Konsumverhalten bei Jugendlichen


Hausarbeit, 2001

19 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1. Einleitung

2. Begrifflichkeiten
2.1 Jugend und Kindheit
2.2 Jugendcharakteristische Prozesse

3. Konsum
3.1 Formen des Konsums
3.1.1 „normaler“ Konsum
3.1.2 kompensatorischer Konsum
3.1.3 Kaufsucht
3.2 Funktionen des Konsums
3.2.1 Konsum zur Repräsentation bei einem Publikum
3.2.2 Konsum zur selbstbezogenen Befriedigung
3.3 einführende Zahlen

4. Gründe für auffälliges Konsumverhalten
4.1 psychische Ursachen
4.2 soziale Ursachen
4.2.1 Im Bereich der Familie
4.2.2 Im Bereich der Schule
4.2.3 Im Bereich der Peer- groups
4.3 Einfluss der Fernsehwerbung

5. Folgen
5.1 Schulden
5.2 Kriminalität
5.3 Sucht

6. Schlussbetrachtung

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Der phrygische König Midas hatte einen Freund von Bacchus zehn Tage festlich bewirtet. Zum Dank wollte Bacchus ihm einen Wunsch erfüllen. Midas sagte: „Gib, dass alles, was ich berühre, sich in Gold verwandelt.“ So geschah es. Ein abgebrochener Zweig, ein Stein, ein Apfel, sogar Wasser wurde zu Gold. Als Midas jedoch – ganz beglückt- ein Festmahl genießen wollte, hatte er statt Brot, Fleisch und Wein nur Gold im Mund. Nichts konnte seinen Hunger stillen, nichts seinen Durst löschen. „Erbarme dich und nimm dieses Elend von mir“, flehte er Bacchus an, der ihm auch diese Bitte sofort erfüllte.“[1]

Der Wunsch dieses Königs ist beispielhaft für die Erwartungen, die heutige Kinder und Jugendliche mit Konsumgütern verbinden. Gleichzeitig wird deutlich, dass Geld nicht alle Bedürfnisse, vor allem nicht immaterielle abdecken kann.

Ich wurde zum ersten Mal auf den Konsumanspruch von Kindern in meinem Vorpraktikum in einem Kindergarten aufmerksam. Schon mit drei Jahren sind Kinder in der Lage, ihre Eltern zu beeinflussen und eindeutige Trends zu setzten. Wer am wöchentlichen „Kuscheltiertag“ nicht genügend oder wenigstens interessantes Spielzeug „präsentierte“, wurde schnell zum Außenseiter. „Das ist ja gar kein echter Teletubbie!“, oder „meine Puppe ist besser, das ist nämlich eine echte Baby-Born-Puppe!“, sind Originalsätze vieler Kinder. Auch die Erzählungen nach Weihnachten, über die erhaltenen Geschenke, lassen auf eine immer weiter wachsende Anspruchshaltung schließen. Der Wunschzettel der Kinder ist beileibe nicht zu verachten und wer heute Oma/ Opa, Tante oder Onkel ist, bekommt diesen Anspruch an jedem Familienfest aufs Neue zu spüren. Was soll man schenken, wenn das Kinderzimmer schon überzuquellen droht?

Dass dieses Anspruchs- und Besitzdenken in den weiteren Lebensjahren noch steigt und im Jugendalter einen Höhepunkt erreicht, ist nachzuvollziehen. Zumal die Kaufkraft der Kids sehr beträchtlich ist.

Auch in meiner ersten Praxisphase des BA- Studiums in einem Kinder- und Jugendheim erlebte ich hautnah das Markenbewusstsein der heranwachsenden Generation. Vier Jugendliche verließen frustriert ihre Brake- Dance- Gruppe, weil ihre gesponserten Mützen keine Markennamen trugen. „Ich blamiere mich doch nicht mit diesen Billigteilen!“

Aktuell in den Medien ist zur Zeit die Diskussion um eine Wiedereinführung der Schuluniformen an deutschen Schulen. Was in anderen Ländern, z.B. England, längst üblich ist, soll nun auch hier Alltag werden. CDU- Fraktionschef Oettinger schlägt einen Modellversuch mit 20 bis 40 Schulklassen vor. Der Schul- Dress aus Polohemd, Sweatshirt, Regenjacke und Jeans sei gut für die Klassengemeinschaft und verhindere „Sozialranking“ und Herr Oettinger brachte in Erfahrung, „dass für das Outfit des Nachwuchses bisweilen mehr Geld ausgegeben werde, als für die Klamotten der Eltern.“[2]

Die folgende Arbeit setzt sich deshalb mit Formen, Ursachen und Folgen des Konsums von Kinder und Jugendlichen auseinander und soll mit tatsächlichen Zahlen auf die aktuelle und steigende Problematik dieses Themas aufmerksam machen, mit dem sich vor allem Eltern, Erzieher, Pädagogen und Sozialpädagogen konfrontiert sehen.

