Die Historia Apollonii regis Tyrii - ein antiker Roman


Referat / Aufsatz (Schule), 1998

5 Seiten


Leseprobe


Die Historia Apollonii regis Tyrii - ein antiker Roman

Die Geschichte "Apollonius von Tyrus " spielt im Altertum. Es geht um einen König, der nach vielen Schicksalsschlägen doch noch sein Glück findet. Die Geschichte beinhaltet mehrere Märchenmotive ( die Brautwerbung, die böse Stiefmutter, die Heiratmit der Prinzessin; etc.) .Aber auch kritische Punkte werden angesprochen, wie z.B. Inzest. Hauptdarsteller des Stückes ist Apollonius von Tyrus. Er muß Rätsel lösen, vor seinen Mördern fliehen, er darf die Prinzessin heiraten und muß natürlich auch viele Leiden erdulden.

Der spätantike Roman spielt im öströmischen griechisch beeinflußten röm. Reich, in den heutigen Ländern Syrien, Libanon, der Türkei und in Lybien und ist der mittelalterlichen Textsammlung ‚Gesta Romanorum" entnommen; der Autor jedoch ist unbekannt.

Der Roman beginnt mit einer Art "Vorgeschichte", um nachher den Held der Geschichte - König Apollonius - auf passende Weise einzuführen.

Und zwar wird erzählt, wie der König Antiochus mit seiner Tochter Inzest begeht. Diese Passage ist sehr lang und wird ausführlich beschrieben. Der Leser muß sich halt mit diesem kritischen Thema auseinandersetzen und hat Zeit, sich in die Geschichte einzufühlen, bevor der eigentliche Hauptteil beginnt.

Das ganze fängt wie ein Märchen an, da es heißt: "Es war einmal ein König, der hatte eine Tochter, ..." - also ganz das Märchenmotiv.

Jetzt wird allmählich daraufhin gearbeitet, Apollonius erscheinen zu lassen.

Da der König nicht will, daß der Inzest bekannt wird, gibt er vor, seine Tochter verheiraten zu wollen. Allen Freiern stellt er ein Rätsel - lösen sie es nicht, läßt er sie köpfen und hängt die Köpfe übers Stadttor. Dieses Motiv finden wir in vielen Geschichten, vor allem in ausländischen Märchen.

Der König benutzt diese Greueltat als Abschreckung, daß erst gar keiner versucht, seine Tochter zu freien, denn natürlich will er sie nicht hergeben. Und sollte jemand das Rätsel tatsächlich lösen, läßt er ihn ebenso umbringen, denn dann hätte man den Inzest aufgedeckt (das Rätsel handelt davon).

Zu diesem Zeitpunkt tritt die Prinzessin schon nicht mehr leiblich in dem Roman auf und wird es auch nicht mehr tun - sie diente schließlich nur als Einleitung. Und jetzt kommt der Held der Geschichte ins Spiel - König Apollonius von Tyrus. Er reist nach Antiochien, um die Tochter zu freien. Selbstverständlich löst er das Rätsel, und dies ist der Schlüssel zur ganzen Geschichte. Denn jetzt wird ihm ein Kopfgeldjäger auf den Hals gehetzt, so daß er noch am selben Tag/bzw. Nacht seiner Rückkehr (nach Tyrus) fliehen muß. Er flieht mit einem Schiff in einer Nacht- und Nebelaktion.

Spätestens jetzt ist der Leser von dem Roman gebannt und möchte wissen, ob es A. gelingt, dem Mörder zu entkommen. Er ist auch ein wenig enttäuscht, daß er die schöne Tochter des Königs Antiochus nicht bekommen hat. Daß Apollonius ein guter König sein muß, wird im nächsten Teil deutlich, in dem die Bürger ihn suchen, aber nicht finden können. Vor Schmerz darüber stimmen sie ein großes Wehklagen an und schließen alle Läden und Veranstaltungen- so verehren sie ihn. Der Leser ist nun höchst angetan von Apollonius, da er ihn allmählich von allen Seiten kennenlernt. Der Kopfgeldjäger, der dem Zweck diente, A. aufs Meer zu treiben, wird nun nicht mehr gebraucht und geschickt aus dem Roman genommen.

Apollonius gelangt nach Tharsien. Hier begegnet er Hellenicus, einem einfachen Bürger, der ihn vor König Antiochus warnen will - dieser hat eine Belohnung auf Apollonius` Kopf gesetzt.

Dem Leser wird nun eine Schattenseite des Apollonius vor Augen gehalten, da dieser Hellenicus zuerst hochmütig abweist. Aber gerade die Tatsache, daß auch der größte Held Fehler macht, verleiht A. einen realistischen Charakter.

