Bildung – Chancen – Aufstieg

Eine bildungshistorische Betrachtung der sozialen Mobilität im Kaiserreich


Diplomarbeit, 2007

110 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung
1.1. Vorbemerkung
1.2. Die Debatte um den deutschen Sonderweg als Beispiel für Diskussionen um Interpretationen der Epoche des Kaiserreichs
1.2. Warum ist eine heutige Betrachtung der bildungsgeschichtlichen Entwicklung nach wie vor notwendig?
1.4. Aktuelle Forschungslage zur Frage nach der sozialen Mobilität mittels Schulbildung im Kaiserreich
1.5. Aufbau der Arbeit
1.6. Definition verwendeter Begriffe

2. Grundstruktur des Bildungssystems im Kaiserreich
2.1. Vorbemerkung
2.2. Was macht das Bildungssystem aus?
2.3. Die Volkschule
2.4. Das zentrale Problem der Volksschulen, das Mittelschulwesen und die Progymnasien
2.5. Die höheren Schulen

3. Der zyklische Wechsel von Mangel und Überfüllung in akademischen Berufen
3.1. Vorbemerkung
3.2. Das theoretische Modell von Mangel und Überfüllung in akademischen Berufen
3.3. Das Bildungsverhalten im Kaiserreich
3.4. Gab es aufgrund der Überfüllungsphasen Änderungen bei der Studienfachwahl?
3.5. Zusammenfassende Thesen

4. Schließung, soziale Abgrenzung, Chancenunterschiede – Beeinträchtigte Reproduktionsinteressen etablierter Klassen und die Eigendynamik des Bildungssystems
4.1. Vorbemerkungen
4.2. Die Wahrnehmung der Überfüllung als Bedrohung der eigenen Position
4.3. Maßnahmen der Schließung und sozialen Ausgrenzung
4.4. Wirksamkeit der Maßnahmen – War soziale Mobilität im Kaiserreich möglich?
4.5. Zusammenfassende Thesen

5. Der Einfluss der Familie
5.1. Vorbemerkung
5.2. Familie im Zeichen von Struktur – und Funktionswandel
5.3. Welche familialen Faktoren waren für die Realisierung des Aufstiegs notwendig?

6. Zusammenfassung

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

1.1. Vorbemerkung

Meine Diplomarbeit beschäftigt sich mit dem deutschen Kaiserreich im Zeitraum von 1871 bis 1914, im Speziellen mit der Schulbildung im Kaiserreich. Ich möchte untersuchen, inwieweit das Bildungssystem im deutschen Kaiserreich zu wirtschaftlichem Aufschwung, sozialer Mobilität und veränderten Bildungschancen beigetragen hat. Ferner ist es mein Anliegen, die Reaktionen etablierter Klassen auf das Bemühen des Mittelstands, aufzusteigen, und den Einfluss der Familiensozialisation auf die Bildungsbeteiligung darzustellen und zu diskutieren.

Eine zentrale Fragestellung soll in meiner Arbeit durchgängig Gegenstand sein: War das Kaiserreich, betrachtet man die Zugänge zum Bildungssystem und die Schülerströme im Bildungssystem, auf dem Weg, eine zunehmend sozial offene, plurale, leistungsorientierte Gesellschaft zu werden, oder zeigt die Untersuchung des Bildungssystems als Ergebnis symptomatisch eine autoritätsfixierte, obrigkeitsorientierte, den etablierten Machteliten Privilegien erhaltende Gesellschaft?

Auch nach fast hundert vergangenen Jahren nach Ende des Kaiserreichs, nach denen man annehmen könnte, dass die fortwährenden Diskussionen von Historikern über System, Politik, Werte, Chancen, Fehler, usw. im Kaiserreich einen Konsens erzielt haben, beweisen uns auch aktuelle wissenschaftliche Debatten immer wieder, dass bezüglich der bildungshistorischen Bewertung des Kaiserreichs weiterhin Diskussionsbedarf besteht.

Exemplarisch kann man dafür die Debatte um den „deutschen Sonderweg“ anführen. Die zentrale Frage ist, inwieweit die aufgestellte These vom deutschen Sonderweg auch heute noch ihre Gültigkeit besitzt, beziehungsweise neu überdacht werden muss.

1.2. Die Debatte um den deutschen Sonderweg als Beispiel für Diskussionen um Interpretationen der Epoche des Kaiserreichs

„Denn ein unumgänglicher Fluchtpunkt des bilanzierenden Urteils bleibt die Erklärung jenes Absturzes, der die deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert nur sehr wenige Jahre nach dem Untergang des Kaiserreichs in die unverhüllte Barbarei geführt hat. Wer könnte schon die Erklärungsbedürftigkeit dieses Zivilisationsbruchs ernsthaft bestreiten?“

(Hans-Ulrich Wehler in „Deutsche Gesellschaftsgeschichte“, III. Band, S. 1251)

Betrachtet man die Debatte um den deutschen Sonderweg, so muss man bedenken, dass die Interpretationen der Sonderwegsthese sich nach 1945 verändert haben. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs stand die These des deutschen Sonderwegs, unter anderem genährt durch das Bewusstsein um die drei gewonnenen Reichseinigungskriege 1864-1871, für die Erfolgsgeschichte des deutschen Staates mit seiner erfolgreichen Verkopplung von Modernisierung in wirtschaftlicher Hinsicht und Tradition in der Herrschaft. Tradition in der Herrschaft bedeutet in diesem Zusammenhang das Festhalten an alten, absolutistischen Merkmalen wie zum Beispiel der Tatsache, dass die höchsten Ämter bei Militär und Regierung nach wie vor bevorzugt mit Adligen besetzt wurden und deren Besetzung nicht auf demokratischem Wege durch das Parlament erfolgte, sondern der Reichskanzler darüber entschied.[1]

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs war es die Aufgabe der Sonderwegsthese, jenem „[…] deutschnationalen und politischen Bewusstsein […]“, das mit „[…] spezifischem, positiven, […] deutschen Inhalt […]“ gefüllt wurde, selbigen wieder aus dem Bewusstsein der Deutschen zu entfernen.[2]

War die These des deutschen Sonderwegs im Kaiserreich darauf ausgelegt, den Erfolg der Fusion von Modernisierung, traditioneller Herrschaft durch einen Monarchen und moderner Bürokratie, darzustellen, so ist der Ausgangspunkt der heutigen Interpretation der Sonderwegsthese die Frage, wie es zu dem zwischenzeitlich vorherrschenden faschistisch-totalitären System hatte kommen können.[3]

Darüber hinaus sehen einige Historiker die Diskussion als eine zwingende Notwendigkeit an, um der deutschen Bevölkerung nach wie vor die vermeintlichen Ursachen der so genannten Fehlentwicklung aufzuzeigen und diese nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Einer dieser Historiker ist Kurt Sontheimer, der 1981 im Rahmen des in München vom deutschen Institut für Zeitgeschichte durchgeführten Kolloquium zum Thema „Deutscher Sonderweg – Mythos oder Realität“[4] die Befürchtung äußert, dass sich „[…] Tendenzen im Rahmen gegenwärtiger Protestbewegungen zu einer neuen deutsch-nationalen und antiwestlichen Strömung amalgamieren.“[5] Sontheimer hat Bedenken, dass Deutschland zum einen wieder eine radikale Entwicklung durchläuft und faschistischen Kräften mehr Raum eröffnet und zum anderen sich durch Lösung von den Ideen und Werten anderer westlicher Staaten wieder auf einen eigenen Weg begibt und Gefahr läuft, jenen von Sontheimer als ‚Irrweg’ beschriebenen Weg der Ermöglichung eines faschistisch-totalitären System erneut zu beschreiten. Betrachtet man den politischen Hintergrund zu dieser Zeit, so kommt man um eine Berücksichtigung der damals aktuellen Ereignisse bei der Interpretation Sontheimers Meinung nicht umhin. Zum Beispiel die Studentenproteste von 1968. Einige Sympathisanten der Studentenproteste bildeten nach Abklingen der Proteste die terroristische Untergrundorganisation „RAF“, die im Rahmen der fortschreitenden Abkehr von sozialrevolutionären Zielen hin zu willkürlicher Gewaltausübung Deutschland mit einer Welle des linken und autonomen Terrors überzog, der seinen Höhepunkt in der Entführung und Ermordung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer fand.[6] Das restriktive, unnachgiebige Handeln der Bundesregierung im Falle mehrerer Erpressungen[7] durch die verschiedenen Kommandos verleitet dazu, Deutschlands Regierung als unerbittliche Führungsmacht zu charakterisieren[8], jedoch kann diese harte Haltung auch als Bestandteil einer wehrhaften Demokratie, die sich von extremistischen Vereinigung nicht erpressen lässt, gewertet werden.

Diese Ereignisse haben Deutschland in eine tiefe Krise gestürzt. Neben den Zweifeln über die Richtigkeit der harten Haltung der Bundesregierung im Falle der Verhandlungen mit den Erpressern, die in der Bevölkerung auf starken Widerstand stieß, führte der so genannte ‚Radikalenerlass’ vom 28. Januar 1972, der ausschließen sollte, dass sich in der deutschen Beamtenschaft Mitglieder extremistischer Gruppen befinden, zu weiteren erheblichen, offenen Protesten.[9] Vor diesem Hintergrund erscheint Sontheimers dringender Appell, Deutschland vor einer wiederholten Radikalisierung wie in der Zeit ab 1933 zu bewahren, umso verständlicher, zumal Sontheimer darüber hinaus noch anführt, dass es nach 1945 wiederholt konservative und nationalistische Bestrebungen gegeben hat, sich „[…] das Büßerhemd der Geschichte abzustreifen und sich der historischen Haftung für den in den verbrecherischen Nationalsozialismus mündenden deutschen Sonderweg zu entziehen.“[10] Die These von aufkeimenden Restaurationsbestrebungen in Deutschland beschäftigt nach wie vor die Forschungen den Sonderweg betreffend und nährte die gelegentliche Besorgnis, die Zustände der Weimarer Republik könnten sich in Bonn wiederholen.[11] Sontheimer äußert damit Bedenken, dass jener Nährboden, der in der Weimarer Republik den restaurativen Kräften, die mit der Demokratie nicht einverstanden waren und die dann im Zuge der allgemeinen Proteste und Unzufriedenheit (zum Beispiel über die Inflation 1923 und die schwache Wirtschaft im Zuge der Weltwirtschaftskrise 1929/1930) wieder Zulauf fanden, sich auch in Deutschland vor dem Hintergrund der in den 70er und 80er Jahren auftretenden Unzufriedenheit und Proteste wieder etabliert.

Ein anderer Historiker, dessen Argumente in dieser Debatte mit angeführt werden sollten, ist Ernst Nolte, da seine Interpretation der Sonderwegsthese eine extreme Kontraposition zu Sontheimers Ansichten darstellt.

