Differenzierung im Sportunterricht


Seminararbeit, 2005

18 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Der Sportunterricht

2. Mein Verständnis von Sportunterricht

3. Die Schülerorientierung
3.1 Der Begriff „Schülerorientierung“
3.2 Schülerorientierung und Sportunterricht
3.2.1 Schülerorientierter Sportunterricht und Förderung der Sachkompetenz
3.2.2 Schülerorientierter Sportunterricht und Förderung der Selbstkompetenz

4. Leisten und Bewerten
4.1 Leistungsmessung/-feststellung
4.2 Leistungsbewertung
4.2.1 Bewertungsnormen
4.2.2 Problembereiche der Leistungsbewertung

5. Differenzierung
5.1 Differenzierung und Leistung
5.2 Ziele der Differenzierung
5.3 Mittel oder Maßnahmen der Differenzierung
5.3.1 Die didaktische Differenzierung
5.3.2 Die methodische Differenzierung
5.3.3 Das individuelle Eingehen auf den Schüler
5.4 Differenzierung und Unterrichtsvorbereitung
5.5 Differenzierung und Unterrichtsführung

6. Differenzieren und Bewerten in der Leichtathletik

7. Resümee

8. Literatur

1. Der Sportunterricht

Sportunterricht soll als Unterricht in verschiedenen sportlichen Aktivitäten zur Förderung der körperlichen Entwicklung und des Wohlbefindens des Einzelnen dienen. Das dem Sportunterricht zugrunde liegende Verständnis von Sport ist dabei weit gefasst. Es geht über eine Systematisierung nach Sportarten hinaus, indem es in den Kontext des schulischen Bildungs- und Erziehungsauftrags eingebettet wird. Der Sportunterricht trägt zur Entwicklung der Bereitschaft und Fähigkeit bei, an der gegenwärtigen kindlichen Bewegungskultur kompetent teilzunehmen und diese zukünftig mitzugestalten. Die Kinder erwerben Kenntnisse und Einsichten, Einstellungen und Haltungen, um die grundlegenden sachlichen und sozialen Bedingungen von Bewegung, Spiel und Sport zu verstehen und sich ihnen entsprechend angemessen verhalten zu können. In der Auseinandersetzung mit ihrem Körper entwickeln und verbessern die Kinder ihre motorischen und koordinativen Fähigkeiten. Sie erfahren den Wechsel von körperlicher Anspannung und Entspannung, Belastung und Erholung, schulen ihre Sinne und ihre Wahrnehmungsfähigkeit, erleben ihre Bewegungen und ihren Körper vielfältig und lernen, auch mit unangenehmen Empfindungen umzugehen. Sie werden darin unterstützt, eine positive Einstellung zu ihrem Körper und zu ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit zu gewinnen und Selbstvertrauen auszubilden.[1]

Dabei herrschen Unterschiede in einer Sportklasse auf den verschiedensten Ebenen. Nicht nur Geschlecht und Leistung spielen hierbei eine Rolle, auch Motivation, Disziplin, Interesse etc. sind bedeutsam. Die Bedingungen des Sportunterrichts, dessen Ziele und Werte, Methoden und Inhalte werden größtenteils durch den Lehrer vermittelt. Die Aufgabe des Lehrers besteht darin, sich der herrschenden Ungleichheiten bewusst zu werden, zu thematisieren und diese durch methodisch geschickten Aufbau des Unterrichts aufzufangen.

Nach einer Einführung in mein Verständnis von Sportunterricht auf der Grundlage verschiedener sportdidaktischer Positionen, werde ich auf die zwingend notwendige Schülerorientierung eingehen. Um dabei alle Schüler möglichst zum gleichen Ziel zu führen, ist eine Differenzierung hinsichtlich der einzelnen Leistungsfähigkeit notwendig, woraus sich auch Konsequenzen für die Leistungsbewertung im Sportunterricht ergeben.

2. Mein Verständnis von Sportunterricht

Die Diskussion um Inhalte des Sportunterrichts und deren adäquate Vermittlungskonzeptionen beinhaltet die Frage nach den wesentlichen Sinnrichtungen von Sportunterricht. Bei der Begründung notwendiger Elemente des Schulsports zeigt die Sportpädagogik ein eher diffuses Bild. Die Didaktik, die als pädagogisches Planungsinstrument die konstituierenden Grundfragen der unterrichtlichen Lehre durch Verknüpfung von Theorie und Praxis beantworten soll, stößt zwischenzeitlich auf ein weit gespanntes Theoriefeld, wie sportunterrichtliche Verfahrensweisen begründet werden können. Für die Lehrenden ergibt sich daraus das Problem, sich zwischen konkurrierenden, zum Teil sich ausschließenden didaktisch-methodischen Vermittlungskonzepten entscheiden zu sollen.

Die Gefahr, dass grundlegende Aufgaben des Sportunterrichts, wie eine fundamentale körperliche und motorisch-sportliche Ausbildung, dabei in den Hintergrund geraten, wächst zusehends. Wenn allerdings der Kernauftrag des Faches, also sportliche Bildung im Sinne eines reflektierten Verstehens von Sport zu vermitteln, aus den Augen verloren wird, entspricht Sportunterricht nicht mehr den wissenschaftlichen Auflagen an ein Schulfach und muss mit entsprechenden Legitimationsdebatten rechnen.

Doch das Fach Sport hat neben diesem Unterrichtsauftrag auch einen verpflichtenden Erziehungsauftrag zu erfüllen. Nach Größing (1988, S. 83-88) bestehen dessen Aufgaben in einer Bewegungs-, Spiel-, Sport- und Gesundheitserziehung.[2] Diese haben ebenso Einfluss auf die Unterrichtsgestaltung, da man zwischen einer intentionalen und funktionalen Erziehung unterscheidet.[3] Bei der ersteren versucht der Sportlehrer als Erzieher vorab bestimmte Erziehungsziele, meistens auf der Grundlage von Verbesserungen im Bereich der Fertigkeiten und Fähigkeiten, zu verfolgen. Als funktional wird Erziehung angesehen, wenn durch die sportliche Aktivität im Unterricht inhärente Bildungsinhalte vollzogen werden, ohne dass es einer besonderen Aufbereitung für den Sportunterricht bedarf.[4]

„Erziehung beinhaltet also zwei Seiten, zu denen erzogen wird“[5], und ist somit eng verflochten mit dem Unterrichtsauftrag des Faches Sport. Wie in jedem Fach vom Lehrplan gefordert wird, erfolgt das Anstreben der individuellen Bildung der Persönlichkeit, legitimierend für den Sportunterricht wirkt aber die „Ausbildung sportlicher Kompetenzen und eine Einführung in sportliche Handlungskontexte[6]. Demnach schlüsselt Beckers den Erziehungsprozess in eine personenbezogene Erziehung und eine sachbezogene unterrichtliche Ausbildung auf.[7] Die Basis der erzieherischen Bemühungen bildet also immer die sportliche Handlungssituation. Dennoch muss eine stärkere Betonung der pädagogischen Aufgaben auch im Sportunterricht erfolgen.

Um diesen Anforderungen gerecht werden zu können, ist die Anlehnung an die traditionelle Position des Sportarten-Programms oder die perpetuelle Position der Intensivierung und Grundlagenbildung nicht möglich. Hier steht die Ausbildung körperlicher Fähigkeiten und Fertigkeiten im Vordergrund – und zwar nur diese. Doch mindestens je ein Aspekt dieser Ausrichtungen sollte auch in einen schülerorientierten Unterricht einfließen. Erstens, dass der Vermittlungsprozess durch die Struktur der Sache und die methodische Kompetenz der Lehrkraft erfolgt, sowie zweitens, dass die Entwicklung der körperlichen Leistungsfähigkeit und die Aneignung einer sportartspezifischen Kompetenz im Blickpunkt eines durchgeplanten, bewegungsintensiven Sportunterricht stehen. Unter Berücksichtigung dieser beiden Punkte kann nicht nur trotzdem die Differenzierung eingesetzt werden, sondern der hohe Leistungsanspruch an alle Schüler fordert sie geradezu.

Auch wenn Kurz die pragmatische Position der Handlungsfähigkeit als eine „mittlere Position zwischen pädagogischer Anspruchslosigkeit und erzieherischer Überhöhung“[8] ansieht, so kommt sie dennoch meiner Idee eines erfolgreichen Sportunterrichts am Nächsten. Allerdings ist die Umsetzung mit viel Arbeitsaufwand von Seiten der Lehrer verbunden, denn es ist eine „ständige Bereitschaft zur schülergerechten Veränderung des normierten Sports, eine stärkere Beachtung auch kognitiver und sozialer Handlungsbezüge sowie eine mehrperspektivische Vermittlung der jeweiligen Inhalte“[9] notwendig.

3. Die Schülerorientierung

3.1 Der Begriff „Schülerorientierung“

Der Begriff „Schülerorientierung“ wird seit Mitte der 70er Jahre innerhalb der Diskussion um einen verstärkt am Schüler ausgerichteten Unterricht verwendet. Innerhalb der Auseinandersetzung mit dem Thema wird er weder einheitlich genutzt[10] noch definiert. Ist Unterricht dadurch gekennzeichnet, dass er Wissenskomplexe aufbereitet und unter Berücksichtigung der besonderen Eigenart und der jeweiligen Lage des einzelnen Schülers vermittelbar macht, so ist ein jeder Unterricht schülerorientiert.

[...]


[1] Vgl. Rahmenplan Mecklenburg-Vorpommern, 2002.

[2] Vgl. Größing, S. (1988): Einführung in die Sportdidaktik. S. 83-88.

[3] Vgl. Balz, E.; Neumann, P. (2001): Erziehender Sportunterricht. S. 163.

[4] Vgl. ebd.

[5] Ebd. S. 164.

[6] Ebd.

[7] Vgl. Beckers, E. (1985): Sportlehrer als Berater? S. 92.

[8] Balz, E.; Neumann, P. (2001): Erziehender Sportunterricht. S. 173.

[9] Ebd.

[10] In der Literatur findet sich eine Vielzahl von Synonymen, wie schülerzentrierter, schülerbezogener, schüleradäquater Unterricht.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Differenzierung im Sportunterricht
Hochschule
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Note
2,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
18
Katalognummer
V89114
ISBN (eBook)
9783638025669
ISBN (Buch)
9783640108930
Dateigröße
418 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Differenzierung, Sportunterricht
Arbeit zitieren
Marlen Frömmel (Autor:in), 2005, Differenzierung im Sportunterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89114

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