Elemente des Weiblichen in Dorothea Schlegels "Florentin"


Hausarbeit, 2004

20 Seiten, Note: 2

Karsten Grause (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Elemente des Weiblichen in den Hautcharakteren und ihre Funktion
2.1. Florentin
2.2. Juliane und Eduart
2.4. Eleonore
2.5. Clementine

3. Schluss

4. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Um 1800 wurden viele Bildungsromane sowohl von Männern, als auch von einigen Frauen verfasst. Eine dieser Frauen war Dorothea Schlegel, die „vornehmlich 2 Gründe für ihre Schriftstellerei“[1] hatte. „sie wollte Geld, verdienen und sie wollte dem geliebten Mann helfen.“[2]

Ihr „Reise und Stationenroman der Selbstfindung“[3] wird 1800 unter dem Titel „Florentin. Ein Roman herausgegeben von Friedrich Schlegel. Erster Band“[4] herausgebracht. Jedoch wird schnell bekannt, dass Dorothea die eigentliche Autorin des Werkes ist.

In ihrem Roman werden Themen wie Liebe, Freundschaft, Ehe und die Geschlechterproblematik aufgegriffen. Diese Themen werden mit der romantischen Auslegung von Kunst in Einklang gebracht.[5]

Der „Held“ ihres einzigen Romans ist der aristokratische Vagabund Florentin, der nach einer unglücklichen und geheimnisvollen Kindheit durch die Länder zieht, um ein Ziel im Leben und die ideale Geliebte zu finden.[6]

In ihrem Roman erschuf Schlegel außerdem „ein Frauenbild, das weit über das Idealisietre ihrer männlichen Romantikerkollegen hinausging.“[7]

In dem von ihr entworfenen Frauenbild, werden die Frauen hauptsächlich in dem „künstlerisch-sozialen“[8] oder in dem „häuslich-landwirtschaftlich-ökonomischen Bereich“[9] gezeigt. Dieser Frauentypus wird von den reiferen Figuren der Clementine und der Eleonore dargestellt. Auf seiner Reise begegnet Florentin neben diesen beiden Frauen auch noch Juliane, der Tochter von Eleonore. In diese scheint Florentin kurzfristig verliebt zu sein, findet in ihr jedoch nicht die ideale Geliebte.[10]

In meiner Hausarbeit werde ich mich mit den Hauptfiguren Florentin, Clementine, Eleonore, Juliane und Eduart auseinandersetzen.

Besonderen Stellenwert bei meiner Hausarbeit werde ich auf die weiblichen Elemente dieses Romans und ihre Funktion legen.

2. Elemente des Weiblichen in den Hautcharakteren und ihre Funktion

2.1. Florentin

Florentin ist der ‚Held’ des Romans, „der von Anfang bis Ende des Buches fast ununterbrochen vor den Augen des Lesers bleibt.“[11]

Die mysteriöse Herkunft von Florentin wird während des ganzen Romans nicht aufgeklärt. Im Gegenteil, sie wird immer rätselhafter. Es kommen immer neue Personen hinzu, die auf geheimnisvolle Weise mit Florentin verbunden (verwandt?) zu sein scheinen. Seine Herkunft und die seiner Eltern bleiben im Dunkeln und Florentin ist weiterhin der heimatlose Fremdling.

In Florentin begegnet dem Leser ein androgynes Wesen. Er weist sowohl männliche als auch weibliche Charakterzüge auf.

Schon der Vorname ‚Florentin’ deutet auf eine mögliche Androgynie hin. Die Bedeutung des Namen ‚Florentin’ wird in der Sekundärliteratur häufig diskutiert. Umstritten ist, ob der Name eine Frau oder einen Mann benennen soll. Auffällig ist sicherlich, das Florentin weder einen Nachnamen noch einen Titel besitzt. „Denn als Einzelwort bleibt er [der Name][12] ohne Funktion, ohne Amt und Würde, ohne Geschlecht.“[13]

Der Klang von ‚Florentin’ lässt „sowohl die männliche, als auch die weibliche Form zu: Florentin und Florentine besitzen in ihren Herkunftssprachen dem Italienischen/ Französischen, die gleiche Aussprache, denn das –e am Ende wird verschluckt.“[14]

Man weiß am Anfang des Romans folglich nicht, ob Florentin ein Mann oder eine Frau ist.

Als der Graf Schwarzenberg seine Frau jedoch bittet: „Herrn Florentin“ (S.15) bei sich Willkommen zu heißen, könnte der Leser darauf schließen, dass Florentin ein Mann sein muss. Diese Feststellung wird jedoch bald darauf schon wieder in Frage gestellt. Als Eleonore gleich zu Anfang des Romans Florentin die Verantwortung über das Guts übergeben will, um sich dann zur Ruhe zu setzen, antworten Florentin, dass das Hauswesen doch den Frauen angehören solle.[15] Warum fragt Eleonore einen Mann, ob er das Hauswesen übernehmen will? Vermutlich sieht Eleonore die Frau in Florentin, sie nimmt ihn als Frau wahr.

Florentin entspricht dem Prototyp eines romantischen Helden. „Selbst seine empfindsamen Züge, die gelegentlichen Tränen, die Rührung, widersprechen diesem Bild nicht.“[16] Sein Freiheitsdrang, der das erste Mal sichtbar wird, als er sich gegen seine Mutter und den Zwang ins Kloster gehen zu müssen wehrt, sowie sein Dasein als Künstler sprechen für ihn als romantischen Helden. „Kein wahrer Romantiker, der nicht zugleich Künstler wäre!“[17] Florentin ist künstlerisch eigentlich sehr begabt. So arbeitet er in Rom als Maler. Außerdem ist er musikalisch, er hat zwar keine ausgebildete Stimme, ist aber „musikalisch, soviel die Natur mich lehrte.“ (S. 23)

Florentin verbringt eine unglückliche Kindheit im Haus seiner Mutter. Dort soll er auf ein späteres Leben als Mönch bei den Benediktern im Kloster vorbereitet werden.

Für Florentin jedoch ist die Zeit, in der er unter „unaufhörlichem Zwang leben musste“(S. 55), der Grund für seine Abscheu gegenüber Autoritäten und seine unaufhörliche Freiheitsliebe.

Mit Hilfe seines Freundes Manfredi und dessen Vater gelingt es Florentin schließlich die ‚Flucht’ aus dem ‚Gefängnis’.

Florentin beschließt Soldat zu werden. Manfredis Vater unterstützt ihn in dieser Idee, so ist er der Ansicht: „ein Jüngling sollte niemals zu Kloster bestimmt werden, so lange man noch Köpfe und Arme in der Welt braucht, und so lange es noch Armeen gibt.“(S.67)

Mit dem Wunsch, Soldat zu werden, hat Florentin zum ersten Mal ein wirkliches Ziel im Leben. Im weiteren Verlauf seiner Jugend sieht es auch ganz so aus, als ob er dieses Ziel konsequent verfolgt. So geht er mit Manfredi auf die „adeliche Militärschule“ (S. 69), um sich dort als Soldat ausbilden zu lassen. Als jedoch nach zwei Jahren ein Brief von Florentins Schwester kommt, die ihm darin von ihrer Einkleidung und somit ihrem Eintritt ins Kloster schreibt, beschließt Florentin sie zu retten. Die Rettung verläuft nicht nach Plan und die Wege von Manfredi, der zur Militärschule zurückgeht und Florentin, der nach Venedig geht, trennen sich. Mit dieser Trennung verliert Florentin das Ziel Soldat zu werden, erst mal aus den Augen. Von Venedig reist Florentin nach Rom, wo er heiratet und als Maler arbeitet. Hier wird der unbeständige Charakter von Florentin sichtbar. Warum geht Florentin nicht mit Manfredi zurück zur Militärschule? Anstatt an seinem Ziel Soldat zu werden festzuhalten, reist Florentin durch die Länder auf der Suche nach etwas, was er aber nirgends zu finden scheint.

Florentin berichtet eher beiläufig von seiner Ehe. Er erwähnt, dass es oft „Lärm und Zank zwischen mir und meiner Frau“ (S. 91) gab. Auch erzählt er, dass seine Frau das gemeinsame Kind abgetrieben hat.[18]

An dieser Stelle ist zu erkennen, dass Florentin in der Ehe, in der Liebe und in der Familie keine Erfüllung finden kann.[19] Weiterhin bleibt er der Einsame Fremde, der sein Vaterland sucht. Am Anfang des Romans fragt Florentin „Wo ist mein Vaterland? Soweit mich mein Gedächtnis zurückträgt, war ich eine Weise, ein Fremdling auf Erden, und so denke ich das Land mein Vaterland zu benennen, wo ich zuerst mich Vater nennen höre.“ (S.17)

