„Harry Potter“ – ein literarisches Phänomen, das seit einigen Jahren die Welt erobert. So könnte man den Erfolg der Bücher von Joanne K. Rowling bezeichnen. Beinahe jeden Tag erscheint eine Schlagzeile über den Zauberer. Es hat sich ein richtiger Harry Potter – Fankult entwickelt, der nicht nur Kinder sondern auch Erwachsene zu treuen Anhängern der Zauberwelt werden lässt. Die Erzählungen werden in mehr als 60 Sprachen übersetzt und der vierte Film ist in Vorbereitung.
Die Romane sind inzwischen zu den bekanntesten Werken der modernen Populärliteratur zu zählen. Als Folge darauf entstanden sehr viele wissenschaftliche Untersuchungen, die sich intensiv mit „Harry Potter“ beschäftigten und verschiedenste, teilweise auch kuriose, Theorien über das Werk entwickelten. Es wurde immer wieder eine Einordnung der Bücher in eine bestimmte Gattung versucht. Dies ist bis jetzt nicht gelungen, da die Romane nicht eindeutig zuzuordnen sind.
Es stellt jetzt sicher so mancher die Frage, wie sich „Harry Potter“ nun auch noch mit einem Märchen verbinden lassen soll? Denn unter Märchen versteht man im Allgemeinen eher die Grimm’schen Märchensammlungen als ein modernes Jugendbuch.
Diese Arbeit soll zeigen, dass sich in den „Harry Potter“ – Romanen eine Vielzahl an Märchenelementen finden lässt. Es soll jedoch keine Einordnung der Bücher in die Gattung des Märchens erfolgen. Vielmehr soll bewiesen werden, dass Joanne K. Rowling sich in vielen Aspekten an den Märchen orientiert hat.
Um dieses Ziel zu erreichen, sollen im ersten Teil der Arbeit die Hauptkriterien und Merkmale von Märchen entwickelt und problematisiert werden. Dies geschieht unter Berücksichtigung der thematischen, ideologischen und strukturellen Aspekte von Märchen.
Anschließend soll in der zweiten Hälfte der Arbeit die Aussage verifiziert werden, dass die „Harry Potter“ – Romane viele, der im ersten Teil dargestellten, Märchenelemente enthalten. Diese Übernahmen werden dazu erst vorgestellt, um dann auf ihre spezifische Verwendung durch Joanne Rowling untersucht zu werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung
2. Die Gattung der Märchen
2.1 Entwicklung und Grundzüge der Märchen
2.2 Gehalt und Aufbau des Märchens
2.2.1 Zentrale Themen und Motive
2.2.2 Die Weltordnung
2.2.3 Die Erzählstruktur
2.3 Moderne Märchen
3. Elemente des Märchens in „Harry Potter“
3.1 Inhaltliche Übereinstimmungen
3.1.1 Märchenhafte Motive
3.1.2 Die Darstellung der Figuren
3.1.2.1 Harry als Protagonist
3.1.2.2 Übernatürliche Wesen
3.1.2.3 Tiere und Menschen
3.1.3 Typische Märchensymbole
3.2 Die Konstruktion einer märchenhaften Weltordnung
3.3 Ähnlichkeiten zur Märchenstruktur
3.4 Die Wirkungsabsicht der Autorin
4. Schlussbemerkung
5. Literaturverzeichnis
5.1 Primärliteratur
5.2 Sekundärliteratur
1. Einführung
„Harry Potter“ – ein literarisches Phänomen, das seit einigen Jahren die Welt erobert. So könnte man den Erfolg der Bücher von Joanne K. Rowling bezeichnen. Beinahe jeden Tag erscheint eine Schlagzeile über den Zauberer. Es hat sich ein richtiger Harry Potter – Fankult entwickelt, der nicht nur Kinder sondern auch Erwachsene zu treuen Anhängern der Zauberwelt werden lässt. Die Erzählungen werden in mehr als 60 Sprachen übersetzt und der vierte Film ist in Vorbereitung.
Die Romane sind inzwischen zu den bekanntesten Werken der modernen Populärliteratur zu zählen. Als Folge darauf entstanden sehr viele wissenschaftliche Untersuchungen, die sich intensiv mit „Harry Potter“ beschäftigten und verschiedenste, teilweise auch kuriose, Theorien über das Werk entwickelten. Es wurde immer wieder eine Einordnung der Bücher in eine bestimmte Gattung versucht. Dies ist bis jetzt nicht gelungen, da die Romane nicht eindeutig zuzuordnen sind.
Es stellt jetzt sicher so mancher die Frage, wie sich „Harry Potter“ nun auch noch mit einem Märchen verbinden lassen soll? Denn unter Märchen versteht man im Allgemeinen eher die Grimm’schen Märchensammlungen als ein modernes Jugendbuch.
