Nachhaltige Entwicklung - eine Leitidee


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

18 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Nachhaltigkeit als Leitbild
2.1. Der Begriff Nachhaltigkeit
2.2. Der Ursprung eines Begriffs – das Wechselverhältnis von Mensch und Natur in der Geschichte
2.3. Ökonomische, Ökologische und soziale Dimension der Nachhaltigkeit
2.3.1. Organisationsmuster der Nachhaltigkeit
2.3.2. Ökologische Dimension der Nachhaltigkeit
2.3.3. Soziale Dimension der Nachhaltigkeit
2.3.4. Ökonomische Dimension der Nachhaltigkeit

3. Die Notwendigkeit der Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklung
3.1. Die Problematik der Übernutzung und Unterentwicklung
3.2. Der Gegensatz zwischen Industrie- und Entwicklungsländern
3.2.1. Übernutzung
3.2.2. Unterentwicklung
3.2.3. Die Notwendigkeit einer neuen Entwicklung

4. Lösungsschritte auf den Weg einer nachhaltigen Entwicklung
4.1. Nachhaltige Entwicklung und Tragfähigkeit der Erde
4.2. Maßnahmen zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen
4.3. Kreislaufwirtschaft

5. Schlussgedanken

Literaturnachweis

1. Einleitung

Wir Menschen sind alle untrennbar miteinander verbunden, und gemeinsam entwickeln wir uns in Richtung einer ansteigenden Komplexität. Dadurch wird unser Tun und Handeln langfristig revolutionär verändert. Schließlich werden wir als Menschheit wieder zukunftsfähig. Solch eine Entwicklung kann als nachhaltige Entwicklung bezeichnet werden.

Zu einer neuen Einfachheit führt nachhaltige Entwicklung auf keinen Fall. Nachhaltige Entwicklung führt im Gegenteil eher zu einer neuen Art der Komplexität. Aus den Köpfen der Menschen werden einfache Lösungen, lineares Denken und Handeln sowie die Flucht in die Größe weichen müssen. Im Mittelpunkt des täglichen Lebens stehen dann auf gegenseitigem Vertrauen beruhende Nahverhältnisse, komplexe Netzwerke und ausgeklügelte Versorgungs- und Verwertungssysteme sowohl auf lokaler als auch auf globaler Ebene. Letztendlich kann gesagt werden, dass nachhaltige Entwicklung die Vergrößerung der Zukunftschancen durch mehr Komplexität bedeutet.

Eine spannend – harmonische Entwicklung muss nachhaltige Entwicklung sein. Diese neue Harmonie wird sich sowohl im Umgang mit der Natur als auch im Umgang der Menschen untereinander zeigen. Harmonischer Umgang mit der Natur heißt, mit der Natur in komplexe Wechselwirkung zu treten und die menschlichen Aktivitäten an die Möglichkeiten und an die Tragfähigkeit der Ökosysteme anzupassen. Spannende Harmonie unter den Menschen heißt, ausgeprägte Ungleichgewichte zwischen den Menschen in einem Land und unerträgliche Ungerechtigkeiten unter den Völkern auf verschiedenen Teilen der Erde zu vermeiden.

Als eine Vision eines Lebensstils und einer Wirtschaftsweise kann nachhaltige Entwicklung bezeichnet werden, welche eine Lösung für die bestehenden ökologischen, ökonomischen und sozialen Probleme anbietet. Solch eine Vision realisieren zu können, ist keine Frage technischer Machbarkeit oder technischen Könnens. Denn schon längst sind technische Lösungen vorhanden, von der Nutzung nachwachsender Rohstoffe bis zur Solartechnik. Es entsteht nur ein unnötiger Zeitverlust, wenn wir auf die alles lösende Technologie warten, wenn wir nicht selbst an uns arbeiten und etwas in unserer Einstellung verändern.

Demzufolge bedeutet nachhaltige Entwicklung eine neue Verantwortung und Möglichkeit der Selbstbestimmung. Ein großes Potenzial an Änderungen birgt eine selbstbewusste Demokratie, die Menschen in den Regionen ihre eigene Zukunft bestimmen lässt. Anderseits werden aber auch Ängste geweckt. Jeder ist gleich wichtig und jeder kann die Entwicklung beeinflussen in einer vernetzten Welt. Alle sind wir zur Aktivität verpflichtet, denn niemand ist zum Zuschauen und Erleiden verdammt. Wir Menschen sind aufgerufen die Wende der nachhaltigen Entwicklung einzuleiten.[1]

Nachhaltigkeit stellt sich als Antwort auf die Folgeprobleme der technisch ökonomischen Zivilisation dar. Ein wesentlicher Schwerpunkt liegt heute vor allem in der gegenwärtigen technischen Praxis und ihrer ethischen Vertretbarkeit. Jedoch möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass das Konzept der nachhaltigen Entwicklung kulturell differenziert werden muss. Aus diesem Grund erschien es mir wichtig, in meinen weiteren Ausführungen verstärkt auf die Problematik Übernutzung und Unterentwicklung einzugehen. Um nachhaltige Entwicklung als eine Vision zu verstehen, welche handlungsanleitend sein soll, werde ich in meinem ersten Schwerpunkt auf den Ursprung des Begriffs Nachhaltigkeit zu sprechen kommen.

2. Nachhaltigkeit als Leitbild

2.1. Der Begriff Nachhaltigkeit

Seit Mitte der 80er Jahre hat der Begriff der nachhaltigen Entwicklung („sustainable development“) in vielen Ländern Eingang in die umweltpolitische Diskussion gefunden. Weltweite Bedeutung erlangte der Begriff spätestens seit der UN- Konferenz für Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro. Um eine dauernde Holzversorgung zu sichern und gleichzeitig die übrigen Waldfunktionen zu erhalten, fand er zunächst in der Forstwirtschaft seine Umsetzung. Das Konzept einer nachhaltigen Entwicklung soll als gesellschaftliches Leitbild für die Zukunft die Verbesserung der ökonomischen und sozialen Lebensbedingungen der Menschen mit der langfristigen Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen in Einklang bringen. Der entscheidende Erkenntnisfortschritt muss darin bestehen, dass eine Einsicht vorliegt, dass ökonomische, ökologische und soziale Entwicklungen nicht voneinander abgekoppelt und gegeneinander ausgespielt werden dürfen.[2]

Das Resultat, welches mit Nachhaltigkeit erreicht werden soll, beziehungsweise der Prozess, sind gleichermaßen umstritten. Zumindest in der Ansicht ist man sich einig, dass man als Menschheit mit all ihren Individuen überleben möchte und es deshalb notwendig ist, die bisherige Praxis des Wirtschaftens gründlich zu überdenken. Die Verbindung zwischen natürlichen Ressourcen und Nachhaltigkeit wird vor diesem Hintergrund relevant. Oft kommt es vor, dass der Begriff „Nachhaltigkeit“ als ein Teil eines zusammengesetzten Ausdrucks auftritt, so zum Beispiel in den Schlagworten „nachhaltiges Wirtschaften“, „globale Nachhaltigkeit“ oder „ökologische Nachhaltigkeit“. Wie sich Nachhaltigkeit als Leitbild mit einer Ethik der Technik verbinden lässt, ist jedoch noch völlig unklar.[3]

Wie schon etwas angedeutet, hat sich herausgestellt, dass es keine allgemein gültige Definition für den Begriff „Sustainable Development“ im deutschen Sprachraum gibt. Beim Nachhaltigkeitskonzept handelt es sich demnach um ein normatives Konzept, weil Empfehlungen gegeben werden, wie der Mensch sich verhalten soll. Es wird eindeutig von Werturteilen, wie Gerechtigkeit oder zum Beispiel Langfristigkeit ausgegangen. Demzufolge ist zu erkennen, dass es primär um den Menschen geht und nicht um die Umwelt. Selbstverständlich spielt die Umwelt und die Vermeidung ihrer Zerstörung eine sehr wichtige Rolle, wenn es um Nachhaltigkeit geht, aber auch nur darum, weil das Leben der Menschen gesichert werden soll. Der Mensch steht also im Mittelpunkt der Betrachtungen. Das Konzept der Nachhaltigkeit kann demnach als anthropozentrisch orientiert bezeichnet werden.

