Karl-Andreas Krieter. Pastor der katholischen Kirchengemeinde St. Franz-Josef in Harburg-Wilstorf

Sein Leben und Wirken in den Jahren 1923 bis 1934


Wissenschaftlicher Aufsatz, 2008

205 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1. Die ersten beiden Jahre im Pastorenamt
1.1. Das Pfarrer-Examen und die Zeit des Wartens
1.2. Erste Informationen über die Franz-Joseph-Gemeinde
1.3. Die Franz-Joseph-Kirche und die Wohnsituation des Pastors Krieter im Jahre 1923
1.4. Erste Orientierung in Harburg
1.5. Vom Hunger getrieben - Unruhen in Harburg
1.6. Pastor Krieter gründet zwei Vereine zum Kampf gegen die Not in der Franz-Joseph-Gemeinde.
1.7. Katholisches Vereinsleben und die Konkurrenz der „weltlichen“ Vereine
1.8. Aus „Franz-Joseph“ wird „St. Franz-Josef“
1.9. Die alltägliche Arbeit

2. Die „Große Politik“ und das politische Geschehen in Harburg während der der ersten Hälfte der 20er Jahre
2.1. Bürgerkriegsgefahr 50 2.2. Das „Wunder der Rentenmark“ und der „Dawes-Plan“
2.3. Die Reichstagswahl vom Mai 1924 und die Wahl der Bürgervorsteher in Harburg
2.4. Dr. Walter Dudek wird Oberbürgermeister von Harburg
2.5. Der Tod des Reichspräsidenten Friedrich Ebert
2.6. Paul von Hindenburg wird Reichspräsident

3. Pastor Krieter und seine Gemeinde in der zweiten Hälfte der 20er Jahre
3.1. Aussicht auf Weltfrieden und Wirtschaftsaufschwung in Deutschland
3.2. Wirtschaftsaufschwung in Harburg-Wilhelmsburg
3.3. Neuerungen in St. Franz-Josef
3.4. Katholische Sorge um gute Sitte und öffentliche Moral
3.4.1. Die Sorgen des Pastors Krieter wegen der verderblichen Wirkung der neuen Medien
3.4.2. Leitsätze der deutschen Bischöfe zu Sittlichkeitsfragen

4. Pastor Krieter bittet um Versetzung
4.1. Das Haus Reeseberg 16 81 4.2. Das Zerwürfnis mit Pfarrer Krell

5. Pastor Krieter erlebt den Niedergang der Demokratie.
5.1. Die Weltwirtschaftskrise
5.2. Kirchliche Arbeitslosen- und Armenfürsorge in Harburg
5.3. „Katholisch bin und bleibe ich“.

6. Die Übergangszeit von der Demokratie zur Diktatur
6.1. Die Reichstagswahl vom 14. September 1930
6.2. Reaktionen auf die Reichstagswahl
6.3. Dr. Brüning regiert mittels Notverordnungen
6.4. Die zweite Regierung Dr. Brüning und die Wahlen zum Amt des Reichspräsidenten
6.5. Die Entlassung des Dr. Brüning

7. Die Demokratie stirbt

8. Die ersten Monate der Hitler-Regierung
8.1. Fackelzüge in Berlin und Harburg-Wilhelmsburg
8.2. Vor der Reichstagswahl vom 5. März 1933
8.2.1. Gewalt gegen Kommunisten in Harburg-Wilhelmsburg 116 8.2.2. Das Reichstagsgebäude brennt.
8.2.3. Prominente Unterstützer des Nationalsozialismus in Harburg-Wilhelmsburg
8.2.4. Terror und Propaganda der Nationalsozialisten
8.3. Die Wahlergebnisse am 5. März 1933
8.4. Die „Machtergreifung“ der NSDAP in Harburg-Wilhelmsburg 123 8.4.1. Die Hakenkreuzfahne auf dem Harburger Rathaus
8.4.2. Dr. Dudek wird aus dem Rathaus gewiesen
8.4.3. Die Wahl des Bürgervorsteher-Kollegiums am 12. März 1933
8.5. Das „Ermächtigungsgesetz
8.5.1. Perfekte Propaganda der Hitler-Regierung am 21.3.1933 129 8.5.2. Die „Nationale Feier“ in Harburg-Wilhelmsburg 130 8.5.3. Die Katholische Kirche sucht ihren Vorteil. 132 8.5.4. Die „Zentrumspartei“ stimmt dem „Ermächtigungsgesetz“ zu.
8.6. Willkür und Gewalt der Nationalsozialisten hören nicht auf.
8.6.1. Willkürliche Veränderungen des Wählerwillens im Bürgervorsteherkollegium
8.6.2. Racheaktionen an Kommunisten in Harburg
8.6.3. Der Juden-Boykott am 1. April 1933 und die Haltung der Katholiken zu den Juden
8.7. Der „Hitler-Tag“ in Harburg-Wilhelmsburg

9. „Gleichschaltung“ allüberall
9.1. Die „Gleichschaltung“ der Länder und der Berufs- Und Wirtschaftsorganisationen 145 9.2. Die Gleichschaltung der Politischen Parteien
9.3. Gleichschaltungsversuche in der Evangelischen Kirche

9.4. Erste Versuche, die katholischen Vereine gleichzuschalten - Hausdurchsuchung bei Pastor Krieter 150

10. Das Reichskonkordat - ein geschickter Schachzug des Vatikans oder des Adolf Hitler?
10.1. Der Abschluss des Reichskonkordats – Euphorie der Katholiken
10.2. Bischofsbesuch in Harburg

11. Anpassung und Begeisterung – neue Gewalttaten und neue Propaganda in Harburg-Wilhelmsburg
11.1. „Nationalsozialistischer Geist“ zieht in die katholischen Schulen ein.
11.2. Erneuter Terror gegen Kommunisten und erste Gewalttätigkeiten gegen Katholiken
11.3. Luftschutzpropaganda
11.4. Entrümpelungskampagnen

12. Mord und Totschlag und das Schweigen der Bischöfe

13. Hitler vereint die gesamte Staatsmacht in seiner Person

14. Pastor Krieter wird zur St. Bonifatius-Gemeinde in Wilhelmsburg versetzt
Verzeichnis der Abbildungen
Quellen- und Literaturverzeichnis
Personenregister

Vorwort

Am 4. Februar des Jahres 1969 gab der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg im „Amtlichen Anzeiger“ bekannt, dass eine Straße auf der Elbinsel Wilhelmsburg den Namen „Krieterstraße“ erhalten habe.[1] Die Straße liegt im Bahnhofsviertel des Hamburger Stadtteils Wilhelmsburg und zweigt in nördlicher Richtung von der Neuenfelder Straße ab. Die Benennung ehrt den Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde St. Bonifatius, Karl- Andreas Krieter.

Pfarrer Krieter hat vom Jahre 1934 bis zum Jahre 1961 in Wilhelmsburg gewirkt. Vor seiner Tätigkeit in Wilhelmsburg war er elf Jahre Pastor in der Gemeinde St. Franz-Josef in Harburg-Wilstorf.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Karl-Andreas Krieter im Alter von 71 Jahren (1961)

Pfarrer Karl-Andreas Krieter galt in Hamburg vielen Menschen seiner Zeit als bedeutende und liebenswerte Persönlichkeit. Als Beleg dieser Aussage mag ein Beileidsbrief von Dr. jur. Walter Dudek zum Tode von Karl-Andreas Krieter gelten. Dr. Dudek schrieb am 27. Februar 1963 an die Kirchengemeinde St. Bonifatius: „Mit allen Freunden, die dem Verblichenen nahe standen, beklage ich einen ungewöhnlichen Mann reinsten Charakters, unendlicher Menschengüte und unermüdlicher Hingabe an sein hohes Amt, dessen edle Herzensbildung jeden in seinen Bann zog, der ihm als Priester wie als Mensch näher treten durfte. Die Erinnerung an ihn wird uns allen teuer sein.“[2]

Karl-Andreas Krieter wurde im Jahre 1890 geboren, er starb im Jahre 1963. Der Hintergrund seines Lebensweges sind also vier Epochen der jüngeren deutschen Geschichte, die nicht nur sein persönliches Leben, sondern auch das Wesen des gegenwärtigen Deutschlands entscheidend geprägt haben.

Der erste Abschnitt seines Lebens fällt in die Regierungszeit des deutschen Kaisers Wilhelm II: seine Kindheit im Heimatdorf Hilkerode auf dem Eichsfeld, seine Schulzeit in Duderstadt, sein Theologiestudium in Münster, seine Zeit im Priesterseminar des Bistums Hildesheim und seine Priesterweihe am 11. Oktober 1914. Den Ersten Weltkrieg, das Ende des Kaiserreiches und die ersten Jahre der Weimarer Republik erlebte Karl-Andreas Krieter als Kaplan in Bremerhaven-Lehe.

Die Jahre von 1923 bis 1934 kann man als zweiten Lebensabschnitt ansehen. In dieser Zeit war Karl-Andreas Krieter Pastor der katholischen Kirchengemeinde St. Franz-Josef in Harburg-Wilstorf. Er erlebte das Inflationsjahr 1923, die Jahre des Aufschwungs der Weimarer Republik, ihre Endzeit und den Beginn der Hitler-Diktatur.

Seinen dritten und vierten Lebensabschnitt verbrachte Karl-Andreas Krieter in Hamburg-Wilhelmsburg als Pfarrer der St. Bonifatius-Gemeinde. In Wilhelmsburg erlebte er die weiteren Jahre der Hitler-Diktatur, den Zweiten Weltkrieg und die Jahre des Neubeginns von 1945 bis 1961.

Während der Anfangsjahre der Bundesrepublik Deutschland errang Pfarrer Krieter die Erfolge, die ihm außerhalb der Seelsorgearbeit die größte Anerkennung einbrachten. Er ließ die Schäden an Kirche und Pfarrhaus der Gemeinde St. Bonifatius beseitigen. Die katholische Schule Wilhelmsburgs - in der Bonifatiusstraße - wurde aufgrund seines engagierten Einsatzes schon 1946 wieder eröffnet. Das im Zweiten Weltkrieg völlig zerstörte Gemeindehaus wurde durch einen Neubau ersetzt.

Hamburgs Stadtteil Wilhelmsburg erhielt 1950 ein Krankenhaus, das nicht nur Katholiken zu Gute kommt. Schon 1956 wurde ein Erweiterungsbau erstellt. Wegen seiner Verdienste um den Bau und die Erweiterung des Wilhelmsburger Krankenhauses Groß-Sand erhielt Pfarrer Krieter im Jahre 1960 das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse.

Seit 1944 war Karl-Andreas Krieter Dechant. Sein Dekanat umfasste die Hamburger Stadtteile Harburg und Wilhelmsburg und darüber hinaus ein Gebiet Niedersachsens, das sich von Lüneburg über Stade bis nach Cuxhaven und Bremerhaven-Lehe erstreckte. Der Bischof von Hildesheim, Heinrich-Maria Janssen, ernannte Karl-Andreas Krieter im Jahre 1959 zu seinem Geistlichen Rat.

Im August 1961 trat Karl-Andreas Krieter aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand, den er in seinem Heimatdorf Hilkerode verbrachte. Die Zeit der Ruhe war kurz. Schon bald erkrankte er so schwer, dass der Chefarzt des Wilhelmsburger Krankenhauses ihn zur Behandlung nach Wilhelmsburg holte. Karl-Andreas Krieter starb „in seinem Krankenhaus Groß-Sand“ am 24. Februar 1963.

Im Februar 2008 wurde der erste Teil einer Biografie des Pfarrers Krieter unter dem Titel „Karl-Andreas Krieter - Pastor der katholischen Kirchengemeinde St. Franz-Josef in Harburg-Wilstorf“ im Grin-Verlag für Akademische Texte veröffentlicht. Der vorliegende Text ist eine Bearbeitung dieses Werkes. Es wurden neue historische Erkenntnisse in das Werk eingearbeitet, Bilder hinzugefügt, Textkürzungen- bzw. Textergänzungen und sprachliche oder orthographische Korrekturen vorgenommen.

Harburg, im Januar 2012

Ulrich Krieter

1. Die ersten beiden Jahre im Pastorenamt

Im Sommer 1921 war Karl-Andreas Krieter schon seit fünf Jahren Kaplan in Bremerhaven-Lehe. Vorher war er ein Jahr lang Kaplan in Peine gewesen. In seinem sechsten Kaplansjahr - er war 31 Jahre alt - beschloss er, sich um die Zulassung zum Pfarrer-Examen zu bewerben. [3]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Kaplan Karl-Andreas Krieter Das Foto entstand im Jahre 1922

1.1. Das Pfarrer-Examen und die Zeit des Wartens

Das Generalvikariat des Bischofs von Hildesheim war für die Bewerbung zum Pfarrer-Examen die zuständige Institution.[4] Am 4. Oktober 1921 erhielt er die folgende Antwort:

„Aufgrund Ihrer Meldung laden wir Sie hiermit zum Pfarrexamen für die Zeit vom 24. bis 26. des Monats. Die schriftliche Prüfung beginnt Montag, den 24. Oktober 1921, im Bischöflichen Priesterseminar um 8 Uhr morgens und wird fortgesetzt bis Dienstag, den 25. des Monats, mittags 12 Uhr. Dienstag, nachmittags um 3 Uhr, findet in der Seminarkirche der Predigtvortrag statt. Die mündliche Prüfung wird Mittwoch, den 26. des Monats, im Sitzungssaale des Bischöflichen Generalvikariats gehalten.

