Im Rahmen dieser Arbeit soll der quantitative Umfang der deutschen Unterstützung dargestellt und dessen Bedeutung für den Verlauf und den Ausgang des Spanischen Bürgerkrieges analysiert werden. Dazu sind auch die Beteiligungen anderer europäischer Staaten aufzuführen, um vergleichend resümieren zu können. Zudem wird auf die Motive der beteiligten Staaten – insbesondere des nationalsozialistischen Deutschlands – einzugehen sein, die sie dazu bewegten, sich auf das „spanische Abenteuer“ einzulassen und in wieweit sich die erhofften Ziele schlussendlich erfüllen ließen.
Aber zum grundsätzlichen Verständnis muss zuerst die ideologische Bedeutung des Spanischen Bürgerkrieges erläutert werden, um nachvollziehbar zu machen, warum sich derart viele ausländische Mächte und Gruppierungen an dem ursprünglich innerspanischen Konflikt erhitzen konnten.
Gliederung
1 Einleitung
2 Die Internationalisierung des Spanischen Bürgerkrieges
3 faschistisch-totalitäre Systeme
3.1 Die deutsche Beteiligung
3.1.1 Vorgeschichte
3.1.2 Motive für die deutsche Unterstützung
3.1.3 Ausmaß der deutschen Unterstützung
3.2 Die italienische Beteiligung
4 Kommunistisches System und sozialistische Bewegungen
4.1 Die sowjetische Beteiligung
4.2 Die französische Beteiligung
4.3 Die Internationalen Brigaden
5 Das „Nicht-Interventionskomitee“ und die westlichen Demokratien
6 Die Bedeutung der deutschen Unterstützung (im Vergleich)
7 Schlussbetrachtung
8 Literatur
1 Einleitung
Im Rahmen dieser Arbeit soll der quantitative Umfang der deutschen Unterstützung dargestellt und dessen Bedeutung für den Verlauf und den Ausgang des Spanischen Bürgerkrieges analysiert werden. Dazu sind auch die Beteiligungen anderer europäischer Staaten aufzuführen, um vergleichend resümieren zu können. Zudem wird auf die Motive der beteiligten Staaten – insbesondere des nationalsozialistischen Deutschlands – einzugehen sein, die sie dazu bewegten, sich auf das „spanische Abenteuer“ einzulassen und in wieweit sich die erhofften Ziele schlussendlich erfüllen ließen.
Aber zum grundsätzlichen Verständnis muss zuerst die ideologische Bedeutung des Spanischen Bürgerkrieges erläutert werden, um nachvollziehbar zu machen, warum sich derart viele ausländische Mächte und Gruppierungen an dem ursprünglich innerspanischen Konflikt erhitzen konnten.
2 Die Internationalisierung des Spanischen Bürgerkrieges
Dem Spanischen Bürgerkrieg wohnte ein gewichtiger internationaler Aspekt inne. Da er die ideologischen Konfliktlinien Europas widerspiegelte und die kontinentale Machtkonstellation in Bewegung brachte, hingen der Kriegsverlauf und das Schicksal der Republik entscheidend von der Haltung der anderen europäischen Mächte ab.[1] Der Krieg zwischen den „zwei Spanien“ symbolisierte die beiden sich formierenden Lager, die bald aufeinandertreffen sollten.[2] Die demokratische Mitte war dabei auf dem ganzen europäischen Kontinent deutlich geschwächt, da die Polarisierung zwischen „Roten“ und „Weißen“ beiden Lagern die Möglichkeit zur eigenen Stärkung bot.[3] Den Bürgerkrieg ausschließlich als Konflikt zwischen Links und Rechts darzustellen, würde jedoch zu kurz greifen. Weitere Konfliktachsen sind von großer Bedeutung, wie beispielsweise der Kampf des Zentralstaats gegen regionale Selbstständigkeitsbestrebungen.[4] Dem kann jedoch angesichts der speziellen Fragestellung im Rahmen dieser Arbeit keine Rechnung getragen werden.
3 faschistisch-totalitäre Systeme
3.1 Die deutsche Beteiligung
3.1.1 Vorgeschichte
Die Ursachen für den Ausbruch des Spanischen Bürgerkrieges sind lange ungelöste innerspanische Konflikte und ergeben sich genuin aus der Spanischen Geschichte.[5] Dennoch wurde gelegentlich (besonders von DDR-Autoren) die These aufgestellt, dass die faschistischen Mächte bereits am Ausbruch des Putsches beteiligt gewesen wären. Trotz nicht zu leugnender deutsch-spanischer Geheimkontakte vor Juli 1936, gilt es inzwischen „als erwiesen, dass von einer deutschen Einflussnahme (…) vor Kriegsbeginn keine Rede sein kann“[6].
