Emotionale Intelligenz als Voraussetzung für Führungskräfte


Hausarbeit, 2001

23 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Emotion und Intelligenz

3. Theorie der emotionalen Intelligenz

4. EQ - der neue Erfolgsquotient für Führungskräfte

5. EQ - die 5 Dimensionen nach Goleman und ihre Bedeutung für Führungskräfte

6. Schlußbetrachtung

7. Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Die Regeln der Arbeitswelt sind im Wandel. Heute werden wir an einem neuen Maßstab gemessen. Wir werden nicht nur daran gemessen, wie gescheit wir sind, oder an unserer Ausbildung und unseren Fachkenntnissen, sondern auch daran, wie geschickt wir mit uns selbst und anderen umgehen. Dieser Maßstab kommt immer öfter zur Anwendung, wenn darüber entschieden wird, wen man einstellt und wen nicht, wen man entläßt und wen man behält, wen man übergeht und wen man befördert. Die neuen Regeln lassen erkennen, wer wahrscheinlich ein Leistungs-As und wer höchstwahrscheinlich scheitern wird, und sie messen die Merkmale, von denen es abhängt, ob wir für eine künftige Stellung in Frage kommen oder nicht. Sie haben allerdings wenig damit zu tun, was uns in der Schule als wichtig gelehrt wurde, denn akademische Fähigkeiten spielen für diesen Maßstab kaum eine Rolle. Technisches Wissen und ausreichende intellektuelle Fähigkeiten werden als selbstverständlich vorausgesetzt, persönliche Qualitäten wie Initiative und Empathie, Anpassungsfähigkeit und Überzeugungskraft stehen hingegen im Mittelpunkt.1 Leider erscheinen Emotionen oft als Hindernis und Störung, lenken ab, verhindern den Fluß objektiver Daten, komplizieren die Entscheidungsfindung und untergraben Autorität. Viele Manager neigen dazu, Unternehmen als rein betriebswirtschaftliche Größe zu sehen und entsprechend zu steuern und unterschätzen dabei, daß überall dort, wo Menschen zusammenarbeiten, noch andere Grundmechanismen gelten.2 Gefühl scheint dem Privatleben vorbehalten zu sein. Am Arbeitsplatz, im Unternehmen ist nüchternes Kalkül angesagt, klare logische Sachlichkeit. Die Realität belehrt uns eines besseren, denn der Mensch als reines Vernunft- und Verstandeswesen ist ein Mythos. Wir alle wissen um die Wirkung von Gefühlen, sie sind die Richtschnur für unser Handeln: sie fördern oder verhindern Geschäfte ebenso wie den Erfolg.3 In einer Zeit, wo es keine Arbeitsplatzsicherung gibt, wo schon der Begriff des Arbeitsplatzes zusehends durch portable Fertigkeiten ersetzt wird, sind dies vorrangige Fähigkeiten, die uns eine Beschäftigung verschaffen und erhalten. Jahrzehntelang hat man locker, unter den verschiedensten Bezeichnungen, über diese menschlichen Talente gesprochen; so war lange Zeit die Rede von Charakter und Persönlichkeit, von weichen Fähigkeiten und von Kompetenz. Nun versteht man sie endlich genauer, und es ist ein neuer Name geboren: emotionale Intelligenz.4

Zunächst werden die Begriffe Emotion und Intelligenz definiert. Es wird gezeigt, daß Emotionen Handlungsimpulse sind, die unser Handeln, unsere Empfinden und Reaktionen wesentlich steuern, und erklärt, was unter der klassischen, rein kognitiven, Intelligenz zu verstehen ist. Anschlie-
ßend wird der Ansatz der emotionalen Intelligenz und seine Entwicklung dargestellt. Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht jedoch die Frage, ob und inwieweit das Vorhandensein emotionaler Intelligenz bei Führungskräften deren und den Erfolg des Unternehmens bestimmt.

