Der Neue Terrorismus, Ursachen und Legitimation


Hausarbeit, 2002

19 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Gliederung

A: Der 11. September als Geburtstunde der neusten Terrordiskussion

B: Hauptteil
1.1 Problematik der Begriffsbestimmung für den Terrorismus.
1.2 Aktuelle Erscheinungen und die neuen Arten.
2.1 Das Zeitalter des Terrorismus und seine Gründe.
2.2 Großer Zuwachs für terroristische Organisationen.
2.3 Unterstützung des Terrorismus in der Bevölkerung.
3.1 Bekämpfung des Terrorismus und die Erfolgsaussichten.
3.2 „Die Ursachen des Terrorismus an der Wurzel bekämpfen.“

C: Noch keine Lösung in Sicht

A: Der 11. September als Geburtstunde der neusten Terrordiskussion

Spätestens seit dem 11. September ist Terrorismus einer der meistgebrauchten Begriffe in der öffentlichen Diskussion. Kaum eine Woche vergeht, in der nicht unschuldige Menschen blutigen Attentaten zum Opfer fallen. In den Medien wird das Thema häufig und kontrovers diskutiert. Viele Menschen bilden sich auf der Grundlage dieser Diskussionen und der angebotenen Patentlösungen ihre Meinung zum Terrorismus und seinen Ursachen. Diese Lösungen basieren jedoch meist auf simplen Schuldzuweisungen und die Verbesserungsvorschläge beinhalten leere Floskeln, die sich zwar gut anhören, aber weit von der Realität entfernt sind.

In diesem Zusammenhang will ich mich in meiner Arbeit mit dem neuen Terrorismus, der mit den Anschlägen vom 11. September seinen zwischenzeitlichen Höhepunkt gefunden hat befassen. Der Hauptfokus soll auf den Ursachen, der Legitimation und den möglichen Lösungsvorschlägen liegen. Des weiteren werde ich zeigen, dass der neue Terrorismus noch in den Kinderschuhen steckt und wir uns erst in der Frühphase einer Entwicklung befinden, deren Auswirkungen wir erst in Ansätzen sehen.

1.1 Problematik der Begriffsbestimmung

Eine einheitliche Definition für Terrorismus zu finden, hat sich in der Vergangenheit als eines der schwierigsten Probleme dieses Forschungsgegenstandes herausgestellt. Theoretisch ist dem Phänomen Terrorismus kaum beizukommen, da es keine Möglichkeit gibt, die verschiedenen Gruppen unter einem Begriff zusammenzufassen. Zu unterschiedlich sind die Gruppen und Taten, die im allgemeinen Sprachgebrauch unter diesem Begriff subsumiert werden, und nur wenige übergreifende Merkmale lassen sich herausarbeiten, wie schon Walter Laqueur in seiner grundlegenden Arbeit "Terrorismus. Die globale Herausforderung" von 1977 bemerken musste.[1]

Regierungen haben schon immer Freiheitskämpfer unterdrückter Minderheiten oder Mitglieder separatistischer Bewegungen als Terroristen bezeichnet, um eine harte Gangart gegen sie zu rechtfertigen[2]. Als Beispiel dafür kann der Tschetschenien Konflikt genommen werden. Zu Zeiten des kalten Krieges wurden die Tschetschenen in den westlichen, vor allem in den US-amerikanischen Medien als tapfere Freiheitskämpfer gefeiert und sind von Regierungen mit Geld und Waffen unterstützt worden. Nun, da Russland den Kampf der Amerikaner gegen den internationalen Terrorismus unterstützt, schweigen die USA zu dem brutalen Krieg in Tschetschenien und akzeptieren ihn als Teil des Kampfes gegen den Terrorismus. Dies ist internationale Diplomatie ohne Rücksicht auf eigentlich unveräußerliche Menschenrechte. Noch deutlicher wird die Problematik, wenn man feststellt, dass nicht einmal verschiedene Ministerien oder Behörden von ein und der derselben Regierung sich auf eine einheitliche Definition einigen können.[3] So verwenden das FBI, der CIA und das US-Außenministerium jeweils unterschiedliche Definitionen, wobei „jede […] Definition die Prioritäten und besonderen Interessen der jeweiligen staatlichen Behörde [widerspiegelt].“[4]

Diese Beispiele zeigen sehr deutlich, dass die Definition von Terrorismus sehr stark von dem Standpunkt des Betrachters abhängt[5]. Deswegen verwundert es nicht, dass es keine allgemein gültige Definition geben kann und wohl auch nie geben wird.