Betrachtet man verschiedene Äußerungen Noltes aus der Vergangenheit, so bildet sich umgehend das Bild eines Historikers, der politisch konservative bis rechte Ansichten vertritt.[12] Diesen Fakt sollte man bei der Betrachtung seiner Argumente nicht außer Acht lassen.

Noltes Kernaussage in seinem Referatsbeitrag im Diskussionsforum am Institut für Zeitgeschichte 1981 ist, dass die These vom deutschen Sonderweg zu jeder Zeit nur eine These ohne empirische Belege war, was an der Richtigkeit dieser Behauptung zweifeln lässt. Die von verschiedenen Historikern in der Sonderwegsthese beschriebene Entwicklung Deutschlands, die sich von anderen europäischen Nationen evident unterscheiden soll, ist laut Nolte eine ebenso individuelle Entwicklung, wie sie England und Frankreich auch durchlaufen haben.[13] Die Ambivalenz zwischen rascher Modernisierung im Zuge der Industrialisierung zum einen und dem Festhalten an tradierten Herrschaftsformen zum anderen ist laut Nolte kein besonderer, deutscher Weg, sondern fand in England und Frankreich ebenfalls statt. Nolte zitiert Henry Myers Hyndman, der dem englischen Volk bestätigt, dass es „at bottom undemocratic and lord-loving“ sei[14] und äußert darüber hinaus, dass einige radikale, englische Schriftsteller einen englischen Lord als mit mehr Macht ausgestattet betrachten als einen preußischen Junker.[15]

England hielt auch an den tradierten Herrschaftsformen fest und vertrat nach Nolte bezüglich eines demokratischen Verständnisses noch radikalere und restriktivere Ansichten als Deutschland, so dass die Herrschaft durch den deutschen Kaiser und der Erhalt feudaler Machtstrukturen keineswegs als eine deutsche Besonderheit erscheint.

Nach Noltes Ansicht ist die deutsche Entwicklung nichts anderes als eine durch starke nationalistische, national-individuelle Einflüsse geprägte Entwicklung, die in vielen westeuropäischen Ländern in dieser Epoche ebenfalls stattgefunden hat. Damit widerspricht er besonders deutlich Klaus Sontheimer, der die westlichen Werte als anzustrebende Normwerte und in anderen Ländern umgesetzte Werte sieht. Seiner Ansicht nach weicht Deutschland auf seinem Sonderweg von diesen Werten ab. Die anderen westeuropäischen Länder haben laut Sontheimer eine ‚normale Entwicklung’ durchlaufen, von der Deutschland abgewichen ist.

Bereits vor der Auseinandersetzung 1981, deren zentrale Positionen durch Sontheimer und Nolte dargelegt worden sind, hatte der Historiker Hans-Ulrich Wehler mit seiner Interpretation des deutschen Kaiserreichs die Ursachen für die fatale Entwicklung zu einem totalitär-faschistischen Regime eindeutig im Kaiserreich vermutet. In der Bilanz seines Werkes „Das Deutsche Kaiserreich 1871 – 1918“ von 1973 stellt sich Wehler die Frage, ob es wohl zu einer Machtergreifung durch die NSDAP gekommen wäre, wenn nicht die alten Machteliten des Kaiserreichs zuvor als „Steigbügelhalter für Hitler“[16] fungiert hätte. Bereits entlassene ‚Schlüsselfiguren’ aus der Zeit des I. Weltkrieges oder der Zeit des Hitlerputsches wie zum Beispiel Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg oder SA- Stabschef Röhm unterstützen Hitler und ebneten ihm den Weg.[17]

Die Ursache für die radikale Entwicklung, die in Deutschland stattgefunden hat, sieht Wehler in dem ‚fatalen Erfolg’, den die Verkopplung von Modernisierung und tradierten Herrschaftsformen hervor gebracht haben. Die Bevölkerung sei anfällig für autoritäre Politik unter dem Einfluss „vorindustrieller Führungsgruppen“[18] gewesen, Demokratiefeindschaft im Bildungs- und Parteiwesen und Antisemitismus seien in der von Wehler beschriebenen deutschen Staatsideologie akzeptiert worden und hätten damit zu einem „[…] lange[n] Katalog schwerer historischer Belastungen“ beigetragen.[19]

Das Beharren auf Vorrechten, die in einer demokratischen, liberalen Gesellschaft längst nicht mehr nur einem kleinen Kreise Privilegierter vorbehalten bleiben dürften, die unzähligen ungelösten sozialen und politischen Probleme, die durch die rasche ökonomische Modernisierung entstanden sind, von denen nur durch die Erhaltung des vermeintlichen ‚Burgfriedens’ um jeden Preis[20] abgelenkt wurde, statt wirkliche Reformen durchzuführen, die billigende Inkaufnahme des Kriegsrisikos um den Preis, sich bei diplomatischen Verhandlungen stark und nicht zu Kompromissen bereit zeigen zu müssen und das sture Festhalten an alten, absolutistisch geprägten Machtstrukturen, die längst einer Erneuerung bedurft hätten, all das zeigt laut Wehler, dass die Machteliten keineswegs bereit waren, den Übergang zu einer modernen, pluralistischen Gesellschaft zuzulassen. Wehler sieht mit der Darstellung dieser Ursachen eine besonders schwere Schuld des Kaiserreichs an den Ereignissen ab 1933 und diese gehören als „Rechnung für die Unfähigkeit zur produktiven Anpassung“[21] unweigerlich zur deutschen Geschichte dazu und lassen sich nicht relativieren oder beschönigen.[22]

