Die Strukturen der deutschen Wortbildung und deren Veranschaulichung in einem elektronischen Wörterbuch


Magisterarbeit, 2007

108 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Beispielverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Gegenstand und Zielsetzung
1.2 Aufbau

2 Wortbildung

3 Strukturen der deutschen Wortbildung
3.1 Grundlagen
3.1.1 Anforderungen
3.1.2 Wortbildungsinventar: Morpheme
3.1.2.1 Funktion und Bedeutung von Morphemen
3.1.2.2 Grad der Selbstständigkeit
3.1.2.3 Stellung
3.1.2.4 Reproduzierbarkeit
3.1.3 Syntax von Wortbildungskonstruktionen
3.1.3.1 Morphemschreibung
3.1.3.2 Kategorienschreibung
3.1.3.3 Klammerschreibung
3.1.3.4 Morphologischer Head
3.1.4 Semantische Beschreibung von Wortbildungskonstruktionen
3.1.4.1 Probleme der Wortbildung
3.1.4.2 Morphosemantische Motiviertheit
3.1.4.3 Paraphrasierung
3.1.4.4 Transformation
3.2 Wortbildungsarten
3.2.1 Komposition
3.2.1.1 Determinativkomposita
3.2.1.2 Kopulativkomposita
3.2.1.3 Weitere Erscheinungsformen der Komposition
3.2.1.3.1 Reduplikation
3.2.1.3.2 Kontamination
3.2.1.3.3 Zusammenrückung
3.2.2 Derivation
3.2.2.1 Explizite Derivation
3.2.2.1.1 Präfigierung
3.2.2.1.2 Suffigierung
3.2.2.1.3 Kombinatorische Derivation
3.2.2.1.4 Affixoide
3.2.2.2 Implizite Derivation
3.2.3 Kurzwortbildung

4 Lexikografie
4.1 Grundlegendes
4.2 Vom Glossar zum elektronischen Wörterbuch
4.3 Die Bedeutung des Wörterbuchmediums
4.3.1 Gedruckte Wörterbücher
4.3.2 Elektronische Wörterbücher
4.3.2.1 Spezifische Darstellungs- und Zugriffsmöglichkeiten in elektronischen Wörterbüchern
4.3.2.1.1 Informationsdarbietung und -umfang
4.3.2.1.2 Audio- ,Video- und Interaktionselemente
4.3.2.1.3 Suchfunktionen
4.3.2.1.4 Wörterbuchverknüpfungen
4.3.2.2 Verknüpfungen mit spezifischen Online-Angeboten in elektronischen Wörterbüchern

5 Veranschaulichung von Wortbildungsstrukturen
5.1 Interaktive Übungsmodule
5.1.1 Merkmale von Übungsmodulen
5.1.1.1 Einführung zum Aufgabengegenstand
5.1.1.2 Chronologie
5.1.1.3 Lernstoffverknüpfungen
5.1.1.4 Hilfestellungen
5.1.1.5 Randomisierung
5.1.1.6 Leistungsbewertung
5.1.2 Einsatz von Internet-Technologien
5.1.2.1 HTML, XHTML und C
5.1.2.2 JavaScript
5.1.2.3 AJAX
5.1.2.4 Java-Applets
5.1.2.5 PHP
5.1.2.6 Shockwave Flash
5.1.2.7 XML und SQL
5.2 Vorschläge für interaktive Übungsmodule
5.2.1 Einordnung und Bestimmung nach terminologischen Kriterien
5.2.1.1 Grundlegende Ziele
5.2.1.2 Umsetzungsmöglichkeit
5.2.2 Einordnung nach Wortbildungsarten
5.2.2.1 Ziele
5.2.2.2 Umsetzungsmöglichkeiten
5.2.3 Erstellung von Wortstrukturbeschreibungen
5.2.3.1 Ziele
5.2.3.2 Umsetzungsmöglichkeiten
5.2.3.3 Ablauf eines Assistenten
5.3 Automatische Präsentationen und Überprüfungshilfen

6 Zusammenfassung und Fazit

Quellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 3.1: Morphemschreibung

Abbildung 3.2: Kategorienschreibung

Abbildung 3.3: Klammerschreibung

Abbildung 3.4: Determinativkompositum (Modell)

Abbildung 3.5: Determinativkompositum (Modell 2)

Abbildung 3.6: Hierarchie von Kopulativkomposita in Morphem-, Kategorien- und Klammerschreibung

Abbildung 3.7: Präfigierung

Abbildung 3.8: Suffigierung

Abbildung 3.9: kombinatorische Derivation

Abbildung 3.10: kombinatorische Derivation mit verbalisierendem/nominalisierendem Nullsuffix

Abbildung 3.11: Implizite Derivate in Kategorienschreibweise

Abbildung 4.1: Einteilung von Wörterbüchern

Abbildung 4.2: Textbeispiele aus dem Kernkorpus des DWDS zum Lemma "lesen"

Abbildung 4.3: Hervorhebung zusätzlicher Informationen zu "lesen" im PONSline Wörterbuch

Abbildung 4.4: Durch Ajax unterstütze intelligente Suchfunktion bei canoo.net

Abbildung 4.5: Phonetische Suche im Internet-Wörterbuch TLFI

Abbildung 4.6: Thesaurus mit Wortbildungen ausgehend von „Bundestag“ auf canoo.net

Abbildung 4.7: Thesaurus mit verwandten Begriffen zu "Bundestag" auf Wortschatz-Portal

Abbildung 5.1: Interaktion mit Wörterbüchern

Abbildung 5.2: Events of Instruction

Abbildung 5.3: Beispiel für eine integrierte Hinweisfunktion

Abbildung 5.4: Einbindung von Wörterbuchartikeln in Übungsmodul mithilfe von schwebenden Ebenen

Abbildung 5.5: Hilfeeinblendung am Rand bei Fokus des Mauszeigers auf Auswahlfeld

Abbildung 5.6: Prinzip der konventionellen (links) und AJAX gestützten Datenübertragen (rechts)

Abbildung 5.7: Strukturbaumdarstellungen innerhalb von Java-Applets

Abbildung 5.8: Funktionsweise von PHP

Abbildung 5.9: Dynamische Erzeugung und Einbindung einer Wortstrukturbaumgrafik mit PHP

Abbildung 5.10: Wortstrukturbaum "Wortbildung" und entsprechende XML-Notation

Abbildung 5.11: Beispielübung 1 - Unterscheidung von Wortschöpfung und Wortbildung

Abbildung 5.12: Beispielübung 1 - Auflösung mit gutem und schlechtem Ergebnis

Abbildung 5.13: Bestimmung der Wortbildungsart 1

Abbildung 5.14: Bestimmung der Wortbildungsart 2

Abbildung 5.15: Bestimmung der Wortbildungsart 3

Abbildung 5.16: Ablauf mehrerer Übungsmodule zur Bestimmung von Wortbildungsarten

Abbildung 5.17: Morphem-, Kategorien- und Klammerschreibung der Struktur von nasskalt

Beispielverzeichnis

Beispiel 3.1: morphologischer Head

Beispiel 3.2: Paraphrasierung

Beispiel 3.3: Semantisches Muster

Beispiel 3.4: Transformationen

Beispiel 3.5: Die Lesart betreffende Segmentierung von DK

Beispiel 3.6: Die Bedeutung betreffende Segmentierung von DK (2)

Beispiel 3.7: Rektionskomposita

Beispiel 3.8: Ambiges Rektionskompositum

Beispiel 3.9: Nichtrektionskomposita

Beispiel 3.10: Gleiche Wortkategorien bei Kopulativkomposita

Beispiel 3.11: Vertauschen der UK bei Kopulativkomposita

Beispiel 3.12: UND-Relation von Kopulativkomposita

Beispiel 3.13: Derivate

Beispiel 3.14: Präfigierungen und Aktionsarten

Beispiel 3.15: Präfigierungen und Transitivierung

Beispiel 3.16: Substantivpräfigierung mit Präfix Ge-

Beispiel 3.17: Partikelverben vs. Partikelpräfixverben

Beispiel 3.18: Affixoide

Beispiel 3.19: Implizite Derivationen

Beispiel 3.20: Unisegmentales Kopfwort

Beispiel 3.21: Unisegmentales Rumpfwort

Beispiel 3.22: Unisegmentales Endwort

Beispiel 3.23: Partielle Kurzwörter

Beispiel 3.24: Multisegmentale Initialkurzwörter

Beispiel 3.25: Multisegmentale Silbenkurzwörter

Beispiel 3.26: Multisegmentale Mischkurzwörter

Beispiel 3.27: Weitere Kurzwörter

Beispiel 3.28: Kurzwörter auf -i, -o / Reduktion und Derivation

Beispiel 5.1: Hilfestellung bei falscher Lösungswahl

Beispiel 5.2: Speichern von Aufgabendaten in einer XML-Datei

Beispiel 5.3: Beispiel für eine Aufzählung (Liste) in HTML bzw. XHTML

Beispiel 5.4: PHP Quelltext zur Auswertung der Nutzereingaben einer Übung

Beispiel 5.5: Ablauf eines Assistenten zur Eingabe einer Wortstruktur in Klammerschreibung

Beispiel 5.6: Ablauf eines Assistenten zur Erstellung von Wortstrukturbäumen (Morphemschreibweise)

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

1.1 Gegenstand und Zielsetzung

Ein zentrales Thema der germanistischen Sprachwissenschaft ist die deutsche Wortbildung, das Teilgebiet der Lexikologie, welche sich mit den Regeln der Neubildung von Wörtern auseinandersetzt. Zum Verständnis dieser Thematik ist es nötig, dass die Terminologie und die Strukturen der deutschen Wortbildung auch innerhalb von Wörterbüchern erläutert und veranschaulicht werden. In den letzten Jahren wurden Wörterbücher jedoch einer rasanten Weiterentwicklung unterzogen. Das traditionelle gedruckte Nachschlagewerk weicht dabei immer mehr einem elektronischen Pendant, das den Benutzern vor allem innovative Recherchefunktionen bietet. Innerhalb des elektronischen Mediums mehren sich darüber hinaus vor allem in Spezialwörterbüchern zusätzliche Möglichkeiten, bestimmte Sachverhalte effektiv zu präsentieren und das Verständnis dadurch zu fördern. Diese Arbeit beschäftigt sich daher mit den Möglichkeiten der Veranschaulichung der Strukturen der deutschen Wortbildung in einem fachlichen Lern- und Konsultationswörterbuch wie Lexikologie.de[1], welches sich maßgeblich an Studierende richtet. Zu diesem Zweck werden im Verlauf dieser Arbeit Wege, Technologien und Strategien vorgestellt, die das Erlernen verschiedener Zusammenhänge der deutschen Wortbildung erleichtern und fördern sollen.

