Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, ob es gelungen ist, die ursprünglichen Ziele, deren Verwirklichung von der Einführung der Gesamtschule erhofft wurden, umgesetzt werden konnten. Der erste Teil der Arbeit gibt einen Überblick über die Geschichte der Gesamtschulidee. Überraschenderweise lässt sich diese sogar bis ins Mittelalter zurück verfolgen. Da die Periode nach 1945 die heutige Situation in der Bundesrepublik maßgeblich determiniert hat, findet dieser Zeitabschnitt im ersten Tel besondere Beachtung.
Um die Frage nach der Umsetzung der Ziele der Gesamtschulbewegung beantworten zu können, enthält der zweite Abschnitt der Arbeit eine Darstellung der Ziele, die mit der Einführung der Gesamtschule verwirklicht werden sollten. Der dritte Teil stellt ebenfalls eine Diskussionsgrundlage dar. Er behandelt die Definitionen der verschiedenen Formen der Gesamtschule. Im vierten Kapitel wird die aktuelle Situation der Gesamtschulen in Deutschland beleuchtet. Dieser Abschnitt bezieht sich aber nur auf die integrierten Gesamtschulen, da die übrigen Formen der Gesamtschule in der statistischen Auswertung dem dreigliedrigen Schulsystem zugeordnet wurden. Schließlich wird die aktuelle Situation mit den zuvor untersuchten Zielen der Gesamtschulbewegung verglichen und interpretiert.
Inhaltsverzeichnis
1. Vorwort
2. Geschichte der Gesamtschule
2.1 Entwicklung vor 1945
2.2 Entwicklung in der BRD nach 1945
3. Ziele der Gesamtschulbewegung
4. Begriffsdefinition
4.1 Kooperative bzw. additive Gesamtschule
4.2 Integrierte Gesamtschule
5. Aktuelle Situation
5.1 Ergebnisse der PISA-Studie 2000
5.2 Entwicklung der Schülerzahlen an integrierten Gesamtschulen
5.3 Vergleich der ursprünglichen Zielen mit der aktuellen Situation
6. Nachwort
7. Literaturverzeichnis
7.1 Internetquellen
7.2 Statistiken
1. Vorwort
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, ob es gelungen ist, die ursprünglichen Ziele, deren Verwirklichung von der Einführung der Gesamtschule erhofft wurden, umgesetzt werden konnten. Der erste Teil der Arbeit gibt einen Überblick über die Geschichte der Gesamtschulidee. Überraschenderweise lässt sich diese sogar bis ins Mittelalter zurück verfolgen. Da die Periode nach 1945 die heutige Situation in der Bundesrepublik maßgeblich determiniert hat, findet dieser Zeitabschnitt im ersten Tel besondere Beachtung.
Um die Frage nach der fUmsetzung der Ziele der Gesamtschulbewegung beantworten zu können, enthält der zweite Abschnitt der Arbeit eine Darstellung der Ziele, die mit der Einführung der Gesamtschule verwirklicht werden sollten.
Der dritte Teil stellt ebenfalls eine Diskussionsgrundlage dar. Er behandelt die Definitionen der verschiedenen Formen der Gesamtschule.
Im vierten Kapitel wird die aktuelle Situation der Gesamtschulen in Deutschland beleuchtet. Dieser Abschnitt bezieht sich aber nur auf die integrierten Gesamtschulen, da die übrigen Formen der Gesamtschule in der statistischen Auswertung dem dreigliedrigen Schulsystem zugeordnet wurden. Schließlich wird die aktuelle Situation mit den zuvor untersuchten Zielen der Gesamtschulbewegung verglichen und interpretiert.
Der internationale Vergleich mit Gesamtschulsystemen anderer Staaten, wie z.B. das französische, amerikanische oder schwedische musste aus Platzgründen ausgespart werden. Die Darstellung der Ziele der Gesamtschulbewegung der 1960er und 1970er Jahre musste ebenfalls aus Platzgründen und zur Wahrung der Übersichtlichkeit stark komprimiert werden.
2. Geschichte der Gesamtschule
2.1 Entwicklung vor 1945
In ihren grundlegenden Wesensmerkmalen lässt sich die Idee der Gesamtschule überraschend weit zurückverfolgen. Johann Amos Comenius (1592 – 1670) entwickelte vor dem Hintergrund seines theologischen Modells ein modernes Bildungsideal. Gemäß seiner theologischen Lehre betrachtete er das gesamte Leben als einen Lernprozess bzw. als eine Schule. Als Erziehungsziele formulierte er in ihrer Rangfolge gestaffelt: Frömmigkeit, Tugend und Bildung. In seinem Buch Didactica magna (1657) entwickelte er ein viergliedriges Schulsystem, das für alle Kinder verbindlich sein sollte. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Comenius bereits im 17. Jahrhundert moderne pädagogische Vorstellungen, wie die allgemeine Schulpflicht für Jungen und Mädchen und muttersprachlichen Unterricht verfolgte.
Allerdings ist umstritten, ob man in seinen Forderungen die Wurzel der Gesamtschulidee sehen kann. Dagegen spräche z.B. die starke Bindung seiner pädagogischen Forderungen an seine theologische Weltanschauung. Weitaus akzeptierter ist, es den Ursprung der Gesamtschulentwicklung in der Zeit der Französischen Revolution zu sehen. Am 21. April 1792 legte Antoine Condorcet der französischen Nationalversammlung einen umfassenden Plan zur Neuorganisation des Bildungswesens vor. Ziel dieser Neuorganisation war es, die Klassengegensätze innerhalb des Schulsystems aufzuheben und die Bildung von den Einflüssen des Klerus und des Adels zu emanzipieren. In seinem konkreten Plan zur Umsetzung dieser Ziele lassen sich bereits elementare Merkmale der Gesamtschultheorie finden: Stufung des Schulwesens in fünf Stufen, Chancengleichheit, einheitliche Bildung für alle, permanentes Lernen, Erwachsenenbildung, Öffentlichkeit des Schulwesens und Überarbeitung der bisherigen Lehrpläne. Trotz des revolutionären Gehalts seiner Vorschläge, sah Condorcets neues Bildungswesen keine wirkliche Aufhebung der Klassenschranken in der Bildung vor. Nur die Primärschulen waren für alle Kinder verbindlich. Alle weiterführenden Schulen standen nur den Kindern offen, deren Familien über genügend finanzielle Mittel verfügten, um für längere Zeit auf ihre Mithilfe im Haushalt verzichten zu können. Um diesen Misstand zu mildern sah Condorcets Plan zwar Stipendien für arme Schüler vor, trotz allem wurde „am neuen Klassencharakter der bürgerlichen Gesellschaft [...] nicht gerüttelt“ (Stubenrauch 1971: 24).
Auch in Deutschland gab es anfang des 19. Jahrhunderts weitreichende Reformansätze, die das Bildungswesen verändern wollten. Nach der verheerenden Niederlage Preußens 1807 im Krieg gegen Napoleon, wurden in Preußen zahlreiche Reformen durchgeführt. Dies betraf auch das Bildungssystem, mit dessen Reform Wilhelm von Humboldt 1809 beauftragt wurde. Ziel dieser Reform sollte sein, den Einzelnen unabhängig von seiner Herkunft dazu zu befähigen, seine Rechte wahrzunehmen und sich nach eigener Einsicht in den Staat einzubringen und ihm so zu dienen. Humboldt arbeitete in seiner kurzen Amtszeit als Leiter des preußischen Kultus- und Unterrichtswesens ein umfassendes Reformprogramm aus. Er forderte die strikte Trennung von allgemeiner und beruflicher Bildung. Die Allgemeinbildung sollte der Berufsbildung vorangehen und freie und selbstständige Menschen hervorbringen. Daran habe sich dann die Berufsausbildung anzuschließen. Das allgemeinbildende Schulwesen sollte dreigliedrig organisiert werden, allen Menschen offen stehen und einem einheitlichen Lehrplan folgen. Verpflichtend für alle Bürger sollte nach Humboldts Vorstellung der Besuch einer Volksschule sein. Diese sollte allgemeines Grundlagenwissen vermitteln, auf dem die mögliche weitere Ausbildung aufbauen sollte. Außerdem habe der Volksschulunterricht unabhängig von sozialer Herkunft für alle gleich zu sein. Konsequenter als Comenius und Condorcet setzte sich Humboldt für die Aufhebung der Ständeschranken ein: „‚Um deshalb die Unterschiede zwischen Armen und Reichen, Geringen und Vornehmen endgültig aufzuheben [...] ist die Zerstörung des ständischen Unterrichtswesens [...] unabdingbar.’“ (Regenbrecht /Lemper 1978: 44). Besonders wichtig für die Entwicklung des Gesamtschulgedankens ist Humboldts Forderung der allgemeinen Volksschule in Form einer Einheitsschule.
Nach dem Wiener Kongress im Jahre 1815 und der damit einsetzenden Zeit der Restauration wurden alle Ansätze zur Reform des Bildungswesens erstickt oder bis zur Belanglosigkeit eingeschränkt. Die Klassengegensätze im Schulwesen wurden nicht überwunden, sondern weiter verfestigt (vgl. Stubenrauch 1971: 25). Auf der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche 1848 wurde wiederum eine einheitliche Nationalschule für die 5 bis 10 jährigen gefordert. Allerdings scheiterte diese Forderung, mit der gesamtdeutschen Revolution 1848.
Zum Ende des 19. Jahrhunderts und während der Wilhelminischen Zeit wurden drei verschiedene Reformansätze vertreten. Die Lehrerbewegung geführt von Diesterweg setzte sich v.a. für die Emanzipation der Volksschule und deren Lehrer ein. Eine andere Reformbewegung forderte die Vereinheitlichung des gymnasialen Schulbereichs, der damals noch sehr heterogen war. Die Arbeiterbewegung hingegen strebte v.a. nach der Partizipation der Arbeiterklasse an der bürgerlichen Bildung. 1891 wurde diese Forderung in das Parteiprogramm der SPD aufgenommen.
Nach dem ersten Weltkrieg wurden v.a. im Umfeld der SPD Reformansätze verfolgt, die dem heutigen Konzept der Gesamtschule sehr nahe kamen. Der sog. Bund der Entschiedenen Schulreformer entwarf das Konzept der elastischen Einheitsschule. Dieses Konzept „war allerdings noch stark durchsetzt von einer national gefärbten Volksgemeinschaftsideologie“ (Stubenrauch 1971: 29) und Idealen der Jugendbewegung. Paul Oestreich Mitglied der Entschiedenen Schulreformer entwarf ein Schulmodell, das in seinem Anspruch z.T. weit über das hinausging, was in unseren heutigen Gesamtschulen realisiert wurde. Er wollte die Schüler je nach Begabungsniveau in drei Stränge aufteilen, die jedoch in einer Schule zusammengefasst sein sollten. Den Unterricht wollte Oestreich in Pflicht- und Wahlunterricht aufteilen. Darüber hinaus sah sein Modell „ein Kurssystem, das auf ‚jedes persönliche Entwicklungstempo und jede Begabungsentfaltung Rücksicht nimmt’“ und eine Neuorientierung des Bewertungsverfahrens vor. Kurz gesagt: „Die ‚elastische Einheitsschule’ [...] hat schon 1919 Merkmale enthalten, deren Realisierung in den Gesamtschulmodellen von 1969/70 noch immer aussteht“ (Stubenrauch 1971: 30). Kawerau ein weiteres Mitglied der Entschiedenen Schulreformer prägte damals als erster den Begriff der Gesamtschule. Die Gesamtschule sollte nach seiner Vorstellung „der Rahmen für die gesamte Schulpflichtige Zeit werden“ (Stubenrauch 1971: 31).
Auf der Reichsschulkonferenz vom 11. bis 19. Juni 1920 wurden die weitreichenden Reformansätze jedoch zurückgewiesen. Als einziges Resultat konnten sich die Entschiedenen Schulreformer die Einführung der für alle Schüler verbindliche, vierjährigen Grundschule verbuchen.
In der Zeit des dritten Reichs wurde das Schulsystem institutionell nicht verändert. Abgesehen von der Schaffung zusätzlicher Institutionen zur Aufzucht einer neuen gesellschaftlichen Elite im Sinne der nationalsoziologischen Ideologie. Durch die ideologische Gleichschaltung wurden die Lerninhalte und -ziele angeglichen. Die Schule wurde zur Machtfestigung der nationalsozialistischen Herrschaft instrumentalisiert. Es wäre aber fatal Parallelen zwischen dem Schulsystem im dritten Reich und dem Modell der Gesamtschule zu ziehen. Denn beide verfolgen grundlegend verschiedene Ziele und weisen demnach auch grundlegend verschiedene Eigenheiten auf.
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