Hito Steyerls "Lovely Andrea" und Ästhetische Forschung

Wie ein komplexes Kunstwerk durch experimentelle Annäherung erfahrbar gemacht werden kann


Seminararbeit, 2007

29 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

1. „Lovely Andrea“ von Hito Steyerl – eine Analyse
1.1 Inhalt
1.2 Filmsprache
1.3 Problemstellung – Macht und Unterwerfung?
1.4 Aussagen der Künstlerin
1.5 Die Künstlerin

2. Der Bezug zur documenta 12
2.1 Der Bezug zur documenta 12 – Inhalt
2.2 Der Bezug zur documenta 12 – Form
2.3 „Lovely Andrea“ in Bezug zu anderen Werken: Assoziationen
2.3.1 Hito Steyerl, „Lovely Andrea“
2.3.2 Tanaka Atsuko, „Electric Dress“; Sheela Gowda, „And...“; Trisha Brown, „Floor of the Forest“
2.3.3 Gerwald Rockenschraub, „o.T.“ (2007); Mária Bartuszová, „o.T.“ (1970-1987)

3. Ästhetische Forschung
3.1 Die Ästhetische Forschung nach Helga Kämpf-Jansen
3.2 Kunst als Ausgangspunkt einer Ästhetischen Forschung –
3.3 Kritik am Konzept von Helga Kämpf-Jansen

4. Ästhetische Forschung und die documenta 12
4.1 Skizze eines ästhetischen Forschungsprojekts für Jugendliche und Erwachsene zu „Lovely Andrea“
4.2 Chancen und Probleme

5. Fazit

Literatur

Internetseiten

Einleitung

Sie hängen gefesselt von der Decke, liegen eingeschnürt am Boden oder stehen angeseilt an einem Pfahl: nackte, manchmal in ein Bürokostüm gehüllte junge Frauen, deren Geschlechtsmerkmale durch die Fesseln aufreizend hervorgehoben werden. Sex und Gewalt, ein Thema, das immer Konjunktur hat. Doch plötzlich erklingt fröhliche Musik, ein Zeichentrick-Spiderman schwingt sich durchs Bild und im nächsten Moment singen Shirley and Company ihren Hit „Shame, Shame, Shame“ aus dem Jahre 1975. Moment Mal, um was geht es hier eigentlich?

In „Lovely Andrea“ mischt Hito Steyerl Bondage-Szenen mit Bildern von Guantánamo-Häftlingen, Zeichentrick und Musikvideos. Der Film ist schockierend und erregend, anziehend und abschreckend, ernst und unbekümmert zugleich. Zurück bleibt ein verstörendes Gefühl und ein großes Fragezeichen. Was will die Künstlerin mit diesem Werk? Übt sie feministische Kritik an der Pornoindustrie, klagt sie die Gefangenenpolitik der vereinigten Staaten an oder verherrlicht „Lovely Andrea“ nicht doch eher die unbeschwerte Spaßkultur? Und warum wird der Film auf der documenat12 in einem großen, Licht durchfluteten Raum gezeigt, den man beim Rundgang durch das Fridericianum fast zwangsweise passiert und welcher die Besuchenden in aller Öffentlichkeit mit den anzüglichen und gewaltsamen Szenen konfrontiert? Welche Aussage wird getroffen und wie gehen die Betrachtenden mit der Situation und dem Werk um? Was für Möglichkeiten gibt es überhaupt, sich mit einem so komplexen Werk auseinanderzusetzen? Und welche Herausforderung bedeutet aktuelle Kunst wie „Lovely Andrea“ für die Kunstdidaktik, die es vermitteln soll?

In meiner Hausarbeit gehe ich diesen Fragen nach, indem ich Hito Steyerls Film zunächst analysiere und seine Einbettung in den Kontext der documeta12 beschreibe. Anschließend beschäftige ich mich mit den didaktischen Konzepten der Ästhetischen Forschung nach Helga Kämpf Jansen und Christine Heil. Es wird sich zeigen, dass die Ästhetische Forschung in ihrer Struktur und Herangehensweise Parallelen sowohl zu Hito Steyerls Film als auch zu der documenta 12 insgesamt aufweist und damit ideale Bedingungen für eine umfassende Beschäftigung mit „Lovely Andrea“ bietet. Angelehnt an die Konzepte der beiden Kunstdidaktikerinnen skizziere ich anschließend eine Möglichkeit sich dem Film experimentell anzunähern. Den Abschluss bilden Hinweise bezüglich einer Umsetzung im Schulunterricht und eine Reflexion.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[1]