2.2. Der Ursprung eines Begriffs – das Wechselverhältnis von Mensch und Natur in der Geschichte

Wenn von Umweltgeschichte gesprochen wird, dann hat das mit den realen Faktoren des Wechselverhältnisses von Mensch und Natur in den verschiedenen Epochen der Geschichte und unter den unterschiedlichsten Naturbedingungen in den Regionen der Erde und im globalen Zusammenhang zu tun. Dem heutigen Zeitgenossen sind das heute oft trivial erscheinende Faktoren. In der vorindustriellen Gesellschaft war der Umgang des Menschen mit der Natur bestimmt durch naturnahe, wenn auch nicht immer naturschonende, sondern vielfach ausbeuterische Verhaltens – und Wirtschaftsweisen bestimmt. So zogen zum Beispiel Jäger und Sammler weiter, wenn die örtlichen Lebensgrundlagen erschöpft erschienen. Brandrodung und eine aggressive Naturnutzung, bis heute noch in weiten Teilen der Erde angewandt, erschloss Siedlungs- und Ackerland und diente zugleich mit der Asche als naturstoffreiche Düngung dem Fruchtwachstum und der Vegetationserneuerung. Jedoch kam es zu langfristigen Schädigungen durch Brandrodung und einer aggressiven Naturnutzung. Durch künstliche Bewässerung wurde die Feldwirtschaft intensiviert. Somit konnte die Existenz einer wachsenden Bevölkerung in früheren verstädterten Gesellschaften gesichert werden. Dennoch bestand die Gefahr einer späteren Versalzung der Böden, wenn die Bewässerungskunst versagte. Eine wesentliche Ergänzung aller vorindustriellen Gesellschaften waren Wald- und Weidewirtschaft. Dennoch konnten Wald- und Weidewirtschaft zu einer wesentlichen Beeinträchtigung der Lebensgrundlagen und zu langfristigen Schädigungen der Natur führen, wenn es zum Raubbau und zu Übernutzungen vor allem in vegetativen Grenzzeiten kam.

Durch einen weit radikaleren Zugriff auf die Umwelt unterscheiden sich industrielle Gesellschaften von den dargestellten vorindustriellen Gesellschaften. Großtechnologie, Massenproduktion und Vernichtungswaffen sowie ein immenses Bevölkerungswachstum stellen qualitativ und substantiell wesentliche einschneidendere Anforderungen an die Nutzung und den Verbrauch von Natur und bedingen damit eine wachsende Gefährdung für sie. Seit dem 18. Jahrhundert haben Modernisierung und Fortschrittlichkeit zu rücksichtsloser Natur- und Ressourcenausbeutung geführt. Dabei traten Schädigungen in der Luft, im Wasser, im Boden und für die menschliche Gesundheit auf. Ebenso führte der massive Eingriff in die Natur in den letzten Jahrzehnten zu zahlreichen regionalen und globalen Katastrophenerscheinungen, die durch Tankerhavarien, Chemieunfälle, Wald – und Artensterben, fortschreitende Wüstenbildung und Klimawandel bezeichnet sind. Über den nationalen Horizont hinaus sind sie zum Ansatzpunkt einer internationalen Umweltpolitik geworden. Erhebliche ökologische Probleme als Folge von Wachstum und moderner technischer Entwicklung sind entstanden. Für diese muss die Menschheit Lösungen finden, wenn sie unter den bisher erkannten Bedingungen des Planeten Erde überleben will.[4]

[...]


[1] Vgl. WALLNER, Heinz Peter / NARODOSLAWSKY, Michael: Insel der Nachhaltigkeit. Logbuch für ein

neues Weltbild, St. Pölten ( NP Buchverlag) 2001, S. 174 – 177.

[2] Vgl. KASTENHOLZ, Hans G./ ERDMANN, Karl- Heinz/ WOLFF, Manfred: „Perspektiven einer

nachhaltigen Entwicklung. Eine Einführung“, in: Kastenholz, Hans G. / Erdmann, Karl- Heinz/ Wolff,

Manfred (Hrsg.) Nachhaltige Entwicklung. Zukunftschancen für Mensch und Umwelt, Berlin ( Springer ) 1996,

S. 1.

[3] Vgl. KARAFYLLIS, Nicole C. : Nachwachsende Rohstoffe. Technikbewertung zwischen den Leitbildern

Wachstum und Nachhaltigkeit, Opladen ( Leske + Budrich ) 2000, S. 263 – 264.

[4] Vgl. LEIDINGER, Paul: „Der Mensch- ein natürlicher Feind der Natur? Unser Verhältnis zur Umwelt in der

Geschichte“, in: Blasi, Di L./ Goebel, B./ Hösle, V.( Hrsg.) : Nachhaltigkeit in der Ökologie. Wege in eine

zunkunftsfähige Welt, München ( Beck ) 2001, S. 135- 136.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Nachhaltige Entwicklung - eine Leitidee
Hochschule
Technische Universität Dresden  (Institut für Technikphilosophie)
Note
2,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
18
Katalognummer
V87528
ISBN (eBook)
9783638032858
ISBN (Buch)
9783638929561
Dateigröße
433 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Nachhaltige, Entwicklung, Leitidee
Arbeit zitieren
Anja Pöche (Autor:in), 2005, Nachhaltige Entwicklung - eine Leitidee, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87528

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