Das Kommunikationsmodell von Westley und MacLean - Im Zwiespalt zwischen realtypisch und idealtypisch


Seminararbeit, 2002

16 Seiten, Note: 2.0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
2 Grundlagen des Kommunikationsmodells
2.1 Gatekeeper – Forschung
2.2 Das ABX – Modell nach Newcomb

3 Das Kommunikationsmodell nach Westley und MacLean
3.1 Funktionsweise und verschiedene Rollen
3.2 Interpretationsmöglichkeiten
3.3 Diskrepanz bei der A- und C-Rolle?

4 Objektivitätsanspruch an die C-Rolle

5 Diskussion und Beurteilung des Modells

6 Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Das Kommunikationsmodell von Westley und MacLean stammt aus dem Jahre 1953 und soll den Kommunikationsprozess in der Massenkommunikation darstellen. Erst werde ich auf das ABX-Modell von Newcomb, welches sich Westley und MacLean zur Grundlage machten, eingehen, um dann die Gatekeeper-Forschung und die allgemeine Funktionsweise und Rollenverteilung des Modells anzusprechen.

Nach Erläuterung verschiedener Interpretationsmöglichkeiten und Rollendiskrepanzen sollte es nicht mehr schwer fallen das Modell zu diskutieren und versuchen einzuordnen.

2. Grundlagen des Modells

2.1 Gatekeeper-Forschung

Der Begründer der Gatekeeper-Forschung ist der amerikanische Sozialpsychologe Kurt Lewin. Er analysierte 1943 den Entscheidungsprozess der Kaufgewohnheiten von Hausfrauen zu Kriegszeiten. Sein Interesse lag dabei bei den Auswahlkriterien für bestimmte Lebensmittel und über welche Wege sie letztendlich auf dem Esstisch landen. Dabei machte er gewisse ”Schaltzentralen“ ausfindig, die von allgemeinen Verhaltensregeln oder eben ”Gatekeepern“ beeinflusst werden.[1]

Lewins Forschungsassistent David Manning White[2] übernahm als erster seinen Ansatz und übertrug ihn auf den Entscheidungsprozess bei der Nachrichtenauswahl. In einer Input-Output-Analyse hatte ein Fernschreibredakteur die Aufgabe, Meldungen von Nachrichtenagenturen auszuwerten und zu selektieren. Je nachdem, ob er sich für oder gegen die Auswahl einer Nachricht entschied, sollte er die für ihn relevanten Gründe auflisten. Die Selektionsgründe des Redakteurs ließen White zu dem Schluss kommen, dass die Auswahl fast ausschließlich subjektiv war und ohne Balancierung der Themenkreise stattfand. Des weiteren beruhte sie überwiegend auf persönlichen Wertvorstellungen und Erfahrungen des ”Schleusenwärters“.

Diesen individualistischen Ansatz, der den Gatekeeper als isoliertes Individuum sieht und mittlerweile von weiterführenden Theorien widerlegt und ersetzt wurde, verwenden Westley und MacLean in ihrem Modell. Zusammenfassend können Gatekeeper als solche Personen definiert werden, „die an Schaltstellen im Kommunikationssystem durch Sieben und Filtern der Nachrichten darüber bestimmen,

welche Mitteilungen an die Adressaten weitergegeben werden“.[3]

2.2 Das ABX-Modell nach Newcomb

Das Modell von Newcomb stellt ein Schema zur Darstellung interpersoneller Kommunikation dar. Es besteht aus A und B, symbolisch für kommunizierende Personen, und einem Objekt (X). Das in Abbildung 1 gezeigte Modell wurde von[4]

Newcomb 1953 entworfen und geht auf die Ausführungen des Psychologen Fritz Heiders[5] zurück. X

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1. ABX-Modell nach Newcomb (1953)(McQuail/Windahl:1993,S.28)

Das Balance-Modell von Newcomb ”postuliert einen Hang zur Symmetrie, der die Kommunikation zwischen A und B so beeinflußt, daß A und B ihre Einstellung zu X in Kongruenz bringen“.[6] Durch diese Wechselbeziehung zwischen A und B oder auch ”Koorientierung“ genannt unterscheidet sich Newcomb von Heider, der nur die direkte Beziehung zwischen A und B berücksichtigt.[7]

Westley und MacLean machten sich dieses Modell zur Grundlage und erweiterten es, indem sie nicht mehr nur von interpersonaler Kommunikation ausgingen sondern ihr Modell auf die Prozesse der Massenkommunikation anwandten.

3 Das Kommunikationsmodell nach Westley und MacLean

3.1 Funktionsweise und verschiedene Rollen

Das Modell von Westley und MacLean ist ein sogenanntes Prozessmodell, das den Transmissionsprozess, den eine Botschaft durchläuft, und potentielle Interdependenzen im Verlauf dieses Prozesses veranschaulicht.[8]

Laut den zwei amerikanischen Sozialpsychologen handelt es sich um ein heuristisches Modell, das nicht als Theorie aufgefasst werden darf, sondern lediglich eine Vorstufe zu einer Konstruktion einer allgemeinen Theorie sein will. Das Ziel dabei ist mit einem Minimum an Elementen und Rollen eine Ordnung in die ”chaotische Situation“ von Begriffen und Modellen zu bringen, ohne dass Kommunikationsarten vernachlässigt werden oder das Modell an Brauchbarkeit verliert.[9]

Tatsächlich wird deutlich, dass sich dieses Modell nicht nur auf ein Strukturelement, das für den Kommunikator stehen kann, reduziert, sondern dass sich Westley und MacLean mit einer genaueren Rollendifferenzierung auseinandergesetzt haben, was an folgender Abbildung deutlich wird.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2. Hans-Bredow-Institut: Internationales Handbuch für Rundfunk und Fernsehen,1984/85, S.A 19.

Im Wesentlichen besteht das Modell aus fünf Elementen, die ich nun näher erläutern werde. Zunächst wären die vorhandenen Ereignisse zu betrachten, von denen es unendlich viele gibt und die im Modell mit X1 bis X¥ gekennzeichnet sind. Aus dieser Vielzahl an Ereignissen selektiert A einige bestimmte Aspekte aus und transportiert diese als Botschaften (X´) zu C. A bezeichnet die sogenannten ”advocacy roles“ und nimmt in Form von einzelnen Personen oder ganzen Personengruppen die Rolle des Kommunikators ein.

Ein Träger der A-Rolle handelt immer als ”purposive communicator“[10], indem er als ”Anwalt“ seiner eigenen oder fremden Interessen die Absicht hat, den Rezipienten von seinen Meinungen und Einstellungen zu überzeugen. Laut McQail und Windahl sind die absichtsvollen Kommunikatoren in der Regel Vertreter bestimmter Parteien, Vereine oder anderer Interessengruppen, wie zum Beispiel Werbeagenturen.[11]

[...]


[1] Vgl. Joch-Robinson, Gertrude: 25 Jahre Gatekeeper-Forschung. In: Aufermann/Bohrmann/Sülzer: Gesellschaftliche Kommunikation und Information, Frankfurt/Main 1973,Band 1, S.344 – 355.

[2] Vgl. White, David M.: The Gatekeeper: A Study in the Selection of News, Journalism Quarterly, Vol. 27, 1950, S.383 – 390.

[3] Schulz,Winfried: Kommunikationsprozess. In: Noelle-Neumann/Schulz (Hrsg.) 1971, S.101.

[4] Newcomb, Theodore M.: An Approach to the Study of Communicative Acts. In: Psychological Review, 60, Jg. 1953, Heft 6, S.393 – 404.

[5] Vgl. Heider, Fritz: Attitudes and Cognitive Organisation. In: Journal of Psychology, 21.Jg. 1946,S.107-112.

[6] Schenk, Michael: Publikums- und Wirkungsforschung. Theoretische Ansätze und empirische Befunde der Massenkommunikationsforschung. Tübingen, 1978, S. 90.

[7] Vgl a.a.O.: S.90.

[8] Vgl. Burkhart, Roland: Kommunikationswissenschaft, Köln, Wien, 1998, S.484.

[9] Vgl. Wagner, Hans: Die Partner in der Massenkommunikation, Bd. I: Theorie und Wirklichkeit, München 1974, S. 190.

[10] McQuail,Denis/Windahl Sven: Communication Models for the Study of Mass Communications. London/New York, 1993, 2. Auflage, S. 41.

[11] Vgl. McQuail/Windahl: 1993, S.40.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Das Kommunikationsmodell von Westley und MacLean - Im Zwiespalt zwischen realtypisch und idealtypisch
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (Institut für Kommunikationswissenschaften (Zeitungswissenschaften))
Veranstaltung
Proseminar I: Theorien und Modelle der KW
Note
2.0
Autor
Jahr
2002
Seiten
16
Katalognummer
V7742
ISBN (eBook)
9783638148979
ISBN (Buch)
9783638746274
Dateigröße
541 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kommunikationsmodell, Westley, MacLean, Zwiespalt, Proseminar, Theorien, Modelle
Arbeit zitieren
Martin Denzel (Autor:in), 2002, Das Kommunikationsmodell von Westley und MacLean - Im Zwiespalt zwischen realtypisch und idealtypisch, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7742

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