2. Begrifflichkeiten

2.1 Jugend und Kindheit

„Kindheit ist der Lebensabschnitt von der Geburt bis zur Vorpubertät.“[3]

Kindheit wird unterteilt in drei Entwicklungsphasen: I. die Säuglingszeit (1. Lebensjahr), II. die Kleinkindzeit (2. –6. Lebensjahr) und III. die Schulkindzeit (7. – ca. 12. Lebensjahr). Dieser Lebensabschnitt bestimmt durch die Ausprägung der seelisch- geistigen Anlagen unter dem Einfluss der Umwelt. Zeiten der Aufgeschlossenheit wechseln mit solchen der Verschlossenheit und Selbstbehauptung.[4]

Jugend ist die „...Lebensalterstufe, deren Definition und altersgemäße Bestimmung in der Regel die Zeit zwischen dem 12. und 25. Lebensjahr umfasst.“[5] Die traditionelle Entwicklungspsychologie unterscheidet hier auch in drei Phasen: I. die erste Phase: „zweites Trotzalter, Flegeljahre“ (12. –14. Lebensjahr), II. zweite Phase (14. –16. Lebensjahr), III. dritte Phase, die „Adoleszenz“ (18. –20. Lebensjahr).[6]

2.2 Jugendcharakteristische Prozesse

Die Jugendphase sollte man allerdings nicht nur alterspezifisch sehen. In soziologischem Verständnis bezeichnet „... die Jugend die Periode eines Menschen, in welcher die Gesellschaft in der er lebt, ihn nicht mehr als Kind ansieht, ihm aber den vollen Status, die Rollen und Funktionen des Erwachsenen noch nicht zuerkennt.“[7]

Der Jugendbegriff lässt sich schwer verallgemeinern, es gibt aber durchaus einige charakteristische Prozesse dieser Lebensphase. Als erstes wichtiges Merkmal zählt die Pubertät und Reifung und die daraus physischen und körperlichen Veränderungen. Zudem findet in der Jugend der Ablösungsprozess vom Elternhaus statt, die Eltern haben weniger soziale Kontrollmöglichkeiten, diese werden statt dessen nach außen in den Freundeskreis verlagert. Erziehungsberechtigte haben weniger Einfluss auf die Vermittlung von Wertorientierungen, Einstellungen und Haltungen, deshalb ist es wichtig hierfür in der Kindheit solide Grundsteine zulegen, da in dieser Zeit Eltern noch sehr stark als Vorbilder fungieren. Wichtig ist außerdem auch die Statusunsicherheit, das heißt die widersprüchlichen Erwartungen, die an einen Jugendlichen gestellt werden. „In der Schule oder Lehre werden ihm eigenverantwortliche Tätigkeiten abverlangt, während er im Elternhaus vielleicht noch eher als Kind behandelt wird.“[8]

Rechte und Pflichten sind situationsbedingt und erschweren somit die Orientierung. Dazu stehen Jugendliche unter einem immensen Erwartungsdruck, da erbrachte Leistungen in Schule/ Lehre meist die weiteren Zukunftsmöglichkeiten bestimmen. Die Auswirkungen schlechter schulischen Leistungen auf ein erhöhtes Konsumverhalten wird in 4.2.2 noch genauer ausgeführt.

Zuletzt soll nun noch die Bedeutsamkeit der Identitätsfindung beschrieben werden. Identität bedeutet Individualität, eine psychische Stabilität und ein gewisses Grad an Selbstbestimmung zu erlangen. Hinzu gehört das Erlernen neuer Rollen und die daraus im positiven Fall entstehende Konfliktfähigkeit: „... ein gewisses Maß an Unbefriedigtheit ertragen ... zu können.“[9]

Beispiel: Ist ein Jugendlicher fähig, auf den Kauf einer Designerjeans zu verzichten, wenn er dafür sein Konto überziehen müsste?

