Der Schwarze Peter - Ein Räuber im Hunsrück und Odenwald


Fachbuch, 2010

142 Seiten


Leseprobe


INHALT

Vorwort: Erste Begegnungen mit dem „alten Schwarzen Peter“

Johann Peter Petri: Der „alte Schwarze Peter“

Das Kartenspiel „Schwarzer Peter“

Maria Katharina Petri: Die Frau des „alten Schwarzen Peter“

Johann Peter Conrad Petri: Der „junge Schwarze Peter“

Johann Andreas Petri: Der „Köhler-Andres“

Elisabetha Margaretha Petri: Die älteste Tochter des „alten Schwarzen Peter“

Johann Georg und Leonhard: Die jüngsten Söhne des alten „Schwarzen Peter“

Daten im Leben des „alten Schwarzen Peter“

Bildquellen

Literatur

Der Autor

Buchtitel der

„Schinderhannes-

Chronik“ von

Dr. Peter Bayerlein

aus dem inzwischen

geschlossenen

Verlag Ernst Probst

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Buchtitel des

„Schinderhannes-

Ortslexikon“ von

Dr. Peter Bayerlein

aus dem inzwischen

geschlossenen

Verlag Ernst Probst

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

VORWORT Erste Begegnungen mit dem „alten Schwarzen Peter“

Wenn ich als Kind „Schwarzer Peter“ spielte, dachte ich keinen Augenblick an den berüchtigten Räuber gleichen Namens aus dem Hunsrück und Odenwald, dem dieses beliebte Kartenspiel seinen Namen verdankt. Erst bei der Lektüre der Manuskripte für die Bücher „Schinderhannes-Chronik“ und „Schinderhannes-Ortslexikon“ des Mainzer Historikers Dr. Peter Bayerlein, die 2003 im inzwischen geschlossenen Verlag Ernst Probst erschienen, erfuhr ich Näheres über „Peter Petri den Älteren“, genannt der „alte Schwarze Peter“ oder der „alte Schwarzpeter“. Denn dieser war zeitweise ein Lehrmeister und Komplize des „Schinderhannes“ gewesen.

Auf Einladung meines Schwiegervaters Werner Baum-bauer aus Mackenrodt habeich häufig an Sonn- oder Feiertagen mit

ihm, meiner Frau Doris und meinem SohnStefan im damaligen „Hochwaldhotel Gethmann“ in Hüttgeswasen bei Allenbach mit Genuss einen leckeren Kutscherteller oder einen saftigen Spießbraten gegessen. Dabei kam mir oft der „alte Schwarze Peter“ in den Sinn, der eine Zeitlang im Weiler Hüttgeswasen am Fuß des Erbeskopfes gelebt hatte.

Bei einem dieser angenehmen Aufenthalte im „Hochwald-hotel Gethmann“, das es heute leider nicht mehr gibt, sprach ich den Hotelier Hans Gethmann wegen des „Schwarzen Peter“ und seines Aufenthalts in Hüttges-wasen an. Zu meiner großen Freude überreichte er mir dabei die 52-seitige Publikation von Professor Dr.-Ing. Hans-Eugen Bühler „Beiträge zur Geschichte des Amtes Allenbach. 1. Teil. Die Bedeutung der Holzhauer- und Kohlenbrennerkolonie Hütt-geswasen zwischen 1600 und 1900“.

Prof. Dr.-Ing. Bühler war zum Zeitpunkt der Veröffent-lichung im Jahr 1984 technischer Direktor des Unter-nehmensbereiches Anlagentechnik der Didier-Werke AG in Wiesbaden und zugleich Professor an der Technischen Hochschule in Aachen für das Fachgebiet „Werkstoff-kunde der Stähle“. Familiäre Verbindungen regten ihn dazu an, sich in seiner Freizeit mit der ehemaligen Hunsrücker Eisenindustrie und ihrer Sozialgeschichte zu befassen und hierüber eine ganze Reihe von Aufsätzen zu schreiben.

Der erwähnten Publikation von Prof. Dr.-Ing. Bühler, die innerhalb der von Hans-Peter Brandt herausgegebenen Schriftenreihe der Kreisvolkshochschule Birkenfeld erschienen ist, verdanke ich viele interessante Einzelheiten über das Leben des „alten Schwarzen Peter“ und seiner Familie sowie über die von ihm verübten Straftaten. Bei der wiederholten Lektüre jener Schrift keimte in mir langsam der Wunsch, ein Buch über „Peter Petri den Älteren“ zu schreiben.

