Das Wichtigste vorweg:
- Ohne Konflikte keine Spannung – sie sind der Motor jeder Handlung.
- Figuren wachsen, wenn sie Entscheidungen treffen müssen, die wehtun.
- Wut, Zweifel und Gegensätze machen Charaktere glaubwürdig und lebendig.
- Ein gutes Dilemma verändert die Figur – und berührt die Leser:innen.
- Jede Szene braucht mindestens einen Konflikt, der sich steigert.
Konflikte sind unverzichtbar! Denn Geschichten ohne Konflikt sind wie Landschaften ohne Berge – flach, langweilig, ohne Tiefe. Konflikte sind der Motor, der Figuren antreibt: Sie zwingen zu Entscheidungen, zu Reaktionen – und damit zur Entwicklung. Leser:innen lieben Geschichten, in denen Figuren kämpfen, scheitern, sich verändern.
Doch viele Autor:innen, insbesondere Frauen, scheuen intensive Konflikte. Die Angst, eine Hauptfigur unsympathisch wirken zu lassen, lähmt oft die Szene. Aber starke Gegensätze machen Figuren nicht unsympathisch – sie machen sie echt. Intensive Konflikte verleihen Authentizität und lassen Stärken, Schwächen und Werte sichtbar werden. Wie die Selfpublisher-Bibel betont, verliert eine Geschichte ohne klaren Konflikt schnell an Zugkraft – Konflikte sind das, was Leser:innen emotional bindet.
Konflikte schaffen Tiefe – und Menschlichkeit
Ein zu sanfter Konflikt bleibt bedeutungslos, und zu wenig Widerstand lässt Figuren eindimensional wirken. Nur wenn sie in echte Spannungen geworfen werden, lässt sich ihre Entwicklung nachvollziehen. Fehler, Rückschläge und Scheitern gehören dazu – wer nur gewinnt, bleibt statisch. Ein Konflikt ist nicht zwingend laut oder episch, aber immer existenziell. Jede Szene sollte mindestens einen Konflikt enthalten – selbst wenn er nur leise unter der Oberfläche brodelt. Lass den Konflikt sich steigern, statt ihn zu schnell aufzulösen. Richtige Spannung entsteht, wenn Figuren Entscheidungen hinauszögern, stolpern, scheitern und dadurch wachsen. Lässt du Konflikte zu schnell verpuffen, geht Spannung verloren. In einer Szene erreicht ein innerer Widerspruch oder ein unausgesprochener Widerstand oft mehr als große Worte!
Die fünf Konflikttypen
Damit deine Geschichte lebendig und vielschichtig bleibt, hier fünf Konfliktformen, welche du variiert einsetzen kannst:
- Innerer Konflikt – Der Kampf im Inneren: Werte, Zweifel, Emotionen. Er ist oft schwieriger aufzubauen, weil er ohne äußere Gegner auskommen muss – doch gerade die Spannung zwischen Selbst und Wunsch macht ihn kraftvoll.
Beispiel: Eine Figur will Gerechtigkeit, aber fürchtet den Preis, den sie dafür zahlt. - Zwischenmenschlicher Konflikt – Konfrontationen zwischen Figuren: Streit, Missverständnis, Machtkampf. Ein Verrat kann aus mehreren kleinen Konflikten bestehen: Planung, Entscheidung, Enthüllung – jede Stufe verstärkt die Spannung.
- Gesellschaftlicher Konflikt – Werte, Normen, Erwartungen der Gemeinschaft widersprechen dem individuellen Ziel.
- Naturkonflikt – Umwelteinflüsse, äußere Kräfte, Bedingungen, die gegen die Figuren wirken.
- Übernatürlicher Konflikt – Schicksal, Magie, höhere Mächte, ungreifbare Kräfte.
Manchmal greifen mehrere Konflikttypen ineinander – ein innerer Konflikt wirkt parallel zu äußeren Hindernissen. Außerdem sind (moralische) Dilemmata besonders kraftvoll – jede Entscheidung ist schmerzhaft und kostet etwas.
Dilemmata: Entscheidungen mit Preis
Ein Dilemma ist mehr als ein Konflikt – es zwingt deine Figur, zwischen zwei Übeln zu wählen. Es gibt drei Bedingungen für ein starkes Dilemma:
- Es gibt keine perfekte Wahl – Jede Entscheidung ist mit Verlust, Schuld oder Risiko verbunden.
- Die Entscheidung verändert die Figur, offenbart ihre Werte oder Ängste.
- Das Dilemma ist emotional aufgeladen – es geht um abstrakte Entscheidungen, Beziehungen, Moral oder Identität.
Beispiel: Eine Figur muss entscheiden, ob sie die Wahrheit sagt und einen Freund verliert – oder schweigt und sich selbst verrät. Diese Entscheidung zeigt nicht nur Handlung, sondern wer dieser Mensch ist. Dilemmata sind eines der besten Werkzeuge, um Spannung zu erzeugen und Figuren an ihre Grenzen zu bringen.
Wut ist gut! – Die Kraft verdrängter Emotion
Wut ist eine unterschätzte Ressource in Geschichten – insbesondere für weibliche Figuren wird sie oft gemieden oder versteckt. Doch Wut ist erzählerisches Gold:
- Sie ist ehrlich, roh und lässt Charaktere besonders verletzlich erscheinen.
- Wut kann ein Motivator sein – sie treibt Handlung und Veränderung an.
- Wenn sie nachvollziehbar eingesetzt wird, wirkt Wut nicht unsympathisch, sondern menschlich und glaubwürdig.
Lass deine Figuren explodieren – gerade dann, wenn sie bisher ruhig blieben! Das wirkt kathartisch und zeigt innere Zerrissenheit.
Praktische Übungen
Übung 1: Das riskante Nein
Nimm eine Szene, in der deine Figur normalerweise „Ja“ sagen würde. Zwing sie diesmal, „Nein“ zu sagen – und zwar aus einem guten, überzeugenden Grund. Wichtig dabei: Die Entscheidung muss etwas kosten.
Übung 2: Schreib dich wütend
Stell dir eine Situation vor, in der deine Figur bisher zurückgehalten hat. Lass sie diesmal ausrasten. Spüre, was in ihr brennt – und bring es in die Szene hinein.
Fazit
Konflikt ist mehr als Handlung: Er ist Herz und Seele deiner Geschichte. Wenn du mutig bist, Figuren echte Gegensätze erleben lässt und sie durch schwierige Entscheidungen schickst, erzählst du nicht nur eine Story – du lässt sie fühlen. Denn keine perfekte Figur bleibt im Gedächtnis. Aber die, die kämpft, verzweifelt, stirbt oder wächst – die bleibt.
Mit unserer Checkliste helfen wir dir, Konflikte gezielt in deine Geschichte einzubauen und zu überprüfen, ob sie Spannung, Tiefe und Entwicklung erzeugen: Checkliste: Konflikte schreiben
Quellen:
- Workshop mit Lektorin Anke Kott, Bookerfly Autorencamp 2025
- Understanding Conflict in Fiction: A Guide for Writers – Kenneth W. Myers
- Konflikte: Der Treibstoff für deine Geschichte – Selfpublisher-Verband
- Schreib-Tipp: Eines der stärksten dramatischen Instrumente – Verrat
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