Wird es Megastädte in Deutschland geben?


Seminararbeit, 2004

17 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Definitionen

3. Stadtentwicklung bis Heute
3.1. Urbanisierung
3.2. Suburbanisierung

4. Die Entstehung von Megastädten

5. Probleme der Stadt der Zukunft

6. Tendenzen/Theorien bis 2030
6.1. Landflucht und Migration
6.2. Stadtwachstum und Suburbanisierung
6.3. Counterurbanisierung / Desurbanisierung
6.4. Weitere Prognosen

7. Beispiele
7.1. Ruhr-Gebiet
7.2. Rhein-Main-Gebiet
7.3. Berlin

8. Fazit

9. Quellenverzeichnis

10. Selbstständigkeitsversicherung

1. Einleitung

Städte sind heutzutage ein zentraler Ort des politischen, kulturellen und sozialen Lebens der Menschen. Die meisten Menschen in Deutschland arbeiten in einer Stadt und wohnen entweder in ihr oder wenigstens in ihrer Randlage. Städte entwickeln sich kontinuierlich, sie wachsen, schrumpfen und verändern sich. Besonders die extreme Vergroßstädterung ist zurzeit ein großes Problem in Ländern der Dritten Welt, in denen es teilweise Megastädte mit über 20 Millionen Einwohnern gibt. Die UN definiert Mega-Cities als Städte mit einer Einwohnerzahl von über acht Millionen (vergl. UN Press Release 1996). Die Zahl der Megastädte wird sich in den nächsten Jahrzehnten rasant weiter erhöhen, ohne Rücksicht auf ökologische und wirtschaftliche Probleme: „Trotz aller Probleme und Horrorvisionen werden in diesen ausufernden Stadtagglomerationen in 30 Jahren drei Viertel der Weltbevölkerung leben.“ (Mohr 2001)

In Deutschland ist mit rund 3,4 Millionen Einwohnern Berlin derzeit die größte Stadt. Das Rhein-Main-Gebiet ist mit gut 5 Millionen Einwohnern eines der größten Agglomerationsgebieten. Sieht man sich nun die Entwicklung der Verstädterung in vielen Teilen dieser Erde an, stellt sich die Frage, ob sich in Deutschland in den nächsten 30 Jahren ebenfalls Megastädte bilden werden. Besonders rechte Parteien befürchten, dass durch eine hohe Zuwanderung aus dem Ausland die deutschen Städte überquellen. Aber obwohl der globale Trend sich zu dieser Stadtform entscheidet, werden in Deutschland keine Megastädte entstehen.

In dieser Seminararbeit werden zuerst die verschiedenen relevanten Begriffe erläutert, bevor auf den bisherigen Verlauf der Verstädterung in Deutschland eingegangen wird. Danach werden verschiedene Probleme und Thesen der zukünftigen Stadtentwicklung erläutert, die zeigen werden, ob sich in Deutschland Megastädte bilden. Am Beispiel von Berlin, Ruhr- und Rhein-Main-Gebiet wird veranschaulicht, dass sich in Deutschland keine Megastädte bilden werden.

2. Definitionen

Ab welcher Einwohnerzahl eine Stadt anfängt, ist von Land zu Land verschieden. In einigen Gegenden fängt eine Stadt bei 200 Einwohnern an, in anderen erst bei 10.000. Merkmale einer Stadt sind unter anderem eine geschlossene Siedlung, eine relativ hohe Wohn- und Arbeitsdichte und Zentralität, also eine gewisse Bedeutung für umliegende Orte oder Kleinstädte. Es gibt sehr viele weitere verschiedene Definitionen, was eine Stadt ausmacht.

Stadtwachstum und Bevölkerungsverdichtung wird durch Verstädterung bezeichnet: „Verstädterung meint dabei die Vermehrung, Ausdehnung oder Vergrößerung von Städten nach Zahl, Fläche oder Einwohnern, sowohl absolut als auch im Verhältnis zur ländlichen Bevölkerung bzw. zu den nicht-städtischen Siedlungen, während Urbanisierung auch die Ausbreitung und Verstärkung städtischer Lebens-, Wirtschafts- und Verhaltensweisen einschließt bzw. sich (in eingeschränkter Begriffsdefinition) nur darauf bezieht.“ (Bähr 1997, S. 75) Urbanisierung ist ein Innovationsprozess: sie beschreibt einen qualitativen Aspekt, d.h. es wird die Ausbreitung der Urbanität als Lebensform betrachtet. Oft werden beide Begriffe synonym verwendet. Die negativen Folgen von Verstädterung und Urbanisierung, wie z.B. Gesundheitsbelastungen (Stress, Allergien etc.) und Umweltbelastung (Luftverschmutzung, Lärm), oder die Ausbreitung von Elendsvierteln machen sich insbesondere in Entwicklungsländern bemerkbar.

Ein Verdichtungs- oder Ballungsraum stellt eine regionale Konzentration von Städten, mindestens 150.000 Einwohnern und wirtschaftlichen/infrastrukturellen Verflechtungen dar. Metropolen sind städtische Agglomerationen mit mehr als 1 Million Einwohnern (vergl. Mohr 2001).