1.2 Aufbau

Eingeleitet wird die vorliegende Arbeit durch eine allgemeine Vorstellung der Wortbildungsthematik, der die Darstellung und Erläuterung der Strukturen der deutschen Wortbildung nachfolgt. Dabei werden sowohl das zur Verfügung stehende Morpheminventar der deutschen Sprache als auch die verschiedenen Wortbildungsarten mit deren Unterarten sowie deren Beschreibungsmöglichkeiten besonders beleuchtet.

Auf diesen Darstellungen aufbauend, wird anschließend die Entwicklung elektronischer Wörterbücher zusammengefasst. Dazu werden insbesondere die spezifischen Eigenschaften sowie Vor- und Nachteile von elektronischen Wörterbüchern erläutert. Diesen Ausführungen folgt schließlich die Auseinandersetzung mit möglichen Veranschaulichungsmethoden der deutschen Wortbildung innerhalb eines elektronischen Wörterbuchs. Der Fokus liegt dabei auf internetbasierten Übungsmodulen, die den Nutzern das interaktive Erlernen und Üben der die Wortbildung betreffenden Sachverhalte erleichtern sollen. Es werden dazu mehrere derzeit aktuellen und einsetzbaren Internet-Technologien vorgestellt und deren Anwendbarkeit für einzelne Übungsformen individuell evaluiert. Im letzten Abschnitt werden exemplarische und konkrete Vorschläge für mögliche Übungsmodule gegeben, in die auch Erkenntnisse aus den Gebieten der Lern- und Motivationspsychologie einbezogen sind. Den Abschluss bildet eine Zusammenfassung der gewonnen Erkenntnisse und ein Ausblick auf Methoden, mit denen die vorgelegten Veranschaulichungsentwürfe weiter verbessert und optimiert werden können.

2 Wortbildung

Der Mensch besitzt die Fähigkeit, aus einem begrenzten Vorrat an Phonemen, den kleinsten bedeutungsunterscheidenden, jedoch nicht bedeutungstragenden Einheiten der Sprache, eine praktisch unbegrenzte Vielfalt an Signalen hervorzubringen. Aus einer kleinen Menge von Lauten (Phoneme) kann eine viel größere Anzahl von zunächst kleinen Bedeutungseinheiten (Morpheme[2]) gebildet werden, durch deren Verknüpfung wiederum in einem weiteren Schritt eine fast unüberschaubare Menge von Wörtern (Lexeme) entstehen. Zur Übermittlung von Gedanken, Gefühlen, Wünschen und Absichten können diese zu noch größeren und komplexeren Gebilden (Phrasen) zusammengefügt werden.

Die Deutsche Sprache etwa verfügt über ca. 40 verschiedene Phoneme, diese tragen jedoch keine Bedeutungen. Erst die aus diesen Phonemen gebildeten Morpheme tragen eine Bedeutung, deren Anzahl erheblich größer ist, gleichwohl jedoch noch keine effiziente Kommunikation zulässt. Mit Morphemen allein ist nur ein sehr einfacher und stark begrenzter Transport von Ideen und Gedanken möglich. Ist das Inventar an Morphemen erlernt worden, kann mit der Kenntnis von bestimmten Regeln eine unbegrenzte Menge von Wörtern mit komplexen Bedeutungen erzeugt werden. Solche Regeln zur Bildung von Wörtern findet man in allen Sprachen weltweit. Das Prinzip ist dabei immer gleich. Aus einer kleinen Anzahl von Phonemen können mittels fester Regularitäten sehr viele Grundwörter (Simplexe) gebildet werden, die durch verschiedenartige Kombinationen jeweils eine feste Einheit (Lexem) im Wortschatz der jeweiligen Sprache bilden und damit die Basis für vielfältige Wortbildungen darstellen.

Umgekehrt können Wörter, die auf solchen Grundsätzen beruhen, von jedem Sprecher oder Hörer verstanden werden, der diese Regeln beherrscht, selbst wenn es das betreffende Wort im realen Gebrauch der Sprache gar nicht gibt oder die Existenz des Wortes keinen Sinn machen würde. Ein Wort wie blaustreichbar gibt es nicht, dennoch erkennt jeder Sprecher des Deutschen nach kurzer Überlegung, dass es sich dabei um die Beschreibung einer Sache handeln kann oder muss, die man blau anstreichen kann. Diese Befähigung war und ist der Schlüssel zur erfolgreichen und effizienten Kommunikation unter verschiedenen Individuen und damit gleichsam ein bedeutender Faktor in der Entwicklung der Sprache und auf diese Weise des modernen Menschen selbst.

Das Teilgebiet der Lexikologie, welches sich mit der Bildung von neuen Wortkonstruktionen auseinandersetzt, wird Wortbildung oder Wortsyntax genannt. Neben der Übernahme von Fremdwörtern (Entlehnung) ist die Wortbildung die maßgebliche Quelle für neue Wörter und damit für den Ausbau des Wortschatzes. Dabei muss eine klare Abgrenzung von der verwandten Wortschöpfung gezogen werden, bei der bestimmte Inhalte und Bedeutungen bisher nicht verwendeten Phonemkombinationen zugeordnet werden[3]. Zunächst können das Laute nachahmende, phonetisch-phonemisch motivierte Wörter sein[4], so genannte Onomatopoetica, „[…] deren Formative einen Laut oder Schall nachbilden.[5] Das akustische Spektrum wird dabei jedoch nicht vollständig übernommen, lediglich ein merkmalsrelevanter Teil wird in der Formativbildung sprachlich verallgemeinernd erfasst. Auch Kinder verfügen über große Phantasie in der Neuschöpfung von Wörtern[6]. Selbst in der Werbesprache und Produktentwicklung macht die Wortschöpfung heute einen bedeutsamen Aspekt aus[7].

Die Wortbildung umfasst Modelle und Muster, mit denen aus bereits bekannten Grundelementen (Morpheme) durch Kombination und Zusammenfügung neue Wörter entstehen[8]. Dieser Prozess ist ein Vorgang, dem syntaktische und semantische Regeln zugrunde liegen. Aus fast allen Verben lassen sich Substantive bilden. Wird Verbstämmen das Suffix bar angefügt, werden Adjektive gebildet, deren Bedeutung festgelegt ist. Ein Raum ist begehbar (begehen), eine Handschrift ist lesbar (lesen), ein Möbelstück ist bezahlbar (bezahlen). Zusammengefasst: Eine Sache kann geschehen. Das einführende Beispiel blaustreichbar zeigt, dass es diese strikte Regelhaftigkeit möglich macht, selbst sinnlose Wortbildungen verstehen zu können. In der Sprachwissenschaft wird deshalb die Wortbildung als syntaktische Erscheinung wahrgenommen. Kontrovers diskutiert ist der Status der Wortbildung als eigenständiges Teilgebiet der Linguistik, da Aspekte der Wortbildung sowohl die Grammatik als auch die Lexikologie berühren. Eine größer werdende Anhängerschaft vertritt jedoch mittlerweile die Meinung, „dass die Wortbildung ein eigenes Subsystem der Sprache mit spezifischem Regelwerk darstellt und dass deshalb die Theorie der Wortbildung den Rang einer selbstständigen Disziplin der Sprachwissenschaft einnehmen sollte.[9]

Die Erscheinungsformen der Wortbildung erstrecken sich sowohl in synchroner als auch in diachroner sprachwissenschaftlicher Perspektive. Oftmals stimmt die Gesamtbedeutung nicht mehr mit den heute bekannten oder primär angenommenen Bedeutungen der dem Ergebniswort zugrundeliegenden Bestandteile (Konstituenten) überein, da keine Hinweise mehr auf die semantischen Beziehungen innerhalb des Wortes vorhanden sind[10]. Das Wort Datenautobahn beunruhigt mit Sicherheit niemanden, wenn es erstmals in einem Text vorgefunden wird. Die Bestandteile werden dabei auf den ersten Blick klar: Daten + Auto + Bahn. Über deren Beziehungen sind schnelle Rückschlüsse möglich, auch aufgrund bereits bekannter Kombinationsmöglichkeiten aus anderen Zusammenhängen. Es ist offensichtlich, dass das Wort aus drei Teilen besteht, zwei dieser Teile können jedoch auch für sich genommen eine Einheit bilden: Auto + Bahn (Autobahn: zwei- oder mehrspurige, kreuzungsfreie Schnellstraße, die nur für bestimmte Kraftfahrzeuge zugelassen ist)[11]. Aus der Sprachpraxis fließt die zutreffende Vermutung ein, dass es sich um eine Autobahn handelt, auf der Daten unterwegs sind oder transportiert werden. Die Kenntnis der Wortbildungsregeln ermöglicht es, einen ersten Eindruck über den vermutlichen Sinn des Wortes zu erlangen. Jedoch reicht diese Kenntnis nicht aus, die dem Wort innewohnende Bedeutung ad hoc zu erschließen. Es bleibt zunächst unklar, dass Datenautobahn das Internet bezeichnet. Dies kann nur mithilfe des lexikalischen Zusammenhangs herausgefunden werden.