Das nun vorliegende Taschenbuch „Der Schwarze Peter“ schildert das Leben dieses gefürchteten Räubers, der zunächst Lehrmeister und später Komplize des um 25 Jahre jüngeren legendären „Schinderhannes“ war. Im Gegensatz zu Letzterem endete er allerdings nicht unter dem Fallbeil der Guillotine, sondern starb friedlich im Bett.

Dieses Buch ist meinem Schwiegervater Werner Baum-bauer aus Mackenroth, der inzwischen in einem Senioren-heim in Kirschweiler lebt, und dem früheren Hotelier Hans Gethmann aus Hüttgeswasen gewidmet. Ohne diese beiden Männer hätte es diese Neuerscheinung über den „alten Schwarzen Peter“ nicht gegeben.

Ernst Probst

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„Peter Petri der Ältere“ alias der „alte Schwarze Peter“ in Ketten während seiner Gefangenschaft in Heidelberg im Jahre 1811

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Johannes Bückler (1777–1803), genannt „Schinderhannes“, in Ketten während seiner Gefangenschaft in Mainz 1802/1803 mit seiner Geliebten Julchen Blasius und dem Sohn Franz Wilhelm.

Der „Schinderhannes“ war zeitweise ein Komplize des „alten Schwarzpeter“.

Johann Peter Petri: Der „alte Schwarze Peter“

Als einer der berüchtigtsten Räuber in Deutschland gilt Johann Peter Petri (1752–1834), genannt „Peter Petri der Ältere“, der „alte Schwarzpeter“ oder der „alte Schwarze Peter“. An diesen Ganoven erinnert heute der Name eines bekannten Kartenspiels für Kinder. Er war im 19. Jahrhun-dert unter dem Namen „Schwarzer Peter“ noch wesentlich populärer als Johannes Bückler (1777–1803) alias „Schinderhannes“, der heute meistens als berühmtester deutscher Räuber bezeichnet wird.

Der „alte Schwarze Peter“ kam am 24. März 1752 in Burgen bei Veldenz im Moselgebiet zur Welt. Seine Eltern waren Johann Peter Petri und dessen Ehefrau Christina Margaretha. Um 1780 heiratete der „alte Schwarzpeter“ die 1759 in Schmelz geborene und ab 1765 im Weiler Hüttgeswasen im Hunsrück lebende Maria Katharina Neumann, die Tochter des Wirts und Köhlers Johann Georg Neumann (um 1723–1803). Wo die Ehe der beiden geschlossen wurde, ist nicht mehr zu eruieren.

Der „alte Schwarzpeter“ errichtete – mit Genehmigung des Herzogs von Zweibrücken – in Hüttgeswasen neben der Behausung seines Schwiegervaters eine Hütte, in der er mit seiner Familie elf Jahre lang lebte. Damals arbeitete er als Holzfäller und Köhler. Die in Hüttgeswasen hergestellte Holzkohle wurde von zahlreichen Schmelzen des Amtes Allenbach zur Eisen- und Kupferverhüttung benötigt.

Hüttgeswasen liegt heute an der Bundesstraße 269 Morbach–Birkenfeld–Saarbrücken. Genauer gesagt etwa einen Kilometer in Richtung Birkenfeld hinter der Kreuzung der B 269 mit der B 442 Idar-Oberstein–Allenbach–Thalfang–Trier. Der Weiler besteht gegenwär-tig nur aus zwei dauernd bewohnten Häusern (darunter das frühere „Hochwaldhotel Gethmann“) und einem Forsthaus. Verwaltungsmäßig gehörte Hüttgeswasen immer zum Amt Allenbach.

Am 2. Mai 1781 kam in Hüttgeswasen der erste Sohn des „alten Schwarzpeter“ namens Johann Peter Conrad (der „junge Schwarzpeter“) zur Welt. In Hüttgeswasen wurden auch fünf andere Kinder der Petris geboren: Elisabetha Margaretha (geb. 17. Januar 1784), Johann Christian (geb. 5. März 1787, gest. 2. November 1787), Abraham (geb. am 11. November 1788, gest. 6. September 1791), Catarina Elisabeth (geb. 7. Dezember 1791, gest. 12. Februar 1792) und Johann Andreas alias „Köhler-Andres“ (geb. am 27. Dezember 1792).

Die restlichen drei der insgesamt neun Kinder stammten nicht aus Hüttgeswasen: der Sohn Johann Georg (geb. 1794/1795), eine Tochter (geb. 1797/1798) und der Sohn Leonhard (geb. um 1803/1804).

Die Hütte des „alten Schwarzpeter“ wurde 1792 beim Einmarsch französischer Soldaten niedergebrannt. Ab dieser Zeit führten der „alte Schwarzpeter“ und seine Familie ein unstetes Leben. Die Petris verließen Hüttgeswasen und lebten bis 1811 in zahlreichen Orten des Hunsrücks und auf der rechten Rheinseite, vor allem in der Gegend des Odenwaldes.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der Räuber „Schinderhannes“ wohnte im Sommer/Frühherbst 1797 bei der Familie des „alten Schwarzpeter“ auf dem Hühnerhof bei Lauschied.

Zunächst arbeitete der „alte Schwarzpeter“ etwa ein halbes Jahr lang als Holzfäller für die Gemeinden Beulich und Gondershausen. Anschließend hielt er sich etwa ein Jahr lang in Schauren bei Kempfeld auf, wo er im Auftrag eines Bürgers aus Hottenbach ebenfalls als Holzfäller aktiv war. Nach einem halbjährigen Aufenthalt in Weiden

bei Hottenbach verdiente der „alte Schwarzpeter“ fast vier Jahre lang als Holzfäller auf der Glashütte im Soonwald seinen Lebensunterhalt. Danach war er wiederum ein halbes Jahr Holzfäller in Münchwald und zog anschließend für kurze Zeit in die Gegend rechts der Nahe.

Im Sommer/Frühherbst 1797 quartierte sich der damals 19-jährige Johannes Bückler alias „Schinderhannes“ für mehrere Wochen bei der Familie des „alten Schwarzpeter“ auf dem Hühnerhof bei Lauschied unweit von Kirn ein.

Der „alte Schwarzpeter“ beteiligte sich im Spätsommer 1797 an einem nächtlichen Einbruch in ein bewohntes Haus in Bärenbach bei Kirn. Außer ihm waren der „junge Schwarzpeter“, der „Schinderhannes“, Jakob Fink („Roter Fink“) aus Weiler bei Bingen und der Holzfäller Johann Georg Reidenbach („Lauschieder Hansjörg“) aus Lauschied bei Kirn mit von der Partie.

Das räuberische Quintett war bewaffnet, öffnete einen Fensterladen, drang in das Haus ein und entwendete dort Bettzeug, einige Säcke voller Wolle und Leinentücher.

Dabei handelte es sich um den ersten schweren Einbruch des „Schinderhannes“. Nach den damals im Hunsrück gültigen Gesetzen der Französischen Republik handelte es sich um ein „todeswürdiges Verbrechen“.

1797 beging der „Schinderhannes“ zusammen mit dem zu dieser Zeit erst 16-jährigen „jungen Schwarzpeter“ mindestens acht Diebstähle. Dabei entwendeten die beiden

jungen Leute meistens Hammel und Bienenstöcke.

Überfall auf die Ziegelhütte bei Spall

Am späten Abend des 25. Januar 1798 führte der „alte Schwarzpeter“ einen nächtlichen Raubüberfall auf die Bewohner der in der Nähe von Spall gelegenen Ziegelhütte des Bürgers Johann (Martin) Schmitt an, bei dem sich insgesamt sechs Personen beteiligten: der „alte Schwarzpeter“, der „Schinderhannes“, der „junge Schwarzpeter“, Jakob Fink, Johann Georg Reidenbach sowie der über 70-jährige Landstreicher und Dieb Christian Schuck, der bald nach seiner Verhaftung 1801 im Gefängnis von Gent starb. Dieses Verbrechen dürfte der erste bewaffnete Raubüberfall gewesen sein, an dem der „Schinderhannes“ mitwirkte.

Johann Georg Reidenbach klopfte an die Haustür des zur Ziegelhütte gehörenden Wohnhauses und bat, weil es kurz zuvor geschneit hatte und sehr kalt war, um ein Nachtlager. Weil man ihn kannte, ließ man ihn ins Haus, doch unerwarteterweise folgten ihm drei mit Gewehren bewaffnete Männer, die sich draußen versteckt hatten.

Zwei andere Personen, der „junge Schwarzpeter“ und der Landstreicher Schuck, blieben draußen und standen

Schmiere.

Die vier Räuber fingen sofort nach ihrem Eintreten in das Haus Streit an. Der „alte Schwarzpeter“ forderte laut Geld und verlieh seinen Forderungen mit einigen Ohrfeigen Nachdruck. Einer der Räuber, vermutlich der „Schinder-hannes“, wollte die Frau des Ziegelhüttenbesitzers fesseln,

doch dies unterblieb nach Einwänden von Jakob Fink, der inzwischen ebenfalls von den Hausbewohnern erkannt worden war.

Anschließend durchwühlten die Eindringlinge alle Schränke und Kommoden im Haus und stahlen außer dem gesamten Geld der Familie auch Fleisch, Kleidungsstücke

und Bettwäsche. Weil die Ganoven nicht soviel Geld entdeckten, wie sie erhofft hatten, verprügelten und folterten sie Johann Schmitt und seine Frau immer stärker, um weitere Geldverstecke zu erfahren. Dabei wurde Johann Schmitt so schwer verletzt, dass er sich davon nie mehr richtig erholte. Zwei Jahre später erlag er den Folgen der schweren Verletzungen.

Obwohl die Überfallenen den „alten Schwarzpeter“, Fink und Reidenbach erkannt hatten, wagten sie es aus Furcht vor weiteren Überfällen nicht, diesen Vorfall den Behörden zu melden. Dieser wurde erst einige Jahre später in Verbindung mit dem Prozess gegen den „Schinder-hannes“ in Mainz bekannt und eingehend untersucht.

Lohnende Pferdediebstähle

Im August 1798 stahl der „alte Schwarzpeter“ zusammen mit dem „Schinderhannes“ dem Bauern Johann Klump in Ellern zwischen Argenthal und Rheinböllen zwei Pferde. Der Diebstahl von Pferden war ein lukratives Geschäft, durchaus vergleichbar mit dem heutigen Diebstahl von Luxuslimousinen, schrieb der Mainzer Historiker Dr. Peter Bayerlein in seinem Buch „Schinderhannes-Chronik“.

Da das Rheinland seit 1792 mehrfach Kriegsschauplatz gewesen ist und durchziehende Heere gewöhnlich jedesmal Pferde requirierten, wenn sie durch ein Dorf marschierten, waren die Tiere sehr begehrt.

Der Verlust seiner zwei oder drei Pferde konnten einen kleinen Bauern und dessen Familie unter Umständen für immer ruinieren, wenn er seine Ernte nicht einbringen und aus diesem Grund seine Pacht nicht rechtzeitig bezahlen konnte.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

‚Johannes Bückler, genannt der„Schinderhan-nes“ war dabei, als der „alte Schwarzpeter“ am 12. August 1798 in der Nähe des Forst-hauses Thiergarten zwischen Argenthal und Stromberg im Soonwald den Viehhändler Simon Seligmann aus Seibersbach brutal ermordete.

Für ein gestohlenes Pferd erhielten die Diebe im Durchschnitt etwa fünf bis sechs Louisdor, wofür man zwei Kühe kaufen konnte.

Der Mord an Simon Seligmann

Am 12. August 1798 ermordete der betrunkene „alte Schwarzpeter“ in der Nähe des Forsthauses Thiergarten zwischen Argenthal und Stromberg im Soonwald brutal den jüdischen Viehhändler Simon Seligmann aus Seibersbach. Diese Bluttat geschah im Beisein und vermutlich mit Hilfe des „Schinderhannes“.

Das Opfer hatte drei Jahre zuvor am Tag der Taufe des Sohnes Johann Georg des „alten Schwarzpeter“ in der Kirche von Seibersbach diesen bei einem Techtelmechtel mit der Frau von Johann Jakob Krämer („Iltis-Jakob“) im Wald beobachtet und dies prompt deren Ehemann erzählt. Der vor Eifersucht rasende Gatte fügte seiner untreuen Gemahlin beim immer heftiger werdenden Streit insgesamt elf Hieb- und Stichwunden zu, denen sie erlag. Bei einer gerichtlichen Untersuchung im August 1795 gestand der „Iltis-Jakob“ lediglich, seine Frau mit Stockschlägen „ein wenig gezüchtigt“ zu haben.

Vor der Bluttat an dem Viehhändler Seligmann hatten der „alte Schwarzpeter“ und der „Schinderhannes“ im Wirts-haus gesessen, ausgiebig gezecht und Karten gespielt.

Sie warteten dort vergeblich auf den Bauern Johann Klump aus Ellern, dem sie durch einen Boten mitteilen ließen, sie hätten von dem Diebstahl seiner Pferde gehört und seien bereit, ihm gegen ein entsprechendes „Trinkgeld“ die Tiere bei den Dieben wieder zu beschaffen. Diesen Trick versuchten damals Pferdediebe gerne. Mitunter gingen bestohlene Bauern darauf ein, ihre entwendeten Pferde auf diese Weise wiederzubekommen, weil dies für sie meistens günstiger war, als sich andere Tiere bei einem Pferdehändler zu kaufen.

Als die beiden Pferdediebe von einem jungen Burschen, den sie nach Ellern mit dem Auftrag geschickt hatten, Klump solle zu ihnen ins Wirtshaus kommen, hörten, dass der Bauer nicht zu Hause sei, wurde der „alte Schwarz-peter“ rasend vor Zorn.

Wenig später hielten die Ganoven drei auf der Straße zufällig vorbeikommende jüdische Musikanten an und ließen diese für sich aufspielen.

Plötzlich sah der „Schinderhannes“ draußen auf der Straße den Viehhändler Simon Seligmann aus Seibersbach, der eine Kuh am Strick mit sich führte, vorbeikommen.

Sofort machte der Hannes den „alten Schwarzpeter“ darauf aufmerksam und sagte, draußen sei jener Jude, der ihn „einst verleumdet“ habe und der schuld sei am Tod seiner „Gevatterin“. Auch der Viehhändler schien den „alten Schwarzpeter“ gleich bemerkt zu haben, denn er ließ sich vor dem Wirtshaus nur Wasser reichen und zog dann mit seiner Kuh eilig weiter in Richtung Seibersbach.

Etwa eine Viertelstunde danach verließen der „alte Schwarzpeter“ und der „Schinderhannes“ das Wirtshaus und verschwanden in der gleichen Richtung wie Simon Seligmann im Wald. Eine weitere halbe Stunde später, so berichtete der Wirt, sei einer der beiden Ganoven noch einmal kurz zurückgekehrt und dabei habe man an seiner Kleidung Blut bemerkt.

Als man Simon Seligmann in seinem Heimatort Seibersbach vermisste, schickte man zwei Tage später Suchtrupps in den Wald, um nach ihm zu suchen. Etwa auf halbem Weg zwischen dem Thiergarten und Kalten-born (heute Marienborn) entdeckte man die Leiche des Viehhändlers. Wegen der schweren Verletzungen am ganzen Körper des Toten wusste man noch vor dem Eintreffen der Amtsärzte und Justizbeamten, dass Simon Seligmann von Straßenräubern erschlagen und beraubt

worden war.

Der Verdacht richtete sich sofort gegen die beiden Kerle, die im Wirtshaus sehr viel Lärm gemacht und mit anderen Gästen ständig Streit angefangen hatten. Einige der Gäste identifizierten den älteren der beiden Randalierer als den „berüchtigten und famösen Schwarzen Peter“. Den jüngeren der beiden, den „Schinderhannes“, kannte man damals im Soonwald noch nicht. Nach dem Mord an dem Juden Simon Seligmann marschierten der „alte Schwarz-peter“ und der „Schinderhannes“ vom Soonwald zum Bangartner Hof gegenüber von Altenbamberg, wo sich damals anscheinend ein Teil der Familie des „alten Schwarzen Peter“ aufhielt. Von dort aus schickte der „alte Schwarzpeter“ eine Tochter zum Händler Leiser nach Altenbamberg, der die dem Juden Simon Seligmann geraubten Gegenstände, unter denen sich eine silberne Taschenuhr befand, kaufen sollte. Die Transaktion fand wenig später an einem verabredeten Treffpunkt im Wald statt.

Im September 1798 wurde der „alte Schwarzpeter“ auf dem Dreiweiher Hof bei Hallgarten, nördlich von Obermoschel, verhaftet. Nach einigen Verhören brachte man ihn über Obermoschel ins Gefängnis des Arrondisse-ments nach Kaiserslautern.

[...]

Ende der Leseprobe aus 142 Seiten

Details

Titel
Der Schwarze Peter - Ein Räuber im Hunsrück und Odenwald
Autor
Jahr
2010
Seiten
142
Katalognummer
V91751
ISBN (eBook)
9783638063555
ISBN (Buch)
9783638951425
Dateigröße
5693 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schwarze, Peter, Räuber, Hunsrück, Odenwald, Schinderhannes
Arbeit zitieren
Ernst Probst (Autor:in), 2010, Der Schwarze Peter - Ein Räuber im Hunsrück und Odenwald, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91751

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