2. Emotion und Intelligenz

Analysiert man den Stamm des Wortes „Emotion“, so ergibt sich aus dem lateinischen „movere“ (bewegen) ergänzt um die Vorsilbe „e“ das Wort „hinbewegen“. Emotionen bewegen uns folglich nicht nur, sondern sie bewegen uns zu etwas hin. Emotionen sind Handlungsimpulse5. Als Informationssystem vermitteln sie dem Individuum seine Reaktionen auf Umweltreize in Form von emotionalen Bedeutungen. Die emotionalen Bewertungsmechanismen, die uns mitteilen, was in einer Situation gut oder schlecht für uns ist, sind angeboren und werden durch Lernerfahrungen differenziert und modifiziert.6 Die Informationsverarbeitung erfolgt schnell, automatisch, ohne bewußte Aufmerksamkeit und kognitiven Aufwand. Ein emotionales Signal ist eine blitzlichtartige Information zur aktuellen Bedeutung der Gesamtsituation hinsichtlich unserer Ziele, unseres Wohlbefindens und unserer körperlichen Unversehrtheit. Beispielsweise verrät uns das Gefühl der Angst nicht nur, daß die gegenwärtige Lage negativ ist, sondern daß sie gefährlich werden kann und daß unsere Fähigkeiten ggf. nicht zur Bewältigung der Situation ausreichen. Gleichzeitig werden Handlungsbereitschaften ausgelöst, die im Falle der Angst Impulse zu Flucht- oder Angriffshandlungen sein können. Zudem wird der Körper durch physiologische Veränderungen auf die Ausführung entsprechender Handlungen vorbereitet.7 So treibt Angst das Blut in die Beine und ermöglicht damit eine schnellere Flucht. Dennoch würden die meisten der These „Nur wer nicht rational denken kann, läßt sich von Emotionen leiten“ zustimmen. Neueste Forschungen zeigen jedoch, daß Emotionen schneller sind als rationale Gedanken.8 Schon nach dem ersten Aufflackern gerät der uralte Reflex von Wut oder Schrecken, Freude oder Angst in die Kontrollsysteme der jüngeren Gehirnteile, die den Hirnstamm bzw. Kortex (der Teil des Gehirns, der für Koordination und Erkennung zuständig ist) in mehreren Schichten umschließen.9 Daß Emotionen einen solch zentralen Einfluß auf unsere Reaktionen, unsere Empfindungen und unser Handeln haben, ist auch darin begründet, daß die höheren Hirnzentren im limbischen System (umringt den Hirnstamm, den Kortex; limbus = Ring) ihren Ursprung haben und unzählige Verbindungen zwischen limbischem System und Neokortex (Erweiterung des Kortex) bestehen.10 Das limbische System ist für Gefühle und deren Bewertung zuständig und beginnt zu sortieren, was wichtig für uns sein könnte und wie wir reagieren sollten.11 Entscheidend für unsere emotionalen Reaktionen ist noch ein weiteres Organ, und zwar der Mandelkern, ein mandelförmiges Gebilde, das oberhalb des Hirnstammes, nahe an der Unterseite des limbischen Systems, sitzt. Er verfügt sowohl über eine direkte Verbindung zum Thalamus12 als auch über eine Verbindung zum Kortex. Verschiedene Untersuchungen zeigen, daß es im Falle beeinträchtigter oder fehlender Aktivität des Mandelkerns zu einer sogenannten Gefühls- bzw. Affektblindheit kommt, was bedeutet, daß Ereignisse ohne jegliche emotionale Empfindung wahrgenommen werden.13

Die entscheidende Entwicklungsstufe unseres Gehirns liegt 100 Millionen Jahre zurück. Zu diesem Zeitpunkt erweiterte sich der zweischichtige Kortex um mehrere Schichten Hirnzellen, die den Neokortex bilden.14 Hierbei handelt es sich um jene Gehirnschichten, die in abstrakte Denkbilder umsetzen, was die älteren Regionen stürmisch aufzeichnen. Der Neokortex liefert Umsicht, Weitsicht, Einsicht und die kreative Auswertung des Erlebten.15 Emotionsforscher betonen, daß die Verbindungen zwischen älteren und neueren Hirnarealen eine Bedeutung für das Seelenleben haben, die weit über die Feinabstimmung von Emotionen hinausgeht. So ermöglicht es die evolutionär entstandene Integration des Neokortex, daß wir über Gefühle bewußt nachdenken, sie reflektieren und darüber sprechen können. Bei den wichtigsten Lebensentscheidungen vermittelt die Liaison zwischen Gefühl und Intellekt zudem die notwendige Orientierung. Wahre Rationalität, so der bekannte Emotions- und Hirnforscher Joseph LeDoux, entsteht erst aus dem Zusammenspiel beider Komponenten.16

Was versteht man nun unter Intelligenz? Die Frage ist weitaus schwieriger zu beantworten als die nach der Emotion. Befragt man Laien, wodurch sich intelligente Menschen auszeichnen, werden Eigenschaften wie Selbstsicherheit, Erfolg und Redegewandtheit genannt. Die in einer Gesellschaft vorherrschenden Normen und Werte sind eng mit dem verknüpft, was man unter Intelligenz versteht. So werden die im sozialen oder beruflichen Leben als vorteilhaft geltenden Eigenschaften oftmals mit Intelligenz in Verbindung gebracht. Zudem unterscheidet man den Intelligenzbegriff bei seiner Verwendung in seiner Bedeutung. Einerseits wird er „produktbezogen“ im Sinne von intelligenten Handlungen, z.B. bei der Entwicklung eines Motors, verwendet. Andererseits kann der Intelligenzbegriff „prozeßbezogen“ sein, um die geistigen Prozesse zu beschreiben, denen diese intelligenten Handlungen entsprungen sind. Mit Adjektiven wie klug, begabt, talentiert und aufgeweckt werden häufig Personen charakterisiert, die die Voraussetzungen für intelligentes Handeln besitzen.17

[...]


1 vgl. Goleman, Daniel: EQ 2 - Der Erfolgsquotient, München / Wien 1999, S. 11-12

2 vgl. Geiselhardt, Edgar / Dietz, Ingeborg: Emotionale Intelligenz. Innere Achtsamkeit heißt eine zentrale Kategorie in einem neuen Seminarkonzept zum Lernziel „emotioinale Intelligenz“, in: Personalführung, 1998, 31 (3), S. 58

3 vgl. Ulsamer, Bertold: Karriere mit Gefühl, So nutzen Sie Ihre emotionale Intelligenz, Frankfurt / New York 1996, S. 9

4 vgl. Goleman, Daniel: EQ 2 - Der Erfolgsquotient, ibd., S. 12

5 vgl. Goleman, Daniel: EQ - Emotionale Intelligenz, 12. Auflage, München 1997, S. 22-23

6 vgl. Cameron-Bandler, Leslie / Lebeau, Michael: Die Intelligenz der Gefühle, Grundlagen der „Imperative Self Analysis“ I, Paderborn 1990, S. 52-53

7 vgl. Döring-Seipel, Elke / Sanne, Christoph: Emotionale Intelligenz, in: Gruppendynamik, 1999, 30 (1), S. 39

8 vgl. Pietschmann, Bernd P.: Emotionale Intelligenz. Brauchen wir neue Führungskonzepte?, in: Personal, 1998, 50 (3), S. 132

9 vgl. Höhler, Gertrud: Herzschlag der Sieger. Die EQ-Revolution, S. 44

10 vgl. Pietschmann, Bernd P.: ibd., S. 132

11 vgl. Höhler, Gertrud: ibd., S. 44

12 Der Thalamus ist die zentrale Sammel- und Umschaltstelle für alle der Großhirnrinde zufließenden Erregungen aus der Umwelt und Innenwelt („Tor zum Bewußtsein“). Darüber hinaus ist der Thalamus ein wichtiges selbständiges Koordinationszentrum, in dem die verschiedenen Empfindungen (z.B. Schmerz, Geschmack) miteinander ver- knüpft werden (vgl. Pschyrembel, Prof. Dr. med. Dr. phil. Willibald, Klinisches Wörterbuch, 252. durchgesehene und verbesserte Auflage, Berlin / New York 1975, S. 1203).

13 vgl. Huber, Andreas: Stichwort EQ - Emotionale Intelligenz, 3. Auflage, München 1996, S. 19

14 vgl. Pietschmann, Bernd P.: ibd., S. 132

15 vgl. Höhler, Gertrud: Herzschlag der Sieger. Die EQ-Revolution, S. 44

16 vgl. Huber, Andreas: ibd., S. 20

17 vgl. Funke, Joachim / Vaterrodt-Plünnecke, Bianca: Was ist Intelligenz? C.H. Beck Wissen in der Beck’schen Reihe, München 1998, S. 9

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Emotionale Intelligenz als Voraussetzung für Führungskräfte
Hochschule
Fachhochschule für Wirtschaft Berlin
Veranstaltung
Betriebs- und Organisationspsychologie
Note
1,7
Autor
Jahr
2001
Seiten
23
Katalognummer
V8571
ISBN (eBook)
9783638155069
Dateigröße
589 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Emotionale, Intelligenz, Voraussetzung, Führungskräfte, Betriebs-, Organisationspsychologie
Arbeit zitieren
Claudia Meyer (Autor:in), 2001, Emotionale Intelligenz als Voraussetzung für Führungskräfte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8571

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