Über die Bedeutung von Qualitätsmanagement in der Sozialen Arbeit


Hausarbeit, 2007

23 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1) Vorwort

2) Was ist „Qualität“ in der Sozialen Arbeit?

3) Wozu dienen Qualität und Qualitätsstandards in der Sozialen Arbeit?

4) Wie erreiche ich Qualitätsstandards in Einrichtungen Sozialer Arbeit?

5) Fazit

6) Quellenverzeichnis

1) Vorwort

Neben eigenen Beobachtungen ist als Anlass und zugleich roter Faden für die vorliegende Hausarbeit ein Artikel von Wolfgang Kohrt zu nennen, der am 25. Oktober 2006 in der Berliner Zeitung erschien und den erschreckenden Titel „Die Totmacher“ trägt. Hierin berichtet der Autor über Mordserien in Krankenhäusern und Pflegeheimen, verübt von Pflegepersonal, das anscheinend unfähig war, „Leiden zu ertragen“ oder „eine beruflich überfordernde Situation zu lösen“. Der Autor berichtet über Prof. Karl Beine, der diese Fälle untersuchte. „Karl Beine wollte wissen, wie es sein kann, dass so etwas passiert, wer die Täter sind und wie und warum sie zu Tätern werden.“ Beines Beobachtungen sind niederschmetternd. „Die Medizin habe durch ökonomische Restriktionen keine Zeit mehr, die Menschen zu begleiten. Es gebe keine Kultur in den Krankenhäusern und Heimen, um Beziehungen zu Menschen herzustellen. Die Begegnungen zwischen Arzt und Patient, zwischen Pflegern und Kranken werden immer weniger, weil dazu keine Zeit mehr sei. Manchmal wird öffentlich von Altenbergen und Kostenfaktoren auf zwei Beinen geredet. Alte und kranke Menschen würden damit brutal entwertet.“ heisst es im Artikel. Für Karl Beine führt das dazu, „dass die Hemmschwelle für Patiententötungen sinkt, die Täter sich ermuntert und als Exekutoren des vermeintlichen Mehrheitswillens fühlen.“[1]

Der Pflegeexperte Claus Fussek weist in diesem Zusammenhang auf ein weiteres Problem hin. Viele Pflegekräfte seien in ihrem Beruf völlig überfordert und sind zum Teil schon ungeeignet in ihn hineingegangen. Was Fussek fordert ist „eine bessere Auswahl und umfangreichere Betreuung der Pflegekräfte“.[2]

Obwohl bereits 1993 das Gesundheitsstrukturgesetz verabschiedet wurde, das die Krankenhäuser zur Qualitätssicherung in der Pflege verpflichtet, sind solche Missstände Experten seit Jahren nach wie vor bekannt.

Nichtsdestotrotz wird dieses Gesetz als Vorläufer der Qualitätsdebatte in der Sozialen Arbeit gesehen (vgl. Meinhold & Matul, 2003)[3], hat denn nach der Politisierungs- und Therapeutisierungswelle in den letzten Jahrzehnten nun auch die Ökonomisierung als Megatrend die Soziale Arbeit erreicht. Die Qualitätsdebatte war nur eine logische Folge dessen. „Weil das Geld knapp wird, reden jetzt alle von Qualität.“[4]

Doch die Soziale Arbeit sollte sich nicht von dieser öffentlichen Diskussion beeindrucken lassen. Hier geht es darum, der durch Skandale, die nicht zuletzt durch Geld- und Zeitmangel mitverursacht worden sind, aufgescheuchten Öffentlichkeit genüge zu tun und Geldgebern, Kostenträgern und Steuerzahlern darzulegen, wie viel kann und wie viel muss noch für das wenige Geld. So steckt die Soziale Arbeit nun in einer Legitimationskrise. Große Wählergruppen honorieren Forderungen nach einem Abbau von Sozialleistungen. Kostenträger geraten unter Druck, den Nutzen der Sozialen Arbeit nachzuweisen. Die Sparzwänge führten zu Verwaltungsmodernisierungen. Es wurden neue Finanzierungsgrundlagen für Soziale Dienste geschaffen. Leistungsverträge wurden eingeführt, in denen soziale Leistungen als Produkte aufgeschlüsselt werden. Fortan ist es der leistungsfähigste Bewerber, der gewinnt. Die Verträge beschreiben zwar auch die zu erbringende Leistung, deren Qualität und eine Erfolgskontrolle, doch mit dem Wettbewerb gewinnen auch Außendarstellung und Vermarktung der eigenen Leistung an Bedeutung. Hierin sehe ich eine große Gefahr. Es mag etwas überspitzt sein, doch erinnert mich die Debatte ein wenig an den Gammelfleischskandal. Auch hier wunderten sich alle, die ihren Döner am besten für weniger als den Einkaufswert erstehen wollten, warum am Ende nur noch alles andere als Qualitätsfleisch im Döner ist.

Was ich sagen möchte, ist, dass die Soziale Arbeit wie kaum ein anderes Gewerbe eine Dienstleistung am Menschen ist. Das Maß der Kosten-Leistungsrechnung anzulegen ist mithin wichtig, aber nicht hinreichend. Soziale und fachlich-professionelle Überlegungen dürfen nicht unter den Tisch fallen. Wenn die Soziale Arbeit sich unter Wert verkauft, werden am Ende nicht mehr sozialverträgliche Lösungen gesucht, sondern soziale Probleme nur noch verwaltet. Und schließlich heisst Soziale Arbeit, auch mal Leistungen zu erbringen, die unrentabel sind.

Wenn ich mich im Folgenden der Frage nach der Bedeutung des Qualitätsmanagement in der Sozialen Arbeit widme, so spielen für mich bei dieser Frage folglich auch ethische Gesichtspunkte eine Rolle. Denn Qualität und Ethik sind in der Sozialen Arbeit meines Erachtens untrennbar miteinander verbunden. Wenn wir die Soziale Arbeit als Dienstleistung verstehen, was ich aus eben ethischen Gründen für dringend notwendig erachte, hat der Klient als Kunde einen Anspruch auf eine qualifizierte Dienstleistung.

Wie sich Qualität in der Sozialen Arbeit definiert, wozu Qualität und Qualitätsstandards in der Sozialen Arbeit dienlich sind und wie ich diese Qualitätsstandards erreiche und sie umsetze, soll in der vorliegenden Hausarbeit näher erläutert werden.

2) Was ist „Qualität“ in der Sozialen Arbeit?

Die deutsche Gesellschaft für Qualität beschreibt Qualität folgendermaßen:

„Qualität ist die Gesamtheit von Eigenschaften und Merkmalen eines Produktes oder einer Tätigkeit, die sich auf die Eignung zur Erfüllung gegebener Erfordernisse bezieht.“[5]

Qualität ist demnach nie absolut, sondern relativ. Sie steht in Beziehung zu Erfordernissen, die gegeben sind und die erfüllt werden sollen (vgl. König, 2002).[6]

Doch welche Erfordernisse sind das? Gibt es doch zahlreiche Perspektiven, aus denen man die Qualität eines Produktes oder einer Dienstleistung betrachten kann.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[7]

Jedes dieser Bewertungskriterien ist für sich allein genommen unzureichend. Erst wenn man alle Ebenen berücksichtigt, denke ich, erhält man ein Bild von der Qualität der Sozialen Arbeit. Dennoch meine ich, dass der Fokus, wenn es um die Begutachtung der Qualität Sozialer Arbeit geht, immer ein bisschen mehr auf den Klienten, den Hilfesuchenden, Hilfe-in-Anspruch-nehmenden oder wie auch immer man ihn nennen mag, zu legen ist. Dies begründet sich für mich zum einen mit der Tatsache, dass sich Soziale Arbeit immer mit gesamtgesellschaftlich relevanten Problemen beschäftigt, d.h. die Lösung von Problemlagen durch Soziale Arbeit auch immer, wenn auch nur im Kleinen, der Gesellschaft zugute kommt und somit der Fokus auf die Belange des Klienten auch immer ein Fokus auf gesamtgesellschaftliche Prozesse ist.

Zum anderen gibt es zahlreiche Umstände, die die Qualität Sozialer Arbeit gefährden, Standards eine besondere Bedeutung geben und die eine Fokussierung auf die Bedürfnisse des Klienten rechtfertigen. Zunächst wäre hier das Machtgefälle zu nennen, was die Beziehung zwischen Dienstleister und Klient bestimmt, sei es in einer Behörde, wo der Mitarbeiter über Leistungsgewährung entscheiden kann oder im Pflegeheim, wo es dem Mitarbeiter obliegt, ob er sich auch um zwischenmenschliche Nähe bemüht oder nur um die „kleine Toilette“. Dieses Abhängigkeitsverhältnis wird verstärkt durch die Tatsache, dass der Klient zumeist nicht – wie es bei anderen Dienstleistungen üblich ist – den „Anbieter“ wechseln kann. Es liegt meist in der Hand des dem Klienten zugeteilten Mitarbeiters, ihn (den Klienten) lediglich sozial so zu versorgen, dass er von Hilfe abhängig bleibt oder eben mehr für ihn zu tun, nämlich ihn zu befähigen, ein möglichst eigenständiges Leben zu führen.

Darüber hinaus nimmt die Soziale Arbeit Einfluss auf die Menschen und nicht nur in Folge dessen auch auf die Gesellschaft. Sei es der Sozialarbeiter, der als Familienhelfer tätig ist oder der Sozialarbeiter, der durch seine Arbeit Bürger an der Gestaltung ihres Kiezes beteiligt. In zahlreichen Aufgabengebieten sind Sozialarbeiter oder -pädagogen an der Lebensführung von Menschen beteiligt, können Einfluss nehmen auf ihre Wertvorstellungen und so auch gesellschaftlich verändernd wirken. Dies geschieht jedoch unter der Maxime, autonomes Handeln des Klienten zu ermöglichen.

Ein weiterer Punkt ist, dass die zunächst privaten Probleme des Klienten öffentlich werden, sobald er sich Hilfe suchend an eine Einrichtung wendet. Besonders die Inanspruchnahme behördlicher Unterstützung scheint damit verbunden, zum Verwaltungsakt zu werden. Der Klient wird registriert, seine Daten sind zumeist von mehr als einem Mitarbeiter abrufbar und einsehbar. Denke man nur an das Jobcenter. Hier weiß auch die Zentrale in Nürnberg, wenn Frau Müller auf Rügen sich von ihrem Mann scheiden lässt, um mit ihrem neuen Freund eine neue „Haushaltsgemeinschaft“ zu gründen. Doch auch in nicht-behördlichen Einrichtungen werden Probleme der Klienten, wenn auch anonymisiert, unter Mitarbeitern, in Supervisionsgruppen, bei der Einarbeitung der neuen Kollegin, der Freundin zu Hause oder wie auch immer besprochen. Es geht schlicht und ergreifend um Vertrauensschutz.

[...]


[1] Kohrt,Wolfgang; Die Totmacher; erschienen in der Berliner Zeitung; Berliner Verlag; 25.Oktober 2006; S.3

[2] BLZ; Erschreckender Mangel an Anteilnahme, erschienen in der Berliner Zeitung; Berliner Verlag; 21.November 2006; S.28

[3] Marianne Meinhold und Christian Matul; Qualitätsmanagement aus der Sicht von Sozialarbeit und Ökonomie; Nomos-Verlag; Baden-Baden; 2003; S.31

[4] König, Joachim; Wert und Bewertung Sozialer Arbeit, erschienen in Der Wert der Sozialen Arbeit; Thies Boysen & Marius Strecker, Herbert Utz Verlag; München; 2002; S. 9

[5] Marianne Meinhold und Christian Matul; Qualitätsmanagement aus der Sicht von Sozialarbeit und Ökonomie; Nomos-Verlag; Baden-Baden; 2003; S.15

[6] König, Joachim; Wert und Bewertung Sozialer Arbeit, erschienen in Der Wert der Sozialen Arbeit; Thies Boysen & Marius Strecker, Herbert Utz Verlag; München; 2002; S. 9

[7] König, Joachim; Wert und Bewertung Sozialer Arbeit, erschienen in Der Wert der Sozialen Arbeit; Thies Boysen & Marius Strecker, Herbert Utz Verlag; München; 2002; S. 10

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Über die Bedeutung von Qualitätsmanagement in der Sozialen Arbeit
Hochschule
Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin
Note
1,7
Autor
Jahr
2007
Seiten
23
Katalognummer
V93107
ISBN (eBook)
9783638069205
ISBN (Buch)
9783638955546
Dateigröße
565 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bedeutung, Qualitätsmanagement, Sozialen, Arbeit
Arbeit zitieren
Astrid Gnielka (Autor:in), 2007, Über die Bedeutung von Qualitätsmanagement in der Sozialen Arbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93107

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