1. „Lovely Andrea“ von Hito Steyerl – eine Analyse

„Lovely Andrea“, 2007

Video (DVD), Farbe, Ton

Ca. 25 min

1.1 Inhalt

Der Film „Lovely Andrea“ von Hito Steyerl erzählt von der Suche nach einem Bondage-Foto, das 1987 in Tokio von der Künstlerin geschossen wurde. Die Aufnahme zeigt Steyerl halbnackt mit Hanfseilen gefesselt - ein Bondage-Bild im sogenannten nawa-shibari-Stil, für den das Fesseln und Hängen von Frauen charakteristisch ist. Zusammen mit einer Dolmetscherin, die zur Zeit der Dreharbeiten als Bondage-Model arbeitet, und einem Filmteam macht sich die Künstlerin auf, um in Archiven und einschlägigen Etablissements nach dem Foto zu suchen. Dabei trifft sie auf heutige und damalige Fotografen, Bondage-Meister und Herausgeber von Bondage-Magazinen. Als sie die Aufnahme findet, sucht sie den Mann, der das Foto von ihr gemacht hatte, auf und spricht mit ihm über die Tokioter Bondage-Szene Mitte der 80er Jahre.

1.2 Filmsprache

Der Film „Lovely Andrea“ kombiniert live gedrehte Bondage-Zeremonien sowie Aufnahmen von Bondage-Bildern in Magazinen mit Szenen und Einstelllungen, die karge Büroräume, gefesselte Häftlinge, Szenen der Spiderman-Zeichentrickserie, den verbotenen Trailer des ersten Spiderman-Spielfilms und Musikvideos, wie beispielsweise „Shame, Shame, Shame“ von Shirley and Company zeigen. Zwischen die Szenen sind schwarze Einstellungen geschnitten auf denen in weißer Schrift „It’s Art“, „Shame“, ,„Freedom“, „Independence“ sowie Kommentare zum Geschehen zu lesen sind.

Die Kameraführung ist ruhig, doch die vielen bunten Versatzstücke, welche für die Zuschauenden oft überraschend dazwischen geschnitten sind, verleihen dem Werk Dynamik. Die mitreißenden Melodien der Serie, des Trailers und der Musikvideos bilden einen starken Kontrast zu dem sachlichen Tonfall der Künstlerin während der Rechercheszenen. Auch sonst kennzeichnet den Film diese gegensätzliche Ästhetik, wodurch die Szenen einander ad Absurdum führen. So bekommen die teilweise erotischen oft jedoch erschreckend brutalen Bondage-Bilder und Szenen, die während den Interview-Passagen der Verleger immer wieder zu sehen sind, durch diesen raschen Wechsel zwischen Eindrücken von einer sadomasochistischen Subkultur und Büroalltag, beinahe den Anschein von Normalität und wirken damit noch irritierender.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1.3 Problemstellung – Macht und Unterwerfung?

Die im Film thematisierte Problematik, ergibt sich in ihrer Gänze erst in der Reflexion des Gesehenen. Am eindeutigsten in diesem Zusammenhang ist der Aspekt der menschlichen Lust an Sexualität und Gewalt. Die Fotos der gefesselten Mädchen wirken oft frauenverachtend und brutal und damit wie eine feministische Anklage der Machtverhältnisse zwischen Männern und Frauen. Die 1975 von Laura Mulvey am Beispiel des Kinos aufgestellte These, dass die Frau als passives Objekt dem begehrenden, männlichen Blick dient, erreicht hier eine perverse Zuspitzung.[2] In diesem Zusammenhang stehen auch die im Film gemachten Verweise auf Scham und Restriktionen, welche den Reiz der Bilder maßgeblich bestimmen. Ebenso erschreckend wie die meisten Bondage-Bilder wirken die Fotos der Gefangenen in Guantánamo Bay.[3] Im Zusammenhang mit den Bondage-Fotos wird das Grauen jedoch noch dadurch verstärkt, dass wir die Künstlerin bei der Aufarbeitung ihrer eigenen Vergangenheit als Bondage-Model erleben. Die Entanonymisierung bewirkt sozusagen eine emotionale Verbundenheit mit Hito Steyerl als Bondage-Model bzw. den Bondage-Modellen insgesamt. Verstärkt wird diese Konfrontation der Zuschauenden mit sonst verschleierten Fakten durch die Form der Präsentation des Werks. „Lovely Andrea“ wird in einem zentralen, Licht durchfluteten Raum mit Balustrade und Glaskuppel gezeigt, den man auf dem Weg in die verschiedenen anderen Ausstellungsräume des Fridericianums passiert. Diesen Raum als Besucher oder Besucherin der documenta 12 nicht zu bemerken ist geradezu unmöglich. In ‚Kunstforum’ schreibt Viola Michely, dass die Zuschauenden auf diese Weise gezwungen werden, ihre Rolle in den im Film angesprochenen Machtverhältnissen zu überprüfen.[4]

