Spanische Sprachkultur und Sprachpflege. Die Rolle der Real Academia Española und der Asociación de Academias de la Lengua Española


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

36 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Spanische Sprachkultur und Sprachpflege
2.1 Die Begriffe Sprachkultur und Sprachpflege
2.2 Geschichte der spanischen Sprachkultivierung
2.2.1 Spanisch als lengua común in Spanien
2.2.2 Die Rolle des Spanischen im Ausland
2.3 Die Real Academia Española (RAE)
2.3.1 Geschichte der RAE
2.3.2 Kodifikationen durch die RAE
2.3.3 Heutige Sprachpflege durch die RAE
2.4 Die Asociación de Academias de la Lengua Española
2.4.1 Geschichte der Asociación
2.4.2 Die Akademien in Lateinamerika
2.4.2.1 Die Academia Mexicana de la Lengua
2.4.2.2 Die Academia Argentina de Letras
2.4.3 Die Akademien in anderen Ländern
2.4.3.1 Die Academia Filipina de la Lengua Española
2.4.3.2 Die Academia Norteamericana de la Lengua Española
2.5 Monozentrische oder plurizentrische Sprachkultur?

III. Abschließende Zusammenfassung

Literaturverzeichnis
Internetquellen

I. Einleitung

Im Rahmen des sprachwissenschaftlichen Seminars „Standardsprache und Sprachnormierung – am Beispiel des Spanischen und Italienischen“ wurden auch die Bereiche Sprachkultur und Sprachpflege behandelt, mit denen sich diese Seminararbeit befassen wird. An dieser Stelle sollen zunächst die Zielsetzung und der Aufbau erläutert werden, bevor es im Hauptteil zur Behandlung der der Arbeit zugrunde liegenden Fragenstellungen kommt. Die Fragen, welche die Seminararbeit beantworten soll, sind folgende: Welche Rolle spielt die Asociación de Academias de la Lengua Española in Bezug auf die spanische Sprachkultur und Sprachpflege? Welche Rolle fällt der Real Academia Española innerhalb der Asociación zu? Handelt es sich beim Spanischen um eine monozentrische oder plurizentrische Sprachkultur? Dabei ist zu klären, ob es sich tatsächlich um eine Zusammenarbeit zwischen den Akademien handelt oder nur um den Versuch der RAE, die eigenen sprachlichen Vorstellungen durchzusetzen. Der Einfluss der RAE auf die übrigen Sprachakademien bzw. ihre Rolle innerhalb der Asociación ist somit zentraler Gegenstand der Analyse bzgl. der Frage, inwiefern man von monozentrischer oder plurizentrischer Sprachkultur sprechen kann.

