprozesse und Bevölkerungsweisen.

Die Bevölkerung bezeichnet die Gesamtheit der Menschen, die in einem bestimmten Raum längerfristig wohnen und schließt auch Nicht-Staatsangehörige ein.

Wird jene Bevölkerung nach verschiedenen natürlichen Kriterien untergliedert, zeigt sich das Bild einer Bevölkerungsstruktur. „Natürliche Kriterien“ sind Alter, Geschlecht und ethnische Zugehörigkeit, aber nicht Erwerb, Einkommen.

Bevölkerungsprozesse sind Geburten, Sterbefälle und Ein-/ und Auswanderungen, wenn man sie in ihrer großen Zahl der Gesamtheit betrachtet, weil sie dann gesellschaftsprägend sind und die Bevölkerungsstruktur beeinflussen. Somit hängen von ihnen die Altersstruktur, der Umfang und die ethnische Zusammensetzung einer Bevölkerung ab.

Ist das Verhältnis dieser Bevölkerungsprozesse zueinander in einem bestimmten Zeitfenster relativ stabil, nennt man diese Erscheinung Bevölkerungsweise (vgl. Hradil, S. 2006, S.38-39).

2.2 Bisherige Entwicklung

Wegen zahlreicher Kriege und Krankheiten entwickelt sich die Zahl der Bevölkerung bis in die Neuzeit nach dem Zweiten Weltkrieg unstetig.

Bis zum 11. Jahrhundert war das Bevölkerungswachstum gleichmäßig langsam. Um 900 umfasste das Ostfränkische Reich etwas 2,5 bis 3 Millionen Menschen. Diese Zahl stieg in knapp 200 Jahren um nur schätzungsweise 500 Tausend.

Darauf folgte im 12. Jahrhundert eine Phase starken Bevölkerungswachstums. Dies war bedingt durch die Ostkolonisierung des Reiches und die mittelalterliche Städtebildung. Durch Hungersnöte und Seuchen wie der Pest (1348/49) wurde die Bevölkerung um ein Viertel dezimiert. Dieser Verlust wurde bis zu Beginn des 15. Jahrhunderts ausgeglichen und die Bevölkerung stieg bis zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges (1618) auf 20 Millionen Menschen an, deren Zahl bis zum Ende des Krieges und folgende Epidemien um etwa ein Drittel schrumpfte und durch die nach dem Krieg einsetzende Peuplierungspolitik merkantilistischer Staaten wie das Kurfürstentum Brandenburg bis 1800 von 15 Millionen auf 22 Millionen wieder zunahm. Bis 1900 wuchs die Bevölkerung auf Grund geringerer Sterblichkeit und konstant hoch bleibenden Geburtenraten auf 56 Millionen. Der Erste Weltkrieg kostete Deutschland mehr als 2 Millionen Toten und bis zum Zweiten Weltkrieg vermehrte sich die Bevölkerung langsamer, was durch wechselvolle Geburtenraten erklärbar ist (vgl. Hradil, S. 2006, S. 63).

Die Bevölkerungsentwicklung nach dem zweiten Weltkrieg muss auf Grund der Teilung Deutschlands in die Bundesrepublik Deutschland und in die Deutsche Demokratischen Republik ebenso getrennt betrachtet werden.

Hradil und Geißler unterteilen die Bevölkerungsentwicklung in der Bundesrepublik Deutschland in drei Phasen.

Die erste Phase, die von 1945 bis 1974 andauerte (Geißler), war geprägt durch eine immense Wachstumsphase. Von 1945 an wuchs die Bevölkerung von 46 Millionen Menschen auf 59 Millionen im Jahr 1966 und 62 Millionen im Jahr 1974. Als Ursachen werden der „Babyboom“, der bis 1964 andauerte, und die drei Einwanderungswellen angeführt. Die erste Welle begann 1944 mit den Heimatvertriebenen und zog sich bis 1950 hin. Bis dato waren 8 Millionen Vertriebene nach Westdeutschland (und 4 Millionen Vertriebene nach Ostdeutschland) gewandert. Während der zweiten Welle bis 1961 zog es 2,5 Millionen Menschen aus Ostdeutschland in den Westen und von 1961 bis 1974 warb die Bundesrepublik Deutschland 3,5 Millionen Gastarbeiter an (vgl. Geißler, R. 1996, S. 334).