Für Wohnung und Beköstigung haben Sie selbst zu sorgen, nötigenfalls wollen Sie sich dieserhalben an den Herrn Domkapitular, Regens[5] Bluel, hier, wenden. Hagemann“.[6]

Kaplan Krieter bestand das Pfarrexamen. Seine Leistungen waren durchschnittlich. Bei den Arbeiten der schriftlichen Prüfung erhielt er die beste Benotung beim Thema: „Bestimmung der Gegenwart Christi in der Eucharistie.“[7] Am 26. Oktober 1921 konnte der Generalvikar Hagemann schreiben: „Dem Kaplan Karl Krieter in Lehe wird hiermit bescheinigt, dass er am heutigen Tage die Pfarrbefähigungs-Prüfung bestanden hat.[8]

Am selben Tage hatte Karl-Andreas Krieter folgende Erklärung abzugeben:

„Es ist mir bekannt, dass gemäß der auf Grund der kanonischen Satzungen in unserer Diözese geltenden Norm ich zur Haushaltsführung nur zu mir nehmen darf

1. Mutter, Schwester oder Tante, oder
2. eine andere Person tadellosen Wandels und Rufes im vollendeten Alter von 35 Jahren. Ich verspreche, diese Regel für mein ganzes Leben zu beachten und eine andere Haushälterin nicht ohne zuvorige schriftliche Genehmigung der Bischöflichen Behörde in meinen Haushalt eintreten zu lassen.“[9]

Diese Erklärung abzugeben, fiel Karl-Andreas Krieter nicht schwer. Er plante schon damals, seine um acht Jahre jüngere Schwester Therese als Haushälterin zu sich zu nehmen. Seine Schwester Therese brachte - trotz ihrer damals erst dreiundzwanzig Lebensjahre - gute Voraussetzungen mit, einen Pfarrhaushalt zu übernehmen. Sie hatte nach dem Besuch der Volksschule zunächst im Haushalt eines verwandten Pfarrers gelebt. Anschließend war sie einige Jahre bei einer begüterten Familie im Rheinland als „Hausmädchen“ tätig gewesen.

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Abb.3: Therese Krieter, Schwester und Haushälterin von Karl-Andreas Krieter, im Alter von etwa 25 Jahren.

Schließlich hatte sie eine kurze Zeit - jetzt als „Hausdame“ - auf dem Gut „Kettenburg“ verbracht, bei einer zum katholischen Glauben konvertierten Adelsfamilie in der Lüneburger Heide, nahe Visselhövede . Vor allem aber war seine Schwester Therese ledig und auch für die Zukunft nicht gewillt zu heiraten.[10]

Nach dem bestandenen Pfarr-Examen hatten Kaplan Krieter und seine Schwester Therese noch rund zwei Jahre lang zu warten, bis der Bischof von Hildesheim ihm zum 30.September 1923 die Stelle als Pastor der Franz-Joseph-Gemeinde in Harburg-Wilstorf zuteilte.[11]

Die Zeit des Wartens war hart, nicht nur wegen der Ungeduld, endlich eigenverantwortlich arbeiten zu können. Eine wesentliche Rolle spielten auch familiäre - das heißt finanzielle - Rücksichten. Die Verbundenheit mit seiner Familie hat Karl-Andreas Krieter sein Leben lang ausgezeichnet. Bei seiner Meldung zum Pfarrexamen hatte er gehofft, durch die baldige Übernahme einer Pfarrstelle, seine Brüder Otto und Johannes entlasten zu können. Die beiden Brüder - mittlerweile verheiratet - hatten je eine der beiden jüngsten Schwestern, Hedwig und Agnes, in ihrem Haushalt mitzuversorgen.

Die älteste Schwester, Therese, wechselte in diesen Jahren zwischen den beiden Haushalten ihrer Brüder hin und her. Einige Zeit lebte Therese Krieter bei Johannes in Münster, die andere Zeit im Elternhaus bei ihrem Bruder Otto in Hilkerode. Dort hatte sie Wohnrecht. Beim Bruder Otto wohnte auch die Mutter der neun Geschwister Krieter.

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Abb. 4: Anna Krieter, die Mutter der neun Geschwister Krieter, Anfang der 20er Jahre.

Die Kosten für den Lebensunterhalt der Familien waren seit Dezember 1922 immer mehr gestiegen. Ursache dieses Anstiegs war eine Geldentwertung, die von Monat zu Monat schneller vorankam. Am Brotpreis wurde dem Kaplan Krieter deutlich, wie rasend die Inflation sich beschleunigte. Im Dezember 1922 kostete 1 Kilogramm Brot 163 Reichsmark, im Januar 1923 waren es 250 Mark, im März 463 Mark, im Juni 1428 Mark. Im August kostete ein Kilogramm Brot 69 000, im September 1 512 000 Mark.[12] Am 27. September 1923, drei Tage vor Dienstantritt des neuen Pastors in der Franz-Josef-Gemeinde, kostete in der Stadt Harburg ein Roggenfeinbrot von 1750 Gramm Gewicht 17 ½ Millionen Mark.[13]

Als Hauptgrund für das Tempo der Inflation führten die Zeitungen der Zeit den „Ruhrkampf“ an. Im Januar 1923 hatten Frankreich und Belgien das Ruhrgebiet mit fünf französischen und einer belgischen Division besetzt, weil Deutschland sich angeblich geweigert hatte, die Mengen an Holz und Kohle vollständig abzuliefern, die im Friedensvertrag von Versailles festgelegt waren. Die Reichsregierung hatte als Reaktion auf die Besetzung des Ruhrgebietes die Bevölkerung zum passiven Widerstand aufgerufen. Seit Januar streikten die Arbeiter der Kohlegruben und Industriebetriebe. Die Besatzungstruppen hatten mittlerweile die Betriebe in eigene Regie übernommen. Beamte, Unternehmer und Arbeiterführer, die sich den Anordnungen der Besatzungsmächte widersetzten, wurden verhaftet und aus dem besetzten Gebiet verwiesen.[14] Die streikende Bevölkerung des Ruhrgebietes und die Ausgewiesenen mussten von der Reichsregierung finanziell unterstützt werden. Gleichzeitig fehlten die Steuereinnahmen aus dem wichtigsten Industriegebiet Deutschlands. In der Zeitung las Kaplan Krieter, dass der passive Widerstand im Juli täglich 40 Millionen Goldmark kostete. Trotz dauernder Mahnungen der Reichsregierung, nur passiven Widerstand zu leisten, kam es im Ruhrgebiet immer wieder zu Überfällen auf französische Posten. Man las von Brückensprengungen und anderen Sabotageakten. Als Antwort erhöhten Frankreich und Belgien die Anzahl ihrer Soldaten und verstärkten den Druck auf die deutsche Bevölkerung. „132 Tote, elf Todesurteile - davon ein Urteil vollstreckt - fünf Verurteilungen zu lebenslänglichem Zuchthaus, zahllose Freiheits- und Geldstrafen, die Ausweisung von 150 000 Personen in das übrige Reich, mindestens 3,5 Milliarden Goldmark Schaden für die deutsche Volkswirtschaft waren das Resultat des Ruhrkampfes.[15]

Wie alle Deutschen war gewiss auch Karl-Andreas Krieter empört, wie die Siegermächte des Weltkrieges mit Deutschland umgingen. In den „Harburger Anzeigen und Nachrichten“ (hier fortan: „HAN“) erschien während der gesamten Dauer des Ruhrkampfes die Kolumne „Vom Raubfeldzug im Westen“. Darin wurden täglich die Untaten der Franzosen und Belgier im besetzten Gebiet aufgezählt. Als Priester durfte Kaplan Krieter sich den Hass auf die Besatzer, den viele Zeitungen propagierten, nicht gestatten, wohl aber einen „gerechten Zorn“. Die Folgen des Ruhrkampfes spürte er am eigenen Leibe, vor allem aber auch an der Not, die er bei den ohnehin armen Menschen in Bremerhaven- Lehe antraf.

Die deutsche Währung brach unter der Belastung des Ruhrkampfes endgültig zusammen. Kaplan Krieter erlebte, wie die Reichsbank - in immer schnellerer Folge - immer mehr Papiergeld herausgab, und wie die Banknoten schließlich nur mit neuen Werten bestempelt wurden.

Aus einem Tausendmarkschein wurde so ein Schein über „Eine Milliarde Mark“. Löhne und Gehälter von Arbeitern, Angestellten und Beamten waren Papier, das ständig an Wert verlor. Die größeren Firmen gaben deswegen geldwerte Gutscheine als Entlohnung heraus, so genanntes „Notgeld“. Vom Rücktritt der Reichsregierung am 12. August 1923 erhofften sich die Not leidenden Menschen Deutschlands nicht viel. Der neue Reichskanzler, Dr. Gustav Stresemann (DVP = Deutsche Volkspartei) versprach allerdings, die Inflation mit einer Regierung der Großen Koalition überwinden zu wollen.

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Abb. 5: Anzeige der Arbeitgeber Harburgs in den „Harburger Anzeigen und Nachrichten

Wohl Mitte August, vielleicht auch erst Anfang September 1923, erhielt Kaplan Krieter vom Bischöflichen Generalvikariat Hildesheim die Nachricht, dass er am 30. September 1923 seinen Dienst als Pastor der Franz-Josef-Gemeinde in Harburg-Wilstorf anzutreten habe.[16] In den „HAN“ vom 19. September 1923 findet sich die Notiz: „Aus der Katholischen Gemeinde: Dem Pastor Nolte von der Franz-Joseph-Kirche in Wilstorf wurde die Pfarrei der katholischen Gemeinde in Geestemünde übertragen. Er tritt sein Amt nächste Woche an. Sein Nachfolger ist der Kaplan Krieter aus Lehe.“

1.2. Erste Informationen über die Franz-Joseph-Gemeinde.

In der kurzen Zeit, die ihm bis zum Amtsantritt blieb, musste Karl-Andreas Krieter seine Familie - besonders seine Schwester Therese - benachrichtigen und erste Informationen über seine neue Gemeinde sammeln. Bei Letzterem kam es ihm zustatten, dass in der Franz-Joseph-Gemeinde seit 1919 Pastor Georg Nolte wirkte, der - wie Karl-Andreas Krieter - auf dem Eichsfeld, im Dorf Hilkerode, geboren und aufgewachsen war.[17] Die beiden Geistlichen kannten sich seit ihrer Jugend, denn Georg war nur drei Jahre älter als Karl-Andreas. Georg Nolte, als dessen Nachfolger Kaplan Krieter nun vorgesehen war, sollte nach dem Willen des Bischofs zum 30. September in Geestemünde Pfarrer werden. Das war die Nachbargemeinde der Pfarrei „Herz-Jesu“ in Lehe, in der Karl-Andreas Krieter seit 1916 Kaplan war. Natürlich waren dem Kaplan Krieter die Verhältnisse der Nachbargemeinde weitgehend vertraut. Es ist deswegen sehr wahrscheinlich, dass Karl-Andreas Krieter und Georg Nolte brieflichen Kontakt aufgenommen haben, sobald ihnen bekannt geworden war, dass zwischen ihnen - sozusagen - ein Tausch der Wirkungsstätte stattfinden sollte. Obwohl das Briefporto in der Zeit vom 1. 8. bis zum 20. 9. 1923 viermal angehoben wurde - von 1.000 auf 250. 000 Mark[18] - werden die beiden Geistlichen ihr jeweiliges Wissen über Ort und Personen brieflich ausgetauscht und sich Ratschläge gegeben haben.

Pastor Georg Nolte konnte dem Kaplan Krieter folgende Informationen zukommen lassen: In der damals preußischen Stadt Harburg gab es zwei katholische Kirchengemeinden: die Muttergemeinde „St. Maria“ im Zentrum Harburgs und deren Tochtergemeinde „Franz-Joseph“ im Vorort Harburg-Wilstorf. Auf der Harburg benachbarten Elbinsel Wilhelmsburg bestand die katholische Kirchengemeinde „St. Bonifatius“, ursprünglich auch eine Tochtergemeinde von St. Maria. Sie war ebenfalls dem Bischof von Hildesheim unterstellt.[19] Alle drei Gemeinden gehörten zum Dekanat Harburg. Der zuständige Dechant war der Pfarrer von Celle, Carl Kopp.[20]

Pastor Nolte wird bei seinen Mitteilungen hervorgehoben haben, dass es Joseph Stolte, der ehemalige Pfarrer von St. Maria und Dechant des Dekanates Harburg gewesen sei, der mit unermüdlichem Einsatz die Gründung einer Tochtergemeinde in Wilstorf betrieben und 1913 endlich durchgesetzt hatte. Der Bau der Kirche in Wilstorf war im Frühjahr 1913 begonnen worden. Nach erstaunlich kurzer Bauzeit, schon am ersten Adventssonntag des Jahres 1913 hatte Bischof Dr. Adolf Bertram die Kirche eingeweiht. [21]

Nach Angaben des Pastors Nolte trugen Kirche und Gemeinde den Namen „Franz-Joseph“ nach Franz-Joseph I., dem ehemaligen Kaiser von Österreich-Ungarn.[22] Der Kaiser hatte für den Bau der Kirche in Harburg-Wilstorf 3000 Mark gespendet. Über das Generalkonsulat in Hamburg hatte Dechant Stolte ihm diese Spende mit der Begründung abgerungen, dass viele Mitglieder der neuen Gemeinde aus Österreich-Ungarn stammten.[23]

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Abb. 6: Der Pfarrer von St. Maria, Robert Krell, im Jahre 1929

Die Seelsorgebezirke zwischen Mutter- und Tochtergemeinde waren gemäß Vorschlag des Dechanten Stolte am 1. Februar 1914 durch eine Anordnung des Bischofs Adolf abgegrenzt worden.[24]

Der jeweilige Pastor der Franz-Joseph-Gemeinde war zwar befugt, eigene Kirchenbücher und ein eigenes Kirchensiegel zu führen, ansonsten war er jedoch der Muttergemeinde St. Maria und dem dortigen Kirchenvorstand untergeordnet. Pastor Nolte wird seinem Nachfolger Krieter gewiss erzählt haben, dass der Bischof die bisherigen Pastoren von Franz-Joseph - Pastor Georg Muth und Georg Nolte selbst - jeweils bei deren Amtsantritt schriftlich ermahnt hatte zu „herzlichem Einvernehmen“ und „einträchtigem Zusammenwirken“ mit ihrem Vorgesetzten.