Nachdem innerhalb dieser Einleitung bereits die Zielsetzungen dargelegt wurden, soll abschließend kurz die Gliederung erläutert werden. Im Hauptteil (II.) wird zum allgemeinen Verständnis zunächst in kurzer Form erklärt, was in der Hispanistik unter Sprachkultur und Sprachpflege zu verstehen ist (2.1). Nachfolgend wird die Geschichte der spanischen Sprachkultivierung (2.2) behandelt. Nach einer kurzen Einführung in die Problematik dieses Themas wird die Bedeutung des Spanischen als Gemeinsprache (lengua común) in Spanien (2.2.1) und die Rolle des Spanischen im Ausland (2.2.2) dargelegt. Danach erfolgt eine ausführliche Behandlung der Real Academia Española (2.3) und der Asociación de Academias de la Lengua Española (2.4). Dabei werden die Geschichte der RAE (2.3.1), die Kodifikationen (2.3.2) und die heutige Sprachpflege durch die RAE (2.3.3) gesondert behandelt. In Bezug auf die Asociación werden nach einer Abhandlung ihrer Entstehungsgeschichte (2.4.1), die lateinamerikanischen (2.4.2) und die Akademien außerhalb Lateinamerikas (2.4.3) getrennt behandelt. Da es im Rahmen dieser Seminararbeit nicht möglich ist, sich mit allen Akademien ausführlich zu beschäftigen, werden für die lateinamerikanischen Sprachakademien stellvertretend die Academia Mexicana de la Lengua (2.4.2.1) und die Academia Argentina de Letras (2.4.2.2) dargestellt und mit der Academia Filipina de la Lengua Española (2.4.3.1) und der Academia Norteamericana de la Lengua Española (2.4.3.2) die einzigen der Akademien, die sich in Ländern befinden in denen Spanisch nicht offizielle Amtssprache ist. Warum die Entscheidung gerade auf diese Akademien fiel, wird unter den genannten Punkten deutlich werden, da neben der Akademie auch auf die allgemeinen Situation der spanischen Sprache in dem jeweiligen Land eingegangen wird, ohne jedoch diese beiden Bereiche noch einmal durch Gliederungspunkte voneinander zu trennen. Die Informationen bzgl. der einzelnen Akademien entstammen alle dem Internet. Die unterschiedliche Fülle der Informationen, die auch zu der unterschiedlichen Länge der jeweiligen Abschnitte über die Sprachakademien führt, steht nicht automatisch für den Fortschritt oder die Modernität der Akademie, denn obwohl die mexikanische Sprachakademie relativ fortschrittlich ist und über eine eigene Homepage verfügt, gab es keinesfalls mehr Informationen als über die philippinische Akademie, die keine eigene Website besitzt. Schließlich wird der Frage nach Monozentrismus oder Plurizentrismus bzgl. der spanischen Sprachkultur nachgegangen (2.5). Dabei wird nach der theoretischen Einführung in einem zweiten Schritt analysiert, welchen Teil die Sprachakademien, allen voran die RAE, zur Beantwortung dieser Frage beitragen. Der Schlussteil (III.) beinhaltet schließlich eine Zusammenfassung der Ergebnisse und damit verbunden die Antworten auf die oben genannten Fragen sowie einen Ausblick auf die Zukunft des Spanischen.

II. Spanische Sprachkultur und Sprachpflege

2.1 Die Begriffe Sprachkultur und Sprachpflege

Einführend und zum weiteren Verständnis sollen zunächst die Begrifflichkeiten Sprachkultur und Sprachpflege erklärt werden. Lebsanft beschreibt Sprachkultur in Anlehnung an die Prager Linguisten als „[...] das Ergebnis einer auf ‚Sprache’ (qua langue) und ‚Rede’ (qua parole) bezogenen, nachschulischen Tätigkeit der Sprachkultivierung [...].“ Unter Kultivierung der Sprache versteht er dabei „[...] die Selektion der als exemplarisch bewerteten Ausdrucksmittel, die einer Gemeinschaft zur Verfügung stehen“, während Kultivierung der Rede „[...] die Verwendung dieser Mittel in konkreten Kommunikationsakten“ betrifft.[1] Zuallererst stellt sich dabei auf der Ebene der Sprache[2] die Frage, auf welche Varietät, in unserem Fall auf welche Varietät des Spanischen, sich die Kultivierung beziehen soll. Obwohl es hier unter Fachleuten keine einheitliche Meinung gibt, so gibt es doch zumindest in diatopischer Hinsicht weitgehende Übereinstimmung in Bezug auf die Erklärungen Coserius, welche den aus dem Lateinischen seit Spätantike und Frühmittelalter entstandenen „primären Dialekt“ des Kastilischen als Gemeinsprache sehen, der sich von „sekundären Dialekten“ (Dialekten der kastilischen Gemeinsprache), wie sie in Andalusien und in Amerika gesprochen werden, abgrenzt und seit dem 18. Jh. eine Hochsprache (habla culta) bzw. präskriptive Norm bildet; die präskriptive Norm unterscheidet sich in weiten Gebieten der Hispanophonie, wodurch tertiäre Dialekte gebildet werden (Regionalspanisch).[3] Dieses komplizierte diatopische Gefüge führt zu der Frage nach dem Monozentrismus oder Plurizentrismus der spanischen Sprachkultur, welche an späterer Stelle (2.5) behandelt werden soll.

