Über das Verhalten Marie-Antoinettes unter besonderer Berücksichtigung der Halsbandaffäre


Hausarbeit (Hauptseminar), 2007

26 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhalt

A Einleitung

B Die Autrichienne in Paris

C Die Halsbandaffäre
C.I Die Protagonisten
C.I.1 Kardinal Rohan
C.I.2 Jeanne de la Motte
C.I.3 Cagliostro, Graf von Saint-German

D Der Verlauf
D.I Der Prozess
D.II Die Urteilssprüche
D.II.1. Das Urteil gegen Jeanne de la Motte
D.II.2 Das Urteil gegen Rohan
D.II.3 Die Auswirkungen des Urteils

E Marie-Antoinettes Verhalten bis zu Halsbandaffäre

F Marie-Antoinettes Verhalten von der Affäre bis zu ihrem Tod

G Die öffentliche Meinung

H Schlussbetrachtung

I. Literaturliste:
I.1 Quellen:
I.2 Sekundärliteratur:

A Einleitung

In seinem Werk Marie Antoinette. Bildnis eines mittleren Charakters, schreibt Zweig:„Um das Königtum zu treffen, musste die Revolution die Königin angreifen, und in der Königin die Frau. Kein Mittel, keine Verleumdung gegen Marie-Antoinette wurde gespart, um sie auf die Guillotine zu bringen, jedes Laster, jede moralische Verworfenheit, jede Art der Perversität in Zeitungen, Broschüren und Büchern der „louve autrichienne“ unbedenklich zugeschrieben [...]“[1]

In der vorliegenden Arbeit soll das Verhalten Marie-Antoinettes und ihre Wirkung auf die öffentliche Meinung näher beleuchtet werden. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Halsbandaffäre gelegt werden, die als skandalträchtigste und folgenreichste Intrige in die Geschichte Frankreichs eingegangen ist. Darüber hinaus soll untersucht werden, welche Folgen sich aus der Affäre speziell für Marie-Antoinette ergaben und wie die Intrige das Verhalten der Königin verändert hat.

Gegenstand der Betrachtung wird zunächst das Leben Marie-Antoinettes und ihre Wirken auf die Öffentlichkeit während ihrer ersten Jahre am Versailler Hof sein. Ihre Rolle als Spielball der österreichischen und französischen Macht soll näher beleuchtet sowie die Auswirkungen ihrer Vergnügungssucht untersucht werden.

Zum Verständnis der Halsbandaffäre ist es unerlässlich deren Protagonisten sowie den Verlauf der Affäre zu skizzieren. Im Folgenden soll dann untersucht werden, welche Folgen sich aus dem Verlauf des Prozesses und den Urteilssprüchen für das französische Königshaus ergaben. Darüber hinaus wird die Rolle des Parlements de Paris angerissen werden.

Im weiteren Verlauf der Arbeit wird dann erläutert, inwiefern die Vorstellungen der Öffentlichkeit durch die Halsbandaffäre bestärkt wurden und welche Folgen sich aus dem gleichgültigen Verhalten Marie-Antoinettes ergaben. Daneben werden ebenfalls die Fehler Ludwigs XVI. erläutert und untersucht, inwiefern er dadurch zur Diffamierung seiner Frau beigetragen hat. Um die Veränderung des Verhaltens von Marie-Antoinette genauer beleuchten zu könne, wird im weiteren Verlauf der Arbeit zunächst auf ihr Verhalten bis zu Halsbandaffäre eingegangen. Im Anschluss daran wird dann das Verhalten der Königin bis zu ihrem Tod genauer untersucht werden. Abschließend wird dann gesondert auf die Rolle der öffentlichen Meinung, insbesondere die Verleumdungen durch Pamphlete, eingegangen werden.

Die Arbeit basiert hauptsächlich auf den Werken von Stefan Zweig aus dem Jahr 1982, dem Buch Antal Szerbs aus dem Jahr 2005 sowie der Doppelbiographie über Ludwig XVI. und Marie-Antoinette, von Cronin aus dem Jahr 1993. Außerdem wurde auch die neueste Biographie über Marie-Antoinette zur Erstellung dieser Arbeit herangezogen. Es handelt sich hierbei um das Werk Marie-Antoinette. Une reine brisée, von Annie Duprat aus dem Jahr 2006.

Für eine Rezeptionsgeschichte ist es unerlässlich auch zeitgenössische Quellen zu Rate zu ziehen. In dieser Arbeit wird unter anderem die Correspondence de Marie-Antoinette sowie der geheime Briefwechsel zwischen Maria-Theresia und Marie-Antoinette herangezogen. Darüber hinaus wird auch Bezug auf die Schrift der Jeanne de Valois genommen.

B Die Autrichienne in Paris

Bis zum Regierungsantritt Ludwigs XVI. 1774, erfreute sich das Paar einer gewissen Beliebtheit im Land. Allerdings hatte die junge Habsburgerin in ein Land eingeheiratet, in dem der Hass gegen Österreich fast so alt war wie Frankreich selbst.[2] Als Gründe für die Abscheu der Frau Ludwigs XVI. nennt Maza zum einen deren Leichtfertigkeit zum anderen ihr ungeschicktes Einmischen in politische Angelegenheiten. Marie-Antoinette wurde von Anfang an als Spielball der beiden politischen Mächte, den Habsburgern und den Bourbonen, betrachtet.[3] Beide Königshäuser hatten Jahrhunderte lang um die Vorherrschaft in Europa gekämpft. Um den langersehnten Frieden zwischen Österreich und Frankreich zu besiegeln, schmiedeten Choiseul, Außenminister Ludwigs XV. und Kaunitz, ein Berater Maria Theresias ein Bündnis. Die junge Marie Antoinette sollte mit dem Dauphin des französischen Königshauses verheiratet werden.[4]

Als die Ehe über einen Zeitraum von acht Jahren hinweg kinderlos blieb, mehrte sich der Unmut im Volk. Waren die Pamphlete gegen Marie-Antoinette bis dahin politisch und anti-österreichisch konnotiert, wurden sie nun immer persönlicher und pornographischer. So schreibt Baumarchais, in Anlehnung an die vierzehn Geschwister der Dauphine, über die andauernde Kinderlosigkeit des Königspaares: „Wie man weiß, ist die Enthaltsamkeit nicht eben die vornehmste Tugend der Frauen aus dem Hause Österreich“.[5]

Darüber hinaus geriet Marie-Antoinette aufgrund ihrer Verschwendungssucht in Misskredit des französischen Volkes. Ihrem unüberwindlichen Widerwillen geistiger Betätigung, stand eine leidenschaftliche Vorliebe für Spiele, Schmuck und Mode gegenüber. Sie gab Unsummen für diese Vergnügungen aus und hatte bereits im Jahr 1777 Schulden in Höhe von mehreren hunderttausend Livres.[6]

Die königliche Familie und der Adel waren in der Zeit des Absolutismus öffentliche Personen. In ganz Europa wurden der Lebenswandel von Versailles, die Sprache und Architektur übernommen. Und so ist es nicht verwunderlich, wenn Véri über Marie-Antoinette schreibt:„ Der ständige Stilwechsel in ihrer Kleidung ist der eigentliche Grund für das Ressentiment der Leute gegenüber der Königin. Der kleine Bourgeois behauptet, er werde ruiniert von den Hirngespinsten seiner Frau und seiner Töchter, die ebenso abwechslungsreiche Garderobe wie die Königin wünschten. Hersteller und Verkäufer können nicht mehr abschätzen, was sich verkaufen lässt.“[7]

Doch die Königin zog nicht nur den Unmut des Volkes auf sich, sondern auch den des Hofes. Marie-Antoinette hegte eine große Vorliebe für die Oper. Am Hofe wurde sie dafür kritisiert, weil sie sich dabei unter das gemeine Volk mischte und ihrer Vergnügungssucht frönte. Dass Marie-Antoinette, nach der Auffassung Cronins, der Oper durch ihren Besuch einen Karitasdienst erweisen wollte, der die Einnahmen steigern sollte, erscheint nicht plausibel.[8]

Mit dem Ausbruch der Halsbandaffäre im Jahre 1785 fanden die Gerüchte über die Genusssucht der Königin, in den Augen des Volkes eine traurige Bestätigung.

C Die Halsbandaffäre

Im Sommer des Jahres 1785 ereignete sich am Hof von Versailles ein Skandal, der weit über die Palastgrenzen hinaus bekannt wurde. Mit diesem Skandal, der Halsbandaffäre, erreichte auch der Hass gegen die Königin seinen Höhepunkt.

Seit mehreren Jahren schwelte im Volk der Unmut gegen die verschwenderische l’Autrichienne und den Pomp von Versailles. Durch den Halsbandprozess bekam das französische Volk endlich die Antwort, nach der es so lange gesucht hatte: am französischen Hofe wurden Millionen von Livres für ein Diamantenhalsband ausgegeben, während das einfache Volk stundenlang schwerster körperlicher Arbeit nachgehen musste, um sich ein Stück Brot zu verdienen.[9]

C.I Die Protagonisten

C.I.1 Kardinal Rohan

Louis Kardinal de Rohan gehörte einer der ältesten und ruhmvollsten Familien Frankreichs an. Die Familie de Rohan entstammte einem großen Adelsgeschlecht aus der Bretagne und hatte zudem Verbindungen zu den Fürsten von Lothringen.[10]

Geboren am 25. September 1734 in Paris und nach einem Theologiestudium, wurde er mit 26 Jahren Koadjutor seines Onkels, des Bischofs von Straßburg. Die Memoiren der Elsässerin Baronin Oberkirch, Schildern den Kardinal folgendermaßen: „Er sieht vortrefflich aus, ist aber alles eher als fromm und hat eine bedenkliche Neigung zu den Frauen. Voll von Geist zwar und Liebenswürdigkeit, legt er dennoch Leichtgläubigkeit an den Tag, die ihn schon teuer zu stehen gekommen ist.“[11]

Der ihm von der Baronin attestierte „bedenkliche Umgang mit Frauen“, wurde ihm während seines Amtes als Gesandter in Wien 1771, zum Verhängnis. Wegen seines leichten Lebensstil hatte er den Groll der Kaiserin Maria Theresia auf sich gezogen. Der Unmut Maria Theresias und die Tatsache, dass Rohan die österreichische Kaiserin vom frivolen Lebenswandel Marie-Antoinettes unterrichtete, ließen ihn in der Gunst der damaligen Dauphine sinken. Nach seiner Rückkehr aus Wien, war er bestrebt, in der Gunst der Königin zu steigen.[12]

C.I.2 Jeanne de la Motte

Diese Frau stand im Mittelpunkt der Halsbandaffäre. Gleichwohl sie aus dem Adelshaus der Valois stammte, wuchs sie in ärmsten Verhältnissen auf und gelangte durch einen glücklichen Zufall in die Obhut der Marquise von Boulainvilliers. Die Marquise erwirkte für das Mädchen eine kleine Pension bei Ludwig XV. und ließ sie auf eigene Kosten in Bar-sur-Aube in einem Pensionat erziehen. Später heiratete sie den Gendarmerieoffizier Nicolas de la Motte.[13]

Da Jeanne dem Geblüt der Valois entsprang, strebte sie stets den Lebensstil einer „Prinzessin von Geblüt“[14] an. Um dieses Ziel zu erreichen, schreckte sie vor Intrigen nicht zurück. Bei einem Zusammentreffen mit Kardinal Rohan auf Schloss Zabern, erkannte sie sofort dessen liebenswürdige Schwäche und erreichte, dass durch dessen Vermittlung die Bezahlung ihres Ehemannes bedeutend anstieg.

[...]


[1] zitiert nach: Zweig, S.: Marie Antoinette. Bildnis eines mittleren Charakters, Frankfurt 1982, S. 7.

[2] Cronin, V.: Ludwig VXI. und Marie-Antoinette. Eine Biographie, Hildesheim 1993, S. 10.

[3] Maza, S.: The Diamond Necklace Affair Revisited (1785-1786): The Case of the Missing Queen, in: Goodman, Dena (Hrsg.): Marie-Antoinette. Writings on the Body of a Queen, New York/ New York 2003, S. 73-74.

[4] Szerb, A.: Das Halsband der Königin, München 2005, S. 107; ebenso: Zweig, S., Marie Antoinette, S. 13.

[5] Beaumarchais, Pierre Augustin Caron de: Schmähschrift gegen Marie -Antoinette, München 1922, S. 123.

[6] Cronin, Marie Antoinette, S. 107ff.

[7] zur Kopie des Versailler Hofes vgl.: Landes, Joan B.: Women and the Public Sphere in the age of the French Revolution, 1988 London, S. 20; Zitat vgl.: Cronin, Marie Antoinette, S. 177f.; zur Königin als Tonangebende in der Mode, vgl.: Cobban, Alfred: Frankreich von Ludwig XIV. bis de Gaulle, München 1965, S. 115.

[8] vgl. Cronin, Marie-Antointte., S. 285.

[9] Zweig, Marie Antoinette, S. 247f.

[10] Funck-Brentano, Franz: L’Affair du Collier, Paris 1935, S. 9.

[11] Lernet-Holenia, Alexander: Das Halsband der Königin, Stuttgart/ Hamburg 1965, S. 21.

[12] Cobban, Alfred: Frankreich von Ludwig XIV. bis de Gaulle, München 1965, S. 120.

[13] Zweig, Marie Antoinette, S. 211f.

[14] Cronin, Marie-Antointte., S. 316.

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Über das Verhalten Marie-Antoinettes unter besonderer Berücksichtigung der Halsbandaffäre
Hochschule
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Note
2,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
26
Katalognummer
V91096
ISBN (eBook)
9783638048828
ISBN (Buch)
9783638942737
Dateigröße
498 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Verhalten, Marie-Antoinettes, Berücksichtigung, Halsbandaffäre
Arbeit zitieren
Carina Bornhäusser (Autor:in), 2007, Über das Verhalten Marie-Antoinettes unter besonderer Berücksichtigung der Halsbandaffäre, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91096

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