Der Pfarrer und Vorsitzende des Kirchenvorstandes von St. Maria hieß im Jahre 1923 Robert Krell. Er war in Duderstadt geboren und aufgewachsen, also ein Eichsfelder wie Pastor Nolte und Karl-Andreas Krieter. Pastor Krieter konnte hoffen, dass die gemeinsame Heimat eine gute Zusammenarbeit mit Pfarrer Krell fördern werde.

Pastor Nolte hatte sich während seiner Amtsjahre in Harburg-Wilstorf um die Unabhängigkeit der Franz-Joseph-Gemeinde bemüht. Im März 1921 hatte er sogar von der Kanzel verkünden können, der Bischof habe die Absicht, „die Seelsorgestelle bei der Franz-Joseph-Kirche in Harburg zur Pfarrei und damit die zugehörige Gemeinde zur Pfarrgemeinde zu erheben.“[25]

Letztendlich waren die Unabhängigkeitsbestrebungen des Pastors Nolte daran gescheitert, dass die Franz-Joseph-Gemeinde kein eigenes Pfarrhaus besaß. Die Gemeinde war vielmehr gezwungen, Räume als Pastorat zu nutzen, die sich im „Vinzenzhaus“ der „Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Vinzenz von Paul“ befanden.[26] Das „Vinzenzhaus“ war der Kirche direkt benachbart, ebenso die so genannte „Koch-Villa“, die ebenfalls den „Barmherzigen Schwestern“ gehörte. In der „Villa“ wohnte der jeweilige Pastor der Franz-Joseph-Gemeinde zur Miete.[27] Für Miete und Beköstigung zahlte Pastor Nolte an die Schwestern jährlich 100 Mark. Was das Gehalt anbetraf - erfuhr Karl-Andreas Krieter - war die Stelle des Pastors von Franz-Joseph als diejenige eines Hilfsgeistlichen von St. Maria eingestuft.[28]

Das war kein großes, aber für einen jungen Geistlichen auch kein zu schmales Gehalt, wenn da nicht die Inflation gewesen wäre.[29] Da war es gut, dass man als Pastor in Wilstorf die Möglichkeit haben würde, ein Stück Gartenland von der Gemeinde zu pachten. Das Grundstück lag neben der Kirche. Es war so groß, dass es von der Gemeinde an mehrere Pächter vergeben war. Sie bauten darauf Gemüse und Beerenobst an. Diese Nachricht hat Karl-Andreas Krieter gewiss mit besonderer Freude an seine Schwester Therese weitergegeben. Sie verstand etwas von Gartenarbeit und war sich nicht zu schade, kräftig anzupacken.

1.3. Die Franz-Joseph-Kirche und die Wohnsituation

des Pastors Krieter im Jahre 1923

In Harburgs katholischen Gemeinden wurde ein „Empfangskomitee“ aus Gemeindemitgliedern gebildet, wenn ein neuer Pastor oder der Bischof auf dem Bahnhof eintraf.[30]

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Abb. 7: Die Franz-Joseph-Kirche im Jahre 1923

So wird es auch der neu ernannte Pastor Krieter erlebt haben, bevor er am 30. September 1923 in sein Amt eingeführt wurde. An welchem Tag genau Pastor Krieter in Harburg eingetroffen ist, ob seine Schwester Therese ihn an diesem Tag schon begleitete oder ob sie später nach Harburg gereist ist, kann nicht mehr festgestellt werden. Es ist auch unbekannt, ob Pastor Krieter zu dieser Zeit bereits eigenes Mobiliar in nennenswerter Menge besaß. Gewiss ist nur der Besitz einer kleinen Privatbibliothek.

Jedenfalls haben sich - nach der Begrüßung - das Empfangskomitee und Pastor Krieter auf den Weg zum Reeseberg gemacht, zur Franz-Joseph-Kirche, zum „Vinzenzhaus“ und zur „Koch-Villa“. Schon damals war es möglich, vom Bahnhof Harburg mit der Straßenbahn zum Reeseberg zu gelangen. Man hätte in diesem Fall aber umsteigen müssen. Wahrscheinlich ist die Gruppe zu Fuß gegangen, denn eine Straßenbahnfahrt innerhalb der Stadt Harburg kostete seit dem 26. September 1923 fünf Millionen Mark.[31]

Um den Eindruck zu beschreiben, den die Franz-Joseph-Kirche auf Pastor Krieter gemacht haben muss, als er sie zum ersten Mal sah, kann die Chronik der Kirchengemeinde zitiert werden. Ihr Autor, der Rektor der damaligen Katholischen Schule II in Harburg, Johannes Sonnemann,[32] schreibt: „Wenn man vom Stadtinneren (Harburgs; Anm. d. Verf.) in die Arbeiter-Vorstadt Wilstorf kommt, fällt dem Wanderer schon von weitem der massive Kirchturm ins Auge.

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Abb. 8: Der Hochaltar der Franz-Joseph-Kirche im Jahre 1923

Es ist dies der Turm der Franz-Joseph-Kirche. Die im Renaissance-Stil gehaltene Kirche ist ein dem Auge gefälliges Bauwerk, und kein Wanderer geht vorüber, ohne dem Wahrzeichen katholischen Glaubens wenigstens einen Blick zugeworfen zu haben. ... Der verwöhnte Besucher wird das Innere der Kirche etwas „nüchtern“ finden. Weiß er es aber, dass sie kurz vor dem Weltkriege aus der Taufe gehoben wurde, die schreckliche Kriegs- und Inflationszeit durchgemacht hat, so ist er ruhig; er müsste sich sagen: „Wo es dem lieben Heiland gefällt zu sein, gefällt es mir auch. ... Die Bänke entsprechen keiner neuen Kirche; sie stammen von der St. Marienkirche; ebenso die Glocke im Turm, die als Schlagglocke für die Turmuhr Verwendung findet, sonst aber nicht geläutet wird. Auch ist die Orgel keine neue und stammt ebenfalls von der Mutterkirche, wofür sie (also St. Maria; Anm. d. Verf.) neue Bänke, Glocken und Orgel bekam. Trotzdem kann dem seinerzeitigen Kirchenvorstand (gemeint ist: dem Kirchenvorstand der Mutterkirche St. Maria; Anm. d. Verf.) kein Vorwurf gemacht werden, denn die Inneneinrichtung sollte Pflicht der zugehörigen Gläubigen sein.“[33]

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Abbildung 9: Rektor Johannes Sonnemann, Chronist der Kirchengemeinde St. Franz-Josef ; ein Foto aus dem Jahre 1938

Pastor Krieter sah bei seinem ersten Rundgang durch die Franz-Joseph-Kirche die Altaraufsätze, die zwei begüterte Gemeindemitglieder gestiftet hatten. In der Chronik ist zu lesen: „An Geschenken erhielt die Franz-Joseph-Kirche von der Firma Koch & Co, Palmkernölfabrik, Harburg, den Altaraufsatz vom Hochaltar mit dem Bild des Gekreuzigten. ... Weiter schenkte Frau Viktoria Brinkmann, Rönneburg, den Aufsatz und das Bild der hl. Maria mit dem Jesuskinde zum Marienaltar.“ [34]

Die Kreuzweg-Bilder an den Seitenwänden der Kirche hatte ein Domkapitular zu Hildesheim namens „von dem Hagen“ der Gemeinde geschenkt.[35]

Wie Rektor Sonnemann berichtet, hatte die Franz-Joseph-Gemeinde zur Kirchweihe noch mehr Geschenke bekommen: „Durch den Hochwürdigen Herrn Bischof Adolf Bertram, Hildesheim, ein Altartuch; vom Bonifatius-Paramentenverein Münster ein Ciborium und ein Ciboriumvelum[36] ; vom Verein zur Unterstützung dürftiger Kirchen eine weiße Casel nebst Zubehör und eine Albe.[37] Dass der „Verein zur Unterstützung dürftiger Kirchen“ zu Gunsten der Franz-Joseph-Gemeinde tätig geworden war, verdeutlichte Pastor Krieter die soziale Situation seiner neuen Gemeinde. Die Mehrzahl der rund 2.500 Gemeindemitglieder war arm! Die meisten Familien waren Arbeiterfamilien.

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Abb. 10: Das Kirchengrundstück im Jahre 1923; Auschnitt eines Stadtplans von Harburg aus den ersten 20er Jahren. Die Straßenbahn.- Nr.33 - fuhr auf der Winsener Straße.

Nach Verlassen der Kirche durch die Seitentür der Sakristei standen Pastor Krieter und seine Begleiter auf dem Grundstück, das der Kirchenvorstand der St.-Maria-Gemeinde im Jahre 1912 gekauft hatte. Über das Grundstück berichtet die Chronik: „Das vom Kirchenvorstand gekaufte Gelände hat die Form eines Hufeisens und ist 1.800 Quadratmeter groß. Es erstreckt sich vom Fuße des Reeseberges, läuft längs der Winsener Straße bis zu den Hofräumen der Kochstraße und zum Reeseberg zurück. Es schließt somit das Grundstück der „Barmherzigen Schwestern“ von drei Seiten ein ... Auf dem nördlichen Teile des Grundstückes ist der Neubau des Gotteshauses aufgeführt. Der südliche Teil wurde vorläufig als Gartenland nutzbar gemacht, soll aber später für den Bau eines Pfarrhauses - eventuell eines Vereinshauses - Verwendung finden.“ [38]

Im „Vinzenzhaus“, Reeseberg 8, erfolgte die Begrüßung des neuen Pastors durch die Barmherzigen Schwestern und deren Oberin, Schwester Norberta. Pastor Krieter konnte die Räume besichtigen, die in diesem Haus von seiner Gemeinde genutzt wurden. Auf den ersten Blick war zu erkennen, dass hier ein Provisorium auf sein Ende wartete. Als ihm anschließend in der „Koch-Villa“ die Räume gezeigt wurden, die in den nächsten Jahren als Wohnung für ihn und seine Schwester vorgesehen waren, konnte Pastor Krieter auch hier nicht in Jubel ausbrechen. Elf Jahre später hat er geschrieben: „Als ich am 30. September 1923 in St. Franz-Josef anfing, hatte ich - also der Pastor der St. Franz-Josef-Gemeinde - weder eine anständige Wohnung, noch einen Aktenschrank“.[39]

Im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes wurde Karl-Andreas Krieter durch Dechant Carl Kopp am Sonntag, den 30. September 1923, in sein Amt als Pastor der Franz-Joseph-Gemeinde eingeführt.

1.4. Erste Orientierung in Harburg

Mit Hilfe eines Stadtplans aus dem Jahre 1923 lässt es sich rekonstruieren, welche Straßen und Wege Pastor Krieter gehen musste, als er sich in den ersten Tagen nach seinem Dienstantritt in der Stadt Harburg orientierte. Der Stadtplan befindet sich im Besitz des Harburger Helms-Museums. Im Folgenden ist ein Ausschnitt abgebildet. Es dürfte viele Leser interessieren, welche markanten Punkte des damaligen Stadtbildes sich im heutigen Harburg - 85 Jahre später - noch wiederfinden lassen. Deswegen wird hier recht ausführlich auf das Thema eingegangen.

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Abb. 11: Teilansicht eines Stadtplans von Harburg zu Beginn der 20er Jahre; im Besitz des Helms-Museums.

Da sich die Pastoratsräume im „Vinzenzhaus“ befanden, hat der neue Pastor Krieter sich natürlich zuerst mit den „Barmherzigen Schwestern“ und mit den Kindern in ihrer Tagesstätte näher bekannt gemacht.

Bald darauf wird er Rektor Sonnemann und die Lehrkräfte der Katholischen Schule II besucht haben. In dieser Schule würde er in Zukunft als Religionslehrer wirken. Harburgs Katholische Schule II war mit sieben Schulklassen in der evangelischen Bekenntnisschule „Kapellenweg 55“ untergebracht. Das Schulgebäude war nicht weit vom „Vinzenzhaus“ entfernt. Man brauchte nur die „Winsener Straße“ zu überqueren und - am „Wilstorfer Park“ entlang - der „Wiesenstraße“ (heute „Vinzenzweg“) zu folgen. Dann stieß man auf den Außenmühlenteich. Zur rechten Hand stand damals noch die vom Engelbach getriebene Wassermühle. Zur linken Hand ging der „Mühlenweg“ in den „Kapellenweg“ über. Nach etwa fünf Minuten erreichte man von dort aus die Schule, die 1916 eröffnet worden war. Vermutlich erfuhr Pastor Krieter schon bei seinem ersten Besuch, dass es auf dem Schulhof oft zu Prügeleien zwischen evangelischen und katholischen Schulkindern kam. Meistens waren „Grenzüberschreitungen“ am gepflasterten Weg, der den evangelischen Teil des Schulhofes vom katholischen Teil trennte, die Ursache.[40]

Im Oktober 1923 bestand zwischen den beiden katholischen Seelsorgestellen Harburgs bereits eine telefonische Verbindung.[41] Aus dienstlichem Anlass musste Karl-Andreas Krieter dennoch häufig den Weg von der Franz-Joseph-Kirche zur Kirche St. Maria im Zentrum Harburgs zurückgelegen. Wenn er dem Weg der Straßenbahnlinie 33 folgen wollte, dann durchschritt er zunächst die „Winsener Straße“, die anschließend „Erste Wilstorfer Straße“ hieß. Er ging am Kriegerdenkmal vorbei, das an der Kreuzung „Erste Wilstorfer Straße“ / „Lange Straße“ stand. (Es erinnerte an den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71.) Dann hatte er das damalige Verkehrszentrum Harburgs erreicht. Die Straßen „Erste Wilstorfer Straße“, „Bremer Straße“, „Am Wall“, „Großer Schippsee“ und „Lüneburger Straße“ trafen hier zusammen. Hier - im Zentrum Harburgs - bot das Kaufhaus „Horwitz & Co“ seine Waren an. Bog Pastor Krieter nun von der Lüneburger Straße links ab und folgte er der „Deichstraße“, so kam er am Postgebäude vorbei und sah das Harburger Rathaus vor sich. Er hatte den Rathausplatz zu überqueren und der „Marienstraße“ zu folgen. An der Kreuzung der „Marienstraße“ mit der „Albersstraße“ standen das „Katholische Krankenhaus „Maria-Hilf“ und das „Waisenhaus der Barmherzigen Schwestern“. Er war am Ziel. Nur einige Schritte weiter, an der Kreuzung „Marienstraße / Wilhelmstraße“ standen die Marienkirche und das katholische Pfarrhaus.

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Abb. 12: Die katholische Kirche St. Maria zu Beginn der 20er Jahre. Rechts neben der Kirche ist das damalige Pfarrhaus zu sehen, das am 21. 11. 1944 durch einen Bombentreffer endgültig zerstört wurde. Nach dem 2. Weltkrieg wurde gegenüber ein neues Pfarrhaus gebaut.

Auf dem beschriebenen Weg zur Kirche „St. Maria“ kam Pastor Krieter an Fabriken vorbei, in denen viele Mitglieder seiner Gemeinde beschäftigt waren. Auf der „Wilstorfer Straße“ sah er zur rechten Hand zunächst die „Palmkern-Ölfabrik von Koch & Co.“, danach die „Vereinigte Gummiwarenfabrik Harburg-Wien“ und darauf die „Ölfabrik Noblee & Thörls Nachfolger“.

Weitere wichtige Fabriken der Industrie- und Hafenstadt Harburg sah Karl-Andreas Krieter, als er mit der Straßenbahn - Nummer 33 - von der Haltestelle Reeseberg in Harburg nach Wilhelmsburg fuhr, um in der katholischen Nachbargemeinde „St. Bonifatius“ seinen Antrittsbesuch zu machen.[42]

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Abb. 13: Die Brücke über die Süderelbe im Jahre 1922; eine Postkarte aus dem Besitz von Albin Liesewicz im Privatarchiv Ulrich Krieter

Die Straßenbahn fuhr auf dem Weg nach Wilhelmsburg in der „Schlossstraße“ an Thörls Ölfabriken vorbei und dann zum „Lothse-Kanal“. Dieser Kanal ging in den Verkehrshafen über. Die Straßenbahnfahrt ging weiter zur großen Brücke über die Süderelbe. Sie verband Harburg mit der Elbinsel Wilhelmsburg.[43] Bevor die Straßenbahn die Süderelbebrücke erreichte, hatte sie schon die Brücken über den westlichen und über den östlichen Bahnhofskanal überquert. Sie war am Katasteramt, am Zollamt, am Güterbahnhof, an „Dr. Trauns Gummikamm-Fabrik“ und an „H. C. Meyers Stockfabrik“ vorbeigefahren.

In der Wilhelmsburger Gemeinde St. Bonifatius war Franz Algermissen seit dem Jahre 1909 Gemeindepfarrer. Seine Kapläne waren im Jahre 1923 Konrad Dorenkamp und Josef Thienel (oder Christoph Hackethal).[44] In der „Karlsstraße“ (heute „Bonifatiusstraße“) angekommen, besuchte Pastor Krieter wahrscheinlich nicht nur seine geistlichen Mitbrüder, sondern auch die „Barmherzigen Schwestern“, die im „St. Willehad-Stift“, dem Gemeindehaus der St. Bonifatiusgemeinde, wohnten.

Vielleicht hat Pfarrer Algermissen seinen jungen Mitbruder auch mit dem Kollegium der Katholischen Volksschule Wilhelmsburgs bekannt gemacht. Die beiden Gebäude der Katholischen Schule - die „Alte Schule“ und die „Neue Schule“ - und das Gemeindehaus lagen in nächster Nachbarschaft zur Bonifatiuskirche und zum Pfarrhaus, so dass die Fußwege zum Besuch der „Barmherzigen Schwestern“ und des Lehrerkollegiums keine Mühe machten.

Nach Harburg zurückgekehrt, hat Pastor Krieter selbstverständlich recht bald die Katholische Volksschule I, „Lindenstraße 89 (heute „Julius-Ludowieg-Straße“), besucht. Die Schule war nur wenige Minuten Fußwegs von der Marienkirche entfernt.[45] Rektor Bernhard Backs - seit einem Jahr im Rektorenamt - und sein Kollegium werden den neuen „Pastor von Franz-Joseph“ in ihrem Schulgebäude freundlich begrüßt haben.[46]

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Abb. 14: Mitglieder des Lehrerkollegiums der Katholischen Schule I in Harburg, Lindenstraße 89 (heute Julius-Ludowieg-Straße), im Jahre 1924; stehend von links: Herr Borkert, Herr Becker, Herr Brönnecke; sitzend von links: Frl. Schendel, Rektor Backs, Herr Richers, Frl. Treu, Frl. Wunram.

Nicht weit von der Katholischen Schule I - in Richtung Stadtzentrum gelegen - befand sich an der „Eißendorfer Straße“ die Städtische Krankenanstalt. Kranke Katholiken, die in der „Städtischen Krankenanstalt“ lagen, wurden von den Geistlichen der Gemeinde St. Maria betreut.

Ging man auf der „Eißendorfer Straße“ weiter in Richtung Stadtzentrum, passierte man rechts das Finanzamt II (Steuerveranlagungsstelle), links das Realgymnasium und das städtische „Siechenhaus“ und wieder rechts die Synagoge der jüdischen Gemeinde.

Weitere wichtige Gebäude und Straßen in Harburgs Innenstadt wird Pastor Krieter im Laufe der nächsten Wochen und Monate kennen gelernt haben. Das „Harburger Stadttheater“ lag an der „Schulstraße“. Am „Sand“ - dem zentralen Platz der Innenstadt - befanden sich das Verlagsgebäude der „Harburger Anzeigen und Nachrichten“, das „Central-Hotel“ und der Schiller-Brunnen. Die „Neue Straße“ war für Pastor Krieter durch die dort stehende evangelische „Dreifaltigkeitskirche“ bemerkenswert.

Die Straße „Großer Schippsee“ war von Interesse, weil sich im Haus Nr. 8 das Zentrum der Harburger Arbeiterbewegung befand.[47] In diesem Haus hatte das sozialdemokratische „Volksblatt“ seine Redaktion, die Verlagsräume und die Druckerei. Die SPD unterhielt im selben Haus ein Büro. Die Harburger Gewerkschaften hatten dort Versammlungsräume, eine Bibliothek und Büros. In bürgerlichen Kreisen hieß dieses Haus das „Rote Haus“.[48] Pastor Krieter ist durch seinen Vorgesetzten gewiss mit Nachdruck vor dem sozialdemokratischen „Volksblatt“ gewarnt worden. Es war in Harburg bekannt, dass Pfarrer Krell politisch sehr interessiert war und bei Gelegenheit - als Redner der katholischen Zentrumspartei“ - „eine sehr scharfe Klinge gegen die Sozialdemokraten und die Deutschnationalen führte“.[49] Pfarrer Krell beklagte bei jeder Gelegenheit die „ständig steigende Formung der Bevölkerung Harburgs „durch den atheistischen Sozialismus-Kommunismus bis hin zum Bolschewismus“ und bedauerte, dass die katholischen Priester in Harburg einer „ständigen Verhöhnung ... auf Straßen und in Zeitungen“ ausgesetzt seien.[50]

Tatsächlich hatte Pastor Krieter selbst auch bald Erlebnisse, die ihm bewiesen, wie katholikenfeindlich das sozialdemokratische „Volksblatt“ war.[51]

Mit Sicherheit hat Pfarrer Krell seinem Hilfsgeistlichen Krieter auch warnende Hinweise auf die Harburger „Sammelschule“ gegeben. (eigentlich: „Freie Weltliche Schule“; Anm. d. Verf.)[52] Diese Schule war gerade erst zu Ostern 1923 eingerichtet worden. Sie befand sich in der „Maretstraße“ im Gebäude der heutigen Schule „Bunatwiete“ und lag also im Seelsorgebezirk des Pastors Krieter. Sie unterschied sich von den üblichen Volksschulen Harburgs - den lutherischen oder katholischen „Bekenntnisschulen“ - vor allem dadurch, dass in dieser Schule das Fach „Religion“ durch das Fach „Lebenskunde“ ersetzt war. Die Lehrer „regierten“ die Schule im Kollektiv. Der Schulleiter - für 2 Jahre gewählt - war nur Repräsentant der Schule. Die Eltern nahmen an den Lehrerkonferenzen teil. Sie waren mehrheitlich Mitglieder der SPD oder der KPD. Lehrer und Eltern der „Freien Weltlichen Schule“ lehnten jeden Einfluss der christlichen Kirchen auf das Schulwesen ab. Das „Züchtigungsrecht“ war den Lehrkräften entzogen. Jungen und Mädchen wurden gemeinsam unterrichtet. Zur Pause und aus der Pause zurück gingen die Kinder „in freier Ordnung“. Es gab Unterricht in den Fächern „Friedenserziehung“, „Werken“ und „Hygiene-Erziehung“. Man erzählte sich in Harburg hinter vorgehaltener Hand: „In der roten Schule, da duschen die Mädchen und Jungen gemeinsam und ganz nackt!“[53] Diese Mischung aus Sozialismus und Liberalismus“ war nach Meinung des Pfarrers Krell strikt zu bekämpfen. Pfarrer Krell sah voraus, dass die Existenz der „Sammelschule“ in den nächsten Jahren eine Gefahr für den christlichen Einfluss auf die Volksschulen werde. Er befürchtete, nicht nur überzeugte Atheisten und Sozialisten, sondern auch „laue Christen“ würden ihre Kinder demnächst zur „Sammelschule“ schicken.[54]

Selbstverständlich gehörte es zu den Aufgaben des Pastors Krieter, die Verstorbenen seiner Gemeinde zu beerdigen. So war die Lage der beiden Friedhöfe Harburgs von beruflichem Interesse. Der „Alte Friedhof“ lag in seinem Seelsorgebezirk. Er grenzte östlich an die „Maretstraße“ und mit der nördlichen Seite an die „Bremer Straße“. Dort stand die zweite evangelische Kirche der Innenstadt Harburgs, die St. Johanniskirche. Zum „Neuen Friedhof“ an der „Bremer Straße“ war es von Wilstorf aus ein weiter Weg. Seit 1919 war zwar eine Straßenbahnlinie zum „Neuen Friedhof“ geplant, die Linie wurde aber erst am 10. 7. 1926 eröffnet (Linie 38).

Erst ab Januar 1925 konnte man mit einem Bus der Reichspost zum „Neuen Friedhof“ fahren. [55]

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Abb. 15: Die am 10. 7. 1926 eröffnete Straßenbahnlinie zum „Neuen Friedhof "; ein Foto aus der Sammlung Lutz (Helms-Museum)

Pastor Krieter musste also „gut zu Fuß“ sein, wenn er dienstlich im Stadtbereich Harburgs unterwegs war. Erst recht war das nötig, wenn er die Orte seines Seelsorgebezirkes besuchen wollte, die außerhalb der Stadt lagen: Neuland, Gut-Moor, Rönneburg, Langenbeck und Sinstorf mit Fleestedt. Diese Gemeinden hatten übrigens eigene Friedhöfe.

1.5. Vom Hunger getrieben - Unruhen in Harburg

Pastor Krieter begann gerade, sich in seiner Gemeinde einzuleben, da kam es am 20. und 21. Oktober wegen der Erhöhung des Brotpreises zu schweren Tumulten auf den Straßen Harburgs. Am 22. Oktober versuchte eine wütende Menschenmenge, Lebensmittelgeschäfte in der Schlossstraße zu plündern. Die Schutzpolizei trieb die Menschen mit aufgepflanztem Bajonett auseinander. Die Menschen ließen sich jedoch nicht beruhigen. In der Chronik der St. Maria-Gemeinde in Harburg findet man zu den Ereignissen dieser Tage den Eintrag:
„Am 22. Oktober begannen auf einigen Fabriken Streiks. Am 24. Oktober waren große Ansammlungen. Die Polizei musste von der Schusswaffe Gebrauch machen, 3 Tote und 14 Verletzte.“ [56]

Ein anschaulicheres Bild von den Oktoberunruhen in Harburg liefert ein Bericht der „HAN“: „Am Dienstag, den 23. Oktober, tagte im Volksblattgebäude (Großer Schippsee 8, Anm. d. Verf.) ein aus dem Gewerkschaftsbund, Beamtenbund, freien Angestelltenbund und der sozialistischen und kommunistischen Partei gebildeter Aktionsausschuss, in dem jedoch der Antrag der Kommunisten auf Erklärung des Generalstreiks abgelehnt wurde.

Als dieser Entschluss bekannt wurde, entstand auf der Straße von radaulustigen Elementen ein wildes Geschrei, und die Massen wurden weiter aufgestachelt. Am Mittwoch, den 24. Oktober, verbreitete sich morgens die Kunde, dass der Generalstreik doch noch von dem Aktionsausschuss beschlossen sei. Wo die Arbeiter von den Betrieben nicht freiwillig die Arbeit niederlegten, wurden sie von den Kommunisten gewaltsam aus den Betrieben herausgeholt. Auf den Straßen entstand ein ungeheuerlicher Menschenauflauf. Anfangs hatte sich die Schutzpolizei zurückgezogen, um zu sehen, ob sich die Gemüter nicht doch noch von selbst wieder beruhigen würden. Diese Annahme wurde jedoch bitter enttäuscht. Wie wilde Horden strömten die Massen von einer Straße zur anderen, um mit der Schutzpolizei in Konflikt zu kommen. Junge Burschen holten schwere Lastwagen herbei, um sie in den Straßen zu Barrikaden umzuwälzen. Eine wilde Masse versuchte, das Verwaltungsgebäude in der Marienstraße, in dem sich die Polizeiwache befindet, zu stürmen. Zwei andere Haufen der Menge zogen nach dem Waffenlager von Bode an der Rathausstraße und Bargholz in der Bergstraße, um hier die Waffenläden zu plündern, was ihnen auch gelang.

Nun aber war es mit der Geduld der Polizei dahin. Um sich und die Einwohnerschaft zu retten, gingen sie energisch gegen die Massen vor, um die Straßen zu säubern. Hierbei wurden sie indes von der Menge mit Schüssen empfangen, so dass jetzt auch sie von der Schusswaffe Gebrauch machen mussten. Nach solchem energischen Vorgehen gelang es denn der Polizei auch bald, die Ruhe wieder herzustellen. Alsbald nach diesem Zusammenstoß wurde der Abbruch des Generalstreiks beschlossen und verkündet.“[57]

Vielleicht war Pastor Krieter bei den Harburger Unruhen vom 22. bis 24. Oktober an einigen Brennpunkten Augenzeuge des Geschehens. Von der folgenden Bekanntmachung der Polizeidirektion am 24. Oktober 1923 war er jedenfalls persönlich betroffen:

„Auf Grund des § 10 II, 17 des allgemeinen Landrechts wird angeordnet:

a) Alle Ansammlungen auf der Straße und Umzüge sind verboten.

b) In denjenigen Straßen, die von der Schutzpolizei abgesperrt

sind, sind die Fenster nach der Straße hin geschlossen zu halten.

c) In der Zeit zwischen 11 Uhr abends und 5 Uhr morgens hat sich jedermann innerhalb seiner Wohnung aufzuhalten. Ärzte und Hebammen und diejenigen Personen, denen besondere Erlaubnisscheine ausgestellt sind, sind von dieser Bestimmung ausgeschlossen.

d) Auf Plünderer wird geschossen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr der Festnahme aus.“[58]

Zehn Tage später berichteten die „HAN“: „In der Sitzung der städtischen Kollegien vom 2. November 1923 gab der Oberbürgermeister Denicke seinem Bedauern darüber Ausdruck, dass die Vorgänge in Hamburg, wo die Unruhen begonnen hatten, dazu geführt hätten, auch hier (in Harburg; Anm. d. Verf.) zu ernsten Unruhen zu kommen. Er erkannte dann mit lebhaftem Danke an, dass es den Beamten der Schutzpolizei durch ihr energisches und umsichtiges Eingreifen gelungen sei, die öffentliche Ruhe und Sicherheit wieder herzustellen. Er sprach ihnen für diese Leistung öffentlich den Dank aus. Der Oberbürgermeister bedauerte weiter lebhaft, dass bei der Unterdrückung der Unruhen auch Unschuldige ihr Leben eingebüßt hätten oder schwer verletzt seien. Das Andenken der unschuldigen Toten wurde durch Erheben von den Sitzen geehrt. …“[59]

Am 10. November 1923 wurde in den „HAN“ ein Aufruf von Honoratioren der Stadt veröffentlicht. Zu den Unterzeichnern gehörten neben Oberbürgermeister Denicke und dessen Gattin auch Pfarrer Robert Krell und Dr. Verhein, ein Mitglied des Kirchenvorstandes von St. Maria. Aus der Franz-Joseph-Gemeinde beteiligte sich Frau Viktoria Brinkmann an dem Aufruf. Er lautete: „ … Die über unser Vaterland hereingebrochene unheilvolle Lage hat für Tausende von Volksgenossen solch bittere Not mit sich gebracht, wie wir sie noch nie erlebten. Die katastrophale Entwertung der Mark hat die früher ausreichenden Vermögen der Rentner aufgezehrt, die ansehnlichen Vermögen auf fast Nichts zusammenschrumpfen lassen. Renten der Alters-, Invaliden- und sonstigen Rentenempfänger haben eine so geringe Kaufkraft, dass sie kaum ausreichen, den Brotbedarf zu decken. Viele noch vor kurzem in den Betrieben beschäftigte Arbeiter haben ihre Arbeitsstelle verlassen müssen, da Beschäftigung in Industrie und Handel nicht mehr zu ermöglichen war. Nur sehr Wenigen von diesen ist es möglich, sich aus eigener Kraft auch nur das zum Leben Allernotwendigste zu verschaffen.

Kaum in irgendeiner anderen Stadt Deutschlands macht sich dieses so bemerkbar, wie in unserer. Die Zahl derer, die arbeitslos sind, wächst von Tag zu Tag. Heute schon zählen wir 4000 Arbeitslose. Einschließlich ihrer Familien sowie der Rentner sind 9000 Erwerbslose vorhanden, die auf fremde Unterstützung angewiesen sind ... Hier muss schnellstens geholfen werden. Da Stadt und Staat ... hierzu nicht mehr in der Lage sind, ist es nunmehr Ehrenpflicht all` derer, welche noch Einnahmen und Arbeit haben, ihren Volksgenossen zu helfen. Wir fordern deshalb alle Einwohner unserer Stadt zu diesem Hilfswerk auf. ... Zunächst ist in Aussicht genommen, mindestens 8.000 Personen wöchentlich Brot zu verschaffen. ... Die Mithilfe der Landbevölkerung, der Mühlen und Bäcker ist gesichert, um gutes Brot billig zur Verfügung zu stellen. Wir bitten alle Hausfrauen, soweit sie hierzu in der Lage sind, täglich wenigstens einem Schulkinde, dessen Eltern erwerbslos sind, ein warmes Mittagessen zu geben. Wo dieses nicht möglich ist, bitten wir, einen Betrag für die Beschaffung von Milch und anderen Nahrungsmitteln für Not leidende Kinder zur Verfügung zu stellen. ...“[60]

1.6. Pastor Krieter gründet zwei Vereine zum Kampf gegen die Not

in der Franz-Joseph-Gemeinde

Zum ersten Jahr der Tätigkeit des Pastors Krieter schreibt Rektor Sonnemann in die Chronik der Franz-Joseph-Gemeinde: „Besonderes Augenmerk widmete er der Caritas. ... Er war es, der einige Herren der Gemeinde zu einem karitativen Verein, dem `Vinzenzverein´, zusammenführte, um den Ärmsten der Armen mit Rat und Tat zu helfen.“[61] Die Gründung erfolgte am 7. Februar 1924. Schriftführer wurde Rektor Sonnemann, den Vorsitz übernahm ein Herr namens Bukowski.[62] „Geistlicher Beirat“ und damit Ideengeber und Lenker des Vereins war Pastor Krieter selbst. Wie Rektor Sonnemann festhielt, zeigte Pastor Krieter schon während der Gründungsversammlung „die Wege, die zu beschreiten wären, um die Aufgaben ... zu lösen.“[63]

Noch im selben Jahr bewegte Pastor Krieter auch die Frauen seiner Gemeinde zur Gründung eines Vereins mit karitativem Ziel. Im Gründungsprotokoll des „Elisabethvereins“ ist zu lesen: „Am 5. September 1924 wird von Herrn Pastor Krieter … im Vinzenzhause eine Versammlung von Frauen einberufen. …Recht zahlreich waren die Frauen der Einladung gefolgt. Herr Pastor übernahm den Vorsitz und hielt darauf einen Vortrag. Er schilderte in herrlichen Worten das schöne Bild der heiligen Elisabeth von Thüringen in der Wartburg; als Fürstin und schaffende Frau in der Familie; als Helferin der Armen, Verlassenen, Notleidenden und Kranken; als unser aller Vorbild.

Dann wurden Richtlinien gegeben, wie in der Gemeinde Wilstorf den Armen geholfen und die Not gelindert werden könnte. Die Rede fand begeisterten Beifall. Hierauf wurde der Vorstand gewählt: Als Erste Vorsitzende: Frl. Lehrerin Pöhlschröder[64] ; als Kassiererin: Frl. Fesel; als Schriftführerin: Frl. Engels; Geistlicher Beirat: Herr Pastor. Frl. Pöhlschröder machte noch einige Vorschläge, in welcher Weise die Gaben verteilt werden sollen. Beschlossen wurde, jeden 1. Freitag im Monat im Vinzenzhause zu einer Sitzung zusammen zu kommen. ...“[65]

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Abb.16: Maria Pohlschröder, Lehrerin an der Katholischen Schule II; ein Foto aus dem Jahre 1922

Zum Wirken des Vinzenz- und des Elisabethvereins ist in der Chronik der Franz-Joseph-Gemeinde zu lesen: „Dank der Rührigkeit und Opferwilligkeit der Mitglieder beider Vereine ist es möglich geworden, schon verschiedenen der Hilfe bedürftigen Katholiken in ihrer größten Not beizustehen.“[66]

Aus dem ersten Amtsjahr in der Franz-Joseph-Gemeinde ist noch ein weiteres soziales Engagement des Pastors Krieter zu erwähnen: Im bereits bestehenden „Arbeiterverein“ wurde er Mitbegründer einer Sterbe-Unterstützungskasse. Die Chronik der Kirchengemeinde berichtet: „Diese wertvolle Einrichtung fand großes Interesse, beweis dessen, dass zur Zeit der Gründung im Juni 1924 die Sterbekasse 150 Mitglieder zählte.“[67]

1.7. Katholisches Vereinsleben und die Konkurrenz der „weltlichen“ Vereine

Karl-Andreas Krieter schreibt zu seiner Arbeit in den Vereinen der Gemeinde in der Chronik von St. Franz-Josef nur einen kurzen Satz: „Über das Vereinsleben - Jugendpflege - berichten die Protokolle der Vereine“. Leider sind diese Protokolle nicht erhalten.

Auch Rektor Sonnemann macht in dem von ihm verfassten Teil der Chronik nur wenige Angaben zum Vereinsleben. Man erfährt von ihm aber, dass sich Pastor Krieter besonders gern „in den Reihen des „Arbeitervereins“ aufhielt.[68] Außerdem zollt Rektor Sonnemann seinem jungen Pastor Anerkennung, „dass er sich die größte Mühe gab, die jungen Männer fest am Zügel zu halten, um der Kirche und der Gemeinde guten Nachwuchs an Katholiken zu sichern.“[69] Die diesbezüglichen Bemühungen des Pastors waren wohl recht erfolgreich, denn Rektor Sonnemann schreibt: „Es war eine Freude, zu sehen, wie treu die meisten ... blieben und so zahlreich am Tische des Herrn wie zu den Versammlungen erschienen.“[70]

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Abb. 17: Pastor Krieter im Jahre 1925 im „Jünglingsverein“ seiner Gemeinde. In der Mitte der Sitzreihe - aus Sicht des Betrachters rechts von Pastor Krieter - sieht man Rektor Sonnemann.

In der Arbeiterstadt Harburg stand die Katholische Kirche „im Kampf um die Seelen junger Menschen“ in Konkurrenz zu den von ihr so genannten „weltlichen Arbeitervereinen“ und zu den politischen Parteien KPD und SPD. Die Kommunistische Partei Deutschlands und die Sozialdemokratische Partei Deutschlands besaßen in Harburg Jugendorganisationen, die für junge Katholiken durchaus attraktiv sein konnten, zumal es in den „marxistischen“ Vereinen keine Trennung der Geschlechter gab.[71] Der Kommunistische Jugendverband Deutschlands (KJVD), der in Harburg eine kleine Ortsgruppe unterhielt, setzte den Schwerpunkt seiner Tätigkeit auf Agitation und Propaganda für die Kommunistische Partei. Die Sozialistische Arbeiterjugend (SAJ) der SPD, deren jüngere Gruppen sich „Rote Falken“ nannten, erwartete von den Mitgliedern ebenfalls politische Mitarbeit. Sie hatte aber zusätzlich ein großes Angebot zur Freizeitgestaltung: Wanderungen, Fahrten und Zeltlager, Filmbesuche, Vorträge, Sprechchor, Musizieren in der Musikantengilde und Sport.

Die „weltlichen Arbeitervereine“ Harburgs hielten für die Freizeitbeschäftigung ein äußerst umfangreiches Angebot bereit. Es gab einen Trommler- und Pfeifenchor, einen Mandolinistenbund, sechs Gesangsvereine, zwei Theatervereine und die „Freie Volksbühne Harburg“. Besonders umfangreich war das Sportangebot. Bei der „Arbeiterturnerschaft von 1893“ gab es die Sparten Turnen, Fußball, Handball und Wassersport. Es gab den Turnverein Vorwärts 08, den Verein „Freier Wassersport von 1922“, den „Athleten-Klub Jung-Siegfried“, den Ruderclub „Vorwärts von 1894“, den „Freiluftbund Harburg-Wilhelmsburg“, den „Arbeiter- Rad- und Kraftfahrerbund“, den „Arbeiter-Schachverein“ und sechs verschiedene Arbeiter-Schützenvereine. Die „Arbeiterturnerschaft von 1893“ hatte in den 20er-Jahren etwa 1200 Mitglieder.[72]

Als Reaktion der katholischen Gemeinden auf das Angebot der Arbeiter-Sportvereine wurde 1924 in Harburg ein katholischer Sportverein gegründet, die DJK-Harburg. (DJK = Deutsche Jugendkraft; Anm. d. Verf.)

In der Chronik von St. Maria ist zu lesen: „Da viele Jünglinge durch die sich stark entwickelnde Sportbewegung in atheistische Sportvereine gezogen wurden, gründete unser Jugend- und Jungmännerverein die Turn- und Sportabteilung `Deutsche Jugendkraft´, die sich dem Verband (mit der Organisationszentrale; Anm. d. Verf.) in Düsseldorf anschloss. Die Stadt stellte uns gegen Entgelt die Turnhalle an der `Dempwolffstraße´ für den Montagabend jeder Woche zur Verfügung.“[73]

Vorsitzender der DJK-Gruppe in Harburg wurde Andreas Nolte, ein Neffe des Vorgängers von Pastor Krieter und Mitglied der Franz-Joseph-Gemeinde. Andreas Nolte war im Heimatdorf des Pastors Krieter, in Hilkerode, geboren. Deswegen kannten sich die beiden Eichsfelder - trotz des Altersunterschiedes von 12 Jahren - schon lange. Pastor Krieter wusste, dass es Andreas Nolte nach Harburg verschlagen hatte, weil es in Harburg eine junge Frau gab, die er anlässlich eines Besuches bei seinem Onkel kennen gelernt hatte und bald heiraten wollte. Pastor Krieter schätzte die Energie und Tatkraft des Lehrers, der wegen der allgemeinen Finanznot keine Anstellung finden konnte, und deswegen zu dieser Zeit eine Lehre im Bäckerhandwerk machte.[74]

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Abb.18 : Die Leichtathletik-Gruppe der DJK-Harburg. Ganz links - aus Sicht des Betrachters -steht Andreas Nolte. Er wurde im Jahre 1948 von K.-A. Krieter als Rektor der katholischen Gemeindeschule in Wilhelmsburg eingesetzt.

In den Jahren von 1924 bis 1935 erreichte der Sportbetrieb der katholischen DJK-Vereine in Harburg, Wilhelmsburg und Hamburg einen beachtlichen Umfang. Die katholischen Sportler blieben beim Sport unter sich. Für Fußball und Handball zogen die DJK-Vereine einen eigenen Spielbetrieb auf.[75]

Diese Abschottung gegenüber Sportlern, die einer anderen Weltanschauung anhingen, gab es damals nicht nur bei den Katholiken. Auch die Sportvereine der Arbeiterschaft hatten einen eigenen Spielbetrieb. Sie setzten sich bewusst von den „bürgerlichen“ Vereinen ab.[76]

Die Sorge des Pastors Krieter, „der Kirche und Gemeinde einen guten Nachwuchs an Katholiken zu sichern“, durfte nicht erst bei den „Jünglingen“ beginnen. Sie musste schon beim Kindesalter ansetzen. So zeigt denn ein Foto aus dem Jahre 1924 den jungen Pastor und seine Schwester Therese während eines Ausfluges mit sechs Messdienern.

Die Ausbildung der Jungen zu Messdienern war sowohl für Pastor Krieter als auch für die Jungen anstrengend und zeitaufwendig. Die Liturgie der damaligen Zeit verlangte nicht nur das Einüben bestimmter Tätigkeiten am Altar, sondern vor allem das Einüben lateinischer Gebetsformeln.[77]

Mit einem „Ausflug“ konnten die Jungen für ihre freiwillig übernommenen Anstrengungen und ihren treuen Dienst ein wenig entschädigt werden.

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Abb. 19: Pastor Krieter und seine Schwester Therese während eines Ausfluges mit Messdienern. In der Reihe vorn sitzen zwei Jungen, die später Priester geworden sind. Links - aus Sicht des Betrachters - sitzt Albrecht-Maria Hasselberg, rechts sitzt Johannes Helmold.

Wie die männlichen so waren auch die weiblichen Mitglieder der Franz-Joseph-Gemeinde in Vereinen organisiert. Seit 1914 gab es einen „Jungfrauenverein“[78] und seit 1917 einen „Mütterverein“.[79]

Den „Elisabeth-Verein“ hat Karl-Andreas Krieter im Jahre 1924 - wie oben dargestellt - selbst ins Leben gerufen. Regelmäßige Besuche bei den „Jungfrauen“ und den „Müttern“ wird Pastor Krieter schon aus Gerechtigkeitsgründen nicht unterlassen haben, auch wenn „sein“ Elisabethverein ihm natürlich besonders am Herzen lag.

Gewiss hatte Karl-Andreas Krieter während seiner Zeit als Kaplan in Bremerhaven-Lehe schon gelernt, dass ein Geistlicher seine Gemeinde umso leichter führen kann, je mehr Frauen er auf seiner Seite hat. So waren es denn auch Frauen, die in der Borromäus-Leihbibliothek der Franz-Joseph-Gemeinde ehrenamtlich arbeiteten, um die Gemeindemitglieder „mit geistiger Nahrung, das heißt, selbe mit gutem Lesestoff zu versorgen.“[80] Die Ausgabe der Bücher erfolgte im Vinzenzhaus „immer sonntags nach dem Hochamte“.[81]

Der einzige Verein mit Mitgliedern beiderlei Geschlechts war in der Franz-Joseph-Gemeinde der „gemischte Chor Sankt Cäcilia“. Er war von Pastor Georg Nolte im Jahre 1919 gegründet worden und hatte das Ziel, „den Gottesdienst durch Gesang zu verschönern, sowie die Geselligkeit in der Gemeinde zu pflegen.“ Laut Satzung war der Vorsitzende immer der jeweilige „Herr Pastor der Gemeinde“.[82]

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Abb. 20: Der „gemischte Chor“ St. Cäcilia im Jahre 1919. Der Leiter des Chores (sitzend) ist der Lehrer der Katholischen Schule Harburg, Lindenstraße, Franz Holtze. In der ersten Reihe - als Zweiter von rechts aus Sicht des Betrachters - steht neben der weißgekleideten Dame Pastor Georg Nolte.

Die Geselligkeit wurde besonders am Fronleichnamsfest gepflegt. Vormittags fand die kirchliche Feier mit Hochamt und Prozession statt. Nachmittags gab es für die Kinder Kuchen, Getränke und fröhliche Spiele. Die Spiele wurden von den Lehrern der katholischen Schule II, Kapellenweg, organisiert und beaufsichtigt. Abends trafen sich die Erwachsenen zu Tanz und Beisammensein. Für diese Fronleichnam-Festlichkeiten mietete sich die Gemeinde bei geeigneten „Gaststätten im Grünen“ ein.

1.8. Aus „Franz-Joseph“ wird „St. Franz-Josef“.

Schon als er die ersten Informationen bezüglich seiner neuen Gemeinde gesammelt hatte, war Pastor Krieter wegen der Namen von Kirche und Gemeinde erstaunt: „Franz-Josephs-Kirche“ und „Franz-Joseph-Gemeinde“. Pastor Nolte hatte ihm erklärt, dass der österreichisch-ungarische Kaiser Franz-Joseph I. zum Namensgeber erwählt worden sei, weil er den Bau der Kirche in Wilstorf durch eine großzügige Spende gefördert habe.

Jeder katholische Geistliche weiß, dass laut Kirchenrecht eine Kirche zu Ehren des Allmächtigen Gottes auf den Namen eines oder mehrerer Heiligen zu weihen ist. Kaiser Franz-Joseph I. war aber keinesfalls ein Heiliger, zumal er zum Zeitpunkt der Kirchweihe, am 30. November 1913, noch nicht einmal verstorben war.[83]

Die Angelegenheit ließ Pastor Krieter keine Ruhe. Sobald er dafür die Zeit fand, suchte er im Archiv seiner Gemeinde nach Erklärungen. Zunächst fielen ihm die „Einlasskarte zur Einweihung der Franz-Josefs-Kirche (sic!) in Harburg am 30. November 1913“ und das Programm der „Konsekrationsfeier der Franz-Josephs-Kirche (sic!) in Harburg-Wilstorf“ in die Hände. Beide Dokumente schienen die Angaben Pastor Noltes zu bestätigen.

Das nächste Dokument, das Pastor Krieter in Augenschein nahm, benutzte ebenfalls den Namen „Franz-Joseph“ für Kirche und Gemeinde. Es war die Anordnung vom 1. 2. 1914, mit der Bischof Adolf die Seelsorgebezirke von St. Maria und der Tochtergemeinde „Franz-Joseph“ gegeneinander abgegrenzt hatte.

Im Schriftverkehr, den seine Vorgänger mit der bischöflichen Behörde geführt hatten, fand Pastor Krieter ebenfalls die Bezeichnungen „Franz-Joseph-Kirche“ und „Franz-Joseph-Gemeinde“. Sie waren bis weit in die 20er Jahre hinein im kirchlichen Schriftverkehr üblich. In der Harburger Öffentlichkeit wurde die Kirche ebenfalls „Franz-Joseph-Kirche“ genannt.[84]

Pastor Krieter gab sich mit diesen Erkenntnissen nicht zufrieden. Für ihn war es ein Ärgernis, dass seine Kirche und Gemeinde einen „Nichtheiligen“ zum Patron haben sollten. Vor allem war es unvorstellbar, dass Bischof Adolf die kirchlichen Weihevorschriften missachtet haben sollte. Antwort auf diese Fragen brachte eine Urkunde, die am 1. 12. 1913 ausgestellt worden ist. Beim Betrachten dieser Urkunde fiel Pastor Krieter zunächst die nachlässige Form der Ausfertigung auf. Die äußere Form der Urkunde legte den Gedanken nahe, der Inhalt sei den Ausfertigern nicht besonders wichtig gewesen. Die Urkunde lieferte jedoch den Beweis, dass Bischof Adolf am 30. November 1913 „die neu errichtete Filialkirche und deren Hauptaltar zu Ehren des Allmächtigen Gottes und auf den Namen und die Gedächtnisfeier des Hl. Joseph, des Bräutigams der seligsten Jungfrau, und des seraphischen Bekenners Franziskus im vorgeschriebenen Ritus des Römischen Pontifikale feierlich geweiht und konsekriert“ hatte. Die wahren Patrone von Kirche und Gemeinde waren also der heilige Josef und der „seraphische Bekenner Franziskus“, das heißt der heilige Franziskus von Assisi.[85]

Pastor Krieter war mit diesem Ergebnis seiner Nachforschungen zufrieden. Da die Heiligen St. Franziskus und St. Josef die Patrone der Kirche waren, war es auch sinnvoll und angebracht, dem Kirchen- und Gemeindenamen das „Sankt = St.“ voranzustellen (lateinisch sanctus = heilig). Das war allerdings jahrelang nicht geschehen. Stattdessen war die Erinnerung an Kaiser Franz-Joseph I. in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gestellt worden. Bischof Dr. Adolf Bertram selbst hatte am Weihetag der Kirche - wohl sehr bewusst - dazu beigetragen. Wie im Programm der Konsekrationsfeier nachzulesen ist, hatte der Bischof am 30. November 1913 - frühmorgens zwischen 7 und 9.30 Uhr - die Kirche auf die Heiligen Josef und Franziskus geweiht. Damit war den kirchlichen Weihevorschriften Genüge getan. Die Weihe war zwar nicht in aller Heimlichkeit geschehen, Pastor Krieter konnte sich aber vorstellen, dass die Kirche während dieses Frühgottesdienstes mit nur wenigen Besuchern besetzt gewesen war. Auf der Einladung zu dem Hochamt um 10 Uhr, zu dem die Festgäste geladen waren, war dagegen der Name „Franz-Josephs-Kirche“ zu lesen.

Seinen Nachforschungen konnte Pastor Krieter nur eine Botschaft entnehmen: Die ausdrückliche Erwähnung der heiligen Patrone Josef und Franziskus war beim Bischof Adolf Bertram nicht erwünscht gewesen. Vielmehr sollte die Erinnerung an den fürstlichen Geldgeber und Gönner, Kaiser Franz-Joseph I., in Harburg wachgehalten werden.

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Abb. 21: Die Urkunde des Bischofs Dr. Adolf Bertram zur Weihe der Kirche in Harburg-Wilstorf

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Abb. 22: Das Programm der Konsekrationsfeier und die Einlasskarte zur Einweihungsfeier der Kirche finden sich in der Chronik der Kirchengemeinde St.-Franz-Josef, 1.Bd. S. 4 a und b

Im Jahre 1923 - fünf Jahre nach dem Untergang der österreichischen und der deutschen Monarchie - erschien Pastor Krieter die weitere Verwendung des Namens „Franz-Joseph“ unnötig. Mit erheblicher Tatkraft ging er daran, den unchristlichen Namen „Franz-Joseph“ zum Namen „St. Franz-Josef“ umzuwandeln.

Josef, der „Zimmermann“ und „Pflegevater des Jesuskindes“ galt der Katholischen Kirche von jeher als Vorbild der Arbeiter.[86] Der heilige Josef passte als Namenspatron also gut zu der Gemeinde, in der Arbeiter und deren Familien die Mehrheit der Gläubigen bildeten. Insofern gab es gegen den Josef-Teil des Namens nichts einzuwenden. Um den heiligen Josef aber als Patron der Wilstorfer Kirche in das Bewusstsein der Gläubigen zu rücken, bedurfte es nach Meinung des Pastors Krieter einer dauernden Veranschaulichung. Deswegen „zierte zur allgemeinen Überraschung der Gläubigen“[87] am 3. Adventssonntag 1924 eine Josef-Statue die Kirche in Wilstorf. Ein Wohltäter, der nicht genannt werden wollte, hatte sie gestiftet. Die Statue war - nach dem Urteil des Pastors Krieter - „in erstklassige Polychromie gefasst“, das heißt in erstklassiger Weise vielfarbig bemalt. Pastor Krieter war fest überzeugt, dass diese Statue des „Josef mit Kind und Lilie“ allen Gemeindemitgliedern Freude bereite. In der Chronik seiner Gemeinde, die er ab Dezember 1924 selbst führte, berichtet Pastor Krieter: „Die stille Freude nahmen am genannten Tage alle Besucher der Josefskirche (sic! Anm. d. Verf.) mit nach Hause, in Zukunft während des Gottesdienstes den heiligen Josef, den Patron und Beschützer der Kirche, im Bilde sehen zu dürfen.“[88]

Es dauerte weniger als ein Jahr bis Pastor Krieter auch den Bezug des Kirchen- und Gemeindenamens zum heiligen Franziskus veranschaulichen konnte. Zum 22. November im Jahre 1925, rechtzeitig zum Kirchweihfest, „hatte die Gemeinde eine `Franziskus-Seraphicus-Statue´ in Besitz“[89] Das war Pastor Krieter trotz großer finanzieller Schwierigkeiten gelungen.

Den christlichen Patronen Franziskus und Josef konnte bedenkenlos das „Sankt“ vorangestellt werden.

Fortan hießen die katholische Kirche und die katholische Kirchengemeinde im Stadtteil Harburg-Wilstorf: „St. Franz-Josef“.[90]

Die beiden Heiligenfiguren, die Pastor Krieter 1924 und 1925 aufstellen ließ, entsprachen einem Kunstgeschmack, der in katholischen Kirchen damals weit verbreitet war. Noch zu seinen Lebzeiten mussten die beiden Heiligenfiguren einem neuen Kunstverständnis weichen, allerdings war Karl-Andreas Krieter zu dieser Zeit längst Pfarrer und Dechant in Wilhelmsburg. Zum Jahre 1950 findet sich in der Chronik von St. Franz-Josef ein Eintrag des Pastors Bodenburg. Anlässlich einer Renovierung des Innenraumes der St. Franz-Josef-Kirche berichtet er: „Dass beim Aufbauen des Gerüstes zwei Gipsfiguren der Heiligen Josef und Franziskus zu Bruch gegangen waren, wurde von der Gemeinde schnell verschmerzt. Kunstwerte waren nicht verloren gegangen“.[91]

1.9. Die alltägliche Arbeit

Im Anschluss sei ein Blick auf den Arbeitsalltag des Pastors Krieter geworfen. Täglich war morgens die Messe zu feiern, an Sonn- und Festtagen zweimal.[92] Eine der Barmherzigen Schwestern übernahm bei den Messfeiern den Küsterdienst.[93] Die Frühmesse sonntags fand um 7 ¼ Uhr statt, das Hochamt mit Predigt um 10 Uhr. Seine Predigten pflegte Karl-Andreas Krieter mit Hilfe verschiedener homiletischer Handbücher aus seiner Privatbibliothek sehr sorgfältig vorzubereiten.[94]

Nachmittags um 2 ½ Uhr war sonntags eine Segensandacht zu feiern. Anschließend traf sich der Pastor mit der „Jungfrauenkongregation“.[95]

Die religiöse Unterweisung der Kinder musste Pastor Krieter besonders wichtig sein. Dazu bot der Religionsunterricht in der Schule am Kapellenweg 55 die beste Gelegenheit.

[...]


[1] Amtlicher Anzeiger, Teil II des Hamburger Gesetz- und Verordnungsblattes; herausgegeben vom Senat der

Freien und Hansestadt Hamburg, Staatliche Pressestelle, Nr. 26, Donnerstag, den 6. Februar 1969

[2] Der Brief befindet sich im Privatarchiv U. Krieter, Dokument 1

Dr. Dudek war von 1924 bis 1927 Oberbürgermeister von Harburg, danach bis 1933 Oberbürgermeister der

durch Vereinigung neu geschaffenen Großstadt Harburg-Wilhelmsburg. In der ersten Regierung der Freien

und Hansestadt Hamburg nach dem 2. Weltkrieg war Dr. Dudek Finanzsenator.

[3] K.-A. Krieter wurde am 11. 10. 1914 im Dom zu Hildesheim von Bischof Adolf Bertram zum Priester

geweiht.

[4] Der „Generalvikar“ ist der Stellvertreter des Bischofs bei der Durchführung der Verwaltungsaufgaben.

[5] Der Leiter des bischöflichen Priesterseminars wird „Regens“ genannt.

[6] Privatarchiv Ulrich Krieter, Dokument 2 .

[7] Eucharistie = Danksagung ; nach katholischem Glauben werden in der Feier der Heiligen Messe durch das

eucharistische Gebet des Priesters Brot und Wein verwandelt, so dass in ihnen Jesus Christus wahrhaft,

wirklich und wesentlich gegenwärtig ist.

[8] Dokument 3, Privatarchiv Ulrich Krieter,.

[9] Dokument 3, Privatarchiv Ulrich Krieter,.

[10] Therese Krieter hat ihrem Bruder vierzig Jahre, von 1923 bis 1963, den Haushalt geführt.

[11] Bistumsarchiv Hildesheim, Personalakte Karl-Andreas Krieter.

[12] Vgl. Ebeling, Birkenfeld, Die Reise in die Vergangenheit, Ausgabe N, Bd. 3, Westermann 1986, S. 125.

[13] „Harburger Anzeigen und Nachrichten“ = „HAN“ vom 27. 9. 1923.

[14] Ein höherer Beamter der Stadt Dortmund, - damals Stadtrat und Dezernent für das Wohlfahrtswesen -

der wegen Widersetzlichkeit von den französischen Besatzern ausgewiesen wurde, hieß Dr. Walter Dudek.

Im Jahre 1925 wurde Dr. Dudek Oberbürgermeister der Stadt Harburg.

[15] Tormin , Walter, (Hrsg.) Die Weimarer Republik, Zeitgeschichte in Text und Quellen, , Verlag für

Literatur und Zeitgeschehen, Hannover, 1962 , S. 121.

[16] Zum Namen von Kirche und Gemeinde vgl. in dieser Arbeit das Kapitel 1.8. , S. 40ff.

[17] Vgl. Chronik der Kirchengemeinde St. Franz-Josef, S. 22. Georg Nolte wurde 1887 geboren. Er starb 1964.

[18] Angabe des Statistischen Bundesamtes, www. destatis. de.

[19] Die drei katholischen Kirchengemeinden, die 1995 im Süden Hamburgs bestanden - St. Maria,

St. Franz-Josef und St. Bonifatius wurden im Mai dieses Jahres dem neu erstandenen Erzbistum Hamburg

eingegliedert. Bis dahin gehörten diese Gemeinden zum Bistum Hildesheim. Sämtliche anderen

katholischen Gemeinden Hamburgs - alle nördlich der Elbe gelegen - gehörten vor 1995 zum Bistum

Osnabrück. Auch sie wurden 1995 dem Erzbistum Hamburg zugeschlagen, ferner alle katholischen

Gemeinden Schleswig-Holsteins und Mecklenburgs. Wegen Priestermangels und sinkender

Kirchensteuereinnahmen mussten die Harburger Gemeinden St. Maria und St. Franz-Josef fusionieren. Seit

dem 1.1. 2006 sind sie eine Gemeinde unter dem Namen St. Maria - St. Josef.

[20] Zum Begriff „Dekanat“: Ein Dekanat ist eine Untereinheit einer Diözese. (Diözese = Bistum) In einem

„Dekanat“, zu dem unterschiedlich viele Pfarrgemeinden gehören können, vertritt einer der Pfarrer,

der zum „Dechant“ ernannt ist, den Bischof. Vor 1967 galt die Ernennung zum Dechanten auf Lebenszeit

bzw. bis zum Eintritt in den Ruhestand. Seit 1967 wählen die Pfarrer eines Dekanates ihren Dechanten

für die Dauer von 4 Jahren.

[21] Chronik der Kirchengemeinde St. Maria, S. 74 und 75.

[22] Franz-Joseph I., Kaiser von Österreich und König von Ungarn, regierte von 1848 bis 1916. Zur

Namensgebung der Kirche und Gemeinde vgl. diese Arbeit, S.42ff.

[23] Chronik der Kirchengemeinde St. Franz-Josef, S. 6 ; Schreiben des K. u . K.. österreichisch-ungarischen

Generalkonsulates Hamburg vom 22. November 1913.

[24] Siehe Chronik der Kirchengemeinde St. Franz-Josef, S.20 / 21. Dort findet sich die Anordnung des Bischofs

Adolf Bertram:

„Der Bischof in Hildesheim, Hildesheim, den 1. Februar 1914

Auf Ihren Vorschlag vom 16.1. des vergangenen Monats erkläre ich mich damit einverstanden, dass

bis auf anderweitige Anordnung zum Seelsorgebezirke der Franz-Joseph-Kirche dortselbst

die Katholiken der Stadtgemeinde Harburg gehören sollen, welche östlich von einer Linie wohnen, die

von der Neuen Schleuse ausgeht und den Verkehrshafen, die Bahnhofstraße, Lange Straße,

Erste Wilstorfer Straße, Feldstraße, Kleine Feldstraße, den entsprechenden Teil der Maretstraße,

Elisenstraße, Hohestraße und den Marmstorfer Weg durchschneidet und

2. die Katholiken der Gemeinden Neuland, Gut Moor, Rönneburg, Langenbeck und Sinstorf.

Diese Abgrenzung ist zweimal von der Kanzel zu verkündigen. Empfehlenswert ist eine Mitteilung im

jährlich erscheinenden Adressbuche, welche

alle zur Marienkirche

alle zur zweiten Kirche gehörigen Straßen (nötigenfalls mit Hausnummern) bei beiden Kirchen in alphabetischer Reihe aufführt...“

[25] Erlass des Bischöflichen Generalvikariates vom 4. 3. 1921; Vgl. Chronik der Kirchengemeinde

St. Franz-Josef, S. 27 b.

[26] Der Ordensgründer Vinzenz von Paul, Franzose, geb. 1581, gest. 1660 in Paris, wurde im Jahre 1773

heiliggesprochen. Sein kirchlicher Feiertag ist der 27. September.

[27] Das „Mutterhaus“ der „Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Vinzenz von Paul“ in Hildesheim hatte

im Jahre 1912 in Harburg ein Grundstück an der Winsener Straße und die dazugehörige Villa

des Fabrikanten Koch gekauft. In der Villa richteten die Schwestern eine „Bewahrschule“ (Tagesstätte)

für die Kinder der umwohnenden Arbeiterfamilien ein. Im Jahre 1914 bauten die Schwestern für denselben

Zweck das noch heute bestehende St. Vinzenz-Haus. Sie selbst zogen in die Villa um.

Vgl. dazu: Festschrift St. Franz-Josef-Gemeinde, Hamburg - Harburg - Wilstorf, 75 Jahre, 1988;

Redaktion Pfarrer Reinhard Franitza, S. 6 und S. 21.

[28] Während der gesamten elf Jahre, die K.-A. Krieter als Pastor der St. Franz-Josef-Gemeinde tätig war,

war er amtlich Angestellter der Kirchengemeinde „St. Maria“. Diese Tatsache hat er im Jahre 1949

selbst schriftlich bestätigt. Im Fragebogen, den er anlässlich des obligatorischen Verfahrens zur

Entnazifizierung auszufüllen hatte, wurde er nach seinen Tätigkeiten seit 1930 befragt. Er gab an:

Von 1923 bis 1934 Katholische Kirchengemeinde „St. Maria“, Hamburg-Harburg; ab 1934

Katholische Kirchengemeinde „St.Bonifatius“, Hamburg-Wilhelmsburg .

Vgl. Personalakte K.-A. Krieter im Bistumsarchiv Hildesheim.

[29] Laut Gehaltsmitteilung vom 27. 2. 1919 an Pastor Nolte, Bistumsarchiv Hildesheim, Generalvikariat,

Nr.1221. erhielt Pastor Nolte jährlich 2200 Mark, davon hatte er 100 Mark an die Barmherzigen Schwestern

für Wohnung und Kost abzugeben. Zum Vergleich: Laut „ Anlagen zum Haushaltsplan der Gemeinde

Wilhelmsburg für das Rechnungsjahr 1919 “, S.10, hatte der „Lehrer ohne eigenen Hausstand“ an der Kath.

Volksschule in Wilhelmsburg, H. Kaufhold, im selben Jahr ein jährliches Einkommen von 2897,50 Mark.

[30] Vgl. Chronik der Kirchengemeinde St. Maria, S. 103.

[31] Eine Meldung in den „HAN“ vom 26. 9. 1923; ebenda: „Die Taxe für Kraftdroschken ist um den

30-millionenfachen, die für Pferdedroschken um den 25-millionenfachen Betrag erhöht.“

[32] Johannes Sonnemann wurde am 17. 10. 1870 geboren. Am 1. 4. 1933 sollte er in Pension gehen.

Vgl. Amtliches Schulblatt für den Regierungsbezirk Lüneburg, April 1933.

[33] Chronik der Kirchengemeinde St. Franz-Josef, S. 10, 11.

[34] Chronik der Kirchengemeinde St. Franz-Josef, S. 2.

[35] Chronik der Kirchengemeinde St. Franz-Josef, S. 3.

[36] Ein Ciborium ist ein Kelch zur Aufbewahrung geweihter Hostien. Ein Ciboriumvelum ist ein Mantel des

Ciboriums

[37] Eine Casel ist ein kostbares Messgewand. Eine Albe ist ein weißes Untergewand, das der Priester bei der

Messfeier unter dem Messgewand trägt.

[38] Chronik der Kirchengemeinde St. Franz-Josef, S. 5 ff.

[39] Chronik der Kirchengemeinde St. Franz-Josef, S. 39

[40] Über solche Streitigkeiten zwischen katholischen und evangelischen Schulkindern berichtete der Zeitzeuge

Franz Klimes am 5. 5. 2007

[41] Die Telefonnummer 972 ist belegt in der Personalakte K.-A. Krieter im Bistumsarchiv Hildesheim

[42] Es bestanden enge Verbindungen zwischen den Geistlichen der drei katholischen Gemeinden des Bistums

Hildesheim, St. Maria, Franz-Joseph und St. Bonifatius. Die Geistlichen trafen sich mindestens einmal im

Monat gelegentlich der Dekanatskonferenzen. Die Pfarrer von St. Maria und St. Bonifatius luden die

Mitbrüder zu ihren Geburtstagsfeiern ein. Ein Beispiel für die Zusammenarbeit der Geistlichen in der

Seelsorge ist der Postversand der als Gemeindezeitung gedachten 4000 „Blätter für die Katholiken von

Harburg und Wilhelmsburg zum Weihnachtsfest 1926“. Vgl. Chronik der Kirchengemeinde St. Maria,

S. 93.

[43] Die zweite damals vorhandene Brücke war nur der Eisenbahn vorbehalten.

[44] Möglicherweise war Josef Thienel kurz vor dem Antrittsbesuch von Pastor Krieter durch Christoph

Hackethal abgelöst worden. Vgl. St. Bonifatius 1898-1998, Festschrift zum 100jährigen Bestehen, S. 44.

Christoph Hackethal starb am 25. 8. 1942 im Konzentrationslager Dachau.

[45] Noch heute steht die Katholische Schule Harburgs am selben Ort.

[46] Bernhard Backs war von 1922 bis 1939 Rektor der Katholischen Schule I . Vgl. Chronik der

Katholischen Schule Harburg, Bd. 1.

[47] Vgl. Brügmann, Dreibrodt, Meyer, Nehring, „die anderen“, Widerstand und Verfolgung in Harburg und

Wilhelmsburg, Zeugnisse und Berichte 1933-1945, Herausgeber : Vereinigung der Verfolgten des

Nazi-Regimes - Bund der Antifaschisten, Selbstverlag, Hamburg, 1980, S. 61

[48] So wird dieses Haus in mehreren Artikeln der „HAN“ aus den Jahren 1924 bis 1926 genannt.

[49] Diese Formulierung findet sich in einem Bericht der „HAN“ vom 30. April 1924.

[50] Chronik der Kirchengemeinde St. Maria, S. 94

[51] Zum Beispiel berichtete das „Volksblatt“ ausführlich über die Gerichtsverhandlung gegen einen Lehrer

der Katholischen Schule Wilhelmsburgs, der sein „Züchtigungsrecht“ überschritten hatte, unter den

Überschriften:. „Ein Volkserzieher, wie er nicht sein soll.“ und „Großes Schöffengericht Harburg.“

„Volksblatt“ vom 21. 1. und 17. 4. 1926

[52] Laut Bericht der „HAN“ vom 30. 4. 1924 begründete Pfarrer Krell in einer Wahlversammlung der

katholischen „Zentrumspartei“ die Nichtbeteiligung seiner Partei an der „Bürgerlichen Einheitsliste“ zur

Kommunalwahl am 4. 5. 1924 damit, bislang seien „ in der Schuldeputation hauptsächlich Anhänger der

`Sammelschule´ vertreten“ gewesen.

[53] Vgl. Hartwig, Michael, Großvaters Harburg, M+K Hansa-Verlag, 1984, S. 48

[54] Der damalige Rektor der katholischen Volksschule in Wilhelmsburg verglich im Jahre 1926

das Taufregister der St. Bonifatius-Gemeinde mit den Namen der Kinder, die zu Ostern 1926 als

Schulanfänger in der Katholischen Volksschule Wilhelmsburgs hätten angemeldet werden müssen. Er

stellte einen „Verlust“ von 48 Kindern an die Sammelschule Wilhelmsburgs fest. Weitere 8 Kinder

wurden im damals laufenden Schuljahr (1926 / 27) von ihren Eltern zur Sammelschule umgemeldet.

Vgl. Chronik der St. Bonifatiusschule, S. 101

[55] Alle Angaben zum Stadtverkehr in Harburg aus: Elsener, H., Lutz , R., Schwanke, M., Der Stadtverkehr

in Harburg, Verein Verkehrsamateure und Museumsbahn e.V.; Verkehrshistorische Reihe, Nr. 12

Hamburger Nahverkehr, S. 9 ff. .

[56] Chronik der Kirchengemeinde St. Maria, S. 92.

[57] Berichte der „HAN“ vom 22. bis 29. Oktober 1923 und Schröter, Gustav (Hrsg.) , Harburg 1851-1937,

Die Geschichte einer Stadt zwischen Königtum und Diktatur, Festschrift anlässlich des 125jährigen

Bestehens der Harburger Anzeigen und Nachrichten am 5. Oktober 1969, S. 152 ff. .

[58] „HAN“ vom 25. Oktober 1923.

[59] „HAN“ vom 3. November 1923.

[60] Aufruf in den „HAN“ vom 10. November 1923.

[61] Chronik der Kirchengemeinde St. Franz-Josef, S. 24.

[62] Außer dem Namen war über Herrn Bukowski nichts herauszufinden.

[63] Chronik der Kirchengemeinde St. Franz-Josef, S. 25.

[64] Frl. Maria Pohlschröder war seit 1896 an der Katholischen Schule in Harburg tätig.

[65] Chronik der Kirchengemeinde St. Franz-Josef, S. 26.

[66] Chronik der Kirchengemeinde St. Franz-Josef, S. 24.

[67] Chronik der Kirchengemeinde St. Franz-Josef, S. 27.

[68] Chronik der Kirchengemeinde St. Franz-Josef, S. 27.

[69] Chronik der Kirchengemeinde St. Franz-Josef, S. 27.

[70] Mit dem Ausdruck „zum Tisch des Herrn erscheinen“ ist das Herantreten der Gläubigen an die

Kommunionbank gemeint, um dort das zum „Leib Christi“ gewandelte Brot zu empfangen.

[71] Vgl. zum Folgenden: Hugk, Beate, Schach dem Kapital! Aspekte der Arbeiterkultur in Harburg und

Wilhelmsburg vor 1933, S. 439 ff., in: Harburg, Von der Burg zur Industriestadt, Christians -Verlag,

Hamburg, Veröffentlichung des Helms- Museums Nr. 52.

[72] Hartwig, Michael, Großvaters Harburg, M+K Hansa –Verlag, Hamburg, 1984, S. 70.

[73] Chronik der Kirchengemeinde von St. Maria, S. 98.

[74] Vgl. das Gespräch mit Margret Schwalfenberg, geborene Nolte, vom 28. 7. 2004

[75] Vgl. das Gespräch mit Anton Stryakowski vom 17. 12. 2003.

[76] Hugk, Beate, Schach dem Kapital! Aspekte der Arbeiterkultur in Harburg und Wilhelmsburg

vor 1933, S. 439 ff. in: Harburg, Von der Burg zur Industriestadt, a. a. O. .

[77] Liturgie = die von der Katholischen Kirche vorgeschriebene Form des Gottesdienstes, der Messfeier.

[78] Chronik der Kirchengemeinde St. Franz-Josef, S. 23.

[79] Chronik der Kirchengemeinde St. Franz-Josef, S. 14.

[80] Karl Borromäus, geb.1538, gestorben 1584, katholischer Heiliger - kirchlicher Feiertag: ist der 4. 11. - war

Erzbischof von Mailand. Nach ihm benannte sich der 1844 gegründete Katholische Bücherverein.

Ziel des Vereins war und ist noch heute die Verbreitung guter Bücher und der Aufbau von Pfarrbüchereien.

[81] Chronik der Kirchengemeinde St. Franz-Josef, S. 14.

[82] Chronik der Kirchengemeinde St. Franz-Josef, S. 22.

[83] Kaiser Franz-Joseph I. regierte Österreich von 1848 bis zu seinem Tode am 26.11.1916. Am 8.6.1867

wurde der Kaiser in Budapest zum König von Ungarn gekrönt. Er regierte beide Länder in

Realunion bis 1916. Vgl. Der Große Brockhaus, 1979, Bd. 4.

[84] Eine Notiz der „HAN“ vom 19. September 1923: „Aus der Katholischen Gemeinde:

Dem Pastor Nolte von der Franz-Joseph-Kirche in Wilstorf wurde die Pfarrei der katholischen Gemeinde

in Geestemünde übertragen. Er tritt sein Amt nächste Woche an. Sein Nachfolger ist der

Kaplan Krieter aus Lehe.“

[85] Der heilige Franziskus von Assisi, der Gründer des Franziskanerordens, lebte von 1181 bis 1226.

[86] Vgl. Der Große Brockhaus, 1979, Bd. 6, Joseph; seit Papst Johannes XXIII. im Hochgebet der Messfeier.

[87] Chronik der Kirchengemeinde St. Franz-Josef , S. 29

[88] Eine Eintragung auf S. 38 in der Chronik der Kirchengemeinde St. Franz-Josef und der Handschrift-

und Stilvergleich weisen Pastor Krieter als Nachfolger des Chronisten Sonnemann aus.

[89] Chronik der Kirchengemeinde St. Franz-Josef, S. 30

[90] Am 1.1.2006 fusionierten die Gemeinden St. Franz-Josef und St. Maria zur Gemeinde „St. Maria - St. Josef“.

Das Namensschild am Pfarrhaus Reeseberg 14 lautete bis dahin: „ St. Franz-Josef-Gemeinde “. Vgl. auch

den Brief des Bischofs von Hildesheim, Josef Homeyer, vom 20. 10. 1989 an den Pfarrer Engelbert

Palmer, veröffentlicht im Pfarrgemeindebrief der St. Franz-Josef-Gemeinde vom November 1989.

[91] Chronik der Kirchengemeinde St. Franz-Josef, S. 93.

[92] Die Messfeier ist ein Kernstück des katholischen Glaubens insofern, als auf dem Höhepunkt der Feier

(während der „Wandlung“) sich Jesus Christus selbst der Amtsvollmacht des geweihten Priesters bedient

und sich dadurch mit seinem Leib und seinem Blut in den Opfergaben von Brot und Wein inmitten der

Gemeinde vergegenwärtigt. Im weiteren Verlauf der Messfeier verteilt der Priester zur Kommunion das

verwandelte Brot (= die Hostien) an die Gläubigen. Diese „empfangen die Kommunion“, oder

„kommunizieren“, d.h. sie essen das verwandelte Brot. Das verwandelte Brot, das während der Messfeier

übrig bleibt, wird in einem sicheren Schrein (= „Tabernakel“) in der Kirche aufbewahrt. So ist nach

katholischem Glauben der Sohn Gottes (= Jesus Christus) in der Kirche - im Tabernakel - anwesend.

Entsprechend ehrfurchtsvolles Verhalten der Gläubigen im Gotteshaus ist geboten: Kniebeugen beim

Betreten der Kirchenbänke, Hinknien, Schweigen.

[93] Chronik der Kirchengemeinde von St. Franz-Josef, S. 34

[94] Homiletik = Geschichte und Theorie der Predigt. Der Autor dieser Biografie, Ulrich Krieter, berichtet

hier aus eigenem Erleben über mehrere Jahre hinweg (1952 bis 1961) und aus der Kenntnis der

homiletischen Literatur in der Privatbibliothek von K.-A. Krieter. Zwei Buchtitel als Beispiel:

Reischl, Predigten auf die Sonn- und Festtage des kath. Kirchenjahres, München, 1876;

Leonhard Goffines Handpostille, Kath. Unterrichts- und Erbauungsbuch mit Erklärungen der Episteln

und Evangelien, neu bearbeitet von W. Cramer, Paderborn, 1906.

[95] Diese Zeiteinteilung ist belegt durch die regelmäßige Veröffentlichung „Gottesdienstliche

Nachrichten der Franz-Joseph-Kirche“ in den „HAN“. Durch die „HAN“ vom 18. Dezember 1926 und

vom 15. Dezember 1931 ist auch belegt, dass Pastor Krieter die Wilstorfer Kirche einmal monatlich

der polnischen Minderheit in Harburg zur Verfügung stellte, damit an einem Sonntag um 11 Uhr ein

Hochamt mit polnischer Predigt gehalten werden konnte. Die „Polnische Minderheit“ trat laut „HAN“

vom 2. 11.1929 zur Bürgervorsteherwahl am 17. 11. 1929 mit einer eigenen Kandidatenliste an.

Ende der Leseprobe aus 205 Seiten

Details

Titel
Karl-Andreas Krieter. Pastor der katholischen Kirchengemeinde St. Franz-Josef in Harburg-Wilstorf
Untertitel
Sein Leben und Wirken in den Jahren 1923 bis 1934
Autor
Jahr
2008
Seiten
205
Katalognummer
V90529
ISBN (eBook)
9783638059572
ISBN (Buch)
9783638951449
Dateigröße
21404 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Karl-Andreas, Krieter, Pastor, Kirchengemeinde, Franz-Josef, Harburg-Wilstorf
Arbeit zitieren
Ulrich Krieter (Autor:in), 2008, Karl-Andreas Krieter. Pastor der katholischen Kirchengemeinde St. Franz-Josef in Harburg-Wilstorf, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90529

Kommentare

  • Ulrich Krieter am 21.7.2010

    Karl-Andreas Krieter (1890-1963) war ein Priester, wie ihn sich der kirchensozialisierte katholische Christ wünscht. Er wollte nie etwas anderes sein als ein bescheidener Diener Gottes, der sein Priesteramt selbstlos dazu nutzte, für das ewige wie für das irdische Wohl der ihm anvertrauten Mitchristen zu sorgen.
    Die Kraft dazu bezog er aus dem Gebet und der Feier der Eucharistie. Er war durchaus kein Heiligentyp, kein charismatischer Prediger und kein Ästhet der Liturgie. Er war ein pragmatisch zupackender, disziplinbewusster Mann mit Ecken und Kanten. Loyal seinen bischöflichen Vorgesetzten verbunden, scheute er dennoch - ebenso klug wie bauernschlau - nicht den Alleingang, wenn es geboten schien. Wie ein seelsorgerischer Karrengaul zog er die ihm übertragenen Gemeinden unbeirrt durch die Höhen und Tiefen der Zeit. Die Jahre der Weimarer Republik, der nationalsozialistischen Diktatur und die Jahre der ersten Nachkriegszeit forderten ihn jeweils in besonderer Weise herausSein Neffe Ulrich Krieter - Jahrgang 1942, pensionierter Hamburger Lehrer - hat mit seinem Kompendium dreier Bände auf insgesamt 1018 Seiten seinem Onkel ein Denkmal gesetzt, das diesen keineswegs glorifiziert. Durch die Untersuchung und Darstellung des Wirkens von Karl-Andreas Krieter als Pastor von St. Franz-Josef in Hamburg-Harburg (1923-1934) und als Pfarrer von St. Bonifatius in Hamburg-Wilhelmsburg (1934-1961) hat Ulrich Krieter zugleich einen wesentlichen Forschungsbeitrag zur katholischen Kirchengeschichte Hamburgs im bewegten 20. Jahrhundert geleistet.
    Mit beeindruckender Akribie hat der Autor jahrelang seine historischen Quellen gesucht, studiert und ausgewertet. Mittels geduldiger Befragung und der von den Befragten autorisierten Niederschrift ihrer Aussagen hat Ulrich Krieter unwiederbringliche Zeugnisse von 35 Zeitgenossen des Pfarres Krieter - größtenteils in Wilhelmsburg wohnhaft - wissenschaftlich gesichert. Erfrischend führt er den Leser seiner Werke immer wieder in den Kontext des allgemeinen Zeitgeschehens ein. Dabei wird der Leser auch über die Fährnisse der großfamiliären Verwandtschaft des Priesters Karl-Andreas Krieter informiert.

    Hamburg, im Juli 2010
    Dr. Günther Dörnte

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Titel: Karl-Andreas Krieter. Pastor der katholischen Kirchengemeinde St. Franz-Josef in Harburg-Wilstorf



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