Im Kontrast zu diesen, die Gefühlsebene ansprechenden Elementen gibt sich die Künstlerin jedoch wie erwähnt während es gesamten Films sachlich distanziert, was einem eventuell aufkommendem Mitleid entgegenwirkt. Die Tatsache, dass Hito Steyerl dem Film den Untertitel: "A La Recherche du Cul Perdu" gegeben hat, zeugt zudem von einer ironischen Haltung ihrer Bondage-Vergangenheit gegenüber. Des weiteren ist nicht auszuschließen, dass der eine oder die andere Zuschauende die Bondage-Bilder mit Lust betrachtet. Einige der Aufnahmen können sogar als Massenkompatibel eingeschätzt werden. Zudem können manche der Modelle die Bondage-Zeremonien auch genießen: Wenn Hito Steyerls Begleiterin von ihren Selbstfesselungsaktionen erzählt, schwärmt sie von einem Gefühl der Befreiung und des Schwebens. Und schließlich ertappt man sich als Betrachtende(r) dabei, sich über die Zeichentrickeinlagen von Spiderman zu freuen und zu den bekannten Melodien mitzuwippen. Die Elemente aus der Popkultur scheinen im ersten Moment nicht zu dem Rest des Films zu passen, die Themen Macht und Unterwerfung werden sowohl inhaltlich als auch filmsprachlich aufgebrochen. Als einziger Anknüpfungspunkt bleiben stets die Seile, Netze und Fesseln, welche in fast allen Szenen vorkommen. Im Zuge dieser Überlegungen verschwimmt die Eindeutigkeit der Filmaussage: Geht es in „Lovely Andrea“ gar nicht in erster Linie um Bondage als ein Symbol (sexistischer) Gewalt, sondern um Verstrickungen und Abhängigkeiten allgemein? Meiner Meinung nach gibt Hito Steyerls Werk keine direkten Antworten und stellt auch keine eindeutigen Fragen. Vielmehr werden die Zuschauenden mit der Frage nach der Frage konfrontiert. „Lovely Andrea“ thematisiert die Uneindeutigkeit der Aussage und regt zu einer eigenen Fragestellung an. Was sehen wir und wie interpretieren wir das Gesehene? Was macht der Film mit uns und warum? Welche Gefühle hinterlässt er bei uns und warum ist er faszinierend? Ist er gut oder böse? Was soll das?

Im Katalog der documenta 12 formuliert Manuela Ammer diesen Aspekt der Uneindeutigkeit folgendermaßen:

„In Lovely Andrea wird Bondage zum dialektischen Bild, das auch die prekäre Rolle der fotografischen und filmischen Dokumentation vergegenwärtigt: Die Lust auf Bilder schafft Fakten und produziert Realitäten. Die Bilder selbst sind Komplizen der hegemonialen Wahrheit und damit unauflöslich in Machtverhältnisse verstrickt. Hito Steyerl gestaltet die Suche nach ihrem eigenen Bondage-Bild als Tour de Force der visuellen Analogien und Korrespondenzen, die die Welt so komplex und widersprüchlich erscheinen lässt, wie sie tatsächlich ist.“[5]

1.4 Aussagen der Künstlerin

Zu Beginn und zum Ende des Films wird die Künstlerin vor laufender Kamera selbst nach dem Grund für ihren Film gefragt. Beide Male bleibt Hito Steyerl eine ausformulierte Antwort schuldig. Die eigenen Werke nicht erklären sondern für sich stehen lassen zu wollen, ist eine typische Haltung vieler Künstlerinnen und Künstler. Im Zusammenhang mit „Lovely Andrea“, einem Film, der Irritation und die Aufforderung zu einer individuellen Beschäftigung mit ihm zum Programm gemacht hat, ist eine solche Einstellung nur konsequent. Als eine Art verbale Ergänzung des Films in fast poetischem Stil sehe ich folgendes Zitat der Künstlerin, welches Assoziationen zu Bondage, Fesseln, Abhängigkeit und Alltag erneut zusammensetzt und den Eindruck des Films spiegelt:

„There is bondage all over the place.