Bei dem Wort blaumachen ist eine Bedeutungserklärung auf Basis der Elemente blau und machen ebenfalls nicht mehr uneingeschränkt möglich. Die Bedeutungen der einzelnen Elemente sind zwar jedem Sprecher bekannt, auch das verwendete Wortbildungsmodell Adjektiv + Verb ist offensichtlich, einen Rückschluss auf die Bedeutung des Gesamtwortes lässt dies jedoch nicht zu. Die Konstituente blau wird in dieser Wortbildung nicht als Farbadjektiv, sondern idiomatisiert verwendet. Es gibt nur zwei Wege, die Bedeutung dieses idiomatisierten Wortes zu ergründen. Entweder wird das Wort mit der geläufigen Bedeutung bereits erlernt oder der Hörer kennt die historischen Hintergründe und damit die Etymologie des Wortes[12]. Das Beispiel zeigt, dass eine Betrachtung der Wortbildung unter synchronem Aspekt oftmals nicht ausreicht, um Bedeutungserklärungen zu liefern. In solchen Fällen müssen historische Fakten einbezogen werden und damit diachrone Perspektiven, die möglicherweise eine genauere Beurteilung des Begriffs erlauben.[13]

Die Modelle der Wortbildung sind unbewusst jedem Sprecher bekannt. Sie ermöglichen es, aus bislang völlig unbekannten Wörtern Rückschlüsse auf deren mögliche Bedeutung, Wortart und Gebrauch zu ziehen. Selbst extrem lange und zufällig generierte Wörter wie Kaffeemaschinensicherheitsschaltkreisanalysebericht können zu einem gewissen Grad von jedem Mitglied der Sprachgemeinschaft verstanden werden. Im Folgenden sollen die Strukturen der deutschen Wortbildung dargelegt werden.

3 Strukturen der deutschen Wortbildung

3.1 Grundlagen

3.1.1 Anforderungen

Um die Wortbildung zu beschreiben, ist es zunächst erforderlich, deren Anforderungen und Aufgaben zu klären. Die Wortbildung erfolgt nach syntaktischen, morphologischen und semantischen Regeln und dient der Erklärung und Charakterisierung des Vermögens einer Sprache und seiner Sprecher zur Bildung von Wörtern. Wie bereits erwähnt, beruht die Wortbildung dabei auf einer universell anwendbaren Regelhaftigkeit, die es jedem Mitglied einer Sprache ermöglicht, unter Anwendung der Wortbildungssystematik Wörter zu interpretieren, zu verstehen, abzuwandeln und neu zu bilden. Wie die Erzeugung von Sätzen einem bestimmten Muster folgt, so lassen sich auch die Prozesse der Wortbildung auf syntaktische Modelle zurückführen. Es liegt hierbei der Gedanke nahe, dass es sich dabei um die gleichen Mechanismen handelt. Einer Oberflächenstruktur liegt eine Tiefenstruktur zugrunde, die eine vollständige Analyse einer Wortbildungskonstruktion ermöglicht. Doch dies reicht nicht aus, um die vielen Fälle von Lexikalisierung, Demotivierung, Idiomatisierung und historischer Tradierung zu erklären. Die Wortbildung muss also als eine weiter gefasste Disziplin angesehen werden, die sowohl ein syntaktisches Regelsystem als auch semantische Interpretationsmodelle und Methoden umfasst. Ob die Wortbildung damit eine selbstständige Teildisziplin der Sprachwissenschaft und damit ein autonomes Subsystem der Sprache darstellt, ist umstritten. Es liegen einige Überschneidungen mit anderen Teilgebieten (z. B. Lexikologie, Syntax und Morphologie) vor, die den potentiellen Status als eigene sprachwissenschaftliche Teildisziplin beschränken. Dennoch kann man die Wortbildung auch klar von anderen Gebieten abgrenzen. Eine klare Einordnung ist bisher allerdings nicht geschehen, es gibt jedoch Tendenzen für die Betrachtung der Eigenständigkeit der Wortbildung.[14] Nach Schippan (1992) umfasst die Wortbildung folgende Inhalte:

I. Beschreibung und Kategorisierung des Inventars der zur Wortbildung verfügbaren sprachlichen Mittel.
II. Beschreibung von Regeln und Modellen zur Entstehung von Wortbildungskonstruktionen und Erfassung der Bedingungen, unter denen Wortbildungskonstruktionen gebildet und verhindert werden können.
III. Beschreibung von Modellen zur semantischen Interpretation und Erschließung von Wortbildungskonstruktionen.
IV. Beschreibung der Methoden, die zur Interpretation von Wortbildungskonstruktionen herangezogen werden können. Dies umfasst auch sprachhistorische Untersuchungen zur Auflösung von Idiomatisierungs-, Demotivierungs- und Lexikalisierungsprozessen.[15]

3.1.2 Wortbildungsinventar: Morpheme

Die Modelle und Muster der Wortbildung unterscheiden sich vorwiegend in der Art und Weise der Anordnung von Sprachbausteinen, den Morphemen, im Prozess der Bildung (Konstituierung) eines neuen Wortes. Morpheme sind die kleinsten nicht aufteilbaren Abfolgen von bedeutungsunterscheidenden lautlichen Zeichen (Phoneme). Ihnen ist entweder eine semantische Bedeutung oder eine nichtlautliche (grammatische) Eigenschaft zugeordnet, die sie eindeutig identifiziert[16]. Durch die Kombination dieser Morpheme werden neue Wortformen und Wörter gebildet, wobei die Eigenschaften der Morpheme und die Art und Weise der Anordnung ausschlaggebend für das zugrunde liegende Wortbildungsmodell sind. Morpheme stellen damit die Konstituenten einer Wortbildungskonstruktion dar und unterscheiden sich in mehreren Gesichtspunkten. Nach ihrer Funktion und Bedeutung, nach dem Grad ihrer Selbstständigkeit, nach ihrer Stellung und nach ihrer Reproduzierbarkeit[17].

3.1.2.1 Funktion und Bedeutung von Morphemen

Schippan (1992) folgend, lassen sich Morpheme nach Funktion und Bedeutung in mehrere Gruppen einteilen.

I. Basis- oder Grundmorpheme

Basismorpheme (BM) bergen die lexikalisch-begriffliche Bedeutung der Wortstämme und können für sich allein ein Wort bilden[18].

II. Wortbildungsmorpheme

Wortbildungsmorpheme (WBM) dienen zur Bildung neuer Wörter nach bestimmten Wortbildungsarten. Wortbildungsmorpheme besitzen lexikalisch-begriffliche und grammatische Bedeutungen[19].

III. Flexionsmorpheme

Flexionsmorpheme (FM) oder grammatische Morpheme tragen grammatische Bedeutungen und sind verantwortlich für die grammatische Kategorie eines flektierten Wortes.[20] Außerdem dienen Sie der Bildung und Organisation von Sätzen und zur Erzeugung semantisch-grammatischer Beziehungen.

IV. Fugenelemente

Fugenelemente (FE) sind eine besondere Art der grammatischen Morpheme und tragen keine Bedeutung. Sie treten nur wortintern auf und dienen der Verbindung zweier Konstituenten. Dabei sind sie ein freiwillig eingefügtes Funktionszeichen mit oftmals historischer Traditionen oder Gleitlaute, die das Aussprechen eines Wortes erleichtern sollen[21]. Neben zusätzlich eingefügten Fugenelementen können sie auch die verbundenen Konstituenten abwandeln, indem z. B. ein auslautendes –e vom ersten Glied entfernt wird[22]. Eine Kombination aus beiden Erscheinungen ist ebenfalls möglich[23]. Einen Einfluss auf die Bedeutung haben die Fugenelemente in solchen Fällen nicht, sie beeinflussen lediglich die phonetische Struktur eines Wortes. Dennoch gibt es Fugenelemente, die auch die Bedeutung eines Wortes differenzieren können[24]. Nach Donalies (2002) werden Fugenelemente als Elemente bezeichnet, die nicht als Flexionsmorphem der betreffenden Konstituente in Frage kommen, die also „nicht im Flexionsparadigma der ersten Einheit vorkommen.[25]

3.1.2.2 Grad der Selbstständigkeit

Unterschieden werden Morpheme in freie und gebundene Morpheme. Basismorpheme können dabei frei auftreten, d. h. sie sind an kein zusätzliches Morphem gebunden und können ein Wort darstellen[26]. Gebundene Morpheme hingegen sind vor allem Wortbildungsmorpheme und grammatische Morpheme (z. B. Funktionswörter wie der, dass). Diese können nur in Verbindung mit Basismorphemen auftreten und auf diese Weise zur Wortbildung beitragen[27]. Ein Wortbildungs- oder Flexionsmorphen für sich allein kann kein eigenständiges Wort bilden. Es existieren jedoch auch Basismorpheme, die gebunden sind und nur in Verbindung mit anderen Morphemen Wörter bilden[28]. Auch etymologisch überlieferte Basismorpheme zählen zu den gebundenen Morphemen. Diese treten meist in ganz bestimmten und festgelegten Wortbildungen auf und können nicht zur Neuwortbildung hinzugezogen werden[29]. Solche Morpheme werden als unikale (versteinerte) Morpheme bezeichnet.

3.1.2.3 Stellung

Morpheme können in der Wortbildung verschiedene Positionen einnehmen. So können gebundene Morpheme als Affixe links oder rechts vom Basismorphem stehen. Wortbildungsmorpheme und grammatische Morpheme, die links von der Basis stehen, werden als Präfixe bezeichnet[30], ein Morphem, das rechts von der Basis steht, trägt die Bezeichnung Suffix[31] und eine Kombination aus beiden Möglichkeiten, die auch bei der Bildung des Partizip Perfekts genutzt wird, heißt Zirkumfix[32]. Diese Form der Positionierung von Morphemen um das Basismorphem wird auch als additiv, die Morpheme selbst als additive Morpheme bezeichnet, dem Basismorphem werden dabei neue Morpheme einfach hinzugefügt.