Doch gleich darauf folgt wieder eine gute Tat, denn er rettet die Bürger von Tharsus vor einer Hungersnot. Vor Dankbarkeit setzen sie ihm ein Denkmal. Außerdem gewinnt er neue Freunde, z.B. Stranguillio. Dieser spielt im Roman noch eine bedeutende Rolle, und als A. Tharsus wieder verläßt, ahnt der Leser, daß Stranguillio noch einmal in der Geschichte wiederkehrt - außerdem hat Apollonius nun einen Zufluchtsort. Bis hierhin ist nun schon viel passiert. Will man es gliedern, kann man es so beschreiben: Einleitung, Entstehen eines Konflikts, Spannungszunahme, (kleiner) Ruhepunkt.

Und jetzt kommt ein entscheidender Einschnitt in der Geschichte: Apollonius erleidet Schiffbruch und verliert sein ganzes Hab und Gut. Einerseits vergißt der Leser nun, daß A. ja immer noch verfolgt wird, denn das ist nun Nebensache. Andererseits ist er darauf erpicht zu erfahren, was nun mit ihm geschieht, da er gerade mal mit seinem "nackten" Leben davongekommen ist.

Ein armer Fischer, der selbst kaum genug für sich selbst zum Leben hat, nimmt A. auf. Hat es nicht etwas mit Schicksal zu tun, daß A. als einziger den Schiffbruch überlebte und nun von der Armut in Person liebevoll aufgenommen wird? Der Leser wird darin keine Zweifel haben. Jetzt muß Apollonius, der reiche König, die Armut kennenlernen. Vom höchsten Stand ist er in zum tiefsten gesunken. Aber die Sache hat natürlich auch einen "tieferen" Sinn:

Nur ein König, der wirklich weiß, was Armut bedeutet, ist ein guter König, denn er wird jegliche Armut in seinem Reich vermeiden - soweit er ein gutes Herz hat, und das hat Apollonius - wie der Leser mittlerweile weiß.

Der gute Fischer teilt seinen Mantel mit A. , wie schäbig er auch sein mag. Diese Passage kennen wir vom St. Martin, der seinen Mantel mit einem Bettler teilte.

Apollonius geht in die Stadt, um sein Glück zu machen, doch vorher verspricht er dem Fischer, ihn nicht zu vergessen und später einmal zu belohnen.

Durch gute Umstände wird Apollonius an den Hof des König Archistrates geladen.

Doch als er in seinen Lumpen dasteht und um ihn herum all den Reichtum wahrnimmt, fängt er wehmütig an zu weinen. Ein Berater des Königs deutet dies falsch und will dem König einreden, er weine, weil er neidisch auf den Reichtum ist.

Doch der König erkennt sofort, daß A. weint, weil er seinen eigenen Reichtum vermißt und tritt dem Leser auf ganz sympathische Weise ins Bewußtsein. Er ist genau das Gegenteil von König Antiochus, denn er ist offen und gutherzig, während Antiochus verschlagen und grausam ist.

Auch er hat eine Tochter und das Verhältnis Vater -Tochter ist wiederum genau das Gegenteil von dem des anderen Königs. Es ist ein gutes Verhältnis und die Tochter kann offen mit ihrem Vater reden.

Prinzessin und Apollonius lernen sich kennen. Sie erfährt von dem harten Schicksal, das er ertragen mußte und beschenkt ihn darauf mit Reichtümern. Als die Prinzessin auf ihrer Harfe spielt, ist A. der einzige, der nicht klatscht , und auf eine recht angeberische Weise zeigt er den Leuten, was wirkliches Harfenspiel bedeutet. Und nicht nur das, er führt auch Kunststücke und derart vor. Die Prinzessin verliebt sich darauf unsterblich in den jungen A. Dies ist etwas ungewöhnlich bzw. selten, da in sehr vielen Geschichten sich zuerst der Mann in eine Frau verliebt. Doch in diesem Roman ist es halt anders.

Apollonius gibt der Prinzessin Harfenunterricht (auf ihren Wunsch) und bald wird sie richtig "krank" vor Liebe. Der Leser weiß nun, daß es ihr ernst ist, aber er merkt auch, daß A. immer mehr unwissend in eine Schiene gedrängt wird - früher oder später wird er sich auch verlieben "müssen", denn unsichtbar haben Vater und Tochter ihn in eine Ecke gedrängt. Dies soll nicht negativ wirken - im Gegenteil: Manchmal müssen Menschen ganz einfach zu ihrem Glück hingeleitet werden. Und dies kommt auch. Nach einem Briefwechselspiel, in dem A. den Boten zwischen Prinzessin und ihren Bewerbern ist, kommt heraus, daß sie ihn liebt und der Vater gibt seine Einwilligung zur Hochzeit, die bald darauf stattfindet.