Diese Arbeit soll zeigen, dass sich in den „Harry Potter“ – Romanen eine Vielzahl an Märchenelementen finden lässt. Es soll jedoch keine Einordnung der Bücher in die Gattung des Märchens erfolgen. Vielmehr soll bewiesen werden, dass Joanne K. Rowling sich in vielen Aspekten an den Märchen orientiert hat.
Um dieses Ziel zu erreichen, sollen im ersten Teil der Arbeit die Hauptkriterien und Merkmale von Märchen entwickelt und problematisiert werden. Dies geschieht unter Berücksichtigung der thematischen, ideologischen und strukturellen Aspekte von Märchen.
Anschließend soll in der zweiten Hälfte der Arbeit die Aussage verifiziert werden, dass die „Harry Potter“ – Romane viele, der im ersten Teil dargestellten, Märchenelemente enthalten. Diese Übernahmen werden dazu erst vorgestellt, um dann auf ihre spezifische Verwendung durch Joanne Rowling untersucht zu werden.
2. Die Gattung der Märchen
2.1 Entwicklung und Grundzüge der Märchen
Märchen aller Art sind bis heute auf Grund ihrer langen Tradition ein bekannter und beliebter Bestandteil des europäischen Kulturguts. Auch in der modernen Literatur und Gesellschaft spielen sie in vielen Bereichen eine Rolle. Daher liegt es nahe, das Phänomen dieser Gattung näher zu untersuchen.
Die Bezeichnung „Märchen“ wurde anfangs für „mündlich überliefertes Erzählgut“[1] verwendet. Später entstand daraus der Gattungsbegriff des Märchens. Zu unterscheiden sind Volksmärchen und Kunstmärchen, wobei sich das Kunstmärchen aus dem Volksmärchen entwickelte. Den Kern der Volksmärchen bilden die so genannten „Zaubermärchen“[2], die bereits im Namen ihre Besonderheit ausdrücken. Denn in der allgemeinen Meinung werden Märchen immer mit Zauberei, Wundern oder etwas Übernatürlichem verbunden. Diese Idee ist wissenschaftlich widerlegt worden[3], da die Märchen wesentlich vielschichtiger ausgeformt sind. Dennoch haben alle Volksmärchen eine Gemeinsamkeit. Sie wurden mündlich weitergegeben, das heißt, ihre Verfasser sind unbekannt. Jeder Erzähler verformte das Märchen zu seinem Nutzen, sodass heutzutage oft viele verschiedene Versionen einer Erzählung vorliegen. Der eigentliche Begriff des Märchens wurde erst durch die Gebrüder Grimm manifestiert. Diese setzten es sich als Aufgabe, alle bekannten Volksmärchen zu sammeln und schriftlich herauszugeben[4]. Diese Märchensammlung ist seitdem immer wieder neu aufgelegt worden und bildet die Grundlage aller bekannten Märchenerzählungen.
Auf Grund der Popularität der Volksmärchen entstanden wissenschaftliche Untersuchungen und weitere Sammelbände, die die Grundstruktur des Volksmärchens aufzeigten. Deshalb begannen auch einige Schriftsteller sich damit literarisch zu beschäftigen und es entwickelten sich aus den Volksmärchen die Kunstmärchen. Diese stehen nicht länger in einer mündlichen Tradition, sondern werden von bekannten Autoren verfasst, die sich dabei in unterschiedlicher Weise auf die Elemente des Volksmärchens beziehen. Die Kunstmärchen sind zudem meistens länger und wurden mit konkreten Wirkungsabsichten geschrieben. Diese Form des individuellen Dichtens war bis weit ins 20. Jahrhundert populär.
Dennoch soll keine genauere Unterscheidung dieser beiden Typen gemacht werden, da dies für die vorliegende Arbeit nicht wichtig ist. Die Intentionen der jeweiligen Märchenerzähler bzw. – autoren scheinen dagegen ähnlich. Sie alle wollten die Umstände und die Zeit, in der sie lebten, darstellen und über sie reflektieren. Außerdem verfolgten sie moralische oder didaktische Ziele, das heißt, sie wollten den Rezipienten auf eine eher indirekte Weise Lebenshilfe geben oder diese ermahnen, etwas an ihrem Verhalten zu verändern. Bis heute nutzen Schriftsteller die Möglichkeit, in einer fantastischen Erzählung versteckte Kritik an der Gesellschaft zu üben. Im folgenden Abschnitt werden die wichtigsten, allgemein gültigen, Kennzeichen des Märchens genauer erläutert.
2.2 Gehalt und Aufbau des Märchens
Jedes Märchen hat seine speziellen Inhalte und wird durch den Erzähler oder seinen historisch – kulturellen Kontext beeinflusst. Dennoch lassen sich innerhalb der europäischen Märchen viele gemeinsame Ideen und Elemente finden, die in einem Idealtyp zusammengefasst werden sollen.
Bei einer Betrachtung der einzelnen Erzählungen ist zu erkennen, dass diese dabei immer irgendwelche Teile dieses Vorbilds übernehmen und sich oft durch die Verwendung bestimmter Figuren, Handlungen, Motive und Symbole ähneln. Besonders starr ist vor allem die Weltordnung und Ideologie, die in den Märchen vertreten wird. Bei der Gestaltung dieses Rahmens unterscheiden sich die Märchen nur sehr selten. Auch der strukturelle Aufbau folgt einem festen Prinzip und trägt dadurch zu den auffälligsten Charakteristika der märchenhaften Geschichten bei.
2.2.1 Zentrale Themen und Motive
Das allgemeinste Schema des Märchens ist laut Jack Zipes „miraculous transformation“[5]. Jede Person und jeder Gegenstand können sich verwandeln oder ändern. In vielen Fällen bedeutet das für den Protagonisten eine Änderung des sozialen Standes. Um dies zu erreichen, muss der Held oftmals Schwierigkeiten überwinden. Dies kann ein Kampf sein, aber auch ein Rätsel, das gelöst werden muss. Dazu bewegen sich die Hauptpersonen in einer magischen Welt, die parallel zu der ihren existiert. Auffällig beim Märchen ist, dass sich keine der Märchenfiguren über die übernatürlichen Vorgänge wundert, sondern diese als selbstverständlich angesehen werden. Neben diesen Grundmotiven beinhalten die Märchen viele menschliche Verhaltensweisen, wie „Intrige und Hilfe, Schädigung und Heilung, Mord, Gefangensetzung, Rettung, [...], Sieg des Kleinen über das Große [...]“[6]. Durch diese Erlebnisse soll der Protagonist sein Glück machen, wobei das Glück sehr unterschiedlich ist. Es kann in Form von Reichtum und Macht vorliegen, aber auch durch die Heirat einer geliebten Prinzessin. Eine wesentliche Rolle bei diesen Vorgängen spielt der Zufall.
Die Handlung wird somit durch Formeln bestimmt, die beliebig kombinierbar sind. Die Ausgangssituation im Märchen ist häufig ein Mangel oder eine schlimme Situation. Dies kann Armut, Unterdrückung, Krankheit oder ähnliches sein. Der Held muss diese Situation verlassen, um in einer anderen Welt sein Glück zu machen. Dabei gerät er in Gefahr und muss Aufgaben und Abenteuer bestehen. Am Schluss kommt es zu einem glücklichen Ende.
Diese Grundhandlung wird von immer wiederkehrenden Motiven durchzogen. Die Ereignisse finden oftmals in einem geheimnisvollen Wald, auf einem Berg oder in unterirdischen Höhlen statt. Der Held bedient sich dabei verschiedenster Hilfsmittel, die er bekommt. Das Spektrum reicht hierbei von einer Tarnkappe zu Pflanzen oder auch zu einem Flug auf Adlern. Der Einsatz von Zauberei ist ebenso ein sehr beliebtes Motiv.
Die Anzahl der Figuren ist im Märchen auf die Wichtigsten reduziert. Im Vordergrund steht eine meistens männliche Hauptfigur, die als etwas naiv oder untergeordnet dargestellt wird. Um sein Lebensglück zu erreichen, muss er in die Welt hinausziehen. Dabei löst er alle Konflikte und Prüfungen auf seine Weise. Er ist mitleidig und furchtlos und denkt selten an seinen Vorteil. Eine andere Möglichkeit ist, dass er mit magischen Gaben geboren wurde und seine ihm vorbestimmte Lebensaufgabe erfüllen muss.
[...]
[1] Schweikle, Günther und Irmgard, Hrsg. (1984), Metzler-Literatur-Lexikon: Stichwörter zur Weltliteratur, Stuttgart: J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung, S. 275
[2] Vgl. Lüthi, Max (1979), Märchen, 7. Auflage, Stuttgart: J.B. Metzlersche Verlags-buchhandlung, S. 2
[3] Vgl. Poser, Therese (1980), Das Volksmärchen: Theorie – Analyse – Didaktik, München: R. Oldenbourg Verlag, S. 11
[4] Dies geschah erstmals 1812 bzw. 1815 mit den zwei Bänden „Kinder- und Hausmärchen“ der Gebrüder Grimm.
[5] Zipes, Jack, ed. (2000), The Oxford Companion to Fairy Tales, Oxford: Oxford University Press, S. XVII
[6] Lüthi (1979), S. 26
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