Eine weitere Variante sind eingeschlossene oder einsetzbare Morpheme. Dies sind implizite Morpheme oder so genannte Allomorphe. Implizite Morpheme zeigen durch eine phonemische Variation eine Bedeutungsänderung des Basismorphems an. So werden im Deutschen alle Formen des Präteritums starker Verben mit einer Änderung des Stammvokals erzeugt. Auf gleiche Weise werden auch Änderungen im Numerus von Substantiven gebildet[33]. Allomorphe stellen nur eine phonemische Variation dar, ändern aber nichts an der Bedeutung des Wortes[34]. Die Bestandteile, die im Basismorphem weder ein implizites Morphem noch ein Allomorph sind, werden als diskontinuierliches Morphem bezeichnet[35].

3.1.2.4 Reproduzierbarkeit

Morpheme werden im mentalen Lexikon dauerhaft gespeichert und können daher zur Wortbildung stets herangezogen werden. Sie sind reproduzierbar bzw. wiederholbar. Das Wortbildungsmorphem – bar kann an fast jeden Verbstamm angefügt werden, um ein Wort zu bilden, welches eine abstrakte Idee von etwas enthält, das Geschehen kann[36], auch wenn dabei unsinnige Wörter entstehen.

3.1.3 Syntax von Wortbildungskonstruktionen

Wie bereits erwähnt, gibt es auffällige Parallelen zwischen der syntaktischen Struktur von Sätzen und Wörtern. Wie bei ganzen Sätzen lässt sich der Aufbau eines Wortes in einer meist binären Struktur erfassen, die verdeutlicht, in welchem Verhältnis die Konstituenten stehen, die der Wortbildungskonstruktion zugrunde liegen. Diese Struktur ist ebenso streng hierarchisch angelegt und betrachtet die einzelnen Konstituenten als Teile eines Ganzen, die durch Kombination auf verschiedenen Ebenen Teilwörter (bzw. Wortgruppen, Phrasen) und schließlich das Gesamtwort (bzw. Satz) bilden. Maßgeblich für diese Prozesse sind Regelhaftigkeit und Produktivität[37]. Im Gegensatz zu Sätzen können Wortbildungskonstruktionen jedoch in gewisser Hinsicht einen Bedeutungswandel erfahren, der über die Bedeutungen der Wortkonstituenten nicht mehr erschlossen werden kann. In solchen Fällen ist die Bedeutung eines Wortes mehr als die Summe seiner Teile[38]. Es kann daher lexikalistisch davon ausgegangen werden, dass Wortbildungskonstruktionen im Gegensatz zu Phrasen im mentalen Lexikon gespeichert werden. Dies ist ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal der sich stark ähnelnden Satz- und Wortstrukturen.

Die Syntax von Wortbildungskonstruktionen stellt sich wie folgt dar. Wie bereits erwähnt, bilden Morpheme die Grundlage von Wörtern, dabei können zunächst auch allein stehende Morpheme Wörter bilden, wie es bei freien (ungebundenen) Basismorphemen der Fall ist[39]. Darüber hinaus können durch Kombinationen von Morphemen (z. B. Basismorphem + Wortbildungsmorphem[40]) immer komplexere Konstruktionen erzeugt werden, so genannte Morphemkonstruktionen[41]. Morpheme und Morphemverbindungen, die einer Wortbildungskonstruktion zugrunde liegen, werden dabei Konstituenten genannt. Eine unmittelbare Konstituente (UK) ist eine Einheit, die in der hierarchischen Ordnung einer Wortbildungskonstruktion ohne möglichen Zwischenschritt auf der direkt untergeordneten Ebene steht. Bei dem Wort Stammbaum sind zwei unmittelbare Konstituenten vorhanden: Stamm und Baum. Briefkastenschloss kann noch weiter unterteilt werden: Briefkasten ist die erste UK, Schloss die zweite UK. Ebenso lässt sich Briefkasten in Brief (erste UK) und Kasten (zweite UK) zerlegen. Die binäre Struktur von Wortbildungskonstruktionen ermöglicht die Darstellung in Hierarchiebäumen, die entweder die Morphemarten (Abbildung 3.1) oder die Wortkategorien (Abbildung 3.2) der beteiligten Konstituenten darstellen. Außerdem ist eine lineare Klammerschreibung möglich (Abbildung 3.3).

3.1.3.1 Morphemschreibung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3.1: Morphemschreibung

In der Morphemschreibweise wird das Wort u. a. in Stämme und Flexionsmorpheme zerlegt. Ein Stamm besteht dabei aus mindestens einem Basismorphem und weiteren Wortbildungsmorphemen. Auch ein Stamm aus zwei Basismorphemen ist möglich. Außerdem kann ein Stamm weitere Stämme auf niedrigeren Ebenen enthalten. Flexionsmorpheme werden nicht zum Stamm hinzugezählt, da diese das Flexionsparadigma einer Konstituente oder Wortbildungskonstruktion ausmachen. In der Morphemschreibweise werden auch Wurzeln berücksichtigt, Basismorpheme, die der Wortbildung zugrunde liegen. Dies ist der wesentliche Kern einer Wortbildungskonstruktion, der durch alle anderen Bestandteile näher bestimmt wird. In komplexen Wörtern können durchaus mehrere Wurzeln auf verschiedene Konstituenten verteilt sein. Das Fugenelement erhält nicht den Status einer Konstituente, sondern wird an die (meist erste unmittelbare) Konstituente angefügt.

3.1.3.2 Kategorienschreibung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3.2: Kategorienschreibung

Die Kategorienschreibung ist etwas platzsparender als die Morphemschreibung, da hier nur die Kategorien (Nomen, Verb, Adjektiv, Affixe) der Konstituenten verzeichnet werden und auf die Darstellung von Wurzeln und Stämmen in der Kategorienschreibung verzichtet wird.

3.1.3.3 Klammerschreibung

[N [N Wort] [N [V bild] [Aff/Suff ung] ] ]

Abbildung 3.3: Klammerschreibung

Als lineare und kompakte Möglichkeit kann zuletzt eine Klammerschreibung angewandt werden. Diese Schreibweise orientiert sich maßgeblich an der Kategorienschreibung und ist nach folgendem Muster aufgebaut. Der Kategorienhierarchiebaum wird als binärer Baum angesehen, der einen Kopf (Wurzel) besitzt, welchem wiederum ein linker und ein rechter Teilbaum untergeordnet ist. Jede Markierung einer Kategorie wird wiederum als Kopf zweier weiterer Teilbäume betrachtet. Beginnend vom Kopf wird nun zuerst jeder linke Teilbaum bis zur untersten Ebene durchlaufen und jede dabei angetroffene Markierung linear mit öffnenden Klammern aufgeschrieben. Im Beispiel Wortbildung ist der Kopf die Markierung für ein Nomen ([N). Die erste Markierung des linken Teilbaums ist nochmals die Markierung für ein Nomen, dem das entsprechende Morphem mit angehängt ist ([N Wort). Der linke Teilbaum ist vollständig durchlaufen, daher wird die erste Konstituente mit einer schließenden Klammer markiert (]). Der Vorgang wiederholt sich schließlich im rechten Teilbaum des Kopfes. Dort tritt zuerst eine Markierung eines Nomens auf ([N), deren linker Teilbaum ein Verb ([V bild]) und deren rechter Teilbaum ein Affix/Suffix ([Aff/Suff ung]) darstellt. Um die Klammerschreibung zu vollenden, werden nun während des abschließenden Anstiegs in den Ebenen zum Kopf solange schließende Klammern gesetzt, bis der Kopf erreicht ist. Dabei werden zwei Ebenen durchlaufen (]]). In der Informatik wird diese Methode ebenfalls als lineare Darstellungsweise von binären Bäumen (einer in vielerlei Hinsicht nützlichen Datenstruktur) angewandt[42], ein Vorgang, der Traversierung nach dem Pre-Order-Prinzip genannt wird[43]. Dies ist ein besonderes Indiz für die ausgeprägte Regelhaftigkeit von Wortbildungskonstruktionen.

3.1.3.4 Morphologischer Head

Die kategorialen Eigenschaften von Wortbildungskonstruktionen werden durch den so genannten morphologischen Head (auch Kern, Kopf) bestimmt. Bei den meisten komplexen Wörtern der deutschen Sprache, die aus zwei unmittelbaren Konstituenten binär strukturiert sind[44], befindet sich der morphologische Head auf der rechten Seite (Beispiel 3.1).

[N [A Rot][N wein]] Wein = morphologischer Head von Rotwein → Substantiv, maskulin

[A [N wein][A rot]] rot = morphologischer Head von weinrot → Adjektiv

Beispiel 3.1: morphologischer Head

Eine universelle Zuordnungsvorschrift sieht für das Deutsche so aus: X → YX. Die kategorialen Eigenschaften einer Wortbildungskonstruktion, welche aus den unmittelbaren Konstituenten Y und X besteht, werden durch X bestimmt.

3.1.4 Semantische Beschreibung von Wortbildungskonstruktionen

3.1.4.1 Probleme der Wortbildung

Im Wortbildungsprozess entstehen neue Elemente des Wortschatzes, deren lexikalisch semantische Einordnung maßgeblich auf den verwendeten Wortbildungsmodellen beruht. Bestimmte Wortbildungsmethoden sind mit festen semantischen Relationen im Gedächtnis gespeichert. So entstehen durch die Bildung von Substantiven, die aus Verbstämmen und dem Suffix – ung gebildet werden, meist Bezeichnungen für Tätigkeiten[45] oder Gegenstände, die aus dem durch das Verb beschriebenen Akt hervorgehen[46].

Gleichzeitig bewirkt die Wortbildung aus Verbstamm und Suffix – er oder – ler u. a. eine Konstruktion zur Bezeichnung einer Person[47]. Solche semantischen Relationen sind bekannt, doch die eigentlichen Bedeutungen von Wörtern, die durch solche Modelle gebildet werden, sind oft idiomatisch. Ein Schneider schneidet nicht nur, ein Tischler stellt nicht nur Tische her und ein Maurer kann nicht nur Mauern bauen.

3.1.4.2 Morphosemantische Motiviertheit

Um die Bedeutung von Wortbildungskonstruktionen zu ergründen, wird das Prinzip der Kompositionalität von Bedeutungen komplexer Ausdrücke angewandt, welches auf den Mathematiker, Logiker und Philosophen Frege zurückgeht. Dieses Prinzip besagt, dass sich die Bedeutung eines komplexen Ausdrucks aus der Bedeutung seiner Bestandteile und der Verknüpfungsart ergibt[48]. Dies wird auch als morphosemantische Motiviertheit[49] bezeichnet, wobei drei Stufen der Ausprägung zu unterschieden sind.

I. Vollmotivierung. Die Bedeutung eines Lexems lässt sich durch die Bedeutung seiner Konstituenten erschließen[50].
II. Teilmotivierung. Die Bedeutung eines Lexems kann nur noch teilweise aus den Bedeutungen der Konstituenten erschlossen werden. Dennoch kann eine Verbindung aus den Teilbedeutungen und der Gesamtbedeutung angenommen werden[51].
III. Idiomatisierung. Die Bedeutung eines Lexems kann nicht aus der Bedeutung seiner Bestandteile und der Bedeutung der Verknüpfung hergeleitet werden. In einigen Fällen ist selbst die Bedeutung der Bestandteile nicht mehr ableitbar oder bekannt[52]. Idiomatisierte Konstruktionen sind wie Simplizia zu behandeln, also wie Wörter, die nicht weiter zerlegt werden können oder die nicht abgeleitet sind[53].

Zur Untersuchung und Analyse der Bedeutung von Wortbildungskonstruktionen gibt es verschiedene Methoden in der Sprachwissenschaft. Dabei werden die (verborgenen) semantischen Elemente verbalisiert, woraufhin die Gesamtbedeutung mit den Teilbedeutungen eines Lexems verglichen werden kann.

3.1.4.3 Paraphrasierung

Die Umschreibung von Wortbildungskonstruktionen ist eine verbreitete Methode, die Gesamtbedeutung eines Lexems zu erfassen. Auf diese Weise kann erschlossen werden, welche Konstituenten idiomatisiert in einer Konstruktion eingeflossen sind (Beispiel 3.2). Dabei werden jedoch keine formellen Regeln verwendet, sodass die Paraphrasierung als Erfassungsinstrument von semantischen Beziehungen recht vage ist[54].

Türschloss – Schloss einer Tür Ölpest – extreme Verschmutzung eines Gebietes mit Öl Schnellstraße – Straße, auf der schnell gefahren werden darf Milchstraße – Galaxie, zu der auch das Sonnensystem gehört Himbeere – meist rote, weiche, beerenartige Frucht

Beispiel 3.2: Paraphrasierung

Müssen bei der Umschreibung Lexeme verwendet werden, die nicht Bestandteile des zu untersuchenden Wortes sind, liegt Idiomatisierung vor. Diese Methode zeigt, dass die Wortbildung nicht nur nach rein syntaktischen Gesichtspunkten, sondern auch lexikalistisch betrachtet werden kann.

Eine formalere Beschreibung der semantischen Struktur von Wortbildungskonstruktionen schlägt Motsch (2004) vor: Der Paraphrasierung werden Informationen über das semantische Modell der genutzten Wortbildungsart sowie über konkrete semantische Repräsentationen in Form einer Prädikat-Argumenten-Struktur angefügt (Beispiel 3.3)[55].

kindisch [wie (KIND)](x) ‚eine Entität x hat bekannte Eigenschaften von Kindern‘

Beispiel 3.3: Semantisches Muster

Die semantische Repräsentation eines Wortes wird durch Großbuchstaben, der Lexikoneintrag selbst wird kursiv dargestellt.

3.1.4.4 Transformation

Als eine weitere Möglichkeit, um festzustellen, inwieweit Konstituenten eines Lexems idiomatisiert sind, kann die Transformation angewendet werden. Kann ein Lexem in eine Wortgruppe übersetzt werden, liegt Vollmotivierung oder Teilmotivierung vor. Ist eine solche Übersetzung nicht möglich, ist das Lexem vollständig idiomatisiert. Die Transformation basiert auf strukturell semantischen Modellen. Sie kann auch Rückschlüsse über die semantischen Beziehungen zwischen den an der Konstruktion beteiligten Wörtern erlauben, wenn diese nicht durch die beteiligten Morpheme, sondern nur durch Hintergrundwissen erschließbar sind. Die folgenden Beispiele sollen mögliche interne semantische Relationen und nicht mögliche Transformationen verdeutlichen (Beispiel 3.4).

X1 hat X2 Türschild haben-Relation X2 ist wie X1 Schäfchenwolke Vergleichsrelation X2 ist aus X1 Holzhaus Stoffrelation X2 schützt gegen X1 Sonnencreme Finalrelation aber *X2 ist wie X1 Milchstraße Idiomatisiert

Beispiel 3.4: Transformationen

3.2 Wortbildungsarten

Nachdem die Grundlagen der deutschen Wortbildung vorgestellt wurden, sollen nun die Modelle und Muster sowie die Wortbildungsarten näher beleuchtet werden.

3.2.1 Komposition

Die Komposition (vgl. lat. compositio → ‚ Zusammenstellung ‘, ‚ Anordnung ‘) „ist im Deutschen neben der Derivation eines der beiden Hauptverfahren zur Bildung neuer Wörter“[56]. Durch die Verbindung von mindestens zwei Basismorphemen (frei oder gebunden) oder Stämmen entsteht ein neues Wort, das so genannte Kompositum[57]. Die dazu benutzen Elemente stellen jeweils „[…] Einheiten mit lexematischer Bedeutung […]“ dar, die „[…] häufig selbst, gegebenenfalls um entsprechende Flexive ergänzt, als selbständige Wörter verwendbar […]“[58] sind. Durch Komposition entstehen in den meisten Fällen Substantive, ferner Adjektive und Verben.

Die Ergebnisse der Komposition können ausgehend von den semantischen Relationen der beteiligten unmittelbaren Konstituenten in verschiedene Subtypen gegliedert werden. Die beiden wichtigsten sind die Determinativkomposita (DK), mit einer ausgeprägten binären Struktur der (unmittelbaren) Konstituenten und determinierenden Funktionen der Bestandteile[59]. Eine zweite Art sind die so genannten Kopulativkomposita (KK), die oftmals keine binäre Struktur besitzen und deren Bestandteile sich nicht determinieren[60]. Beide Typen werden nun vorgestellt. Darüber hinaus gibt es weitere Kompositionsarten, die im Anschluss daran kurz Erwähnung finden sollen.

3.2.1.1 Determinativkomposita

Das Determinativkompositum ist das häufigste Produkt der Komposition und kann daher in die bedeutendste und produktivste Gruppe eingeordnet werden. Die wichtigste Eigenschaft von Determinativkomposita ist die strenge Unterordnung (Hypotaxe) der ersten unmittelbaren Konstituente unter die zweite. Die erste UK wird dabei Determinans (Bestimmungswort) genannt und ist morphosyntaktisch und semantisch dem Determinatum (zweit UK; Grundwort) untergeordnet. Dieses ist der morphologische und semantische Head (Kern, Kopf) des Kompositums und damit verantwortlich für die kategoriale Einordnung (Wortart, Genus) der gesamten Wortbildungskonstruktion. Dies geschieht nach dem Prinzip X → YX[61].

Das Determinans dient der semantischen Einschränkung der Bedeutung (oder des Geltungsbereichs) des Determinatums auf eine untergeordnete Ebene und steht meist links davon. Diese Relation wird auch Modifikator-Kopf-Relation genannt[62]. Bei komplexeren Konstruktionen lassen sich auf verschiedenen Ebenen weitere Unterteilungen in Determinans und Determinatum (also immer in genau zwei unmittelbare Konstituenten → binäre Struktur) durchführen (Abbildung 3.4).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der Fahrer eines Reisebusses (Ein Bus zum Reisen)

Abbildung 3.4: Determinativkompositum (Modell)

Eine Umstellung von Konstituenten bewirkt dabei immer eine Änderung der Determinationsverhältnisse und damit eine semantische Modifikation (Abbildung 3.5)[63].

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die (Betriebs-)Reise für Busfahrer (Fahrer eines Busses)

Abbildung 3.5: Determinativkompositum (Modell 2)

Die Zerlegung in die einzelnen Segmente eines Kompositums stellt dabei kaum ein Problem für die Sprecher des Deutschen dar. Bisweilen sind die Segmentgrenzen jedoch nicht mehr so einfach erschließbar. Dies kann zunächst die Lesart und damit das grundlegende Verständnis betreffen. In den meisten Fällen wird der Irrtum sofort erkannt und korrigiert (Beispiel 3.5).

* Blumento | pferde (besondere Pferde-Art?) Blumentopf | erde (Erde für Blumentöpfe) * Alpeno | strand (Strand in einem fremden Land?) Alpen | ostrand (Ostrand der Alpen) * Tee | nager (kleines Tier, dass sich von Tee ernährt?) Teen | ager (junger Mensch) * Region | alligator (Alligator in dieser Region?) Regional | liga | tor (Tor in der regionalen Liga)

Beispiel 3.5: Die Lesart betreffende Segmentierung von DK

In anderen Fällen kann jedoch auch eine falsch gedeutete Segmentierung semantische Probleme hervorrufen (Beispiel 3.6).

Mädchen | handelsschule (Handelsschule für Mädchen) Mädchenhandels | schule (Schule für Mädchenhandel)

Beispiel 3.6: Die Bedeutung betreffende Segmentierung von DK (2)

Das Beispiel zeigt, dass links-, rechts- oder beidseitig verzweigte Determinativkomposita möglich sind, dennoch ist der morphologische Head stets rechts angeordnet[64].

Determinativkomposita haben die Besonderheit, dass durch Kombination von Konstituenten theoretisch unbegrenzt lange Gebilde entstehen können. Die binäre Struktur von Determinativkomposita erlaubt es nämlich, dass an eine bereits bestehende Wortbildungskonstruktion ein weiterer bedeutungseinengender Bestandteil angefügt wird. Dieser fungiert dann als Determinans der bisherigen Wortbildungskonstruktion (dann Determinatum). Lediglich die geringe mentale Speicherkapazität der Sprecher verhindert, dass solche Konstruktionen zu lang werden[65].

Determinativkomposita können aufgrund ihrer Semantik weiter unterteilt werden.

I. Endozentrische Determinativkomposita

Determinativkomposita, deren semantische Kategorie mit der ihrer konstituierenden Glieder übereinstimmt[66], werden als endozentrisch bezeichnet. Ausschlaggebend ist dabei die zweite unmittelbare Konstituente.

II. Exozentrische Determinativkomposita

Determinativkomposita können jedoch eine Entität auch metaphorisch bezeichnen. Das Wort Damenabteilung ist eine Abteilung für Damen, gleichzeitig ist Abteilung das Hyperonym von Damenabteilung. Bei exozentrischen Determinativkomposita ist dies nicht der Fall. Das Wort Grünschnabel bezeichnet keinen Schnabel, der grün ist, sondern in erster Linie einen Menschen. Schnabel ist demnach kein Hyperonym von Grünschnabel.

Manche Determinativkomposita erlauben jedoch beide Lesarten. Das Wort Löwenzahn ist endozentrisch gesehen der Zahn eines Löwen, unter exozentrischer Lesart bezeichnet es eine Pflanze. Viele exozentrische Determinativkomposita müssen unter diachronen Gesichtspunkten näher analysiert werden, um den Bedeutungswandel, den sie durchlaufen haben, zu erschließen. Bei exozentrischen Determinativkomposita ist dieser Wandel oft auch derart, dass die bezeichnete Entität die Bezeichnung nicht ist (Rotkehlchen ist kein „rotes Kehlchen“), sondern hat (Haben-Relation: Rotkehlchen ist ein Vogel, der ein rotes Kehlchen hat)[67]. In diesen Fällen spricht man auch von Possessivkomposita. In anderen Fällen fungiert das exozentrische Determinativkompositum als Metapher für die komplette Entität (Löwenzahn → Pflanze; Grünschnabel → Anfänger).

Aufgrund der gleichen Struktur, der die exozentrischen und endozentrischen Determinativkomposita zugrunde liegen (die rechte unmittelbare Konstituente bestimmt die kategorialen Eigenschaften; die linke unmittelbare Konstituente determiniert in gewisser Hinsicht die rechte), werden exozentrische DK nicht als eigenständige Klasse der Komposita, sondern als spezielle Erscheinungsform der Determinativkomposita angesehen[68].

III. Rektionskomposita

Wie bereits mehrfach erwähnt, ermöglichen Wortbildungskonstruktionen in vielen Fällen mehrere Lesarten und können daher ambig verstanden werden[69]. In anderen Fällen wird jedoch aufgrund einen speziellen Struktur der Wortbildungskonstruktion nur eine Lesart ermöglicht, eine Vieldeutigkeit ist dann nicht gegeben. Dies ist immer dann der Fall, wenn die zweite unmittelbare Konstituente ein „relationales“ Wort ist, welches eine grammatische Ergänzung erzwingt[70]. In der Gruppe der Determinativkomposita ist das der Fall, wenn die zweite unmittelbare Konstituente (z. B.) ein Verbderivat[71] ist, dem eine bestimmte Rektionseigenschaft zugrunde liegt. Die zweite unmittelbare Konstituente vererbt auch im Prozess der Wortbildung einen Teil ihrer Argumentstruktur an die andere beteiligte unmittelbare Konstituente, welche wortintern eine Argumentstelle von ihr besetzt[72]. Es entsteht eine Wortbildungskonstruktion, deren semantische Relation aufgrund dieser „Argument-Prädikat-Relation“ grammatisch vorhersagbar ist (Beispiel 3.7).[73]

Romanleser lesen → Agens ‚ jemand ‘, Thema ‚ etwas

Romanleser Leser eines Romans Busfahrer Fahrer eines Busses Hühnerdieb Dieb von Hühnern steuerfrei frei von Steuern

Beispiel 3.7: Rektionskomposita

Einige Rektionskomposita können aber weiterhin ambige Lesarten ermöglichen. Dies ist dann der Fall, wenn das Erstglied verschiedene Argumentstellen (z.B. Agens oder Adressat) besetzen kann.

Vorstandsempfehlung Empfehlung an den Vorstand (Vorstand → Adressat) Empfehlung vom Vorstand (Vorstand → Agens)

Beispiel 3.8: Ambiges Rektionskompositum

IV. Nichtrektionskomposita

Den Rektionskomposita stehen die Nichtrektionskomposita gegenüber, bei denen die zweite unmittelbare Konstituente keine Argumentstruktur besitzt oder das Erstglied keine Argumentstelle besetzt (Beispiel 3.9).

Unfallfahrer *Fahrer eines Unfalls → Verursacher eines Unfalls Holzkiste Kiste aus Holz, Kiste für Holz

Beispiel 3.9: Nichtrektionskomposita

3.2.1.2 Kopulativkomposita

Eine weitere Gruppe der Komposita sind die so genannten Kopulativkomposita. Gegenüber den hypotaktisch aufgebauten Determinativkomposita liegt bei den Kopulativkomposita eine parataktische Struktur zwischen den unmittelbaren Konstituenten vor. Die Bestandteile stehen dabei in einem koordinierenden Verhältnis. Kopulativkomposita erfüllen außerdem folgende Kriterien:

I. Die unmittelbaren Konstituenten gehören der gleichen Wortkategorie an (Beispiel 3.10).

nasskalt nass + kalt süßsauer süß + sauer Hosenrock Hose + Rock

Beispiel 3.10: Gleiche Wortkategorien bei Kopulativkomposita

II. Die unmittelbaren Konstituenten können „[…] ohne prinzipielle semantische und strukturelle Veränderung […]“ vertauscht werden (Beispiel 3.11), „auch wenn das nicht in jedem Fall sprachüblich ist, weil die Reihenfolge konventionalisiert ist[74].

nasskalt *kaltnass Hosenrock Rockhose

Beispiel 3.11: Vertauschen der UK bei Kopulativkomposita

III. Die unmittelbaren Konstituenten befinden sich in der Hierarchie der Wortbildungskonstruktion auf der gleichen Ebene (Abbildung 3.6).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3.6: Hierarchie von Kopulativkomposita in Morphem-, Kategorien- und Klammerschreibung

Wie die Determinativkomposita lassen sich auch Kopulativkomposita in exozentrische und endozentrische Kopulativkomposita unterscheiden. Dabei werden als exozentrische Kopulativkomposita Wortbildungskonstruktionen bezeichnet, bei denen weder die erste noch die zweite unmittelbare Konstituente die Gesamtkonstruktion semantisch repräsentieren kann. Dies ist vor allem bei Benennungen von biologischen Kreuzungen (z. B. Schafziege) oder Kleidungsstücken der Fall. Ein Hosenrock ist weder Rock noch Hose, aber beide Bestandteile sind unverzichtbar für das semantische Verständnis des Gesamtwortes[75]. In der Gruppe der endozentrischen Kopulativkomposita stehen die unmittelbaren Konstituenten in einer additiven Relation und bezeichnen beide (oder mehrere) Seiten des Denotats. Dies ist u. a. bei Personenbezeichnungen und anderen Wörtern der Fall, deren Bestandteilen eine parataktische UND-Relation zugrunde liegt (Beispiel 3.12). In Zahlwörtern wird diese Relation sogar verbalisiert[76].

Fürst-Bischof Fürst UND Bischof Sänger-Schauspieler Sänger UND Schauspieler Hassliebe Hass UND Liebe süßsauer süß UND sauer

[UND (A1, A2)](x) [UND (SÜß, SAUER)](x) ‚süß und sauer sind Eigenschaften von x‘

Beispiel 3.12: UND-Relation von Kopulativkomposita

Umstritten ist, inwieweit die Einordnung von Wortbildungskonstruktionen in die Gruppe der Kopulativkomposita möglich ist, und ob Kopulativkomposita eine eigene Subgruppe der Komposita darstellen. Donalies (2002) vertritt z. B. die Ansicht, dass hauptsächlich adjektivische Kopulativkomposita existieren, da nominale Kopulativkomposita meist auch eine determinierende Lesart zulassen, welche die eindeutige Einordnung als Kopulativkompositum nicht zulässt[77]. So kann im Wort Fürstbischof der Teil Fürst als Determinans zu Bischof verstanden werden: ein Bischof, der auch Fürst ist. Oder handelt es sich bei blaugrün um etwas, das blau und grün ist (kopulativ), oder um ein ins Blau tendierende Grün (determinativ)?

Bei Adjektivkonstruktionen wie süßsauer ist dies nicht der Fall, da eine Gleichrangigkeit und Vertauschbarkeit auf jeden Fall angenommen werden kann. Solche Wörter werden daher in die Gruppe der Kopulativkomposita eingeordnet. Diese sind ebenfalls rechtsköpfig, d. h. die rechte unmittelbare Konstituente ist der morphologische Head und bestimmt die grammatischen Merkmale der Wortbildungskonstruktion.