Zur Erklärung des Terminus Sprachpflege ist es erforderlich, zuerst auf den Begriff der Sprachlenkung einzugehen.[4] Sprachlenkung bezeichnet nach Moser den „[...] Vorgang systematischen Eingreifens in das sprachliche Geschehen mit der Absicht, in einem bestimmten Teil oder im ganzen Bereich der Geltung einer Sprache, in gestaltlicher oder inhaltlicher Beziehung oder beiderlei Hinsicht, systematisch Veränderungen durchzusetzen und eine neue Norm zu schaffen.“ Als ein Unterfall der Sprachlenkung gilt die mit Sprachplanung verbundene fachsprachliche Normung und die autoritäre Sprachregelung. Die Sprachpflege mit der Aufgabe der „Erhaltung der Kontinuität der sprachlichen Norm“ bildet einen zweiten Unterfall. Sie beinhaltet zwar das „Bewahren des Althergebrachten“ aber auch die „Förderung des Neuen“. Ähnlich sieht es auch Diekmann, der ebenfalls zwei Arten der Sprachlenkung unterscheidet: Sprachplanung und Sprachpflege. Sprachplanung dient zur Schaffung eines Kommunikationssystems (z.B. für eine Gesellschaft), während Sprachpflege dazu dient, ein bereits existierendes intakt zu halten und zu verbessern. Also ist es Aufgabe der Sprachplanung, Sprachvarietäten zu entwickeln oder auszuwählen und zu kodifizieren und Aufgabe der Sprachpflege diese zu differenzieren und zu kultivieren.[5]

Nach diesem theoretischen Teil soll im Folgenden analysiert werden, welche Rolle die Sprachakademien im Zusammenhang mit der Sprachpflege des Spanischen spielen und um welche Art der Sprachkultur es sich handelt.

2.2 Geschichte der spanischen Sprachkultivierung

Mit ca. 435 Mio. Sprechern (Schätzung 2000) ist Spanisch neben Englisch, Chinesisch und Hindi eine der meist gesprochenen Sprachen der Welt, außerdem die am stärksten expandierende romanische Sprache. Die von der Real Academia erstellte und auf dem Kastilischen beruhende Kodifizierung bildet die Grundlage der spanischen Sprachkultur. Durch die kontinuierliche Modernisierung der Kodifikation ist der kastilische Sprachgebrauch bis heute der Garant für die unidad del idioma, also die Möglichkeit, sich innerhalb der gesamten Hispanophonie problemlos zu verständigen, geblieben. Der gute Sprachgebrauch aller unterschiedlichen kulturellen Zentren Spaniens und vor allem Amerikas findet allerdings nicht ausreichend Berücksichtigung. Dabei zeichnet sich das Spanische durch sehr viele Varianten aus; es gibt also kein einheitliches Spanisch. Regionalsprachen in Spanien sowie indigene Sprachen in Lateinamerika beeinflussen das Spanische stark und führen dazu, dass in unterschiedlichen Regionen auch unterschiedliches Spanisch gesprochen wird. Diese Tatsache gewinnt an Bedeutung, wenn man bedenkt dass nur etwa 10 Prozent der Muttersprachler in Spanien leben.[7] Deshalb werden Stimmen immer lauter, die eine Umgestaltung der kastilischen zu einer panhispanischen Sprachkultur fordern. Grundlage für dieses Konzept der Sprachsystem- und Sprachgebrauchskultivierung müssten nationale/regionale Kodifikationen als Normen für die Sprachproduktion sein und anschließend die Förderung dieser bei der Sprachrezeption. Die praktische Umsetzung weist jedoch erhebliche Schwierigkeiten auf. Die Orthographie bleibt weitgehend nur auf der Grundlage des kastilischen Phonemsystems, also monozentrisch, gewahrt. Eine plurizentrische Kodifizierung von Grammatik und Lexik ist zwar denkbar, aufgrund mangelnder Initiativen außerhalb Spaniens ist sie jedoch noch nicht über bloße Ansätze hinausgekommen. Der Real Academia wird jedoch am ehesten zugetraut, eine plurizentrische Sprachkultur verwirklichen zu können.[6]

Abschließend sollte noch erwähnt werden, dass neben der RAE und ihren Schwesterakademien, mit denen sich diese Arbeit befassen wird, sich vor allem das Instituto Cervantes (http://cvc.cervantes.es) der spanischen Sprachkultivierung widmet. Mittels seiner 35 Filialen betreibt es die Verbreitung des Spanischen und der hispanischen Kultur im Ausland. Das Institut wurde vom Staat gegründet und ihr Auftrag per Gesetz festgelegt. Wenn es eine Einzelperson gibt, die man in Verbindung mit der heutigen spanischen Sprachkultur und -pflege unbedingt nennen sollte, dann ist es Fernando Lázaro Carreter, „[d]er profilierteste Vorkämpfer der Sprachpflege im heutigen Spanien [...]“.[8] Der ehemalige Direktor der RAE (1991 bis 1998) publiziert in El País die Sprachglosse El dardo en la palabra, die ebenfalls in Buchform erhältlich und bereits ein Bestseller geworden ist.

2.2.1 Spanisch als lengua común in Spanien

Die Geschichte des Spanischen wird nicht mehr nur in die Epochen des Alt- und Neuspanischen eingeteilt, sondern sieht den Übergang zwischen diesen als Epoche des klassischen Spanisch (ca. 1400/1450 bis ca. 1650/1700) an. Entscheidend für diesen Zeitabschnitt ist vor allem, dass das spanische Konsonantensystem seine heutige Gestalt annahm. Bedeutende spanische Autoren, wie Cervantes oder Lope de Vega, wirkten ebenfalls zu dieser Zeit. Grundlage des Altspanischen ist das mittelalterliche Kastilische (das Romanische aus dem nicht von Arabern besetzten Gebiet im Norden der iberischen Halbinsel), welches sich im Zuge der Reconquista nach Süden ausdehnte. Die ersten spanischen Dokumente, die sogenannten Glosas emilianenses, stammen allerdings schon aus dem späten 10. Jh. Seine Blütezeit erlebte das Altspanische in der Epoche Alfons des Weisen (1221-1284), in der zahlreiche bedeutende Werke der Literatur, Wissenschaft und Geschichte verfasst wurden. An seinem Hof wurde auch zum ersten Mal die Norm eines „richtigen“ Kastilischen (castellano drecho) formuliert. Schließlich schufen die Humanisten die Basis der heutigen Kodifikation der spanischen Sprache, allen voran Antonio de Nebrija (ca. 1444-1522) mit seiner Gramática castellana (1492) und seinen spanisch-lateinischen Äquivalenzwörterbüchern, die dazu beitrugen, dass Spanisch sich als Gemeinsprache immer mehr durchsetzte. Die Hegemonie in Europa und die Kolonialisierung Amerikas verstärkten das Bedürfnis der Habsburger, alle anderen Sprachen an Bedeutung und Geltung zu übertreffen und spätestens seit der Renaissance wurde dann Kastilisch als lengua común ganz Spaniens angesehen, ohne die anderen regionalen Sprachen zu verdrängen. Die Sprachenfrage gilt dennoch seit Philipp V. (spanischer König von 1700 bis 1746), der sich politisch sehr stark für eine Verbreitung des Kastilischen einsetzte, als Konfliktpotential – bis heute. Schließlich gelang mit Beginn des 18. Jh. – mit Abschluss der Umgestaltung des Konsonantensystems – die dauerhafte Kodifikation der spanischen Sprache. In diese Zeit fällt auch die Gründung der RAE, auf die aber an späterer Stelle (2.3.1) ausführlicher eingegangen werden soll.

2.2.2 Die Rolle des Spanischen im Ausland

Wie bereits erwähnt bilden die in Spanien lebenden Muttersprachler nur einen relativ geringen Anteil an der spanischsprachigen Weltbevölkerung, denn die spanische Sprache erstreckt sich über vier Kontinente – Europa, Amerika, Asien und Afrika. Damit ist sie gleichzeitig die geographisch am weitesten verbreitete der romanischen Sprachen. Insgesamt zählen 26 Staaten oder staatsähnliche Gebilde zur spanischsprachigen Welt.[9] Spanien und seine ehemaligen Kolonien bilden dabei den Kern. Nach dem Anteil Spanischsprecher an der Gesamtbevölkerung unterscheidet man zwischen National- (> 90%), dominanter (50-90%), Minderheiten- (beschränkt auf eine Volksgruppe) oder Gruppensprache (innerhalb kleiner Bevölkerungs­gruppen). Im Mutterland ist Spanisch die dominante Sprache, in Lateinamerika in einigen Staaten National-, in anderen ebenfalls dominante Sprache und in den USA, Asien und Afrika gehört es zu den Minderheiten- und Gruppensprachen.[10]

Trotzdem dient es als eine der Amtssprachen in der ehemaligen Westsahara und in Äquatorialguinea und war in Asien lange Zeit Amtssprache der Philippinen (vgl. 2.4.3.1). Obwohl Spanisch nicht die Sprache einer Großmacht ist, im Vergleich zum Englischen, gewinnt das Erlernen dieser Sprache immer mehr an Attraktivität, zum einen aufgrund der vielen Muttersprachler weltweit und zum anderen aufgrund der wachsenden Bedeutung des Spanischen in den USA (vgl. 2.4.3.2). Durch die weltweite Verbreitung einer Sprache entstehen u.a. bessere Voraussetzungen, im internationalen Wettbewerb zu bestehen. Deshalb sieht Spanien diese Entwicklung sehr positiv, denn die politisch und wirtschaftlich führenden Länder sind an der Durchsetzung der eigenen Sprache im internationalen Verkehr sehr interessiert und Spanien kann sich eigentlich nicht zu diesen zählen.

2.3 Die Real Academia Española (RAE)

2.3.1 Geschichte der RAE

Die Real Academia Española[11] wurde 1713 aus dem Geist der Aufklärung geschaffen. Sie wurde nach Vorbild der italienischen Academia della Crusca und der Académie Française auf Initiative von Juan Manuel Fernández Pacheco, Marquis von Villena, gegründet und erlangte 1714 offizielle Anerkennung durch Philipp V., der sie unter königlichen Schutz stellte. Sie untersteht als eine der acht königlichen Akademien, die im Instituto de España zusammengefasst sind, dem Ministerio de Educación y Ciencia. Trotzdem beharrt sie auf ihrer Unabhängigkeit gegenüber der Regierung.[12] Die Akademie gilt als die einflussreichste Institution der spanischen Sprachkultur, deren Pflege sie sich zum Ziel gesetzt hat. Gemäß der Devise Limpia, fija y da esplendor soll die Reinhaltung des Spanischen gewährleistet werden. Im Unterschied zur Accademia della Crusca sieht sie ihre Aufgabe vor allem in der Normgebung, d.h. in der Fortschreibung der seit ihres Bestehens erarbeiteten Kodifikation der präskriptiven Norm.[13] Deshalb beschäftigt sich die RAE, zu deren Mitgliedern zahlreiche renommierte Schriftsteller und Sprachwissenschaftler gehören, auch mit allen Bereichen der Kodifikation, also Orthographie, Grammatik und Lexik. Lázaro Carreter betrieb resolut eine Modernisierung dieser Norm und damit verbunden auch eine Modernisierung der Institution selbst.[14] Allerdings schreibt die Akademie trotz dieser Modernisierungsansätze weiterhin eine ganz bestimmte Art des Spanischen vor. 1993 wurde in den neuen Statuten mit der Schaffung der unidad del idioma eine weitere wesentliche Aufgabe festgelegt. Zusätzlich wurde auch der Sprachname verändert. So wird nicht mehr von der lengua castellana, sondern von der lengua española gesprochen, außerdem wurde der Ausdruck pureza durch den Ausdruck genio propio del idioma ersetzt. Diese modernisierten Formulierungen verändern zwar den Inhalt nicht,[15] führen aber zu einer Bewusstseinsänderung gegenüber der vorherigen Einstellung[16] und weisen schon von einer veralteten monozentrischen Sichtweise in Richtung eines Plurizentrismus hin. Da die finanziellen Mittel, die die RAE als regierungszugehörige Institution bekommt, zu gering sind, um all ihre Aufgaben effizient ausführen zu können, wurde am 20. Oktober 1993 zu ihrer Unterstützung die Fundación Pro Real Academia Española gegründet. Dabei handelt es sich um eine aus Spenden finanzierte Stiftung zu deren Gründungsmitgliedern neben den Präsidenten der unabhängigen Regionen und Vertretern der wichtigsten Finanz- und Industrieunternehmen Spaniens auch König Juan Carlos I. gehörte.[17]

[...]