Als sich am 18. und 19. Juli 1936 ein Aufstand größeren Umfangs über Spanien verbreitete[7], dem schon Einzelausbrüche vorangegangen waren, hatte der Militärputsch keinen anerkannten Führer. General Franco hatte die Führung in Südwestspanien inne, General Queipo de Llano in Sevilla und General Mola in Nordspanien.[8] Mola sollte von Norden aus angreifen, während Franco und Queipo de Llano von Süden aus vorstoßen sollten, um die Regierung in einen Zangengriff zu nehmen. Franco war vor Beginn des Putsches als Oberbefehlshaber auf die Kanarischen Inseln versetzt worden und am 18. Juli[9] nach Marokko geflogen, um sich an die Spitze der kampferfahrensten spanischen Streitkräfte zu stellen – der Fremdenlegion und den maurischen Verbänden. Nun war im Plan der Putschisten der spanischen Marine eine Schlüsselrolle zugedacht worden. Mit ihren Schiffen sollte die gesamte Afrika-Armee auf die Iberische Halbinsel gebracht werden, um eine schnelle Entscheidung im Kampf gegen die Regierungstruppen herbei zu führen. Doch auch wenn die Mehrzahl der Marineoffiziere mit den Putschisten sympathisierte, widersetzten sich doch ihre Mannschaften an Bord den Befehlen und ermordeten nicht selten ihre Führung. Der Transport der Afrika-Armee konnte somit nicht wie geplant durchgeführt werden und die Regierung war in der Lage, alle verfügbaren Kräfte gegen General Molas Angriff im Norden Spaniens zu werfen.[10] Franco entschloss sich daraufhin, die faschistischen Mächte Italien und Deutschland um die Gestellung von Transport- und Bombenflugzeugen zu bitten, damit seine Armee auf dem Luftwege das spanische Festland erreichen könne.
„Um den 22. Juli 1936 sandte Franco einen in Marokko ansässigen deutschen Kaufmann, namens Johannes Bernhardt, und den nationalsozialistischen Ortsgruppenleiter Adolf Langenheim auf dem Luftwege nach Deutschland mit dem Ersuchen um Flugzeuge und andere Hilfe. Durch die Vermittlung der Auslandsorganisation der NSDAP wurde ihnen schnell Zugang zu Hitler und Göring geschaffen.“[11]
Franco wollte Hitler zudem glauben lassen, dass die „Nationalerhebung erforderlich gewesen [sei], um vorbereiteter Sowjetdiktatur zuvorzukommen.“[12]
Die Hilfe wurde prompt zugesagt und es wurde zur Tarnung die Firma Hisma (Compañía Hispano-Marroquí de Transportes Ltda.) gegründet, um die nötigen Maßnahmen durchzuführen.[13] Kurz darauf erhielt die Hisma mit der Rowak (Rohstoff- und Wareneinkaufsgesellschaft m.b.H.) ein in Deutschland als "Aufnahme-Organisation" fungierendes Pendant. Bereits am 2. August 1936 begann die Hisma mit dem Transport von Rebellentruppen von Marokko nach Spanien. Sie dehnte ihre Aktivitäten aber rasch auf weitere Gebiete der spanischen Wirtschaft aus und kontrollierte schließlich den gesamten deutsch-spanischen Handelsverkehr. 1937 wurden die gebildeten Gesellschaften (einschließlich der inzwischen zahlreichen erworbenen Rechte an spanischen Bergwerken) unter der neu gegründeten deutschen Holdinggesellschaft Sofindus (Sociedad Financiera Industrial Ltda.) zusammengefasst. Die direkte spanische Gegenleistung für die deutsche Militärhilfe bestand damit aus Rohstoffen und Lebensmitteln.[14]
3.1.2 Motive für die deutsche Unterstützung
Als Adolf Hitler am 25. Juli 1936 beschloss, dem Hilfegesuch des Generals Francisco Franco nachzukommen und ihn militärisch zu unterstützen, erschien der Putsch schon als nahezu gescheitert.[15] Hitlers wichtigste Motivation für das deutsche Eingreifen im Spanischen Bürgerkrieg war die Stärkung des Faschismus in Europa. Er fürchtete, dass ein sozialistisches oder kommunistisches Spanien sich eng mit Frankreich (und der Sowjetunion) verbünden würde[16], was zu einer gewichtigen Blockbildung im Westen Europas geführt hätte. „Wenn man die nordafrikanischen Besitzungen Frankreichs und Spaniens mit einbezieht, entsteht ein territorialer Block, der in einem Bündnisfall das gesamte westliche Mittelmeer umfasst hätte.“[17] Andersherum ausgedrückt wäre „ein faschistisches Spanien eine ebenso große Gefahr für den Rücken Frankreichs wie für den britischen Seeweg zum Suezkanal gewesen“[18].
