Die Begriffe des “Totalitären” und der “Totalitarietät” finden sich erstmals im politischen Denken des italienischen Faschismus. Mussolini selbst, der in einer Rede vom 22. Juni 1925 ausdrücklich die „feroce voluntá totalitaria“ seiner Bewegung erklärt, wird diese neue politische Begriffsbildung zugeschrieben. Im selben Jahr prägt Mussolini die berühmte Formel: „Alles im Staate, nichts außerhalb des Staates, nichts gegen den Staat.“ Der Totalitarismus-Begriff, welcher in der Folge durch den italienischen Faschismus, den Nationalsozialismus aber auch dem Kommunismus, an Bedeutung gewann, wurde zu einer wissenschaftlichen Konzeption der allgemeinen Analyse politischer Herrschaft. Eine theoretische Systematisierung dieses Begriffs war notwendig um den Totalitarismus als moderne Diktatur klassifizieren zu können und ihn von demokratischer und traditioneller autokratischer Herrschaft abzugrenzen.
Die Totalitarismus-Forschung begann etwa in den 30er Jahren und wurde durch zahlreiche Arbeiten, unter anderem von Hannah Arendt, Max Lerner, Sigmund Neumann und Hans Kohn, vorangetrieben und weiterentwickelt.
Mit Friedrich und Brzezinski gewinnt die Totalitarismus-Forschung schließlich ihre klassische Ausprägung, da der Totalitarismus-Begriff nunmehr in einen umfassenden Erklärungszusammenhang der modernen Diktatur eingeordnet werden kann. Spätere Konzeptionen der Kommunismus- und Faschismus-Analyse beziehen sich weiterhin auf diesen Ansatz.
Diese Arbeit soll nun die Frage klären ob das Franco-Regime, nach der theoretischen Grundlage von Friedrich und Brzezinski, eine totalitäre Diktatur war.
Nach Auffassung von Carl Joachim Friedrich und Zbigniew Brzezinski sind totalitäre Systeme die Folge von Massendemokratie und moderner Technik . Der Totalitarismus ist also ein Kind jüngster Zeit. Es gab aber dennoch Probleme dieses System zu konkretisieren bzw. die entscheidenden Wesenszüge zu bestimmen, die allen totalitären Diktaturen (faschistischen sowie kommunistischen) gemeinsam sind. Friedrich und Brzezinski weisen darauf hin, dass die von ihnen angeführten Merkmale in unterschiedlich starker Ausprägung vorhanden sein können, da Erscheinungen bzw. Ausprägungen des Regimes hinzutreten, die zum Zeitpunkt ihres Ansatzes noch nicht ausgeprägt oder als solche erkennbar waren. Einzelne Aspekte eines Systems können daher auch zeitweise stärker im Vordergrund stehen als andere.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Das Modell von Carl Joachim Friedrich und Zbigniew Brzezinski
2.1 Ideologie
2.2 Eine einzige Massenpartei
2.3 Terrorsystem
2.4 Monopol der Massenkommunikation
2.5 Waffenmonopol
2.6 Zentrale Überwachung und Lenkung der Wirtschaft
3 Das Franco-Regime
3.1 Ideologie
3.1.1 Ideologische Grundsätze
3.2 Massenpartei
3.3 Terror
3.3.1 Arbeiter, Studenten und Presse
3.4 Monopol der Massenkommunikation
3.4.1 Das Pressegesetz von 1938
3.4.2 Das Pressegesetz von 1966
3.5 Waffenmonopol
3.6 Zentral gelenkte Wirtschaft
3.6.1 Autarkiepolitik 1939-1959
4 Zusammenfassung
Quellenverzeichnis
1 Einleitung
Die Begriffe des “Totalitären” und der “Totalitarietät” finden sich erstmals im politischen Denken des italienischen Faschismus. Mussolini selbst, der in einer Rede vom 22. Juni 1925 ausdrücklich die „feroce voluntá totalitaria“ seiner Bewegung erklärt, wird diese neue politische Begriffsbildung zugeschrieben. Im selben Jahr prägt Mussolini die berühmte Formel: „Alles im Staate, nichts außerhalb des Staates, nichts gegen den Staat.“[1] Der Totalitarismus-Begriff, welcher in der Folge durch den italienischen Faschismus, den Nationalsozialismus aber auch dem Kommunismus, an Bedeutung gewann, wurde zu einer wissenschaftlichen Konzeption der allgemeinen Analyse politischer Herrschaft. Eine theoretische Systematisierung dieses Begriffs war notwendig um den Totalitarismus als moderne Diktatur klassifizieren zu können und ihn von demokratischer und traditioneller autokratischer Herrschaft abzugrenzen.[2]
Die Totalitarismus-Forschung begann etwa in den 30er Jahren und wurde durch zahlreiche Arbeiten, unter anderem von Hannah Arendt, Max Lerner, Sigmund Neumann und Hans Kohn, vorangetrieben und weiterentwickelt.[3]
Mit Friedrich und Brzezinski gewinnt die Totalitarismus-Forschung schließlich ihre klassische Ausprägung, da der Totalitarismus-Begriff nunmehr in einen umfassenden Erklärungszusammenhang der modernen Diktatur eingeordnet werden kann. Spätere Konzeptionen der Kommunismus- und Faschismus-Analyse beziehen sich weiterhin auf diesen Ansatz.
Diese Arbeit soll nun die Frage klären ob das Franco-Regime, nach der theoretischen Grundlage von Friedrich und Brzezinski, eine totalitäre Diktatur war.
2 Das Modell von Carl Joachim Friedrich und Zbigniew Brzezinski
Nach Auffassung von Carl Joachim Friedrich und Zbigniew Brzezinski sind totalitäre Systeme die Folge von Massendemokratie und moderner Technik[4]. Der Totalitarismus ist also ein Kind jüngster Zeit. Es gab aber dennoch Probleme dieses System zu konkretisieren bzw. die entscheidenden Wesenszüge zu bestimmen, die allen totalitären Diktaturen (faschistischen sowie kommunistischen) gemeinsam sind. Friedrich und Brzezinski weisen darauf hin, dass die von ihnen angeführten Merkmale in unterschiedlich starker Ausprägung vorhanden sein können, da Erscheinungen bzw. Ausprägungen des Regimes hinzutreten, die zum Zeitpunkt ihres Ansatzes noch nicht ausgeprägt oder als solche erkennbar waren. Einzelne Aspekte eines Systems können daher auch zeitweise stärker im Vordergrund stehen als andere[5]. Man sollte daher alle einzelnen Punkte als Ganzes sehen, da sie untereinander in Verbindung stehen. Die Merkmale einer totalitären Diktatur nach Friedrich und Brzezinski sollen im Folgenden genauer erläutert werden.
2.1 Ideologie
Die Ideologie erstreckt sich auf alle wichtigen Gebiete des menschlichen Lebens. Sie gründet in einer grundsätzlichen Ablehnung der bestehenden Gesellschaft und entwirft ein Gegenkonzept, welches auf einen idealen Endzustand der Menschheit ausgerichtet ist[6].
2.2 Eine einzige Massenpartei
Der Begriff der Massenpartei ist hier etwas irreführend, da sie aus einem verhältnismäßig kleinen Prozentsatz der Bevölkerung besteht. Die für totalitäre Diktatur typische Massenpartei wird alleine vom Diktator geführt. Sie ist zudem hierarchisch und oligarchisch aufgebaut und zumindest eine aktive Mehrheit der Parteimitglieder ist leidenschaftlich und kompromisslos der Ideologie der Partei ergeben[7].
2.3 Terrorsystem
Friedrich und Brzezinski unterscheiden zwischen Terror auf physischer und psychischer Grundlage. Die Geheimpolizei und andere Parteiorgane dienen der Überwachung einerseits, aber auch der Einschüchterung und Eliminierung von Systemgegner andererseits. Nicht nur nachweisbare Feinde sondern auch potentielle Gegner, auch aus den eigenen Reihen, werden bekämpft[8].
2.4 Monopol der Massenkommunikation
Hier wird deutlich, dass der Modernisierungsprozess entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung totalitärer Diktaturen hat. Massenkommunikationsmittel wie Fernsehen, Radio und auch nach wie vor die Presse stellen eine „ (…) noch nie dargewesene Vergewaltigung des Menschen dar, in deren Verlauf eine Entwurzelung des Einzelnen und seine Verschmelzung mit der Masse befördert wird.“[9]
2.5 Waffenmonopol
Das vollständige Monopol der Anwendung von Kampfwaffen ist ebenfalls ein Indiz für die Modernität des Totalitarismus. Die Folge davon ist das Verschwinden jeder Möglichkeit des bewaffneten Widerstands[10].
2.6 Zentrale Überwachung und Lenkung der Wirtschaft
Die gesamte Wirtschaft wird im totalitaristischen System gelenkt und überwacht. Erreicht wird dies durch bürokratische Gleichschaltung vorher unabhängiger Wirtschafts- bzw. Rechtskörper unter Einfluss der meisten anderen Gesellschaften und Konzerne[11].
[...]
[1] Schlangen, Walter: Die Totalitarismus-Theorie, Entwicklung und Probleme, 1.Auflage Stuttgart 1976,S.12.
[2] Vgl. ebd., S.37.
[3] Vgl. ebd., S.38f.
[4] Vgl. Friedrich, Carl J.: Totalitäre Diktatur, Stuttgart 1957, S.23.
[5] Vgl. Gellner, Winand/Glatzmeier, Armin: Macht und Gegenmacht. Einführung in die Regierungslehre,
1.Auflage, Baden-Baden 2004, S. 103/104.
[6] Vgl. Friedrich: Totalitäre Diktatur, S.19; Gellner: Macht und Gegenmacht, S.101.
[7] Vgl. ebd., S.19, S.63-75; S.102.
[8] Vgl. ebd., S.19, S.103-112; S.102.
[9] Vgl. Friedrich: Totalitäre Diktatur, S.20.
[10] ebd., S.20.
[11] Friedrich: Totalitäre Diktatur, S.20, S.161-181; Gellner: Macht und Gegenmacht, S.103.
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