[1] F. Lebsanft, „Spanische Sprachkultur: Monozentrisch oder plurizentrisch?“, in: A. Greule / F. Lebsanft (Hrsg.), Europäische Sprachkultur und Sprachpflege, Tübingen: Gunter Narr Verlag 1998, 256.

[2] Es erfolgt eine Beschränkung, wie auch bei Lebsanft zunächst, auf die Behandlung der Sprache (langue), da die Behandlung der Rede (parole) in dieser Seminararbeit keine Rolle spielt (vgl. 2.3.3).

[3] Greule / Lebsanft, Europäische Sprachkultur, 256-257.

[4] F. Lebsanft, Spanische Sprachkultur. Studien zur Bewertung und Pflege des öffentlichen Sprachgebrauchs im heutigen Spanien, Tübingen: Niemeyer 1997, 77. Zur Erklärung der Sprachpflege und Sprachkultur lassen sich im Spanischen keine ähnlich gut eingeführten und allgemein akzeptierten Begriffe finden, wie im Deutschen, weshalb Lebsanft in seiner Diskussion auf Erläuterungen mit spezifisch deutschen Konnotationen zurückgreift. Aus diesem Grund bezieht sich diese Seminararbeit ebenfalls auf die Erläuterungen von Lebsanft.

[5] Lebsanft, Studien, 81-82.

[6] Als Grundlage dient das im Seminar gehaltene Referat „Sprachkultur in Spanien – im Überblick“

basierend auf dem Abschnitt „Spanisch (Kastilisch)“, in: N. Janich / A. Greule, Sprachkulturen in Europa. Ein internationales Handbuch, Tübingen: Gunter Narr Verlag 2002, 295-300.

[7] M. Lüning, „Die Situation der spanischen Sprache im 21. Jahrhundert“, http://www.hispanorama.de/hplus/luening/luening.htm, 01.03.2004.

[8] Lebsanft, Studien, 88.

[9] H. Berschin / J. Fernández-Sevilla / J. Felixberger, Die spanische Sprache: Verbreitung – Geschichte – Struktur, Ismaning: Hueber 1995, 16.

[10] Berschin et al., Die spanische Sprache, 20.

[11] Siehe Referat „Sprachkultur in Spanien – im Überblick“ und www.rae.es, 20.01.2004.

[12] Lebsanft, Studien, 132.

[13] E. Burr, „Accademia della Crusca und Académie française“ (2000/2001), www.uni-duisburg.de/FB3 /ROMANISTIK/PERSONAL/Burr/Norm/Academia/lecture/Academy.htm, 20.01.2004.

[14] Burr, Accademia della Crusca und Académie française.

[15] Lebsanft, Studien, 110.

[16] Burr, Accademia della Crusca und Académie française.

[17] Burr, Accademia della Crusca und Académie française.

Ende der Leseprobe aus 36 Seiten

Details

Titel
Spanische Sprachkultur und Sprachpflege. Die Rolle der Real Academia Española und der Asociación de Academias de la Lengua Española
Hochschule
Universität Paderborn  (Fakultät für Wirtschaftswissenschaften)
Veranstaltung
Standardsprache und Sprachnormierung – am Beispiel des Spanischen und Italienischen
Note
1,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
36
Katalognummer
V73333
ISBN (eBook)
9783638632850
ISBN (Buch)
9783638675734
Dateigröße
567 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Spanische, Sprachkultur, Sprachpflege, Rolle, Real, Academia, Española, Asociación, Academias, Lengua, Standardsprache, Sprachnormierung, Beispiel, Spanischen, Italienischen
Arbeit zitieren
Diplom-Kaufmann, M.A. Marco Alexander Caiza Andresen (Autor:in), 2004, Spanische Sprachkultur und Sprachpflege. Die Rolle der Real Academia Española und der Asociación de Academias de la Lengua Española, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73333

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