Zudem wollte Hitler das Verhältnis zum faschistischen Italien verbessern, das die Franco-Truppen ebenfalls zu unterstützen gedachte. Tatsächlich gelang die Annäherung der beiden faschistischen Diktatoren während des Bürgerkrieges rasch. Mussolini bezeichnete die (wegen der beiderseitigen Gebietsansprüche gegen Österreich) noch im Frühsommer 1936 angespannten deutsch-italienischen Beziehungen bereits am 1. November desselben Jahres erstmalig als „Achse Rom-Berlin“.[19]
Zweitrangige Gründe für die Militärhilfe waren die Sicherung spanischer Rohstofflieferungen an das Deutsche Reich sowie die Aussicht, die Kampfkraft der Wehrmacht, vor allem die der jungen Luftwaffe, zu erproben.
Letzteres hat sich aber vermutlich nicht vor sondern erst während des Einsatzes des Materials als nützlicher Aspekt heraus gestellt und ist somit kaum als Motiv für den Beginn der Unterstützung zu werten.[20] Höchstens die konsequente Fortführung der deutschen Beteiligung und das eingeführte Rotationsprinzip für die eingesetzten Soldaten könnten diesem Aspekt geschuldet sein. Und auch die ursprünglich nur zum Zwecke der Tarnung gegründeten Gesellschaften (Hisma, Rowak; siehe oben), über die deutsches Militärmaterial und wenig später spanische Rohstoffe gehandelt wurden, haben sich erst nach Anlaufen der Kriegshilfe als äußerst lukrativ erwiesen.[21]
[...]
[1] Vgl. Seidel, Carlos Collado: Der Spanische Bürgerkrieg. Geschichte eines europäischen Konflikts, München 2001, S. 10.
[2] Siehe Vilar, Pierre: Der Spanische Bürgerkrieg 1936-1939 (Übersetzung aus dem Französischen), Berlin 2001, S. 131. Dabei sind die beiden Lager jeweils in sich äußerst heterogen.
[3] Siehe Beevor, Antony: Der Spanische Bürgerkrieg (Übersetzung aus dem Englischen), München 2006, S. 11.
[4] Siehe ebenda.
[5] Zu den innerspanischen Konflikten, die zum Ausbruch des Bürgerkrieges führten vgl. Tuñón de Lara, Manuel: Strukturelle Ursachen und unmittelbare Anlässe; in: ders. u.a.: Der Spanische Bürgerkrieg. Eine Bestandsaufnahme (Übersetzung aus dem Spanischen), Frankfurt a.M. 1987, S. 7-61. Ebenso Bernecker, Walther L.: Sozialgeschichte Spaniens im 19. Jahrhundert. Vom Ancien Régime zur Parlamentarischen Monarchie, Frankfurt a.M. 1990.
[6] Aschmann, Birgit: „Treue Freunde…“? Westdeutschland und Spanien 1945-1963 (HMRG Beihefte, Bd. 34), Stuttgart 1999, S. 21. Ebenso Bußmann, Walter (Hrsg.): Akten zur deutschen auswärtigen Politik (ADAP) 1918-1945 (aus dem Archiv des Auswärtigen Amtes). Serie D (1937-1945) Bd. III: Deutschland und der Spanische Bürgerkrieg 1936-1939, Baden-Baden 1951, S. 3. „Eine Prüfung der Dokumente im Archiv des Auswärtigen Amtes ergab keine Beweise für eine deutsche Unterstützung der spanischen Rebellen vor dem Ausbruch der Feindseligkeiten.“
[7] Der Putsch begann am 17. Juli 1936 in den spanischen Besitzungen in Nordafrika, nachdem zwei Tage zuvor die Karlisten ihre Unterstützung zugesagt hatten. Zur Planung der Aufstände vgl. Tamames, Ramón: Spanien. Geschichtsbild und Zukunftsvision einer jungen Demokratie, Stuttgart 1987, S. 214.