Bondage ist überall. Ich fessle; du fesselst; wir sind gefesselt. Die Kunst des Knotens ist nicht nur in Abu Ghraib und Guantánamo populär. Ich spinne; du spinnst; wir sind verbunden. Netzwerke und Webs, Seilschaften und Abhängigkeit: wir sind drin.

It’s art!

Auf einem Foto von 1987 bin ich nackt mit Seilen gefesselt zu sehen. Das Foto wurde in Tokio aufgenommen und zeigt die japanische Fesseltechnik Nawa Shibari. Lovely Andrea zeigt die Suche nach diesem obskuren Pornobild in der Tokioter Bondageszene, in Sexarchiven und bei jenen Spezialisten des Fachs, die das nackte Leben als Kunst verstehen.

Inside the web…

Lieber gefesselt oder lieber in freiem Fall? Ja! Lieber on- oder offline? Ja! Fliegen oder hängen? Fallen oder schweben? Fake oder Wirklichkeit? Warum nicht! Abhängig oder unabhängig? Was sonst!“[6]

Bis zu einschließlich diesem Punkt liegt die Interpretation des Films „Lovely Andrea“ in der Verantwortung der Betrachtenden. In einigen Interviews, wie zum Beispiel im Gespräch mit Ursula Maria Probst vom ‚Kunstforum’ gibt Hiot Steyerl jedoch Hinweise zu den Bedeutungen und Zusammenhängen der einzelnen Aspekte ihres Werks. Hier sagt sie, ihr gehe es darum, die Rolle der Begriffe ‚Sinnlichkeit’ und ‚Empfindungen’ in der Gesellschaft zu verdeutlichen. Diese seien nicht mehr, wie noch in den 70er Jahren, Bestandteil der Emanzipation, sondern wären im Gegenteil zu einem riesigen Markt angewachsen und gleichzeitig politisiert worden:

„Pornographie ist zur Herrschaftstechnik geworden und durchdringt unsere gesamte Wahrnehmung. Vielleicht nehmen die Sinne jetzt die Rolle ein, die früher den Körpern zugeschrieben wurde; sie wurden diszipliniert, ans Fließband angepasst, produktiviert, gepanzert. Das bedeutet auch, dass Politik sinnlich wird, oder im wörtlichen Sinn ästhetisch.“[7]

Hito Steyerl beobachtet eine „Pornographisierung“[8] unserer Gesellschaft und meint damit eine extreme Zuspitzung der gegenwärtig zu beobachtenden Affektbezogenheit, also der Zunahme „affektive[r] Arbeitsweisen“, „postfordistischer Produktion“ sowie das Phänomen der “Aufmerksamkeitsökonomie“[9]. Diese ‚Pornographisierung’ ist sowohl konkret als auch versteckt an populärem Bildmaterial abzulesen. Ein Beispiel für versteckte Pornographie im politischen Bereich sind ihrer Meinung nach die weit verbreiteten Bilder der gefesselten und gedemütigten Gefangenen in Guantánamo Bay. Doch in „Lovely Andrea“ werden auch die eindeutig auf sexuelle Stimulanz ausgerichteten Medien kritisiert. Dies geschieht jedoch nicht plakativ sondern subversiv.

Nach Steyerl „hat es keinen Sinn vor dem hemmungslos warenförmigen, mittlerweile stark pornographischem Bilderschrott der Populärkultur davonzulaufen. Der Prozess der Befreiung läuft stattdessen mitten hindurch – durch deren Anonymität und Abstraktion.“[10]

Hier klingen Parallelen zu der von Judith Butler in „Das Unbehagen der Geschlechter“ postulierten performativen Subversion an, mit der beispielsweise durch lächerlich übertriebene Zurschaustellung der als ‚männlich’ oder ‚weiblich’ erachteten Attribute, auf die Konstruktionen ‚Mann’ und ‚Frau’ hingewiesen wird.[11] In diesem Sinne sind auch die komödiantischen Elemente in Steyerls Film zu verstehen. Die Künstlerin bezeichnet ihre Suche nach ihrem eigenen Bondage-Bild als „völlig absurd“ und meint, „ein solches Thema bierernst zu behandeln würde nur zu dessen Fetischisierung führen.“[12]

Die beim Bondage verwendeten Seile leiten in „Lovely Andrea“ über die Begriffe „Vernetzung“ und „Verstrickung“ zu dem Themenkomplex ‚Abhängigkeit/Unbhängigkeit’ über. In diesem Zusammenhang ist auch das Interview mit Alf Haubitz vom Hessischen Rundfunk aufschlussreich. Hier bekundet Steyerl ihr Interesse an allgemeiner Unterdrückung und Abhängigkeitsverhältnissen in Gesellschaften überall auf der Welt. Zudem beobachte sie eine Lust der Menschen an Abhängigkeiten und Demütigungen, sozusagen an ‚Selbstfesselungen’, zum Beispiel im Zusammenhang mit prekären Beschäftigungsverhältnissen. Im Gespräch mit Alf Haubitz behauptet Steyerl sogar, dies würde sie mehr interessieren als die sexuelle Komponente von Bondage:

„Das ist das, was ich mit dem Zustand der Selbstfesselung meine: wir sind heute alle irgendwie verbunden, wir stecken in irgendwelchen Netzwerken, Beziehungsgeflechten und so weiter und zappeln darin eigentlich ganz vergnügt und munter. Was soll das? [...] Ich glaube nicht, dass wir unbedingt diesen Zustand der Selbstunterdrückung genetisch einprogrammiert haben oder dass er Teil der gegenwärtigen gesellschaftlichen Verhältnisse ist. Mich interessier nur warum die Leute das heutzutage so gerne machen und eigentlich auch, welche Lust sie daran entwickeln. Dieser Zustand der ständigen Selbstmobilisierung, der Selbstausbeutung, des Vergnügens an prekären Verhältnissen ist eigentlich etwas, das mich viel mehr fasziniert als diese sexuelle Ausrichtung von Bondage. [...] Bondage bedeutet ja allgemein Unterwerfung und Fesselung und Unterdrückung und eigentlich geht es in dem Film eher darum, assoziativ zu erkunden was das heute alles sein könnte.“[13]

[...]


[1] Alle in dieser Hausarebit verwendeten Photografien wurden auf der documenta12 von mir selbst geschossen.

[2] Vgl. Mulvey: Visual Pleasure and Narrative Cinema, In: Movies and Methods.

[3] Hier ist auch eine historische Parallele gegeben, denn die japanische Fesselkunst entstammt ursprünglich einer Technik der Samurai, mit der diese ihre Kriegsgefangenen außer Gefecht gesetzt haben.

[4] Vgl. Michely: DOCUMENTA FEMINALE. In: Kunstforum, S. 77.

[5] Ammer: 2007 Hito Steyerl. In: DOCUMENTA KASSEL, S. 310.

[6] Kunstforum, S. 216.

[7] Probst: Hito Steyerl. In: Kunstforum, S. 468-469.

[8] Ebd., S. 468-469.

[9] Ebd., S. 469. Die aufgeführten Begriffe bezeichnen, dass unser Leben gegenwärtig historisch einmalig durch Gefühle bestimmt und beschrieben wird. Zum Beispiel wird ‚Arbeit’ nicht mehr allein als Broterwerb betrachtet, sondern gilt als Identität bildende Komponente, die der persönlichen Entwicklung dienen soll. Auch im Zusammenhang mit Vermarktungsstrategien sind Affekte nicht mehr wegzudenken. In der Werbung wird jedes Produkt mit einem Gefühl, welches es angeblich hervorruft, verbunden.

[10] Probst: Hito Steyerl, S. 470.

[11] Vgl. Butler: Das Unbehagen der Geschlechter, S.190-218.

[12] Probst: Hito Steyer, S. 469-470.

[13] http://www.hr-online.de

Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
Hito Steyerls "Lovely Andrea" und Ästhetische Forschung
Untertitel
Wie ein komplexes Kunstwerk durch experimentelle Annäherung erfahrbar gemacht werden kann
Hochschule
Universität Bremen  (Institut fpr Kunstwissenschaft und Kunstpädagogik)
Veranstaltung
Von Kunst aus: Ästhetisch-biographische Arbeit im Museum
Note
1,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
29
Katalognummer
V88375
ISBN (eBook)
9783638024389
ISBN (Buch)
9783638925198
Dateigröße
969 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Hito, Steyerls, Lovely, Andrea, Forschung, Kunst, Arbeit, Museum
Arbeit zitieren
Berit Eichler (Autor:in), 2007, Hito Steyerls "Lovely Andrea" und Ästhetische Forschung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88375

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