3. Konsum

3.1 Formen des Konsums

3.1.1 „normaler“ Konsum

Wer „normal“ konsumiert, hat eine gewisse Konsumfreiheit entwickelt, „... die dann gegeben ist, wenn man sich frei von Abhängigkeiten für oder gegen einen Konsumakt entscheiden kann.“[10]

Der Käufer oder Verbraucher ist also in der Lage, sich gegenüber bestimmten Gütern rational zu verhalten. Er verfügt über ein bestimmtes Preis- und Qualitätsbewusstsein, d.h. er fragt sich, ob er sich etwas überhaupt leisten kann und ob das zu erwerbende Produkt seinen Preis auch wirklich wert ist. Zudem setzt ein gesundes Konsumverhalten voraus, dass man nicht aus Gewohnheit kauft, sondern in der Lage ist, in eigener Verantwortung ständig neue Entscheidungen zu treffen, vorauszudenken und zu planen.

3.1.2 Kompensatorischer Konsum

Kompensatorischer Konsum bezeichnet ein von der gesunden Norm abweichendes Verhalten. Das eigene Kaufverhalten wird nicht reflektiert und erfolgt nicht nach oben genannten Kriterien. Dieser Verbraucher will mit den gekauften Gütern Defizite kompensieren, die aus dem „Nicht- Lösen“ ganz anderer Probleme entstanden sind. Das Produkt wird nicht in erster Linie um seines „Gebrauchtwertes“ gekauft, sondern um eine gewisse Befriedigung zu erlangen, sei dies z.B. zum Ausgleich von Frustrationen. Ein übertriebenes, unüberlegtes Konsumverhalten beinhaltet einen unwiderstehlichen inneren Antrieb etwas zu kaufen oder einen übertriebenen Hang zur Verschwendung, d.h. Geld für bestimmte Dinge, die man eigentlich nicht benötigt, ausgeben zu müssen, das man unter Umständen gar nicht hat. Der kompensatorische Konsum verläuft unbewusst; die meisten Menschen bemerken nicht, wenn sie eine übertriebene Konsumhaltung haben.[11]

3.1.3 Kaufsucht

Neben den objekt- bzw. stoffgebundenen Süchten (Alkohol, Nikotin, Kokain, Psychopharmaka, ...) gibt es die stoffungebundenen Süchte, wie z.B. Spielsucht, Arbeitssucht und auch die Kaufsucht. Von Kaufsucht spricht man dann, wenn der kompensatorische Konsum die für ein Suchtverhalten typischen Merkmale zeigt. Dazu gehören die „Verengung auf bestimmte Objekte, die Unwiderstehlichkeit und in vielen Fällen auch die Dosissteigerung und das Auftreten von Entzugserscheinungen.“ Der Kaufsüchtige muss unbedingt konsumieren, um ohne psychischen Dauerstress leben zu können. Das Einkaufen dominiert das Leben des Süchtigen.

Kaufsucht und kompensatorischer Konsum stellen damit, wie alle anderen Suchtverhaltensweisen auch, Rückzugsverhaltensweisen dar, mit denen sich der Süchtige zunächst aus der gesellschaftlichen Gemeinschaft, später dann auch aus anderen gesellschaftlichen Bereichen, wie z.B. dem Arbeitsleben herausnimmt.[12]

[...]


[1] Psychologie heute, 27.JG, S.37

[2] Geislinger Zeitung, 19.05.2001, S.7

[3] Der Knaur, Band 7, S.2681

[4] vgl. Der Knaur, Band 7, S. 2681

[5] Brockhaus, 16. Auflage, 1994, S.475

[6] vgl. Der Knaur, Band 7, S. 2512

[7] Klawe, 1991, S. 26

[8] Klawe, 1991, S.30

[9] Klawe, 1991, S.31

[10] Reisch, Lucia: Die Freiheit nehme ich mir, S. 14, in Saur, Tilke, 2001

[11] vgl. Lange, 1997, S.137f

[12] Lange, 1997, S.138

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Konsumverhalten bei Jugendlichen
Hochschule
Duale Hochschule Baden-Württemberg, Stuttgart, früher: Berufsakademie Stuttgart  (Sozialwesen)
Note
1,3
Autor
Jahr
2001
Seiten
19
Katalognummer
V9910
ISBN (eBook)
9783638164979
ISBN (Buch)
9783640318902
Dateigröße
515 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Konsumverhalten, Jugendlichen
Arbeit zitieren
Nicole Lorch (Autor:in), 2001, Konsumverhalten bei Jugendlichen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9910

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Konsumverhalten bei Jugendlichen



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden