Exegese und evangelistische Predigt über die Fußwaschung (Joh 13)


Seminararbeit, 2008

34 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Exegese zu Joh 13,1-20
1.1 Der Text
1.1.1 Gliederung
1.1.2 Erläuterungen zur Gliederung
1.2 Einzelexegese
1.3 Joh 13 im Kontext
1.3.1 Joh 13 im Kontext des Johannes-Evangeliums
1.3.2 Joh 13 im Kontext der Evangelien

2. Die Textvermittlung
2.1 Hörerkreis und Predigtsituation
2.2 Probleme der Vermittlung des Textes
2.3 Evangelistische Predigt über die Fußwaschung

Literaturverzeichnis

Einleitung

Die Geschichte, wie Jesus seinen Jüngern die Füße wäscht (Joh 13,1-20), ist „die Geschichte der vollendeten Liebe“ (Blank 1977:36). Nur wenige Texte der Bibel zeigen die Erniedrigung, der sich Jesus Christus selbst unterworfen hat, deutlicher. Dies macht diese Geschichte so eindrücklich.

Diese Geschichte als evangelistische Predigt für eine Zielgruppe von Nichtchristen zu vermitteln, bringt aber gewisse Schwierigkeiten mit sich. Ein Problem besteht darin, dass sich der Skopus des Textes (V. 15) an Christen wendet. Desweiteren enthält der Text so manche Formulierung, die für Menschen, die nicht christlich sozialisiert sind, unverständlich oder gar anstößig sind. Die Bedingungen, aus diesem Text eine evangelistische Predigt zu formulieren, sind also alles andere als ideal.[1] Dass es aber dennoch gelingen kann, soll diese Arbeit zeigen.

Das Thema der Evangelisationspredigt ist in der wissenschaftlichen Theologie ein umstrittenes Thema, wie Bub in seiner bedeutenden Dissertation zu diesem Thema schon im Untertitel hervorhebt (1990). Manche verschweigen das Thema gänzlich. So sucht man es z. B. vergeblich in Rösslers Kapitel zur Homiletik in seinem „Grundriß der Praktischen Theologie“ (1994:346-406). Winter gesteht demgegenüber der missionarischen[2] Verkündigung jedoch einen wichtigen Raum im Gemeindeleben zu (1979:279f.), was er mit dem deutlichen Satz „Ohne das missionarische Zeugnis ist eine Kirche keine lebendige Kirche“ (:282) am klarsten zum Ausdruck bringt. Im „Handbuch der Praktischen Theologie“ von Bloth u.a. werden dem Thema der Evangelisation sogar zwei Kapitel gewidmet (1987:79-89). Diese drei exemplarischen Beispiele sollen genügen, um zu zeigen, welchen unterschiedlichen Stellenwert der Evangelisationspredigt innerhalb der Praktischen Theologie zugemessen wird.

Der erste Teil dieser Arbeit beinhaltet eine ausführliche Exegese. Im zweiten Hauptteil wird zunächst der Hörerkreis und die Predigtsituation dargestellt (Kap. 2.1), woraus sich die weiteren Überlegungen ergeben, wie die Geschichte deer Fußwaschung speziell auf diesen Hörerkreis und diese Predigtsituation hin gestaltet werden kann (Kap. 2.2). Zuletzt folgt die evangelistische Predigt (Kap. 2.3).

1. Exegese zu Joh 13,1-20

1.1 Der Text

1.1.1 Gliederung

Einleitung

1Πρὸ δὲ τῆς ἑορτῆς τοῦ πάσχα

εἰδὼς ὁ Ἰησοῦς ὅτι ἦλθεν αὐτοῦ ἡ ὥρα

ἵνα μεταβῇ ἐκ τοῦ κόσμου τούτου πρὸς τὸν πατέρα,

ἀγαπήσας τοὺς ἰδίους τοὺς ἐν τῷ κόσμῳ εἰς τέλος ἠγάπησεν αὐτούς.

Die Fußwaschung

2καὶ δείπνου γινομένου,

τοῦ διαβόλου ἤδη βεβληκότος εἰς τὴν καρδίαν ἵνα παραδοῖ αὐτὸν Ἰούδας Σίμωνος Ἰσκαριώτου,

3εἰδὼς ὅτι πάντα ἔδωκεν αὐτῷ ὁ πατὴρ εἰς τὰς χεῖρας

καὶ ὅτι ἀπὸ θεοῦ ἐξῆλθεν καὶ πρὸς τὸν θεὸν ὑπάγει,

4ἐγείρεται ἐκ τοῦ δείπνου καὶ τίθησιν τὰ ἱμάτια

καὶ λαβὼν λέντιον διέζωσεν ἑαυτόν·

5εἶτα βάλλει ὕδωρ εἰς τὸν νιπτῆρα

καὶ ἤρξατο νίπτειν τοὺς πόδας τῶν μαθητῶν

καὶ ἐκμάσσειν τῷ λεντίῳ ᾧ ἦν διεζωσμένος.

Dialog zwischen Jesus und Petrus

6ἔρχεται οὖν πρὸς Σίμωνα Πέτρον·

λέγει αὐτῷ· κύριε, σύ μου νίπτεις τοὺς πόδας;

7ἀπεκρίθη Ἰησοῦς καὶ εἶπεν αὐτῷ·

ὃ ἐγὼ ποιῶ σὺ οὐκ οἶδας ἄρτι,

γνώσῃ δὲ μετὰ ταῦτα.

8λέγει αὐτῷ Πέτρος·

οὐ μὴ νίψῃς μου τοὺς πόδας εἰς τὸν αἰῶνα.

ἀπεκρίθη Ἰησοῦς αὐτῷ·

ἐὰν μὴ νίψω σε, οὐκ ἔχεις μέρος μετ᾽ ἐμοῦ.

9λέγει αὐτῷ Σίμων Πέτρος·

κύριε, μὴ τοὺς πόδας μου μόνον ἀλλὰ καὶ τὰς χεῖρας καὶ τὴν κεφαλήν.

10λέγει αὐτῷ ὁ Ἰησοῦς·

ὁ λελουμένος οὐκ ἔχει χρείαν

εἰ μὴ τοὺς πόδας νίψασθαι,

ἀλλ᾽ ἔστιν καθαρὸς ὅλος·

καὶ ὑμεῖς καθαροί ἐστε, ἀλλ᾽ οὐχὶ πάντες.

11ᾔδει γὰρ τὸν παραδιδόντα αὐτόν·

διὰ τοῦτο εἶπεν ὅτι οὐχὶ πάντες καθαροί ἐστε.

Die Belehrung

12Ὅτε οὖν ἔνιψεν τοὺς πόδας αὐτῶν

[καὶ] ἔλαβεν τὰ ἱμάτια αὐτοῦ

καὶ ἀνέπεσεν πάλιν,

εἶπεν αὐτοῖς·

γινώσκετε τί πεποίηκα ὑμῖν;

13ὑμεῖς φωνεῖτέ με· ὁ διδάσκαλος, καί· ὁ κύριος,

καὶ καλῶς λέγετε· εἰμὶ γάρ.

14εἰ οὖν ἐγὼ ἔνιψα ὑμῶν τοὺς πόδας ὁ κύριος καὶ ὁ διδάσκαλος,

καὶ ὑμεῖς ὀφείλετε ἀλλήλων νίπτειν τοὺς πόδας·

15ὑπόδειγμα γὰρ ἔδωκα ὑμῖν

ἵνα καθὼς ἐγὼ ἐποίησα ὑμῖν

καὶ ὑμεῖς ποιῆτε.

16ἀμὴν ἀμὴν λέγω ὑμῖν,

οὐκ ἔστιν δοῦλος μείζων τοῦ κυρίου αὐτοῦ

οὐδὲ ἀπόστολος μείζων τοῦ πέμψαντος αὐτόν.

17εἰ ταῦτα οἴδατε, μακάριοί ἐστε ἐὰν ποιῆτε αὐτά.

18Οὐ περὶ πάντων ὑμῶν λέγω· ἐγὼ οἶδα τίνας ἐξελεξάμην·

ἀλλ᾽ ἵνα ἡ γραφὴ πληρωθῇ·

ὁ τρώγων μου τὸν ἄρτον ἐπῆρεν ἐπ᾽ ἐμὲ τὴν πτέρναν αὐτοῦ.

19ἀπ᾽ ἄρτι λέγω ὑμῖν πρὸ τοῦ γενέσθαι,

ἵνα πιστεύσητε ὅταν γένηται ὅτι ἐγώ εἰμι.

20ἀμὴν ἀμὴν λέγω ὑμῖν,

ὁ λαμβάνων ἄν τινα πέμψω ἐμὲ λαμβάνει,

ὁ δὲ ἐμὲ λαμβάνων λαμβάνει τὸν πέμψαντά με.

1.1.2 Erläuterungen zur Gliederung

Mit Kapitel 13 beginnt ein neuer Abschnitt. Dies wird deutlich an der neuen Zeitangabe: „Πρὸ δὲ τῆς ἑορτῆς τοῦ πάσχα“. Vers 1 kann als Einleitung für das ganze nachfolgende Geschehen bis zur Kreuzigung betrachtet werden.

Die Verse 2-11 erzählen die Geschichte, wie Jesus seinen Jüngern die Füße wäscht. Dieser Abschnitt lässt sich noch einmal in zwei Unterabschnitte aufteilen: Die Verse 2-5 berichten den eigentlichen Akt der Fußwaschung, die Verse 6-11 geben den Dialog zwischen Jesus und Petrus wieder. [3]

Die Verse 12-20 bilden eine Einheit (Strathmann 1963:188; Bultmann 1968:351; Schulz 1978:171). Sie geben die an die Fußwaschung anschließende und darauf bezugnehmende Belehrung Jesu an seine Jünger wieder. Die eigentliche Fußwaschung ist abgeschlossen, wie die einleitenden Worte in Vers 12 deutlich machen: „Ὅτε οὖν ἔνιψεν τοὺς πόδας αὐτῶν [καὶ] ἔλαβεν τὰ ἱμάτια αὐτοῦ καὶ ἀνέπεσεν πάλιν“. Schnackenburg unterteil diese Einheit noch in die Verse 12-17 und 18-20 (1975:26.30).

Mit Vers 21 beginnt eine neue Erzählung (Strathmann 1963:188; Bultmann 1968:365; Schulz 1978:175), die mit den Worten „Ταῦτα εἰπὼν [ὁ] Ἰησοῦς ἐταράχθη τῷ πνεύματι“ eingeleitet wird. Sie ist aber keine ganz neue Episode, sondern greift das vorherige Geschehen auf, indem Jesus sagt: „ἀμὴν ἀμὴν λέγω ὑμῖν ὅτι εἷς ἐξ ὑμῶν παραδώσει με“. Dies greift bis in die Wortwahl auf die Verse 2 und 11 zurück, nur dass statt des Verbs nun das Substantiv benutzt wird. Auch das Gebot der Liebe (V. 34f.) nimmt Bezug auf das Handeln Jesu bei der Fußwaschung.

1.2 Einzelexegese

V 1: „πάσχα“

Sowohl der Ursprung des Begriffs als auch seine inhaltliche Bedeutung hat das Passah im Judentum des Ersten[4] Testaments, wo es als xsp in Erscheinung tritt. In Ex 12 wird berichtet, wie die Israeliten in Ägypten auf den Befehl Gotte hin ein makelloses, einjähriges, männliches Lamm schlachteten, das Blut an die Türpfosten strichen und das gebratene Fleisch zusammen mit ungesäuertem Brot und bitteren Kräutern aßen. Das Blut an den Türpfosten schützte die Bewohner davor, dass der Erstgeborene des Hauses in jener Nacht von Gott getötet würde. Zum Gedenken an dieses Ereignis, welches zur Befreiung aus der ägyptischen Knechtschaft führte (Ex 12,29-33), wurde jährlich mit einem Fest daran erinnert (Num 9,2-5). Zur Zeit Jesu (und bis heute) war es „das Hauptfest des Jahres“ (Schaller 1967:324). Viele Juden wünschten sich damals die Befreiung von der römischen Herrschaft. Weil das Passahfest ein Fest der Befreiung (aus ägyptischer Knechtschaft) war, waren diese Festtage zur Zeit Jesu „jedesmal eine Zeit gesteigerter messianischer Erwartungen“ (:324).