Aktuellere Argumente in dieser Debatte sind unter anderem in Thomas Nipperdeys „Deutsche Geschichte 1866-1918“ dargestellt. Im Kapitel „Schattenlinien“ bilanziert Nipperdey seine Betrachtungen über das Kaiserreich und lenkt den Fokus der Betrachtung noch einmal auf einige kritische Punkte die deutsche Entwicklung betreffend. Nipperdey führt zunächst an, dass die deutsche Kultur im Kaiserreich nationaler, antiliberaler und auch chauvinistischer wurde und der Nationalismus für die deutsche Kultur entscheidender war, als jeglicher anderer politischer Einfluss. Auch die Kultur war als wesentlicher Bestandteil des täglichen Lebens der deutschen Bevölkerung durchzogen von der Besinnung auf deutsche Tugenden.[23] Warum sollte das zu Beginn meines Kapitels erwähnte Zitat Sontheimers vom „spezifischen, positiven, deutschen Inhalt“, der dem Bewusstsein eines jeden Deutschen vermittelt wurde, vor Kunst und Kultur halt machen?

Eine weitere Ursache für die deutsche Entwicklung sieht Nipperdey in der Wertschätzung des deutschen Volkes für das Militär. Kampf, Krieg und Heroismus wurden hochstilisiert und der Respekt vor dem Militär war fest verwurzelt in den Köpfen der deutschen Bevölkerung.[24]

Ein drittes Argument darf bei der Suche nach Ursachen nicht außer Acht gelassen werden. Die Neigung der Deutschen, unpolitisch zu sein, hat laut Nipperdey ganz gravierende politische Folgen gehabt. Die Angst vor einem Proletariat, welches mit zunehmendem Erfolg sozialistische Thesen verbreitet, das autoritäre Herrschaftssystem, welches eine Parteienvielfalt nicht zuließ, und das Zurückziehen der Mehrheit des aus der Politik um „[…] die Hauptdinge der Politik einem anderen Herrschaftsestablishment […]“[25] zu überlassen, all das führte auch zu den gravierenden, politischen Folgen.

Betrachtet man allein diese drei Argumente des Nationalismus, Militarismus und der politischen Teilnahmslosigkeit als Nipperdeys Interpretation der Ursache für das totalitär-faschistische System, so könnte man den Eindruck gewinnen, Nipperdey verurteile das deutsche Kaiserreich wie die anderen Historiker Sontheimer und Wehler als Wegbereiter des Nationalsozialismus. Dennoch lässt sich das bei Nipperdey nicht als kontinuierliche Linie der Ursachenbegründung festlegen. Am Beispiel der Professoren (mit Ausnahme der so genannten ‚Flottenprofessoren’) lässt sich erkennen, dass Nipperdey einerseits einräumt, dass die Welt der akademisch Gebildeten durch und durch zivil war, andererseits bestätigt aber auch er, dass Respekt vor dem Militär und positive Ideologisierung des Krieges kennzeichnend für die deutsche Bevölkerung waren.[26]

Dennoch mahnt auch Nipperdey, das in dieser Zeit viele Entwicklungen sich so auch in anderen europäischen Ländern vollzogen haben und man die These des unpolitischen Deutschen und seinem Sonderweg nicht überbewerten darf.[27]

Der Gang der Entwicklung war nach dem Ende des I. Weltkrieges offen, und dass das deutsche Reich eine derartige Entwicklung genommen hat, daran trägt das Kaiserreich mit seinen Machtstrukturen sicher eine nicht zu beschönigende Verantwortung. Aber Nipperdeys Argumentation kann man entnehmen, dass diese Entwicklung auch anders hätte von statten gehen können und die Herrschaftsform des Kaiserreichs nicht allein für das ab 1933 herrschende Regime verantwortlich ist.

Hans-Ulrich Wehler führt in der Bilanz seines Werkes „Deutsche Gesellschaftsgeschichte“, III. Band, ein Zitat von Walther Rathenau an, der die Haltung des deutschen Großbürgertums gegenüber der Regierung als schmachvoll betrachtet und dem Großbürgertum vorwirft, „[…] um den Preis des Reserveleutnants, des Korpsstudenten, des Regierungsassessors, des Adelsprädikats, des Herrenhaussitzes und des Kommerzienrates die Quellen der Demokratie nicht nur verstopft[e], sondern vergiftet[e] [zu haben. B.S.].“[28] Dieses Arrangement mit den Machtsstrukturen im Kaiserreich, das Bestreben, mittels eines der genannten Titel beziehungsweise Positionen ein Teil der herrschenden Klasse zu sein, hat laut Wehlers These das Großbürgertum seine Verantwortung, sich als einer der Träger der Revolution von 1848 kritisch mit allzu aristokratischen und militaristisch geprägten Machtbestrebungen auseinander zu setzen und seinen eigenen Einfluss geltend zu machen, vergessen lassen.[29] In den letzten Worten seiner Bilanz wiederholt Wehler, dass das Kaiserreich mit seinen sozialen und politischen Strukturen als Obrigkeitsstaat, der von Bürokratie durchsetzt war, diesen Sonderweg ermöglicht hat.

