Qualitätsmanagement im Krankenhaus.

Kooperation für Qualität und Transparenz im Krankenhaus (KTQ) und European Foundation For Quality Management (EFQM) im Vergleich


Hausarbeit, 2007

21 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Begriffsbestimmungen
2.1 Qualität
2.2 Qualitätsmanagement
2.3 Qualitätssicherung

3. Beurteilungsebenen medizinischer Qualität im Krankenhaus

4. Historische Entwicklung von Qualitätsmanagement und sein gesetzlicher Rahmen

5. Das EFQM-Modell für Excellence 2004
5.1 Inhaltlicher Aufbau

6. Das Zertifizierungsverfahren „Kooperation für Transparenz und Qualität im Krankenhaus“ (KTQ 5.03)
6.1 Inhaltlicher Aufbau

7. KTQ und EFQM- ein Vergleich

8. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die deutsche Krankenhauslandschaft ist derzeit tiefgreifenden Veränderungen unterworfen: Mit der Einführung eines fallpauschalierten Entgeltsystems versucht der Gesetzgeber eine zunehmende Marktorientierung und eine effizientere Ressourcenallokation in der stationären Versorgung zu implementieren.

Mit dem zunehmenden Kostendruck gehen Forderungen nach reproduzierbarer bestmöglicher Qualität in der medizinischen Versorgung einher. Obwohl Qualitätsmanagementsysteme in der Herstellung industrieller Produkte und im Dienstleistungsgewerbe weitgehende Verbreitung gefunden haben, konnte sich das Bewusstsein für umfassende Ansätze der Qualitätssicherung und des Qualitätsmanagements im Gesundheitswesen und speziell im Krankenhaussektor erst in den letzten Jahren durch gesetzliche Vorgaben etablieren. Es besteht die Hoffnung, dass der flächendeckende Einsatz ganzheitlicher Qualitätsmanagement-Konzepte die Behandlungsqualität trotz der sich verschlechternden Finanzierungssituation verbessert und die Zufriedenheit der verschiedenen Stakeholder eines Krankenhauses, d.h. der an einem Krankenhaus beteiligten Interessengruppen, erhöht.

Inzwischen kommen in deutschen Kliniken sowohl branchenneutrale als auch krankenhausspezifische Ansätze des Qualitätsmanagement und der Qualitätsbewertung zum Einsatz. Neben einem Qualitätsmanagementsystem gemäß der ISO (International Standards Organization) 9001er Normenreihe werden im stationären Sektor insbesondere das KTQ (Kooperation für Qualität und Transparenz im Krankenhaus)- und das EFQM-Modell (European Foundation For Quality Management) angewendet. Wesentliche methodische Gemeinsamkeit der beiden zuletzt genannten Ansätze ist die Durchführung von Selbstbewertungsverfahren, welche einem Krankenhaus eine vollständige Standortbestimmung in Fragen des Umgangs mit Qualität ermöglichen sollen. Thema meiner Hausarbeit ist eine vergleichende Untersuchung dieser beiden Konzepte.

Die zu beantwortende Forschungsfrage lautet: Wird ein Krankenhaus durch die Anwendung des jeweiligen Konzeptes in die Lage versetzt, auf der Grundlage einer ganzheitlichen Abbildung und Bewertung seines Leistungsspektrums und der Qualität seiner medizinischen Versorgung eigenständige Zielgrößen für ein umfassendes, der eigenen Situation angepasstes, Maßnahmenbündel zu entwickeln? Hierbei gehe ich davon aus, dass insbesondere die Analyse der medizinischen Ergebnisqualität die Möglichkeit eröffnet, im Sinne einer stetigen Selbstevaluation systematisch Schwachstellen aufzudecken und so einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess zu implementieren.

Meine Ausführungen beginnen mit der Definition qualitätsmanagementbezogener Begriffe. Diesem schließt sich eine kurze Darstellung der geschichtlichen Entwicklung von Qualitätsmanagement allgemein und speziell in Krankenhäusern an. Um sich meiner zentralen Fragestellung zu nähern, folgt darauf eine Erläuterung des gängigen wissenschaftlichen Verständnisses von medizinischer Qualität und deren Bewertungsebenen sowie die Vorstellung der beiden zu untersuchenden Qualitätsmanagementkonzepte. Deren Analyse unter der oben dargestellten Fragestellung bildet den Hauptteil der Arbeit.

2. Begriffsbestimmungen

Die Begriffe Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement haben in den letzten Jahren in der gesundheitlichen Versorgung zunehmend an Bedeutung gewonnen. Trotzdem oder gerade aufgrund ihrer inflationären Verwendung sind in der politischen und wissenschaftlichen Diskussion immer wieder Abweichungen von einem einheitlichen Sprachgebrauch zu finden (vgl. Hildebrandt 2002, S.2), die sich auf unterschiedliche Begriffsverständnisse zurückführen lassen. Im Folgenden soll das dieser Arbeit zu Grunde liegende Verständnis anhand der Definition von Qualität, Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement abgebildet werden.

2.1 Qualität

Entsprechend einer im deutschen Sprachraum gängigen Definition der internationalen Norm DIN EN ISO 9000:2000 ist Qualität der „Grad, in dem ein Satz inhärenter Merkmale Anforderungen erfüllt.

Anmerkung 1: Die Benennung „Qualität“ kann zusammen mit Adjektiven wie schlecht, gut oder ausgezeichnet verwendet werden.

Anmerkung 2: „Inhärent“ bedeutet im Gegensatz zu „zugeordnet“ „einer Einheit innewohnend“, insbesondere als ständiges Merkmal (DIN EN ISO 9000:2000, Nr. 3.1.1)“ (vgl. Sens und Fischer 2003, S.4). Mit anderen Worten bezeichnet man mit Qualität das Ausmaß, indem die einer Sache oder einem Vorgang innewohnenden und kennzeichnenden Eigenschaften den allgemeinen Erfordernissen oder Erwartungen entsprechen. Übertragen auf den Zusammenhang der gesundheitlichen Versorgung und folglich einer nunmehr 40 Jahre alten Definition von Donabedian ist Qualität der Grad der Konformität einer tatsächlichen Behandlung mit den gegebenen Anforderungen. Inhaltlich entspricht diese Ausführung der aktuellen Definition nach DIN EN ISO 9000:2000 (vgl. Sens und Fischer 2003, S.4). Ebenso geht die international gebräuchliche Einteilung von Qualität gesundheitlicher Versorgung in die für die Qualitätsbeobachtung und Qualitätsbeurteilung analytisch relevanten Dimensionen Struktur-, Prozess-, und Ergebnisqualität auf Donabedian zurück. Dieser Differenzierung liegt der Gedanke zugrunde, dass Struktur, Prozess und Ergebnis für die Erbringung einer Leistung ein logisches Kontinuum darstellen und demzufolge Leistungsqualität unter Berücksichtigung des Zusammenspiels dieser drei Teilaspekte erfasst werden muss. Auf die drei Dimensionen medizinischer Qualität wird im anschließenden Kapitel dieser Arbeit näher eingegangen.

2.2 Qualitätsmanagement

Qualitätsmanagement (QM) bezeichnet alle „aufeinander abgestimmten Tätigkeiten zum Lenken und Leiten einer Organisation bezüglich Qualität“ (vgl. DIN EN ISO 9000:2000, Nr. 3.2.8). Dabei meint „leiten“ und „lenken“ bezüglich Qualität üblicherweise das Festlegen der Qualitätspolitik, der Qualitätsziele, die Qualitätsplanung, die Qualitätslenkung, die Qualitätssicherung und die Qualitätsverbesserung (vgl. DIN EN ISO 9000:2000, Nr. 3.2.8). Anders ausgedrückt ist Qualitätsmanagement der Oberbegriff für alle Tätigkeiten und Führungsaufgaben einer Organisation; die der Planung, Lenkung, Sicherung und Verbesserung der Qualität eines Produktes bzw. einer Dienstleistung zuzuordnen sind. Grundprinzip eines umfassenden Qualitätsmanagements ist die Etablierung eines auf der Grundlage fortwährender Schwachstellenanalysen fußenden kontinuierlichen Verbesserungsprozesses.

Übertragen auf das Unternehmen Krankenhaus beschreibt Qualitätsmanagement alle innerhalb einer Klinik zur Anwendung kommenden Maßnahmen, die darauf abzielen, die Qualität von Versorgungsleistungen sicherzustellen und im weiteren Verlauf ständig zu verbessern. Dabei ist eine sämtliche Bereiche betreffende interdisziplinäre und hierarchieübergreifende Zusammenarbeit aller Berufsgruppen eines Hauses als konstitutive Eigenschaft eines funktionierenden Qualitätsmanagements zu sehen (vgl. Girts 2002 S. 17-18). Die Einführung von QM bedeutet einen grundlegenden Wandel im Verständnis der organisatorischen Grundlagen einer Gesundheitseinrichtung und zielt darauf ab, die Leistungsqualität über eine Integration der institutionellen Einheiten zu verbessern (vgl. Köck 2004, S. 293).

2.3 Qualitätssicherung

Folglich der oben genannten Definition der Norm DIN EN ISO 9000: 2000 ist Qualitätssicherung ein Teilaspekt eines umfassenden Qualitätsmanagement und beschreibt alle Bemühungen, die auf die Gewährleistung einer angestrebten Qualität abzielen. Dabei geht es definitionsgemäß nicht um die Optimierung, sondern um die Sicherstellung eines bestimmten Qualitätsniveaus (vgl. DIN EN ISO 9000:2000, Nr. 3.2.11). In der deutschen Gesundheitsversorgung wird üblicherweise zwischen interner und externer Qualitätssicherung unterschieden. Interne Qualitätssicherungsmaßnahmen sind alle selbstständigen Anstrengungen einer Gesundheitseinrichtung, welche die Einhaltung bestimmter Qualitätsanforderungen anvisieren. Unter externer Qualitätssicherung werden hauptsächlich externe Vergleiche aggregierter Kennzahlen verstanden (vgl. Sens et al. 2003, S. 41). Prominentes Beispiel ist das Verfahren der Bundesgeschäftsstelle für Qualitätssicherung (BQS), das qualitätsrelevante Daten aller deutschen Krankenhäuser zu bestimmten stationären Therapien sammelt und in einem anonymisierten Benchmarking an die Kliniken zurückmeldet.

3. Beurteilungsebenen medizinischer Qualität im Krankenhaus

Wie in Abschnitt 2.1 dargestellt, geht die international gängige Einteilung der Beobachtungs- und Bewertungsebenen medizinischer Qualität in Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität auf Donabedian zurück. Das Konzept eines umfassenden Qualitätsmanagement fußt auf der Annahme, dass Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität aufeinander aufbauen (vgl. Sens et al. 2007, S. 19).

Donabedian versteht unter der Struktur die Bedingungen, unter denen Versorgungsprozesse im Krankenhaus stattfinden. Darunter fallen, allgemein gesagt, Faktoren wie die Ausstattung von Krankenhäusern und die Qualifikation des Fachpersonals. Das beinhaltet aber auch gleichermaßen gesetzliche und berufspolitische Regelungen z.B. den Bau, die Einrichtung oder den Betrieb eines Krankenhauses betreffend, sowie den Zugang zu Gesundheitsberufen und zu Fortbildungen für das Pflegepersonal und die Ärzteschaft.

Der Begriff des Prozesses bezeichnet die klassischen medizinischen und pflegerischen Tätigkeiten und Aufgabenfelder, die Untersuchung und Behandlung der Patienten als auch unterstützende und ergänzende Abläufe.

Unter Ergebnis werden im Gesundheitswesen die Endresultate der medizinischen und pflegerischen Prozesse verstanden. Hierzu gehören beispielsweise die Patientenzufriedenheit, Behandlungserfolge oder, falls erfassbar, das Ausmaß medizinischer Komplikationen und Letalitätsraten.

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Details

Titel
Qualitätsmanagement im Krankenhaus.
Untertitel
Kooperation für Qualität und Transparenz im Krankenhaus (KTQ) und European Foundation For Quality Management (EFQM) im Vergleich
Hochschule
Universität Bremen
Note
1,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
21
Katalognummer
V85076
ISBN (eBook)
9783638908320
Dateigröße
389 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Qualitätsmanagement, Krankenhaus, EFQM, Vergleich, Qualitätsmessung, Qualitätssicherung, tqm, Organisationentwicklung, Pflege, ktq, din iso, Ergebnisqualität, Donabedian, joint commission, Qualitätsindikator
Arbeit zitieren
Jakob Holstiege (Autor:in), 2007, Qualitätsmanagement im Krankenhaus., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85076

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