„1961 lebten 690.000 Ausländerinnen in der Bundesrepublik, 1970 waren es bereits 2,4 Millionen, und im Zuge der Vollbeschäftigung schnellte ihre Zahl bis 1974 nochmals auf 4,1 Millionen hoch (Abb. 10.1). Der 1973 verordnete und bis heute gültige Anwerbestopp ließ die Zahl der erwerbstätigen Ausländer wieder etwas sinken“ (Geißler, R. 1996, S. 214).

Die zweite Phase der Bevölkerungsentwicklung der Bundesrepublik Deutschland ist eine Phase des Stillstandes. Durch den Mauerbau 1961, den Rückgang der Einwanderungen und dem Erscheinen der Anti-Baby-Pille auf dem Markt, deren verursachter Geburtenrückgang seit 1972 für längere Zeit Geburtendefizite zur Folge hatte, verhindern ein weiteres Wachstum der westdeutschen Bevölkerung.

„Zwischen 1975 und 1985 schwankt die Einwohnerzahl – teils leicht sinkend, teils leicht steigend – zwischen 61 Millionen und 62 Millionen“ (Geißler, R. 1996, S. 334).

Mit dem Beginn der 90er Jahre ist in der dritten Phase ein erneutes Wachstum zu verzeichnen. Durch den inneren Zerfallsprozess des Ostblockes wird eine vierte Einwanderungswelle durch Spätaussiedler, Asylbewerber und Umsiedler aus der DDR ausgelöst, dass die Bevölkerung in Westdeutschland 1989 62,6 Millionen Menschen umfasst.

Betrachtet man die Bevölkerungsentwicklung der Deutschen Demokratischen Republik ist festzustellen, dass jene von anderen Industriegesellschaften abweicht. Die Ursache ist vor allem die „Republikflucht“ (Mai, R. 2003, S. 40), die erst 1961 mit dem Mauerbau gebremst werden, aber nicht aufgehalten werden konnte. Anhand des Bevölkerungsschrumpfens von 19,1 Millionen in 1948 auf 16,4 Millionen in 1989 muss man die DDR als Auswanderungsland bezeichnen. Durch die Tatsache, dass seit 1945 die Bevölkerung Westdeutschlands um ein Drittel zunahm und die Bevölkerung Ostdeutschlands um ein Fünftel abnahm, ist eine Gegenläufigkeit der Bevölkerungsentwicklungen beider Staaten bis 1990 bewiesen.

Wird die Bevölkerungsentwicklung Gesamtdeutschlands im 20. Jahrhundert betrachtet, gibt es dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung nach eine weitere Möglichkeit der Unterscheidung. Das Institut bezeichnet als erste Phase die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen, die durch Bevölkerungsverlust gekennzeichnet ist. Die zweite Phase der Entwicklung geht konform mit der von Geißler. Die dritte Phase des Instituts betont allerdings „die niedrige, stagnierende Geburtenziffer, eine anhaltend steigende Lebenserwartung und eine damit verbundene beschleunigte Alterung…“ (Mai, R. 2003, S. 46). Diese Phase dauert bis heute noch an.

Im wiedervereinigten Deutschland lebten 1994 81,5 Millionen Menschen. Bis heute hält sich die Zahl konstant bei etwa 82 Millionen (vgl. Hradil, S. 2006, S 63).

2.2.1 Entwicklung der Sterbeziffer

Um 1700 betrug die Lebenserwartung in der vorindustriellen Gesellschaft Deutschlands ca. 30 Jahre. Die Nahrungsmittellage, Hygiene und medizinische Versorgung waren schlecht. Missernten, verdorbene Lebensmittel, Schmutzwasser, unzureichende Körperpflege und die unzureichende ärztliche Versorgung sind Merkmale dieses niedrigen Entwicklungsstandes. Dass zudem Kriege und Seuchen ein wesentlicher Faktor der Sterblichkeit sind, wurde bereits im Abschnitt 2.2 erläutert.
Die Sterblichkeit sank erst ab 1750 und durch Fortschritte in der Medizin und eine verbesserte Nahrungsmittellage stieg bis 1875 die Lebenserwartung der Männer auf 35 Jahre und der Frauen auf 38.

Der Bevölkerung ereilte dann auf Grund der stark gesunkenen Kindersterblichkeit Ende des 19. Jahrhunderts eine enorme Verjüngung. Die Lebenserwartung im mittleren Alter erhöhte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts wegen der Verbesserung allgemeiner Lebens- und Arbeitsbedingungen (vgl. Hradil, S. 2006, S. 43).

„In Folge der Fortschritte in der Medizin, des Ausbaus und der Verbesserung des Gesundheitssystems, veränderter Lebensbedingungen, veränderter Lebensstile usw. ist – sieht man von den Kriegsereignisse ab – die Sterbeziffer stetig gesunken. …, aber auch neuere Fortschritte in der Bekämpfung der Kreislauf- und Berufserkrankungen haben die Sterblichkeit massiv gesenkt“ (Mai, R. 2003, S. 27).

Auf Grund dieser Entwicklung stieg bis zum Ersten Weltkrieg die Lebenserwartung der Männer und Frauen auf ca. 45 bzw. 47 Jahre und bis zum Zweiten Weltkrieg stieg sie auf ca. 60 bzw. 63 Jahre.

In Westen des geteilten Deutschlands betrug 1986 die Lebenserwartung der Männer und Frauen 72 bzw. 79 Jahre. Auffällig ist, dass im Osten dagegen die Lebenserwartung der Männer und Frauen „lediglich“ 69,6 bzw. 76,3 Jahre betrug. Die Ursachen sucht man vor allem in einer höheren Selbstmordrate und schlechteren Arbeits- und Umweltbedingungen. Zudem werden auch Unterschiede in der medizinischen Versorgung und den Ernährungsgewohnheiten diskutiert, aber „…mangelt es an eindeutigen Erkenntnissen“ (Geißler, R. 1996, S. 342).

Zusammengefasst stieg die Lebenserwartung seit dem 19. Jahrhundert kontinuierlich an, die durch eine geringere Sterblichkeit bedingt und in allen Altersstufen zu beobachten ist, wobei auf ein Ost – West – Gefälle hingewiesen werden muss, das vor dem Zweiten Weltkrieg noch nicht bestanden hatte (vgl. Mai, R. 2003, S. 28 – 36). Im Jahr 2000 betrug die Lebenserwartung in Gesamtdeutschland für Männer und Frauen 75 bzw. 81 Jahre.

[...]


[1] DIE WELT.de/ rtr: Deutschland entwickelt sich zur "Altenrepublik

[2] Quelle: Statistisches Bundesamt 2003: 11

[3] Quelle: Statistisches Bundesamt 2003: 30

[4] Vgl. Kolja Rudzio: Bin ich zu alt? Homepage: Die Zeit

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Herausforderungen des demographischen Wandels in Deutschland
Hochschule
Helmut-Schmidt-Universität - Universität der Bundeswehr Hamburg
Note
1,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
26
Katalognummer
V72986
ISBN (eBook)
9783638731027
ISBN (Buch)
9783638737432
Dateigröße
679 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Herausforderungen, Wandels, Deutschland, Demographie, Bevölkerungsweise, Sozialstruktur
Arbeit zitieren
Daniel Lennartz (Autor:in), 2007, Herausforderungen des demographischen Wandels in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/72986

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