Analyse der Beziehungsstruktur zwischen K und Klamm in Franz Kafkas "Schloss"


Seminararbeit, 2006

16 Seiten, Note: 2,4


Leseprobe


Gliederung

1. Kafkas „Schloß“ wirft Rätsel auf

2. K. und Klamm – Analyse der Beziehungsstruktur
2.1. Direkter Kontakt durch die zwei Briefe Klamms?
2.1.1. der erste Brief
2.1.2. der zweite Brief
2.1.3. Authentizität des Kontakts durch die beiden Nachrichten
2.2. K.’s unerschütterliches Bestreben, Klamm zu treffen
2.2.1. Beweggründe
2.2.2. Die Dorfbewohner suggerieren Absurdität des Treffens
2.2.3. Fast am Ziel – das Erlebnis im Hof
2.3. Verbindungspersonen stellen Knotenpunkte dar
2.3.1. Die Geliebten Klamms
2.3.1.1. Frieda – von Klamms Geliebter zu K.’s Geliebter
2.3.1.2. Gardena – eine resignierte Ehefrau
2.3.1.3. Klamm als Gebieter über den Frauen
2.3.2.Gesandte Klamms: Die Gehilfen
2.3.2.1. Arthur und Jeremias als Störfaktoren
2.3.2.2. Barnabas als eigentlicher Gehilfe
2.3.3. Die Sekretäre Klamms
2.3.3.1. Momus als Vermittler
2.3.3.2. Erlanger sorgt für alte Verhältnisse
2.4. Die Beziehung zwischen Klamm und K
2.4.1. Amtliche oder persönliche Beziehung
2.4.2. Machtdemonstration

3. Das Ende des Romans bleibt offen

4. Literaturverzeichnis
4.1. Primärliteratur
4.2. Sekundärliteratur

1. Kafkas „Schloß“ wirft Rätsel auf

In Franz Kafkas Romanfragment „Das Schloß“, welches er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr fertig stellen konnte, kommt ein Fremder, K., in das Dorf, das zum Schloß des Grafen Westwest gehört. Um bleiben zu können, gibt er vor, der bestellte Landvermesser zu sein. Während seines Aufenthalts im Dorf kommt er mit den diversen Verborgenheiten und Rätseln in Berührung, die sich um das Schloß und seine Bewohner ranken. Die Bandbreite reicht hierbei von undurchsichtigen Behördenvorgängen über Beamtenwillkür bis hin zu absoluter Verschwiegenheit und Einschüchterung der Dorfbewohner.

2. K. und Klamm – Analyse der Beziehungsstruktur

Eines der vielen Mysterien bleibt zweifelsohne die Figur des Beamten Klamm, welche ich im Folgenden, im Hinblick auf seine Beziehung zu K., näher betrachten werde. Hierzu werde ich mich auf die Szenen konzentrieren, die sich direkt auf beide Personen beziehen sowie auf weitere Figuren, die sowohl zu K. als auch zu Klamm eine bestimmte Bindung aufweisen und somit als Verbindungspersonen fungieren.

2.1. Direkter Kontakt durch die zwei Briefe Klamms?

Während der ganzen Handlung erhält K. zwei Briefe von Klamm, dem Vorsteher der X. Kanzlei. K. hofft dadurch, die erwünschte Annäherung an Klamm bewerkstelligen und mehr Licht in das Dunkel um Schloß und Klamm bringen zu können.

2.1.1. der erste Brief

Ein erster direkter Kontakt zwischen K. und Klamm wird bereits kurz nach K.’s Ankunft im Dorf hergestellt. „Der Vorstand der X. Kanzlei“[1], Klamm, bestätigt in dem vom Boten Barnabas überbrachten Brief K.’s Aufnahme in die Dienste des Schlosses und weist ihm als direkten Vorgesetzten und Ansprechpartner den Gemeindevorsteher zu. K. geht davon aus, eine Anstellung als Landvermesser erhalten zu haben und versteht den Brief demnach fälschlicherweise „als ein amtliches Dokument“[2]. Über eine Beschäftigung K.’s als Landvermesser verliert Klamm hingegen kein Wort. Der erste Brief Klamms ist vielmehr als eine Benachrichtigung zu verstehen, dass K. zwar die Erlaubnis zum Verbleib im Dorf erhalten hat, jedoch sich nicht in Sicherheit wiegen sollte, da auch Klamm ihn nicht aus den Augen verlieren wird. Als K. den Brief dem Gemeindevorsteher und seiner Frau zeigt,

machen auch sie ihm klar, dass es sich um „keine amtliche Zuschrift“, sondern um einen „Privatbrief“[3] handelt.

2.1.2. der zweite Brief

Weitaus mehr Aufsehen als jener erste Brief Klamms an K. erregt der, den K. erhält, nachdem er dem Verhör durch Momus entgehen konnte. Der Kanzleivorstand zeigt sich darin erfreut über K.’s bisherige Tätigkeiten als Landvermesser und lobt auch die Arbeit der Gehilfen. Der Brief endet mit einem Hinweis auf baldige Entschädigung und dem unvermeidlichen „Ich behalte Sie im Auge“[4]. K. ist über diese Nachricht verärgert, denn im Grunde hat er keinerlei Beschäftigung, schon gleich gar nicht als Landvermesser, und wenn Klamm ihn nun „in warmen Worten zu der Ausführung seiner Arbeiten beglückwünscht“[5], so mag ihm dies wie blanker Hohn erscheinen. Noch dazu ist in diesem Brief seine Beschäftigung wörtlich erwähnt: „Landvermesserarbeiten“[6]. Er sieht den Brief deshalb als „Mißverständnis“[7] an, da er weder seinen Beruf ausübt, noch das Lob für die Gehilfen ohne weiteres unterschreiben würde. Mit den Tätigkeiten, welche Klamm in dem Brief hervorhebt, könnten natürlich Landvermesserarbeiten im übertragenen Sinn gemeint sein: die Erkundungen K.’s, „die intellektuellen, erotischen, sozialen, usw. Erfahrungen, die er im Dorf macht“[8].

2.1.3. Authentizität des Kontakts durch die beiden Nachrichten

Beide Briefe erfüllen K.’s Erwartungen hingegen in keinster Weise, hatte er doch gehofft, aufschlussreiche Informationen über das Schloß, ein mögliches Treffen mit Klamm oder wenigstens eine Beschäftigung zu erhalten. Auch den direkten Kontakt zu Klamm kann er hierdurch nicht aufbauen, da jeder Brief durch Barnabas überbracht wird. Selbst ob Klamm die Antwort auf die Nachrichten erhält, ist nicht sicher, da er laut Barnabas nicht auf Antwort wartet: „er ist sogar ärgerlich, wenn ich komme“[9]. Demnach ist in Bezug auf die Briefe noch nicht wirklich ein Kontakt zwischen Klamm und K. hergestellt.

2.2. K.’s unerschütterliches Bestreben, Klamm zu treffen

Besagten Kontakt versucht K. dennoch beharrlich zustande zu bringen, doch dieses Anliegen lässt sich im Verlauf weitaus schwerer realisieren als K. vorher angenommen hatte.

2.2.1. Beweggründe

Angesichts der Tatsache, dass Klamm der Erste aus dem Schloß war, der mit K. Kontakt aufgenommen hat, scheint in K.’s Augen der einzige Weg ins Schloß über ihn zu führen. Deshalb setzt er alles daran, ein Treffen mit ihm zuwege zu bringen. Das Hauptziel jedoch ist das Schloß und so stellt „sein Verlangen, dort einzudringen, von Anfang an alle seine anderen Vorhaben in den Schatten“[10]. So ist Klamm im Grunde nur der Einstiegspunkt für K., nur einer von vielen anderen Beamten wie z.B. Sortini, und K.’s Absicht ist, „zwar unbedingt zu Klamm zu gelangen, aber über ihn weiter ins Schloß vorzudringen“[11]. Ein wirklicher Grund für eine Unterredung mit Klamm wäre natürlich die geplante Heirat mit Frieda, wozu K. die Erlaubnis Klamms einholen möchte, der in dieser Angelegenheit als ihr ehemaliger Geliebter, wenn nicht gar Gebieter, durchaus Einspruchsrecht besitzt. Diese Begründung erscheint jedoch mehr als Vorwand K.’s, da es sich nicht wirklich um eine Liebesheirat handelt. Auf diesen Punkt werde ich aber an anderer Stelle noch weiter eingehen. Unter dem Deckmantel, K.’s Zustimmung erreichen zu wollen, bemüht er sich um ein Treffen: „Zunächst will ich ihn in der Nähe sehen, dann will ich seine Stimme hören, dann will ich wissen, wie er sich zu unserer Heirat verhält“[12].

2.2.2. Die Dorfbewohner suggerieren Absurdität des Treffens

Diese Absicht in allen Ehren, jedoch hat K. die Rechnung ohne die Dorfbewohner gemacht, die ihn bezüglich Klamm auf den Boden der Tatsachen zurückholen. So wird seine Absicht, mit Klamm zu sprechen, nicht nur als absurd hingestellt und regelrecht ins Lächerliche gezogen („Wie kannst du nur glauben, daß Klamm mit dir reden wird!“[13] ), sondern auch für völlig utopisch erachtet: „Das ist unmöglich [...] niemals wird Klamm mit dir reden.“[14] Diese „impossibility of K.’s ever confronting Klamm”[15] nimmt K. jedoch nicht fügsam hin, sondern will der Sache auf den Grund gehen und lässt, wie sich noch herausstellen wird, keine Chance ungenutzt, in Klamms Nähe zu gelangen. Was ihm alle Dorfbewohner deutlich machen wollen, will er allerdings nicht einsehen:

„Klamm wird mit jemandem, mit dem er nicht sprechen will, niemals sprechen, soviel Mühe sich auch dieser Jemand gibt und so unerträglich er sich vordrängt, aber diese Tatsache allein, dass Klamm niemals mit ihm sprechen [...] wird, genügt ja“[16].

[...]


[1] Schloß, S. 29.

[2] Robert, S. 254.

[3] Schloß, S. 81.

[4] Schloß, S. 131.

[5] Robert, S. 254.

[6] Schloß, S. 131.

[7] Schloß, S. 131.

[8] Robert, S. 254/255.

[9] Schloß, 135.

[10] Robert, S. 156.

[11] Emrich, S. 322.

[12] Schloß, S. 97.

[13] Schloß, S. 56.

[14] Schloß, S. 56.

[15] Udoff, S. 223.

[16] Schloß, S. 121.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Analyse der Beziehungsstruktur zwischen K und Klamm in Franz Kafkas "Schloss"
Hochschule
Otto-Friedrich-Universität Bamberg  (Fakultät Sprach- und Literaturwissenschaften, Lehrstuhl für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft)
Veranstaltung
Geschlossene Welten: Kafka und Canetti
Note
2,4
Autor
Jahr
2006
Seiten
16
Katalognummer
V90285
ISBN (eBook)
9783638041553
ISBN (Buch)
9783638939089
Dateigröße
421 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Analyse, Beziehungsstruktur, Klamm, Franz, Kafkas, Schloss, Geschlossene, Welten, Kafka, Canetti, Neuere deutsche Literaturwissenschaft
Arbeit zitieren
Cornelia Panten (Autor:in), 2006, Analyse der Beziehungsstruktur zwischen K und Klamm in Franz Kafkas "Schloss", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90285

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