[8] Siehe ADAP, Serie D (1937-1945) Bd. III (1951), S. 3.
[9] Siehe Beevor: Der Spanische Bürgerkrieg 2006, S. 80. Über das Datum des Eintreffens von Franco in Marokko sind in der Literatur widersprüchliche Angaben zu finden.
[10] Siehe ADAP, Serie D (1937-1945) Bd. III (1951), S. 13.
[11] ADAP, Serie D (1937-1945) Bd. III (1951), S. 3f. Eine eingehendere Darstellung dieser Ereignisse ist in einem Dokument vom 5. Juli 1939 aus dem Aktenband der Präsidialkanzlei mit dem Titel „Ordensverleihungen anlässlich der Beendigung des spanischen Bürgerkrieges“ als Anlage zu einem Schreiben des Gauleiters Bohle an die Protokollabteilung des Auswärtigen Amtes vom 7. Juli 1939 (5448/E365188-190) zu finden.
[12] Telegramm des Kanzlers Wegener aus Tanger an das Auswärtige Amt (Nach einer Unterredung mit General Franco), 24.7.1936; in: ADAP, Serie D (1937-1945) Bd. III (1951), S. 9.
[13] Dabei war es Franco, der darum bat, die Sendung der Flugzeuge „durch deutsche private Firmen“ durchzuführen. Siehe Telegramm des Konsulates in Tetuán an das Auswärtige Amt, 22. 7. 1936; in: ADAP, Serie D (1937-1945) Bd. III (1951), S. 5. Das Unternehmen sollte zur Tarnung einen privatwirtschaftlichen Charakter haben.
[14] Zu den deutsch-spanischen Wirtschaftsbeziehungen vgl. Leitz, Christian: Economic Relations between Nazi Germany and Franco’s Spain 1936-1945 (Oxford historical monographs), Oxford 1996. Ebenso Harper, Glenn T.: German economic policy in Spain during the Spanish Civil War 1936-1939 (Studies in European history, Bd. 13), The Hague 1967.
[15] „Falls nicht Unerwartetes geschieht, ist nach allem kaum mit Erfolg Militäraufstandes, jedoch mit längerer Dauer Kämpfe zu rechnen.“ Siehe Telegramm des Gesandtschaftsrates Schwendemann, Madrid, an das Auswärtige Amt, 25.7.1936; in: ADAP, Serie D (1937-1945) Bd. III (1951), S. 13.
[16] Kurz vor Beginn der deutschen Intervention im Spanischen Bürgerkrieg ließ der Gesandtschaftsrat Schwendemann am 23.7.1936 in einem Telegramm aus Madrid an das Auswärtige Amt nachfolgende Einschätzung der Konsequenzen eines Sieges der Regierungstruppen übermitteln: „Innenpolitisch würden sie marxistische Herrschaft in Spanien für längere Zeit sicherstellen mit Gefahr spanischen Sowjet-Regimes. Außenpolitisch würde Spanien ideologisch und materiell fest an französisch-russischen Block angeschlossen“. In: ADAP, Serie D (1937-1945) Bd. III (1951), S. 8.
[17] Seidel, Carlos Collado: Der Spanische Bürgerkrieg. Geschichte eines europäischen Konflikts, München 2001, S. 95.
[18] Beevor: Der Spanische Bürgerkrieg 2006, S. 179.
[19] Siehe: Beevor: Der Spanische Bürgerkrieg 2006, S. 177.
[20] Vgl. Aschmann: „Treue Freunde…“? 1999, S. 31f.
[21] Siehe Ebenda, S. 32. Aufgrund der deutschen militärischen Unterstützung und der daraus resultierenden Abhängigkeit Spaniens saßen die Deutschen bei Abschlüssen von Handelsverträgen stets am längeren Hebel und wussten dies auch zu nutzen. Den daraus erwachsenen hohen Gewinnen kam durchaus eine nicht zu unterschätzende wehrwirtschaftliche Bedeutung zu.
- Quote paper
- Stefan Hansen (Author), 2007, Die Legion Condor. Das Ausmaß und die Bedeutung der deutschen Unterstützung General Francos im Spanischen Bürgerkrieg, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77935
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