Trotzdem scheint es mir erforderlich eine Definitionen als Grundlage meiner Arbeit zu verwenden. Da ich in meinem Aufsatz hauptsächlich auf die neuen Arten des Terrorismus eingehen will, deren bisheriger Höhepunkt der Anschlag vom 11. September war, empfiehlt es sich eine Definition zu verwenden, die auf diese Art von Terroristen zugeschnitten ist.

Ich will jedoch vermeiden eine Definition zu gebrauchen, die zum Beispiel tschetschenische „Freiheitskämpfer“ zu Terroristen macht. Bruce Hoffman bietet in seinem Buch „Terrorismus. Der unerklärte Krieg“ folgende sehr weitreichende Definition an:

"Wir können daher Terrorismus nun versuchsweise als bewusste Erzeugung und Ausbeutung von Angst durch Gewalt oder die Drohung mit Gewalt zum Zweck der Erreichung politischer Veränderung definieren. Alle terroristischen Taten verwenden Gewalt oder die Androhung von Gewalt. Der Terrorismus ist spezifisch darauf ausgerichtet, über die unmittelbaren Opfer oder Ziele des terroristischen Angriffs hinaus weitreichende psychologische Effekte zu erzielen. Er will innerhalb eines breiten Zielpublikums Furcht erregen und dieses dadurch einschüchtern; zu diesem Publikum können eine gegnerische ethnische oder religiöse Gruppe gehören, aber auch ein ganzes Land, eine Regierung oder eine politische Partei oder die öffentliche Meinung im allgemeinen. Der Terrorismus zielt darauf ab, Macht zu schaffen, wo es keine gibt, oder Macht zu konsolidieren, wo es nur sehr wenig davon gibt. Durch die Publizität, die sie mit ihren Gewaltakten erzeugen, versuchen Terroristen die Druckmittel, den Einfluss und die Macht zu erlangen, über die sie ansonsten nicht verfügen würden, um entweder auf regionaler oder auf internationaler Ebene politischen Wandel zu bewirken."[6]

1.2 Aktuelle Erscheinungsformen und die neuen Spielarten des Terrorismus

Wie der Titel meiner Arbeit schon verrät, will ich mich vor allem mit den neuen Arten des Terrorismus beschäftigen. Da es immer wieder neue terroristische Organisationen gibt, will ich hier die nationalen und internationalen Legitimationsversuche und kurz die Beweggründe des Terrorismus darstellen, die für meine Ausführungen wesentlich sind.

Seit den Anschlägen des 11. September ist die Terrorismusdiskussion in aller Munde. Sehr schnell hat die Weltöffentlichkeit gemerkt, dass dieser neuartige Terrorismus nichts mit territorialen Forderungen oder einer unterdrückten Minderheit zu tun hat, sondern mit dem Problem der globalen Ungerechtigkeit. Es wäre vermessen und falsch, den vielfachen Millionär Osama Bin Laden als gerechten Rächer der „dritten Welt“ hinzustellen, trotzdem arbeitet seine Organisation al-Qaida und zahlreiche andere Organisationen mit genau solchen Argumenten bei der Rekrutierung. Der Glaube und die Verteidigung des Glaubens gegen die „Ungläubigen“ in Gestalt der Zionisten und „Kreuzritter“ spielt eine sehr wichtige Rolle. Dieses verbunden mit dem Kampf der Unterdrückten gegen die Unterdrücker bildet eine plausible Argumentationsgrundlage, die in vielen Teilen der Welt auf offenes Gehör stößt.[7] Außerdem finden terroristische Organisationen in Krisengebieten besonders viele bereitwillige Anhänger. Diese zwei Faktoren charakterisieren die Gestalt des neuen Terrorismus, wobei ich denke, dass religiöse Beweggründe in den kommenden Jahren in der Argumentation eher ins Hintertreffen geraten werden. Dies soll nicht bedeuten, dass die Religiosität abnimmt, sondern, dass die Armut und die Verzweiflung und somit die damit verbundenen Beweggründe zunehmen werden.

Wo findet man diesen neuen Terrorismus? Nach der oben gegebenen Definition müsste er besonders in Gegenden in Erscheinung treten, die zum einen muslimisch religiös und zum anderen sehr arm sind. In Krisengebieten mit den genannten Voraussetzungen ist der terroristische Nährboden äußerst „fruchtbar“.

Es könnte an dieser Stelle die Kritik angebracht werden, dass der Terrorismus in den ärmsten Ländern der Welt, nämlich in Schwarzafrika, noch kaum vorhanden ist. Dafür gibt es zwei Erklärungsansätze: Die afrikanische Infrastruktur ist derzeit noch nicht „reif“ oder anfällig für den internationalen Terrorismus, aber vor allem die islamisch-arabisch geprägten afrikanischen Staaten bergen schon jetzt große „Potentiale“, die von terroristischen Organisationen bislang schlichtweg noch nicht erschlossen wurden. Zum anderen sehe ich eine Dynamik in den Beweggründen des Terrorismus. Die Konfliktlinien werden weniger zwischen den Religionen verlaufen sondern zwischen dem Gegensatz von arm und reich, zwischen den mächtigen und den unmächtigen. Die jüngsten Anschläge auf israelische Urlauber in Kenia und die Anschläge auf US-Botschaften zeigen dass diese Entwicklung bereits eingesetzt hat und dass Terroristische Organisationen auch das südliche Afrika in ihren Handlungsbereich einbezogen haben.

Zusammenfassend lässt sich vermuten, dass der neue Terrorismus nicht an Staatsgrenzen und in Zukunft auch nicht mehr an religiösen Grenzen halt machen wird. Die Hauptbewegung befindet sich derzeit in den arabischen Staaten und in Süd-Ost Asien. Es ist aber anzunehmen, dass sie in Zukunft auch auf die afrikanischen Staaten übergreifen wird.

[...]


[1] Laqueur, Walter: Terrorismus. Die globale Herauforderung

[2] Hoffmann, Bruce: Terrorismus, der unerklärte Krieg s. 39

[3] Hoffmann, Bruce: Terrorismus, der unerklärte Krieg s. 47

[4] Hoffmann, Bruce: Terrorismus, der unerklärte Krieg s. 48

[5] Klink, Manfred: Terrorismus als weltweites Phänomen s. 250

[6] Hoffmann, Bruce: Terrorismus, der unerklärte Krieg s. 56

[7] Lesser, Ian, Hoffmann, Bruce, Arquilla, John, Ronfeld, David, Zanini: The new terrorism s. 39

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Der Neue Terrorismus, Ursachen und Legitimation
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (GSI München)
Veranstaltung
Grundkurs Politische Theorie
Note
1,3
Autor
Jahr
2002
Seiten
19
Katalognummer
V9901
ISBN (eBook)
9783638164917
Dateigröße
531 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Terrorismus Dritte Welt Globalisierung Krieg Al Queda Bin Laden Terrorkrieg
Arbeit zitieren
Fabian Joas (Autor:in), 2002, Der Neue Terrorismus, Ursachen und Legitimation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9901

Kommentare

  • Gast am 4.9.2004

    KLasse Arbeit.

    Sehr gute Arbeit!!!

Blick ins Buch
Titel: Der Neue Terrorismus, Ursachen und Legitimation



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