„Πρὸ δὲ τῆς ἑορτῆς τοῦ πάσχα“

Die Zeitangabe ist ungenau: es war vor dem Passah, aber es wird nicht genau gesagt, wie lange vor dem Passah. Auch das Geschehen in Joh 12 wurde nach der Zeitrechnung „vor dem Passah“ datiert, dort allerdings mit dem präzisierenden Zusatz „sechs Tage“ (Joh 12,1). Ob die Fußwaschung nur ein paar Stunden oder mehrere Tage vor dem Passah war, wird in Joh 13 nicht genau gesagt. Erst aus dem Zusammenhang mit den folgenden Kapiteln (Joh 18,28; 19,14) ergibt sich, dass sich das nachfolgend berichtete Geschehen einen Tag vor dem Passahfest ereignete.

„εἰδὼς ὁ Ἰησοῦς ὅτι ἦλθεν αὐτοῦ ἡ ὥρα“

Dreimal wird in Joh 13,1-20 ausgesagt, dass Jesus etwas wusste:

- V. 1: „εἰδὼς ὁ Ἰησοῦς ὅτι ἦλθεν αὐτοῦ ἡ ὥρα ἵνα μεταβῇ ἐκ τοῦ κόσμου τούτου πρὸς τὸν πατέρα“;
- V. 3: „εἰδὼς ὅτι πάντα ἔδωκεν αὐτῷ ὁ πατὴρ εἰς τὰς χεῖρας καὶ ὅτι ἀπὸ θεοῦ ἐξῆλθεν καὶ πρὸς τὸν θεὸν ὑπάγει“;
- V. 18: „ἐγὼ οἶδα τίνας ἐξελεξάμην“.

Aussagen über Jesu Wissen finden sich im Johannes-Evangelium besonders häufig:

[...]


[1] Bub schreibt sogar, dass Textpredigten bei Evangelisationsveranstaltungen generell „eine unnötige Erschwernis darstellen“ (1990:94). Dass trotzdem ein Text die Grundlage dieser Predigt ist, hängt mit der besonderen Predigtsituation zusammen (Kap. 2.1).

[2] Generell ist zu beachten, dass die Begriffe „evangelistisch“ und „missionarisch“ in der Literatur oft nicht exakt voneinander unterschieden und manchmal gleichgesetzt werden.

[3] Diese Gliederung entspricht der von Schnackenburg (1975:15-26). Anders gliedern Strathmann (1963:188) und Bultmann (1968:351) die ersten Verse, die sie in die „inneren Voraussetzungen“ (Strathmann 1963:188) der Verse 1-3 und die eigentliche Fußwaschung der Verse 4-11 zusammenfassen. Beide Möglichkeiten zur Einteilung lassen sich sinnvoll begründen. Allerdings verlangt die Unterteilung von Strathmann und Bultmann einen Einschnitt mitten im Satz zwischen Vers 3 und Vers 4, was zwar inhaltlich vertretbar, literarisch aber problematisch ist.

[4] Ich folge hier entgegen der gängigeren Ausdrucksweise „Altes Testament“ der Terminologie Erich Zengers.

Ende der Leseprobe aus 34 Seiten

Details

Titel
Exegese und evangelistische Predigt über die Fußwaschung (Joh 13)
Autor
Jahr
2008
Seiten
34
Katalognummer
V93328
ISBN (eBook)
9783638067379
ISBN (Buch)
9783638953955
Dateigröße
623 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Text enthält einzelne Seiten in griechischer Schrift
Schlagworte
Exegese, Predigt, Fußwaschung
Arbeit zitieren
Dirk Fuisting (Autor:in), 2008, Exegese und evangelistische Predigt über die Fußwaschung (Joh 13), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93328

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