Doch durch die Abtreibung des gemeinsamen Kindes hat ihn seine Frau um eine Vaterschaft und somit um ein Vaterland, einen festen Ort zum Leben gebracht.[20]

Florentin reist folglich weiter durch verschieden Länder. Fraglich ist nun warum florentin immer wieder weiterreist, anstatt sich seinem Leben zu stellen. Er benimmt sich nicht wie ein richtiger Mann, wie ein richtiger Held, der für seine Ideale eintritt und kämpft. Florentin flüchtet immer wieder vor der Realität und weigert sich strickt, sich seinem Schicksal zu stellen. Dorothea Schlegel hat ihrem Titelheld zwar das Ziel gesetzt, Soldat zu werden und nach Amerika zu gehen um dort für die „Freiheit zu fechten“ (S.96), dennoch verfolgt Florentin dieses Ziel nicht wirklich entschlossen. Es wird zwar immer wieder von ihm angesprochen, jedoch tut er nichts, um diese Ziel auf direktem Weg zu verwirklichen. Er selber redet davon, dass er „eine geheime Unruhe im innersten

Gemüt“ (S.91) spürt, „ein Treiben nach einem unbekannten Gut“ (S. 91) lässt ihn nicht zur Ruhe kommen. Selten ist er mit der momentanen Situation wirklich zufrieden: „... ließ es mich selten rein genießen, dass es mir doch eigentlich recht wohl ging.“ (S. 91)

Immer wieder bleibt er an unterschiedlichen Orten ‚hängen’, ohne dort wirklich auf Dauer leben zu wollen oder zu können. Genauso ist es auch, als er auf die Familie Schwarzenberg trifft. Kurzfristig glaubt der Leser, dass Florentin nun endlich einen festen Platz gefunden hat. Florentin muss jedoch erkennen, dass seine Anwesenheit das Glück und die Idylle der Familie stört. Wieder findet Florentin keinen festen Ort zum Leben und reist weiter.

Ein weiteres Ziel, das Florentin hat, ist die Suche nach der idealen Geliebten. Schon am Anfang des Romans spricht er von ‚ihr’: „hier möchte ich bleiben! …allein? ...ach nicht allein! ... mit ihr!...noch hat mein Auge sie nicht gesehen, aber ich kenne sie, ..o sie wird alles verlassen, was sie halten will, und hat sie mich gefunden, mir hierher folgen, und hier mit mir der Liebe leben.“ (S.13)

[...]


[1] Nehrin, Wolfgang: Nachwort in: Dorothea Schlegel: Florentin. Philipp Reclam jun. Stuttgart, S.285- 324; hier S. 302

[2] Ebd.

[3] Becker-Cantarino, Barbara: Schriftstellerinnen der Romantik. Epoche, Werke, Wirkung, S.135

[4] Nehring Wolfgang, S. 304

[5] Becker-Cantarino, S.149

[6] Nehring Wolfgang, S. 309

[7] Brantner, Christina E. : Frühromantische Frauengestalten in Dorothea Veits Roman Florentin (1801),

S.53

[8] Ebd., S. 52

[9] Ebd.

[10] Becker-Cantarino, S.144

[11] Nehring Wolfgang, S. 319

[12] Anm. der Autorin

[13] Brandstädter, Heike/ Jeorgakopulos Katharina: Dorothea. Schlegel. Florentin:

Lektüre eines vergessenen Textes, S.15

[14] Ebd. S.16

[15] Vgl. Dorothea Schlegel, S. 22

[16] Nehring, Wolfgang, S.320

[17] Nehring, Wolfgang, S. 321

[18] Vgl. Dorothea Schlegel, S. 93

[19] Becker-Cantarino, S.136

[20] Brantner, S.140

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Elemente des Weiblichen in Dorothea Schlegels "Florentin"
Hochschule
Georg-August-Universität Göttingen
Note
2
Autor
Jahr
2004
Seiten
20
Katalognummer
V87594
ISBN (eBook)
9783638022767
Dateigröße
393 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Elemente, Weiblichen, Dorothea, Schlegels, Florentin
Arbeit zitieren
Karsten Grause (Autor:in), 2004, Elemente des Weiblichen in Dorothea Schlegels "Florentin", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87594

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