Dieser Abschnitt ist der Höhepunkt des Glückes im Roman. Apollonius hat nun seinen Reichtum wieder und eine wundervolle Gattin dazu, und große Liebe herrscht zwischen den beiden. In einem Märchen wäre die Geschichte wohl jetzt zu Ende; nicht aber hier. Vor dem "Happy End" muß es noch tüchtig Schicksalsschläge hageln, damit der Leser befriedigt das Buch aus den Händen legen kann.

König Antiochus ist vom Blitz erschlagen worden (eine Rache Gottes, munkelt man) und das Königreich steht nun Apollonius zu. Unvernünftigerweise will A. sofort losreisen, das Reich zu übernehmen, obwohl seine Frau hochschwanger ist. Nach all den guten Seiten kommt nun wieder eine Schattenseite von ihm zutage: Egoismus. Damit sie bei der Geburt bei ihm sein kann, fährt die Königin mit Apollonius hinaus aufs Meer. Doch als sie auf hoher See eine Tochter zur Welt bringt, stirbt sie.

Und somit beginnt erneut das Leid für A. Vor Trauer läßt er einen schwimmenden Sarg bauen und setzt den toten Körper seiner Frau mit einigen Goldstücken auf dem Meer aus. Sollte der Sarg irgendwo angeschwemmt werden, hofft er, daß jemand ein anständiges Begräbnis für sie veranstaltet. Ja, unser Held wird ganz schön auf die Probe gestellt: Erst will man ihn töten, so daß er aus seinem eigenen Land fliehen muß, dann erleidet er Schiffbruch und verliert sein ganzes Hab und Gut und jetzt verliert er auch noch das, was er am meisten liebt: seine Frau. Da kann noch nicht mal seine neugeborene Tochter die Trauer vertreiben. Er nennt sie Tharsia, wie den Ort Tharsus, und gibt sie bei Stranguillio und dessen Frau Dionysias in Pflege.

In den nächsten 14 Jahren wird er vor Trauer auf den Meeren segeln. 14 Jahre sind eine lange Zeit, aber wir erfahren noch früh genug, warum. Erst einmal geht die Geschichte bei der toten Gattin weiter. Deren Sarg wird an die Küste von Ephesus geschwemmt, wo sie von einem Arzt entdeckt wird. Daß es ausgerechnet ein Arzt ist, der sie findet, läßt den Leser aufhorchen und hoffen.

Und tatsächlich: Wie durch ein Wunder wird der leblose Körper der Königin wiedererweckt; sie war nur scheintot. Es passt aber auch alles zusammen: Die Tatsache, daß Apollonius sie nicht dem Meer hat übergeben, sondern einen schwimmenden Sarg gebaut hat, daß ein Arzt sie gefunden hat und sie letztendlich nur scheintot war.

Aus Dankbarkeit tritt sie dem Tempel der Dianapriesterinnen bei und lebt fortan in Abgeschiedenheit. Dies hat einen bestimmten Grund, denn nun muß niemand fürchten, daß sie in den 14 Jahren, in denen A. nicht anwesend ist, ihm untreu wird. Da man sie nun in Sicherheit weiß, wendet sich der Autor einer anderen Szenerie zu.

Inzwischen ist Tharsia 14 Jahre alt und wächst bei Stranguillio und Dionysias auf. Dionysias hat noch eine eigene Tochter im selben Alter. Doch wie in dem Märchen "Die drei Männlein im Walde" ist ihre eigene Tochter häßlich und ungeschickt, während Tharsia hübsch und freundlich ist. Hier erkennt man deutlich das "BöseStiefmutter- Motiv" , denn Dionysias wird neidisch auf Tharsia, zumal diese ein Vermögen von ihrem Vater, König A. bekommen hat. Und natürlich möchte sie aus lauter Eifersucht Tharsia aus dem Weg schaffen.

Sie heuert ihren Verwalter dazu an, Tharsia beim Grab ihrer alten Amme umzubringen und verspricht ihm dafür die Freiheit. Widerstrebend folgt dieser den Anweisungen, schafft es jedoch nicht, Tharsia umzubringen. Das Schicksal nimmt ihm das Messer aus der Hand, denn Tharsia wird nun von Piraten entführt.