Voraussetzung für eine Stadt, ,, Megacity" genannt zu werden, ist eine Einwohnerzahl von mindestens 8 Millionen Menschen. Heute leben etwa 10 % der Weltbevölkerung in solchen Megastädten (z.B. Delhi, Kairo, Tokio, Mexiko-City). Megalopolis ist die Bezeichnung für eine Riesenstadt oder Stadtlandschaft, in der der Prozess der Suburbanisierung und Zersiedlung weit fortgeschritten ist. (vergl. Mohr 2001) Der Unterschied zwischen Megalopolis und Agglomerationsräumen wie Paris (9,3 Mio. Menschen) oder London (10,3 Mio. Menschen) ist dabei fließend. Eine Agglomeration hat zumeist mehr als eine Kernstadt. In Deutschland gibt es eine Vielzahl von Stadtagglomerationen, die im ganzen Bundesgebiet verteilt sind.

3. Stadtentwicklung bis Heute

3.1. Urbanisierung

Im 19. Jahrhundert wurde der Verstädterungsprozess vor allem durch die Industrialisierung und die Bahn gefördert. Durch die Möglichkeit, viele Menschen und Güter zügig an verschiedene Orte zu bringen, wurden die Massenproduktion gefördert und die Städte erweitert. Dadurch wuchsen besonders Städte mit einer wirtschaftlich nützlichen Lage, z.B. an Flüssen. Die Menschen aus dem Umland zogen in die Stadt, auf der Suche nach lukrativer Arbeit. Deshalb ist der Hauptgrund für das schnelle Städtewachstum während der Industrialisierung der Wanderungsgewinn durch die hohe Landflucht. Aber auch sinkende Sterblichkeitsraten und der eintretende Geburtenüberschuss in der Stadt durch bessere hygienische Versorgung trugen Teile dazu bei. Durch das eintretende Flächenwachstum dehnten sich Städte so weit aus, dass umliegende Ortschaften eingemeindet wurden. „Bis 1910 verdoppelte sich die durchschnittliche Fläche der größeren Städte in Deutschland von 1850 20,9 auf 42,3 km²; etwa 19% ihres Bevölkerungswachstums stammten in diesem Zeitraum direkt aus Eingemeindungen, deren indirekte Bedeutung aber dadurch, dass sie erst die Basis für das weitere Wachstum schufen, erheblich größer war.“ (Reulecke 1985, S. 81)

In den Industriestaaten wie Europa und Nordamerika ließ nach 1920 die Verstädterung nach, während sie in den Entwicklungsländern schnell durch die dort einsetzende Landflucht und bessere hygienische Bedingungen zunahm. Der Verstädterungsprozess geht auf der ganzen Welt nach wie vor weiter. Lebten vor 1900 nur ein Bruchteil aller Menschen in Städten, leben im Jahr 2000 rund 51 % der Weltbevölkerung in Städten. In Deutschland, Australien, Großbritannien, Chile und vielen anderen Ländern wohnen bereits über 80 % der Bewohner in Städten (vergl. Bähr 1997, S. 76). Besonders die Großstädte profitieren von dieser Entwicklung: „Heute lebt ungefähr ein Drittel der Weltbevölkerung in Städten über 100.000 Ew., im Vergleich zu knapp 6 % im Jahre 1900 und 16 % im Jahre 1950. Davon wiederum weisen die Städte mit mehr als 1 Mio. Ew. die dynamischste Entwicklung auf (Metropolisierung).“ (Bähr 1997, S. 80)

3.2. Suburbanisierung

Durch größere Mobilität dank PKW und Nahverkehrsmittel entstanden in den letzten Jahrzehnten vor allem in industrialisierten Ländern neue Vorortsiedlungen. Besondere mittelständische Familien zogen aus der Kernstadt um eigene Häuser zu bauen oder um mit der Familie näher an der „Natur“ zu sein. Stadtränder wurden ausgebaut und bessere Verkehrswege erschlossen. „Der Wunsch nach dem Wohnen im Grünen, die Möglichkeiten der Erreichbarkeit durch neue Kommunikationsmittel und die hohe Mobilität erlauben es den Menschen, auch große Entfernungen von der Stadt in Kauf zu nehmen. Die Folge dieser flächenhaften Ausdehnung ist die Überstülpung ländlicher Siedlungen mit städtischen Strukturen und Verhaltensweisen.“ (Mohr 2001)

Der Suburbanisierungsprozess läuft bis heute fort: immer mehr Menschen bevorzugen ein Leben im Grünen und außerhalb der dicht besiedelten Kernstadt. Dabei bleiben vor allem Ältere Menschen, Arme und Ausländer in der Stadt zurück, die sinkende Steuereinnahmen und höhere Ausgaben für die Kommune bedeuten. Die Neubaugürtel um Städte wachsen konstant weiter, sodass sich nicht nur die Stadtregion erweitert, sondern auch neue Siedlungen gebaut werden. Zwischenstädte entstehen, die Hohlräume zwischen den gewachsenen Siedlungskernen der Stadtregion ausfüllen.

Neue Siedlungen bilden sich zudem in der Nähe von Flughäfen, bei Universitäten und Fachschulen, sowie in Erholungsgebieten. Kernstädte verlieren dadurch nicht nur Einwohner sondern auch Arbeitsplätze, schließlich siedeln sich in den Umlandgemeinden auch Unternehmen für die lokale Versorgung an, beziehungsweise ziehen aus Kostengründen ins Umlandgebiet. Industrie- und Gewerbegebiete entstehen zuhauf außerhalb der Kernstadt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Wird es Megastädte in Deutschland geben?
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz  (Soziologie)
Veranstaltung
Deutschland 2030
Note
2,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
17
Katalognummer
V34997
ISBN (eBook)
9783638350570
ISBN (Buch)
9783638761765
Dateigröße
518 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wird, Megastädte, Deutschland
Arbeit zitieren
Wolfgang Bürkle (Autor:in), 2004, Wird es Megastädte in Deutschland geben?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34997

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