Vergleicht man jetzt die hier aufgeführten Argumente der Historiker, so kommt man zu dem Schluss, dass zum einen die These des deutschen Sonderwegs aufgrund der schwerwiegenden Vorwürfe Sontheimers, Nipperdeys und Wehlers nicht nur eine These sein kann und zum anderen diese These stets im Blickpunkt der historischen Forschung und aufgrund des historischen Gedächtnisses im Bewusstsein der deutschen Bevölkerung bleiben wird. Sicherlich gibt es verschiedene Interpretationen um die Schwere der Schuld des Kaiserreichs an der fatalen Entwicklung, und sicherlich bekommen andere Fragen der historischen Forschung um diese Zeit neben der quälenden Frage nach dem Warum nach und nach mehr Gewicht,[30] aber diese These ist untrennbar mit der deutschen Geschichtsschreibung verbunden. Die zu Beginn meines Kapitels von Wehler zitierte Frage, wer die Erklärungsbedürftigkeit dieses Zivilisationsbruches ernsthaft bestreiten kann man getrost damit beantworten, dass das niemand bestreiten kann und darf.

1.2. Warum ist eine heutige Betrachtung der bildungsgeschichtlichen Entwicklung nach wie vor notwendig?

Diese Frage, warum vor diesem Hintergrund eine heutige Betrachtung der bildungsgeschichtlichen Entwicklung im Kaiserreich nach wie vor notwendig ist, beantworten einige Historiker in ihren Büchern zunächst selbst. Gerhard Kluchert zitiert den Historiker Karl-Ernst Jeismann aus dessen Werk „Das preußische Gymnasium in Staat und Gesellschaft“, Erstauflage 1975, wie folgt: „Im Staatsdienst oder in der Nähe des Staates entstand so ein geistiger, organisatorischer und sozialer Kreislauf, innerhalb dessen die Bildungsschicht sich selber definierte und reproduzierte“[31]

Jeismann selbst äußert in der zweiten Auflage seines Werkes „Das preußische Gymnasium“(1996), dass der Antrieb das Kaiserreich auch aus bildungshistorischer Perspektive zu untersuchen, der das Interesse an einer bildungsgeschichtlichen Untersuchung über zwei Jahrzehnte vor Erscheinen der zweiten Auflage erweckte, nach wie vor wirkt und diese Untersuchungen deshalb nicht abgeschlossen sein können.[32] Aufgrund der Aussage, dass gerade jener Antrieb, die bildungshistorischen Forschungen fortzusetzen, nach wie vor wirkt, kann man davon ausgehen, dass Jeismann sich von den Erkenntnissen und Interpretationen in seiner Erstauflage teilweise distanziert.

Gerade das Gymnasium und dessen Berechtigungsoption, nach erfolgreichem Abschluss der allgemeinen Hochschulreife die hochwertigste Abgangsberechtigung im deutschen Reich zu besitzen, biete aufgrund seiner exponierten Stellung unter den drei im Folgenden näher betrachteten Schulen (humanistisches Gymnasium, Realgymnasium und Oberrealschule) einen guten Ansatzpunkt, um die Funktion des Schulsystems im Zusammenhang mit der Gesellschaft des Kaiserreichs zu untersuchen. Das Gymnasium konnte laut Jeismann aufgrund seiner Organisationsstrukturen und seiner langen Tradition sehr leicht als sozial selektierend gebrandmarkt werden[33] und frühe Äußerungen wie „Durch das Nadelöhr des Zugangs zum Gymnasium trat nur ein geringer Prozentsatz in das höhere Bildungssystem ein […]“[34] und „Das bildungsaristokratische Schul- und Hochschulsystem spottete allen formellen Gleichheitschancen, setzte die Privilegierung schmaler Gesellschaftssegmente fort, […].“[35] von Hans-Ulrich Wehler trugen nicht gerade zur Entkräftung der denunzierenden Vorwürfe einer sozialen Selektion bei und schließen ebenso aus, dass es eine Selektion nur aufgrund von erbrachten Leistungen gegeben haben könnte. Jeismann selbst hat es ja in dem anfänglichen Zitat aus der ersten Auflage seines Werkes mit diesem Vorwurf belegt.

Betrachtet man allerdings, dass Wehler diese These 1973 aufgestellt hat, so verstärkt das nur noch Jeismanns Feststellung der unaufhörlichen Weiterentwicklung und damit der neuen Ergebnis- und Perspektivenänderung der historischen Bildungsforschung. Allein den Vorwurf der sozialen Selektion und der aus dem Vorwurf resultierenden, einfachen „Denunziation“ des Gymnasiums entkräftet Jeismann in der Einleitung der zweiten Auflage von „Das preußische Gymnasium in Staat und Gesellschaft“ mit der Feststellung, dass erste Untersuchungen über die Geschichte des Gymnasiums in einem „unaufgeklärten, historischen Horizont“ erfolgten.[36] Diese Erkenntnisse können damit nicht als endgültig betrachtet werden.

Da die Systemstruktur des mehrgliedrigen Schulsystems grundsätzlich noch bis heute noch erhalten ist, kann man also davon ausgehen, dass es nicht nur für historisch forschende Wissenschaftler unabdingbar bleibt, sich der Untersuchung der Frage, ob soziale Mobilität im Kaiserreich durch Bildung gefördert wurde, oder ob es ein in sich geschlossenes System war, welches auf soziale Reproduktion ohne Öffnung nach unten ausgelegt war, zu stellen.

Wehler selbst relativiert seine Erkenntnisse später bei der abschließenden Betrachtung des Kapitels V.2. in „Deutsche Gesellschaftsgeschichte“, III. Band, insofern, dass er deutlich hervorhebt, dass völlig freie Bildungsmobilität in Deutschland zwar nicht vorhanden war, es aber zunehmend soziale Öffnung statt fester Schließungsmechanismen gab. Die 1973 erhobene These des geringen Zugangs zum Gymnasium kann durch die Berücksichtigung der evident steigenden Zugangszahlen im Verlauf der Epoche an den anderen höheren Schultypen relativiert werden und erscheint nicht mehr als absolut.[37]

Die mitunter widersprüchlichen Aussagen der einzelnen Historiker machen deutlich, dass es noch keine wissenschaftliche Übereinstimmung über die Interpretation der Bedeutung und der Entwicklung des Bildungssystems im Kaiserreich gibt und es daher unerlässlich scheint, auch weiterhin daran zu forschen und, wie in diesem Falle, die Frage nach sozialer Mobilität zu diskutieren. Herrscht in der Geschichtsforschung inzwischen ein möglicher Konsens über die Interpretation der Ereignisse im Kaiserreich, so liegt das höchstwahrscheinlich daran, dass das Fakten sind, die nach fast hundert Jahren Geschichtsforschung sicher erforscht und belegbar sind. Da mit der historischen Bildungsforschung laut Jeismann aber erst ziemlich spät begonnen wurde, so ist es hier auch verständlich, dass das Kaiserreich immer noch im Brennpunkt des Interesses liegt.

1.4. Aktuelle Forschungslage zur Frage nach der sozialen Mobilität mittels Schulbildung im Kaiserreich

Begegnet man der zentralen Fragestellung meiner Diplomarbeit aus der Sicht der aktuellen Forschungslage, so kommt man an bekannten Historikern wie Wehler und Nipperdey nicht vorbei. Wehler hat, wie im vorhergehenden Absatz schon dargestellt, seine absolut wirkende These der restriktiven Zugangspolitik zum Gymnasium in späteren Bänden und vor allem in „Deutsche Gesellschaftsgeschichte“ von 1995 relativiert und beschreibt das System nicht als uneingeschränkt sozial mobil, aber zumindest als System mit zunehmenden sozialen Öffnungstendenzen.

Thomas Nipperdey beschreibt das Bildungssystem in „Arbeitswelt und Bürgergeist 1866 - 1918“ als sozial offen, er äußert sogar, dass „[d]ie Modernisierer […] gegenüber den Traditionalisten gewonnen [hatten.B.S.]“ mit dem Ergebnis, dass durch Pluralität und Differenzierung ein „[…] stärker egalitärer Zugang zur meritokratischen Leistungs- und Bildungselite […]“ herrschte.[38]

Diese Öffnung im Schulsystem zog eine Reihe von Spannungen und Problemen nach sich, die sich unter anderem im zyklischen Mangel und späterer Überfüllung in Beamtenpositionen und anderen Berufen des Staatsapparates widerspiegelten.

Hartmut Titze widmet sich der Untersuchung der Überfüllung und des Mangels in Staatsberufen in seinem Werk „Der Akademikerzyklus“ und arbeitet unter anderem die These heraus, welche belegen soll, dass die Überfüllung sozialpolitische Gefahren birgt. Im weiteren Verlauf schildert auch er, welche Maßnahmen gegen eine solche Überfüllung getroffen wurden und diskutiert deren Wirksamkeit. Die Tatsache, dass es solche Maßnahmen gegeben hat, zeigt, dass Spannungen und Probleme durch die Expansion des höheren Schulwesens entstanden sind, und der Fakt, dass diese Maßnahmen ergriffen wurden, belegt, dass man keineswegs absolut von einer uneingeschränkt sozial mobilen oder sozialem Aufstieg verschlossenen Gesellschaft sprechen kann.[39]

Detlef K. Müller gibt in „Sozialstruktur und Schulsystem“ einen grundsätzlichen Ausblick über den Struktur- und Funktionswandel des reichsdeutschen Schulwesens. Er zeigt, wie andere auch, ausführlich das Wesen der Berechtigungen, die daraus resultierenden Aufstiegsmöglichkeiten für die unteren und mittleren Klassen und die damit einhergehenden Probleme.

„Der Schultyp mit der größten Chance der Zielvollendung wird den Schultypen mit nicht kalkulierbaren Zeitinvestitionen und Berechtigungsansprüchen vorgezogen.“[40]

Erst das Vorhandensein und die von Müller explizit beschriebenen Abgangsberechtigungen in unterschiedlicher Höhe machen eine derartige Frage des Kosten-Nutzen-Aufwands der Eltern über die schulische Ausbildung der Kinder möglich. Hätte es die Öffnung des Bildungssystems für alle Klassen nicht gegeben, hätten sehr viele Eltern, gerade die Angehörigen des alten und neuen Mittelstands, nicht vor dieser Frage gestanden.

Die abnehmende agrarische und gleichzeitig zunehmende Bedeutung des industriellen Sektors im Kaiserreich drängt den alten Mittelstand, die klassischen handwerklichen und kleingewerblichen Berufe, zurück. Der neue Mittelstand, bestehend unter anderem aus mittleren Beamten und Angestellten, tritt in den Vordergrund. Darüber hinaus fanden häufig Aufstiegsprozesse des alten in den neuen Mittelstand statt. Mit diesem Aufschwung, der sich unter anderem in den Einkommensstufen sichtbar zeigt und aus dem hervorgeht, dass alle Einkommensstufen Zuwachs zu verzeichnen hatten,[41] geht auch eine sehr starke Zunahme der staatlichen Verwaltungstätigkeit einher.[42]

Diese gestiegene Verwaltungstätigkeit macht auch eine Vielzahl von Beamtenpositionen notwendig, die mit Personal geeigneter Qualifikation besetzt werden musste. Das Berechtigungswesen lässt die Schule zu einer Einrichtung werden, in der „[…] herausgehobene soziale Positionen geschaffen und verteidigt werden, die zugleich aber auch als Vehikel zu kollektivem wie individuellem Aufstieg dient.“[43]

1.5. Aufbau der Arbeit

Nach der Einleitung ist es zunächst das Ziel, die Grundstrukturen des Bildungssystems im Kaiserreich darzustellen. Hierbei soll gezeigt werden, wie zunächst das Bildungssystem strukturiert war, exemplarisch sollen auch Schultypen vorgestellt werden, welche staatlichen Regelungen es prägten, welchen grundlegenden Veränderungen es unterworfen war und was das System als System charakterisiert hat.

Nach Vorstellung des Bildungssystems soll auf die auftretenden Probleme des Systems im Verlauf der Epoche des Kaiserreichs näher eingegangen werden. Die Entwicklung der Bildungsbeteiligung, die Zuströme zu höheren Schulen und auch die fortschreitende ‚Versäulung’ soll thematisiert werden. Hierbei kommt es darauf an, auf die zunächst vorherrschende Mangelsituation, die dann von einer Überfüllung eingeholt wird, aufmerksam zu machen. Um die dann folgende Untersuchung der Überfüllung und die daraus resultierenden Qualifikationskrisen zu verstehen, ist diese Vorstellung des Bildungssystems unerlässlich.

Im Kapitel „Qualifikationskrise“ sollen diese systemimmanenten Probleme genauer betrachtet werden. Die Frage, ob die Qualifikationskrise Schüler- und Studentenströme lenkt und deren Bildungsverhalten beeinflusst, ist dabei genauso relevant, wie das Vorstellen der so genannten ‚geprellten’ und ‚bevorzugten’ Generationen.

Mit der Entwicklung und der Struktur- und Funktionsänderungen des Bildungssystems treten aber auch vermehrt Abwehrreaktionen bereits etablierter Klassen auf. Der Gedanke daran, die elitär und nach unten abgegrenzte Position nun mit Aufsteigern, wie besonders den Angehörigen des neuen Mittelstands teilen zu müssen, hat unter Umständen das eigene Klassenbewusstsein wieder verstärkt und mittels versuchten Schließungsmechanismen Strategien gegen den Aufstieg entwickeln lassen. Ob es diese Strategien gegeben hat, und wenn ja, wie sich diese geäußert haben, das soll unter anderem in dem folgenden Kapitel geklärt werden.

Um den Aufstieg möglichst von vielen Seiten transparent zu machen, soll im letzten Kapitel meiner Diplomarbeit der Einfluss der Familie betrachtet werden. Die Familie ist die kleinste Gemeinschaft im Staat, im Kaiserreich war sie maßgeblich an schulischer Ausbildung und Erfolg beteiligt. Daher stellt sich die Frage, inwieweit die familiale Sozialisation förderlich und bedeutsam ist. Einhergehend mit dieser Untersuchung des Familieneinflusses gehört auch die Frage dazu, warum es das etablierte Bürgertum leichter hatte, sich in der veränderten Bildungswelt zu behaupten, als der neu in akademische Berufe aufgestiegene Mittelstand.

1.6. Definition verwendeter Begriffe

Für den Verlauf meiner Diplomarbeit habe ich nachfolgende Einteilung und Begriffe festgelegt und verwende diese fortlaufend, um sich wiederholende Erklärungen auszuschließen. Als Angehörige höherer und etablierter Klassen bezeichne ich diejenigen, die dem Adel, dem

Bildungs-, Wirtschafts-, Besitz-, und Großbürgertum angehören und zumeist bereits Generationen vor der Epoche des Kaiserreichs diesen Klassen beziehungsweise Ständen angehörten.

Unter dem verwendeten Begriff der unteren und mittleren Klassen verstehe ich die Angehörigen der Arbeiterklasse, des Kleinbürgertums und des alten- und neuen Mittelstands. In der verwendeten Literatur unterscheiden sich die Angaben über Zugehörigkeit zu einer Klasse teilweise. In den Werken einiger Historiker werden zum Beispiel Angestellte, nicht akademische Lehrer, Gastwirte, Händler, usw. teilweise zur oberen Mittelklasse, zur Mittelklasse oder aber auch zur höheren Schicht gezählt. Um die Zugehörigkeit der angesprochenen Berufe zu einer Klasse für diese Arbeit zu vereinheitlichen, ordne ich diese der so genannten mittleren Klasse zu. Auch wird die Verwendung von Klasse und Schicht sehr unterschiedlich gehandhabt. Ich schließe mich allerdings für den Verlauf meiner Arbeit den Ansichten des Historikers Rainer Geißlers[44] an, dass das Kaiserreich eine Klassengesellschaft gewesen ist und verwende daher auch fortlaufend diesen Begriff.

[...]


[1] Vgl. Wehler, Hans-Ulrich (1973), S. 62ff.

[2] Sontheimer, Kurt (1982), S. 30.

[3] Vgl. Wehler, Hans-Ulrich (1995), S. 1251.

[4] s. Kolloquien des Institutes für Zeitgeschichte: Deutscher Sonderweg – Mythos oder Realität. Oldenbourg Verlag. München u. Wien 1982. S. 7-35.

[5] Sontheimer, Kurt (1982), S. 28

[6] Müller, Helmut M. (1996), S. 407f.

[7] verschiedene Kommandos, bestehend aus Angehörigen der RAF, erpressten die Bundesregierung wiederholt mit der Forderung, inhaftierte Gesinnungsgenossen aus der Haft zu entlassen, unter der Androhung von Brandanschlägen und Ermordung prominenter Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft.

[8] Helmut Schmidt äußerte als deutscher Innenminister 1977 bei einer Sitzung des Krisenstabes, welcher aufgrund der Entführung von Hanns-Martin Schleyer gebildet wurde, sinngemäß: „Der deutsche Staat lässt sich nicht erpressen!“ was die harte Haltung der Regierung im Umgang mit Terroristen, die ursprünglich aus den Studentenprotesten der 1968er Jahre hervorgegangen sind, in Ansätzen darstellt. Zitat entnommen aus dem 2003 im Handel erschienenen Dokumentarfilm „Todesspiel“, Regie: Heinrich Breloer, 2. DVD, 143. Minute

[9] Vgl. Müller, Helmut M. (1996), S. 400.

[10] Sontheimer, Kurt (1982), S. 28.

[11] Vgl. Sontheimer, Kurt (1982), S. 31.

[12] Nolte ist unter anderem für den so genannten Historikerstreit verantwortlich, den er mittels eines Artikels in der FAZ 1986 mit dem Titel „Vergangenheit, die nicht vergehen will“, indem er behauptete, Auschwitz sei nur eine logische Konsequenz der Massenmorde durch das bolschewistische System, auslöste (Vgl. Nolte, Ernst (1987), S. 8ff.). Darüber hinaus bekundete er dem in der Hohmann-Affäre als Antisemiten geschassten CDU-Politiker Martin Hohmann große Zustimmung (siehe auch das Magazin „Der Spiegel“ 47/2003 vom 17.11.2003).

[13] Vgl. Nolte, Ernst (1982), S. 34.

[14] Nolte Ernst (1982), S. 38.

[15] Vgl. Nolte Ernst (1982), S. 38.

[16] Wehler, Hans-Ulrich (1973), S. 226.

[17] Vgl. Müller, Helmut M. (1996), Kap.9. Röhm sorgte u.a. als Befehlshaber der Sturmabteilung (SA) dafür, dass Hitler bei Kundgebungen Gehör bekam, organisierte den Saalschutz und etwaige Gegenargumentationen wurden von Angehörigen der SA unterbunden. Hindenburg setzte Hitler als Reichskanzler ein und ließ sich am „Tag von Potsdam“ in einem festlichen Akt in der Potsdamer Garnisonskirche die gelungene Verschmelzung von Traditionen des Kaiserreichs und moderner, nationalsozialistischer Herrschaft von Hitler dokumentieren. Siehe auch Kapitel 10 in „Schlaglichter der deutschen Geschichte“

[18] Vgl. Wehler, Hans-Ulrich (1973), S. 238.

[19] s. Wehler, Hans-Ulrich (1973), S. 238f.

[20] Vgl. Wehler, Hans-Ulrich (1973), S. 236. Wegen eines Generalstreiks 1895 wurden 170.000 Männer im deutschen Reich bestraft, was laut Wehler als Klassenjustiz gewertet werden kann, allerdings für ein sehr hohes, physisches Sicherheitsempfinden innerhalb der deutschen Bevölkerung als vermeintlicher ‚Burgfrieden’ im deutschen Reich sorgte.

[21] s. Wehler, Hans-Ulrich (1973), S. 238.

[22] Vgl. Wehler, Hans-Ulrich (1973), S. 238.

[23] Vgl. Nipperdey, Thomas (1993), S.813f.

[24] Vgl. Nipperdey, Thomas (1993), S.814.

[25] Nipperdey, Thomas (1993), S. 818.

[26] Vgl. Nipperdey, Thomas (1993), S. 814.

[27] Vgl. Nipperdey, Thomas 1993, S. 820.

[28] Wehler, Hans-Ulrich (1995), S. 1270.

[29] Vgl. Wehler, Hans-Ulrich (1973), S. 30.

[30] Vgl. Kocka, Jürgen (2000), S. 109f. In diesem Aufsatz geht es aber im Wesentlichen um die Feudalisierung des Bürgertums, lediglich in seiner Schlussbemerkung greift Kocka die Sonderwegsthese noch einmal auf, bestätigt diese aber nicht.

[31] Vgl. Kluchert, Gerhard (1993), S. 16.

[32] Vgl. Jeismann, Karl-Ernst (1996), S. 14.

[33] Vgl. Jeismann, Karl-Ernst (1996), S. 14.

[34] Wehler, Hans-Ulrich (1973), S. 126.

[35] Wehler, Hans-Ulrich (1973), S. 235.

[36] Vgl. Jeismann, Karl-Ernst (1996), S. 14.

[37] Vgl. Wehler, Hans-Ulrich (1995) S. 414.

[38] Nipperdey, Thomas(1993), S. 553.

[39] Vgl. Titze, Hartmut(1990), S. 197ff.

[40] Müller, Detlef K.(1977), S. 55.

[41] Vgl. Hohorst, Kocka, Ritter (1978), S.106.

[42] Vgl. Kluchert, Gerhard(1993), S. 3.

[43] Vgl. Kluchert, Gerhard (1993), S. 26.

[44] Vgl. Geißler, Rainer (2002), S. 31.

Ende der Leseprobe aus 110 Seiten

Details

Titel
Bildung – Chancen – Aufstieg
Untertitel
Eine bildungshistorische Betrachtung der sozialen Mobilität im Kaiserreich
Hochschule
Helmut-Schmidt-Universität - Universität der Bundeswehr Hamburg
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
110
Katalognummer
V85285
ISBN (eBook)
9783638891455
ISBN (Buch)
9783640250196
Dateigröße
802 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bildung, Chancen, Aufstieg
Arbeit zitieren
Dipl.-Päd. Björn Scheffczyk (Autor:in), 2007, Bildung – Chancen – Aufstieg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85285

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