3.2.1.3 Weitere Erscheinungsformen der Komposition
3.2.1.3.1 Reduplikation

Neben den wichtigsten Gruppen der Komposita, den Determinativkomposita und Kopulativkomposita, gibt es weitere Wortbildungsarten, welche jedoch zweifellos nicht so produktiv sind. Zunächst können hier Reduplikationen (vgl. lat. reduplicare → ‚ verdoppeln ‘, ‚ wiederholen ‘) genannt werden, die Wortbildungskonstruktionen darstellen, die durch einfache Wortwiederholungen gebildet werden. Gleichzeitig werden dabei oft Vokalvariationen (meist i zu a → Wirrwarr, TingelTangel) oder Anlautänderungen durchgeführt (Schickimicki)[78]. Reduplikationen werden meist im legeren Sprachstil verwendet.

Strittig ist, ob Reduplikationen zu den Komposita gehören. Donalies (2002) sieht in ihnen eindeutig einen Subtyp der Komposita. Altmann und Kemmerling (2005)[79] sowie Fleischer und Barz (1995)[80] sind hingegen der Meinung, dass Reduplikationen nicht zu den Komposita zählen, da die Bestandteile in der Regel keine selbstständigen Lexeme darstellen und die reduplizierten Wortbildungskonstruktionen trotz ihrer gedoppelten Struktur semantisch nur ein einfaches Lexem hervorbringen.

3.2.1.3.2 Kontamination

Eine weitere Gruppe sind Kontaminationen (vgl. lat. contaminare → ‚ miteinander in Berührung bringen ‘, ‚ verhunzen ‘), auch Wortkreuzungen genannt. Bei dieser Wortbildungsart überlagern sich unterschiedlich komplexe Segmente zweier unmittelbarer Konstituenten nach bestimmten phonetisch-phonemischen Regeln. Dabei müssen die Konstituenten oftmals keine semantische Ähnlichkeit aufweisen. Es werden zwei Typen von Kontaminationen unterschieden. Zum einen Wortbildungen wie Mammufant (Mammut + Elefant) oder Schlöwigel (Schwein + Löwe + Igel), deren Bestandteile keine gemeinsame Lautfolge besitzen und die, hauptsächlich nach Kriterien der Aussprache, randomisiert ineinandergeschoben werden. Zum anderen Wortbildungen wie Lakritzelei (Lakritz + Kritzelei), Kurlaub (Kur + Urlaub) oder akadämlich (akademisch + dämlich), deren Einheiten gemeinsame Lautfolgen besitzen, die genau überlappen können. Die meisten Kontaminationen sind nicht mehr als auffällige Wortspiele, die die Aufmerksamkeit auf sich lenken, weswegen die Werbesprache sehr häufig neue Kontaminationen hervorbringt (→ Gourmeggle: Gourmet + Meggle Kräuterbutter). In der Standardsprache haben aber die wenigsten Kontaminationen über einen längeren Zeitraum bestand (hingegen Kurlaub: Kur + Urlaub; Smog: Smoke + Fog; Transistor: transfer + resistor)[81].

3.2.1.3.3 Zusammenrückung

Ein letzter Typ der Komposita, der hier dargestellt werden soll, ist die so genannte Zusammenrückung. In dieser Wortbildungsart kommen die Wörter dadurch zustande, dass mehrere Einheiten (Wortgruppen oder Sätze) einfach zusammengerückt werden. Die Wortzwischenräume (Leerzeichen, Spatien, Blanks) werden dabei gelöscht, in Sonderfällen durch Bindestriche ersetzt (der Nimmersatt, der Tunichtgut, das Vergissmeinnicht, der Möchtegern, das Am-Computer-Sitzen-Müssen). Die unmittelbaren Konstituenten enthalten dadurch in jedem Fall Basismorpheme.

Im Unterschied zu anderen Komposita liegt bei den Zusammenrückungen keine feste Strukturregel (X → YX) vor. Die rechte unmittelbare Konstituente bildet nicht den morphologischen Head der gesamten Wortbildungskonstruktion (Substantiv Dreikäsehoch → Adjektiv hoch). Stimmt die grammatische Kategorie der rechten unmittelbaren Konstituente mit der des Gesamtworts überein, ist dies kein Hinweis auf den Status eines morphologischen Heads. Vielmehr ist das Gesamtwort durch die meist exozentrische Semantik (z. B. Bezug auf Personen → der Springinsfeld) bereits nominal geprägt[82].

Fleischer und Barz (1995) zählen die Zusammenrückungen nicht zu den Komposita, da sie die zugrunde liegenden Wortgruppen und Sätze als Derivationsbasen betrachten. Sie sprechen daher eher von Konversionen (Wortartwechsel während der Wortbildung) bzw. Derivaten[83].

3.2.2 Derivation

Neben der Komposition ist die Derivation (vgl. lat. derivare → ‚ ableiten ‘) eines der Hauptverfahren zur Bildung neuer Wörter. Dabei werden Wortbildungsmorpheme, in diesem Fall Derivationsaffixe, mit einem bestehenden Wort, einem Basismorphem oder einer Morphemkonstruktion (der Basis) verbunden. Dadurch entsteht schließlich ein Derivat, eine Ableitung (Beispiel 3.13).

Sonne → sonnig (Basis Substantiv → Derivat Adjektiv) Film → filmen (Basis Substantiv → Derivat Verb) schreiben → das Schreiben (Basis Verb → Derivat Substantiv) Glück → Unglück (Basis Substantiv → Derivat Substantiv) grün → (das) Grün (Basis Adjektiv → Derivat Substantiv)

Beispiel 3.13: Derivate

Es können maßgeblich zwei verschiedene Derivationstypen unterschieden werden. Zum einen die explizite Derivation, bei der neue Wörter mithilfe von Affixen gebildet werden[84], des Weiteren die implizite Derivation, die keine verbalisierten Wortbildungsmorpheme einsetzt, sondern u. a. durch (implizite) Stammwechsel neue Wörter erzeugt[85]. Fleischer und Barz (1995) sowie Donalies (2002) verstehen auch die Konversion als Derivationstyp, bei der ein Wortartwechsel ohne morphologische Änderung der Basis eintritt und beschränken die implizite Derivation auf das Charakteristikum des Stammvokalwechsels[86]. Erben (2006) sowie Römer und Matzke (2005) betrachten die Konversion jedoch als der impliziten Derivation zugehörig und schlagen eine differenziertere Auseinandersetzung mit den wortbildenden Nullsuffixen vor, wodurch auch die Konversion auf kombinatorische Prozeduren zurückgeführt werden kann[87]. Das Wortbildungsmodell behält dadurch seinen systematischen Rahmen und bleibt dennoch überschaubar, anstatt unnötig komplex zu sein. Aus diesen Gründen lehnt sich die vorliegende Arbeit an diese Sichtweise an.

3.2.2.1 Explizite Derivation

Bei der expliziten Derivation werden die beteiligten, unmittelbaren Konstituenten in Derivationsbasis und Derivationsaffix (auch Derivatem) unterschieden. Letzteres wird dabei phonetisch-phonologisch immer expliziert, daher auch die Bezeichnung für diesen Derivationstypus. Ein freies Morphem oder eine freie Morphemkonstruktion als Wort oder Wortgruppe ist die Derivationsbasis. Das Derivationsaffix kann ein Präfix, ein Suffix oder ein Zirkumfix (eine Kombination aus Präfix und Suffix) sein. Explizite Derivationen können verschiedene Erscheinungsformen aufweisen. Abhängig von der Position der gebundenen unmittelbaren Konstituente gegenüber der Derivationsbasis wird in Präfigierung, Suffigierung oder kombinatorische Derivation unterschieden. Doch nicht nur die Position der Affixe ist ein Unterscheidungskriterium, auch die Eigenschaften von Präfixen und Suffixen weisen Gegensätze auf, sodass sie sehr differenziert zu betrachten sind. Eschenlohr (1999) nennt u.a. folgende Unterscheidungsmerkmale[88]:

I. Präfixe können im Gegensatz zu Suffixen keine Stammänderung (z. B. Vokal → Diphthong) bewirken.
II. Präfixe haben in der Regel identische Morphem- und Silbengrenzen[89], bei Suffixen ist dies nicht zwingend, bei vokalisch anlautenden Suffixen sogar niemals der Fall[90].
III. Präfixe können im Fall von zwei zusammen auftretenden Wörtern bei einem von beiden weggelassen werden (Koordinationsreduktion)[91]. In diesem Fall wird der Hauptakzent auf das Präfix verschoben. Vokalisch anlautende Suffixe erlauben die Koordinationsreduktion nicht[92].

Präfigierung, Suffigierung oder kombinatorische Derivation haben jedoch gemeinsam, dass es sich bei den gebundenen Affixen um Wortbildungsmorpheme handelt, dies ist ein wichtiges Kriterium bei der Betrachtung von Derivaten. Außerdem sind explizite Derivationen stets binär strukturiert, jede Segmentierungsebene enthält dadurch genau zwei Elemente.

Im Folgenden sollen die drei Subgruppen genauer vorgestellt werden, begonnen wird dabei mit der Präfigierung.

[...]


[1] Hochschuldozentur für Germanistische Sprachwissenschaft, Institut für Germanistische Sprachwissenschaft, Friedrich-Schiller-Universität Jena: Lexikologie.de. http://www.lexikologie.de, Jena 2005, Abruf: 3.5.2007

[2] Stopp, Halt, Rot, Baum, Licht, …

[3] Haus, Baum, Knall, rot, schnell, Yrr (Bezeichnung für Lebewesen. Aus: Schätzing, Frank: Der Schwarm. 12. Auflage. Frankfurt: Fischer 2005.)

[4] miauen, knurren, piepsen

[5] Schippan, Thea (1992). Lexikologie der deutschen Gegenwartssprache. Tübingen: Max NiemeyerVerlag. S. 99.

[6] Tick-Tack (Uhr), Wau-Wau (Hund)

[7] Nutella, Nintendo Wii

[8] Hoch - schul - lehr - er, Schnell - koch - topf

[9] Schippan, 1992, S. 108.

[10] Nervenkostüm, Ölpest, Milchstraße, Kopfnuss, Armbrust, Bleifuß, Sackgasse u.v.m.

[11] Dudenredaktion (Hrsg.) (2006). Duden - Deutsches Universalwörterbuch: das umfassende Bedeutungswörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (6., überarb. und erw. Aufl.). Mannheim (u.a.): Dudenverlag. Worteintrag Autobahn.

[12] Angenommen wird, dass der Begriff auf den mittelalterlichen Brauch zurückgeht, den Handwerksgesellschaften einen Tag frei zu geben. Dieser Tag wurde blauer Montag genannt, blau geht dabei auf die Farbe der Kirche zurück. Die Zahl der blauen Montage war immer stark umstritten, jedoch meist festgesetzt und oftmals waren zusätzliche blaue Montage ausdrücklich verboten. Darauf geht bis heute zurück, einen „unberechtigten“ freien Tag zu nehmen. Kluge, Friedrich (2002). Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache / Kluge. Bearb. von Elmar Seebold. (24., durchgesehene und erweiterte Aufl.). Berlin; New York: Walter de Gruyter. S. 130.

[13] Römer, Christine und Matzke, Brigitte (2005). Lexikologie des Deutschen. Eine Einführung (2., aktualisierte und ergänzte Aufl.). Tübingen: Gunter Narr Verlag. S. 61.

[14] Schippan, 1992, S. 108 f. Römer & Matzke, 2005, S. 5.

[15] Schippan, 1992, S. 110.

[16] Schippan, 1992, S. 80.

[17] Schippan, 1992, S. 80 f.

[18] Berg, rot, hell, Tisch

[19] Tischler: WBM ‚ ler‘ ‚abstrakt‘, ‚Person‘ oder ‚Gruppe‘ (lexikalisch-begriffliche Information); ‚Substantiv‘, ‚maskulin‘ oder ‚feminin‘ (grammatische Information)

[20] Männern: FM ‚ ern ‘ ‚ Plural ‘ (Numerus), ‚ Dativ ‘ (Kasus)

[21] Forschung’s’zweig, Hochzeit’s’feier, Therm’o‘meter

[22] Waag’Ø’schale, Filial’Ø’angestellter, Kirch’Ø’turm, Erd’Ø‘mantel

[23] Geschicht’Øs‘buch

[24] Schafkopf (Kartenspiel) und Schafskopf (Schimpfwort: einfältiger Mensch, Dummkopf)

[25] Donalies, Elke (2002). Studien zur Deutschen Sprache: Die Wortbildung des Deutschen: ein Überblick (Bd. 27). (Ulrike Haß-Zumkehr, Werner Kallmeyer, & Ulrich Waßner, Hrsg.) Tübingen: Gunter Narr Verlag. S. 45.

[26] Haus, Baum, rot, blau, klein

[27] Frei’heit‘, grün’lich‘, frucht’bar‘

[28]gess ‘ in vergesslich, ‚ lier ‘ in verlieren

[29]Him’beere, ‚ Sint’flut, ‚ Schwieger’mutter, ‚ Mett’wurst

[30] ‚be’stellen, ‚ab’halten, ‚zer‘stören

[31] trag’bar‘, schmerz’lich‘

[32]ge’such’t‘ (Partizip Perfekt von suchen), ‚ be’schön’ig’en (es gibt weder die Form *beschönen noch die Form *schönig)

[33] l’a‘g (Präteritum), M’ü’tter (Plural)

[34] ‚hof‘ und ‚höf‘: H’ö’flich

[35] legen, lag: l…g

[36] machen: machbar; putzen: putzbar; hören: hörbar

[37] (Schippan, 1992, S. 108)

[38] Hühnerauge, Milchstrasse

[39] Bild, Tisch, grün

[40] Schul+ung, grün+lich

[41] (Römer & Matzke, 2005, S. 66)

[42] Heun, Volker (2000). Grundlegende Algorithmen: Einführung in den Entwurf und die Analyse effizienter Algorithmen. Braunschweig: Vieweg.

[43] Sedgewick, Robert (2000). Algorithmen in C++ (Nachdr. der 1. Aufl.). München: Addison-Wesley. S. 68 ff

[44] Ausnahmen sind Wortbildungskonstruktionen, denen mehr als zwei UK zugrunde liegen (Satzartige Konstruktionen wie Schießmichtot, Stelldichein, Rührmichnichtan; Kurzwörter wie Uni, Abi, Ufo)

[45] Begehung, Anhörung, Verurteilung, Bestrafung

[46] Beglaubigung, Mitteilung

[47] Bäcker, Maurer, Jäger, Spieler, Tischler

[48] Altmann, Hans, & Kemmerling, Elke (2005). Linguistik fürs Examen (2. überarb. Aufl., Bd. 2). (Hans Altmann, & Suzan Hahnemann, Hrsg.) Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. S. 19.

[49] Römer & Matzke, 2005, S. 68. Altmann & Kemmerling, 2005, S. 19.

[50] Türschloss, Sitzbank

[51] Schneider, Tischler (stellt nicht nur, aber auch Tische her) , Ölpest, Blausäure

[52] Milchstraße, Armbrust, Sint flut, Him beere

[53] Altmann & Kemmerling, 2005, S. 19.

[54] Römer & Matzke, 2005, S. 69.

[55] Motsch, Wolfgang (2004). Deutsche Wortbildung in Grundzügen (2., überarb. Aufl., Bd. 8). (Ludwig. M. Eichinger & Peter Wiesinger, Hrsg.) Berlin; New York: Walter de Gruyter. S. 4-8.

[56] Donalies, 2002, S. 53.

[57] Tisch, Bein, bio, Politik, süß, sauer ( → Tischbein, Biopolitik, süßsauer)

[58] Eichinger, Ludwig M. (2000). Deutsche Wortbildung: eine Einführung. Tübingen: Gunter Narr Verlag. S. 115.

[59] Blumenstrauß (Strauß aus Blumen), Bilderbuch (Buch mit Bildern)

[60] schwarz-weiß (sowohl schwarz als auch weiß), Radiowecker (ein Wecker mit integriertem Radio)

[61] Auch „Righthand Head Rule“ oder „Rechtsköpfigkeitsprinzip“ genannt. Es besagt, dass „[…] komplexe Wörter ihre morphologischen Eigenschaften vom rechten Bestandteil ererben“. Olsen, Susan (1991). GE-Präfigierung im heutigen Deutsch. Ausnahmen von der 'Righthand Head Rule'? Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur (113), Tübingen: Niemeyer. S. 338 f.

[62] Römer & Matzke, 2005, S. 73.

[63] Altmann & Kemmerling, 2005, S. 51.

[64] Donalies, 2002, S. 54 f.

[65] Römer & Matzke, 2005, S. 73.

[66] Ruderboot (Boot zum Rudern), Stadtverkehr (Verkehr in der Stadt)

[67] Donalies, 2002, S. 61 f.

[68] Römer & Matzke, 2005, S. 76.

[69] Holzkiste (Kiste aus Holz, Kiste für Holz)

[70] Fleischer, Wolfgang, & Barz, Irmhild (1995). Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache. Tübingen: Max Niemeyer Verlag. S. 94.

[71] Auch andere Wortkategorien besitzen Argumentstrukturen und können in ein Determinativkompositum eingehen.

[72] Barz, Irmhild, Schröder, Marianne, Hämmer, Karin & Poethe, Hannelore (2002). Wortbildung - praktisch und integrativ. Ein Arbeitsbuch (Bd. 2). (Irmhild Barz, Ulla Fix, & Marianne Schröder, Hrsg.) Frankfurt am Main [u. a.]: Lang. S. 182.

[73] Römer & Matzke, 2005, S. 76.

[74] Fleischer & Barz, 1995, S. 128.

[75] Fleischer & Barz, 1995, S. 128.

[76] einunddreißig, neunundneunzig

[77] Römer & Matzke, 2005.

[78] Donalies, 2002, S. 91.

[79] Altmann & Kemmerling, 2005, S. 56.

[80] Fleischer & Barz, 1995, S. 48.

[81] Donalies, 2002, S. 92 f. Fleischer & Barz, 1995, S. 47 f.

[82] Römer & Matzke, 2005, S. 82.

[83] Fleischer & Barz, 1995, S. 96 f.

[84] Schön → Schönheit; malen → bemalen

[85] Wachsen Wuchs;

[86] fliegen → das Fliegen; angst → die Angst (Fleischer & Barz, 1995, S. 48 f), (Donalies, 2002, S. 97)

[87] Erben, Johannes (2006). Einführung in die deutsche Wortbildungslehre (5., durchges. u. erg. Aufl.). Berlin: Schmidt. S. 36, 87 f. Römer & Matzke, 2005, S. 98.

[88] Eschenlohr, Stefanie (1999). Germanistische Linguistik: Monographien. Vom Nomen zum Verb: Konversion, Präfigierung und Rückbildung im Deutschen (Bd. 3). Hildesheim; Zürich; New York: Olms. S. 101.

[89] ver | wunden; ent | stellen; ge | brauchen

[90] schmerz | lich; häss | lich aber Bil | dung; schwä | bisch

[91] ein- und ausschalten; be- und entlasten

[92] *Bild- und Schulung aber grün- und rötlich

Ende der Leseprobe aus 108 Seiten

Details

Titel
Die Strukturen der deutschen Wortbildung und deren Veranschaulichung in einem elektronischen Wörterbuch
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena  (Institut für Germanistische Sprachwissenschaft)
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
108
Katalognummer
V81392
ISBN (eBook)
9783638858274
ISBN (Buch)
9783638854375
Dateigröße
1762 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Strukturen, Wortbildung, Veranschaulichung, Wörterbuch
Arbeit zitieren
Steffen Kuegler (Autor:in), 2007, Die Strukturen der deutschen Wortbildung und deren Veranschaulichung in einem elektronischen Wörterbuch, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81392

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Die Strukturen der deutschen Wortbildung und deren Veranschaulichung in einem elektronischen Wörterbuch



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden