New Management - Der neue Geist des Kapitalismus

Eine kurze Analyse der Theorie Boltanskis und Chiapellos


Hausarbeit, 2004

14 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1. Einleitung

2. Der Geist des Kapitalismus
2.1. Allgemeine Annahmen
2.2. Das Konzept der „Polis“

3. Der neue Geist des Kapitalismus
3.1. Managementliteratur als Forschungsgegenstand
3.2. Der neue Geist des Kapitalismus

4. Kritische Anmerkungen

1. Einleitung

Beschäftigt man sich in soziologischer Perspektive mit dem Thema des Management, begibt man sich auf ein Feld wissenschaftlicher Forschung, welches in dieser Hinsicht noch kaum erschlossen ist, und dessen Bearbeitung sich die Soziologie im Grunde erst in den letzten Jahren angenommen hat. Gleichwohl entwickelt sich in diesem Zusammenhang bereits ein breites Spektrum von soziologischen Fragestellungen, die von Themen der Organisation und Funktion des Managements über Analysen von Managementtheorien in historischer Perspektive, bis hin zu Fragen der Rekrutierung und sozialen Herkunft von Managern[1] reichen.

Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Managementproblematik unter einer veränderten Perspektive, die dem Spektrum der soziologischen Forschung in diesem Bereich einen weiteren Aspekt hinzufügt. Dieser Perspektivwechsel, der sich von einer Betrachtung der Managementproblematik auf der Mikro-Ebene entfernt[2], ist dazu in der Lage das Thema des Management in spezifischer Weise in den gesellschaftlichen Kontext einzuordnen. Gerade diese Kontextualisierung der Managementthematik unter einem ausgewählten Gesichtspunkt, wird in dem Buch „Der neue Geist des Kapitalismus“[3], welches im weiteren Verlauf die Grundlage dieser Arbeit bildet, vollzogen.

Der Soziologe Luc Boltanski und die Wirtschaftswissenschaftlerin Éve Chiapello - bereits die durch die Autoren repräsentierte Kombination von Soziologie und Wirtschaftswissenschaft, lässt eine interessante Auseinandersetzung mit dem Thema vermuten – begeben sich mit ihrer Studie auf die Suche nach einem neuen „Geist des Kapitalismus“, dessen Antlitz sich zwar gegenwärtig noch schemenhaft „…in einem in mancherlei Hinsicht noch embryonalen Veränderungsprozess, der vor unseren Augen abläuft, …“ darstellt, dessen Mechanismen aber dennoch „…bereits weit fortgeschritten sind.“[4]. Während Max Weber, in dessen Traditionslinie sich die Autoren stellen, beispielsweise Schriften Benjamin Franklins analysierte, um die Entstehung eines „kapitalistischen Geistes“ zu veranschaulichen, versuchen Boltanski und Chiapello ihre These von der Entstehung eines neuen „Geistes des Kapitalismus“ mit dem Verweis auf einen Gegenstand zu untermauern, der sich in spezifischer Weise auf die Thematik des Management bezieht. Der Managementdiskurs, und hierbei vor allem eine spezielle Art der Managementliteratur[5] bildet den Autoren zufolge den Ort, an dem der neue „..kapitalistische Geist am deutlichsten in Erscheinung tritt.“[6].

Im Rahmen der vorliegenden Arbeit soll in einem ersten Schritt die Argumentation der Autoren nachgezeichnet werden, wobei in diesem Zusammenhang der Thematik des „kapitalistischen Geistes“ besondere Aufmerksamkeit zukommt. Im Anschluss daran folgt eine kritische Reflektion der Thesen Boltanskis und Chiapellos. In diesem Kontext soll besonders der Frage nachgegangen werden, inwieweit die Analyse ausgewählter Texte der Managementliteratur die These von der Entstehung eines neuen „Geistes des Kapitalismus“ rechtfertigt.

2. Der Geist des Kapitalismus

Der folgende Abschnitt setzt sich mit einem grundlegenden Aspekt der Analyse Boltanskis und Chiapellos auseinander, welcher den Ausgangspunkt der Argumentation der Autoren markiert. Die Rede ist hierbei von der grundsätzlichen Annahme, der zufolge eine auf kapitalistischer Produktionsweise basierende Gesellschaft eines spezifischen “Geistes“ bedarf. Um diese These im weiteren Verlauf einer näheren Betrachtung zu unterziehen, werde ich in einem ersten Schritt einige allgemeine Annahmen der Autoren darstellen, um daran anknüpfend das von Boltanski und Chiapello verwendete Konzept der „Polis“ in diesem Kontext näher zu beleuchten.

2.1. Allgemeine Annahmen

Dient bei Max Weber die Rede von einem „Geist des Kapitalismus“ als Erklärungsansatz, der verdeutlichen soll, wie es dem Kapitalismus in seiner Entstehungsphase gelingen konnte traditionelle Formen gesellschaftlichen Lebens sowie tradierte Norm - und Wertvorstellungen, welche sich im Prozess der Durchsetzung der kapitalistischen Produktionsweise als Hindernisse erwiesen, zu überwinden[7], so benutzen Boltanski und Chiapello diese Begrifflichkeit in einem in doppelter Weise veränderten Sinn.

Einerseits beziehen sich die Autoren im Rahmen ihrer Studie auf einen bestimmten Aspekt der von Weber ausgearbeiteten Begrifflichkeit, der weitere Annahmen, die sich darüber hinaus bei Max Weber auf den „Geist des Kapitalismus“ beziehen, ausblendet. Boltanski und Chiapello übernehmen von dem „Weberschen Ansatz“ den Gedanken „… ,dass die Menschen überzeugende moralische Gründe benötigen, um sich dem Kapitalismus anzuschließen.“[8]. Andererseits bewegt sich das Buch „Der neue Geist des Kapitalismus“ in einem Kontext grundlegend veränderter gesellschaftlicher Bedingungen. Nicht mehr die Entstehungsphase des Kapitalismus ist für Boltanski und Chiapello von Relevanz, sondern eine historische Konstellation, in welcher die kapitalistische Produktionsweise bereits etabliert, ja in gewissem Sinne im globalen Maßstab durchgesetzt ist. Dies erfordert natürlich eine den veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen angepasste Verwendung des „Weberschen Ansatzes“.

Es stellt sich an dieser Stelle die Frage, was Chiapello und Boltanski in einer, im Vergleich zu den Studien Max Webers, historisch veränderten Situation konkret meinen, wenn sie von einem „Geist des Kapitalismus“ reden. Die Basisthese der Autoren lautet in diesem Zusammenhang folgendermaßen: Auch der etablierte Kapitalismus bedarf einer spezifischen Rechtfertigungsordnung, welche dazu in der Lage ist individuelle Motivlagen im Sinne der kapitalistischen Produktionsweise zu gestalten: „Demgemäß wollen wir als Geist des Kapitalismus eine Ideologie bezeichnen, die das Engagement für den Kapitalismus rechtfertigt.“[9]. Die Angewiesenheit der kapitalistischen Produktionsweise auf eine umfassende Mobilisierung der Ware Arbeitskraft ist in grundlegendem Maße die Bedingung für die Notwendigkeit eines so genannten „kapitalistischen Geistes“[10]. Da gerade auf der Basis einer „wissenbasierten Ökonomie“, die Ware Arbeitskraft in zunehmendem Maße über bestimmte Eigenschaften verfügen muss[11], um die Aufrechterhaltung des kapitalistischen Akkumulationsprozesses zu gewährleisten, bedarf es eines außerhalb der ökonomischen Rationalität liegenden Legitimationszusammenhangs, der in der Lage ist die notwendige Arbeitskraft in qualitativer Weise zu konditionieren. Engagement, Identifikation mit der Arbeit und dem jeweiligen Unternehmen, das Ansehen der eigenen Tätigkeit im Sinne der von Weber verwendeten Begrifflichkeit des „Berufs“; derartige Erfordernisse sind nicht mit Hilfe positiver beziehungsweise negativer Sanktionsmechanismen zu erreichen. Ökonomische oder außerökonomische Zwangsmechanismen können hierbei also keinesfalls eine Antwort auf die Frage nach der Etablierung dieser Notwendigkeiten sein. Aber auch materielle Anreizmechanismen stellen in diesem Zusammenhang keine Lösung der angesprochenen Problematik dar : „Der Monatslohn stelle bestenfalls ein Motiv dar, um an einem Arbeitsplatz zu bleiben, nicht aber, um sich dort zu engagieren.“[12]. Allein der Begriff des Engagement impliziert ja bereits eine auf Aktivität und Initiative basierende Teilnahme, die eben einer als legitim erachteten, internalisierten und moralisch untermauerten Rechtfertigungsordnung bedarf.

[...]


[1] Im Kontext der Bezeichnung des Managementpersonals verzichte ich an dieser Stelle – und im Folgenden - bewusst auf die Ergänzung der weiblichen Form, da die Verwendung einer geschlechtsneutralen Sprache in diesem Zusammenhang die gegebenen Verhältnisse im Bereich des Management in hohem Maße verzerren würde.

[2] Hierbei ist vor allem auf Forschungsarbeiten im Bereich der Wirtschaftswissenschaften hinzuweisen.

[3] Boltanski, Lúc; Chiapello, Éve: „Der neue Geist des Kapitalismus.“, Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft, 2003.

[4] Ebd. , S. 96.

[5] Ich werde im weiteren Verlauf auf die Spezifika dieses literarischen Genres noch genauer eingehen.

[6] Ebd. , S. 91.

[7] Weber, Max: „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus.“, Bodenheim: Äthenau ,1993

[8] Boltanski, Lúc; Chiapello, Éve: „Der neue Geist des Kapitalismus.“, Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft, 2003, S.45.

[9] Ebd. , S.43.

[10] Da im Rahmen des kapitalistischen Akkumulationsprozesses die durchschnittlichen Gewinnaussichten der Arbeitskräfte gering sind, bedarf es Motivationsstrategien, die diese inner-ökonomische Gesetzmäßigkeit in gewisser Weise

[11] Um welche Eigenschaften es sich hierbei im einzelnen handelt soll im weiteren Verlauf noch geprüft werden.

[12] Ebd. ; S. 43

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
New Management - Der neue Geist des Kapitalismus
Untertitel
Eine kurze Analyse der Theorie Boltanskis und Chiapellos
Hochschule
Philipps-Universität Marburg
Note
1,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
14
Katalognummer
V81591
ISBN (eBook)
9783638875981
ISBN (Buch)
9783638876087
Dateigröße
419 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine Auseinandersetzung mit der Studie "Der neue Geist des Kapitalismus" von Boltanski/Chiapello. Es wird hierbei ein Überblick bezüglich der grundlegenden Thesen der Autoren gegeben und in diesem Zusammenhang auch einführendes zum Thema der Managementsoziologie im Allgemeinen erörtert. Literaturangaben komplett in Fußnoten angegeben
Schlagworte
Management, Geist, Kapitalismus
Arbeit zitieren
Philipp Schmidt (Autor:in), 2004, New Management - Der neue Geist des Kapitalismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81591

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