Froh, keinen Mord begangen zu haben (der Leser ist ebenfalls erleichtert) sagt er Dionysias, die Tat sei erledigt. Aber sie gibt ihm nicht die Freiheit (war ja klar) , denn ihr böser Charakter ist nun augenscheinlich. Der arme Stranguillio erfährt zu spät von den Missetaten seiner Frau und es bleibt ihm nichts anderes übrig, als das Spiel mitzuspielen. Doch seine Freundschaft mit Apollonius hat er damit verraten. Man verkündet nun, Tharsia sei plötzlich gestorben. Vor Trauer errichten die Bürger ein Grabmal mit einer Inschrift. Natürlich kommt ausgerechnet jetzt A. zurück und will zu seiner Tochter. Als er jedoch die Inschrift auf dem Schein-Grab liest, ist es mit seiner Haltung endgültig vorbei. Noch ein Tod, noch mehr Trauer kann er nicht ertragen, und so beschließt er, sich auf dem Meer umzubringen, indem er freiwillig verhungern und verdursten will. Aber der Held der Geschichte darf nicht so einfach sterben und jetzt erfährt man, wie es Tharsia inzwischen ergangen ist.

Von den Piraten ist sie von einem Bordellbesitzer gekauft worden und muß nun für ihn arbeiten. Die Tatsache allein ist schon heikel, deshalb geht der Autor auch nicht soweit, daß Tharsia sich derart erniedrigt. Die ganze Zeit über schafft sie es, sich ihre Unschuld zu bewahren, da ein paar mitleidige Freunde ihr Geld geben, um den Zuhälter zu bezahlen.

Die Hand des Schicksals lag schon von Anfang an auf den Hauptfiguren dieses Romans und jetzt fängt sie an, auf das glückliche Ende zuzusteuern. Sie läßt Apollonius´ Schiff nämlich nach Mytilene , genau der Ort, wo sich Tharsia aufhält, treiben. Die Einzelheiten müssen nicht erwähnt werden, jedenfalls treffen sich die beiden wieder und sich glücklich vereint. An Selbstmord ist jetzt nicht mehr zu denken. Um der Freude noch einen Tupfen zu geben, verlobt sich Tharsia glatt mit dem Fürsten Athenagoras. Damit die Gerechtigkeit Einzug hält, wird der Bordellbesitzer bestraft. Ab jetzt geht es zügig dem Ende zu. Durch einen Traum wird A. dazu angewiesen, nach Ephesus zu reisen und in den Dianatempel zu gehen. Seine Frau ist inzwischen oberste Priesterin und als er vor ihr steht, erkennt er sie wieder. Nun ist die Familie glücklich vereint, nachdem sie wieder bei König Archistrates sind. Selbstverständlich werden alle Bösen bestraft und die Guten belohnt, wie z.B. Hellenicus und der arme Fischer. Dies ist ein ganz typisches Märchenmotiv, ebenso der Schlusssatz"...glücklich bis an ihr Lebensende " Tja, dies ist das Ende des Romans.

Außer den häufig auftretenden Märchenmotiven spielt auch die Religion und der Aberglaube eine wichtige Rolle. So ist es z.B. Sitte, den Toten ein anständiges Begräbnis zu geben, da sonst ihre Seelen keine Ruhe finden.

Andererseits gibt es den Aberglauben, daß sich der Meeresgott erhebt, wenn eine Leiche an Bord behalten wird. Das König Antigones von Gott mit einem Blitz erschlagen wurde und Apollonius schließlich ein Engel im Traum erscheint, kann u.U. ein Hinweis darauf sein, daß der Roman nachhaltig von verschiedenen Glaubensgruppen noch verändert worden ist. Der Roman ist in einer altertümlichen Sprache abgefasst, enthält jedoch heikle Themen wie "Inzest" und "Mädchenhandel".

Vom Aufbau her ist der Roman einigermaßen einfach gestaltet. Dies zeigt die Tatsache, daß die Helden der Geschichte, wenn sie für längere Zeit nicht gebraucht werden, einfach an einen sicheren Ort "verfrachtet" werden. Außerdem ist das Ende ziemlich einfach und ohne große Spannungszunahme gestaltet.

Daß der Roman dennoch Unterhaltungslektüre darstellt, erkennt man durch das glückliche Ende und die Prämisse/bzw. das übliche Klischee "die Bösen werden bestraft, die Guten belohnt".

Carina Harbich, Wipperfürth

Ende der Leseprobe aus 5 Seiten

Details

Titel
Die Historia Apollonii regis Tyrii - ein antiker Roman
Autoren
Jahr
1998
Seiten
5
Katalognummer
V95646
ISBN (eBook)
9783638083249
Dateigröße
336 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Historia, Apollonii, Tyrii, Roman
Arbeit zitieren
Carina Harbich (Autor:in)Beatrix Pastoors (Autor:in), 1998, Die Historia Apollonii regis Tyrii - ein antiker Roman, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95646

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